Cover-Bild Auster und Klinge
19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 313
  • Ersterscheinung: 15.02.2018
  • ISBN: 9783406700590
Lilian Loke

Auster und Klinge

Roman

Victor führt ein Doppelleben, als Hotelfachmann und Einbrecher. Als er wegen eines Bruchs im Gefängnis landet und von Frau und Tochter verstoßen wird, will er nach der Haft nur noch eines: Ein eigenes Restaurant eröffnen, um seine Familie zurückzugewinnen. Auch Georg hat zwei Identitäten, als Künstler einerseits und Erbe eines milliardenschweren Schlachtkonzerns andererseits. Doch Georg rührt seinen Erbteil nicht an, hasst die barbarischen Produktions- und Arbeitsbedingungen nicht nur in der familieneigenen Firma genauso, wie er den Kunstbetrieb verachtet: Er will die Gesellschaft mit radikalen Kunstaktionen aufrütteln – mit Aktionen, die wehtun. Als Victor zufällig bei Georg unterkommt, treffen sie eine Abmachung: Victor bringt Georg das Einbrechen bei. Dafür erhält er von Georg das Kapital für sein ersehntes Restaurant. Der Plan scheint aufzugehen, bis Georgs Aktionen außer Kontrolle geraten … Virtuos und mit bösartiger Komik erzählt Lilian Loke von einem riskanten Deal in einer erbarmungslosen Welt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.01.2019

wie man Einbrecher wird

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Georg ist Erbe eines rießigen Fleischereikonzerns, will jedoch nichts mehr mit der Firma zu tun haben, da er die Produktionsbedingungen und Angestelltenbehandlung unmenschlich findet. Seine Geschwister ...

Georg ist Erbe eines rießigen Fleischereikonzerns, will jedoch nichts mehr mit der Firma zu tun haben, da er die Produktionsbedingungen und Angestelltenbehandlung unmenschlich findet. Seine Geschwister wollen ihn raushaben, doch auch diese Genugtuung will er ihnen nicht geben. Schon immer war er lieber Künstler, seine Werke sind auch sehr begehrt und lange zeit konnte er sein Dasein und seine Ausschweifungen mit dem Geld des Vaters gut finanzieren. Doch irgendwann kann er sich selbst nicht mehr anschauen, bricht seine Karriere als Künstler ab und fängt an Aktionskunst zu betreiben. Er will etwas verändern mit seiner Kunst, die Mensvhen aufwecken. Dass dies nicht viel Geld einbringt ist klar, somit lebt er mittlerweile in einer kleinen Wohnung, deren Untermieter vor einiger Zeit ausgezogen ist. Da trifft er Victor, einen vorbestraften Einbrecher, gerade frisch entlassen. Er will sein Leben wieder in den Griff kriegen und endlich mit einem Freund das Restaurant eröffnen, von dem sie schon so lange träumen. Doch dafür braucht er Geld. Georg und Victor schließen einen Deal: Georg hat ein neues Kunstprojekt geplant, doch dafür muss er in die Häuser der Leute einbrechen. Wenn Victor ihm beibringt, wie man Schlösser öffnet, wird er Investor für sein Lokal. Doch wie zu erwarten, läuft am Ende alles aus dem Ruder.

Lily Loke hat einen fantastischen Schreibstil. Sie erzählt die Geschichte der beiden und gibt immer wieder einen Einblick in die Vorgeschichten, wie alles so weit gekommen ist, wie es jetzt ist.

Die Geschichte ist nicht spannend im eigentlichen Sinne, dennoch konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Der Roman ist gesellschaftskritisch und die Misstände der Konsumwelt werden schonungslos aufgezeigt und durch die Taten von Georg angeprangert. Die Dialoge waren nicht verschönert, sondern der raue Alltag der beiden Protagonisten wurde deutlich. An so vielen Stellen im Buch habe ich innerlich mit dem Kopf genickt und ganz laut "JA" gedacht. Ja, genau so läuft die Welt und niemanden interessiert es, kaum jemand versucht etwas zu ändern. Georg will die Menschen aufwecken, auch wenn es weh tut, auch wenn er dafür in ihre Privatsphäre eindringen muss.

"Auster und Klinge" ist ein bedeutsamer und anspruchsvoller Roman der es dennoch schafft, den Leser zu unterhalten. Er lässt mich sehr nachdenklich zurück und gehört definitiv schon jetzt zu den Highlights meines Lesejahres.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Was wollen wir wirklich wissen? Erwartungshaltung: heftig. UND heftig gut

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Was wollen wir wirklich wissen?
Erwartungshaltung: heftig. UND heftig gut

Treffen sich zwei Männer in einer Bar. Nein, kein Beginn eines Witzes, sondern der eines wilden Ritts, denn Georg und Victor ...

Was wollen wir wirklich wissen?
Erwartungshaltung: heftig. UND heftig gut

Treffen sich zwei Männer in einer Bar. Nein, kein Beginn eines Witzes, sondern der eines wilden Ritts, denn Georg und Victor haben natürlich auch eine Vorgeschichte. Victor ist frisch aus dem Knast, dreizehn Monate für die erste Tat, zumindest die erste, bei der er erwischt wurde. Einbrecher ist er, kein Räuber, das ist ihm wichtig. Jetzt hat er Ärger mit Ehefrau Sina, die nichts ahnte, und braucht eine Wohnung. Georg bietet ihm spontan Obdach. Ein erfolgreicher Maler war er, dann lieber...was? Aktionskünstler? Victor träumt von einem eigenen Restaurant. Und Georg bietet ihm einen Deal an, wenn, ja wenn er ihm das Handwerk beibringt.

Dieses Buch ist der absolute Hammer, wenn man es lässt. Dafür sollte man sich von den beiden Männern abholen lassen auf Ebene ihrer Moralvorstellungen, sich einfach darauf einlassen können, und nicht von Beginn an sagen: Der lügt oder der hat gestohlen. Ein anständiger Erwachsener würde ja auch Pipi Langstrumpf nicht allein wohnen lassen, als Geschichte hingegen akzeptiert er genau das. Dazu ist einiges am Text etwas drastisch. Georg hat Metzger gelernt, und er berichtet. Das wird nicht, sorry für das Wortspiel, ausgeschlachtet, aber sachlich beschrieben. Nun bin ich kein Vegetarier, aber schon der Ansicht, dass man sich dessen bewusst sein sollte,was man da isst. Das scheint auch die Ansicht von Georg zu sein, allerdings ziehen er und ich daraus unterschiedliche Konsequenzen.

"Auster und Klinge" ist ein anspruchsvoller Roman mit grandios bildhafter Sprache, jedoch setzt Autorin Lilian Loke diese oft mit bissigem Zynismus ein und mit überbordenden Beschreibungsketten, man kann es willkürlich herausgreifen: "Sie waren beide grimmige Kinder, zu alt für ihr Alter ..." S. 198 oder "Werd endlich erwachsen, Doro, dir fehlt es an Reife - ehrlich, was ist Reife schon anderes als ein Zustand kurz vor der Fäule?" S. 190. Loke ist bissig, ihr Georg will, dass die Menschen genau hinsehen, auch wenn es wehtut - und somit schreibt auch seine Schöpferin oft so, da, wo es um Georgs Aktionen geht. Damit wirkt er, der ewige Protestler, weniger vernünftig als der gewohnheitsmäßige Einbrecher mit seiner Moral. DAS muss man erst einmal hinbekommen!

Sehr unterhaltsam, als Krimileser empfand ich die Drastik logischerweise weniger = 5 Sterne Was für ein verrücktes Zeug!!

Veröffentlicht am 19.03.2018

Ein gefährlicher Deal...

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Victor ist gelernter Hotelfachmann, der nebenbei gerne einen Einbruch begeht. Er hat dieses "Handwerk" von seinem Kumpel Fred gelernt und auch nur der zufällige Aufenthalt des Hausbesitzers während eines ...

Victor ist gelernter Hotelfachmann, der nebenbei gerne einen Einbruch begeht. Er hat dieses "Handwerk" von seinem Kumpel Fred gelernt und auch nur der zufällige Aufenthalt des Hausbesitzers während eines Einbruchs kann seine Diebesserie stoppen. Victor wird verurteilt und landet für ein gutes Jahr im Gefängnis. Als er wieder in Freiheit ist, trifft er zufällig auf Georg. Der ist eigentlich Künstler und der Nachkomme eines sehr vermögenden Industriellen. Die beiden freunden sich an und erkennen nach kurzer Zeit, dass sie sich gegenseitig beim Erfüllen eines Herzenswunsches behilflich sein können. Die Folge ist ein Deal, der beide Leben deutlich verändern soll...

Ich hatte schon viel positives vom Erstlingswerk "Gold in den Straßen" der Autorin Lilian Loke gehört und war nun gespannt auf ihr neues Werk. Um es vorwegzunehmen war "Auster und Klinge" für mich eine echte Entdeckung und das Buch konnte mich begeistern. Zum einen überzeugte mich der sehr gut zu lesende Schreibstil, der aber mit vielen Bildern und der eingeschobenen wohldosierten Komik seine eigene Note entwickelte. Zum anderen hat Lilian Loke mit Victor und Georg zwei interessante und exzentrische Charaktere geschaffen, deren Miteinander faszinierend zu verfolgen war. Ein Buch welches sicherlich den ein oder anderen Seitenhieb gegen die aktuelle Gesellschaft beinhaltet, aber auch mit den Einzelschicksalen überzeugen kann. Der Autorin ist es aus meiner Sicht gelungen einen enormen Spannungsbogen um das Duo aufzubauen, der den ein oder anderen Kriminalroman oder Thriller in den schatten stellt. Auch das Finale hätte ich anders vermutet, was aber auch der nie vorherzusehenden Handlung gerecht wurde.

"Auster und Klinge" ist wirklich eines meiner Lesehighlights des zugegebener weise noch jungen Jahres, aber ich kann hier eine uneingeschränkte Leseempfehlung an die aussprechen, die sich gerne auch von ein paar schrägen Protagonisten überraschen lassen wollen. Von mir erhält der Roman daher fünf von fünf Sterne und ich freue mich auf weitere Bücher der interessanten Autorin.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Ein (un)moralisches Angebot

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Jahrelang hat Victor Ellischer ein Doppelleben geführt. Neben seinem Job als Hotelfachmann hat er seiner Frau Sina und seiner Tochter Kim verschwiegen, dass er regelmäßig als Einbrecher unterwegs war. ...

Jahrelang hat Victor Ellischer ein Doppelleben geführt. Neben seinem Job als Hotelfachmann hat er seiner Frau Sina und seiner Tochter Kim verschwiegen, dass er regelmäßig als Einbrecher unterwegs war. Doch seine kriminellen Machenschaften flogen auf, als er von der Polizei erwischt wurde und ins Gefängnis musste. Endlich ist Victor wieder frei und hat nur noch ein Ziel: ein eigenes Restaurant, mit dem er seine Familie zurückgewinnen will. Kurz nach der Haft trifft er auf Georg Bercking und sein Wunsch scheint sich bald zu erfüllen. Der 43-jährige Künstler ist Erbe eines milliardenschweren Schlachtkonzerns und will mit radikalen Kunstaktionen auf das aufmerksam machen, was in dieser Welt schiefläuft. Der Aktivist will nun einen Schritt weiter gehen. Er schlägt Victor einen Deal vor, der zu verlockend ist, um ihn abzulehnen: Er bringt Georg das Einbrechen bei. Im Gegenzug finanziert dieser ihm das gewünschte Restaurant. Dann gerät alles außer Kontrolle…

„Auster und Klinge“ ist ein ungewöhnlicher Roman von Lilian Loke.

Meine Meinung:

Das Buch besteht aus drei Teilen, die wiederum in einzelne Kapitel untergliedert sind. Erzählt wird hauptsächlich aus der Perspektive von Victor und Georg, allerdings auch aus der mehrerer weiterer Personen. In die Kapitel eingebettet sind immer wieder Rückblenden.

Der Schreibstil ist außergewöhnlich und konnte mich begeistern. Die Sprache ist bildhaft und eindringlich. Immer wieder wird das Motiv des Herzens im Text aufgegriffen. Auch andere Metaphern tauchen auf. Allerdings müssen die Seiten aufmerksam gelesen werden. Auffällig ist auch, wie schonungslos und detailliert selbst unangenehme Dinge geschildert werden.

Dass ich etwas gebraucht habe, um in die Geschichte zu finden, liegt aber nicht nur an dem besonderen Stil des Romans. Denn die eigentliche Handlung nimmt erst nach etlichen Seiten an Fahrt auf, sodass es eine Weile gedauert hat, bis mich das Buch auch inhaltlich fesseln konnte.

Das hängt damit zusammen, dass sich die Autorin viel Zeit nimmt, um die beiden Hauptprotagonisten und deren Vergangenheit ausführlich vorzustellen. Die zwei Antihelden werden dadurch authentisch und in all ihren Facetten beschrieben, die Charaktere erhalten Tiefe. Victor, der seit dem Teenageralter immer wieder geklaut hat, sich nun aber für seine Familie bessern will, war mir dabei sympathischer als Georg, dessen Motive ich zwar aller Ehren wert finde, dessen Verhalten ich aber in vielerlei Hinsicht nicht nachvollziehen konnte. Beide Charaktere haben das Potenzial zu polarisieren. Auch die Nebenfiguren sind interessant.

Vor allem in den beiden letzten Teilen des Romans wird es spannend, sodass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Hier wird die Handlung komplexer und bleibt dennoch bis zur letzten Seite absolut schlüssig. Auch das Finale ist nach meiner Meinung stimmig.

Gut gefallen hat mir auch, dass in dem Roman viel Gesellschaftskritik steckt. Georg prangert diverse Missstände wie Ausbeutung von Arbeitern, Umweltverschmutzung, Kinderarbeit, übermäßiger und unreflektierter Konsum und vieles mehr an. Dadurch regt die Geschichte zum Nachdenken an.

Die Gestaltung des Covers mit der ungewöhnlichen Farbkombination, bei der das Herz-Motiv ebenfalls thematisiert wird, erregt Aufmerksamkeit und trifft meinen Geschmack. Auch der Titel ist passend gewählt.

Mein Fazit:

„Auster und Klinge“ von Lilian Loke ist ein besonderer Roman, der vor allem mit seinem Schreibstil und einer kreativen Grundidee überzeugen kann. Er hat mir unterhaltsame Lesestunden bereitet.

Veröffentlicht am 12.03.2018

Einbrecher trifft Aktivist

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„Brutalität liegt im Körper, ein heftiger, roher Ausbruch, eine zügellose Salve von Schlägen; Grausamkeit liegt im Geist, eine Haltung, gefühllos, unbarmherzig, eine Gleichgültigkeit gegenüber dem anderen, ...

„Brutalität liegt im Körper, ein heftiger, roher Ausbruch, eine zügellose Salve von Schlägen; Grausamkeit liegt im Geist, eine Haltung, gefühllos, unbarmherzig, eine Gleichgültigkeit gegenüber dem anderen, Grausamkeit ist ein egozentrischer, kontrollierter Zustand.“


Inhalt


Victor versucht nach seinem Gefängnisaufenthalt wieder im „normalen“ Leben Fuß zu fassen. Dort wo seine Frau und die gemeinsame 4-jährige Tochter auf ihn warten. In einer Welt, in der er sich mit einem Restaurant eine gesicherte Existenz aufbauen möchte, denn sein zweites Standbein als notorischer Einbrecher, darf sich nicht mehr wiederholen, zu wertvoll sind ihm dafür die Menschen in seiner Nähe. Seine Zufallsbekanntschaft mit dem Künstler Georg, der zwar aus einer erfolgreichen Schlachterdynastie mit dem nötigen Kleingeld stammt, jedoch als schwarzes Schaf der Familie einen anderen Weg einschlagen möchte, erweist sich zunehmend als Bedrohung. Denn Georg will in erster Linie Aufmerksamkeit für seine äußerst fragwürdigen Projekte, die vor allem schockieren, abschrecken und polarisieren sollen, um der Gesellschaft zu zeigen, wie scheinheilig jeder noch so unbescholtene Bürger tatsächlich lebt. Und dann kommt ihm die grandiose Idee, dass er Victor mit einer Finanzspritze unter die Arme greifen könnte, wenn dieser ihm im Gegenzug zeigt, wie man unbeobachtet in fremde Häuser einsteigt. Und Victor ist auf das Geld dringend angewiesen, denn wie sonst soll er sich den Traum vom idyllischen Familienleben erfüllen?


Meinung


Wie so oft bin ich von den frischen, modernen Autoren und ihren vielfältigen, oft sehr innovativen Ideen überzeugt wurden, denn auch die Münchner Schriftstellerin Lilian Loke, inszeniert hier eine ungewöhnliche Ausgangssituation, die den Leser immer mehr in den Strudel des Geschehens zieht, hinein in eine Geschichte, in der sich persönliche Erlebnisse mit gesellschaftskritischen Elementen verbinden und in der zwei Männer sinnbildlich für die zahlreichen Verfehlungen stehen, die sie einerseits selbst verschuldet haben und die ihnen andererseits aufgedrängt wurden.


So begegnet man dem reuigen Einbrecher auf der Suche nach einer zweiten Chance, der sich mit dem gebeutelten Aktivisten einlässt, um dessen hochtrabende Pläne zu verwirklichen, nur um erneut in eine Zwangslage zu geraten, bei der andere Menschen verletzt werden. Das Dilemma zwischen Gewissen, Gewinnen und Gemütslagen entfaltet eine sehr spannende, ungemein aktive Erzählung, der man sich nicht mehr entziehen kann, denn verstehen kann man beide Hauptprotagonisten, selbst wenn sie echte Antihelden mit zahlreichen Charakterschwächen sind, so ist ihr Verhalten doch allzu menschlich und oftmals nachvollziehbar. Nur wünscht man sich bitte Distanz, Abstand zu den handelnden Personen und ihren schockierenden Missetaten.


Die Autorin versteht es, ihre Protagonisten auszustatten, mit einer Vergangenheit, einer gegenwärtigen Gemütslage und natürlich mit ihren zukünftigen Vorstellungen, dadurch ermöglicht sie eine sehr umfassende, nicht immer ansprechende aber dennoch glaubwürdige Charakterisierung zweier sehr unterschiedlicher Männer, die eher ein Zweckbündnis, denn eine Freundschaft verbindet und die sich dem Leser mit all ihren Schattenseiten kristallklar präsentieren. Darauf aufbauend eine immer weiter zugespitzte Situation, die beide in die Enge treibt, die zeigt wie leicht die Dinge aus dem Ruder laufen können und deutlich macht, wie brüchig das Glück sein kann, wenn man einmal den falschen Weg eingeschlagen hat.


Der Schreibstil selbst ist eingängig, sehr spannend und man kann trotz zahlreicher Aufzählungen dem Text gut folgen. Auch die Zeitsprünge sind nachvollziehbar und die Nebenfiguren bekommen Format, wirken auf die Geschichte ein, ohne ihren Lauf direkt zu bestimmen. Dennoch schreckt mich der Roman stellenweise sehr ab, insbesondere die brutale Schilderung der Ereignisse, der Hang zu körperlicher Gewalt, das Fehlen jeglichen Anstands aber auch die detaillierte Beschreibung des Schlachterprozesses, des Tötens, die ständige Präsenz des rinnenden Blutes haben mir ganz deutlich gezeigt, was ich in einem Roman eigentlich nicht lesen möchte. Doch es ist Teil dieser Geschichte und passt durchaus zum Szenario, nur spricht es eben nicht direkt mein Leserherz an.


Fazit


Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen andersartigen, fesselnden Roman über eine seltene Männerbekanntschaft mit all ihren Tücken. Dieses Buch ist nichts für Zartbesaitete, es impliziert darüber hinaus eine sehr negative Lebensgrundhaltung, bei der man meinen könnte, der Einzelne hat nur einen begrenzten Einflussbereich auf das Gelingen seines eigenen Lebens - auch das einer meiner Kritikpunkte. Dennoch, ein gelungener Roman über Randfiguren der Gesellschaft, die zwischen Integration und Andersartigkeit wählen, die selbstbestimmt ihren Weg gehen und denen es zwar an Zurückhaltung und Kompromissbereitschaft mangelt, die allerdings sehr anschaulich zeigen, welche Alternativen es gibt, wenn man bereit ist, den entsprechenden Preis zu zahlen. Dieser Roman ist anders, er behandelt keine alltägliche Thematik und spiegelt doch vortrefflich ein Gesellschaftsbildnis wider, dem man mit gesundem Menschenverstand eigentlich nur entkommen möchte.