Die Champagnerkönigin
Die ChampagnerköniginDie Lektüre dieses Buches war ein Eintauchen in eine ganz besondere Welt. Im ersten Teil der Trilogie von Petra Durst-Benning wird die Geschichte der Schmied-Tochter Josefine erzählt, die der Leidenschaft ...
Die Lektüre dieses Buches war ein Eintauchen in eine ganz besondere Welt. Im ersten Teil der Trilogie von Petra Durst-Benning wird die Geschichte der Schmied-Tochter Josefine erzählt, die der Leidenschaft des Fahrradfahrens verfallen ist und alles dafür aufs Spiel setzt. In besagtem Roman wird auch das Entstehen der Freundschaft zwischen drei ungleichen Berliner Mädchen geschildert. Die praktisch veranlagte, forsche und waghalsige Tochter des Schmieds freundet sich mit der häuslichen und sanften Apothekerstochter Clara an, die nicht nur außergewöhnlich klug ist, sondern ihrem Vater auch bei seiner Arbeit als Apotheker geschickt zur Hand geht. Bei der dritten im Bunde handelt es sich um Isabelle, der einzigen Tochter des reichen Unternehmers Moritz Herrenhus, der eine ehemalige Primaballerina geheiratet hat und seine Tochter auf Händen trägt. Für sein ehrgeiziges Ziel, durch deren geschickte Verheiratung in höchsten Kreisen Macht und Einfluss zu erlangen, ist ihm kein Einsatz zu hoch, sind ihm keine Extravaganzen Isabelles zu ausgefallen oder gar kostspielig. Als seine Tochter ihn jedoch maßlos enttäuscht und mit dem berühmten Radrennfahrer Leon Feininger durchbrennt, sagt das Ehepaar Herrenhus sich von seiner Tochter los.
Und genau hier startet der zweite Teil dieser grandiosen Trilogie. Als Leser taucht man sofort wieder in die Geschichte ein und kann kaum erwarten, das neue Leben der „Prinzessin“ der Berliner Gesellschaft an der Seite ihres sportlichen Ehemannes mit zu verfolgen. Doch nach der abenteuerlichen Heirat ohne elterlichen Segen kommt sehr rasch die Ernüchterung. Der Landbesitz der Familie Feininger ist nicht, wie Isabelle es erwartet hat, und ihr neues Leben bei den wortkargen, verbitterten Schwiegereltern verwandelt die strahlende und begehrte Ballschönheit in ein Aschenputtel. Mitten in ihrer tiefsten Verzweiflung führt der Brief eines Notars eine plötzliche, völlig unerwartete Wende herbei: Jaques Feininger, Leons Onkel, hatte dem Neffen nach seinem Tod ein Weingut in der Champagne vererbt. Isabell ist Feuer und Flamme und die beiden machen sich unverzüglich auf den Weg nach Frankreich, um ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.
Was wie ein Märchen klingt, wird nur zu rasch von der Realität und den Widrigkeiten des Alltags eingeholt. Im Weingut liegt einiges im Argen, der Verwalter scheint nachlässig und dem Wein sehr zugetan zu sein, es mangelt an finanziellen Mitteln, um notwendige Investitionen zu tätigen und dringliche Reparaturen vorzunehmen. Zudem macht dem jungen Paar eine missgünstige Nachbarin das Leben schwer, die scheinbar vor nichts zurück schreckt und das Weingut um jeden Preis kaufen möchte. Als Leon schließlich auch noch an den Folgen eines Fahrradunfalls stirbt, scheint seine junge Ehefrau daran zu zerbrechen. Sie gibt sich auf, zieht sich in eine innere Welt zurück, wo sie niemand herauszuholen vermag. Wie Isabelle es dennoch schafft, an allen Steinen, die ihr in den Weg gelegt werden, zu wachsen und ihren Weg zu gehen, erzählt uns dieses wundervolle Buch…
Die Autorin führt im zweiten Teil weiter, was sie bereits im ersten begonnen hat. Mit flüssigem Schreibstil, liebenswerten, sehr interessanten und unglaublich lebendigen Charakteren verzaubert sie den Leser und nimmt ihn vollständig für die drei Protagonistinnen ein. Die Freundschaft zwischen den Mädchen bildet eine Basis, die jeder Widrigkeit zu trotzen scheint. Petra Durst-Benning entführt uns in die Champagne, malt mit ihren Worten eine wundervolle, von Weinbergen dominierte Landschaft, und erzählt eine Geschichte, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat. Sie berichtet von der harten Arbeit der Weinbauern, ihren Sorgen und Ängsten, ihrem Alltagsleben und liefert sehr viele Details über die Herstellung des Champagners. Die Autorin lässt dabei auch viele große Namen in ihren Roman einfließen und erläutert dazu Einzelheiten im Anhang. Sie berichtet aber auch von dem Zusammenhalt der Familien, von tiefer, unvergänglicher Freundschaft und von Liebe, die bis über den Tod hinausgeht. Der Leser wird in die harten Zeit der Trauer nach dem Tod des geliebten Menschen mit einbezogen, nach dem es sehr viel Zeit, Geduld und der Unterstützung wahrer Freunde bedarf, um wieder aufzustehen und weiter zu machen. Man erfährt aber auch von einer romantischen Liebe, die sich zart anbahnt und langsam, aber stetig entwickelt. Frau Durst-Benning hat mich mit dieser leidenschaftlichen Geschichte verzaubert, wobei die Leidenschaft sich ausnahmsweise nicht nur auf eine Liebesbeziehung beschränkt, sondern auch auf die Liebe der Menschen zu ihrem Land und ihren Visionen, die wahrzumachen ihnen tiefste Erfüllung gab.