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Veröffentlicht am 26.09.2016

ein Berlin Roman

Großer Bruder Zorn
1

"Großer Bruder Zorn" von Johannes Ehrmann ist ein weiterer, gelungener Berlin Roman.
Schauplatz des Romanes ist der Bellermann Platz im Wedding. Einer der Multikult Plätze, an denen nicht nur viele verschiedene ...

"Großer Bruder Zorn" von Johannes Ehrmann ist ein weiterer, gelungener Berlin Roman.
Schauplatz des Romanes ist der Bellermann Platz im Wedding. Einer der Multikult Plätze, an denen nicht nur viele verschiedene Nationalitäten, sondern auch verschiedene Schichten Tür an Tür wohnen. Ein Stadtbezirk, auch ab und zu in den Schlagzeilen wegen der Motorrad-Gangs und blutiger Gewalt.
Der Roman ist recht vielschichtig, denn er fängt dieses multikulturelle Dasein, dieses Sich-durchs-Leben schlagen und doch nicht vorwärts kommen, sehr gut ein.
Da leben Säufer, die in ihrer früheren Kriegsgeschichte verhaftet blieben, neben frühen Müttern, neben jungen Kerlen, die nicht wirklich wissen, was sie im Leben anfangen sollen und froh sind, die Zeit hinter Ladentheken von schmuddeligen Abkömmlingen früherer "Tante Emma"-Läden abzuhängen, alle träumen in ihrem schmalen Horizont vom Glück, vom Sinn und vom Leben.
Mich persönlich packte schon der Prolog. Nicht nur durch den schroffen Schreibstil, der so typisch den Berliner Flair wiedergibt, sondern auch die Atmosphäre, die zwar phasenweise sehr düster ist, aber eben auch so realitätsnah.
Ich habe fast 15 Jahre im Wedding gelebt, für mich eines der schönsten Stadtbezirke Berlins, aber auch einer der Bezirke mit der höchsten Kriminalität, deren Opfer ich ebenfalls wurde.
Ich hatte tatsächlich einen flash back nach dem nächsten, habe wieder von meiner früheren Wohnung geträumt und trotz der Gewalt, die ich dort erlebt hatte, überrollte mich Heimweh und Sehnsucht.
Der Roman ist so lebensnah, so wirklich, gleichzeitig spannend und trotz des harschen Schreibstils, wachsen die Figuren zunehmend ans Herz.
Wenn ich las, dann verschwand ich für Stunden in den Seiten, alles um mich vergessend und hatte immer große Probleme, nach dem Zuklappen in meine eigene Realität zurück zu finden.
So wünsche ich mir Romane, so wird Lesen zur Bereicherung,

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Veröffentlicht am 15.09.2016

nicht ganz befriedigt

Skin
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"Skin" von Veit Etzold ist ein für sich allein stehender, in sich abgeschlossener Thriller.
Und zugegeben: Mein erster gelesener Thriller des Autors, von dem ich längst die Serie gelesen haben wollte. ...

"Skin" von Veit Etzold ist ein für sich allein stehender, in sich abgeschlossener Thriller.
Und zugegeben: Mein erster gelesener Thriller des Autors, von dem ich längst die Serie gelesen haben wollte. Das werde ich auch nachholen, denn die Art, wie der Autor schreibt, die Intelligenz, mit der er den Plot aufbaut und die Komplexität des Themas, das ist schon lesenswert.
"Skin" handelt von einem jungen Mann, der als aufstrebender Angestellter in einer großen Beratungsfirma eine Karriere startet. Der anfängliche Leistungsdruck, dieses "sich beweisen müssen" und die Umstellung der Lebensordnung, bringt der Autor sehr glaubhaft aufgrund eigener Erfahrung zum Ausdruck.
Alles läuft perfekt, bis er einerseits dem Angebot der aufputschenden Mittel erliegt, andererseits seltsame mails eingehen mit Bildern von Wasserleichen.

Die Geschichte an sich ist phasenweise sehr spannend und nimmt zum Ende immer mehr Tempo auf, was mir wirklich gut gefiel. Gleichzeitig hatte ich aber auch immer mehr Probleme mit der Glaubwürdigkeit. Vieles schien mir so an den Haaren herbei gezogen, auch was die Ermittlung, die Reihenfolge der Geschehnisse und zum Schluss leider auch die Aufklärung und Begründung, dass ich mehrfach stark irritiert war.
Nicht nur der junge Mann und die ermittelnden Polizisten tappen lange im Dunkeln, auch der Leser braucht einige Seiten, bis er ahnen kann, wer hinter den Morden stecken könnte. Sehr geschickt hat der Autor eine Phase geschaffen, in der man wirklich gar nicht mehr weiß, wem man trauen oder was man glauben soll.
Letztendlich hat mich die endgültige Aufklärung dann auch nicht wirklich befriedigt. Da sind doch einige Fragezeichen geblieben, daher habe ich lange mit mir gerungen und vergebe drei gute Sterne.

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