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Veröffentlicht am 04.06.2018

Spannender, unterhaltsamer Roman mit Nachdenkpotenzial

Der rote Swimmingpool
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Mutter, Vater, Kind – eine Familie wie sie im Buche steht, genau das sind Adam und seine Eltern. Jahrein, jahraus gehen sie liebevoll miteinander um, unterstützen sich gegenseitig und verstehen sich quasi ...

Mutter, Vater, Kind – eine Familie wie sie im Buche steht, genau das sind Adam und seine Eltern. Jahrein, jahraus gehen sie liebevoll miteinander um, unterstützen sich gegenseitig und verstehen sich quasi blind. Doch plötzlich ist es vorbei mit der Harmonie, alles zerbricht, die Familie ist keine mehr. Adam weiß weder warum die Familie zerbrochen ist, noch wie er damit umgehen soll.
Aus dem liebevollen und verständnisvollen Umgang miteinander wird ein angespanntes Verhältnis. Adam fühlt sich alleingelassen, weiß nicht wie er sich gegenüber seinen Eltern verhalten soll. Niemand redet mit Adam, die Gründe für den Zusammenbruch der Familie liegen im Dunkeln und das bleibt nicht folgenlos. Im zweiten Zeitstrang ist das Verhältnis zu den Eltern noch angespannt, doch das rückt dank Adams neuer Bekanntschaft, Tina in den Hintergrund.

Die Autorin erzählt auf zwei Zeitebenen eine Familiengeschichte, die es in sich hat. Einmal erfährt der Leser scheibchenweise, was sich in der Vergangenheit bis zu einem verhängnisvollen Fehler abspielte, andererseits erhält er Einblicke in die Gegenwart. Diese mit jedem Kapitel wechselnden Stränge machen die Geschichte vielschichtig und interessant. Von Beginn an war ich gut in der Geschichte drin, beide Zeitebenen haben mir sehr gut gefallen und interessiert (häufig gefällt mir ein Zeitstrang besser als ein anderer, hier war das erfreulicherweise nicht so).
Der Schreibstil ist extrem gut gelungen. Locker und flüssig verfasst, könnte man das Buch sicher auch an einem Nachmittag lesen.

Neben der interessanten Geschichte haben mich auch die Charaktere weitgehend überzeugt. Sie sind zwar allesamt nicht gerade gewöhnlich, aber ihre Eigenarten sind unterhaltsam und man interessiert sich schnell für sie und ihr Leben – das galt in meinem Fall auch für weniger wichtige Charaktere. Trotzdem konnte man nicht immer gleich jede Verhaltensweise nachvollziehen, manche kann ich auch jetzt noch nicht verstehen, bzw. machte es mich stellenweise wirklich sauer, wie die Eltern so mit ihrem Sohn, den die eigentlich lieben (oder lieben sie sich selbst mehr?), umgehen konnten…

In sich war dieser gut lesbare Roman sehr stimmig und kaum eine Frage offen gelassen.

Ein beeindruckendes Debüt, bei dem mir manches etwas zu vorhersehbar war, allerdings hat das der Geschichte keinen Abbruch getan, denn spannend und unterhaltsam blieb sie trotzdem.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Geschichte
  • Dramaturgie
Veröffentlicht am 23.05.2018

Die Geschichte beginnt etwas schleppend und startet dann voll durch

Der Kreidemann
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Ed Adams nimmt den Leser mit in die Vergangenheit, in einen Sommer, der seinen Freunden und ihm lange in Erinnerung bleiben sollte. Ein Verbrechen in dem Wohnort und Kreidemännchen spielen eine entscheidende ...

Ed Adams nimmt den Leser mit in die Vergangenheit, in einen Sommer, der seinen Freunden und ihm lange in Erinnerung bleiben sollte. Ein Verbrechen in dem Wohnort und Kreidemännchen spielen eine entscheidende Rolle. Rund 30 Jahre später bekommt Ed wieder einen Brief mit einem Kreidemännchen…was geschah damals und warum rollt jemand die Geschichte wieder auf?

Ein Ich-Erzähler berichtete auf zwei Zeitebenen von einer schier unglaublichen Geschichte. Dieses Vorgehen fand ich gut, aber der Schreibstil konnte mich zunächst nicht überzeugen. Die ersten rund 70 Seiten waren recht langatmig und nicht so spannend. Ich befürchtete schon, dass das so bleiben könnte und stellte mich auf ein verhältnismäßig zähes Buch ein, doch plötzlich bekam die Geschichte eine Wendung, mehr Tempo und mit einem Tick Drama sowie Horror, wurde ich echt begeistert. Ab diesem Punkt wollte ich das Buch fast nicht mehr weglegen, denn die Geschehnisse waren mysteriös, spannend und grausam zugleich. Auch der Ich-Erzähler Ed wurde mir immer sympathischer oder zumindest hat mich seine Geschichte, sein Werdegang und auch der seine Freunde sehr interessiert.

Gelungen sind die Unterschiede zwischen den Kindern/Jugendlichen von vor 30 Jahren und den Erwachsenen von heute. Ihre Entwicklung wird nach und nach deutlich. Sie ist stimmig und birgt doch so manche Überraschung (ich würde gerne mehr verraten, aber ihr sollt dieses Buch besser selbst lesen)

Alle Fragen wurden geklärt, die Auflösung war sowohl spannend, als auch interessant, der Showdown gelungen und so manche Kleinigkeit wurde in Nebensätzen geklärt, die es noch einmal in sich hatten, sodass man tatsächlich bis zum letzten Wort gefesselt ist.

Das Buch hat mich auch etwas nachdenklich gestimmt und bis auf den recht schwachen Beginn, bin ich echt sehr angetan von dem Buch und empfehle es gerne weiter!

Veröffentlicht am 27.04.2018

Noch besser als der erste Teil!

Das Meer löscht alle Spuren
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Die dänische Auslandskorrespondentin Nora Sand ist nicht gerade die Fachfrau in Sachen Kultur und Literatur, allerdings wurde sie von einem iranischen Dichter und Nobelpreisträger für ein Exklusivinterview ...

Die dänische Auslandskorrespondentin Nora Sand ist nicht gerade die Fachfrau in Sachen Kultur und Literatur, allerdings wurde sie von einem iranischen Dichter und Nobelpreisträger für ein Exklusivinterview angefragt. Schnell wird auch deutlich, warum er speziell und ausschließlich Nora angefragt hat. Bei der Flucht auch dem Iran ist er von seiner Frau Amina getrennt worden. Nora soll sie nun in London aufspüren. Damit beginnt ein turbulenter Fall, der nachdenklich stimmt…
Was ist ein Menschenleben wert? Diese Frage stellte sich beim Lesen immer wieder auf Neue. Während Noras Versuchen Amina zu finden, deckt sie schier unglaubliche Vorgänge auf, gerät in einen bedenklichen Strudel und scheint der Gesuchten trotz journalistischem Spürsinn kaum näher zu kommen…
Der Schreibstil ist sehr flüssig, immer interessant und spannend. Die Thematik ist nicht nur brandaktuell, spannend und unterhaltsam, die Winkelzüge der Autorin sind überzeugend. Ich war und bin sehr begeistert und empfehle entsprechend auch das Buch. Das Privatleben Noras sorgt für das Salz in der Suppe (gewöhnlich nervt mich sowas eher) und ist nur soweit Thema, wie es nötig und sinnvoll ist. Auch die anderen Charaktere sind stimmig und gut ausgebaut. Extrem überzeugend und authentisch fand ich das Ende, aber lest selbst!
Mir hatte schon der erste Teil gefallen, aber dieser hier war noch ein Tick besser und daher kann ich den dritten Teil kaum erwarten. Man kann diesen Teil auch unabhängig vom Vorgänger lesen, denn einzig im Privatleben der besonderen „Ermittlerin“ wird man vielleicht ab und an mal kurz stutzig, aber es klärt sich noch. Einziger Kritikpunkt: Der Titel macht überhaupt keinen Sinn.

Veröffentlicht am 25.04.2018

Besonderer Roadtrip

Tschick
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Maik ist ein Außenseiter, dessen Eltern eine schöne Fassade errichtet haben, allerdings läuft so gar nichts, wie es in einer Familie laufen sollte. Die Mutter Alkoholikerin, der Vater ein unzufriedener ...

Maik ist ein Außenseiter, dessen Eltern eine schöne Fassade errichtet haben, allerdings läuft so gar nichts, wie es in einer Familie laufen sollte. Die Mutter Alkoholikerin, der Vater ein unzufriedener Schürzenjäger, verbringt Maik die Sommerferien ganz allein zu Hause, gefangen mit seinem (Liebes-)Kummer. Doch der neue Schüler Tschick nimmt sich Maik an. Ein Roadtrip der besonderen Art beginnt.

Schon lange wollte ich das Buch lesen, aber ich bin immer etwas skeptisch, wenn ein Buch so hochgelobt ist. Vorweg: Mich hat das Buch gut unterhalten, aber den großen Erfolg kann ich trotzdem nicht ganz nachvollziehen.

Der Schreibstil ist recht simpel, gut zu lesen und lebendig mit viel Witz– allerdings ist der Versuch die Jugendsprache abzubilden für meine Begriffe nicht ganz gelungen (aber die entwickelt sich auch so rasant mal in die eine, mal in die andere Richtung, dass es für mich in Ordnung geht). Der Erzähler Maik ist ein sympathischer junger Herr, der eine schier unglaubliche Geschichte von Freundschaft, familiären und schulischen Problemen und typischen pubertären Anwandlungen erzählt. Es sind Probleme, die jeder Jugendliche kennt – Liebeskummer, das Dasein als Außenseiter, Stress mit Eltern... Maik hat mit allem zu tun, leider sind die Probleme mit den Eltern nur zu kurz erwähnt, denn die sind schon speziellerer Natur und zeigen, dass Geld und Ansehen allein ganz sicher nicht für eine gute Erziehung und Glück stehen.
Ganz und gar nicht gewöhnlich dagegen ist die Woche „Urlaub“, die Maik mit seinem Freund „Tschick“ im geklauten Lada völlig ungeplant erlebt. Eine Katastrophe folgt auf die nächste und sie werden auch von Vorfall zu Vorfall extremer. Doch es gibt immer wieder Mitmenschen, die den beiden chaotischen Jungs helfen, obwohl Maiks Vater immer wieder predigt, dass 99% der Menschen schlecht und böse sind.

Ein Buch nicht nur für Jugendliche und Junggebliebene, die außergewöhnliche Roadtrips und Geschichten über besondere Freundschaften mögen.

Veröffentlicht am 25.04.2018

Düster und beklemmend

MÉTO Das Haus
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64 Jungen leben in einem Haus, aus dem es keinen Ausweg gibt. Sie wissen nicht woher sie kommen und wohin sie gehen werden. Sie sind einem strikten System untergeordnet, dürfen keine Fragen stellen und ...

64 Jungen leben in einem Haus, aus dem es keinen Ausweg gibt. Sie wissen nicht woher sie kommen und wohin sie gehen werden. Sie sind einem strikten System untergeordnet, dürfen keine Fragen stellen und tun gut daran die Lehrer und sogenannten Cäsaren nicht zu verstimmen, denn es drohen willkürlich drakonische Strafen. Was wird da gespielt? Méto, einer der Schüler, möchte das Spiel irgendwann nicht mehr mitspielen und es beginnt ein Kampf gegen das System
Die Stimmung ist extrem düster und beklemmend und macht extrem nachdenklich. Nach und nach wird man in das Geschehen eingeführt und kann es kaum glauben, was da vor sich geht. Es herrscht eine Willkür, die Ihresgleichen sucht, Gewalt und Unterdrückung sind an der Tagesordnung. Was geht vor sich? Kann die Schülerschaft sich organisieren und gegen das System rebellieren?

Der Schreibstil ist einfach und klar, was besonders Jugendlichen entgegenkommen dürfte, allerdings auch relativ distanziert, was für meine Begriffe zur Geschichte passt. Für Erwachsene ist das vielleicht ein Tick zu simpel, aber trotzdem wird man unterhalten, wenn man sich auf die Geschichte einlässt. Der Ich-Erzähler Méto erschien mir sehr sympathisch, weil er sich um das Wohl der Anderen kümmert und mit Bedacht vorgeht. Das Geschehen ist spannend, teils unfassbar und hat mich – obwohl das sonst so gar nicht mein Genre ist- von Beginn an überzeugt.
Das Ende ist echt übel, weil man das Gefühl hat, dass es nun losgeht und dann heißt es „Fortsetzung folgt“ – allerdings habe ich die beiden Nachfolgebände schon hier. Natürlich muss ich möglichst bald weiterlesen!