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Veröffentlicht am 21.02.2018

Einmal Agent - immer Agent

Henry Smart
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Als Henry mit seinem Vater seine Sommerferien in Bayreuth verbringen muss, ist er alles andere als begeistert. Von San Francisco in die Pampa? Und das nur, weil sein Vater dort einen Auftrag als Maskenbildner ...

Als Henry mit seinem Vater seine Sommerferien in Bayreuth verbringen muss, ist er alles andere als begeistert. Von San Francisco in die Pampa? Und das nur, weil sein Vater dort einen Auftrag als Maskenbildner hat?

Henry kann die drohende Langeweile regelrecht greifen. Doch als er dann bei einer Pizzabestellung durch die Mangel gedreht wird, hat er zunächst noch die Hoffnung, dass seine Ferien doch ein klein wenig spannender werden könnten als gedacht. Wie spannend allerdings, das hätte auch er nicht zu träumen gewagt. Oder wer kann schon behaupten, dass er bei einer waschechten Walküre wohnt und plötzlich für den göttlichen Wotan arbeitet?

Frauke Scheunemann hat mit Henry Smart einen ganz besonderen Helden geschaffen. Ein Junge, der nichtsahnend mit der gesamten Götterschar konfrontiert wird und dann auch noch helfen muss, die Welt zu retten. Viel zu viel für einen kleinen Jungen mag man meinen. Doch Henry ist glücklicherweise nicht alleine. Ihm zur Seite stehen die Norne Urs, die leicht zickige Walküre (Brun-) Hilda und der selbstverliebte Held Siegfried.

Gemeinsam erleben sie ein Abenteuer, das sich gewaschen hat. Mit viel Witz, schlagfertigen Dialogen und absurden Situationen wird der Leser, ob groß ob klein, regelrecht in das Geschehen hineingezogen. Mit einem farbenprächtigen Kopfkino macht man sich zusammen mit Henry auf den Weg in die Vergangenheit und trifft dabei Leute, von denen man irgendwann bestimmt schon mal gehört hat.

Skurrile, aber sehr plastische Charaktere, Mystik, Spannung, Wortwitz und eine Menge Situationskomik ließen mich kaum das Buch aus der Hand legen. Schnell war das Abenteuer beendet und das offene Ende verlangte nach einer Fortsetzung, die hoffentlich bald schon erscheinen wird.

Fazit:
Auch wenn das Buch eher für Kinder oder junge Leser gedacht ist, hat es mich wunderbar unterhalten. Die Sprache ist für Kinder angepasst, aber auch als Erwachsener sehr gut lesbar und spannend. Ich freue mich schon auf Henrys nächsten Einsatz im Auftrag des Götterchefs, denn eines ist klar: Einmal Agent – Immer Agent!

Veröffentlicht am 21.02.2018

Geschichten in einem Rosenquarz

Sternenschweif, 3, Der steinerne Spiegel
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Seit Laura auf dem Land wohnt, hat sie einen ganz besonderen Gefährten. Ein kleines, graues, unscheinbares Pony. Das Besondere an dem Tier ist, dass Laura es mit einem Zauberspruch in ein strahlendweißes, ...

Seit Laura auf dem Land wohnt, hat sie einen ganz besonderen Gefährten. Ein kleines, graues, unscheinbares Pony. Das Besondere an dem Tier ist, dass Laura es mit einem Zauberspruch in ein strahlendweißes, wunderschönes Einhorn verwandeln kann, das zudem auch noch sprechen kann. Laura genießt ihre Zeit mit Sternenschweif, ihrem Pony und staunt immer wieder über seine Verwandlung.
Nun will Laura aber auch anderen helfen und gerade bei ihrer Freundin Jessica tut dies Not. Diese ist todunglücklich, weil ihre neue Stiefschwester plötzlich bei ihrer Familie eingezogen ist. Alle bemühen sich um die ständig schlecht gelaunte Samantha, die am liebsten jeden Tag in die Stadt gehen und shoppen möchte.
Laura versucht, ihre Freundin nicht bloß zu trösten und aufzumuntern, sondern ihr richtig zu helfen. Doch kann sie das zusammen mit Sternenschweif?

Zusammen mit meiner großen Tochter habe ich nun schon einige Bücher und Geschichten mit Laura und Sternenschweif gelesen. Man merkt der Geschichte direkt an, dass sie englischer Abstammung ist, wird doch immer wieder mal z.B. von einem Mr oder einer Mrs gesprochen, was ich dann meiner 6jährigen Tochter erst einmal erklären musste.

Während in anderen Büchern farbige Bilder zu Sternenschweif und Laura abgedruckt sind, gibt es in dieser Reihe nur schwarz-weiß Bilder in recht groben Zügen. Meine Tochter sprechen diese gar nicht an, so dass sie eher der Geschichte lauscht und dabei mit ihrem Pferd versucht, das Gehörte nachzustellen. Denn die Geschichte ist kindgerecht gehalten. Einfach, nachvollziehbar und voller Magie.

Als Erwachsener ahnt man schnell, wohin die Geschichte laufen wird, wie sie sich entwickelt. Für ein Kind bleibt sie jedoch bis zuletzt spannend und faszinierend. Natürlich möchte meine Tochter die Geschichten mit Sternenschweif bald selbst einmal lesen, doch derzeit ist sie noch eine Leseanfängerin, so dass ich in den Genuss komme, die Geschichten ihr vorlesen zu dürfen und dabei selbst an den Abenteuern von Sternenschweif teilnehmen kann.

Fazit:
Glücklicherweise warten noch viele Sternenschweif – Geschichten auf uns und daher war der Abschied von dieser zauberhaften Geschichte nur ein kurzer, denn das Abenteuer mit Sternenschweif geht bald weiter.

Veröffentlicht am 13.02.2018

Jule ohne Plan

Die Oleanderfrauen
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Hamburg, 1936: Sophie Terhoven genießt das komfortable Leben als Tochter eines Kaffeebarons. Zusammen mit ihrem Freund Malte besucht sie die höhere Schule und gemeinsam lernen sie für die nächsten Prüfungen. ...

Hamburg, 1936: Sophie Terhoven genießt das komfortable Leben als Tochter eines Kaffeebarons. Zusammen mit ihrem Freund Malte besucht sie die höhere Schule und gemeinsam lernen sie für die nächsten Prüfungen. In dem Sohn der Köchin findet Sophie nicht nur einen guten Freund, sondern auch ihre erste Liebe. Doch die Kluft zwischen arm und reich scheint unüberwindlich zu sein. Doch dann geschieht etwas sehr unerwartetes, das nicht nur das Leben von Sophie grundlegend verändern wird.



Hamburg, 2016: Jule Weisbach versucht sich mit einem urigen Café selbstständig zu machen. Sie legt besonderen Wert auf die Kaffeebohnen, ihre Röstung und deren Zubereitung. Das macht sich nicht zuletzt im Geschmack bemerkbar. Auch haben diese Bohnen ihren Preis. Dennoch möchte Jule sie nicht zu teuer verkaufen, um ihrer Kundschaft etwas bieten zu können. Eine saftige Mieterhöhung stellt aber nun den Fortbestand ihres kleinen Cafés in Frage. Doch dann lernt Jule Johanna kennen, die beim Aufräumen des elterlichen Hauses ein Tagebuch gefunden hat, das ursprünglich mal einer Sophie Terhoven gehört hat…



Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Schnell konnte ich in die Geschichte eintauchen. Sowohl Jule, wie auch Sophie und Johanna wurden mir schnell sympathisch und gemeinsam mit den drei Frauen ging ich auf Entdeckungsreise nach alten Familiengeheimnissen und verborgenen Wünschen.



Die Geschichte wird nicht nur aus der Sicht der drei Frauen geschrieben, auch kommen immer wieder Tagebucheinträge vor, die – in meiner Ausgabe – leider sehr schwer zu lesen sind. Dennoch war die Geschichte spannend und baute sogar einen regelrechten Sog auf, so dass man das Buch nur schwer zur Seite legen konnte. Dennoch musste dies manchmal sein, denn die ganzen Ereignisse wollten teilweise häppchenweise verdaut werden.



Neben einem sehr kleinen Einblick in die Kriegsgeschehnisse, habe ich vor allem recht viel über Kaffee gelernt. Die Protagnisten sind authentisch, plastisch und sehr emotional. Das Ende war für mich nicht wirklich überraschend, auch wenn ich mir ein wenig mehr Zufall gewünscht hätte.



Für den interessierten Leser bietet die Autorin am Ende noch ein historisches Nachwort an. Jule hat in dem Buch recht viel gebacken. Einige der Rezepte finden sich am Ende des Buches, was mich sehr gefreut hat, klang doch manches sehr lecker.



Fazit:

Eine herzerwärmende Geschichte mit viel Tragik, Leid, Freud und Hoffnung. Als Leser wird man bei diesem Buch emotional sehr gefordert und es fällt einem am Ende schwer, Jule und ihre Freunde wieder ziehen zu lassen. Wie gerne würde ich doch mal in ihrem kleinen Café vorbeischauen und sie persönlich kennenlernen.

Veröffentlicht am 13.02.2018

"... und bin ganz froh."

Ziemlich beste Schwestern – Quatsch mit Soße (Ziemlich beste Schwestern 1)
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Die siebenjährige Mimi lebt zusammen mit ihrer fünfjährigen Schwester Flo (Florentine), ihren Eltern, den Kaninchen Knolle und Bolle sowie der Babykatze Kalle.
Mimi möchte gerne etwas erleben, doch ihre ...

Die siebenjährige Mimi lebt zusammen mit ihrer fünfjährigen Schwester Flo (Florentine), ihren Eltern, den Kaninchen Knolle und Bolle sowie der Babykatze Kalle.
Mimi möchte gerne etwas erleben, doch ihre Eltern wollen sonntags lieber ausspannen. Auch ihr geliebtes Spiel, sich alle Traktor- und Automarken in ihr geheimes Autoheft zu schreiben, gestaltet sich als recht langweilig.
Damit das nicht so weiter geht, muss schnell Abhilfe her …

Das Buch ist ein wunderschönes Vorlesebuch für jüngere Zuhörer oder ein gutes Buch für Erstleser. Die Sprache ist einfach gehalten, viele schöne und detailreiche Bilder unterstützen den Text. Im Buch finden sich 5 kleine Geschichten:

1. Wie ich einmal richtig schlechte Laune hatte
2. Wie wir einmal geheime Zirkusmäuse gekauft haben
3. Wie wir einmal Ein Mitternachtspicknick gemacht haben
4. Wie wir einmal alleine einen echten Riesen-Vulkan-Kuchen gebacken haben
5. Wie wir einmal (fast) bis zum Grundwasser gebuddelt haben

Besonders schön fand ich, dass alle Geschichten mit der Floskel „und bin ganz froh“ enden. Gerade für junge Zuhörer sind solche Wiederholungen sehr wichtig und das merke ich auch an meiner kleinen Tochter, die das nicht nur mitspricht, sondern auch weiß, jetzt ist die Geschichte zu Ende.
Ebenso wie die Sprache, sind auch die Geschichten recht einfach gehalten, so dass kleine Kinder ihnen gut folgen können. Zeitgleich sind sie witzig und unterhaltsam. Den beiden Schwestern fallen immer wieder neue Dinge ein, was sie alles anstellen können.
Meine beiden Töchter mögen die Geschichten nicht zuletzt, weil es in dem Buch um zwei Schwestern geht, wie auch sie welche sind. Und während ich es der einen vorlese, lauscht die andere mit und versucht im Anschluss, selbst ein wenig in dem Buch zu lesen.

Fazit:
Eine schöne neue Reihe um zwei kleine Schwestern, mit vielen Ideen, Streichen, in einfacher Sprache und vielen schönen Bildern. Zum Vor- oder ersten Selberlesen geeignet.

Veröffentlicht am 09.02.2018

Das neue Zeitalter hat begonnen...

Die Chroniken von Azuhr - Der Verfluchte
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Milan ist der dritte Sohn des Erzpriesters Nandus Tormeno. Nachdem ihn schon seine ältesten Söhne enttäuscht haben, ruhen nun alle Hoffnungen auf dem jüngsten Spross. Ihn will er nach seinem Gutdünken ...

Milan ist der dritte Sohn des Erzpriesters Nandus Tormeno. Nachdem ihn schon seine ältesten Söhne enttäuscht haben, ruhen nun alle Hoffnungen auf dem jüngsten Spross. Ihn will er nach seinem Gutdünken leiten und formen. Immerhin soll Milan in seine Fußstapfen treten und diese noch vergrößern.

Doch Milan denkt gar nicht daran, die Pläne seines Vaters zu verfolgen. Er will sein eigenes Leben führen, fernab von den Idealen und Vorstellungen seines Vaters, die ihm zudem immer mehr missfallen. In der Diebin Felicia findet Milan eine Gleichgesinnte. Felicia gehört zu den Rebellen aus dem Schwertwald und möchte Milan gerne für ihre Sache gewinnen. Doch kann sie Milan wirklich von ihrem Kampf der Gerechtigkeit überzeugen?

Über all dem Geschehen schwebt eine uralte Prophezeiung, die besagt, dass nach der Ankunft des „Schwarzen Mondes“ in Azuhr das neue Zeitalter der Magie eingeläutet werden wird. Ist dieser Zeitpunkt nun gekommen?

Auf der Insel Cilia findet der Leser eine mittelalterlich wirkende Welt, in der die Magie längst erloschen zu sein scheint. Doch die Erzpriester sind vorsichtig, allen voran Nandus, der Mären von überall sammelt und den Himmel nach besonderen Unregelmäßigkeiten absucht. Ihm fällt zuerst auf, dass etwas nicht stimmt und als dann die erste Märe zum Leben erwacht, wird schnell klar, dass das neue Zeitalter begonnen hat.

Der Einstieg in diese wundersame Geschichte wird dem Leser vom Autor leicht gemacht. Schnell taucht man in die Welt von Azuhr ein, erlebt im Prolog eine Schreckensnacht, die alles verändert und nach der man als Leser nicht nur schluckt, sondern auch erst einmal eine kurze Pause braucht.

Danach geht es 53 Jahre später weiter. Schon bald entwickelt die Geschichte einen regelrechten Sog, der den Leser mitreißt und nicht mehr los lässt. Man taucht in die Geschichte ein, wird zu einem Begleiter Milans, schaut aber auch der Diebin Felicia über die Schulter und darf bei den Versammlungen der Liga Mäuschen spielen.

Die Figuren sind sehr plastisch und schnell entwickelt man für Milan, Felicia und einige anderen Sympathien. Ein Unterbrechen des Buches fiel mir sehr schwer. Viel zu gefangen war ich von der Handlung, den Schauplätzen und den verschiedenen Mären, die nach und nach Wirklichkeit wurden.

Das Ende ist offen, wie es sich für den ersten Teil einer Trilogie gehört. Das Buch bietet eine wunderbare Mischung aus sinnlicher und düsterer Atmosphäre, es ist sowohl humorvoll wie auch unheimlich, tragisch und mystisch. Der Leser erlebt ein wahres Wechselbad an Emotionen, was mir sehr gut gefallen hat.

Milan entwickelt sich im Laufe der Geschichte immer weiter. War er zu Beginn noch recht naiv und grün hinter den Ohren, hat er am Ende des Buches schon fast das Zeug zu einem Helden. Ich bin sehr gespannt, wie es mit ihm und den anderen weitergehen wird.

Fazit:
Das Buch bietet nicht nur eine spannende und abwechslungsreiche Geschichte, sondern lässt dank der schönen Sprache, der dichten Atmosphäre und den farbenprächtigen Bildern das Kopfkino regelrecht explodieren. Cilia ist fantastische Insel, auf die ich hoffentlich bald wieder zurückkehren kann.