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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.05.2019

Weder das Ambiente noch die Protagonisten können überzeugen

Der Hofer und der letzte Schnee
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Obwohl ich von der Fortsetzung dieses Romans („Die Tote aus Salzburg“) nicht wirklich begeistert war, wollte ich dem Autor noch eine Chance geben, vor allem, weil ich die Ansiedlung der Handlung in Bad ...

Obwohl ich von der Fortsetzung dieses Romans („Die Tote aus Salzburg“) nicht wirklich begeistert war, wollte ich dem Autor noch eine Chance geben, vor allem, weil ich die Ansiedlung der Handlung in Bad Gastein für vielversprechend hielt. Das Ergebnis war allerdings noch enttäuschender.
Gastein als solches kommt kaum vor und wenn, dann wird es meist in eher düsteren Farben und als Heimstatt altmodischer Hinterwäldler geschildert.

Die Geschichte dreht sich um den Hofer Andi, der einen Teil seiner Kindheit in Bad Gastein verbracht hat, mit diesem Ort aber auch negative Erinnerungen verbindet. Nun kehrt er dorthin zurück, um das Catering für eine Veranstaltung zu übernehmen, welche ein dramatisches Ende nimmt: Der schillernde Partylöwe Miro Rauscher wird entführt und Hofer ist bald der Hauptverdächtige.

Der Kriminalfall als solches wäre ganz spannend (wenn ich die Auflösung nicht schon aus dem zweiten Teil gekannt hätte.) Doch abgesehen vom schlecht gezeichneten Ambiente, konnte ich auch keine rechte Beziehung zu den Protagonisten aufbauen.
Hofer und seine Freunde wirken ziemlich postpubertär. Ihre Aktivitäten und Erinnerungen drehen sich großteils um irgendwelche Sauftouren, ansonsten erfährt man kaum etwas über sie.
Außerdem machen die Ermittlungen der diversen (ehemaligen) Polizisten einen eher planlosen und nicht besonders professionellen Eindruck.
Dazu kommt noch ein gewöhnungsbedürftiger Erzählstil, der zwar nicht grundsätzlich schlecht ist, aber eben auch nicht dabei hilft, mit der Geschichte warm zu werden.

Veröffentlicht am 06.01.2019

Aneinanderreihung „lustiger“ Versprecher

Der „hypokroatische“ Eid und andere Mysterien
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Nach 45-jähriger Berufserfahrung als Arzt hat der Autor hier Erinnerungen an seinen Praxisalltag zusammengestellt.
Einige der erzählten Anekdoten sind durchaus amüsant und auch die immer wieder eingestreuten ...

Nach 45-jähriger Berufserfahrung als Arzt hat der Autor hier Erinnerungen an seinen Praxisalltag zusammengestellt.
Einige der erzählten Anekdoten sind durchaus amüsant und auch die immer wieder eingestreuten allgemeinen Betrachtungen über medizinische oder gesellschaftliche Phänomene haben häufig einen gewissen Unterhaltungswert.

Der Großteil des Textes besteht allerdings letztlich darin, diverse Fehlbezeichnungen oder Versprecher aufzulisten, welche Patienten unterlaufen sind. Auch wenn der Autor mehrmals betont, dass es nicht seine Absicht war, jemanden der Lächerlichkeit preiszugeben, zeugt es doch von einem etwas eigenartigen Humor, sich darüber zu amüsieren, dass jemand „Schlürfwunden“ statt „Schürfwunden“ oder „diabolisch“ statt „diastolisch“ sagt. Mag sein, dass derartige Aussagen in der entsprechenden Situation zum Schmunzeln verleiten können, dutzende davon aneinandergereiht zu lesen, wird aber bald langweilig.

Die Lektüre gestaltet sich daher eher durchwachsen.
Bei einer bloßen Bewertung des Inhalts hätte ich dennoch drei Sterne vergeben. Einen Stern Abzug gibt es aber noch wegen der Preisgestaltung. Wodurch 17 Euro für ein Taschenbuch von nicht einmal 150 Seiten gerechtfertigt sein sollen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Nichtssagende Geschichte mit einigen Ungereimtheiten

Aus den Trümmern
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Ich konnte dieses eBook vor einiger Zeit gratis herunterladen und die Inhaltsangabe hätte auch ganz interessant geklungen. Die Umsetzung konnte mich aber nicht überzeugen.
Lillian und Dave sind die einzigen ...

Ich konnte dieses eBook vor einiger Zeit gratis herunterladen und die Inhaltsangabe hätte auch ganz interessant geklungen. Die Umsetzung konnte mich aber nicht überzeugen.
Lillian und Dave sind die einzigen Überlebenden eines Flugzeugabsturzes, fast zwei Jahre lang mussten sie auf einer einsamen Insel ihrer Rettung harren. Ihr Schicksal erzeugt ein großes Echo in den Medien, über Monate werden die beiden von Journalisten belagert. Daher beschließen sie, der bekannten Enthüllungsjournalistin Genevieve Randall noch ein letztes Interview zu geben, in der Hoffnung, danach sei die Sache endlich abgeschlossen. Doch es gibt einige Punkte, bezüglich derer sie beschlossen haben, die Unwahrheit zu sagen, und nun müssen sie ständig fürchten, dass ihre Lügen aufgedeckt werden.

Diese Geschichte wird abwechselnd aus Lillians und Daves Perspektive erzählt und springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Der Stil ist dabei insofern eigenartig, als die in der Gegenwart spielenden Kapitel im Imperfekt verfasst sind, die Vergangenheit jedoch im Präsens geschildert wird.
Es ist dabei eine gewisse Konzentration vonnöten, um den Überblick darüber zu behalten, was Wahrheit und was Lüge ist, sowie die diversen Rückblenden richtig einzuordnen. Doch ich bin offenbar nicht die einzige, die diesbezüglich Probleme hatte. Auch die als gerissene investigative Reporterin beschriebene Journalistin bemerkt einige Unstimmigkeiten in den Berichten der beiden Überlebenden nicht – was wohl daran liegt, dass diese auch der Autorin nicht bewusst sind.
Generell hatte ich Schwierigkeiten zu verstehen, warum Lillian und Dave hinsichtlich mancher Punkte überhaupt gelogen haben (nicht nur gegenüber den Medien, auch gegenüber ihren Familien) bzw warum sie nicht zumindest Lügen gewählt haben, die der Wahrheit näher kommen. Außerdem hätte Einiges ziemlich leicht aufgedeckt werden können, wenn die Medien tatsächlich so energisch recherchiert hätten, wie suggeriert wird.
Dazu kommt noch, dass die Protagonisten ziemlich flach gezeichnet sind, weshalb ich keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen konnte, mich ihre Erlebnisse und Probleme daher auch nicht wirklich berührten.

Fazit: Trotz einiger kleiner Überraschungen ist die Handlung doch eher banal, sodass sie weder fesseln noch Mitgefühl wecken kann.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Enttäuschend

Der Junge im gestreiften Pyjama
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Ich habe vor einiger Zeit die Verfilmung gesehen und wenngleich sie den bisweilen geäußerten Lobeshymnen nicht vollständig gerecht wird, fand ich sie alles in allem doch ganz gut gemacht und emotional ...

Ich habe vor einiger Zeit die Verfilmung gesehen und wenngleich sie den bisweilen geäußerten Lobeshymnen nicht vollständig gerecht wird, fand ich sie alles in allem doch ganz gut gemacht und emotional ansprechend.
Von dem Buch war ich allerdings ziemlich enttäuscht:
Der neunjährige Bruno führt (einige Jahre nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs) ein schönes Leben in Berlin. Doch alles wird anders, als sein Vater eine neue Stelle in „Aus-Wisch“ erhält und Bruno, seine Mutter und seine Schwester ihn begleiten müssen. Bruno versteht zwar nicht, was dort vor sich geht, doch er fühlt sich in seinem neuen Zuhause sehr unwohl. Bis er eines Tages einen Freund findet …

Die Grundidee dieser Geschichte hätte durchaus Potential. Doch ich habe den Eindruck, dass der Autor weder Erfahrung mit Kindern besitzt noch vernünftig zum Thema Nationalsozialismus recherchiert hat.
So wirkt Bruno über weiter Strecken weniger wie ein neunjähriger Bub, sondern eher wie ein neunzigjähriger Alzheimer-Patient. Er bekommt nichts davon mit, was praktisch vor seinen Augen geschieht oder hat etwa nach einem Jahr die Namen seiner drei besten Freunde aus Berlin vergessen. Auch ist es beinahe lächerlich, dass ein Neunjähriger nicht gewusst haben soll, wer der Führer ist – das wurde den Schülern spätestens in der ersten Klasse eingebläut!
Dies sind nur einige der Faktoren, die so haarsträubend unrealistisch sind, dass sie meine Aufmerksamkeit immer wieder von der eigentlichen Handlung ablenkten. Andere Rezensenten haben diesbezüglich ohnehin bereits eine Reihe weiterer Beispiele genannt, die ich hier nicht nochmal wiederholen möchte.
Dazu kommt noch ein wenig lebendiger und selbst für ein Jugendbuch zu vereinfachter Erzählstil. Relativ unwichtige Aussagen werden häufig wiederholt, was zunehmend ermüdend wirkt.

Das alles führt dazu, dass es mir nie gelang, eine richtige Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen und die Lektüre mich daher trotz des dramatischen Themas nicht packen konnte.
Ich denke daher nicht, dass dieses Buch für sich allein dazu geeignet ist, wirkliches Mitgefühl zu wecken oder irgendeine Botschaft zu vermitteln. Wenn überhaupt, könnte ich es nur für solche Jugendlichen empfehlen, die über mehr Hintergrundinformationen über den Holocaust verfügen als der Autor.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Der König des Networking erzählt

Geh nie alleine essen!
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Die Macht des Networking ist heutzutage in aller Munde und gilt als Wegbereiter für jeglichen beruflichen Erfolg.
Keith Ferazzi will in diesem Buch die Leser an seinen diesbezüglichen Erfahrungen teilhaben ...

Die Macht des Networking ist heutzutage in aller Munde und gilt als Wegbereiter für jeglichen beruflichen Erfolg.
Keith Ferazzi will in diesem Buch die Leser an seinen diesbezüglichen Erfahrungen teilhaben lassen. Er gibt einige durchaus brauchbare Tipps darüber, wie man Kontakte zu möglichst vielen Menschen herstellen und aufrechterhalten kann und wie man dabei auch an wichtige Personen herankommt.

Vor allem aber inszeniert er sich selbst als König des Networking. Trotzdem man ihm zugute halten muss, dass er immerhin auch einige Geschichten darüber erzählt, welche Fehler er selbst schon mal gemacht hat, besteht doch ein großer Teil des Buches aus der Schilderung von Begebenheiten, in denen er quasi als der große Held auftritt, der immer die passenden Ideen parat hat und alle Situationen gekonnt meistert.
Diese Selbstbeweihräucherung wird oft noch mit Kritik daran gepaart, wie dumm doch jeder sei, der nicht alle seine Anleitungen beherzigt oder gar wagt, an deren Durchführbarkeit zu zweifeln.
Diese immer wieder durchscheinende Überheblichkeit lässt den Autor ziemlich unsympathisch rüberkommen. Die mit der Verfassung dieses Werkes vermutlich angestrebte positive Selbstdarstellung ist zumindest aus meiner Sicht also eher ins Gegenteil umgeschlagen.
Etwas mehr Sachlichkeit und die Objektivität zuzugeben, dass nicht jede Empfehlung für jeden umsetzbar ist, würden dieses Buch zu einem hilfreicheren Ratgeber machen.

Ebenfalls erwähnen möchte ich, dass der Inhalt schon sehr stark auf die amerikanischen Verhältnisse zugeschnitten ist. Im Zuge der deutschen Übersetzung wäre es sinnvoll gewesen, einige diesbezügliche Anmerkungen einzufügen.