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Veröffentlicht am 29.10.2016

Ein solider historischer Roman, der in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges spielt

Die Astrologin
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„Die Astrologin“ von Ulrike Schweikert ist ein historischer Roman, der die Hebamme Sibylla auf der Suche nach ihrer Tochter in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges begleitet.

Württemberg 1620: Das Schicksal ...

„Die Astrologin“ von Ulrike Schweikert ist ein historischer Roman, der die Hebamme Sibylla auf der Suche nach ihrer Tochter in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges begleitet.

Württemberg 1620: Das Schicksal klopft an Sibyllas Tür und nimmt ihr das Wichtigste in ihrem Leben: Ihre Familie. Während ihr Ehemann von den Söldner erschlagen wird, wird ihre Tochter Helena verschleppt. Da sie die Gabe des zweiten Gesichtes besitzt, spürt sie tief in ihrem Innern, dass ihre Tochter noch lebt und so macht sie sich auf den Weg, um sie zu finden. Hierbei trifft sie auf den fähigen Feldherren Wallenstein. Um ihre besondere Gabe nicht zu verraten, gibt sie sich als Astrologin aus und erlebt an der Seite von Wallenstein, der fest an die Macht der Sterne glaubt, hautnah die Geschehnisse im Dreißigjährigen Krieg mit.

Mit ihrem einnehmenden Schreibstil konnte mich die Autorin direkt in die Geschichte hineinziehen. Er ist bildhaft und katapultiert einen vom ersten Satz an mitten ins Geschehen hinein. Leider hat dies mit der Zeit ein wenig nachgelassen. Da muss ich wohl aber auch zugeben, lag auch ein wenig an mir und das mich das Thema nicht mehr so ganz interessiert hat.
Ich hatte aufgrund der ersten Seiten nicht erwartet, dass ihre Gabe des zweiten Gesichtes so sehr in den Vordergrund tritt. Für mich persönlich war es einfach etwas zu viel, wenn sie dann immer wieder Bilder von schlimmen Gefechten und Krieg in ihren Visionen sah.
Die Informationen zur Astrologie und den Juden Isaak hingegen fand ich wiederum sehr interessant.
Der historische Hintergrund wurde von Ulrike Schweikert hervorragend recherchiert. Es gibt nur kleinere historische Abweichungen, die ich verschmerzen kann. Die Unfähigkeit des Kaisers und die Verdienste Wallensteins im Dreißigjährigen Krieg wurden gut herausgearbeitet und die fiktiven Personen wurden glaubhaft in den historischen Hintergrund eingebaut.
Interessant fand ich auch den Fakt wie weit Schweden im Deutschen Reich vorgerückt war und Gebiete erobert hat. Hiervon war auch meine Heimatstadt betroffen, wie ich aus einer Stadtführung in meinem kleinen Ort weiß. Ich freue mich immer, wenn ich ein bisschen was über die Geschichte meiner Gegend lese.
Da Sibylla als Frau natürlich nicht direkt an den Schlachten teilnehmen konnte, wurde dies über Briefe gelöst, die sie entweder an ihre Tochter, ihren getöteten Mann, András oder Wallenstein schrieb. Von Wallenstein und András erhält sie im Verlauf der Geschichte auch Briefe, die ihr das Geschehen im Krieg erzählen.
Da dieser Roman den Dreißigjährigen Krieg als Thema hat, sind Schlachten und Gefechte, dass alles beherrschende Thema. Es gibt zwischendurch nur mal kurze Verschnaufpausen. Das Leben zu dieser Zeit muss für die Bevölkerung also alles andere als leicht gewesen sein. Immer wieder wurden Ernten zerstört und unzählige unschuldige Menschen getötet. Die Überlebenden mussten sich immer wieder von Neuem etwas aufbauen.
In diesem Buch habe ich auch deutlich gemerkt, dass 1620 schon moderner und eben nicht mehr das Mittelalter ist. Der Buchdruck wurde schon vor einiger Zeit erfunden und die Spaltung in der christlichen Kirche, die Martin Luther 1517 ins Rollen brachte, war immer noch in vollem Gange. Die Kriegsführung ist moderner. Es gibt keine Rüstungen mehr, sondern Kanonen, Pistolen und Artillerie.
Abgerundet wird dieser Roman durch Kartenmaterial im Buchdeckel und ein kurzes Nachwort der Autorin, in dem Fiktion von Wahrheit getrennt wird. Ein Personenverzeichnis habe ich leider schmerzlich vermisst.

Fazit: 3 Sterne für einen gut recherchierten historischen Roman, der mich am Ende leider doch nicht ganz mitreißen konnte. Eine Leseempfehlung würde ich an Leute ausgeben, die sich gerne mit dem Kriegsgeschehen im Dreißigjährigen Krieg beschäftigen und auch der Komponente des zweiten Gesichtes aufgeschlossen gegenüber stehen.

Vielen Dank auch an das Bloggeportal und den Verlag für Rezensionsexemplar.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein durchaus interessanter Liebesoman, der leider mit zu viel Themen überfrachtet wurde

Hardwired - verführt
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Hardwired von Meredith Wild erzählt die Liebesgeschichte von Erica Hathaway und Blake Landon. Es handelt sich hierbei um den ersten von 4 Bänden, den ich gemeinsam mit anderen Lesern in de Lesejury lesen ...

Hardwired von Meredith Wild erzählt die Liebesgeschichte von Erica Hathaway und Blake Landon. Es handelt sich hierbei um den ersten von 4 Bänden, den ich gemeinsam mit anderen Lesern in de Lesejury lesen durfte. Der Roman ist im April 2016 im Lyx-Verlag erschienen.

Erica Hathaway hat gerade ihr Studium beendet und möchte nun mit ihrer Webseite Clozpin voll durchstarten. Beim Pitch für ihre Firma trifft sie auf den charismatischen Junggesellen Blake Landon, der ihre aufwändig vorbereitete Präsentation total in der Luft zerreißt. Dennoch fühlt sie sich total zu ihm hingezogen. Als sie Blake jedoch näher kennen lernt, merkt sie das in seiner Vergangenheit ein Geheimnis schlummert...

Diese Liebesroman von Meredith Wild hat mir soweit ganz gut gefallen.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen und die Geschichte ist recht kurzweilig und unterhaltsam. Hätte ich das Buch nicht in einer Leserunde gelesen, hätte ich das Buch wahrscheinlich an 2 Tagen gelesen.
Es werden viele typische Klischees für dieses Genre bedient. Erica ist jung und schön, hat aber dennoch Minderwertigkeitskomplexe und weiß nicht, wie sie auf Männer wirkt. Erica ist auf der anderen Seite aber auch klug und versucht gerade ihre eigene Firma voranzubringen.
Blake hingegen ist ein junger Self-Made-Milliardär. Erfolgreich, gutaussehend und quasi unwiderstehlich mit einer geheimnisvollen Vergangenheit.
Die Sexszenen haben mir soweit ganz gut gefallen. Ich fand es auch gut, dass der Fokus anfangs nicht zu sehr darauf gelegt wurde und es auch eine Geschichte drum rum gibt.
Allerdings wurde das Buch mit zu vielen Themen auf einmal überfrachtet. Auf gerade mal 334 Seiten werden Themen wie Verlustängste, Kontrollzwang, Drogenprobleme, sexuelle Gewalt, Vergangenheitsbewältigung und Familienzusammenführung behandelt. Hier hätte dem Buch ein Konzentration auf weniger Themen gut getan.
Gerade zum Schluss hin wurde es mir persönlich auch zu kitschig und ich war eher genervt. Die absoluten Romantiker in der Leserunde fanden dies allerdings toll.

Fazit: Für mich ein mittelmäßiger erotischer Liebesroman, dem ich 3 Sterne gebe und an Leser weiter empfehle, die es gerne romantisch/kitschig mögen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein interessanter, aber auch durchwachsener Roman über die Eroberung Irlands durch die Normannen

Die Herren der Grünen Insel
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„Die Herren der grünen Insel“ von Kiera Brennan ist ein historischer Roman, der die Ereignisse der Eroberung Irlands durch die Normannen aus irischer Sicht darstellt. Erschienen ist der Roman im Februar ...

„Die Herren der grünen Insel“ von Kiera Brennan ist ein historischer Roman, der die Ereignisse der Eroberung Irlands durch die Normannen aus irischer Sicht darstellt. Erschienen ist der Roman im Februar 2016 im Blanvalet-Verlag.

Irland, 1166: Irland ist ein zersplittertes Land mit vielen kleinen Reichen, die sich gegenseitig bekriegen. König Diarmait wurde vernichtend geschlagen und aus Leinster vertrieben. Doch dieser will diese Niederlage nicht auf sich sitzen lassen und holt mit Hilfe eines gewieften und skrupellosen Händlers die Normannen, darunter auch König Henry sowie Richard de Clare, ins Land. Ein brutaler Krieg um die Macht in Irland entbrennt und die Iren stehen einer Macht gegenüber, die sich nicht deutlicher von ihren Sitten und Gebräuchen unterscheiden könnte.

Vor kurzem habe ich erst „Der Ritter der Könige“ von Sabrina Qunaj gelesen und war fasziniert von der Geschichte rund um die Eroberung Irlands. Da musste natürlich auch das Werk von Kiera Brennan zeitnah gelesen werden, die die selben Ereignisse aus irischer Sicht darstellt.
Leider fand ich diesen Roman sehr durchwachsen. Der Schreibstil hat mir einerseits gut gefallen und dieser lies sich auch gut lesen. Oftmals kamen für mich aber auch Längen auf und ich hatte nicht wirklich Lust weiter zu lesen. Die Autorin beschreibt alles seh genau und nutzt viele Metaphern. Aufgrund der besonderen Eigenarten der Irländer wurde oftmals auch eine sehr derbe Sprache verwendet.
Die Protagonisten waren interessant, aber ich konnte dennoch nicht wirklich mit Ihnen mitfiebern. Es gab meist irgendeine Eigenschaft, die mich dann doch ziemlich genervt hat.
Die Vergleiche mit GOT kann ich gut nachvollziehen. Jedes Kapitel ist aus der Sicht von einem Hauptcharakter geschrieben, wodurch man einen genauen Blick in das Innenleben bekommt. Der Händler Pól zum Beispiel hat mich an Tyrion Lannister aus GOT erinnert, ihm fehlte allerdings der Wortwitz und auch die Beziehung zu seiner Tochter fand ich mehr als befremdlich.
Ich muss zugeben, vielleicht steh ich auch auf die besonders positiv gezeichneten Charaktere aus Romanen von Ken Follett oder auch Rebecca Gablé, aber so ein Charakter, mit dem man mitfiebert oder wo man unbedingt wissen möchte, wie es ihm/ihr ergeht, hat mir wirklich gefehlt.
Dennoch wurde ein sehr lebhaftes sowie brutales Bild der Irländer gezeichnet, dass ich mir gut vorstellen konnte. Mir hat der Einblick in die Sitten und Bräuche der Irländer gut gefallen und ich konnte einiges an neuem Wissen für mich mitnehmen.
Hmm, jetzt wo ich die Rezi schreibe, merke ich, dass sich da doch so einige Kritikpunkte angesammelt haben. Genervt hat mich auch, dass teilweise bewusst Informationen weggelassen bzw. vage gelassen wurden, um sie kurze Zeit später dann zu enthüllen. Sowas nervt mich normalerweise nicht unbedingt, aber die Art und Weise fand ich irgendwie ungeschickt. Das war so, wie: Der neue König in Toora ist ... Und dann lässt man den Namen einfach weg.
Positiv zu erwähnen ist auf jeden Fall das Kartenmaterial und die Vorbemerkung am Anfang des Buches, sowie das ausführliche Personenverzeichnis und Nachwort am Ende des Buches. Auch auf die Aussprache der irischen Namen wurde genau eingegangen, auch wenn ich mir das für das Lesen des Buches nicht alles merken konnte. :)

Fazit: Alles in allem doch ein recht interessanter historischer Roman, der die Eroberung Irlands aus irischer Sicht beleuchtet, leider aber auch einige Längen hat und keine Protagonisten mit denen man wirklich mitfiebert. Ich vergebe 3 Sterne.
Empfehlen würde ich das Buch an Leute, die es gerne mögen, wenn es etwas rauer und brutaler zugeht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Reise ins 13. Jahrhundert und das Fehdewesen

Blut und Seide
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„Blut und Seide“ ist ein historischer Roman von Marita Sprang, der die Höhen und Tiefen des Lebens von Simon von Montfort erzählt. Erschienen ist der Roman im Knauer-Verlag im November 2015.

Deutsches ...

„Blut und Seide“ ist ein historischer Roman von Marita Sprang, der die Höhen und Tiefen des Lebens von Simon von Montfort erzählt. Erschienen ist der Roman im Knauer-Verlag im November 2015.

Deutsches Reich um 1260: Simon von Montfort wächst nach dem Mord an seinen Eltern am Hof von Johann von Sponheim auf, der ihn wie seinen eigenen Sohn behandelt. Während seiner Ausbildung zum Ritter verliebt er sich in die Tochter von Graf Eberhard. Doch diese wurde schon als Kind mit Johanns Bruder Heinrich verlobt. Dieser ist von Hass und Missgunst getrieben und hat Simon schon als Kind gequält.
Auch um den Mord an Simons Eltern rankt sich ein dunkles Geheimnis. Der einzige Hinweis auf die Mörder ist ein orientalischer Anhänger.

Mit Blut und Seide ist der Autorin ein interessanter und spannender Roman gelungen. An der Seite von Simon von Montfort erleben wir, was Ehre, Liebe und Verrat im Mittelalter bedeuten.
Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen. Der Fokus wird hierbei mehr auf das gelegt was passiert. Anstelle von Vergleichen und Metaphern, werden eher Adjektive genutzt um alles zu beschreiben. Die Sprache ist ans Mittelalter angepasst, aber immer noch so gehalten, dass man alles gut verstehen kann.
Die Geschichte wird aus den Blickwinkeln verschiedener Personen geschildert. Hier merkt man dem Buch auch an, dass die Autorin in Psychologie promoviert hat. Das Innenleben und die Beweggründe der Personen werden gut und ausführlich beschrieben, so dass man deren Verhaltensweisen gut nachvollziehen kann, auch wenn nicht jedes Verhalten immer logisch ist.
Insgesamt hat mir die Geschichte gut gefallen, trotz der teilweise sehr brutalen Szenen, die mich ungläubig innehalten ließen. Dies soll jetzt aber nicht zu dem falschen Eindruck führen, dass das Mittelalter in diesem Roman als sehr brutal dargestellt wird. So ist es definitiv nicht. Aber so wie es auch heute besonders brutale Menschen gibt, deren Taten man kaum fassen kann, so gab es dies natürlich auch im Mittelalter.
Mit den Hauptpersonen Simon, Christina und Michel konnte ich mich gut identifizieren und ich habe sie gerne auf ihrer Reise begleitet. Die Geschichte war spannend, unterhaltsam, man konnte mitfiebern und mit den Hauptpersonen lieben und leiden. Der kleine Funke, der mich vollends von einem historischen Roman überzeugt, hat aber leider gefehlt.
Abgerundet wird der Roman durch Kartenmaterial und ein Personenverzeichnis am Anfang des Buches, sowie einem ausführlichen Nachwort samt Glossar am Ende. Das Nachwort trennt Fiktion von Wahrheit und man merkt hier auch, dass die Autorin gut recherchiert hat. Dennoch wurde für mich persönlich ein bisschen zu viel aufgrund der Dramaturgie geändert.

Fazit: Ein guter historischer Roman mit sympathischen Hauptfiguren, von denen man sich gerne ins 13. Jahrhundert entführen lässt, dem ich 3,5 von 5 Sternen gebe. Sehr empfehlenswert für Leser, die gerne mal eine Geschichte lesen wollen, die sich nicht nur um die großen Namen der Geschichte dreht.

Veröffentlicht am 14.08.2022

Die Vermischung der Themen mochte ich leider gar nicht

München 72 - Der Tag, an dem die Spiele stillstanden.
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Petra Mattfeldt hat mit „München 72“ einen Roman vorgelegt, der sich mit dem Olympiattentat 1972 und der Flucht aus der DDR beschäftigt. Erschienen ist das Buch im Juli 2022 bei blanvalet.

München, 1972: ...

Petra Mattfeldt hat mit „München 72“ einen Roman vorgelegt, der sich mit dem Olympiattentat 1972 und der Flucht aus der DDR beschäftigt. Erschienen ist das Buch im Juli 2022 bei blanvalet.

München, 1972: Die olympischen Spiele beginnen. Alles ist heiter und friedlich. Das Bild, das Deutschland in die Welt transportiert, könnte positiver nicht sein. Die junge Sportlerin Angelika Nowak ist aufgeregt. Sie tritt als Bogenschützin für das Team der DDR an. Das erste Mal hat sie ihre Heimat verlassen und ist in ein anderes Land gereist. Zunächst scheint alles in Ordnung, doch dann passieren Dinge, die sie zweifeln lassen.
Roman Gagarin ist Ringer im israelischen Team. Auch für ihn ist es das erste Mal, dass er nach Deutschland reist. In das Land, in dem seine Familie viel Schreckliches erlebt hat. Er freut sich auf seinen Wettbewerb und ist begeistert vom weltoffenen Deutschland. Am Morgen des 5. September soll sich dies schlagartig ändern. Das israelische Team wird von palästinensischen Terroristen als Geisel genommen und das Unglück nimmt seinen Lauf.

Ich war sehr gespannt auf den neuen Roman von Petra Mattfeldt, denn es ist mal keine historische Familiensaga und vom Olympiaattentat habe ich bisher tatsächlich noch nie gehört.
Die Autorin hat sich für diesen Roman für 5 Perspektiven entschieden, aus denen die Ereignisse geschildert werden. Angelika Nowak ist eine Bogenschützin aus dem DDR-Team, die sich mit Roman Gagarin anfreundet. Roman wiederum ist ein Ringer im israelischen Team. Er ist Jude und reist zum ersten Mal in das Land, in dem seine Familie so viel Leid erfahren hat. Mit dem Journalist Robert Goldmann haben wir eine weitere jüdische Perspektive, allerdings ist dieser in Deutschland aufgewachsen. Dann gibt es noch Manfred Hofmann, einen Polizisten, dem die laxen Sicherheitsvorkehrungen bei Olympia Sorge bereiten und Djamal Rahman, ein palästinensischer Flüchtling, der sich radikalisiert hat und zum Attentäter wird.
Ich fand die unterschiedlichen Perspektiven durchaus interessant, bin mir allerdings nicht sicher, ob ich eine andere Einteilung nicht besser gefunden hätte. Gerade die Perspektive des palästinensischen Terroristen empfinde ich als problematisch. Hier hat allerdings auch das echte Vorbild das Potenzial Ressentiments gegen Ausländer zu schüren und seine Sichtweise als Palästinenser auf den Konflikt, der seit Jahrzehnten in Israel tobt, ist genauso einseitig wie die des israelischen Ringers. Petra Mattfeldt gibt im Nachwort selber zu bedenken, dass dieses Buch nur einen kleinen Einblick in diesen Konflikt gibt, was ich gut finde, allerdings ist dieser Einblick wirklich sehr, sehr klein. Für meinen Geschmack fast schon zu klein.
Dies wiederum liegt auch daran, dass mit der Flucht aus der DDR ein weiteres Thema sehr präsent ist in diesem Buch ist. Dieses Thema wird mit keinem Wort auf dem Klappentext erwähnt und das hat mich ehrlich gesagt ziemlich genervt. Ich hatte einen Roman erwartet, der sich auf die Geiselnahme des israelischen Teams konzentriert und die Dinge, die dabei alle falsch gelaufen sind, aufgreift. Stattdessen lese ich einen großen Teil des Buches davon, wie Angelika plötzlich feststellt, dass sie überwacht wird. Die Vermischung dieser beiden Themen fand ich nicht gelungen und ich empfinde es als problematisch diese beiden Themen zu vermischen. Klar, war das zu diesem Zeitpunkt auch Thema, aber für mich wäre das etwas für zwei separate Bücher gewesen.
Spoiler Anfang Als kleines Beispiel was ich hier meine. Die Geiselnahme ist beendet, 11 Juden sind gestorben, es war alles ein totales Desaster und wir wenden uns dann wieder Angelikas Flucht aus der DDR zu, weil ihr das ja noch mehr die Augen geöffnet hat und sie muss ihr Leben ändern. Genau das gleiche beim Journalisten und dem Polizisten. Alle gehen direkt dazu über an sich zu denken und keiner denkt wirklich über die Geschehnisse nach und das 11 Juden ermordet wurden. Alle gucken nur, was sie für sich persönlich aus den ganzen Ereignissen schließen können. Spoiler Ende
Nichtsdestotrotz fand ich die Beschreibungen zum Ablauf der Geiselnahme und was hier alles schief gelaufen ist, sehr spannend. Gerade beim Ablauf hat die Autorin sehr akribisch recherchiert, was ich ihr hoch anrechne. In einem fiktiven Roman gibt es auch hier kleinere Abweichungen. Diese werden aber alle in einem ausführlichen Nachwort dargelegt. Dort merkt man auch, dass der Autorin dieses Thema wirklich wichtig ist, leider ist dies meiner Meinung nach im Roman selber nicht so gelungen. Einiges war mir zu rudimentär angeschnitten, anderes zu sehr im Fokus, aber das habe ich weiter oben bereits ausführlich beschrieben. Ich bin froh, dass ich durch dieses Buch überhaupt erstmals von diesen Ereignissen erfahren habe, denke allerdings das eine weitere Auseinandersetzung mit diesem Thema unerlässlich ist. Im Nachwort finden sich hierzu schon einige weitergehende Quellen.

Fazit: Ein Roman, der für eine jüngere Generation ein Ereignis in den Fokus rückt, das für diese eher weniger bekannt ist. Leider vermischt das Buch für mich zwei Themen, die ich lieber separat betrachtet hätte, und die ich in der heutigen Zeit, mit wieder erstarkendem Antisemitismus und Rassismus, als eher problematisch empfinde.