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Veröffentlicht am 05.01.2018

Wunderschöne Liebesgeschichte!

Wenn Funken über Wolken tanzen
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Nicolette, Nico, ist 33 Jahre alt und hat eine Scheidung hinter sich, die es in sich hat. Enttäuscht von der Liebe, lässt sie sich von ihrer besten Freundin Tina überreden an einer Galerieeröffnung teil ...

Nicolette, Nico, ist 33 Jahre alt und hat eine Scheidung hinter sich, die es in sich hat. Enttäuscht von der Liebe, lässt sie sich von ihrer besten Freundin Tina überreden an einer Galerieeröffnung teil zu nehmen. Dort läuft sie Kosta über den Weg und die Liebe schlägt ein wie der Blitz. Beim ersten Date stellt sich heraus, dass Kosta erst 19 Jahre alt ist, die beiden trennen 14 Jahre Altersunterschied. Zu viel, findet Nico und taucht ab in die Versenkung. Doch Kosta lässt nicht locker und schreibt ihr jeden Tag eine sms mit den Namen berühmter Paare, die auch ein grosser Altersunterschied trennt und trotzdem glücklich sind.

Ich muss gestehen, dass ich eine seichte und etwas oberflächliche Geschichte erwartet habe. "Leichte Lektüre" für zwischendurch, war meine Einstellung. Positiv überrascht bin ich von dem Tiefgang, den diese Story hat. Sehr einfühlsam, überhaupt nicht kitschig und sehr berührend beschreibt die Autorin die Liebe zweier Menschen weit weg von Konventionen und dem Denken anderer Leute. Es gibt viele romantische Momente, die mein Herz berührt haben.
In einem Erzählstrang ohne lästiges hin und her springen in Raum und Zeit erzählt Sandra Binder sehr authentisch die Geschichte von Nico und Kosta. 14 Jahre Altersunterschied, wobei hier die Frau älter ist. Allgemein lässt man in der Gesellschaft einen grossen Altersunterschied nur gelten, wenn der Mann älter ist. Warum eigentlich ? Wann ist ein Mensch reif und erwachsen ? Diese Story zeigt, das man mit 33 noch ein wahrer Kindskopf ohne grosse Ziele im Leben sein kann…und mit 19 Jahren sehr reif und mit Vorsätzen, einer gefestigten Meinung und einem Ziel.
Der Schreibstil ist äusserst amüsant, sehr witzig die Dialoge zwischen Freundin Tina und Nico. Erfrischend komisch auch ein Date, das Nico mit dem Verkupplungsversuch von Tina hat.
Sehr überzeugend ist meiner Meinung nach die Charakterisierung der Figuren. Die Autorin hat diese weg von Klischees gezeichnet. Ältere, reiche Frau mit jungem Loverboy findet man hier nicht.
Bis ganz zum Schluss weiss man als Leser nicht, wie die Beziehung von Nico und Kosta ausgehen wird, und ich habe gespannt das Buch verschlungen.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Der etwas andere Thriller

Aus dem Dunkel
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Annegret Wiesel und Steffen Noack sind die Gründer der Selbsthilfegruppe "Schattenkinder". Sie haben beide ihre Töchter verloren, Annegret ihre vor sieben Jahre verschwundene Tochter Riccarda, Steffen ...

Annegret Wiesel und Steffen Noack sind die Gründer der Selbsthilfegruppe "Schattenkinder". Sie haben beide ihre Töchter verloren, Annegret ihre vor sieben Jahre verschwundene Tochter Riccarda, Steffen seine Tochter Kate. Eines Tages klingelt es an der Türe, und Riccarda steht vor Annegret. Die 24 jährige bittet ihre Mutter auf ihr Baby, die neugeborene Sofie, aufzupassen…und ist wieder weg. Als einige Tage später Riccardas Kleider auf der Rheinbrücke gefunden werden, ist ihre Mutter nicht von einem Selbstmord überzeugt. Und stellt eigene Recherchen an, die sie in ein Kloster führen. Was ist mit Riccarda geschehen?

Dieses Buch hat bei mir von Beginn weg einen regelrechten Sog entwickelt. Gerade wegen dem ausdrucksstarken Schreibstil konnte ich es kaum mehr aus der Hand legen. Die Autorin versteht es hervorragend gerade die Gefühle, sehr authentisch zu beschreiben. So waren mir auch die Figuren sehr schnell, sehr nah und ich habe mitgefühlt. Leonie Haubrich zeichnet das Bild einer schwierigen Mutter-Tochterbeziehung. Diese Beziehung wurde immer und immer wieder strapaziert von der, meiner Meinung nach, schwer erziehbaren Riccarda. Drogen, Alkohol, ein Sekte und schlussendlich ihr Verschwinden, das Wiederauftauchen und erneutes Abtauchen nach sieben Jahren , stellen die Liebe ihrer Mutter Annegret auf den Prüfstand. Sehr gefallen hat mir, wie diese Belastungsprobe beschrieben wurde, und wie Annegret dem Leser ihre Gefühle vermittelt.
In wechselnden Perspektiven aus der Sicht von Annegret und Riccarda erlebt man so, wie die Tochter sich auflehnt …und Annegret immer und immer wieder verzeiht, Entschuldigungen sucht und da ist für ihre Tochter. Ihre Geduld habe ich viele Male bewundert. Vor allem der Rückblick auf eine Zeit , die die Beiden gemeinsam in Marokko verbringen, hat mich emotional sehr berührt. In diesem Abschnitt bin ich erschrocken über einige Szenen, die mich atemlos haben weiterlesen lassen.
Von einem Tag auf den anderen wird Annegret von ihrer Tochter vor vollendete Tatsachen gestellt und übernimmt die Mutterrolle bei ihrer neugeborenen Enkelin. Der Alltag mit Baby, das Verhalten des Säuglings sind sehr authentisch dar gestellt und beschönigen nichts.
Als sehr abwechslungsreich, durch die verschiedenen Perspektiven und die Rückblicke, empfand ich dieses Buch. Wenn auch ziemlich schnell klar war, wer für den Massenmord in dieser Geschichte verantwortlich ist und wie alles zusammenhängt. Der Fokus liegt ganz klar nicht auf der Ermittlung der Täter, somit hat mich eine gewisse Vorhersehbarkeit überhaupt nicht gestört.

Veröffentlicht am 28.12.2017

Ein Lesehighlight!

Die Vergessenen
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Journalistin Vera Mändler macht sich Sorgen um ihre Tante Kathrin, die ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Es steht nicht gut um sie, die Familie befürchtet das Schlimmste. Gleichzeitig erhält der Profikiller ...

Journalistin Vera Mändler macht sich Sorgen um ihre Tante Kathrin, die ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Es steht nicht gut um sie, die Familie befürchtet das Schlimmste. Gleichzeitig erhält der Profikiller Manolis Lefteris den Auftrag, Dokumente die sich im Besitz von Kathrin Mändler befinden sollen, aufzutreiben und seinem Auftraggeber zu übergeben. Die Dokumente sind Beweise für Verbrechen, die in den Kriegsjahren in einer Klinik geschehen sind. In der damaligen Kinderklinik Winkelberg hat Kathrin Mändler als Krankenschwester gearbeitet und dabei die Liebe ihres Lebens, den Arzt Karl Landmann, kennen gelernt.

WOW! Ich bin total begeistert von diesem Buch. Ein Leseheighlight!
Schon die Einführung ist sehr gut gemacht. Zu Beginn erfährt man als Leser alles Wichtige zu den Figuren anhand eines Gesprächs zwischen Bruder und Schwester auf einem Friedhof. Danach kommt neben dem Erzählstrang , in dem Manolis Lefteris im Mittelpunkt ist, die Geschichte von der Journalistin Vera Mändler hinzu. Obwohl beide Geschichten um die Familie und die Lebensumstände der Protagonisten sehr detailliert ausgearbeitet sind, verliert man zu keinem Zeitpunkt als Leser den Ueberblick. Zu unterschiedlich sind das Leben des Profikillers und der Journalistin, die nicht unbedingt glücklich und ausgefüllt an ihrem Arbeitsort ist.
Nach und nach kommen in einem anderen Schriftbild geschriebene Rückblicke in die Vergangenheit von der Krankenschwester Kathrin Mändler dazu. Und ab hier wird es nicht nur spannend, sondern auch sehr berührend und bedrückend. Wie hier ein Stück dunkle….nein…rabenschwarze…. deutsche Geschichte in die Story eingeflochten wird, ist grandios. Sehr geschickt hat die Autorin, die übrigens unter einem Pseudonym schreibt und in Wahrheit Inge Löhning ist, die Familiengeschichte geschickt mit geschichtlichen Details verwoben. Das Grundthema, die Euthanasie, ist ein sehr abstossender Teil von Deutschlands Geschichte zu Nazizeiten. Diese Rückblicke wurden auch im Schreibstil angepasst und so musste ich mehrere Male schlucken, wenn Begriffe wie "Mongoloide Idiotie" oder "wertlos" benutzt wurden. Unwillkürlich wird man mitten in die Kriegsjahre katapultiert …mit all seinen Schrecken und abscheulichen Verbrechen. Ausgezeichnet die Recherchen dazu und die Umsetzung !
Die Figuren sind hervorrragend charakterisiert. Die Gründe warum sie handeln, wie sie handeln, logisch, schlüssig und nachvollziehbar. Man spürt, dass die Autorin sich etwas gedacht hat, wenn sie zum Beispiel den Profikiller mit einem Trauma, das bis weit in die Kindheit reicht, ausstattet. Und, dass sie das ganze Buch über bei der gewählten Charakteriserung bleibt, bis ins letzte Detail.
Den Schreibstil empfand ich schon bei den Krimis von Inge Löhnig als sehr gut, auch hier unter ihrem Pseudonym ist das nicht anders. In "die Vergessenen " hat sie zusätzlich noch meine emotionale, der Gerechtigkeit empfundene Seite getroffen. Dieses Buch wird lange in mir nachklingen und verdient meine höchste Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.12.2017

Das Leben und keinen Plan !

Highway to heaven
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Was tun, wenn die eigene Tochter auszieht? Anette ist erst 38 Jahre alt, als die 19 jährige Emma auszieht, um zu studieren. Als alleinerziehende Mutter hatte Anette ihr ganzes Leben auf Emma ausgerichtet. ...

Was tun, wenn die eigene Tochter auszieht? Anette ist erst 38 Jahre alt, als die 19 jährige Emma auszieht, um zu studieren. Als alleinerziehende Mutter hatte Anette ihr ganzes Leben auf Emma ausgerichtet. Sie arbeitet in einem Laden als Verkäuferin und hat sich alle Träume im Leben versagt, um ganz für Emma da zu sein. Nun herrscht da, wo Emma war, nur noch Leere.
Nach einem öden, ersten Wochenende rafft sich Anette auf und erinnert sich an die Träume, die sie hatte. Kurzerhand meldet sie sich zu einem Schnupper- Motorradkurs an. Motorrad fahren ist etwas, was sie schon immer mal machen wollte. Nach einem Unfall folgt die Ernüchterung. Zum Glück sind da der Fahrlehrer Lukas und Anettes Freundinnen, die sie in ihrem Projekt bestärken und unterstützen.

Das Grundthema in diesem Buch ist ein zutiefst authentisches Thema, dem wohl alle Mütter irgendwann mal gegenüber stehen. Das eigene Kind zieht aus, die Lücke muss…soll… will…man füllen. Die Autorin hat die Gefühle von Anette sehr gut zum Leser transportiert. Überhaupt ist die ganze Figur "Anette" sehr bildhaft und authentisch. Sehr sympathisch sind mir ihre Reaktionen im Bezug zu dem Auszug, doch auch zu ihrer dementen Mutter und / oder ihren Freundinnen. Anette führt den Leser durch die Geschichte, durch ihre Abnabelung von der Tochter und etliche romantische Momente, die überhaupt nicht kitschig sondern sehr stimmungsvoll und romantisch beschrieben sind.
Die Kleinstadt Skgahammer, in der Anette verwurzelt ist, ist wohl eine typische Kleinstadt mitten in Schweden. Klatsch und Tratsch, der mit Vorliebe an der Kasse des Supermarktes verhandelt wird. Inklusive Neuigkeiten, die sich schnell herumsprechen. Eben typisch Kleinstadt. Es wird auch die Beziehung der Bewohner untereinander thematisiert. Auch hier Abneigungen und Freundschaften wie in einem Städtchen in der realen Welt. Und ich denke, dass das genau das ist, was mir an diesem Buch so gefallen hat. Dies alles ist sehr realitätsnah beschrieben und kann irgendwo mitten in Schweden genau so geschehen sein.
Der Schreibstil ist frisch und überaus witzig. Gerade gewisse Dialoge sind schreiend komisch und sehr erheiternd. Ich denke da an eine Szene, in der Anette eine neue Hose für ein erstes Date kaufen möchte….
Mich hat das Buch ausserordentlich gut unterhalten. Ich habe gehofft, dass das mit einer neuen Liebe für Anette was wird. Im Gegensatz zu vielen Büchern in diesem Genre, steht dies bis zum Schluss in den Sternen und man darf sich überraschen lassen. Ich habe mich mit Anette gefreut, als sie mit viel Eigeninitiative einen speziellen Anlass für das ganze Städtchen organisiert. Ich habe aber auch mit Anette gelitten, als sie plötzlich nach 19 Jahren alleine in der Wohnung ist.

Veröffentlicht am 01.12.2017

Brutal, beängstigend...Thriller!

Der Todesmeister
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In der Spree wird ein junges Mädchen gefunden, schnell stellt sich heraus, dass sie ermordet wurde. Die Identität ist rasch geklärt, die Tote war die Nichte des Justizsenators, was das Ermittlerteam vor ...

In der Spree wird ein junges Mädchen gefunden, schnell stellt sich heraus, dass sie ermordet wurde. Die Identität ist rasch geklärt, die Tote war die Nichte des Justizsenators, was das Ermittlerteam vor besondere Herausforderungen stellt. Victor Puppe, der neu beim LKA Berlin ist, muss sich nicht nur diesen stellen, sondern auch mit seinen nicht ganz so einfachen neuen Kollegen zurecht kommen. Als im Internet Filme, in denen Frauen bei so genannten Snuff Videos gequält werden, auftauchen, ist schnell klar, dass die Ermittler es mit einem Serienmörder zu tun haben.

Das ist Thriller! Schon auf der ersten Seite, nach wenigen Absätzen, ist man als Leser mitten drin im Thriller. Einige Szenen sind nichts für sensible Leser. Hartgesottene Leser werden erkennen, wie gut und bildhaft der Autor grausame, angsteinflössende und bedrückende Szenen beschreibt. Auch die "medizinischen" Szenen, wie eine Autopsie oder der Aufenthalt und die Behandlung eines Zeugen im Krankenhaus , sind sehr authentisch beschrieben und weisen auf hervorragende Recherchen hin. Der Schreibstil hat mir sehr gefallen und Thomas Elbel baut sehr schnell Spannung auf. Ich tappte bis fast zum Schluss betreffend Identität des Täters im Dunkeln. Hier habe ich bekommen, was ich in Thrillern mag : Eine schlüssige Ermittlung, etliche Gänsehaut- auslösende Szenen und das Aha Erlebnis, als zum Schluss die Täterfrage aufgelöst wird.
Sehr gruselig und eindrücklich ist, als der Täter zu Wort kommt und man erfährt und erkennt, warum er mordet.
Zu den Figuren: Die Ermittler haben Ecken und Kanten und sind mit Details ausgestattet, die sie unverwechselbar machen. Ob mir jetzt die männermordende Rechtsmedizinerin oder die konstant übel gelaunte Kommissarin Begün gefallen haben? Einerseits hat mich vor allem die türkisch-deutsche Begün genervt. Eine Kollegin wie sie wünsche ich echt niemandem. Andererseits hat der Neue im Team, Victor Puppe da noch den Kollegen Ken. Der ist noch schlimmer als Begün. Sobald Ken den Mund aufmacht , entweichen ihm sexistische, alberne oder beleidigende Sprüche. Zu Beginn war es amüsant, dann je länger je mehr nervend. Zum Glück hatte er nach den ersten Kapiteln mit den Ermittlungen genug zu tun und die Sprüche wurden sachbezogener und weniger. Ich denke, diese Charakterisierung wird polarisieren . Und ehrlich gesagt sind die Ermittler wenigstens dadurch nicht flach und leblos. Ob sie mir nun gefallen oder nicht, ist für mich zweitrangig. Ich muss ihnen ihre Rolle abnehmen, und auch wenn nicht sonderlich sympathisch, ist dies hier sehr gelungen.
Ich habe "der Todesmeister" verschlungen und kann eine Leseempfehlung für Thrillerfans aussprechen.