Cover-Bild Der große Bruder
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 132
  • Ersterscheinung: 16.02.2018
  • ISBN: 9783351037024
Esther Gerritsen

Der große Bruder

Roman
Gregor Hens (Übersetzer)

Als Olivias großer Bruder Marcus sich nach Jahren wieder meldet, sind es nur noch fünf Minuten bis zu ihrem Gesellschaftermeeting. Er ist auf dem Weg in den Operationssaal, wo ihm das Bein amputiert werden soll. Bisher hatte Olivia alles unter Kontrolle. Eigentlich hatte sie immer die Rolle der großen Schwester gespielt. Doch nun muss sie das Meeting abbrechen, weil ihr die Sprache versagt. Kurz darauf zieht Marcus bei ihrer Familie ein und bringt alles durcheinander. Am Ende weiß sie nicht mehr, wer der Fremdkörper ist, wessen Leben gerade auf der Kippe steht, seines oder ihres.
Präzise und mit viel Humor erzählt Ester Gerritsen von den Geheimnissen und Missverständnissen, die eine Familie verkraften muss, und der Liebe, die trotzdem alles zusammenhält.
»Mit ‚Der große Bruder‘ beweist Esther Gerritsen ihr besonderes Gespür für Sätze, die ins Schwarze treffen, und Dialoge, die gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Alltäglichkeit und Absurdität balancieren.« de Volkskrant

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2018

Geschwisterbeziehung

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Der große Bruder ist ein kurzer Roman, aber er funktioniert dennoch gut, da sich die niederländische Autorin Esther Gerristen auf ein wichtiges Element konzentriert. Sie arbeitet die Tiefe der Beziehung ...

Der große Bruder ist ein kurzer Roman, aber er funktioniert dennoch gut, da sich die niederländische Autorin Esther Gerristen auf ein wichtiges Element konzentriert. Sie arbeitet die Tiefe der Beziehung zwischen den Figuren, Bruder und Schwester heraus. Eine Tiefe, den die beiden sich am Anfang nicht bewusst waren. Erst ein Schicksalsschlag führt sie dazu, als dem Diabetiker Marcus ein Bein abgenommen werden. Seine Schwester Olivia ist eigentlich von ihm entfremdet, dennoch nimmt sie ihn für die Zeit der Rekonvalenz bei sich und ihrer Familie auf.

Die Wiederannäherung der Geschwister ist nicht einfach und braucht seine Zeit. Überrascht stellt Olivia fest, dass ihr Bruder andere Erinnerungen an ihre gemeinsame Kindheit hat als sie. Olivia stellt ihr Leben, Beruf und Familie in Frage.

Die Autorin nimmt dem Text durch ironische, witzige Dialoge ihre Tragik, nicht jedoch ihrer Bedeutung. Es bleibt ein ernsthafter, realistischer Text. Ein Buch, dass ich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 10.04.2018

Familienbande

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INHALT:
Als Olivias großer Bruder Marcus sich nach Jahren wieder meldet, sind es nur noch fünf Minuten bis zu ihrem Gesellschaftermeeting. Er ist auf dem Weg in den Operationssaal, wo ihm das Bein amputiert ...

INHALT:
Als Olivias großer Bruder Marcus sich nach Jahren wieder meldet, sind es nur noch fünf Minuten bis zu ihrem Gesellschaftermeeting. Er ist auf dem Weg in den Operationssaal, wo ihm das Bein amputiert werden soll. Bisher hatte Olivia alles unter Kontrolle. Eigentlich hatte sie immer die Rolle der großen Schwester gespielt. Doch nun muss sie das Meeting abbrechen, weil ihr die Sprache versagt. Kurz darauf zieht Marcus bei ihrer Familie ein und bringt alles durcheinander. Am Ende weiß sie nicht mehr, wer der Fremdkörper ist, wessen Leben gerade auf der Kippe steht, seines oder ihres.
Präzise und mit viel Humor erzählt Ester Gerritsen von den Geheimnissen und Missverständnissen, die eine Familie verkraften muss, und der Liebe, die trotzdem alles zusammenhält.

MEINUNG:
Das schmale Büchlein hatte ich innerhalb von 1,5h durchgelesen. Ester Gerritsen hält sich hier auch nicht mit großartigen Details auf, sondern die Geschichte beginnt gleich mit dem Telefonat zwischen Olivia und Marcus. Beide haben bisher eigentlich kein sonderlich inniges Verhältnis miteinander gehabt, dennoch ist Olivia trotzdem sofort zur Stelle als Marcus das Bein amputiert wird.

Gleichzeitig bekommt Einblick in Olivia als Charakter, ihre Ehe und ihre Kinder. Olivia wirkt recht kühl und unnahbar und gerade deswegen bringt sie die Tragödie um ihre Bruder so aus dem Tritt. Warum Olivia so ist, wie sie ist, wird auch erklärt und es gibt dazu Einblicke in ihre Kindheit.

Als Marcus bei Olivia, ihrem Mann und ihren beiden Söhnen einzieht, scheint das Chaos perfekt. Olivia macht das ohne zu zögern. Ihre drei Männer sind anfangs noch sehr skeptisch, doch gleich das erste Abendbrot mit Marcus, der sehr feinfühlig und offen ist im Gegensatz zu Olivia, löst bei den dreien etwas aus, womit Olivia noch zu kämpfen hat. Marcus hat einen starken Einfluss, auch auf ihre Kollegen und ihren Arbeitgeber. Die Autorin zeigt dennoch auch die Reibungspunkte, die plötzlich ausgelöst werden zwischen Olivia und Marcus, aber auch zwischen Olivia und ihrem Mann. Alles gerät scheinbar erstmal in Schieflage. Schnell wird aber klar, dass Marcus für alle ein Gewinn ist. Nur Olivia kann sich dem nicht richtig öffnen.

FAZIT:
Sowohl die Kürze als auch die relativ große Schrift machten die Geschichte zu einem kurzen Lesevergnügen, welches aber durchaus nachwirkt und innerhalb seines Rahmens sein Optimum rausholt ohne groß Drumherum zu reden. Für mich ist es mehr Kurzgeschichte als Roman gewesen.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Familienbande

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„Olivia kam gern genau pünktlich, niemals zu früh, um die Unordnung am Anfang nicht mit höflichen Floskeln füllen zu müssen.“ (S. 9)

Nach langen Jahren, in denen der Kontakt eher spärlich war, führt das ...

„Olivia kam gern genau pünktlich, niemals zu früh, um die Unordnung am Anfang nicht mit höflichen Floskeln füllen zu müssen.“ (S. 9)

Nach langen Jahren, in denen der Kontakt eher spärlich war, führt das Schicksal Olivia und ihren Bruder nach einer Operation wieder zusammen. Langsam und gemeinsam mit dem Leser stellt Olivia fest, dass die ungeplanten Konfrontationen ihr eigenes bröckelndes Familienleben offenlegen.

Bis heute bin ich mir nicht sicher, was ich von der Länge/Kürze dieses Romans halten soll. Auf der einen Seite ist es durchaus reizvoll, sich seinen Teil selbst zu denken: Erzählt wird im Prinzip nur das, was in wenigen Tagen passiert, wir erleben bloß die Veränderungen, die angestoßen werden. Das Ende ist daher nicht abgeschlossen, aber das ist das Leben schließlich auch nicht.
Auf der anderen Seite könnte man unter Umständen geneigt sein, der Autorin Bequemlichkeit vorzuwerfen. Im Prinzip steckt da eine spannende Idee drin, die wurde auch ausgearbeitet, aber das ganze bleibt doch recht minimalistisch.

Getragen wird das ganze durch die Charakterentwicklungen und die Entwicklungen der Verhältnisse zwischen den einzelnen Figuren, und auch hier findet sich wieder: Die einzelnen Entwicklungspunkte vollziehen sich im Verborgenen, wir bekommen nur sehr minimalistisch die Auswirkungen mit und müssen uns vieles selbst denken.
Zu Beginn hatte ich ein paar Sympathieprobleme, besonders mit Olivia und ihrem Mann, doch das legte sich naturgemäß mit der Charakterentwicklung. Da sollte man also durchaus noch eine Chance geben.

„„Alles nur Angst“, sagte Frau Derksen. „Die ist einfach da. Kann man nichts gegen machen.““ (S. 25)

Insgesamt hat mir „Der große Bruder“ gut gefallen, es sollte einem nur vorher schon bewusst sein, dass eine gewisse „Eigenleistung“ notwendig ist. Wem das zu viel ist, der sollte von diesem Roman die Finger lassen.

Veröffentlicht am 10.02.2018

Olivias Männer

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Olivia ist mit Gerard verheiratet und hat mit ihm die zwei halbwüchsigen Söhne Tom und Julius. Sie arbeitet als Finanzleiterin in einem alten Traditionsbetrieb für Porzellan. Das Unternehmen stand schon ...

Olivia ist mit Gerard verheiratet und hat mit ihm die zwei halbwüchsigen Söhne Tom und Julius. Sie arbeitet als Finanzleiterin in einem alten Traditionsbetrieb für Porzellan. Das Unternehmen stand schon am Abgrund, doch mit ihrer Hilfe gelang es, das Geschäft langsam wieder in die Gewinnzone zu bringen. Während sie sich auf eine Gesellschafterversammlung vorbereitet, erhält sie einen Anruf von ihrem älteren Bruder Marcus, von dem sie seit Ewigkeiten nichts gehört hat. Marcus ist auf dem Weg in den OP, wo man ihm sein Bein amputieren wird, da er mit seinem Diabetes so sorglos umgegangen ist. Olivia ist von Natur aus eher eine wenig sentimentale Person, doch die Nachricht wirft sie regelrecht aus der Bahn und sie ist so geschockt, dass sie sich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren kann und kurzerhand in die Klinik fährt, wo Marcus gerade aus der Narkose erwacht. Die kurze Zeit mit ihrem Bruder bringt sie dazu, ihn einzuladen, für die Zeit während der Reha bei ihr und ihrer Familie zu wohnen, was Marcus dankend annimmt und Olivia schon in dem Moment wieder bereut, als Marcus einzieht. Während Marcus‘ Aufenthalt verändert sich sowohl Olivia als auch ihre ganze Familie. Hat Besuch von Marcus der Familie gut getan?
Ester Gerritsen hat mit ihrem Buch „Der große Bruder“ einen sehr interessanten und gefühlvollen Roman vorgelegt, der zwar mit 130 Seiten als kurz bezeichnet werden kann, dafür aber mit vielen menschlichen Eindrücken punkten kann. Der Schreibstil ist flüssig, es wird aus der Sicht von Olivia erzählt in der dritten Person. Ab der ersten Seite ist der Leser hautnah dabei, um zum einen Olivias Aufgaben im Porzellangeschäft kennenzulernen, aber auch die einzelnen Familienmitglieder und ihr Verhältnis untereinander zu verfolgen. Durch einige kleine Erinnerungen in die Vergangenheit gibt Olivia zudem einen Einblick, in welchen Verhältnissen sie aufgewachsen ist und wie die Beziehung zu ihrem Bruder war. Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden von der Autorin sehr gut in Szene gesetzt und lassen beim Leser viel Raum für Spekulationen über die weitere Entwicklung innerhalb der Familie.
Die Charaktere sind anhand ihrer Eigenschaften sehr unterschiedlich ausgestaltet. Sie wirken sehr real und authentisch. Olivia ist eine sehr unterkühlte Frau, die keinerlei Sentimentalität aufkommen lässt. Sie wirkt sehr nüchtern und fokussiert, oftmals lässt sie auch gegenüber ihrer Familie an Emotionalität und Einfühlungsvermögen vermissen. Das Schicksal ihres Bruders öffnet dann aber langsam innerliche Barrikaden, Olivia erinnert sich an die Vergangenheit, an die Armut und an die fürsorgliche Betreuung durch ihren Bruder Marcus. Sie macht innerhalb der Handlung die größte Entwicklung durch. Ehemann Gerard ist in seinem Job unzufrieden und lässt in wenigen Zeilen erkennen, dass zwischen ihm und Olivia auch nicht mehr alles so gut und richtig ist, wie es einmal war. Lange kam er mit ihrer Art zurecht, doch nun fühlt er sich vernachlässigt und unverstanden. Tom und Julius sind im Teenageralter und haben ein besseres Verhältnis zu Gerard als zu Olivia. Beide haben wohl den Eindruck, dass Olivia sich nicht wirklich für sie interessiert. Marcus ist durch die Amputation nah am Wasser gebaut, doch bringt er auch viel Licht in Olivias Familie. Gerard, Tom und Julius freunden sich schnell mit ihm an und verbringen gern Zeit mit ihm. Gleichzeitig sind sie ihm gegenüber offen und zeigen ihre Gefühle, die sie Olivia nie offenbart haben.
„Der große Bruder“ ist eine geschickt inszenierte Familiengeschichte, die die Veränderungen innerhalb dieses Gerüstes aufzeigt, sobald eine schwierige Situation eintritt. Dabei werden auf einmal Dinge offengelegt, die niemand laut auszusprechen wagte und die doch nötigerweise an die Oberfläche kommen musste, um ein neues Miteinander zu schaffen. Eine Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!

Veröffentlicht am 16.03.2018

Der große Bruder

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Esther Gerritsen - Der große Bruder
eBook - 129 Seiten

Hmm, auch Stunden, nachdem ich es gelesen habe, frage ich mich noch immer, was genau die Autorin hier eigentlich zum Thema machen wollte…
Die Vereinbarkeit ...

Esther Gerritsen - Der große Bruder
eBook - 129 Seiten

Hmm, auch Stunden, nachdem ich es gelesen habe, frage ich mich noch immer, was genau die Autorin hier eigentlich zum Thema machen wollte…
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie?
Eine Midlife-Crisis?
Das Auseinanderleben von Geschwistern?
Die Zerrüttung in der eigenen Familie?
Das eigene innere Zerwürfnis?
Ich denke, es wird eine Mischung aus all diesen verschiedenen Themen sein.
Diese Vielfalt an Themen auf den doch recht wenigen Seiten scheint mir auch der Hauptgrund gewesen zu sein, weswegen ich weder mit der Geschichte noch mit den Protagonisten warm geworden bin.
Olivia nervt einfach nur mit ihren Selbstzweifeln und den sich ständig ins Gegenteil wandelnden Gedanken.
Marcus' Geschichte wird leider nur kurz angerissen, wobei hier meiner Meinung nach noch das größte Potential steckt.
Der Ehemann unzufrieden mit der Gesamtsituation, die Kinder anfangs aufmüpfig und respektlos.
Am Ende steht die Aussicht auf Friede, Freude, Eierkuchen - aber das muss sich der Leser leider denken.
Auch hier wäre in meinen Augen viel Potential, um der Geschichte mehr Leben einzuhauchen.
Einzig den Schreibstil empfand ich als recht angenehm, die Geschichte war leicht und verständlich zu lesen.

* digitales Rezensionsexemplar von NetGalley & Aufbau Verlag