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Veröffentlicht am 11.08.2025

Überlebenstraining

Lost in the Wild
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Die fünf Abiturenten Timo, Jasper, Fabio, Khadra und Daria, wollen nach dem Ende ihrer Schulzeit die Freiheit genießen und brechen zu einer gemeinsamen Wandertour ins Gebirge auf. Sie sind jedoch nur leidlich ...

Die fünf Abiturenten Timo, Jasper, Fabio, Khadra und Daria, wollen nach dem Ende ihrer Schulzeit die Freiheit genießen und brechen zu einer gemeinsamen Wandertour ins Gebirge auf. Sie sind jedoch nur leidlich ausgerüstet und kaum trainiert, was jeden, der sich etwas in den Bergen auskennt, die Haare zu Berge stehen lässt. Und es dauert auch nicht lange bis die Gruppe durch einen Bergrutsch in große Gefahr gerät. Ihre Zelte und ihre Ausrüstung werden mitgerissen. Schlechtwetter und der nicht mehr vorhandene Weg zurück zum Ausgangspunkt lassen sie willkürlich herumirren. Zusätzlich ist einer der drei Jungen verletzt. Als sie eine Hütte finden, ist die Übernachtung in den Bergen erstmals gesichert.

Zur selben Zeit ist, trotz der ungünstigen Wetterbedingungen, eine zweite Gruppe unterwegs. Diese haben ein Überlebenstraining-Seminar bei Prepper Ragnar gebucht. Sie spielen eine Zombie-Apokalypse nach. Als sie abends in der Hütte von Ragnar übernachten wollen, treffen sie auf die fünf Jugendlichen, die sich von ihnen Hilfe erwarten. Doch sehr schnell bemerken sie, dass sie von den Erwachsenen keinerlei Unterstützung erhalten werden, sondern dass sie perfekte lebendige Feinde für die Survival-Gruppe sind, deren Anführer einige Geheimnisse hat....

Man ist von Beginn an sofort mitten in der Geschichte. Der Schreibstil ist die Sprache der heutigen Jugendlichen und liest sich locker und flüssig
Die Landschaft wird von der Autorin sehr bildhaft und plastisch beschrieben. Den Starkregen konnte ich auf meiner Haut fühlen und mit den verzweifelten Jugendlichen mitfühlen.
Die Charaktere sind sehr anschaulich beschrieben und entwickeln sich weiter. Ein zwei Leserinnen in der Leserunde hatten Probleme die Figuren auseinanderzuhalten, was ich überhaupt nicht verstehen kann! Ich fand sie einzeln sehr vielschichtig beschrieben und konnte mir von jeden ein sehr gutes Bild machen. Natürlich stehen manche mehr im Vordergrund und bekommen mehr Aufmerksamkeit. Es waren zwar viele nicht wirklich sympathisch, was jedoch teilweise den Sinn der Geschichte ausmachte.

Antje Leser hat einen spannenden Survival-Jugendthriller geschrieben, der manchmal ganz schön brutal wird. Die Aufregung darüber, dass man diese Geschichte den Jugendlichen nicht vorsetzten kann, verstehe ich nicht. In diesem Genre kann man nicht von einem cozy Krimi ausgehen. Es gibt auch eine Triggerwarnung und zweitens habe ich in anderen Genres schon weitaus brutalere Szenen in Jugendbüchern gelesen - man denke nur an Panem etc.
Eine kleine Kritik gibt es trotzdem: Die Autorin hat jede Menge Themen auf diesen 272 Seiten untergebracht: Umweltkatastrophen, Klimakrise, Ukrainekrieg, Migranten, LTBTQ, Staatshass und Reichsbürger. Da kommen doch einige Klischees durch....
Auch wurden einige Szenen ein bisschen überzeichnet dargestellt, aber die Spannung hielt auf den ganzen 272 Seiten. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und mit den Jugendlichen gefiebert.

Fazit:
Ein spannender Survival-Jugendthriller, der einige zu viele Themen anspricht, aber mich von Beginn an sehr gut unterhalten und etwas Gänsehaut hervorgerufen hat.

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Veröffentlicht am 27.07.2025

Reise zu sich selbst

Pinguine fliegen nur im Wasser
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Mit "Pinguine fliegen nur im Wasser" (der Titel wird in der Geschichte erklärt) hat Henriette Krohn einen etwas anderen Roman geschrieben.
Vincent lebt ein Leben auf der Überholspur, welches ihm das Gefühl ...

Mit "Pinguine fliegen nur im Wasser" (der Titel wird in der Geschichte erklärt) hat Henriette Krohn einen etwas anderen Roman geschrieben.
Vincent lebt ein Leben auf der Überholspur, welches ihm das Gefühl von Routine gibt. Gleichzeitig hat er seine Gefühlswelt seit Jahren ausgesperrt, nachdem ihm seine vietnamesische Mutter mit nur drei Jahren bei seinem depressiven Vater zurückgelassen hat. Seine Tage als Unternehmensberater sind durchgeplant und lassen keine Überraschungen zu. Und doch wird er eines Tages völlig unerwartet aus seinem Job und der dazugehörigen Firmenwohnung geschmissen. Seine Ex-Geliebte und Chefin hat alles daran gesetzt ihn nicht nur zu kündigen, sondern auch seinen Ruf zu ruinieren. Vincent ist sich keiner Schuld bewusst und landet von der Situation völlig überfordert im Taxi von Greta. Sie ist das komplette Gegenteil von Vincent und eine herzensgute Frau, die laut, bunt und überboardend ist. Greta macht ihm den Vorschlag bei ihr in ihrer vor kurzem geerbten Villa zu wohnen, wenn er ihr hilft, diese zu restaurieren. Als ihm dämmert, dass er weder Freunde, noch andere Wohnmöglichkeiten hat, nimmt er Gretas Angebot an. Er merkt, wie ihm die Renovierung immer mehr Spaß macht und lernt dabei weitere skurrile Personen in Gretas Umfeld kennen. Neben der alten Gräfin, die in der Nachbarvilla wohnt, Gretas kleiner Nichte Mathilda und Dackel Leah, Schildkröte Charlotte, Gretas großmäuligen Freund Boje und Kurt mit der Trillerpfeife, der ihn bei den Renovierungsarbeiten zur Hand geht, lernen wir mit der Zeit auch Greta besser kennen.

In Rückblenden erfahren wir von ihrer schweren und einsamen Kindheit. Als Tochter zweier Ärzte, denen ihr Kind nur im Weg stand und welches sie bei den gefühlskalten Großeltern abgeben, ist es verwunderlich, wie aus dem vereinsamten Kind eine so herzliche junge Frau mit "Menschenrettersyndrom" geworden ist. Genau diese Frau zeigt Vincent im Laufe der Renovierungsarbeiten, worauf es im richtigen Leben wirklich ankommt.
Die meisten Charaktere sind liebenswert und sympathisch, aber es gibt auch Menschen in beider Leben, die ihnen Energie rauben.
Der Schreibstil ist leicht, manchmal sehr detailliert und atmosphärisch. Die Dialoge sind lebendig und die Restaurierung und Dekoration der alten Villa wird sehr bildhaft beschrieben. Hier hatte ich wahrlich Kino im Kopf.
Während die am Ende kleine Liebesgeschichte bei mir nicht wirklich "angekommen" ist, fand ich den Humor der Autorin trotz mancher schweren Themen auflockernd. Eine leise Geschichte mit Tiefe, die für mich aber trotzdem nicht zu einem Highlight gereicht hat.

Fazit:
Ein bezaubernder Roman, der für mehr Toleranz, Diversität, Freundschaft und Herzlichkeit wirbt. Dabei spricht die Autorin aber auch Themen wie Depressionen, Vernachlässigung von Kindern durch ihre Eltern, Einsamkeit und Ausgrenzung an. Dies alles verpackt sie in eine kleine "Wohlfühlgeschichte" mit zwei sehr unterschiedlichen Charakteren, die schlussendlich zu sich selbst finden.

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Veröffentlicht am 25.07.2025

Etwas viele Handlungsstränge, aber eine tolle Reihe

Die Kriminalistinnen. Der stumme Zeuge
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Mit dem dritten Band um die Kriminalistinnen endet die Trilogie um die ersten Frauen in Deutschland als Polizeianwärterinnen. Mir hat diese Reihe richtig Spaß gemacht und ich habe mich auf ein Wiedersehen ...

Mit dem dritten Band um die Kriminalistinnen endet die Trilogie um die ersten Frauen in Deutschland als Polizeianwärterinnen. Mir hat diese Reihe richtig Spaß gemacht und ich habe mich auf ein Wiedersehen mit Lucia und ihren Kolleginnen von der Düsseldorfer Kripo gefreut.

Es ist der Dezember 1970, als Lucia Specht und ihr Team einen ganz besonders schlimmen Fall von Kindesentführung bekommen. Die kleine Liese verschwindet vom Weihnachtsmarkt, den sie mit ihrer Großmutter besucht hat. Vorhin saß sie noch auf einem Pferdchen am Kinderkarussell und plötzlich ist sie nicht mehr da. Sofort wird eine Suchaktion gestartet. Lucia, die nach ihrer Zeit bei der Sitte nun in der Vermisstenabteilung arbeitet, setzt alles daran die Vierjährige zu finden. Bald ist ihnen klar, dass sie entführt wurde und schnell sind auch drei Verdächtige ausgemacht. Doch wer von ihnen ist der Entführer und wohin wurde Liese gebracht? Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit...
Während Lucia alle Hände voll zu tun hat, erfährt sie, dass ihr Vater und ihr Bruder Henning nach einem Grubenunglück im Krankenhaus sind. Ihr Vater darf noch am selben Tag wieder nach Hause, doch Henning ist schwer verletzt. In seinen Sachen findet sie ein Notizheft, in dem er anscheinend den mutmaßlichen Mörder ihrer Mutter beschattet und sich akribisch den Tagesablauf notiert hat. Lucia ahnt Schlimmes....
Zusätzlich wird sie auch noch kurzfristig nach Köln versetzt, wo sie ihre Kollegen unterstützen und als verdeckte Informantin arbeiten soll. Die Kölner Szene versinkt immer mehr im Spiel- und Drogensumpf. Glückspiel, Gewalt, Banküberfälle und Hehlerei sind an der Tagesordnung. Getarnt als Kunststudentin porträtiert sie in dubiosen Lokalen einige Gäste und lernt schnell nicht nur Kleinkriminelle kennen....

Lucia Specht ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen. Sie ist eine taffe und sympathische Ermittlerin, die sich zu dieser Zeit, wo Frauen kaum im Polizeidienst anzutreffen sind, durchsetzen kann. Mit Mieze, Ruth, Lilli, Petra und Renate hat sie Freundinnen fürs Leben gefunden, auch wenn wir uns in diesem dritten und letzten Band von einigen von ihnen verabschieden müssen, denn leider bleiben nur Lucia, Ruth und Mieze als harter Kern des Ausbildungsjahrganges übrig. Generell kamen mir die anderen beiden Mädchen in diesem Teil der Reihe auch etwas zu kurz.
Gott sei Dank ist noch Lucias Alibi-Freund Toni dabei, der mit seinem italienischen Charme punktet, aber nicht offen zu seiner Homosexualität stehen darf.
Ein spannender Charakter ist ebenfalls Kommissar Kuhn von der Düsseldorfer Polizei, den ich sehr mochte.

Der Krimi ist wieder sehr dialoglastig und Mathias Berg fängt das damalige Zeitgeschehen wieder wunderbar ein, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass es diesmal etwas reduzierter war.

Der Autor hat in diesem dritten Teil viele Themen aufgemacht und Lucia gleich an drei Stellen eingesetzt, was ich fast etwas zu viel finde. Dazu kommt noch das etwas komplizierte Liebesleben, welches einiges durcheinander wirbelt. Ich wäre ehrlich gesagt lieber länger beim Vermisstenfall der kleinen Liese geblieben, als in Köln über Ganoven zu ermitteln. Trotzdem war dieser Strang immens wichtig, denn der Showdown baut sich darauf auf und war wirklich rasant und temporeich und bringt noch die eine oder andere Überraschung mit sich. Am Ende werden alle Handlungsstränge perfekt zusammengeführt.

Fazit:
Für mich war der dritte und leider letzte Teil der Retro-Krimi-Trilogie etwas schwächer als seine Vorgänger. Grund waren vor allem die etwas zu vielen Handlungsstränge. Sonst hat mich der Krimi aber wieder sehr gut unterhalten und vor allem das Ende war sehr spannend.

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Veröffentlicht am 20.07.2025

Spannender Survival Pageturner

Die Yacht
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Sarah Godwin ist eine Autorin, bei der ich nie genau weiß, was ich bekommen werde. Mein erstes Buch von ihr, "Die Insel" hat mir sehr gut gefallen. Danach kam "Das Resort", welches ich mittlerweile noch ...

Sarah Godwin ist eine Autorin, bei der ich nie genau weiß, was ich bekommen werde. Mein erstes Buch von ihr, "Die Insel" hat mir sehr gut gefallen. Danach kam "Das Resort", welches ich mittlerweile noch schlechter bewerten würde, als bei meiner Rezension letztes Jahr. Umso gespannter war ich auf ihren diesjährigen Thriller "Die Yacht".

Der Thriller spielt an Silvester. Hannah ist zur exklusiven Silvesterparty auf der Luxus-Yacht ihrer Freundin Libby und deren Mann Olly vor der italienischen Küste eingeladen. Hannah ist die einzige im Freundeskreis ehemaliger Studentinnen, die nicht in der obersten (Geld-)Liga mitspielt. Umso überraschter ist sie, als sie feststellt, dass bei der diesjährigen Silvesterparty nicht wie üblich jede Menge Leute geladen sind, sondern nur sie, ihre Freundin Maggie mit ihrem Verlobten Leon und Harry, ihr heimlicher Schwarm von damals. Der Künstler ist erst vor nicht allzu langer Zeit entdeckt worden und nun auch in den Kreis der Reichen und Schönen aufgestiegen.
Hannah fühlt sich von Beginn an nicht wohl auf der Yacht. Obwohl sie mit Libby und Maggie noch immer in Kontakt ist, klaffen zwischen den drei Freundinnen finanzielle und gesellschaftliche Welten. Außerdem kommt sich Hannah vor, als müsste sich Libby vor ihr brillieren und zeigen, was sie sich im Gegensatz zu Hannah alles leisten kann. Viel zu schnell kippt die Stimmung und es kommt zwischen der Gruppe zu Sticheleien. Neid und Missgunst, exzessiver Alkohol- und Drogenkonsum lädt die Stimmung noch weiter auf. Hannah nimmt sich vor die Yacht am nächsten Morgen zu verlassen. Doch am nächsten Tag treibt diese auf dem offenen Meer. Es gibt keinen Treibstoff und die Verbindung zur Außenwelt ist gekappt. Wo am Vorabend noch mit dem Essen geprasst wurde, sind die Vorräte beachtlich geschrumpft und müssen rationiert werden. Schon bald liegen die Nerven blank und vor allem die beiden Männer von Libby und Maggie agieren übergriffig und werden immer gefährlicher. Als plötzlich eine der sechs Menschen an Bord verschwunden ist, eskaliert die Situation.

Ich liebe ja "Locked Room Stories" und da bin ich bei Sarah Goodwin richtig. Die Dynamik zwischen den sogenannten Freunden ist eine der großen Stärken dieser Geschichte, die aus der Sicht von Hannah erzählt wird. Wir teilen ihre Gedanken und Ängste und erfahren, warum sie an der Freundschaft zwischen Libby und Maggie festhält, obwohl beide auf Hannah herabsehen. Für sie wird die Situation immer brisanter. Sie weiß nicht mehr, wem sie vertrauen oder ob sie überhaupt irgendjemand auf der Yacht vertrauen kann. Misstrauen wird rasch zur Paranoia und die Geschichte zu einem Survival Drama.

Alle Charaktere, außer Hannah und der etwas undurchsichtige Harry, sind richtig unsympathisch. Vor allem Leon hat mich beim Lesen mit seinen frauenfeindlichen Aussagen immer wieder auf die Palme gebracht. Hannah ist hingegen eine starke Protagonistin, die über sich hinauswächst. Trotzdem steckt sie in einer schier ausweglosen Situation, die auf kein Happy End schließen lässt. Die unterschwellig bedrohliche Stimmung zieht sich durch den ganzen Roman.
Über einige kleine Logikfehler konnte ich hinwegsehen. Einzig das Ende konnte mich nicht ganz überzeugen und fand ich etwas überzogen, aber sonst hat mich dieser Thriller gut unterhalten.

Fazit:
Wer gerne Survival Thriller und Locked Room Stories liest, kommt hier auf seine Kosten und bekommt einen spannenden Thriller vorgesetzt, der zwar einige nicht ganz realistische Szenen beinhaltet, aber mir trotzdem gut gefallen hat. Man bekommt eine packende Story und einen tollen Plot.

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Veröffentlicht am 06.07.2025

Spannend, jedoch zu viele Schauplätze und Figuren

Reset
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Peter Grandl gibt mit seinem neuesten Roman einen Einblick in die nahe Zukunft, die durch einen KI-Virus im Chaos versinkt. Alle digitalen Geräte und Kanäle scheinen davon infiziert zu sein. Den Menschen ...

Peter Grandl gibt mit seinem neuesten Roman einen Einblick in die nahe Zukunft, die durch einen KI-Virus im Chaos versinkt. Alle digitalen Geräte und Kanäle scheinen davon infiziert zu sein. Den Menschen werden täuschend ähnliche Videos vorgespielt, die größtenteils Horrorszenarien darstellen. Telefonanrufe von geliebten Menschen, die in Not sind oder die Nachricht, dass auf Kiew eine Atombombe abgeworfen wurde sind KI-generierte Fake-News, die ein mehr als beängstigendes Szenario darstellen. Niemand weiß mehr, was Wirklichkeit und ein Deep Fake ist, während die Welt im CHaos versinkt....

Wir steigen sehr rasant ein und begleiten einen Kampfpiloten bei seinem Einsatz, der über Funk die Meldung bekommen hat, dass sich ein Terrorist in einem Passagierflugzeug von London nach München befindet. Die Nachricht, dass die Maschine in das Flughafengebäude gelenkt werden soll, bringt den Piloten in eine furchtbare Situation. Soll er das Passierflugzeug mit über hundert unschuldigen Menschen abschießen oder nicht?

Diese ersten Seiten haben mich total gefesselt. Was für eine Situation! Niemand möchte diese Entscheidung treffen...
Doch bald stellt sich heraus, dass die Nachricht ein Deep Fake war und sich kein Terrorist an Bord des Passagierflugzeuges befand. Wir befinden uns plötzlich in einer Welt, in der selbst seriöse Medien nicht mehr garantieren können, dass ihre Inhalte keine perfekt gefälschte Lüge ist. Ein Szenario, das sich leider gar nicht allzu weit weg von der nahen Zukunft abspielen könnte....

Nach dieser Szene wechseln wir in fast zu schneller Reihenfolge zwischen neuen Protagonisten und Handlungsorten. Es dauerte ein bisschen, bis ich die wichtigsten Charaktere besser kennenlernen durfte. Zu diesen gehört Seiko Ito, eine Cyber-Crime Expertin aus Japan, der Ire Valentine O'Brian, der für das britische Counter Terrorism Command arbeitet, Camille Miloz, die für eine Spezialeinheit für Interpol arbeitet und Jill Jones, ehemalige Archivarin und Großaktionärin der New York Times.
Das internationale Team versammelt sich in Lyon, dem Interpol-Sitz in Frankreich, um das Problem zu lösen, während jeden Tag mehr Anarchie, Gewalt und Plünderungen entsteht. Alle von ihnen gehören zu einer Spezialeinheit, die auf ihre Weise versucht gegen den Zusammenbruch der internationalen digitalen Kommunikation anzukämpfen und das Unaufhaltsame zu stoppen. Dadurch müssen sie auf ehemalige Geräte aus den Achtziger Jahren und davor zurückgreifen, die analog sind.

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und trotzdem konnte ich keine so richtige Beziehung zu ihnen aufbauen. Ich denke es lag daran, dass die Wechsel zwischen den Schauplätzen und den Figuren allzu schnell sind.
Die dramatische Storyline lässt einem besonders im ersten Drittel das Buch kaum aus der Hand legen. Danach begann die Geschichte für mich zu schwächeln. Es ging plötzlich Schlag auf Schlag und die Handlung wirkte etwas zu überfrachtet. Auch die Auflösung hat mir nicht ganz gefallen. Mehr kann ich jedoch nicht dazu sagen, denn sonst würde ich spoilern.
Noch ein Tipp:
Man sollte den Thriller nicht nebenher lesen, sondern der Geschichte die volle Aufmerksamkeit schenken.

Fazit:
"Reset" - Die Wahrheit stirbt zuerst" verspricht auf jeden Fall spannende Unterhaltung, die man auch erhält. Jedoch sind mir durch die raschen Wechsel von Schauplatz und Personen diese nicht wirklich nahe gekommen. Nachdenklich stimmt die Geschichte auf jeden Fall, denn das geschaffene Szenario erscheint mir nicht zu weit hergeholt.

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