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Veröffentlicht am 24.04.2018

Tote im Pornomilieu

Jack Bänger
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“Sie ging ab wie eine verdammte Cruise Missile, dann kam sie wie ein Erdbeben. Na klar. Wenn ich was kann, dann ist es doch das.“
So sieht sich Jack Bänger, Multimillionär und Pornokönig, der nicht mehr ...

“Sie ging ab wie eine verdammte Cruise Missile, dann kam sie wie ein Erdbeben. Na klar. Wenn ich was kann, dann ist es doch das.“
So sieht sich Jack Bänger, Multimillionär und Pornokönig, der nicht mehr liebt als Häschen, Geldverdienen, saufen, koksen, Partymachen ohne Ende und schlafen, selbst. Mit seiner Filmproductions-International vertreibt er Pornofilme aller Härtegrade. Gerade ist er dabei einen großen Deal mit einem russischen Pornofilmvertreiber abzuschließen, da erhält er eine erste Drohung und in seinem direkten Umfeld gibt es ein erstes Mordopfer. Wer hat es auf den selbsternannten Liebling aller Frauen abgesehen?

Dieser satirische sexbetonte Thriller hat es wirklich in sich. Beim Lesen hatte ich hier und da den Eindruck vom vielen koksen selbst high zu sein. Die Sexszenen sind nicht so hart, wie ich sie mir vorgestellt hatte – immer noch gut lesbar. Jack Bänger selbst ist von eher einfachem Gemüt, was vielleicht an diem vielen Andenschnee liegen mag, den er sich reihenweise reinzieht. Oder vom flaschenweisen Konsum, eines wie es scheint, extra für ihn gemachten alkoholischen Getränkes der obersten Preisklasse.
Nacheinander reihen sich 6 Morde aneinander. Es trifft z.B. Jäcks besten Freund Long Ding Dong (kann man sich denken, wie er bestückt ist); Natascha, von der er eine CD mit brisantem Inhalt bekommen hat; seinen russischen Geschäftsführer Sergei in Moskau und den serbischen Türsteher-Kampfhung Goran. Immer sind sie dem selbstverliebten Mann, der die Frauen beglückt und sich nie zum Affen machen lässt, einen Schritt voraus.
Hansi Hamberger alias Jack Bänger, lerne ich von klein auf kennen, lese, wie er gemobbt und unterdrückt wurde und dann beginnt, sich zu rächen. Schon damals hat er mit seiner überbordenden Potenz zu kämpfen.
Zwischendurch werde ich immer mal wieder mit den Gedanken des Täters konfrontiert. Habe aber keinen Schimmer, wer hinter den Anschlägen stecken könnte.
Die Geschichte liest sich schnell und locker weg. Die Protagonisten sind zumeist geistig sehr einfach gestrickt, sehr gut vorstellbar beschrieben. Viele Klischees werden bedient und der Autor hat sich hier mal in einer ganz anderen Richtung ausgetobt.
Obwohl Sexlektüre nicht zu meinem bevorzugten Repertoire gehört, wurde ich durch Jack Bänger gut unterhalten. Er hat mich sgar die Mundwinkel hier und da nach oben ziehen lassen.
Wen Du mal einen nicht so ernst gemeinten satirischen Thriller lesen willst – nur zu – hier bist du richtig.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Ein neuer Fall für Commissario Fameo

Wie du mir so er dir
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Da ich sowohl Bozen als auch Meran kenne, wollte ich diesen Südtirol-Krimi unbedingt lesen. Für mich ist dieser 3. Teil zwar der erste, den ich lese. Man kann das Buch aber auch sehr gut ohne Vorkenntnisse ...

Da ich sowohl Bozen als auch Meran kenne, wollte ich diesen Südtirol-Krimi unbedingt lesen. Für mich ist dieser 3. Teil zwar der erste, den ich lese. Man kann das Buch aber auch sehr gut ohne Vorkenntnisse lesen.

Kurz hintereinander werden in Meran und Bozen zwei männliche Leichen gefunden. Der ersten fehlen die Augen, der zweiten die Zunge. Nichts sehen, nichts sagen?
Zusammen mit seiner engagierten Kollegin Francesca Giardi ermittelt der frisch verheiratete Commissario Fabio Fameo und stößt auf einen Fall von Plagiaterie, deren Spuren auch nach Deutschland führen. Mit Hagen Bos, Staatsanwalt aus Düsseldorf, der zu einem Arbeitsbesuch kommt, bekommen sie Verstärkung. Gemeinsam versuchen sie den Sumpf der Markenpiraterie zu durchschauen. Und Fameo begibt sich selbst in große Gefahr.

Ralpf Neubauer nimmt mich mit in das schöne Südtirol und schafft es, das Flair von Bozen und Meran sehr gut einzufangen. Der Lokalkolorit kommt hier sehr gut zum Tragen. In den Lauben von Bozen und an der Passer in Meran habe ich mich wieder richtig wohl gefühlt. Auch einige italienische Wortfetzen versetzen mich direkt in südlichere Gefilde.
Die Geschichte liest sich leicht und locker. Auch eine Prise Humor hier und da fließt mit ein und lockert den Kriminalfall etwas auf. Spannung baut sich ab den ersten Seiten langsam auf. Wendungen, die ich nicht erwartet hatte, steigern diese sogar noch. Und die Auflösung hat mich zufrieden zurück gelassen.

Die Personen sind sehr gut vorstellbar mit Ecken und Kanten beschrieben. Meine Sympathien aber auch Antipathien habe ich schnell vergeben können.

Gestört haben mich die dauernden Wiederholungen. So habe ich mich gefragt, ob man der "eleganten Dame", die in einem Absatz 4 x vorkam, nicht auch andere Attribute hätte zuschreiben können.

Auch wer sonst nur blutige Krimis mag, sollte sich an diesem Buch mal versuchen, denn es geht auch sehr gut ohne großes Blutvergießen oder blutige Szenen.
Ich werde nun erst mal noch die ersten beiden Fälle von Commissario Fameo lösen.

Veröffentlicht am 07.04.2018

Mord ist keine Kamelle

Spreewaldrache (Ein-Fall-für-Klaudia-Wagner 3)
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Teambildende Maßnahmen können schon was Schönes sein, wenn man nicht gerade mit seinen Kollegen zum Wursten eingeteilt wird. Kaum hat sich KOM Klaudia Wagner gewünscht doch eher ermitteln zu dürfen, als ...

Teambildende Maßnahmen können schon was Schönes sein, wenn man nicht gerade mit seinen Kollegen zum Wursten eingeteilt wird. Kaum hat sich KOM Klaudia Wagner gewünscht doch eher ermitteln zu dürfen, als zu wursten, da werden sie und ihre Kollegen zu einer Datsche gerufen. Dort finden sie einen jungen Mann, der zusammengeschlagen wurde. Auf einer angrenzenden Wiese findet gerade ein Techno-Festival statt. Besteht hier eine Verbindung? Der junge Mann überlebt schwer verletzt und kann sich an nichts erinnern. Oder will er nicht?
Ein paar Tage später wird in einer anderen Datsche ganz in der Nähe ein toter Obdachloser gefunden.
KOM Klaudia Wagner und ihre Kollegen ermitteln fieberhaft und Klaudia stößt auf einen Streit zwischen zwei Kahnführer-Familien, der schon seit vielen Jahren schwelt.

Dies ist schon der 3. Fall für die Kripo Lübben, bei dem ich Klaudia und ihren Kollegen Frank, Thang, Wiebke, Demel und natürlich PH bei der Ermittlung über die Schulter schauen darf. Es ist immer wieder schön, alte Bekannte zu treffen, wie den alten Kahnführer Schiebschick, der in seinem hohen Alter immer noch die Fließe entlang stakt. Ich finde es toll, dass ich mir auch diesmal die handelnden Personen sehr gut vorstellen kann und ihnen sehr nahe bin. Die persönlichen Probleme der Kommissare treten hier in den Hintergrund bzw. werden nur kurz angerissen, was mir persönlich sehr gut gefällt. Ich mag es zwar, wenn ich die Personen auch im Privaten kennenlerne, doch es darf nicht überhand nehmen.
Die 77 teils kurzen Kapitel lassen sich leicht und flüssig lesen und das Flair des Spreewaldes mit seinen Fließen, Datschen und auch den Menschen ist sehr gut eingefangen und wiedergegeben. Ich habe mich dort auch diesmal wieder richtig wohl gefühlt.
Die Spannung kommt mir in diesem Fall etwas zu kurz. Sie flackert zwar schon im Prolog, der im Jahr 1993 spielt, auf, kann sich aber dann nicht steigern bzw. halten. Vielleicht liegt es an den dauernden Erzählsprüngen, an den vielen Frauen, die hier mitspielen, Jana, Marianne, Mandy - oft nur als "sie" bezeichnet, wobei ich Mühe hatte, zu erruieren, wer nun wer ist. Oder an Verwicklungen, die sich zwar aufklären, mich aber leider diesmal nicht ganz überzeugt haben.
Im Laufe der Geschichte verstehe ich immer besser, was wirklich 1993 geschehen ist. Und es wird hier sehr gut dargestellt, dass Polizeiarbeit nicht immer die komplette Aufklärung beinhaltet, sondern dass es immer wieder vorkommt, dass man den Beschuldigten nicht alles nachweisen kann.
Wieder ein Krimi aus dem Spreewald, der mich sehr gut unterhalten hat und der diesmal von mir mit 4 von 5 Sternen bedacht wird.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Ein neues Ermittler-"Trio" aus der Eifel

Die Eifelhexe
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In Adenau, einem Ort in der Eifel, wird der Lokalpolitiker Wolfgang Leyendecker vergiftet. Der Verdacht fällt auf Ella Dorn, eine Unternehmensberaterin, die seit 2 Jahren im alten Forsthaus im Wald über ...

In Adenau, einem Ort in der Eifel, wird der Lokalpolitiker Wolfgang Leyendecker vergiftet. Der Verdacht fällt auf Ella Dorn, eine Unternehmensberaterin, die seit 2 Jahren im alten Forsthaus im Wald über Antweiler lebt und hier als Kräuterhexe bekannt ist. Sie hat sich im Laufe der beiden Jahre, die sie nun hier ist, in die Kräuterheilkunde eingearbeitet, stellt Cremes und Tinkturen her und spürt Wasseradern und Erdstrahlen auf. Da sie den Verdacht nicht auf sich sitzen lassen will, geht sie auf eigene Faust auf die suche nach dem Täter – und wird früher als die Polizei aus Bad Neuenahr-Ahrweiler fündig.

Der Einstieg mit dem Prolog facht schon die Spannung an und der Bogen hält sich bis zur endgültigen Auflösung am Schluss, wo es noch mal richtig spannend wird.

Der leichte und flüssige Erzählstil sorgt dafür, dass man das Buch in einem Rutsch durchlesen kann. Langeweile kommt keine auf. Was mich nur etwas gestört hat, waren einzelne Phrasen, die sich öfter wiederholt haben. Auch das eine Krankheit immer wieder einfließt, hat mir nicht so gut gefallen.

Da ich schon einige Male in der Eifel Urlaub gemacht habe, hatte ich die Landschaft beim Lesen immer vor Augen. Vor allem die kleinen Fachwerkhäuser in Monschau haben mir damals richtig gut gefallen. Alles in allem macht es Spaß mit Ella oder den Kommissaren durch die beginnende Herbst-Landschaft zu streifen.

Ella Dorn, die hier eine der drei Hauptrollen spielt, ist mir von Anfang an trotz ihres gesundheitlichen Handikaps sehr sympathisch. Auch wenn sie die ein oder andere Macke hat, kann ich sie mir gut als eine Freundin vorstellen.
Ganz anders die beiden Kommissare. Peter Claes stinkt es einfach, dass er in diesem Fall, der für ihn ja auch nichts anders ist als ein Unfall oder ein Diebstahl ist, eine Frau aus dem Kommissariat aus Trier vor die Nase gesetzt bekommt. Dem entsprechend rüde führt er sich auch auf. Und seine Vorurteile sollte er auch mal überdenken.
Seine Vorgesetzte Tanja Marx hat gerade eigene persönliche Probleme mit denen sie kämpft. Sie kommt mir sehr eingebildet und selbstgefällig vor. Trotzdem würde ich gerne weitere Fälle mit den Beiden lösen.
Auch die anderen Protagonisten sind gut vorstellbar mit ihren Ecken, Kanten und Vorlieben beschrieben. Hier und da habe ich den Eifler Dialekt etwas vermist. Der hätte den Lokalkolorid noch mehr hervorgehoben.

Ich wurde schnell in eine Geschichte hineingezogen, die für mich, die ich von Landwirtschaft, Ackerbau und Flurbereinigung keine Ahnung hatte, doch sehr interessant war. Hier habe ich sogar noch etwas gelernt. Durch die vielen Spuren, die es gilt zu verfolgen und zu hinterfragen, wurde ich hier und da in die Irre geführt, konnte aber bis zum Schluss mit ermitteln und mit fiebern. Den Täter hatte ich schon recht früh ins Auge gefasst, konnte mir aber sein Motiv nicht vorstellen. Und das hat mich dann wirklich überrascht und teils frösteln lassen.

Eine spannende Geschichte, interessante Protagonisten und das alles eingebettet in eine wunderbare Landschaft. Ein Krimi nicht nur für Eifel-Fans.

Veröffentlicht am 20.03.2018

Packend ab der ersten Seite

Teddybär, Teddybär, dreh dich um ...
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Von ihrer Mutter Elisabeth finanziert, lebt die dicke, ungepflegte 26-jährige Hanna Malchau im Wohnwagen als Dauercamperin auf dem Campingplatz. Hannas geistig behinderte Tochter Tonja wird indes von ...

Von ihrer Mutter Elisabeth finanziert, lebt die dicke, ungepflegte 26-jährige Hanna Malchau im Wohnwagen als Dauercamperin auf dem Campingplatz. Hannas geistig behinderte Tochter Tonja wird indes von Elisabeth aufgezogen. Als Hanna immer wieder Teddybären mit verstörenden Nachrichten vor ihrem Wohnwagen findet, meint sie ihre Tochter entführen und so schützen zu müssen.
Kommissarin Nina Hecker und ihr Kollege Thilo Sander, der Hanna als ehemaliger Streetworker kennengelernt hat, ermitteln in diesem Entführungsfall und dringen immer weiter in die familiären Verhältnisse ein und bringen Scheußlichkeiten ans Tageslicht, mit denen sie nie gerechnet hätten...

Rosa Berg schafft es in ihrem Debütthriller von Anfang an ein düsteres Szenario zu schaffen, das sich verdichtet, je näher man der Lösung des Falles kommt. Eingestreute Textpassagen, die auf häuslichen Missbrauch schließen lassen und die ich erst zum Schluss richtig deuten konnte, fachen die Spannung weiter an und bringen Unglaubliches ans Tageslicht.

Hannas Welt, geprägt von Alkohol, Zigaretten, auch Drogen und Diebstählen für den täglichen Bedarf, stellt sie ganz an den Rand unserer Gesellschaft. Beim Blick in ihren Wohnwagen hat es mich geschüttelt. So sollte kein mensch leben müssen. Es war schwer, Sympathie für sie zu entwickeln. Aber je weiter die Handlung fortschreitet, umso vertrauter wurde sie mir, hatte ich Mitleid mit ihr. Schlimm für sie fand ich die Erkenntnis, dass sie ihre Tochter trotz all der Liebe, die sie für sie empfindet, nicht versorgen kann.
Auch die anderen Charaktäre machen es mir schwer sie zu mögen. Ausser Thilo Sander – der Kommissar und ehemalige Streetworker geht so ganz anders an den Fall heran. Bei ihm bin ich mir sicher, der schafft das schon. Im Gegensatz zu seiner Kollegin, die hier und da überreagiert, gerne mal die Waffe zückt und ich immer gehofft habe, dass sie sich dann doch noch zusammenreißen kann. Aber mit der Zeit kam ich auch mit ihr zurecht und habe teilweise verstanden, warum sie tut, was sie tut.

Der Schreibstil ist fesselnd und spannend und die Seiten fliegen nur so dahin. Spuren tun sich auf, halten aber einer Prüfung nicht stand. Ich kann gut miträtseln und mitfiebern, bin immer sehr nahe an den Kommissaren dran, was auch an den vielen Dialogen liegen mag. Ich schaue in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele und frage mich, wie ein Mensch das alles verkraftet.

Ein verstörender Psychothriller mit kleinen Schwächen, aber viel Potential für die neuen Ermittler.