Profilbild von ClaudiasBuecherhoehle

ClaudiasBuecherhoehle

Lesejury Star
offline

ClaudiasBuecherhoehle ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit ClaudiasBuecherhoehle über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.03.2018

Tolle Grundidee, mäßige Umsetzung

Schildkrötenwege oder Wie ich beschloss, alles anders zu machen
0

Schildkrötenwege oder Wie ich beschloss, alles anders zu machen von Matthew Quick
erschienen bei dtv

Zum Inhalt

Von der Schwierigkeit, gegen den Strom zu schwimmen
Ihr ganzes Leben lang gehörte Einserschülerin ...

Schildkrötenwege oder Wie ich beschloss, alles anders zu machen von Matthew Quick
erschienen bei dtv

Zum Inhalt

Von der Schwierigkeit, gegen den Strom zu schwimmen
Ihr ganzes Leben lang gehörte Einserschülerin und Spitzensportlerin Nanette O’Hara zu den Mädchen, die alle Regeln befolgen – bis zu dem Tag, als sie den Kultroman ›Der Kaugummi-Killer‹ liest. Auf einmal beginnt Nanette, ihr gesamtes Dasein in Frage zu stellen, und sie trifft auf den Einzelgänger Alex, der, ebenfalls ein großer Fan des Buchs, sich ähnlich wie der Held im Roman konsequent jeder Anpassung verweigert. Als Nanette und Alex sich ineinander verlieben, und sich näherkommen, fasst sie erstmals den Mut, sich offen gegen ihr bisheriges Leben aufzulehnen. Doch die radikale Weise, mit der Alex seine Auflehnung durchzieht, bereitet Nanette zunehmend Probleme. Schließlich wird Alex selbst Opfer seines eigenen Verhaltens – und Nanette muss auf schmerzhafte Weise lernen, dass man für Rebellion manchmal einen hohen Preis zahlen muss.
(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Diese Geschichte wird größtenteils im personalen Erzählstil geschildert, später wird in die dritte Person gewechselt. Eine Erklärung dazu gibt der Autor dem Leser mit auf den Weg. Irritierend und mit der Zeit nervig empfand ich aber dabei, dass die Protagonistin von sich selbst ebenfalls in der dritten Person spricht. Nicht die ganze Zeit, aber mein Durchhaltevermögen wurde auf eine harte Probe gestellt…

Nanette fand ich recht sympathisch, ebenso ihren Willen und die Erkenntnis, etwas im Leben ändern zu wollen. Oder auch zu müssen. Das Lesen eines Buches stellt ihre Sichtweise für bestimmte Dinge komplett auf den Kopf und sie lernt (endlich), eigene Entscheidungen zu treffen. Nicht nur anderen zu gefallen. Nicht nur so zu sein, wie andere es für „richtig“ halten. Diese Message fand ich an der Geschichte echt toll und wichtig. Nicht nur für Jugendliche, auch für erwachsene Leser. Diese Erwartungshaltung der Menschen (Eltern, Lehrer, Chef, usw.) ist nicht gesund und für manch einen schlichtweg nicht auszuhalten. Was haben wir denn davon, wenn wir unsere Bedürfnisse ständig nur in den Hintergrund stellen? Dass wir anderen gefallen? Dass wir der „Norm“ entsprechen? Dass wir ja nicht auffallen dürfen? Alles ein riesengroßer Blödsinn! Es ist unser Leben und wir alleine müssen entscheiden, was wir damit anstellen! Dann bin ich lieber etwas anders und werde schief angesehen, aber ich bin mir wenigstens selbst treu und kann ruhig schlafen.

„Hast du nicht auch manchmal das Bedürfnis, dich dem zu verweigern, was alle von dir erwarten? Gibt es nicht Momente, in deinem Leben, in denen du damit einfach aufhören willst?“
Seite 26

Dem angesprochenen Buch wird übrigens ein ganzes Kapitel gewidmet, was ich toll fand. So hat man die Geschichte vorliegen und kann die Handlungsweisen der Protagonisten besser verstehen.
Die Charaktere fand ich ganz in Ordnung, gerade auch die Rolle von Alex (Little Lex) und Booker mit seiner Schildkröte Don Quixote. Von letzterem hatte ich mir auf Grund des Titels etwas mehr erwartet, aber Schildkröten bleiben hier eher eine Randerscheinung.
Was mir überhaupt nicht gefiel und was ich unpassend für ein Jugendbuch mit dieser Altersempfehlung finde, sind mal wieder die derben Ausdrücke. Das F-Wort taucht ständig auf, die promiskuitive Freundin von Nanette fand ich ebenfalls völlig daneben. Oder vielmehr die Reaktionen von Nanette und deren Mutter auf dieses ausschweifende Leben. Das kann gerne in einem Buch für erwachsene Leser auftauchen, aber nicht hier. Da frage ich mich doch wiederholt, was sich die Autoren dabei denken…

Matthew Quick hat in Schildkrötenwege oder Wie ich beschloss, alles anders zu machen eine wichtige Message verarbeitet. Das Anderen-Gefallen und sich selbst immer nur hintenanstellen finde ich für jedes Alter eine wichtige Frage. Eine Veränderung im Leben und im eigenen Verhalten oft einfach notwendig. Protagonistin Nanette lernt dies leider durch eine tragische Wende in ihrem Leben. Ihr anderes Ich hat mir allerdings nicht so gut gefallen, war mit der Zeit richtig nervig und fühlte sich beim Lesen auch sehr leblos an. Die vom Autor gewählte Sprache fand ich völlig unpassend und der Altersempfehlung nicht entsprechend. Sein Wechsel von der ersten in die dritte Person zeigt einen klaren Schnitt, machte mich beim Lesen aber echt wahnsinnig. Für mich ein Buch, das man wegen des Grundthemas lesen sollte, es sich aber auf Grund der Umsetzung doch gerne noch einmal überlegen könnte.



Zum Autor

Matthew Quick, 1973 in Oaklyn, New Jersey geboren, studierte Anglistik, arbeitete als Englischlehrer, schmiss seinen Job und reiste so lange durch Südamerika und Afrika, bis er endlich den Mut aufbrachte, das zu tun, was er schon immer machen wollte: einen Roman schreiben. Die Verfilmung seines Debüts ›Silver Linings‹ gewann einen Golden Globe und wurde mit einem Oscar ausgezeichnet und für weitere 7 nominiert. Matthew Quick lebt mit seiner Frau in Holden, Massachusetts.


ab 14 Jahren
320 Seiten
übersetzt von Knut Krüger
ISBN 978-3-423-76204-5
Preis: 16,95 Euro


© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!


Veröffentlicht am 21.03.2018

Nicht wie erhofft

Mädchen in Scherben
0

Mädchen in Scherben von Kathleen Glasgow
erschienen bei Fischer

Zum Inhalt

Charlotte ist zerbrochen. Mit nur siebzehn Jahren hat sie mehr verloren, als die meisten Menschen im Leben. Mehr als ein Mensch ...

Mädchen in Scherben von Kathleen Glasgow
erschienen bei Fischer

Zum Inhalt

Charlotte ist zerbrochen. Mit nur siebzehn Jahren hat sie mehr verloren, als die meisten Menschen im Leben. Mehr als ein Mensch ertragen kann. Aber sie hat gelernt, wie man vergisst. Wie man seinen Körper gefühllos gegen Schmerz macht. Jede neue Narbe macht Charlottes Herz ein wenig härter, doch irgendwann begreift sie, dass sie mehr ist, als die Summe ihrer Verluste – und beginnt zu kämpfen!
(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Ich hatte mich sehr auf diese Geschichte gefreut und einiges an Emotionen erwartet. Vor längerer Zeit habe ich ein ähnlich angesiedeltes Buch gelesen, was mich sehr begeisterte. Daher waren meine Erwartungen auch relativ hoch.

Die Story ist in der ersten Person geschrieben und ließ mich quasi Seite an Seite mit Charlotte durch schwierige Zeiten gehen. Das Mädchen wacht in einer psychiatrischen Klinik auf und redet zuerst kein Wort, was sich erst nach einigen Seiten ändert. Daher sind auch die ersten Abschnitte – Kapitel gibt es in der Form nicht – ziemlich kurzgehalten. Das Buch ist in drei Teile gegliedert, was ich ganz übersichtlich fand. Man merkt Charlotte ihre Labilität sehr gut an, das Mädchen ist so gut wie allein auf der Welt. Sie beschäftigt sich logischerweise viel mit ihrer Vergangenheit, was dem Leser auch gut nähergebracht wird. Gerade der Verlust ihrer Freundin Ellis hat sie aus der Bahn geworfen und noch mehr Narben hinterlassen… Nach Charlottes Entlassung aus der Klinik, die ich als viel zu früh empfand, möchte Charlotte einfach wieder auf die Beine kommen und ein „normales“ Leben führen. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie von diesem dunklen Sog, der sie schon lange begleitet, wieder in die Tiefe gerissen werden soll. Ich sah kein wirkliches Vorankommen in ihrem Leben. Fand ich wirklich sehr schade.

Die Geschichte an sich fand ich interessant und auch stellenweise mitreißend. Aber mit Charlotte konnte ich nicht wirklich viel anfangen. Manchmal war sie mir einfach zu passiv, ihre Handlungen konnte ich nicht immer nachvollziehen und ihre neue Umgebung ist auch nicht das Gelbe vom Ei… Die Autorin hat mit der Jugendsprache sicherlich authentisch sein wollen, aber muss ständig das F-Wort in den verschiedensten Variationen auftauchen? Natürlich reden einige Kids so und als Eltern kann man dies auch kaum verhindern, aber es ihnen in Büchern quasi auch noch unter die Nase zu halten, muss doch nicht sein. Finde ich als Mutter einfach nur unpassend.

Kathleen Glasgow konnte mich mit ihrem Jugendbuch-Debüt leider nur mittelmäßig begeistern. Die Idee hinter der Geschichte versprach eine emotionale Story zu werden, doch leider hat sie mich nicht in der Form berühren können. Die angesprochenen Themen wie Drogenkonsum, Ritzen und der Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik wurden nur angekratzt. Ich hätte mir mehr Tiefgang in dieser Beziehung gewünscht. Auch Protagonisten Charlotte war nicht ganz so mein Ding, ebenso wenig die angewandte Jugendsprache. Diese wirkte stellenweise nur vulgär und für ein Jugendbuch unpassend. Mädchen in Scherben zeigt zwar sehr gut die innere Zerrissenheit nach Schicksalsschlägen, aber ansonsten konnte mich hier nicht sehr viel begeistern.


Zum Autor

Kathleen Glasgow lebt und schreibt in Tucson, Arizona. »Mädchen in Scherben« ist ihr erstes Jugendbuch.


ab 14 Jahren
448 Seiten
übersetzt von Yvonne Hergane
ISBN 978-3-7335-0415-1
Preis: 14 Euro


© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!


Veröffentlicht am 15.03.2018

Entwickelte sich nicht so wie erhofft

Das dunkle Herz
0

Das dunkle Herz von Lukas Hainer
erschienen bei Piper Ivi

Zum Inhalt

Während einer Gedenkfeier für ihren verschwundenen Bruder wird Anna schwarz vor Augen, und sie erwacht am Rande einer verlassenen ...

Das dunkle Herz von Lukas Hainer
erschienen bei Piper Ivi

Zum Inhalt

Während einer Gedenkfeier für ihren verschwundenen Bruder wird Anna schwarz vor Augen, und sie erwacht am Rande einer verlassenen Wüstenstadt. Als alle Versuche scheitern, Kontakt zu ihren Eltern aufzunehmen, sucht sie in der Stadt nach Antworten und stößt auf weitere Ankömmlinge, unter ihnen der junge Nick. Bald entbrennt ein Kampf ums Überleben, sowohl mit ihrer unwirtlichen Umgebung als auch unter den Gestrandeten selbst. Während die Spannungen eskalieren und es sogar zu Toten kommt, findet Anna plötzlich Hinweise auf ihren Bruder – ist es möglich, dass er noch lebt? Als sie der Spur folgen, stoßen Nick und sie auf ein furchtbares Geheimnis, das dieser Ort und seine Bewohner hüten: das dunkle Herz. Und plötzlich geht es um weit mehr als nur um ihr eigenes Schicksal.
(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Dieses Buch startet mit einem sehr mysteriösen Prolog, der mich sofort in seinen Bann zog. Der darin auftauchende alte Mann erscheint auch in den weiteren Kapiteln immer mal wieder kurz mit kryptischen Andeutungen. Die Story wird in der dritten Person geschildert und ist sehr flüssig zu lesen.

Es geht sofort los mit der Gedenkfeier, die ja bereits im Klappentext erwähnt wird. Die 14-jährige Anna steht fast ihr ganzes Leben im Schatten ihres vor zehn Jahren verschwundenen Bruders. Sie erhält anscheinend wenig Beachtung von ihren Eltern und jeder in ihrem Umfeld kennt das tragische Verschwinden von Ben. Nicht gerade leicht für den Teenager.
Der Leser erhält eine kurze und knappe Einführung in die Familiengeschichte und dann geht´s auch schon los. Bei dieser Feier fällt Anna in Ohnmacht und erwacht urplötzlich in einer Wüste. Klar, dass da erst einmal die Verwirrung immens groß ist. Doch Anna scheint eine Kämpferin zu sein und geht ihren Weg. Der Durst ist ein immer größer werdendes Problem – selbst mir wurde beim Lesen die Kehle stellenweise sehr trocken… Das Mädchen trifft hier auf Nick und eine Reihe anderer Menschen, denen anscheinend das gleiche widerfahren ist. Keiner kann sich einen Reim darauf machen. An dieser Stelle hätte ich mir gewünscht, mehr von den Protagonisten zu erfahren. Sie sind für mich alle gesichtslos geblieben, selbst Anna konnte mich nicht richtig erreichen. Und von ihr weiß man dann doch noch am meisten.

Die Atmosphäre des Buches ist eine ganz eigene. Sie konnte mich von der ersten Seite an gefangen nehmen und trug mich auch durch das gesamte Buch. Zwischendurch ging sie kurzzeitig etwas verloren, da die Figuren mehr mit sich selbst beschäftigt waren, als mit dem Ergründen des Ortes und dessen Geheimnis. In der ominösen Wüstenstadt tauchen überall Zeichen und Symbole auf, die gerade Anna stutzen lassen. Leider konnte ich kaum einen Zusammenhang zwischen ihnen und der schlussendlichen Lösung erkennen. Aber vielleicht ist mir da auch nur etwas entgangen. Nach gut und gerne 200 Seiten entwickelte sich die Story plötzlich in eine ganz andere Richtung als ich angenommen hatte, was mich etwas irritierte.

Lukas Hainer hat mit Das dunkle Herz eine tolle Idee in diesem Buch verarbeitet. Er hat eine besondere Atmosphäre erschaffen, die mir sehr gut gefiel. Die Angst zu verdursten ist fast allgegenwärtig, aber natürlich spielt auch der Hunger eine Rolle. Doch ohne Wasser ist man ja noch mehr aufgeschmissen… Der zusammengewürfelte Haufen an Menschen, bestehend aus verschiedenen Nationen und Altersgruppen gefiel mir vom Ansatz her gut, aber warum diese so ausgewählt wurden, hat sich mir nicht richtig erschlossen. Auch hätten sie alle gerne mehr Tiefe erhalten können. Die Geschichte hat viele tolle Ideen aufgegriffen, die aber – meiner Meinung nach – nicht komplett ausgeführt wurden. Die Erklärung am Ende fand ich in Ordnung, haute mich jetzt aber nicht aus den Socken. Der letzte Satz lässt Hoffnung auf einen weiteren Teil aufblitzen.


Zum Autor

Lukas Hainer ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Songtexter. In Zusammenarbeit mit der Band »Santiano« startete er 2017 seine Kinderbuchreihe »König der Piraten«, zu der ein Hör-Musical mit der Band und mehrere Hörbücher erschienen sind. »Das dunkle Herz« ist der erste Jugendroman des Autors, der nach Lebensabschnitten in Brasilien und Norddeutschland derzeit wieder in seinem Geburtsort München lebt. Gemeinsam mit seiner Familie genießt er dort von ganzem Herzen die Freiheit, jeden Tag an seinen Geschichten und Songs arbeiten zu dürfen.


ab 14 Jahren
384 Seiten
ISBN 978-3-492-70472-4
Preis: 16 Euro


© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!

Veröffentlicht am 13.03.2018

Kein typischer Hoover

Never Never
3

Never Never von Colleen Hoover/Tarryn Fisher
erschienen bei dtv

Zum Inhalt

Charlize, genannt Charlie, und Silas, beste Freunde seit der Kindheit und heimliches Paar gegen den Willen ihrer Familien, wachen ...

Never Never von Colleen Hoover/Tarryn Fisher
erschienen bei dtv

Zum Inhalt

Charlize, genannt Charlie, und Silas, beste Freunde seit der Kindheit und heimliches Paar gegen den Willen ihrer Familien, wachen auf und erinnern sich an ... nichts. Beider Erinnerungen sind wie weggewischt. Was steckt dahinter? Oder besser: wer? Beim Versuch herauszufinden, wer sie sind und was passiert ist, kommen sie einer Familienfehde auf die Spur, in die sich ihre Eltern verwickelt hatten und die sie und ihre Liebe auseinandergetrieben hatte. Doch was hat das mit ihrem gemeinsamen Gedächtnisverlust zu tun? Und dann geschieht es erneut: Genau 48 Stunden nach dem ersten Mal erwacht Silas ohne Erinnerung an all das, was zuvor war. Und ohne Charlie – denn die ist wie vom Erdboden verschwunden.
(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Colleen Hoover ist für mich schon längst keine Unbekannte mehr – ich kenne fast all ihre Bücher und liebe sie. Ihre Kooperation mit Tarryn Fisher hat mich sehr neugierig auf dieses Buch gemacht, war es doch mal etwas Neues. Vorweg habe ich allerhand negative Meinungen hierzu gelesen, wollte mir aber natürlich selbst ein Bild machen. Wie es ausgefallen ist, erfahrt ihr im nachfolgenden Text.

Im Original ist das Buch in drei Teilen erschienen, die auf Deutsch aber in einem Buch zusammengefasst wurden. Die Teile an sich sind nicht allzu lang – der erste endet schon nach gut 180 Seiten mit einem Cliffhanger. Da war ich dann doch froh, gleich weiter lesen zu können. Die Story wird aus Sicht der Protagonisten Charlie und Silas in der ersten Person geschildert.
Auf den eigentlichen Inhalt möchte ich gar nicht weiter eingehen, da reicht der Klappentext aus.
Fakt ist, dass sich beide an nichts erinnern können, was in den letzten Stunden passiert ist, aber dafür wissen, wie man ein Auto ohne Schlüssel startet oder gewisse Songtexte im Kopf haben. Gesichter, Namen usw. - alles komplett im Nirvana verschwunden. Der erste Teil wirkt daher wie eine enorme Spurensuche mit wenig Ergebnissen.

Charlie und Silas waren vor dem Gedächtnisverlust anscheinend nicht das Musterbeispiel für nette Menschen. Dies wird mit jedem weiteren Schnipsel umso klarer. Sie reden von sich stellenweise sogar in der dritten Person, was ich etwas irritierend fand. Beide wirkten auf mich einfach nicht richtig sympathisch und ihre jetzige Darstellung war mir nicht authentisch genug. Menschen können sich ändern – will ich gar nicht bestreiten – aber hier sind beide komplett das Gegenteil von dem Menschen, der sie noch vor 48 Stunden waren? Etwas sehr weit hergeholt. Vor allem, da weder Charlie noch Silas anfangs große Anhaltspunkte für ihr „früheres“ Leben haben.
Beim zweiten Teil wusste ich ja in etwa, was auf mich zukommen würde. Er enthielt schon fast Krimi-Elemente, was gar nicht mal so schlecht war. Aber leider konnte ich mir einfach immer noch keinen Reim darauf machen, worauf die ganze Sache hinauslaufen sollte und schon gar nicht, welchem Genre man das Buch zuordnen sollte. Also begab ich mich weiter mit den Charakteren auf Spurensuche und versuchte, das Puzzle zusammen zu setzen. Es gelang mir nur leider nicht.

„Vertrau deinem Instinkt und nicht deinem Herzen, denn dein Herz will es allen recht machen, und auch nicht deinem Hirn, weil es sich zu sehr auf die Logik verlässt.“
Seite 389

Von Colleen Hoovers Büchern erwarte ich mittlerweile viel Liebesgeschichte, große Gefühle und einen absolut einzigartigen Schreibstil. Von Tarryn Fisher hatte ich bis dato noch nichts gelesen und konnte sie nicht einschätzen. Eine Kombination der beiden hat eine Story hervorgebracht, die gar nicht mal so übel war. Ich kann meinen negativ klingenden Vorrednern in mancher Beziehung zustimmen, aber komplett schlecht fand ich Never Never nun auch nicht. Ich fand es sehr schade, dass ich in so gut wie keinem Abschnitt Colleen Hoover wiedererkannt habe. Dieses Buch hätte wirklich jeder geschrieben haben können, es fehlte das Markante, was ich sonst von der Autorin gewohnt bin. Das Setting mit Louisiana und dem dazugehörigen French Quarter gefiel mir richtig gut und passte hervorragend zu dieser doch ungewöhnlichen Geschichte. Alles etwas magisch und verrückt. Die Botschaft der Story fand ich auch nicht schlecht, aber an der Umsetzung haperte es manchmal doch gewaltig. Auf mich wirkten einige Passagen einfach nur übertrieben, nicht nachvollziehbar und dann der Wandel der beiden Protagonisten – nein, das war echt nicht authentisch. Die Auflösung war nicht unbedingt das Gelbe vom Ei und das Ende empfand ich nur noch als absolut unglaubwürdig, da fiel mir nichts mehr ein. Auch nach der Beendigung des Buches weiß ich immer noch nicht, in welches Genre es passen könnte. Ist es Fantasy, Drama oder doch ein schwacher Krimi? Ich habe wirklich keine Ahnung. Mir hat dieses Buch daher leider nur mittelmäßig gut gefallen.

Zum Autor

Colleen Hoover stand mit ihrem Debüt ›Weil ich Layken liebe‹, das sie zunächst als eBook veröffentlichte, sofort auf der Bestsellerliste der ›New York Times‹. Mittlerweile hat sie auch in Deutschland die SPIEGEL-Bestsellerliste erobert. Mit ihren zahlreichen Romanen, die alle zu internationalen Megasellern wurden, verfügt Colleen Hoover weltweit über eine riesengroße Fangemeinde. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren drei Söhnen in Texas.

Tarryn Fisher, geboren in Südafrika, zog als Jugendliche mit ihren Eltern nach Florida. Dort absolvierte sie ihr Psychologiestudium, bevor sie das Schreiben für sich entdeckte. Ihre Romane erklimmen regelmäßig die amerikanischen Bestsellerlisten. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihren Kindern lebt sie heute in Seattle.


ab 14 Jahren
416 Seiten
übersetzt von Kattrin Stier
ISBN 978-3-423-74034-0
Preis: 14,95 Euro


© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!


Veröffentlicht am 09.03.2018

Hatte mir mehr erhofft

Das Zeiträtsel
0

Das Zeiträtsel von Madeleine L`Engle
erschienen bei Piper You&Ivi

Zum Inhalt

Die Nacht, als alles begann, war dunkel und stürmisch ... Die dreizehnjährige Meg ist zwar ein Mathegenie, aber sie hält nicht ...

Das Zeiträtsel von Madeleine L`Engle
erschienen bei Piper You&Ivi

Zum Inhalt

Die Nacht, als alles begann, war dunkel und stürmisch ... Die dreizehnjährige Meg ist zwar ein Mathegenie, aber sie hält nicht viel davon, in der Schule auf die Lehrer zu hören. Also hat sie nichts als Ärger. Auch mit ihrem kleinen Bruder Charles, der über merkwürdige Begabungen verfügt und manchmal ihre Gedanken lesen kann. Als die beiden dann noch mitten in der Nacht Besuch von einer merkwürdigen alten Dame bekommen, wird ihr Leben gehörig auf den Kopf gestellt: Denn Meg und Charles erfahren, dass ihr Vater, ein berühmter Wissenschaftler, der seit Jahren verschwunden ist, auf dem weit entfernten Planeten Camazotz gefangen gehalten wird. Dort herrscht ES, das Böse schlechthin, das die Menschen zu willenlosem Gehorsam zwingt. Niemand kann sich seiner Macht entziehen. Doch es gibt einen Weg, ES zu besiegen und ihren Vater zu befreien. Und Meg und Charlie sind die Einzigen, die diese Aufgabe übernehmen können. Das Abenteuer durch Raum und Zeit kann beginnen ...
(Quelle: Verlag)

Zum Buch

Bei diesem Buch fand ich es im Vorwege sehr interessant, dass es bereits im Jahr 1962 unter dem Titel Die Zeitfalte erschienen ist. Die Autorin ist inzwischen leider verstorben. Damals gab es zu diesem Buch auch noch zwei Fortsetzungen, von denen ich aber nicht weiß, ob sie auch noch einmal neu aufgelegt werden. Zur Beruhigung kann ich aber sagen, dass man dieses Buch auch gut ohne eine Weiterführung lesen kann – es ist in sich abgeschlossen.
Das Cover und auch die Innengestaltung im Buchdeckel sind richtig toll. Das Cover wirkt durch die Farben sehr mysteriös, die Details wurden super herausgestellt.

Ich bin hier in ein ganz besonderes Fantasy-Abenteuer gestolpert, was hauptsächlich an den Charakteren lag.
Meg und Charles sind hier die Protagonisten und anders als ihre Mitmenschen. Gerade Charles ist für seine fünf Jahre nicht so wie andere in seinem Alter. Leider hat man das sehr an seiner Art sich auszudrücken gemerkt. Mir fiel da spontan der Begriff „altklug“ ein, was mir nicht so gut gefiel. Er bekommt als Gute-Nacht-Geschichte die Bibel vorgelesen – etwas merkwürdig ist das doch schon, oder?
Meg ist auch nicht so wie ihre Mitschüler und eher ein Außenseiter. Bei ihr jedoch wirkt sich das Anderssein mehr auf die schulischen Leistungen und ihr dortiges Verhalten aus. Ich persönlich mag sehr gerne Figuren, die nicht der Norm entsprechen, aber mit diesen Kindern wurde ich so gar nicht warm. Sie hatten mir leider nicht genug Tiefe und waren daher nur ganz schwer bis gar nicht greifbar.
Außer den beiden gibt es noch Calvin mit seinen 14 Jahren, der – natürlich – auch ein Außenseiter ist. Ihn mochte ich von den Dreien aber noch am liebsten. Zusammen begeben sie sich auf die Suche nach Megs und Charles` Vater, der seit einiger Zeit verschwunden ist. Hier bekommen sie Hilfe von drei wirklich mysteriösen Frauen, wovon eine urplötzlich in einer stürmischen Nacht bei Meg zu Hause auftaucht. Die dort kreierte Atmosphäre durch Sturm und Regen fand ich ganz klasse, da sie schon das Mysteriöse sehr gut ausdrückt.
Der Planet Camazotz hat mir gut gefallen und die Idee, dass dort alles synchron abläuft, fand ich total faszinierend. Ich hätte gerne noch mehr davon erfahren.

Madeleine L`Engle hat ein fantastisches Abenteuer für Kinder geschrieben, das von der Idee her auch mich sehr faszinierte. Zeitreisen mal eben etwas anders. Aber den Schreibstil fand ich doch sehr gewöhnungsbedürftig und für Kinder ab 10 Jahren nicht geeignet. Ich weiß gar nicht, ob hier das Wort anspruchsvoll ausreicht, oder ob es nicht doch eher hochgestochen heißen sollte. Mich persönlich haben schon die ständigen Zitate der mysteriösen Frauen sehr gestört. Und dann auch noch in den verschiedensten Sprachen – ich weiß ja nicht, ob das die Kids von heute so vom Hocker haut… Die Übersetzung gab es zwar immer dazu, aber ich mochte es gar nicht. Dafür gefielen mir das Reisen durch Raum und Zeit auf diese besondere Weise und auch der Kampf gegen ES (hat aber nichts mit Stephen King zu tun) sehr gut. Die Charaktere waren für mich leider überhaupt nicht greifbar, der Showdown viel zu kurz. Ich habe dann mal in den Kino-Trailer reingeschaut – den fand ich kindgerechter umgesetzt als das Buch. Aber das waren natürlich auch nur zwei Minuten. Trotzdem würde ich mir mit meinen Kids lieber den Film ansehen, als ihnen das Buch vorzulesen. Den Originaltitel und auch den Titel der ersten Übersetzung finde ich wesentlich stimmiger, denn mit Rätseln hat diese Geschichte herzlich wenig zu tun. Insgesamt leider nur eine mittelmäßige Umsetzung einer wirklich tollen Idee.


Die Reihe

Das Zeiträtsel
?
?

Zum Autor

Madeleine L'Engle, geboren 1918 in New York, zählt zu den berühmtesten und erfolgreichsten Kinderbuchautorinnen der Welt. Ihr magischer Abenteuerroman »Das Zeiträtsel« erschien erstmals 1962 unter dem Titel »Die Zeitfalte«, wurde weltweit millionenfach verkauft und ist ein Klassiker, der bis heute Generationen von Kindern und Eltern fasziniert. Madeleine L'Engle starb 2007 in ihrer amerikanischen Heimat.



ab 10 Jahren
208 Seiten
übersetzt von Wolf Harranth
ISBN 978-3-492-70491-5
Preis: 10 Euro


© Cover und Zitatrechte liegen beim Verlag

An dieser Stelle möchte ich mich noch recht herzlich beim Verlag für die Bereitstellung dieses Exemplars bedanken!