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Veröffentlicht am 06.02.2018

Kann man lesen

Kismet Knight, Vampirpsychologin
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Die Vampirwelle ist am Abklingen und da man nicht mehr alle drei Nase lang einen Vampirroman hinterher geschmissen bekommt, hatte ich mal wieder richtig Lust drauf. Da kam mir dieser Roman in meiner lieblings-Secondhand ...

Die Vampirwelle ist am Abklingen und da man nicht mehr alle drei Nase lang einen Vampirroman hinterher geschmissen bekommt, hatte ich mal wieder richtig Lust drauf. Da kam mir dieser Roman in meiner lieblings-Secondhand Buchhandlung gerade recht. Der Klapptext ließ mich auf einen richtig schönen klassischen Romantasy Roman hoffen: Vampire, Liebe ,Witz, Erotik und eine starke Heldin. Das volle Programm eben. Leider hielt der Klapptext dann doch nicht ganz, was er verspricht und daran ist hauptsächlich die Heldin schuld.

Unsere Protagonisten ist die Psychologin Dr. Kismet Knight. Sie lebt ihren Beruf mit Leidenschaft aus, ist bodenständig, stur und hat einen deutlichen Hang zum Sarkasmus und zur Ironie, was uns bereits auf den ersten Seiten einige lustige Gedanken ihrerseits beschert. Als dann ihre erste Vampirlehrling-Patientin reinmarschiert und freizügig von dem ortsansässigen Vampirclan erzählt ist sie von dieser neuen Art von Wahnvorstellung fasziniert und hat die Idee daraus ein Buch zu machen, um die Karriereleiter weiter aufzusteigen. Als der Vampir Deveraux aka Love Interest 1 in ihre Praxis unvermittelt auftaucht, bestärkt das Kismet nur diese Wahnvorstellung weiter zu verfolgen. Soweit so gut. Der Anfang des Buches war wirklich gut. Auch als der Vampirmörder jagende FBI-Agent Allan aka Love Interest 2 auftaucht, ist noch alles gut.

Dann wird Kismet aber immer weiter in die Vampirszene hineingezogen, sieht allerhand übernatürliche Dinge und wird das Ziel diverser Angriffe. Und hier zeigt sich, wie schwer Kismet manchmal als Protagonisten, deren Gedanken man direkt vorgesetzt bekommt, zu ertragen ist. Denn selbst bei all dem übernatürlichen Tralla ums sie herum im Sinne von Leute verpuffen direkt vor ihr, weigert sich sich felsenfest von ihrer Wahnvorstellungs-Theorie abzuweichen und die Existenz von Vampiren anzuerkennen.
Während das in den ersten Kapiteln noch amüsant war, wurde es in den späteren Kapiteln einfach nur nervig. Denn Abgesehen von ihrer Sturheit hat Kismet auch einen bemerkenswerten Kontrollzwang und muss alles ganz genau wissen. Man möchte ihr manchmal zuschreien, sie solle doch einfach mal die Klappe halten und nicht alles bis in's kleiste Detail hinterfragen.
Wäre das nicht noch anstrengend genug, hat Kismet ebenfalls ernsthafte Schwierigkeiten ihren Verstand bei Anwesenheit eines männlichen Wesen bei sich zu behalten. Sobald einer von ihnen in der Nähe ist, sei es Love Interest 1, 2 oder ihr Ex schaltet ihr Hirn offensichtlich auf Vagina um. Man darf es ihr aber nicht übel nehmen. Immerhin hatte sie eine zweijährige Durststrecke was Männer angeht, wie sie selbst immer wieder betont. Also ist es nur gerechtfertigt, dass sie gedanklich alles anspringt,was bei drei nicht aufm Baum ist. Sarkasmus aus

Der Grund, warum das Buch dennoch ganz okay ist, ist vor allem der Schreibstil, denn wenn man sich nicht gerade über Kismet aufregt, ist man doch in der Regel am Lachen oder Schmunzeln. Lynda Hilburn schafft es die Gedankenwelt von Kismet anschaulich rüberzubringen und gerade die witzigen Metapher und Vergleiche machen das Lesen so angenehm. Zusammen mit der recht schnellen Handlung lässt sich das Buch trotz der Zähigkeit die von Kismet ausgeht, gut und flüssig durchlesen.

Fazit:


Wer mal wieder Lust auf ein Vampir-Romantasy Roman hat und dabei vor allem Wert auf Humor und weniger auf die Romantik legt, für den ist Kismet Knight ein super Buch für zwischendurch.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Leider der schwächste Band der Reihe

Royal 5: Eine Hochzeit aus Brokat
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Leider muss ich sagen, dass "Eine Hochzeit aus Brokat" der schwächste Band der gesamten Reihe ist. Der Hauptgrund dafür, ist die mangelnde Spannung.
Der Spannungsbogen der am Ende des Vorgänger noch gekonnt ...

Leider muss ich sagen, dass "Eine Hochzeit aus Brokat" der schwächste Band der gesamten Reihe ist. Der Hauptgrund dafür, ist die mangelnde Spannung.
Der Spannungsbogen der am Ende des Vorgänger noch gekonnt aufgebaut wird, verliert sich hier auf den ersten Seiten, das überraschende Ereignis wird lose und unspektakulär "aufgelöst" und abgetan. Schade.

Was folgt, sind langweilige Gespräche rund um die letzte Entscheidung, die aber leider nichts Neues beizutragen haben und die Seiten unnötig strecken. Mit der Entscheidung selbst kommt dann glücklicherweise wieder etwas Leben in die Bude. Trotz Liebesbekundung seitens Phillip wird Tanya im Regen, oder besser gesagt im Brautkleid auf dem Laufsteg, stehen gelassen. Die Wendung war zwar zu erwarten gewesen, das ändert aber nichts an ihre Emotionalität, die die Autorin überzeugend darstellt. Man fühlt mit Tanya mit. Ihren Schmerz, die Scham und die Wut.

So gut und mitreißend das zunächst noch ist, wird es dann aber leider übertrieben. Die nächsten gefühlten 50 Seiten ließt man nur noch, wie Tanya apathisch versucht Routine in ihr "neues" altes Leben zu bringen. Ohne großen Erfolg. Wenn, man dann denkt, man ist erlöst als Henry auftaucht und Tanya zu einer Wächterausbildung überredet, liegt man falsch.
Auch die Schilderung der Ausbildung ist nur eine Aneinanderreihung von Trainingseinheiten und Lehrstunden. Und die ganze Zeit habe ich mich gefragt, wo das Alles hinführen soll. Dazu muss ich auch sagen, dass ich zunehmend ein Problem mit Henry hatte. Er war mir persönlich zu perfekt. Immer Gentleman, immer fürsorglich, immer langweilig. Das er nach Phillips Abservierung nun eine zunehmend größere Rolle spielt und die Komplimente und Süßholzraspeleien zwischen Tanya und ihm nur so herflogen, ging mir gehörig auf die Nerven. Bei den wenigen Momenten, wo Tanya dann doch nochmal auf Phillip trifft, wird die Geschichte bedauerlicherweise auch nicht vorangetrieben.

Besserung war ab der Hochzeit in sich. Clair, Fernand und Charles, lockerten das Ganze mit ihren unverwechselbaren Charme wieder auf und wenigstens die Überraschung am Ende war gelungen.

Fazit


Der schwächste Band der Reihe, aufgrund langer monotonen Passagen, die die Handlung nicht wirklich vorantreiben. Lediglich das Ende, lässt auf ein spannendes Finale hoffen.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Habe ich das nicht schonmal gelesen?

Schnee wie Asche
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Auf dieses Buch hatte ich richtig Lust es zu lesen. Kein Wunder, bei diesem schönen Cover. Doch wo das Cover aus der Masse heraussticht und mich begeistert, da schwächelt leider der Inhalt und mal wieder ...

Auf dieses Buch hatte ich richtig Lust es zu lesen. Kein Wunder, bei diesem schönen Cover. Doch wo das Cover aus der Masse heraussticht und mich begeistert, da schwächelt leider der Inhalt und mal wieder bin ich leider nicht ganz so begeistert wie der Großteil der anderen Leser.

Die grobe Handlung von Schnee wie Ache ist schnell erzählt. Wir befinden uns in Primoria, dass unterteilt ist in 4 Jahreszeiten Königreiche, in denen jeweils nur eine Jahreszeit herrscht, da sie sich auf einem Quell von Magie befinden und 4 Rhythmus Königreiche, die weiter abseits liegen und dadurch alle Jahreszeiten im Jahr durchlaufen. Protagonistin Meira ist Winterianerin. Ihr Heimatland ist vom tyrannischen König von Frühling eingenommen worden und Meira, plus ein paar weitere Flüchtlinge zu denen auch der Thronerbe gehört, kämpfen darum ihr Königreich zurück zu erobern.

Das Spiel mit den Jahreszeiten ist beliebt in der Jugendbuch/Fantasy Szene. Die Idee, dass es magische Länder gibt, in denen jeweils eine Jahreszeit herrscht ist ebenfalls recht bekannt. Das allein ist ja noch nichts Schlimmes. Man kann ja das Rad nicht neu erfinden und es kommt auf die Umsetzung an. Doch leider haben wir es hier zusätzlich mit einem recht gängigen Plot zu tun: Die Protagonistin fühlt sich rastlos und unvollständig, einen bösen Tyrann gilt es zu bekämpfen, dazu muss ein magischer Gegenstand gefunden werden. Am Ende stellt sich natürlich heraus, dass die Protagonistin natürlich etwas ganz Besonderes ist. Fühlte sich alles nach „Schon mal gelesen“ an.

Diese absolute Durchschnittlichkeit setzt sich auch in den Charakteren fort, die praktisch alle gängigen Fantasy Klischees erfüllen.

1. Das Waisenmädchen
Meira ist ein Waisenmädchen, fühlt sich unvollständig und will unbedingt ihren Wert beweisen. Im laufe der Handlung stellt sich raus, dass sie ja eine sooo special snowflake ist (hihi, schlechter Wortwitz). Das nervige daran ist, dass man als Leser bereits nach drei Kapitel weiß was mit ihr ist, sie selbst es aber erst ganz am Ende rausbekommt. Die Autorin gibt hier keine subtilen Hinweise, sondern winkt gleich mit dem ganzen Zaun. Nebenbei, fällt keinem anderen auf, wie dämlich Meiras Waffe ist? Sie benutzt ein Chakram, eine Art metallene Frisbeescheibe die als Wurfwaffe dient. Da hat wohl jemand zu viel Xena, die Kriegerprinzessin geschaut. Diese Waffe gibt es zwar in Indien wirklich, aber so wie sie hier beschrieben wird macht sie gar keinen Sinn. Denn das Ding ist kreisrund messerscharf geschärft und Meira packt es einfach und wirft es? Wie zum Teufel soll das funktionieren ohne sich die Hand aufzuschlitzen?

2. Der General
Klassischer Fall von harte Schale, weicher Kern. Der typische grimmige Mentor. Mehr gibt e zu ihm nicht zu sagen.

3. Prinz/König Nr.1 aka Love Interest 1
Zukünftiger König, hat an der Last der Verantwortung zu kämpfen. Liebt das Waisenmädchen aber darf natürlich nicht mit ihr zusammen sein.

4. Prinz Nr.2 aka Love Interest 2
Der gutmütige Prinz, der lieber dem Palast entfliehen würde und insgeheim total dichterisch und verträumt veranlagt ist, doch von seinem Daddy zum König erzogen wird und sich eingeengt fühlt.

Wie man sieht beleibt also auch das obligatorische Liebesdreieck nicht aus und es bietet alles was Liebesdreiecke zu unausstehlich machen: Die Herren fechten einen kindischen Eifersuchtsstreit aus, Die Prota will ja das alle gar nicht und es ist ja ach voll schrecklich, dass ich zwei Prinzen um sie kloppen. Entscheiden kann sie sich selbstverständlich nicht. Beide sind ja so super heiß und voll lieb.
Alles in allem bietet kein Charakter wirklich Spannung oder einen interessanten Charakterentwurf. Sie sind zwar weder schlecht, noch nervig, aber eben so durchschnittlich, dass sie mir nur ein müdes Gähnen entlocken konnten.

So harsch sich meine bisherigen Worte auch anhören. Bis hier hin hätte ich noch ganz gut Gefallen an dem Buch gefunden und wahrscheinlich 4 Dreiecke vergeben, wenn die Handlung wenigstens spannend gewesen wäre.

Das ist sie jedoch nur mäßig. Wie bereist erwähnt ist vieles vorhersehbar und die großen geheimnisse hat man schnell raus, während sich deren Aufdeckung im Buch zieht wie Sirup.
An vielen Stellen ist die Handlung leider auch unlogisch. Oft greift die Autorin vor, macht seltsame Sprünge und lässt Meira zu Erkenntnissen kommen, die sie mit ihren derzeitigen Informationen gar nicht haben dürfte. Auch geht vieles einfach zu glatt. Ein General der feindlichen Armee durchsucht seine Gefangene nicht auf Waffen und setzt sie einfach auf ein Pferd? Noch dazu packt er den Gegenstand den er unbedingt schützen soll einfach so in seine Satteltasche? Und ein König plaudert Wildfremden Leuten nebenbei all seine Pläne und Ziele aus. Vieles wird sich so zurechtgebogen wie es halt gerade gebraucht wird, ohne Rücksicht auf Logikfehler oder unrealistisches Verhalten.

Die Autorin erwähnt in ihrer Widmung, dass sie den ersten Entwurf mit zwölf geschrieben hat. Ehrlich gesagt wirkt das ganze Buch so, als sei es seitdem nur unwesentlich überarbeitet. Ich hatte an vielen Stellen das Gefühl etwas überlesen zu haben und es wirkte auf mich einfach unausgereift.

Fazit:
Die drei Dreiecke gibt es noch, weil Leser, die im Fantasybereich noch nicht so bewandert, sind sicher ihren Spaß mit diesem Buch haben werden. Für routinierte Leser dieses Genre, wie mich, kann ich es aufgrund seiner Vorhersehbarkeit, den flachen Klischeecharakteren und der Unausgereiftheit an vielen Stellen, nicht empfehlen.

Veröffentlicht am 22.04.2023

Zerschnippelte Antigone

Die Unheimlichen: Antigone
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Im Januar 2022 las ich ja die Antigone Adaption aus der Mythen der Antike Reihe und war schwer begeistert. Daher war ich sehr neugierig, als ich diese weitere Comicadaption der Tragödie entdeckte und war ...

Im Januar 2022 las ich ja die Antigone Adaption aus der Mythen der Antike Reihe und war schwer begeistert. Daher war ich sehr neugierig, als ich diese weitere Comicadaption der Tragödie entdeckte und war gespannt, wie jemand anderes den Stoff adaptiert.

Die Märtyrerin und der Tyrann
Antigone gegen Kreon. Die heldenhafte und edle Märtyrerin gegen den bösen bösen Mann, äh, Tyrann, äh ach egal, wird hier sowieso beides gleichgestellt. Das ist im Grunde die gesamte Zusammenfassung dieser Adaption. Auf den gerade mal 64 kleinformatigen Seiten ist jedoch nicht viel Platz, um dieser Tragödie den nötigen Raum zu bieten, daher wird gnadenlos gekürzt. Das Erste, was dem Rotstift zum Opfer fällt, ist das Ende, pff wer braucht das auch schon. Lieber einfach genau da aufhören, wo man den größten (Blut)Schocker schildern kann, das muss reichen. So, wo können wir noch kürzen? Ah ja, die Einsicht Kreon, dass er falsch lag. Männer Tyrannen sind pööse, die sehen gar nichts ein, also weg damit.

Und so geht es immer weiter. Sophokles Werk wird gestaucht, zusammen geschnippelt, gekürt und vor allem vereinfacht. Was im Original ein Konflikt auf mehrere Ebenen ist, nämlich göttliches Recht gegen weltliches Recht, Verpflichtung gegenüber dem Blut gegen Verpflichtung gegenüber dem Staat/der Gemeinschaft, Rebellion gegen Gesetz, weiblicher Widerstand gegen männliche Herrschaftsansprüche, wird in dieser Comicadaption lediglich auf letzteres reduziert. Kreon wird zum absoluten Feindbild erklärt, Antigone hingegen verklärt. Das vereinfach das Ganze meine Meinung nach viel zu sehr und raubt dem Stück auch den Charakter einer Tragödie.

Versteht mich nicht falsch, ich finde es durchaus ok, klassische Stücke zu modernisieren und den Fokus auf die weibliche Perspektive zu legen finde ich sogar richtig klasse, trotzdem muss man sich meiner Meinung nach mit dem Original beschäftigen und diese Auseinandersetzung hat in meinen Augen hier nicht stattgefunden. Als Beispiel, was ich genau meine, könnte man kurz Madeline Miller betrachten. Sie stellt auch weibliche Figuren der Mythologie in ein neues Licht und hinterfragt patriarchale Strukturen, aber nicht, indem sie einfach die Hälfte des Stücks/des Mythos ignoriert, sondern indem sie Vorhandenes weiterdenkt und vertieft. Sie erweitert die Handlung, statt sie herunterzubrechen, wie es bei dieser Adaption geschehen ist.

Was mir gut gefallen hat, um diese Rezension auch mit was Positivem zu beenden, war die grafische Ausarbeitung des Comics. Besonders der gezielte Einsatz von rot in dem ansonsten schwarzweiß gehaltenen Comic war sehr stimmig und auch die Figuren mochte ich, da sie trotz des recht einfachen Stils überraschend ausdrucksstark wirkten.

Fazit:


Die Adaption von Sophokles Antigone konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen. Die Tragödie wird drastisch gekürzt, die verschiedenen Ebenen des Konflikts auf eine plumpe Art runtergebrochen und auf “Männer sind böse Tyrannen” reduziert. Einen Punkt gibt es noch, weil prinzipiell die feministische Interpretation des Mythos eine völlig legitime und gerechtfertigte Betrachtung ist, wenngleich sie hier mangelhaft ausgeführt wurde und den anderen gibt es für die die doch stimmige visuelle Darstellung.

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Nicht sehr subtiler Versuch eines "tiefgründigen" Werkes

Sandburg
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Dieser Comic wanderte auf meine Leseliste, weil ich den Trailer von dem Film OLD gesehen hatte, und dieser mich sehr neugierig machte. Und ganz getreu dem obersten Gebot für Bookies: “The book comes first!”, ...

Dieser Comic wanderte auf meine Leseliste, weil ich den Trailer von dem Film OLD gesehen hatte, und dieser mich sehr neugierig machte. Und ganz getreu dem obersten Gebot für Bookies: “The book comes first!”, wollte ich mir natürlich erstmal diese literarische Vorlage zu Gemüte führen. Tja hätte ich es mal nicht getan, denn jetzt im Nachhinein bin ich mir nicht mal mehr sicher, ob ich den Film schauen will.

Memento Mori, oder so ähnlich
Zuerst einmal hatte ich offenbar die völlig falschen Erwartungen an den Comic. Ich dachte, ich bekomme einen Horrorthriller mit etwas Mystery, sowas, wie eben auch der Filmtrailer suggerierte. Stattdessen bekam ich, ja was eigentlich? Irgendwas zwischen Kammerspiel, Psychothriller und dem Versuch irgendwas ach so metaphysisches zu erschaffen. Der Strand und sein Geheimnis sind nur Kulisse, damit das Autorenduo a) zeigen kann, dass auch in einer Kriese Menschen nur Menschen sind, die oft egoistisch handeln und b) den/die Leser/in ganz in barocker Tradition an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern können. Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, warum die Kritiker das so feiern. Beides erscheinen mir wenig innovative Gedankenansätze und die Art wie sie vermittelt werden wirkte auf mich doch eher plump. Es gibt keine raffinierten Dialoge, die die Abgründe der zwischenmenschlichen Beziehungen aufzeigen oder Plottwists, die den/die Leser/in wirklich den Hauch der Vergänglichkeit spüren lassen. Statt mit subtilen Mitteln, den/die Leser/in zum Nachdenken anzuregen, wird mit dem Vorschlaghammer die Botschaft versucht einzuhämmern, frei nach dem Motto: “Hier die Menschen altern und sterben, das ist es aber tiefgründig, oder? Denk doch mal über Memento Mori nach”.

Und damit der/die Leser/in noch ein bisschen mehr zum knabbern hat, baut man noch ein paar Tabubrüche ein, schockierend, nicht wahr? Ein bisschen nackte Brüste da, eine Nahaufnahme vom Teenager Penis hier und Jugendliche, die vor einer Stunde noch Kinder waren und auch noch deren geistigen Horizont haben beim Sex. Überhaupt dreht sich nach der Darstellung in diesem Comic ab 12 alles nur noch um Sex, Sex, Sex und noch mehr Sex. War das alles für die Handlung nötig? Nein. Lenkt es vom sonst fehlenden Plot ab? Vielleicht.

Denk es dir selber
Wie bereits erwähnt, ist der Strand nur Kulisse. Gebt euch nicht der Hoffnung hin, ihr würde irgendwas über die Ursachen oder Hintergründe erfahren. Das ist nicht wichtig, denn ihr sollte ja über den Sinn des Lebens nachdenken, nicht etwa über sowas Schnödes, wie warum überhaupt auf dem Strand alle altern. Also echt.
Ein paar Seiten müssen aber dennoch gefüllt werden und so wird hin und wieder ein Handlungselement eingebaut, nur um es im nächsten Moment wieder fallen zu lassen, und das Kammerspiel zwischen den Figuren fortzusetzen. Da taucht plötzlich ein Mann auf, wird erschossen, zack auf der nächsten Seite reden niemand mehr darüber. Ich verstehe schon, dass das Autorenduo damit die Wirkung des Zeitraffers, und der rasend schnell verlaufenden Zeit unterstreichen wollten, ich fand es aber nur frustrierend und abgehackt. Das Ende ist dann nur eine konsequente Fortführung des ganzen Comics, aber zu dem Zeitpunkt war mir eh mittlerweile alles egal.

Das Einzige, was mir gut gefallen hat, und was ich hier natürlich nicht unerwähnt lasen möchte, ist, wie Frederik Peeters die Figuren altern lässt. Alle Subtilität, die der Comic sonst missen lässt, findet sich in dieser zeichnerischen Darstellung des Alterns. Zwischen den einzelnen Paneelen sind die Veränderung minimal, doch vergleicht man dann mal Figuren zwischen mehreren Seiten wird der Unterschied sehr deutlich. Das wurde wirklich gut gemacht. Ansonsten ist der rein schwarzweiße Tuschstil sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber ok. Hin und wieder gehen Details verloren, weshalb der Comic auch nichts für Einsteiger ist, dafür war die Mimik der Charaktere sehr ausdrucksstark.

Fazit:


Nicht sehr subtil und durch Opferung jeglichen Plots wird hier versucht ein metaphysischen und den Sinn des Lebens hinterfragendes Werk zu erschaffen, in der Hoffnung, die Tabubrüche würden den/die Leser/in schon von den Logikfehlern und den fehlenden Erklärungen ablenken. Tja, der Versuch ging in die Hose, wenn ihr mich fragt.

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