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Veröffentlicht am 04.02.2018

Hochgradig wundervolles Buch!

Hochgradig unlogisches Verhalten
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Buchinfo
Solomon muss nie aus dem Haus. Er hat zu essen. Er kann von seinem Fenster die Berge sehen, und seine Schulaufgaben macht er online, mit ungekämmten Haaren und im Schlafanzug. Ernsthafte Probleme ...

Buchinfo
Solomon muss nie aus dem Haus. Er hat zu essen. Er kann von seinem Fenster die Berge sehen, und seine Schulaufgaben macht er online, mit ungekämmten Haaren und im Schlafanzug. Ernsthafte Probleme hat er eigentlich nicht. Und er hat auch keine schwere Krankheit. Er ist bloß ein neurotisches Vorstadtkind, das da draußen Panikattacken erleidet. Als seine ehemalige Mitschülerin Lisa für einen Psychologie-Aufsatz ein Studienobjekt benötigt, drängelt sie sich in sein Leben. Gemeinsam mit ihrem Freund Clark werden sie zu einem eingeschworenen Trio. Solomon lernt, was Freundschaft ist, und stellt fest, die Welt ist voller guter Gründe, sich aus dem Versteck zu wagen. (Quelle: Verlag)

Anfang
Solomon musste sowieso nie aus dem Haus gehen. Er hatte zu essen. Er hatte zu trinken. Er konnte von seinem Fenster die Berge sehen, und seine Eltern waren immer so beschäftigt, dass er das Haus fast ganz für sich allein hatte.

Meine Meinung
Solomon Reed hat an seinem sechzehnten Geburtstag seit genau drei Jahren, zwei Monaten und einem Tag das Haus nicht mehr verlassen. Er ist nicht bis zum Briefkasten und hat auch keinen Fuß mehr in den Garten gesetzt. Seine komplette Welt ist seit über drei Jahren das Haus und die Garage, die er im Star Trek-Stil mit schwarzer Farbe und gelbem Klebeband in ein Holodeck verwandelt hat. Und im Gegensatz zu seinen Eltern und seiner Großmutter hat Solomon auch absolut kein Problem damit. Angefangen hat dies mit Panikattacken, die ihn begleiten, seit er elf Jahre alt ist. Gegipfelt ist alles in eine Aktion, die in der ganzen Stadt noch immer in den Köpfen der Bewohner verankert ist. Solomon zog sich während einer Attacke mitten in der Schule aus und legte sich in einen Brunnen, da das Wasser ihn beruhigte. Seit diesem Tag hat ihn niemand mehr gesehen.

Lisa Praytor war damals dabei und hat Solomon im Brunnen liegen sehen. Sie möchte Psychologie studieren und soll für die Aufnahme an ein College einen Aufsatz schreiben, der ihre Erfahrungen mit psychisch Erkrankten beinhaltet. Während sie allen erzählt, dass sie über ihren Cousin schreiben will, der sich in einer Klinik befindet, schmiedet sie den heimlichen Plan Kontakt zu Solomon Reed aufzunehmen, sich mit ihm anzufreunden und dann über ihn zu schreiben.

Doch kann es gut gehen, wenn man einen Menschen zu seinem eigenen Vorteil nutzt?

Sie musste Solomon finden, einen Draht zu ihm bekommen und ihn wieder gesund machen. Dann würde sie alles in ihrem College-Aufsatz verarbeiten und wäre auf dem besten Weg, bald zu den größten Psychologen des 21.Jahrhunderts zu zählen. (Seite 26)

Ich habe etwas gegen "Rezensionen", die lediglich eine Inhaltsangabe sind und den Leser komplett spoilern. Wer diese Niederschriften liest, kann sich das Buch dann auch sparen und die Vorfreude und Spannung sind dahin. Solch eine "Rezension" habe ich gelesen - glücklicherweise erst, nachdem ich das Buch gelesen habe. Das ist auch ein Grund, warum ich Rezensionen für gewöhnlich erst lese, wenn ich ein Buch beendet habe. Viele verraten einfach viel zu viel und kennzeichnen die Spoiler nicht, so dass man gar keine Chance hat sie zu umgehen.

Genau aus diesem Grund, möchte ich persönlich auch nicht weiter auf die Geschichte eingehen, sondern mich nur noch darauf konzentrieren wie mir das Buch gefallen hat.

"Aber warum ausgerechnet mich? Ich meine, warum will sie mit mir befreundet sein?"
"Sieh dich an. Wenn ich nicht schon mit einem Bein im Grab stehen würde, wäre ich aber so was von mit dir befreundet."
"Du bist doch mit mir befreundet, Grandma."
"Ja da kannst du mal sehen." (Seite 45)

Könnte ich mir vorstellen drei Jahre das Haus nicht zu verlassen? Nein, eigentlich nicht. Ich bin zwar mehr so der "Drinni" und muss nicht ständig draußen rumturnen, gehöre auch zu den Menschen, die lieber online shoppen als stundenlang durch die Läden zu hechten, aber die wärmende Sonne auf dem Gesicht nicht spüren zu können, nicht das Knacken des Schnees zu hören, wenn man drüber läuft oder auch kein Herbstwind mehr, der das Haar zerzaust - ich würde das ziemlich vermissen.
Generell ist es vermutlich auch gar nicht zu verstehen, wie jemand über Jahre zu Hause bleiben kann, wenn man selbst nicht betroffen ist. Wenn ich drin bleibe und das Haus nicht verlasse, dann passiert das, weil ich mich aktiv dafür entscheide. Aber Menschen wie Solomon haben diese Möglichkeit nicht. Sie werden von ihrem eigenen Geist dazu verdammt dies zu tun - ob sie wollen oder nicht.

Whaley beschreibt Solomons Leben mit Witz, Leichtigkeit und Humor, was ich so nicht erwartet hätte. Ich hatte mich darauf eingestellt die Geschichte über jemanden zu lesen, der absolut introvertiert und psychisch labil in seinem dunklen Zimmer sitzt und niemanden an sich heranlässt. Doch so ist Sol nicht. Er ist ziemlich witzig, stellenweise recht zynisch und sarkastisch, erstaunlich offen und ein wirklich guter Freund, wenn man ihm die Chance dazu gibt.

"Du bist ziemlich anders, als ich erwartet hätte, Solomon Reed."
"Ich hoffe, das ist positiv gemeint."
"Absolut." (Seite 61)

Mir persönlich hat das Buch wahnsinnig gut gefallen und ich kann mir vorstellen, dass diese Geschichte eine sehr gute Möglichkeit ist, um junge Menschen an Themen wie Angststörungen und Panikattacken heranzuführen.
Sicherlich ist die Geschichte um Solomon ein wenig "geschönt" und auch der Krankheitsverlauf im Normalfall ein etwas anderer, aber hierbei handelt es sich um einen guten Einstieg in die Materie.

Fazit
John Corey Whaley nimmt den (jungen) Leser mit auf die Reise von Solomon, Lisa und Clark und führt durch alle Emotionen, die das Alter Heranwachsender zu bieten hat. Gewürtzt mit einer Prise Warmherzigkeit, Einfühlungsvermögen und einer witzigen Großmutter, wird diese Geschichte zu etwas ganz Besonderem und hebt sich ganz klar von anderen Jugendbüchern ab.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung, die sich nicht nur an die junge Leserschaft richtet!

Veröffentlicht am 04.01.2018

Ein wunderbar-schreckliches Buch!

Unsere verlorenen Herzen
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Buchinfo
Kann es mehr als eine große Liebe geben?

Der 17-jährige Henry war noch nie verliebt. Kein Herzklopfen, keine Schlaflosigkeit, keine großen Gefühle. Bis seine neue Mitschülerin Grace vor ihm steht: ...

Buchinfo
Kann es mehr als eine große Liebe geben?

Der 17-jährige Henry war noch nie verliebt. Kein Herzklopfen, keine Schlaflosigkeit, keine großen Gefühle. Bis seine neue Mitschülerin Grace vor ihm steht: in schlabbrige Jungsklamotten gehüllt, mit einem kaputten Bein und einer kaputten Seele. Ihre Zerbrechlichkeit macht sie in Henrys Augen nur noch schöner. Aber Grace lässt Henry kaum an sich heran – bis sie ihn eines Tages völlig unvermittelt küsst. Henry wagt es, zu hoffen. Doch irgendein ungreifbares Geheimnis scheint zwischen ihnen zu stehen... (Quelle: Verlag)

Anfang
Ich habe mir den Moment, in dem man zum ersten Mal seine große Liebe trifft, immer wie eine Filmszene vorgestellt. Vielleicht nicht ganz wie im Film, mit Slow Motion, im Wind wehenden Haaren, anschwellenden Instrumentalklängen und so weiter. Aber zumindest würde er irgendwie besonders sein.

Meine Meinung
Eines Tages kam dieses Buch bei mir an. Ich fragte nicht danach, sondern der Verlag sendete es mir einfach so zu. Ich war eine "Auserwählte", wie ich bei Instagram herausfand, die diese Überraschung erhielt. Ins Auge gesprungen war mir das Buch bereits, aber ich hätte es mir wohl nicht besorgt. Zu viel "Angst" hatte ich, eine von diesen typischen Highschool-Teenager-first love-but 4 ever and ever-Geschichten zu bekommen. Als es mir dann zugeschickt wurde, las ich es. Einem geschenkten Gaul...und so weiter ^^ Was soll ich sagen...ich bin wahnsinnig froh, dass ich es gelesen habe!

Der Leser begleitet Henry durch sein Abschlussjahr und seine erste Liebe, die eines Tages, eingehüllt und müffelnd in Jungsklamotten, angehumpelt kommt. Grace Town. Sie spricht nicht, sie lächelt nicht und bricht durch ihr Äußeres auch keine Männerherzen, doch Henry verliebt sich schlagartig und Hals über Kopf in sie.
In einer Rezension wurde genau das angekreidet. Sinngemäß lautete die Kernaussage dabei, dass sich ein Teenager nicht in einen hässlichen Menschen verlieben würde. Ich kann bei solch einer Äußerung wirklich nur mit dem Kopf schütteln. Es gibt da diesen alten (aber wahren) Spruch "Schönheit liegt im Auge des Betrachters". Auch wenn dieser Satz langsam durchgenudelt ist, lässt es sich einfach nicht von der Hand weisen. Was der eine fürchterlich findet, ist für einen anderen genau das, wonach er sucht.
Manchmal sind es auch die kleinen Dinge, die einen Menschen besonders und dadurch automatisch "schön" machen. Das kann eine Zahnlücke sein, ein Grübchen, ein ganz bestimmter Blick. Oder aber auch das ständig zerzauste Haar, welches so eine Wildheit ausstrahlt, oder ein Grunzer beim Lachen, der einem ein Lächeln auf das Gesicht zaubert. Wir müssen nicht alle wie Supermodels aussehen um schön zu sein! Das ist meine Meinung dazu.
Und auch wenn Henrys Beschreibungen wirklich erst nicht darauf schließen lassen, dass er sich in sie verlieben könnte, tut er es eben doch. Warum? Weil er in dem Moment etwas in oder an ihr sieht, was ausreicht um sein Herz zu berühren. Da geht es Teenagern wie Erwachsenen...wenn es passiert, dann passiert es eben.

Am Fußballfeld angelangt, wurde sie schneller, wodurch ihr Hinken noch stärker zutage trat als sonst und ihre Bewegungen leicht abgehackt wirkten. Ihr Gang ließ sich nur als Mad-Eye-Moody-esk beschreiben. (Seite 49, f.)

Doch der Leser begleitet natürlich nicht nur Henry und Grace, sondern auch seinen Freundes- und Bekanntenkreis. Allen voran Lola, beste Freundin/Ex-Freundin/Lesbe, und Murray, die beide ständig in Henrys Zimmer rumhängen und ihm damit so manches Mal gehörig auf die Nerven gehen. Aber Henry weiß, was er an ihnen hat und erträgt sie deswegen auch dann, wenn er lieber alleine wäre.

Murray finde ich irgendwie etwas merkwürdig. Er wäre der Typ, über dessen Äußerungen ich ständig nur mit den Augen rollen würde, wenn er sich in meinem Bekanntenkreis aufhalten würde. Allerdings immer mit einem Lächeln auf den Lippen, weil er einem manchmal fast ein bisschen leid tun kann. Lola allerdings gefällt mir wahnsinnig gut. Große Klappe, aber auch ein mindestens so großes Herz. Das sind Freunde, wie Henry sie braucht - und glücklicherweise ja auch hat.

"Wo wir gerade davon reden, ich muss dir noch was erzählen. Madison Carlson hat mich kürzlich allen Ernstes gefragt, wie mies du küsst, wenn einem Mädchen danach für alle Zeiten die Lust auf Männer vergeht."
"Ich hoffe, du hast ihr höflich erklärt, dass sexuelle Orientierung vorbestimmt ist und dass du bereits eine Lesbe warst, als du mich geküsst hast."
"Oh nein, ich habe ihr anvertraut, dass du einen schiefen Penis hast und dass ich, nachdem ich ihn gesehen hatte, niemals wieder einen sehen wollte." (Seite 47, f.)

In eben angesprochener Rezension befanden sich noch ein paar "Klopper". Zum Beispiel wird sich beschwert, dass dieses Buch zu düster für einen Jugendroman sei. Diese Aussage kann ich absolut nicht nachvollziehen. Ja, dieses Buch hat seine düsteren Stellen und ist kein rosaroter-Zuckerwatte-wir sind alle happy-08/15-Teenie-Liebesroman - das geht aber von der Thematik her auch gar nicht. Auch wenn Henry ein ziemlich ruhiges Leben führt, in dem er nicht viel Schlimmes erleben musste, gilt das nicht für Grace. Sie trägt ein Päckchen mit sich rum, das manch ein Erwachsener nicht verkraften könnte. Dass eine 17-jährige dann fast daran zerbricht, leuchtet mir absolut ein.

Genau diese Vergangenheit ist es, die Grace so wankelmütig erscheinen lässt. Mal lässt sie Henry ganz nah an sich heran und im nächsten Moment stößt sie ihn von sich und ignoriert ihn. Das hat nichts damit zu tun, dass Grace ein bösartiges Mädchen ist, die ihn absichtlich verletzt oder ausnutzt. Man kann nicht abstreiten, dass sie ihm mehr schadet als nutzt, aber das alles macht sie nicht vorsätzlich. Es ist ihre Art mit ihrem eigenen Leben klar zu kommen, worunter Henry dann leider leiden muss.

All diese Dinge sind düster und traurig, aber sie sind real. Sie passieren so jeden Tag überall auf der Welt und lassen kein Alter aus. Viele Jugendliche haben Dinge erlebt, die ihre Psyche kaputt gemacht, oder ihr Weltbild zum Einsturz gebracht haben. Warum sollen ihre Geschichten nicht auch beschrieben werden? Warum sollte ein Jugendlicher nicht auch mit solchen Themen konfrontiert werden? Laut der Deutschen Depressionshilfe leiden 3-10% der 12 bis 17-jährigen an Depressionen (Quelle) - diese Krankheit ist allgegenwärtig und es wird Zeit, dass Betroffene jeden Alters wahrgenommen werden und sich trauen offen damit umzugehen.

Meiner Meinung nach ist Krystal Sutherland genau das ganz hervorragend gelungen. Sie zeigt auf was ein möglicher Auslöser sein kann und wie es sich für jemanden anfühlt, solch einen Menschen zu lieben, aber nicht verstehen zu können.

Fazit
Ich würde es jedem empfehlen, der mal eine etwas andere Liebesgeschichte lesen möchte. Es zieht den Leser in seinen Bann, geht tief unter die Haut, regt zum Nachdenken an und bleibt noch lange im Gedächtnis.

Ein ganz wundervolles Buch, das sowohl Liebesroman als auch Selbstfindungstrip ist und Selbstzerstörung sowie -erhaltung beinhaltet. Meiner Meinung nach eignet es sich gut um Jugendliche an die Themen Trauma und Depression heranzuführen. Möglicherweise kann man es als Eltern mit seinen Kindern zusammen lesen und danach darüber sprechen.

Veröffentlicht am 03.01.2018

Wahnsinnig spannend!

Die Schule der Nacht
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»Du kannst dich nicht für immer vor der Wahrheit verstecken. Bitte komm zurück, und bring alles zu einem guten Ende.« Diese Nachricht erhält die Amerikanerin Cassandra Blackwell in einem mysteriösen ...

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»Du kannst dich nicht für immer vor der Wahrheit verstecken. Bitte komm zurück, und bring alles zu einem guten Ende.« Diese Nachricht erhält die Amerikanerin Cassandra Blackwell in einem mysteriösen Päckchen, zusammen mit einem alten Foto ihrer verstorbenen Mutter, gekleidet in die schwarze Robe der Oxford Universität. Kurzerhand beschließt sie, nach England zu reisen, um mehr über die geheimnisvolle Vergangenheit ihrer Mutter zu erfahren. Dort entdeckt Cassie eine Welt voller Traditionen und Privilegien und merkt schnell, dass hier eine dunkle Macht am Werk ist – verbunden mit einer geheimen Gesellschaft, die sich Die Schule der Nacht nennt… (Quelle: Verlag)

Anfang
Sie rannte.
Durch die Tunnel, barfuß über den Steinboden. An den Hauptwegen leuchteten blakende Fackeln, darum tauchte sie tiefer ins Labyrinth ab, stolperte verborgene Treppen hinunter und die dunklen, verschlungenen Gänge entlang, bis stickiger Modergeruch in der Luft lag und die Türen protestierend aufstöhnten, wenn sie sie aufstemmte. Und immer noch rannte sie weiter.

Meine Meinung
Dank einer Challenge, an der ich Teilnehme, habe ich dieses Buch jetzt zu dieser Zeit gelesen. Dort ist nämlich die Aufgabe für das Monatsbuch das schönste Cover von meinem SuB gewesen. Da ich natürlich den Rezensionsexemplaren den Vortritt gebe (und dieses Buch schon gefühlt ewig hier im Regal stand) entschied ich mich kurzerhand für diese Geschichte. Das Cover ist aber auch toll
Hätte ich gewusst, dass mir der Inhalt so gut gefällt, hätte ich das Buch schon viel früher in die Hand genommen!

Der Leser begleitet Cassie. Eine junge Austauschstudentin aus den USA, die für ihr Studium nach England - genauer: Oxford - kommt. Doch dies ist nicht ihrem Wissensdurst und dem Ansehen der Universität geschuldet, sondern einer Suche. Einer Suche nach dem Leben ihrer Mutter, ihrem eigenen Ich und ihrem Vater, den sie nie kennengelernt hat. Doch wer Staub aufwirbelt rückt auch immer in den Fokus von Menschen, die es gerne schön sauber haben. So bringt Cassie nicht nur sich selbst in Gefahr...

Normalerweise lese ich im Vorfeld eigentlich keine Rezensionen. Das kommt wirklich nur ganz selten mal vor. Ich weiß gar nicht, warum ich es hier gemacht habe - ich hätte es lassen sollen. Mit einer Rezension habe ich mich indirekt selbst gespoilert. Dort wurde die Geschichte mit einer bestimmten Fernsehserie verglichen. Auch wenn weder die Serie, noch das Buch in einem Zusammenhang stehen, hat man das dann doch im Kopf und es nimmt einem beim Lesen an einer Stelle so ein bisschen die Spannung. Das ist nicht dramatisch, war aber doch schade.
Neben diesem Vergleich gab es noch andere Meinungen, die ich nicht teilen kann. Es sei ein langweiliges Buch, unspannend, vorhersehbar und hätte einige Längen im Mittelteil. Ich habe eine völlig andere Meinung.

"Über Sir Walter Raleigh und seine Gefährten wurde damals viel spekuliert. Selbst Shakespeare bezeichnete die Gruppe ironisch als Die Schule der Nacht, eine Anspielung auf die dunklen Roben, die sie angeblich bei ihren Treffen trugen." (Seite 19)

Mir hat dieses Buch außerordentlich gut gefallen! Die Ideen fand ich gut und das Potenzial wurde eindeutig genutzt. Damit und mit dem tollen Schribstil wurde immer wieder Spannung aufgebaut. Gepaart mit etwas ruhigeren Momenten, in denen der Leser einiges über die Spielregeln an solch einer Uni erfahren hat, wurde eine runde Geschichte daraus.

Es ist mir unverständlich, wieso jemand dieses Buch als öde und langweilig bezeichnen kann. Ich habe mich mehr als unterhalten gefühlt und auf jeder Seite mit Cassie mitgefiebert. Auch ich wollte wissen, was es mit Die Schule der Nacht auf sich hat, warum ihre Mutter damals geflohen ist und ob der heiße Doktorand nicht vielleicht doch ein paar Leichen im Keller liegen hat.

"Ich ziehe mir nur noch schnell was an, dann können wir los."
"Meinetwegen brauchst du dir nichts anzuziehen." Es war eine Männerstimme, und Heiterkeit sprach aus ihr. Cassie erstarrte, zwei Schritte jenseits der Badezimmertür, und blickte unversehens in zwei stechende dunkle Augen.
Das war er. (Seite 111)

Auch die Protagonistin Cassie hat mir gefallen. Endlich mal eine weibliche Hauptfigur, die nicht von einem Kerl gerettet werden muss. Natürlich braucht sie dann und wann mal Hilfe - ohne Elliot oder Charlie wäre sie nie soweit gekommen, oder hätte bestimmte Dinge nicht erfahren - aber sie muss nicht "gerettet" werden. Dies ist leider allzu oft der Fall. Da ist dann die berühmte Jungfrau in Nöten, die vom Held in strahlender Rüstung gerettet wird. Hier nicht. Cassie ist eine junge starke Frau, die in der Vergangenheit viel ertragen musste und deswegen nun ganz genau weiß was sie will und was nicht. Die Buchwelt braucht mehr solch weibliche Hauptcharaktere!

Fazit
Ein wunderbar spannendes, mysteriöses und minimal gruseliges Buch, dass mit gut durchdachten Spannungsbögen und einem tollen Schreibstil aufwarten kann.
Die Handlung ist zu jeder Zeit schlüssig und verständlich. Auch wenn manch ein Charakter etwas blass bleibt, konnte ich mich sofort mit der Protagonistin "anfreunden", mit ihr durch die Geschichte ziehen und mitfiebern. Ich hatte das Buch in drei Tagen verschlungen. Hätte ich die Zeit gehabt, hätte ich es in einem Rutsch durchgelesen - ohne zu merken wie die Zeit vergeht.

Veröffentlicht am 15.12.2017

Ein Buch, das die Nation spaltet. Die einen mögen es, die anderen hassen es.

Vermählung
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Buchinfo
Mrs. Bennets Leben dreht sich nur um das Eine: Wie kann sie es bloß schaffen, dass ihre Töchter endlich den Richtigen finden? Zumindest für Jane, die Älteste, gibt es Hoffnung: Chip Bingley, der ...

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Mrs. Bennets Leben dreht sich nur um das Eine: Wie kann sie es bloß schaffen, dass ihre Töchter endlich den Richtigen finden? Zumindest für Jane, die Älteste, gibt es Hoffnung: Chip Bingley, der attraktive Arzt, der noch vor Kurzem als Bachelor in der Fernsehshow „Vermählung“ vergeblich nach der großen Liebe suchte, zieht in die Kleinstadt. Und gleich beim ersten Zusammentreffen knistert es zwischen Chip und Jane. Doch was ist mit Liz Bennet? Chips Freund, der ungehobelte Neurochirurg Fitzwilliam Darcy ist definitiv keine Option! Dennoch scheinen die beiden nicht voneinander lassen zu können … (Quelle: Verlag)

Anfang
Lange vor seiner Ankunft war in Cincinnati allgemein bekannt, dass Chip Bingley auf der Suche nach einer Ehefrau war.

Meine Meinung
Bevor ich anfange euch meine Meinung mitzuteilen, muss ich sagen, dass ich das Original von Jane Austen ("Stolz und Vorurteil") nie gelesen habe. Ich kenne nur die Verfilmung von 2005 mit u.a. Keira Knightley und Donald Sutherland. Ich habe auch "Im Hause Longbourn" von Jo Baker gelesen, in dem es sich um die Bediensteten der Bennets dreht. Allerdings ist das eine ganz eigene Geschichte.
Meine Rezension bezieht sich also lediglich auf Vergleiche mit dem Film und meine Meinung über "Vermählung".

Die Geschichte um die Bennets ist mittlerweile fast jedem bekannt. Vater und Mutter haben einen Stall voll Töchter, die sich mehr oder weniger abgenabelt haben (die eine Tochter mehr, die andere weniger), wie Kraut und Rüben selbstbestimmt aufwachsen und sich nach eigener Facon entfalten können. Während sich Mr. Bennet um das Familienvermögen kümmert und ewig so weiter machen könnte, gibt es für Mrs. Bennet keine höhere Priorität als die Kinderlein unter die Haube zu bekommen. Und während fast alle Bennet-Mädchen damit leben können, gibt es eine, die damit nicht einverstanden ist. Elizabeth Bennet. Die Älteste der Kinderschar.

Soweit so gut. Doch was hat es nun mit "Vermählung" auf sich?
Curtis Sittenfeld nahm sich dieser Geschichte von 1813 an und katapultierte sie in unsere Zeit. Noch eine kleine Prise Kaufsucht bei Mama Bennet dazu und den ein oder anderen Liebhaber für die Bennet-Töchter und fertig ist ein fast 600 Seiten dicker Roman, der mich kontinuierlich gut unterhalten hat. Auch in der Neuauflage sind alle Probleme aus dem Original vertreten. Aber eben ein bisschen moderner.

"Es gibt reichlich Männer, die keine Kinder wollen." Mr. Bennet trank einen Schluck Kaffee. "Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich welche will." (Seite 10)

So sucht Chip Bingley nicht auf Bällen nach seiner Traumfrau, sondern geht ins Fernsehen. Im Reality-TV rennen ihm als Bachelor 25 Frauen hinterher und es ist doch nicht die Richtige dabei. Im eigentlichen Leben ist er, ebenso wie sein Freund Darcy, Mediziner. Natürlich wäre er in den Augen von Mutter Bennet DIE Partie für eine ihrer Töchter. Aber in der modernen Welt tauchen Probleme auf, die es damals in der Form nicht gab. Und auch wenn man eigentlich weiß wie die Geschichte ausgeht, ist es beim Lesen doch immer wieder unklar, ob sich die Autorin daran gehalten, oder ihr ganz eigenes Ende geschrieben hat.

Die Charakterzüge wurden allerdings sehr gut übernommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Darcy und Liz von Beginn an unsympathisch sind und daran auch eigentlich nichts ändern wollen. In anderen Rezensionen habe ich gelesen, dass sich über die überspitzte Darstellung von Mrs. Bennet beschwert wurde. Ich muss sagen, dass ich sie sehr gut fand. Auch hier ist sie eine Frau, die nicht nur aus purer Mutterliebe gute Partien für ihre Kinder will und an einer Stelle sogar eine ihrer Töchter ablehnt. Auch badet sie in Selbstmitleid, obwohl ihr persönlich nichts Schlimmes wiederfahren ist. Zumindest im Film wird das so ja auch sehr gut gezeigt.

"Ich glaube nicht, dass sich eine von euch vorstellen kann, was für ein Albtraum es für einen Mann ist, allein unter so vielen Frauen zu sein", sagte Mr. Bennet. "Ich weine auch oft, und ihr seid bloß sechs." (Seite 12)

Ganz wunderbar lustig und sympathisch fand ich Mr. Bennet. Das ging mir im Film schon so. Diese stoische Gelassenheit, die man bei so einem "Weiber-Haufen" auch haben muss, gepaart mit gut platziertem Humor. Stellenweise musste ich bei seinen Aussagen wirklich lachen. Doch auch die Dialoge zwischen Darcy und Liz waren lohnenswert.

"Fred!", sagte der Pfleger, obwohl die beiden sich noch nie begegnet waren. "Wie geht es uns heute?"
Mr. Bennet las das Namensschild am Kittel des Pflegers und antwortete übertrieben munter: "Bernard! Wir betrauern den Tod der Manieren und den Aufstieg übermäßig vertrauter Konversation. Wie geht es dir?" (Seite 81)

Leider haben einige Leser dieses Buch abgebrochen und ihm gar nicht die Chance gegeben sich zu beweisen. Vielleicht haben einige Austen-Fans auch Probleme damit, dass die Geschichte und die Personen satirisch etwas aufs Korn genommen wurden. Manchmal gibt es für einen selbst eben keine bessere Version, als das Original. Mich persönlich hat die Geschichte ganz hervorragend unterhalten!

Mit Freuden erklärte Mrs. Bennet: "Sein Ururgroßvater war es, der Bingley Manufacturing gründete, die schon seit etlichen Jahren Armaturen und so was machen."
"Und mit Armaturen meint Mom Klos", sagte Lydia. "Wir alle drücken die Daumen, dass Jane zur Königin der Scheißhäuser wird." (Seite 114)

Fazit
Ein Buch, das die Nation spaltet. Die einen mögen es, die anderen hassen es.
Mir persönlich hat es wirklich sehr gut gefallen und ich würde es jedem empfehlen, der sich die Originalgeschichte mal mit einem Augenzwinkern betrachten möchte. Die Autorin hat wirklich viel Liebe in die Modernisierung eines geliebten Klassikers gesteckt und ihn mit etwas Witz und Moderne gewürzt. Auf ganzer Linie gelungen!

Veröffentlicht am 03.12.2017

Ein Buch für alle Generationen, das zu Tränen rührt

Als unsere Herzen fliegen lernten
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Buchinfo
Er versprach, sie ewig zu lieben. Doch selbst die Ewigkeit kennt manchmal ein Ende...

1943, London: In der Ruine einer zerbombten Kirche trifft der amerikanische Pilot Dan Rosinski die junge ...

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Er versprach, sie ewig zu lieben. Doch selbst die Ewigkeit kennt manchmal ein Ende...

1943, London: In der Ruine einer zerbombten Kirche trifft der amerikanische Pilot Dan Rosinski die junge Engländerin Stella Thorne. Es ist der Beginn einer unaufhaltbaren, aber unmöglichen Liebe, denn Stella ist verheiratet, und Dans Chancen, den Krieg zu überleben, sind mehr als gering. In einer Zeit, in der alles ungewiss ist, schreiben sie sich Briefe, um an dem festzuhalten, woran sie glauben: ihre Liebe. Viele Jahrzehnte später rettet sich eine junge Frau in ein leerstehendes Haus in einem Londoner Vorort. Da erreicht sie ein Brief, der sie in die Geschichte einer Liebe hineinzieht, die ein halbes Jahrhundert überlebt hat… (Quelle: Verlag)

Anfang
Am Morgen erstrahlt das Haus in voller Pracht. Er hat es eigens so entworfen, mit großen, breiten Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichen, um den Sand und das Meer und den endlos weiten Himmel hereinzulassen.

Meine Meinung
Was haben eine junge Frau aus den 40er Jahren und eine aus dem Jahre 2011 gemeinsam? Nicht viel, werdet ihr vermutlich denken und habt gar nicht so Unrecht damit. Auf den ersten Blick verbindet Stella und Jess überhaupt nichts miteinander - und doch können beide froh sein, dass es die jeweils andere gibt.

Jess flüchtet vor ihrem Exfreund und steht plötzlich mittellos auf der Straße. Sie bricht in ein unbewohntes Haus ein, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Durch Zufall findet sie einen Schuhkarton mit Briefen aus einer längst vergangenen Zeit. Es sind Liebesbriefe aus den 40er Jahren. Geschrieben von einem amerikanischen Soldaten, an eine englische Hausfrau. Eine Liebe, die mit Kriegsende ebenfalls vorbei war. Oder nicht?

Stella ist frisch verheiratet und lebt mit ihrem Ehemann in einem kleinen Pfarrhaus. Die Ehe ist sehr unglücklich und Charles scheint ein Geheimnis vor ihr zu haben. Als sie eines Abends aus dem Trott und dem Alltag während des zweiten Weltkrieges ausbricht, lernt sie den amerikanischen Soldaten Dan kennen. Es kommt wie es kommen muss, die beiden verlieben sich ineinander. Eine geheime Liebe ist zu dieser Zeit gar nicht so leicht, denn Stella kann sich nicht so ohne weiteres scheiden lassen. Und dann erreicht sie eines Tages die Nachricht, dass Dans Flieger abgeschossen wurde und sie schwanger ist...

Ich nehme es ihm übel, dass er mich wie ein kleines Kind behandelt und mir rein gar nichts zutraut. Aber vor allem nehme ich es ihm übel, dass er mich von dem Mann fernhält, mit dem ich wirklich zusammen sein will. (Seite 232)

Iona Grey hat es geschafft, zwei Geschichten in zwei Zeitzonen spielen zu lassen, die unmittelbar miteinander verbunden sind und somit zu einer werden. Dabei ist es ihr gelungen beide Protagonisten-Paare wirklich sympathisch zu beschreiben und ihnen allen Tiefe zu geben. Keine Figur wird oberflächlich abgehandelt und es gibt keine schwarz-weiß Beschreibungen. Selbst wenn man Charles für einen Unmenschen hält, tut er einem ein paar Sätze weiter schon wieder leid, weil auch er selbst durch seine ganz persönliche Hölle geht.

Die Geschichte um Stella und Dan fand ich persönlich noch etwas interessanter und emotionaler, als die um Jess und Will. Vielleicht einfach weil man schon von vornherein weiß, dass es für die beiden kein Happy End gab. Und obwohl man das weiß fiebert und hofft man als Leser mit, dass doch noch alles gut wird.

"Manchmal glaube ich, wir hatten einfach nur Pech, weil wir zur falschen Zeit geboren wurden." (Seite 600)

In diesem Buch geht es nicht nur um zwei Liebesgeschichten, sondern auch um die jeweils äußeren Umstände, die die Personen durchleben müssen. So muss Stella eine unglückliche Ehe führen, einen Haushalt zwischen Hunger und Rationierungsbuch bestreiten und sich selbst über all dem nicht vergessen. Jess steht ebenfalls vor dem Problem, dass sie Hunger leiden muss. Allerdings nicht weil die Lebensmittel knapp werden, sondern sie einfach kein Geld hat. Noch dazu ist sie krank und lebt in einem kalten Haus, das nicht ihr eigenes ist. Sie braucht also zwingend Geld und das bekommt man durch einen Job. Doch leider ist es gar nicht so einfach einen Job zu bekommen, wenn man mehr tot als lebendig und ohne ansprechende Kleidung in einem schimmeligen Bett liegt und sich kaum rühren kann.

Auch die Geschichten um Charles, Dan, Will, Stellas Freundin Nancy und generell über Stellas kleines Heimatörtchen kommen nicht zu kurz. Dabei hat man als Leser allerdings nie das Gefühl, dass es in irgendeiner Form unnötig wäre - auch wenn man natürlich lieber wissen will, wie es mit Stella und Dan beziehungsweise Will und Jess weitergeht.

Der Schreibstil ist wirklich ganz wundervoll und die Seiten fliegen nur so dahin. Einmal angefangen will man gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ich hoffe, dass noch einiges aus der Feder der Autorin seinen Weg in die Buchhandlungen finden wird. Ich perönlich würde sofort zuschlagen! Außerdem könnte ich mir eine (gute) Buchverfilmung in diesem Fall wirklich gut vorstellen. Es sind Geschichten wie diese, die wir Mädels nicht nur lesen sondern auch sehen wollen!

Fazit
Du suchst ein Geschenk für deine beste Freundin, deine Mutti, Schwiegermutti oder Oma? Dann ist dieses Buch genau richtig! Natürlich kannst du es dir damit aber auch selbst gemütlich machen.

Emotionen zwischen 'Wie wundervoll' und 'Das kann doch nicht wahr sein' geben sich die Klinke in die Hand. Der Leser lacht und leidet mit den Protagonisten. Auf jeden Fall Taschentücher bereithalten!