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Veröffentlicht am 14.04.2018

Schatten aus der Vergangenheit …

Totenweg
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Nach einem brutalen Überfall liegt Bauer Fridtjof Paulsen lebensgefährlich verletzt in Hamburg im Krankenhaus. Um im elterlichen Apfelhof in der Elbmarsch bei der Ernte zu helfen, kehrt die junge Polizistin ...

Nach einem brutalen Überfall liegt Bauer Fridtjof Paulsen lebensgefährlich verletzt in Hamburg im Krankenhaus. Um im elterlichen Apfelhof in der Elbmarsch bei der Ernte zu helfen, kehrt die junge Polizistin Frida Paulsen an den Ort zurück, den sie die letzten Jahre nur selten aufgesucht hat. Zu schmerzlich sind ihre Erinnerungen an die Ermordung ihrer Freundin Marit, zu quälend ihr Schweigen über den Mörder. Auch Kriminalkommissar Bjarne Haverkorn, der den Überfall auf Fridas Vater klären soll, bedrücken die Erinnerungen an den Mord. Er leitete damals die Ermittlungen und konnte den Fall nie abschließen, der Mörder wurde nie gefunden. Er ist überzeugt, dass die damals 13jährige Frida ihm etwas verschwiegen hat und hofft nun, jetzt mehr von ihr zu erfahren …

Die Autorin Romy Fölck wurde 1974 in Meißen geboren und studierte Jura in Dresden. Sie begann 2006 zu schreiben und veröffentlichte in den folgenden Jahren zahlreiche Kurzkrimis. Sie lebt in der Elbmarsch, in der Nähe von Hamburg, wo auch ihr neuer Kriminalroman „Totenweg“ spielt.

Eine junge Polizistin, die ein dunkles Geheimnis mit sich rumschleppt, ein Kriminalkommissar kurz vor der Pensionierung, den private Sorgen mit seiner depressiven Ehefrau plagen und der seinen „Cold Case“ unbedingt noch lösen möchte, Obstbauern, die sich in ihrer Existenz bedroht sehen, ein Großbauer, der skrupellos immer mehr Land aufkauft, ein brutaler Überfall, ein alter Mord und ein Mörder, der immer noch frei rumläuft – das sind die idealen Voraussetzungen für einen spannungsgeladenen Krimi. Fridas Rückkehr scheint nicht alle Dorfbewohner zu freuen, fürchtet der eine oder andere doch um seine Geheimnisse, die nach und nach ans Tageslicht kommen. Sie wird verfolgt und bedroht, und als dann eine Lagerhalle brennt wird auch Haverkorn klar, dass Marits Ermordung und der Überfall auf Fridtjof irgendwie zusammenhängen …

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, knapp und schnörkellos, dabei von beeindruckender Intensität. In Rückblenden lässt sie das Leben der Protagonisten in den letzten Jahren Revue passieren, was die Geschichte ungemein lebendig macht. Besonders die Gegensätze zwischen dem alternden, erfahrenen Kommissar und der jungen, manchmal noch stümperhaft agierenden Polizistin, konnten mich überzeugen. Die Handlung ist logisch aufgebaut, Spannung und Dramatik steigern sich immer mehr. Bis zum Schluss bleibt unklar, wer das Mädchen damals getötet hat und warum Fridtjof überfallen wurde. Atmosphärisch treffend ist auch das fiktive Dorf Deichgraben erfasst, das mit seinen Apfelhöfen, seinen alteingesessenen Familien und seinen Traditionen typisch für die Elbmarsch ist.

Fazit: Ein eher „leiser“ Krimi, der dennoch zu fesseln vermag und seine Spannung und Atmosphäre hauptsächlich von den gut geschriebenen Charakteren bezieht.

Veröffentlicht am 04.04.2018

Ein Schweizer in Abessinien

Munzinger Pascha
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Lustlos und ziemlich halbherzig arbeitet Max Mohn, Reporter aus Olten in der Schweiz, an einem Bericht über einen Kunstmaler, als er zufällig in einem Lexikon folgenden Eintrag entdeckt: „WERNER MUNZINGER ...

Lustlos und ziemlich halbherzig arbeitet Max Mohn, Reporter aus Olten in der Schweiz, an einem Bericht über einen Kunstmaler, als er zufällig in einem Lexikon folgenden Eintrag entdeckt: „WERNER MUNZINGER PASCHA (1832-1875), Generalgouverneur der ägyptischen Provinzen am Roten Meer und des östl. Sudans, Afrikareisender und Sprachforscher“. Das interessiert Mohn doch viel mehr, als die Reportage über den Maler. Kurzentschlossen fliegt er nach Kairo und fotokopiert im dortigen Ägyptischen Staatsarchiv Munzingers noch erhaltene Korrespondenz. Doch zurück in Olten ist sein Interesse auch schon wieder verflogen. Es soll noch einige Zeit dauern, bis er sich ans Schreiben macht …

Der Autor Alex Capus wurde 1961 in Frankreich geboren und lebt heute mit seiner Familie in Olten im Schweizer Kanton Solothurn. Er studierte Geschichte, Philosophie und Ethnologie und arbeitete während und nach seinem Studium als Journalist und Redakteur bei verschiedenen Schweizer Zeitungen. 1994 veröffentlichte er seinen ersten Erzählband. Sein Debütroman ist „Munzinger Pascha“, der 1997 erschien. Mehrere Kurzgeschichten, historische Reportagen und Romane folgten, für die er zahlreiche Preise erhielt. Sorgfältig recherchierte und geschichtlich überlieferte Tatsachen verknüpft Capus gerne mit fiktiven Geschichten, die überwiegend in der Schweiz spielen.

Zwei Männer – zwei Geschichten: Werner Munzinger hat wirklich gelebt, was durch Aufzeichnungen und Briefe belegt ist. Als Forschungsreisender kam er 1852 über Kairo und dem Roten Meer nach Abessinien (heute Eritrea und Äthiopien), gelangte zu Reichtum durch Handel mit Europa, wurde von Ägypten zum Gouverneur oder Pascha ihrer eroberten Provinzen eingesetzt und ungewollt in Kriege und Intrigen verwickelt. Der fiktive Teil der Geschichte berichtet von dem jungen Lokalreporter Max Mohn, der mehr oder weniger gescheitert und unzufrieden mit seinem Dasein ist. Geplagt von Schreibblockaden und gelangweilt vom Provinzleben begibt er sich 150 Jahre später nach Kairo und hofft, mehr über den Munzinger Pascha herauszufinden und neue Anregungen zu bekommen.

Der Schreibstil ist flüssig, gut verständlich und gelegentlich leicht ironisch. Die beiden Haupt-Charaktere sind sehr differenziert und gut heraus gearbeitet, keiner ist eigentlich Sympathieträger, aber jeder hat seine besonderen Eigenarten. Dem Autor gelingt es, sowohl Werner Munzinger als auch Max Mohn lebendig werden zu lassen. Als Leser ist man mittendrin in der Vergangenheit und erlebt die strapaziösen Expeditionen bei glühender Hitze in unwegsame Gegenden hautnah mit. Erschüttert stellt man fest, dass sich Munzinger nach und nach abhängig macht und zum Vasall der ägyptischen Regierung wird. Man leidet und fühlt aber auch mit Max Mohn, wie er linkisch versucht, eine Frau zu beeindrucken und wie Polja dann mit ihm auf der Harley-Davidson durch die Nacht fährt, immer Richtung Süden …

Fazit: Lesenswerte Roman-Biografie über einen außergewöhnlichen Mann und gleichzeitig eine interessante Studie über Afrika zur Kolonialzeit.

Veröffentlicht am 07.03.2018

„Wenn man zu viel will, verliert man alles“ (S.231)

Im Land des Regengottes
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Dienstmagd auf dem Bauernhof bei Frau Künstner? Nein, das kommt für die 16jährige Henrietta nicht infrage. Lehrerin will sie werden, doch dafür fehlt das Geld. Durch eine Lüge bringt sie ihre Mutter dazu, ...

Dienstmagd auf dem Bauernhof bei Frau Künstner? Nein, das kommt für die 16jährige Henrietta nicht infrage. Lehrerin will sie werden, doch dafür fehlt das Geld. Durch eine Lüge bringt sie ihre Mutter dazu, den Heiratsantrag eines ihr unbekannten Missionars aus Deutsch-Südwestafrika anzunehmen. Dann wird sie halt Negerkinder in der Missionsstation ihres Stiefvaters unterrichten, plant Henrietta. Doch unter der heißen Sonne Afrikas zerplatzen alle ihre hochfliegenden Träume. Das Leben in Bethanien ist noch härter als zu Hause in Elberfeld. Als dann ihre Mutter stirbt sieht sie nur einen Ausweg, die Flucht ins weit entfernte Kapland nach Wupperthal. Dort hofft sie auf Aufnahme bei einer befreundeten Missionarsfamilie. Zusammen mit Petrus, einem jungen Mann vom Stamme der Nama, macht sie sich zu Fuß auf den langen, beschwerlichen Weg. Durch Entbehrungen und Gefahren lernen die beiden, sich gegenseitig zu achten und zu vertrauen und – sie verlieben sich. Ein schwarzer Mann und eine weiße junge Frau in Afrika um 1900, ist das Henriettas ersehnte Zukunft?

Ausführliche Recherchen in Namibia, dem ehemaligen Deutsch-Südwestafrika, Einblicke in detaillierte Berichte ehemaliger deutscher Missionarsfrauen und Reisetagebücher von Auswanderinnen waren für die deutsche Autorin Gina Mayer (geb. 1965 in Ellwangen) die Grundlage zu ihrem Roman „Im Land des Regengottes“. Sie berichtet darin über die Schwierigkeiten, die die deutschen Auswanderer in ihrer neuen Heimat erwartete, aber auch über das Leid, das die Eingeborenen in den Kolonien erleiden mussten, die von den Weißen nur ‚Hottentotten‘ oder ‚Kaffer‘ genannt wurden, denen man das Land und ihre Lebensgrundlage nahm und sie wie Vieh behandelte.
(Das Buch erschien bereits 2011 unter dem Titel „Die Wildnis in mir“ als Jugendbuch, bevor es vom Aufbau-Verlag 2013 neu aufgelegt wurde).

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und klar. Sie versteht es großartig, Menschen mit ihren Eigenheiten zu beschreiben und das Aufeinanderprallen der beiden unterschiedlichen Kulturen realistisch darzustellen. Gebannt begleitet man die junge Auswanderin und muss bestürzt miterleben, wie sich alle ihre Wünsche und Hoffnungen verflüchtigen und sie von Schuldgefühlen und Albträumen heimgesucht wird. Dennoch hält sie stur und unbeirrbar an ihren Plänen fest, auch wenn sie sich durch dumme, unüberlegte Handlungen des Öfteren in Lebensgefahr bringt. Ein weiterer interessanter, sehr überzeugend beschriebener Protagonist ist Petrus, ein junger schwarzer Arbeiter auf der Missionsstation. Er weiß seine Schläue und Intelligenz sehr gut zu seinem Vorteil vor den Weißen zu verbergen und hilft Henrietta bei ihrer Flucht, obwohl er dadurch seine Stellung verliert. Beeindruckend auch die anderen Charaktere mit ihren besonderen Eigenheiten, die vergrämte und schicksalsergebene Mutter, das leicht überspannte Fräulein Hülshoff und die bodenständige Missionarsfamilie Cordes, die ebenfalls alle in Afrika ein schweres Los erwartet. Wunderschöne Landschaftsbeschreibungen und eindrucksvolle Stimmungsbilder eines uns fremdartigen Landes runden das Geschehen gekonnt ab.

Fazit: Ein interessantes und lesenswertes Stück Kolonialgeschichte - und eine zarte Liebesromanze ganz ohne Kitsch und Pathos.

Veröffentlicht am 03.03.2018

Ende gut - alles gut?

Ein Schatten von Verrat und Liebe
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Wir sind in Philadelphia im Jahr 1778. Jamie ist zurückgekommen, er und seine Schwester Jenny waren nicht auf dem untergegangenen Schiff, aber Claire ist jetzt mit Lord John verheiratet. Die Armee der ...

Wir sind in Philadelphia im Jahr 1778. Jamie ist zurückgekommen, er und seine Schwester Jenny waren nicht auf dem untergegangenen Schiff, aber Claire ist jetzt mit Lord John verheiratet. Die Armee der Briten zieht sich aus Philadelphia zurück, mit ihnen William, der inzwischen erfahren hat, dass er der uneheliche Sohn von Jamie ist. Außerdem sind in der britischen Armee noch Denzell Hunter als Militärarzt mit seiner Schwester Rachel.

Die Kontinentalarmee unter General Washington formiert sich neu und Jamie und Claire schließen sich der Truppe an. Auch Lord John ist dabei, allerdings als Kriegsgefangener, außerdem Ian als indianischer Kundschafter. Es kommt zur Schlacht von Monmouth. Claire wird schwer verletzt und Jaimie quittiert den Dienst. Zunächst wohnen sie in Philadelphia bei Fergus und Marsalie, wo inzwischen auch Jamies Schwester, die verwitwete Jenny, wohnt. Dort beschließen sie, mit der gesamten Familie nach Fraser‘s Ridge zurück zu gehen, um das abgebrannte Haus wieder aufzubauen.

Lallybroch 1980. Roger geht mit William Buccleigh MacKenzie, Rogers Urahn der versehentlich durch die Steine in die Gegenwart gekommen ist, zurück ins 18. Jahrhundert, da sie den von Rob Cameron entführten Jemmy dort vermuten. Sie kommen aber nicht wie berechnet an, sondern Jahrzehnte früher, etwa Ende der 1730er Jahre. Jemmy jedoch konnte seinem Entführer entkommen und ist wieder bei Brianna. Diese beschließt nun, mit ihren Kindern Jemmy und Mandy ins 18. Jahrhundert zurück zu gehen, um Roger zu suchen. Wird sie ihn finden?

In „Ein Schatten von Verrat und Liebe“, dem achten Band der Highland-Saga, nimmt Diana Gabaldon, in ihrem gewohnt angenehmen Schreibstil, den Leser wieder mit auf eine abenteuerliche Zeitreise ins Amerika des 18. Jahrhunderts sowie nach Schottland im Jahr 1980. Sehr genau recherchiert und historisch korrekt führt sie ihn in die Schlacht von Monmouth zwischen der britischen Armee und der Armee der amerikanischen Südstaaten und schreckt auch vor brutalen Kampfszenen nicht zurück. Innig und liebevoll lässt sie ihre Leserschaft teilhaben am Familienleben der Frasers und ihrer mittlerweile großen Verwandtschaft. Gefühlvoll und äußerst plastisch erlebt man die einzelnen Szenen und wird mit großer Lust am Detail durch die Landschaften geführt. Die in den vorhergehenden Büchern lieb gewonnenen Protagonisten sind nun nicht mehr die Jüngsten, doch geblieben ist die tiefe Liebe und das unendliche gegenseitige Vertrauen, was Gabaldon wieder wunderschön und sehr poetisch zum Ausdruck bringt.

Mehrere Handlungsstränge ziehen sich durch das Buch, treffen zusammen, kreuzen und verflechten sich. Erzählt wird wieder meist aus der Ich-Perspektive von Claire, aber auch im Erzählstil aus Sicht der anderen Protagonisten. Dadurch ergeben sich interessante Perspektiven und immer wieder neue Aspekte, was das Geschehen ungemein belebt aber manchmal leider dazu führt, dass man gelegentlich mal kurz den Überblick verliert. Ein Personenverzeichnis, das im Taschenbuch nicht enthalten ist, wäre hier sehr hilfreich. Manche Passagen sind für meinen Geschmack etwas langatmig ausgefallen, da hätte man vielleicht etwas kürzen können. Das überraschende Eintreffen von Neuankömmlingen in Fraser’s Ridge lässt auf den 9. Band hoffen, der wohl 2018 noch herauskommen wird.

Fazit: Für Fans der Highland-Saga ist auch dieser Band wieder ein Muss und ein erfreuliches Treffen mit alten Bekannten.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Zwei Frauen – zwei Schicksale

Der Apfelsammler
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Eigentlich hat Hannah ganz andere Probleme, hat sie doch gerade eine langjährige Beziehung beendet, als sie vom Tod der bisher wichtigsten Person ihres Lebens erfährt – ihrer Tante Elisabeth, die sie aufgezogen ...

Eigentlich hat Hannah ganz andere Probleme, hat sie doch gerade eine langjährige Beziehung beendet, als sie vom Tod der bisher wichtigsten Person ihres Lebens erfährt – ihrer Tante Elisabeth, die sie aufgezogen und ihr eine unbeschwerte Kindheit beschert hat. Nun fährt sie nach Castelnuovo, einem kleinen Dorf in Umbrien, wo Eli in einem alten Häuschen ihre letzten Lebensjahre verbracht hat. Beim Aufräumen und Sichten des Nachlasses entdeckt Hannah einige Notizen und Fragmente von Briefen, in dem Eli ihre Lebensgeschichte erzählt. Neugierig geworden macht sich Hannah auf die Suche und befragt Freunde und Nachbarn. Dabei erfährt sie auch von Matteo DiLauro, den sie im Dorf nur den Apfelsammler nennen, weil er alte Apfelsorten züchtet und sie so vor dem Aussterben bewahrt. Ihm soll Eli zur Hand gegangen sein und ihm bei der Apfelernte geholfen haben. Doch der eigenbrötlerische, geheimnisumwitterte Mann ist von Hannahs Auftauchen gar nicht begeistert und will auch ihre Hilfe nicht annehmen - er jagt sie von seinem Grundstück. Doch Hannah lässt sich nicht entmutigen, Matteo und seine Apfelplantage ziehen sie magisch an …

Anja Jonuleit wurde 1965 in Bonn geboren, wuchs am Bodensee auf, studierte Sprachen in München und war ab 1992 als Übersetzerin und Dolmetscherin für Italienisch und Englisch tätig. Sie lebte und arbeitete im Ausland, bevor sie 1994 an den Bodensee zurückkehrte. Mit 35 Jahren begann sie zu schreiben und hat inzwischen zahlreiche Romane und Krimis veröffentlicht. Sie ist Mutter von vier Kindern und lebt heute mit ihrer Familie am Bodensee.

„Der Apfelsammler“ ist die Geschichte zweier Frauen, der 31jährigen Journalistin Hannah und ihrer bereits verstorbenen Tante Eli (Elisabeth). Erzählt wird parallel in zwei Handlungssträngen, die in der Gegenwart und in der Vergangenheit angesiedelt sind und sich kapitelweise abwechseln. Während man als Leser Hannah bei ihren Erlebnissen auf der Suche nach Elis Briefen begleitet, liest man bereits die Briefe, ohne jedoch zu wissen, an wen diese gerichtet sind und wo sie zu finden sind. Man erfährt dabei erschütternde Einzelheiten von Elis Kindheit in einem lieblosen Elternhaus, von ihrer großen Liebe, von einem bisher gut gehüteten Geheimnis und taucht so Schritt für Schritt immer tiefer in ihr Leben ein. Währenddessen hat auch Hannah ihre Probleme. Das ererbte Haus ist alt und baufällig, nicht alle Nachbarn sind ihr wohlgesonnen und das Verhältnis zu Matteo, mit dem Eli wohl eine ganz besondere Freundschaft verband, läuft auch nicht wie gewünscht.

Die Autorin Anja Jonuleit hat einen sehr lebendigen, flüssigen Schreibstil. Ihre bildhafte Sprache erfasst Szenen und Landschaften äußerst treffend und schafft eine mitreißende Atmosphäre. Auch die Gefühle der beiden Protagonistinnen sind gut nachvollziehbar. Durch die zwei Zeitebenen, die sich immer mehr aufeinander zu bewegen, baut sich ganz allmählich Spannung auf. Leider wird die bisher erfreuliche Stimmung gegen Ende zu unangenehm gestört. Die Autorin hat, wohl aus dramaturgischen Gründen, die es aber keinesfalls gebraucht hätte, einige Szenen eingebaut, die aus einem billigen Groschenroman stammen könnten und die ich als völlig unpassend empfunden habe. Leider wird der bisher so angenehme Eindruck dadurch etwas gemindert.

Fazit: Ein gut gelungener Roman über Frauen für Frauen – einfühlsam und fesselnd erzählt.