Platzhalter für Profilbild

leserattebremen

Lesejury Profi
offline

leserattebremen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit leserattebremen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2018

Wieder einmal grandios

Die Ermordung des Commendatore Band 1
0

Im Mittelpunkt des Romans steht ein namenloser Künstler, der sein Geld als Porträtmaler verdient. Als seine Frau ihn verlässt, streunt er einige Wochen durch Japan, auf der Suche nach einem neuen Ort, ...

Im Mittelpunkt des Romans steht ein namenloser Künstler, der sein Geld als Porträtmaler verdient. Als seine Frau ihn verlässt, streunt er einige Wochen durch Japan, auf der Suche nach einem neuen Ort, wo er sich niederlassen kann. Schließlich hilft ein Freund und er zieht in das leerstehende Haus von dessen Vater, der ebenfalls Maler war. Dort lernt er seinen Nachbarn Menshiki kennen, einen seltsamen und geheimnisvollen Mann, der ihn und seine Gedanken schnell in Beschlag nimmt. Er soll ein Porträt von ihm malen, egal wie lange es dauert und wie er seinem Gegenüber darstellen will und Menshiki bietet viel Geld dafür. Doch der Maler wird einfach nicht schlau aus ihm und so bleibt ein Ungutes Gefühl während der Zusammenarbeit mit dem geheimnisvollen Fremden.
Haruki Murakami zeigt wieder einmal, was er am besten kann: einem ein kleines Unwohlsein eintrichtern. Ein kleines, nur winziges Grauen, das wie Gänsehaut über den Rücken läuft, ohne besonders auffällig zu sein. Wie der Protagonist wissen wir nicht, was es mit dem Nachbarn auf sich hat, aber Murakami zeigt in winzigen kleinen Momenten, dass etwas nicht stimmt mit dieser Person. Und so entwickelt sich beim Lesen ein Sog, der einen nicht mehr loslässt und tief in die Geschichte hineinzieht. Dass es nur der erste Band einer zweiteiligen Geschichte ist, führt dazu, dass man danach leider wieder warten muss, wie es weiter geht mit dieser sehr subtilen und spannenden Geschichte. Sprachlich ist Murakami wie immer überragend, es gibt kaum Autoren, die einen mit wenigen Worten und einer klaren Sprache so schnell gefangen nehmen. Die Sprache und die Geschichte klingen in einem auch noch nach, wenn man das Buch bereits beendet hat und das ist das Besondere, was die Bücher von Haruki Murakami ausmacht.
Wieder einmal konnte mich der japanische Autor Haruki Murakami uneingeschränkt überzeugen, „Die Ermordung des Commendatore. Band 1. Eine Idee erscheint“ ist ein spannender und gleichzeitig feinsinniger Roman, der mich vollkommen mitgenommen hat. Jetzt heißt es warten auf Band 2, „Eine Metapher wandelt sich“, der am 16. April 2018 erscheint. Zu lange müssen die begeisterten Leser also nicht warten.

Veröffentlicht am 29.01.2018

Ein großartiger Krimi

Splitter im Auge
0

Eigentlich ist der Mordfall abgeschlossen, ein Mädchen wurde tot aufgefunden, der Täter ist Dank Spermaspuren eindeutig identifiziert und wurde verurteilt. Dennoch lässt den Polizisten Thomas Adam, genannt ...

Eigentlich ist der Mordfall abgeschlossen, ein Mädchen wurde tot aufgefunden, der Täter ist Dank Spermaspuren eindeutig identifiziert und wurde verurteilt. Dennoch lässt den Polizisten Thomas Adam, genannt Steiger, etwas an diesem Fall nicht los und mit der Zeit entdeckt er immer mehr Ungereimtheiten. Obwohl er einige Kollegen damit gegen sich aufbringt, lässt er nicht locker und findet Fälle, die fast ähnlich verlaufen sind. Bei jedem dieser Fälle wurde ein Täter eindeutig anhand von Spermaspuren überführt- doch die Ungereimtheiten bleiben und bringen Steiger in Teufelsküche. Steckt dahinter wirklich ein Serienmörder oder doch nur der Zufall?
„Splitter im Auge“ von Norbert Horst ist der Auftakt der Krimireihe um den unbequemen Dortmunder Polizisten Steiger und zeigt gleich sehr deutlich Steigers Charakter. Er ist aufsässig und mag sich nicht immer an die Regeln halten, doch erst ist auch loyal und ein guter Kollege, wenn er jemanden schätzt. Dies ist die Grundlage für diesen Krimi, der sehr gut strukturiert und spannend angelegt ist. Langjährige Kollegen vertrauen Steiger und daher kommt er dann mit seinen eigenwilligen Ermittlungen doch immer weiter und die Leser zieht er mit in diesen Sog aus Indizien, die am Anfang völlig unzusammenhängend aussehen, sich jedoch Stück für Stück sortieren und einen äußerst spannenden und dabei intelligenten Krimi ergeben. Einmal begonnen, kann man das Buch nur noch schwer aus der Hand legen, denn auch die Figuren wachsen einem ans Herz und man will unbedingt wissen, wie es weitergeht – beruflich und privat. Dabei hat der Autor sich die Mühe gemacht, auch die Nebenrollen noch bis in kleinste zu beschreiben und ihnen einen eigenen Charakter zu geben, was die Lektüre noch viel unterhaltsamer macht. Das gesamte Personal ist sehr stimmig und dabei individuell angelegt, was den Fall auch mit vorantreibt.
Mir hat „Splitter im Auge“ ausgesprochen gut gefallen, der Kriminalfall ist äußerst spannend und mitreißend beschrieben, das Personal spricht einen als Leser gleich an und dass man sich auf weitere Bände mit Thomas Adam als Ermittler freuen kann, ist natürlich noch ein weiterer Bonus.

Veröffentlicht am 22.01.2018

Sehr aktuell und berührend

Kaltes Land
0

Ein junger Mann wird tot in einem leerstehenden Haus aufgefunden, sein Körper ist regelrecht ausgeweidet worden. Offensichtlich hatte er Drogenpäckchen zum Transport geschluckt und war dann verstorben. ...

Ein junger Mann wird tot in einem leerstehenden Haus aufgefunden, sein Körper ist regelrecht ausgeweidet worden. Offensichtlich hatte er Drogenpäckchen zum Transport geschluckt und war dann verstorben. Die Ware wollte sich jemand nicht durch die Lappen gehen lassen, und hat die Drogen auf anderem Weg aus dem Körper geholt. Doch wer war der Mann, der so unwürdig aufgefunden wurde? Die Identität lässt sich nicht aufklären, doch es werden Fingerabdrücke auf einem verbliebenen Drogenpäckchen gefunden. Doch die gehören zu einem Mann, der eigentlich seit Jahren tot sein soll. Ermittler Steiger steht vor einem sehr chaotischen Fall, der ihn immer wieder zurückbringt auf das Thema der minderjährigen Flüchtlinge, die in Deutschland alleine ankommen und die, wenn sie verschwinden, niemand vermisst – und die nur schwer identifiziert werden können, wenn sie sich aus Angst vor Abschiebungen gar nicht registriert haben.
In „Kaltes Land“ thematisiert Norbert Horst auf spannende Weise ein hochaktuelles Thema. Unbegleitet minderjährige Flüchtlinge die nach Deutschland kommen sind häufig völlig auf die Hilfe anderer angewiesen. Die Angst vor Abschiebung ist groß und so trauen sie niemandem und lassen sich im Zweifel lieber von einem Landsmann überzeugen, ihre wahre Identität zu verheimlichen als den deutschen Behörden zu vertrauen. Sie haben auf der Flucht oft Furchtbares erlebt und sollen sich so traumatisiert jetzt alleine durchschlagen. Horst trifft mit seinem Krimi einen Nerv und hat mit Steiger und seinen Kollegen gleichzeitig ein tolles Ermittlerteam entworfen, das einem als Leser sympathisch ist und trotzdem Ecken und Kanten hat. Vor allem führt er auf sehr einfach und gut lesbare Weise die Fehler im System vor, die dazu führen, dass Flüchtlinge wie identitätslose Niemande durch die Lande verschoben werden.
Mich hat der Krimi „Kaltes Land“ des Autors Norbert Horst sehr bewegt, weil die Geschichte so nah am wirklichen Leben war und so oder ähnlich überall jederzeit passieren könnte. Gleichzeitig verpackt er den kritischen Stoff in einen sehr packenden Krimi, den man nicht mehr aus der Hand legen mag- die perfekte Mischung für ein tolles Buch.

Veröffentlicht am 10.01.2018

Ein toller Abschluss der Reihe

Winter eines Lebens
0

Harry und Emma Clifton blicken schon auf ein erfolgreiches Leben zurück, doch vorbei soll es noch lange nicht sein. Während Harry sich an die große Aufgabe macht, einen Roman zu schreiben, der sehr viel ...

Harry und Emma Clifton blicken schon auf ein erfolgreiches Leben zurück, doch vorbei soll es noch lange nicht sein. Während Harry sich an die große Aufgabe macht, einen Roman zu schreiben, der sehr viel schwerer wiegt als seine Krimireihe, bekommt Emma das Angebot, in die Politik zu wechseln. Doch auch die nächste Generation steht längst nicht mehr nur in den Startlöchern, ihr Sohn Sebastian ist erfolgreicher Banker und dessen Tochter Jessica schon in jungen Jahren eine aufstrebende Künstlerin. Auch die Dauergegenspielerin der Cliftons, Lady Virginia Fenwick kommt im letzten Band der Clifton-Saga noch einmal zum Zug, so dass das beliebte Personal wieder vollständig ist.
Mit „Winter eines Lebens“ beendet Jeffrey Archer seine Clifton-Saga, die seine Leser über sieben Bände mit spannenden Geschichten und bewegenden Persönlichkeiten begeistert hat. Auch Band sieben fügt sich nahtlos in die Reihe ein, die Geschichten bleiben spannend und an der jeweils aktuellen politischen Lage orientiert, das Personal ist äußerst engagiert und der gelegentliche „Gastauftritt“ berühmter realer Persönlichkeiten verleiht dem Roman ein besonders realistisches Flair. Als besonders positiv empfinde ich die ständige Weiterentwicklung der Charaktere, was die Geschichte auch über sieben Bände hinweg nie langweilig oder redundant werden lässt. Natürlich sind einem Emma, Giles und Harry ans Herz gewachsen, doch die jüngeren Generationen treten jetzt verstärkt in den Vordergrund, wodurch die Story wieder eine neue Wendung bekommt.

Jeffrey Archer ist einfach ein Garant für großartige Unterhaltungsliteratur und mit dem Abschluss der Clifton-Reihe nimmt er seine Leser noch einmal mit auf eine große Reise. „Winter eines Lebens“ ist wieder spannend, mitreißen und bewegend – einfach absolut empfehlenswert.

Veröffentlicht am 11.05.2018

Eine Autorin, die weiß wovon sie schreibt

Summer Girls
0

Lot ist Profilerin, doch seit sie aus Amsterdam in das ländliche Twente versetzt wurde, besteht ihr Job mehr daraus, entlaufene Pferde einzufangen als Mörder zu jagen. Als in einer alten Hütte eine Mädchenleiche ...

Lot ist Profilerin, doch seit sie aus Amsterdam in das ländliche Twente versetzt wurde, besteht ihr Job mehr daraus, entlaufene Pferde einzufangen als Mörder zu jagen. Als in einer alten Hütte eine Mädchenleiche gefunden wird, will Lot endlich zeigen, was sie kann. Sie ist sich sicher, dass sie es mit einem Serientäter zu tun haben, der wieder morden wird. Doch von ihren Kollegen will ihr keiner glauben – bis die nächste Leiche auftaucht.
„Summer Girls“ wurde von Jobien Berkouwer geschrieben, die selbst als Profilerin arbeitet, was man dem Roman positiv anmerkt. Die Geschichte ist sehr spannend geschrieben und dabei in sich vollkommen logisch und schlüssig aufgebaut. Durch Lots Täterprofil hat man als Leser immer mal wieder jemanden im Verdacht, ohne es wirklich zu fassen zu bekommen, den Polizisten geht es dabei ähnlich. Neben dem spannenden und aufwühlenden Fall muss Lot sich auch immer wieder mit ihren Kollegen und ihrem Chef auseinandersetzen, was ich auch sehr gelungen finde. Die Diskussionen und Differenzen sind nicht platt und voller Klischees, sondern spiegeln differenzierte Charaktere wieder. Dadurch erreicht einen die Geschichte als Leser auch so gut, man kann sowohl mit Lot als auch mit den anderen Figuren mitfühlen und entwickelt Verständnis für sie. Sogar beim Täter schafft es die Autorin, dass sich stellenweise Mitgefühl einstellt, denn schnell wird deutlich, dass schwere psychische Probleme zu seinen Taten geführt haben.
Jobien Berkouwers erster Thriller „Summer Girls“ ist äußerst realistisch und spannend geschrieben, mit tollen Figuren und einer mitreißenden Story. Ein großartiger Thriller von einer Autorin, die weiß, wovon sie schreibt – und das merkt man dem Buch an!