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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.02.2018

Buchabenteuer

Das verschwundene Buch
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Alba und Diego lieben Drachen. Sie leben in Barcelona und versuchen bei ihren Gängen durch die Stadt, alle Drachenstatuen zu finden und zu kategorisieren, die sich an den Gebäuden verstecken. Heute sind ...

Alba und Diego lieben Drachen. Sie leben in Barcelona und versuchen bei ihren Gängen durch die Stadt, alle Drachenstatuen zu finden und zu kategorisieren, die sich an den Gebäuden verstecken. Heute sind sie auf dem Weg zu ihrer Tante Beatriz, die einen Buchladen betreibt. Denn heute soll ein neues Buch in die Läden kommen, das beste, das jemals geschrieben wurde.
Unterwegs beginnen die beiden Kinder sich zu wundern, weil ihnen plötzlich der Titel des Buches, auf das sie schon so lange warten, nicht mehr einfällt. Nur den Namen der Autorin wissen sie noch.
Als sie bei der Buchhandlung ankommen, ist sie geschlossen. Später erfahren sie, dass das Buch beinahe leer ist. Obwohl ihre Tante am Wochenende eine Vorabversion gelesen hat, kann sie sich nicht an ein Wort des Inhalts erinnern. So ergeht es allen.
Als dann plötzlich eine Laserpistole in Peter Pan auftaucht, wissen die beiden, dass etwas Schreckliches geschehen sein muss. Da nicht nur Peter Pan betroffen ist, werden alle Bibliotheken geschlossen.
Alba und Diego eilen zu ihrer Tante. Sie muss Rat wissen.
Das ist der Auftakt zu einem spannenden Abenteuer, bei dem Alba und Diego die Laserpistole aus Peter Pan entfernen müssen. Wie sie das tun und was sie dabei erleben, erzählen die beiden spanischen Autoren, die sich hinter dem Pseudonym Edward Berry verbergen, so spannend, dass man das Buch gar nicht mehr weglegen mag.
Wie gut, dass bereits ein weiterer Band erschienen ist – in ihm geht es nach Paris und um die Drei Musketiere – und ein weiterer demnächst erscheint.
Der Roman ist liebevoll gestaltet, z.B. mit einem Daumenkino am unteren Rand, besteht aus griffigem Papier, enthält einige Illustrationen und überzeugt auch durch das interessant gestaltete Cover.
Die Geschichte ist auch für alle jene verständlich, die Peter Pan (noch) nicht kennen. Das erzählte Abenteuer ist actionreich, fliegt dahin und verlässt sich ganz darauf, dass die neu erfundene Handlung mit der „alten“ so verwoben wird, dass ein quasi-neues Abenteuer entsteht.
Die Leserinnen und Leser erfahren auch von den Hintergründen für die Geschehnisse, von dem alten Kampf Gut gegen Böse, Technik gegen Bücher, oder doch nicht?
Fazit: Sehr lesenswert.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Atmosphärisch dicht

Der Mann, der nicht mitspielt
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Hardy Engel versucht, als deutscher Einwanderer mit üblen Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg, in Hollywood Fuß zu fassen, am liebsten als Schauspieler. Doch dann wird er eher zum Privatdetektiv, der ...

Hardy Engel versucht, als deutscher Einwanderer mit üblen Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg, in Hollywood Fuß zu fassen, am liebsten als Schauspieler. Doch dann wird er eher zum Privatdetektiv, der – immerhin – im Filmmilieu ermittelt.
Er wird als Sicherheitschef einer Filmfirma eingestellt, nachdem er eine verschwundene Schauspielerin, die einen Filmboss mit Fotos von außerehelichem Geschlechtsverkehr erpresst hat, recht schnell und lautlos gefunden hat.
Bald erweist sich, dass eigentlich niemand mit offenen Karten spielt und Hardy gerät mehr als einmal in eine bedrohliche Lage. Dabei ist es auch nicht wirklich hilfreich, dass er sich in eine Frau verliebt, von der er weiß, dass sie ihr eigenes Spiel spielt.
Der Autor greift in seinem Buch „echte“ Fälle aus den Goldenen Zwanzigern der Filmindustrie auf und erzählt dazu die „wahren Hintergründe“, die sein Held kennt, eben weil er in diesem Umfeld ermittelt hat.
In diesem Band geht es um eine vermutliche Vergewaltigung mit einer Flasche durch Roscoe „Fatty“ Arbuckle, einen Komiker, die zum Tod der Frau geführt hat. Auch, dass ein Löwe auf dem Studiogelände eine Frau getötet hat, stimmt, doch die Umstände dürften frei erfunden sein.
Insgesamt hat der Autor seinen Stil sowohl seinem Helden als auch der Zeit angeglichen. Die Leserinnen und Leser erfahren außerordentlich viele Details aus der Filmgeschichte. Hut ab vor der Recherche des Autors! Diese werden allerdings so spannend in die Handlung integriert, dass es eine wahre Freude ist, das zu lesen.
Nebenbei spielt auch die Prohibition eine Rolle, genau wie die Zensur. Interessant ist es auch, wenn Stars der damaligen Zeit durchs Bild streichen und einen ganz anderen Eindruck hinterlassen als man ihn vorher hatte.
Spannend inszeniert, actionreich ohne Brutalitäten, humorvoll und sehr nah an den Figuren dran, eine echte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Königinnen undercover

Die Königin von Lankwitz
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Als Irene aus dem Gefängnis entlassen wird, braucht sie einen Job, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Gemeinsam mit ihrer – etwas schrillen – Knastfreundin Bea gründet sie eine Firma, die unliebsame ...

Als Irene aus dem Gefängnis entlassen wird, braucht sie einen Job, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Gemeinsam mit ihrer – etwas schrillen – Knastfreundin Bea gründet sie eine Firma, die unliebsame (Ehe-)Männer beschädigt, damit sie mindestens genauso leiden müssen, wie bisher die Frauen unter ihnen gelitten haben.
Bea und Irene haben da einschlägige Vorerfahrungen.
Sie stellen einen Kodex auf und halten sich auch daran, zumindest meistens.
Doch dann stellt sich heraus, dass es da noch eine Firma gibt, die ähnliche Dienste anbietet – allerdings morden die im Auftrag. Schnell geraten Bea und Irene in deren Blickfeld, sie brauchen eine Weile, um herauszufinden, worum es eigentlich geht und das bringt sie in große Gefahr.
Die Geschichte wird aus allwissender Sicht erzählt, doch die Leserinnen sind oft nah an Bea dran, die ganz in ihrem neuen Job aufgeht – Auftraggeber zu akquirieren. Die Szenen sind sehr schnell aneinander geschnitten, ein Auftrag folgt dem nächsten, die beiden sind gut im Geschäft und ganz zufrieden mit sich und der Welt in Lankwitz.
So kann es natürlich bleiben und so bekommen die Leserinnen die Chance, den beiden bauernschlauen – oder müsste man stadtschlauen Damen bei ihren Versuchen zuzuschauen, sich aus der Misere zu lavieren. Die Sprache, die der Autor verwendet, ist nah am gesprochenen Wort dran, entspricht ihm aber nicht, sodass sich der Krimi wirklich sehr flüssig lesen lässt und damit leider viel zu schnell am Ende ist.
Die Spannung steigt kontinuierlich, und Bea und Irene wachsen einem schnell ans Herz.

Veröffentlicht am 15.02.2018

Wer bin ich?

Nelkenliebe
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Das fragt sich Katharina immer mal wieder, jedoch in letzter Zeit eher öfter als selten. Zwar lebt sie mit einem Mann zusammen, den sie liebt – oder doch nicht?
Dann erfährt ihr Vater, dass er bald sterben ...

Das fragt sich Katharina immer mal wieder, jedoch in letzter Zeit eher öfter als selten. Zwar lebt sie mit einem Mann zusammen, den sie liebt – oder doch nicht?
Dann erfährt ihr Vater, dass er bald sterben muss und bittet sie darum, in Portugal nach seiner Jugendliebe zu suchen. Er hatte sie dort verloren, weil sie unter dem Unrechtsregime verhaftet worden war. Nun lässt ihm keine Ruhe, warum sie sich nach ihrer Entlassung von ihm abgewendet hat.
Katharina erfährt immer mehr (die Leserinnen auch): über die Geschichte Portugals, über ihren Vater, über ihren Verlobten und über sich selbst.
Dabei reist sie an einige schöne Orte Portugals, die ebenso beschrieben werden. Nach den ersten 100 Seiten möchte man selbst mal nachgucken fahren. Auch andere portugiesische Besonderheiten, Musik, Kulinarisches, Traditionen spielen eine Rolle und werden in die Handlung eingebunden.
Stilistisch liest sich das Buch sehr locker. Als Leserin ist man immer versucht zu spekulieren, was nun als nächstes geschieht und wird immer wieder überrascht: Es geschieht etwas vollkommen anderes.
So entsteht ein einerseits locker und leicht geschriebenes Buch, das andererseits das Leben unter einem Unrechtsregime nacherlebbar macht, indem es anhand von Einzelschicksalen davon berichtet.
Insgesamt ein sehr anregendes Buch, das trotz allem mit einem Happy End aufwartet, und zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 12.02.2018

Grenzüberschreitungen

Der Belarus-Deal
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Tom ist ein ziemliches Arschloch, er klaut, betrügt, ist überheblich, behandelt Frauen unangemessen und ist auch sonst ein eher unangenehmer Zeitgenosse. Mit seinen 22 Jahren glaubt er, die Welt sei zu ...

Tom ist ein ziemliches Arschloch, er klaut, betrügt, ist überheblich, behandelt Frauen unangemessen und ist auch sonst ein eher unangenehmer Zeitgenosse. Mit seinen 22 Jahren glaubt er, die Welt sei zu seinem Vergnügen da. Derzeit arbeitet er in einem Fitness-Center, doch eigentlich sieht er sich als Journalist – investigativer Journalist, gefeierter investigativer Journalist. Aus diesem Grund stimmt er einem Treffen mit dem ehemaligen Schulkameraden Reuter zu.
Dieser versorgt ihn mit ausreichend Informationen übers Darknet und eine dubiose Organspendefirma, sodass Tom, ohne groß darüber nachzudenken, einen folgenschweren Entschluss trifft: Er bewirbt sich um ein Organ und wird prompt nach Minsk eingeladen. Mit leichtem Unwohlsein tritt er die Reise an.
Das ist der Anfang einer rasanten Achterbahnfahrt oder eher einer Schussfahrt, deren Ende wegen Nebels nicht zu erkennen ist. Man könnte auch auf einen Steilhang zurasen.
Tom bekommt keinen Moment mehr zum Durchatmen. Er weiß auch bald nicht mehr, wem er vertrauen kann, wie weit die Netze der Organspendefirma reichen und wer warum in diese Angelegenheit verwickelt.
Dabei entwickelt Tom sich langsam, vom Anti-Helden zu einem Helden wider Willen, der immerhin anfängt, über sich, sein Leben und seine Verantwortung gegenüber seinen Mitmenschen nachzudenken.
Es gelingt dem Autor, seine Leserinnen und Leser mitzureißen, sowohl seine Sprache als auch die Entwicklung des Plots, mit überraschenden Wendungen und Bruce-Willis-artigen Stunts, sorgen dafür, dass die Spannung stetig steigt. Atemlos verfolgt man die Flucht Toms, bis zum bitteren Ende.
Es wird deutlich, dass sich der Autor tief in die Materie eingearbeitet hat, die dem Thriller zugrunde liegt. Die dafür notwendigen Informationen verpackt er in spannende Dialoge, die die Handlung vorantreiben.
Besonders der Prolog baut eine Spannung auf, die bequem über die Einführung des Helden und seinen Auftrag hinweg trägt, und sobald er den Ruf zum Abenteuer gehört und die erste Schwelle überschritten hat, mag man das Buch kaum noch weglegen.
Fazit: Ein spannender, schnell geschnittener Thriller zu einem brisanten Thema mit einem überzeugenden Helden, mit dem man trotz aller, oder gerade wegen ?, seiner Schwächen mitfiebert.