Veröffentlicht am 03.04.2023

Grandios, authentisch, fesselnd und sehr beklemmend!

chuckipop

"Dinge, die wir brennen sahen" ist das Debüt der australischen Schriftstellerin Hayley Scrivenor, das in Deutschland als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag beim Eichborn Verlag erschienen ist und 368 Seiten Lesevergnügen bietet.

Durton, eine autralische Kleinstadt, mitten in der größten Hitze kurz vor der Adventszeit : Esther ist verschwunden. Das 12-jährige Mädchen ging wie immer mit ihrer besten Freundin Ronnie von der Schule nach Hause, in der Nähe der Kirche trennten sich ihre Wege und seitdem hat niemand mehr Esther gesehen.
Eine fieberhafte, groß angelegte Suche beginnt, außerdem werden die Ermittler Sarah und Smitty, die auf derlei Situationen spezialisiert sind, geschickt.
In Durton (auch Dirt Town genannt) wird durch Esthers Verschwinden eine Lawine ungeahnten Ausmaßes losgetreten, und es gibt unzählige Verdächtigungen, es werden diverse Mißstände aufgedeckt, häusliche Spannungen dringen nach außen und über allem lastet die drückende Hitze...

Was für ein grandioses Buch!
Ich weiß nicht genau, wie Hayley Scrivenor das schafft, aber sie haut einem die Ereignisse, besonders die schlimmen, dermaßen aus dem Nichts hinterrücks um die Ohren, dass es mir beim Lesen ständig den Atem nahm!

Mir gefällt der Schreibstil wahnsinnig gut, er ist voller Empathie und Einfühlungsvermögen. Durch die unterschiedlichen, stetig wechselnden Perspektiven erfährt man wahnsinnig viel Zwischenmenschliches und intime Details und einiges davon wird von mehreren Seiten beleuchtet, das ist ungemein spannend, finde ich. Zumal es sich um die Sichtweisen von Kindern und von Erwachsenen handelt, dazwischen liegen ja häufig Sphären...

Die Gefühls- und Gedankenwelten der einzelnen Personen sind sehr authentisch, alles ist perfekt nachvollziehbar und auch die Sichtweisen der Kinder sind altersmäßig abgestimmt und überzeugend.

Ob Esthers Mum, ihre beste Freundin Ronnie oder ihr Freund Lewis - mit allen habe ich wirklich mitgelitten die Entwicklung der Situation hat mich schockiert und bewegt.
Die mitwirkenden männlichen Charaktere sind vielfach jene, auf die man Wut, Hass und ein ständiges Ekelgefühl verspürt und die ich am liebsten während des Lesens permanent angebrüllt hätte.

In diesem Roman werden sexueller Missbrauch, häusliche Gewalt, Angst, Schmerz und Trauer thematisiert und doch ist die Story nicht nur spannend und absolut mitreißend, sondern nach und nach kommen immer mehr Dinge heraus, die überraschen und die man so nie vermutet hätte.

So hat der Plot fast schon thrillerartige Züge und dabei eine ungemeine Tiefe - eine großartige Kombination.

Einzig der deutsche Titel erschließt sich auch nach der Lektüre nicht so ganz, der Originaltitel "Dirt Town" passt meiner Meinung nach sehr viel besser zum Buch!

Definitiv ein grandioses Debüt und ein Jahreshighlight - dieses Buch lässt mich begeistert zurück und ich kann es nur mit Superlativen en masse belegen - hoffentlich gibt es bald mehr von Hayley Scrivenor zu lesen!!

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