Manchmal erwischt man eine Fortsetzung, die einfach alles richtig macht
Manchmal erwischt man eine Fortsetzung, die einfach alles richtig macht – und "Rebel Witch" ist genau so ein Buch. Nach dem Ende von Band eins war ich gespannt, wie die Geschichte um Rune und Gideon weitergehen ...
Manchmal erwischt man eine Fortsetzung, die einfach alles richtig macht – und "Rebel Witch" ist genau so ein Buch. Nach dem Ende von Band eins war ich gespannt, wie die Geschichte um Rune und Gideon weitergehen würde, und ich wurde nicht enttäuscht.
Was mich sofort gepackt hat: Das Pacing. Die Autorin versteht es, die Geschichte voranzutreiben, ohne zu hetzen. Jede Szene hat ihren Zweck, nichts fühlt sich wie Füllmaterial an. Von der ersten Seite an war ich drin in dieser Welt, in der Hexen gejagt werden und Vertrauen eine Währung ist, die sich niemand leisten kann.
Das Worldbuilding ist in dieser Fortsetzung noch stimmiger geworden. Man merkt, dass die Autorin ihr magisches System durchdacht hat – es gibt Regeln, Konsequenzen, und die Magie fühlt sich organisch in die Welt eingebettet an. Die politischen Verstrickungen zwischen Hexenjägern und Hexen, die historischen Schichten dieser Welt – all das wird nicht einfach erklärt, sondern durch die Handlung erlebbar gemacht.
Aber das Herzstück dieses Buches ist zweifellos die Romance zwischen Rune und Gideon. Von Moment eins an hatte sie mich wieder. Diese beiden haben eine Chemie, die zwischen den Zeilen knistert, und die Komplexität ihrer Situation – Hexe und Hexenjäger, Vertrauen und Verrat – gibt ihrer Beziehung eine Tiefe, die über das klassische "Enemies to Lovers" Schema hinausgeht. Es geht hier um echte moralische Dilemmata, um Loyalitätskonflikte, um die Frage, ob Liebe reicht, wenn die Welt um einen herum brennt.
Der Suspense war durchgehend präsent. Die alte Feindin, die nach der Macht greift, ist keine flache Antagonistin – ihre Motivationen sind nachvollziehbar, auch wenn ihre Methoden verwerflich sind. Die Bedrohung fühlt sich real an, und ich habe beim Lesen mehrfach die Luft angehalten.
Die Charakterentwicklung verdient besondere Erwähnung. Rune ist in diesem Band gereift, ohne ihre Essenz zu verlieren. Sie ist keine perfekte Heldin – sie zweifelt, sie macht Fehler, sie kämpft mit ihren Gefühlen. Genau das macht sie so glaubwürdig. Gideon entwickelt sich ebenfalls weiter, und seine inneren Konflikte zwischen dem, was er sein sollte, und dem, was er sein will, sind handwerklich gut umgesetzt.
Als Lektorin schätze ich besonders, wie die Autorin mit Informationsvergabe umgeht. Nichts wird dem Leser auf dem Silbertablett serviert, aber man fühlt sich auch nie verloren. Die Balance zwischen Zeigen und Erklären stimmt einfach.
Die Dialoge treiben die Handlung voran und offenbaren gleichzeitig Charaktertiefe. Kein unnötiges Geplänkel, aber auch keine sterilen Informationsaustausch-Gespräche – es fühlt sich echt an.
"Rebel Witch" ist eine Fortsetzung, die den ersten Band nicht nur ebenbürtig ist, sondern ihn in manchen Aspekten übertrifft. Wer starke Protagonistinnen, komplexe Romanzen und durchdachtes Fantasy-Worldbuilding schätzt, wird hier glücklich.