Cover-Bild Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kunstmann, A
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 14.02.2018
  • ISBN: 9783956142246
Jesmyn Ward

Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt

Ulrike Becker (Übersetzer)

Jojo und seine kleine Schwester Kayla leben bei ihren Großeltern Mam and Pop an der Golfküste von Mississippi. Leonie, ihre Mutter, kümmert sich kaum um sie. Sie nimmt Drogen und arbeitet in einer Bar. Wenn sie high ist, wird Leonie von Visionen ihres toten Bruders heimgesucht, die sie quälen, aber auch trösten. Mam ist unheilbar an Krebs erkrankt, und der stille und verlässliche Pop versucht, den Haushalt aufrecht zu erhalten und Jojo beizubringen, wie man erwachsen wird. Als der weiße Vater von Leonies Kindern aus dem Gefängnis entlassen wird, packt sie ihre Kinder und eine Freundin ins Auto und fährt zur »Parchment Farm«, dem staatlichen Zuchthaus, um ihn abzuholen. Eine Reise voller Gefahr und Hoffnung.
Jesmyn Ward erzählt so berührend wie unsentimental von einer schwarzen Familie in einer von Armut und tief verwurzeltem Rassismus geprägten Gesellschaft. Was bedeuten familiäre Bindungen, wo sind ihre Grenzen? Wie bewahrt man Würde, Liebe und Achtung, wenn man sie nicht erfährt? Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt ist ein großer Roman, getragen von Wards so besonderer melodischer Sprache, ein zärtliches Familienporträt, eine Geschichte von Hoffnungen und Kämpfen, voller Anspielungen auf das Alte Testament und die Odyssee.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2021

Bewegend, grausam und sprachgewaltig

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Inhalt:
Eine schwarze Familie an der Golfküste von Mississippi, Jojo, der sich um seine noch sehr junge Schwester kümmert, und ihre Grosseltern Mam und Pop, bei denen die beiden leben. Mam ist schwer an ...

Inhalt:
Eine schwarze Familie an der Golfküste von Mississippi, Jojo, der sich um seine noch sehr junge Schwester kümmert, und ihre Grosseltern Mam und Pop, bei denen die beiden leben. Mam ist schwer an Krebs erkrankt und kann sich auch mit ihrem eigenen Wissen über die Welt der Pflanen und Geister nicht mehr heilen, Pop zieht sich immer mehr in sich selber zurück, weil er ein schreckliches Geheimnis mit sich herumträgt, das ihn bis in seine Träume verfolgt.
Leonie, die Mutter der Kinder, ist stets unterwegs und arbeitet in einer Bar, um sich ihre Drogeneskapaden zu finanzieren. Manchmal scheint es, als würde sie ihre Kinder ein wenig vergessen und manchmal sieht sie, wenn sie high ist, ihren verstorbenen Bruder, der mit Trost und Vorwürfen schnell zur Hand ist.
Als Leonie ihre beste Freundin Misty und ihre beiden Kinder ins Auto packt, um die weite Reise zur Parchman Farm, dem staatlichen Gefängnis, anzutreten und dort Michael, den weissen Vater ihrer Kinder abzuholen, zeigt sich, wie sehr Armut, Rassismus, Schuld, Liebe, Verlust, Verachtung, Würde und Hoffnung die Menschheit prägen und ihr Schicksal im Guten und vor allem auch im Schlechten mitbestimmen.

Meine Meinung:
Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, wie sehr mich dieses Buch berührt und mit seiner wuchtigen und zugleich sanften Sprache für sich eingenommen hat.
Sprachliche Bilder und formvollendet auf den wunden Punkt treffende Beschreibungen haben mich mitgerissen und begeistert. Besonders gut gefallen hat mir, wie das Wissen von Mam um die Pflanzenheilkunde und die Geistwelt integriert worden ist. Dieses selbstverständliche Einbinden der verschiedenen Wesen und Mächte, welche die Protagonisten umgeben, hat mich ein wenig an das Buch "Unter dem Frangipanibaum" erinnert, das ich euch ebenfalls sehr ans Herz lege.
Obwohl Mam diese spezielle Gabe aber eingesetzt und sich selber behandelt, hat sie irgendwann keine Kraft mehr, gegen den Krebs anzukämpfen. Sie hat alles versucht, um Leonie ihr Wissen weiterzugeben, aber diese hat nicht alles aufnehmen können und wollen. Dafür hat Jojo die Gabe. Er sieht und spürt, was um ihn herum vorgeht, versteht die Tiere und Pflanzen und sieht, aber auch Leonies verstorbenen Bruder Given und den zwölfjährigen Richie, der damals mit Pop gemeinsam auf der "Parchman Farm" gefangengehalten wurde.
Die Geschichte, die Pop mit Richie verbindet, ist so unvorstellbar grausam, dass Pop sie Jojo nur in ganz kleinen Happen erzählt und diese Geschichte, die zuerst wie ein parallel zur Handlung ablaufender Nebenstrang erscheint, entpuppt sich nach und nach als Rahmenhandlung, die alle anderen Figuren umgibt und sowohl miteinander verbindet, als auch voneinander trennt. Durch all diese Grausamkeiten hindurch, habe ich mich vom Buch an der Hand genommen gefühlt und wenn "Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt", mir eines gezeigt hat, dann dass es am Ende immer Hoffnung und Licht geben kann, wenn man aufeinander aufpasst, seine Lieben ganz fest hält und auf seine eigenen Stärken vertraut.

Jojo:
Diese Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und dabei habe ich Jojo am meisten in mein Herz geschlossen. Er wird ein wenig zur Hauptfigur, weil er es ist, welcher die Fäden innerhalb der Familie zusammenhält, weil er seine kleine Schwester Kayla liebevoll und einfühlsam betreut und behütet und weil er als einziger Zugang zu Pop und dessen Gefühls- und Gedankenwelt hat. Weil er sich Zeit nimmt, seine Gabe nutzt und mit seiner jungen und reinen Seele und seinem grossen und liebevollen Herz versucht, stets das Richtige zu tun. Die Gespräche, die Jojo mit Pop führt und die grosse Achtung, die Jojo seinem Pop entgegenbringt, haben mich tief berührt und sind etwas vom Schönsten und Bewegendsten, das mir je in einem Buch begegnet ist.

Meine Empfehlung:
"Singt, ihr Lebenden und ihr Toten, singt" erzählt die Geschichte einer Familie, die täglich mit Armut und Rassismus konfrontiert ist und dabei stets droht, zu zerbrechen, aber von Jojo und Pop mit aller Kraft zusammengehalten wird. Die Sprache ist roh, wuchtig und überwältigend, die Handlung brutal, grausam und manchmal kaum auszuhalten und trotzdem strahlt dieses Buch eine Zuversicht und Wärme aus, die Hoffnung macht. Ich bin immer noch ganz überwältigt und empfehle euch diesen Schatz von ganzem Herzen weiter.

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Veröffentlicht am 24.02.2018

Emotionales Wunderwerk

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Es gibt diese Geschichten, die fängt man an zu lesen und weiß, dass es etwas ganz besonders wird, diese zu entdecken. So eine Geschichte möchte ich euch heute präsentieren. Ich möchte euch in meinen Worten ...

Es gibt diese Geschichten, die fängt man an zu lesen und weiß, dass es etwas ganz besonders wird, diese zu entdecken. So eine Geschichte möchte ich euch heute präsentieren. Ich möchte euch in meinen Worten diese außerordentlich großartige Geschichte vorstellen, in welcher wir das Leben von Menschen begleiten, dass ganz und gar nicht großartig ist.
Wir erfahren und spüren beim Lesen sehr schnell, das die zwischenmenschlichen Beziehungen in dieser Geschichte alles andere als positiv verlaufen. Im Gegenteil bekommen wir von Anfang an, in einer sehr präg- und einfühlsamen Art und Weise, negative Gedanken und Gefühle der Charaktere nähergebracht. Diese Melancholie zieht sich durch die gesamte Geschichte und weicht einem nicht von der Seite. Jedoch zeigt die Geschichte einem so auf, wie sehr man sich über die kleinen Dinge im Leben freuen sollte, wie sehr man sich über sie freuen könnte. Trotz allem gibt das Buch einem die Hoffnung, Motivation und den Glauben daran, dass jeder so sein kann, wie er es möchte. Zumindest mir konnte dies das Buch geben.
In einem sehr umgangssprachlichen Ton, beziehungsweise Schreibstil, erzählt uns die Autorin eine Geschichte, die es so, wie sie dort geschrieben steht, viel zu oft auf der Welt gibt, leider. Erst zerreißt es uns beim Lesen das Herz, dann wird es wieder zusammengeflickt und fängt an zu heilen, bis es uns aufs Neue wieder zerrissen wird. Das es einem Autor oder eine Autorin gelingt, den Leser vollkommen unter Kontrolle zu haben, vollkommen über seine Emotionen zu bestimmen, ist bemerkenswert. Nach dem dritten Satz war ich in Jesmyn Wards Schreibstil verliebt, da er etwas ganz besonders ist. Wie gesagt lesen wir die Geschichte komplett umgangssprachlich geschrieben, und auch nicht immer grammatikalisch korrekt. Denn die Autorin passt sich ihren einzelnen Charakteren und deren Alter und Art an, was die ganze Geschichte, so wie alles andere, sehr authentisch wirken lässt. Ich habe selten so schöne Wort-Kombinationen gelesen, wie in dieser Geschichte.
Die Kapitel werden uns abwechselnd aus verschiedenen Sichten erzählt. Wer uns gerade seine Geschichte erzählt, ist über dem Kapitel vermerkt. Diese Vorgehensweise gefällt mir in Büchern am besten, da es eine Geschichte noch interessanter gestaltet. So lernen wir die einzelnen Charaktere natürlich auch näher kennen, und ihr werdet erstaunt sein, wie nah es euch gehen wird, diese am Ende des Buches wieder gehen zu lassen. Wie schon erwähnt war die Geschichte sehr authentisch und realistisch, obwohl eine ganz kleine fantastische Ader durch dieses Buch fließt. Sie, hat die ganze Geschichte auch noch zu etwas träumerisch Schönen gestaltet.
Die Geschichte verläuft sehr ruhig und nachdenklich, man selbst wird auch sehr nachdenklich beim Lesen. Es werden viele Themen angesprochen, die auch heute noch in unserer Zeit eine große Rolle spielen. Leider. Ein Thema ist zum Beispiel der Rassismus, denn die Familie die wir hier begleiten, hat nämlich genau darunter zu leiden. Deshalb musste ich mich beim Lesen sehr konzentrieren und des Öfteren gewisse Passagen noch einmal lesen, aber das fand ich ganz und gar nicht schlimm, da einem das Buch so viel Gutes mit auf dem Weg geben kann. Für mich herrschte eine atemraubende und unterschwellige Spannung in diesem Buch, welche es mich verschlingen lies.
Ich könnte euch wahrscheinlich noch viel mehr über dieses Buch erzählen, jedoch ist es nicht allzu dick und ich möchte das ihr genauso überrascht und bezaubert von dieser grandiosen Geschichte seid. Die Autorin hat mit diesem Buch, dieser Geschichte, einen Preis gewonnen, und dass nur zu Recht. Eine große Lese-Empfehlung von meiner Seite, genießt es, wenn ihr die Chance habt diese Geschichte entdecken zu dürfen.

Veröffentlicht am 23.01.2021

Ich bin hin und hergerissen

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Es gibt Bücher, da fällt das Rezensieren schwer. „Singt, ihr Lebenden und Toten, singt“ ist solch ein Buch. Mir gefällt die Story, die feinfühlige Art des Jungen Jojo wird hervorragend beschrieben, genau ...

Es gibt Bücher, da fällt das Rezensieren schwer. „Singt, ihr Lebenden und Toten, singt“ ist solch ein Buch. Mir gefällt die Story, die feinfühlige Art des Jungen Jojo wird hervorragend beschrieben, genau wie der stolze, aber liebevolle Charakter des Großvaters. Wie die Autorin die fehlenden Muttergefühle von Leonie ihren Kinder gegenüber, ihre Selbstsucht und die daraus entstandene Ablehnung der Kinder, Leonie als Mutter zu akzeptieren, geschildert hat, fand ich großartig. Ebenso den Kampgeist und den Scharfsinn des 13-jährigen Jojo, dem Leben und der Unfähigkeit der Mutter zu trotzen, und gleichzeitig so viel Kraft zu haben, der Dreh- und Angelpunkt für seine 3-jährige Schwester zu sein. Dabei schafft es die Autorin, eine berührende Geschichte zu erzählen, ohne sentimental zu werden.
Dennoch hatte ich auch meine Schwierigkeiten mit dem Buch. Es ging mir irgendwann zu sehr um Magie und die Geisterwelt, stellenweise war es sehr verworren, zu überladen oder sehr langatmig und in vielerlei Hinsicht kommt es mir so unvollendet vor. Ich bin zwiegespalten…

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