Profilbild von Luthien_Tinuviel

Luthien_Tinuviel

Lesejury Profi
offline

Luthien_Tinuviel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Luthien_Tinuviel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.03.2019

Grausam, ungeschönt, aber irgendwie überzeugend.

1793
0

„Mich täuschen Sie nicht. Natürlich sind Sie ein Wolf. Ich habe genug erlebt, um das zu erkennen, und wenn ich tatsächlich falschliegen sollte, dann steht Ihnen die Verwandlung kurz bevor- denn niemand ...

„Mich täuschen Sie nicht. Natürlich sind Sie ein Wolf. Ich habe genug erlebt, um das zu erkennen, und wenn ich tatsächlich falschliegen sollte, dann steht Ihnen die Verwandlung kurz bevor- denn niemand streift mit den Wölfen umher ohne ihrer Art nachzueifern… eines Tages wird Blut auf ihren Zähnen schimmern, und da werden Sie begreifen, wie Recht ich hatte.“ Seite 95

„1793“ von Niklas Natt och Dag
Verlag: Piper
Ausgabe: Broschiert, 496 Seiten
Genre: Historischer Krimi, wobei historische Elemente eine große Rolle spielen.


Inhalt:


Stockholm, 1793: Der Häscher Cardell, der im Krieg gegen Russland einen Arm und einen Kameraden verloren hat und seither von Traumata geplagt in die Alkoholsucht gerutscht ist, zieht aus dem Fluss einen entstellten Torso. Dem Toten wurden noch vor dem Tod sämtliche Gliedmaßen amputiert wurden sowie die Augen ausgestochen und die Zunge herausgeschnitten. Von Ermittler Cecil Winge wird er zur Unterstützung der Ermittlungen herbeigerufen. Doch diese sind ein Wettlauf gegen die Zeit, nicht nur droht der amtierende Kriminalrat Norlin abgesetzt und durch einen korrupten Nachfolger ersetzt zu werden, auch Winges Lebenszeit neigt sich dem Ende zu: Er ist an Tuberkulose erkrankt.

Meine Meinung:


Zunächst muss ich gleich mal mit den Äußerlichkeiten aufräumen. Das Cover des Werkes ist wunderschön, aber der Klappentext… Cecil Winge hat nichts, aber auch gar nichts mit Sherlock Holmes zu tun. Der Vergleich hinkt für mich an allen Enden. Einzige Gemeinsamkeit, neben einem gewissen Grad an Intelligenz und Kombinationsgabe, die aber viele Ermittler haben, kann man maximal in einer gewissen Schrulligkeit der Charaktere Ähnlichkeiten sehen. Das war es dann aber auch schon. Der Vergleich mit Holmes passt für mich gar nicht.

Doch auch wenn Winge kein Holmes ist, ist das Werk doch fesselnd zu verfolgen. Die Geschichte ist in vier Abschnitte unterteilt, in denen die Lebensgeschichte und Ermittlungsgeschichte verschiedener für die Gesamtgeschichte wichtiger Charaktere auf verschiedene Art und Weise erzählt wird. Nach und nach fügen sich die Ermittlungen zu einem Gesamtbild zusammen, wodurch Spannung erzeugt wird.

Die Geschichte ist schwer historienlastig, ich würde sie daher nicht als klassischen Krimi beschreiben. Dafür nimmt die Ermittlungsarbeit einfach zu wenig Raum im Werk ein. Der Autor schafft es durch seine Darstellungen, ein umfassendes Gesellschafts- und Stadtbild Stockholms Ende des 18. Jahrhunderts zu schaffen. Die Stadt wird durch seine Umschreibungen geradezu lebendig. Man begleitet die Protagonisten durch die schmutzigen Gassen Stockholms, riecht den Gestank des Urins und des Schmutzes der Kanäle und sieht, was sie sehen.

Der Schreibstil des Autors ist sehr darstellerisch, man erlebt die Geschichte geradezu. Und der Verfasser beschönigt nichts. Das in Kombination kann manchmal von Nachteil sein, denn das Werk ist eindeutig nichts für schwache Nerven. Seien es „schleimige, blutige Auswürfe“, seien es „splitternde Zähne“ und knackende Knochen in einer Prügelei- man ist bei allem hautnah dabei. Und das waren jetzt noch eher harmlose Beispiele. Es passt perfekt in die Geschichte und war für diese auch in gewissem Maße notwendig, derart detailliert zu beschreiben, dass der Leser es quasi am eigenen Leib erfährt. Die Beschreibungen wirkten auch keineswegs reißerisch. Dennoch war ich stellenweise doch hart an der Grenze und ich bin sonst eher hartgesotten. So toll die historischen Details auch sind, sollten Leute, die sich mit Brutalität und Gewaltdarstellungen eher schwer tun (etwa weil sie es sich zu genau vorstellen können), einen Bogen um dieses Werk machen.
Kleine Schwierigkeiten hatte ich zudem mit der Erzählung im Präsens.

Fazit:


Insgesamt war 1793 trotz meiner gewissen Probleme mit Gewaltszenen, die in die ich mich durch den Stil einfach zu gut hineinversetzen konnte, ein Lesehighlight. Der Anfang war zwar etwas holprig, doch der detaillierte Stil und die Liebe zu historischen Details überzeugen einfach. 1793 schafft es, ein umfassendes Bild der schwedischen Gesellschaft Ende des 18. Jahrhunderts zu zeichnen und versetzt einen, ohne zu beschönigen, in eine andere Zeit.

Veröffentlicht am 27.10.2018

Spannender Thriller voll unvorhersehbarer Wendungen.

Die perfekte Unschuld
1

„Es gab schlechtere Orte zum Sterben. Aber nur wenige entsetzlichere Arten.“

„Die perfekte Unschuld“ ist Helen Fields 2. Krimi und handelt erneut von DI Luke Callanach und Ava Turner von Police Scottland.
Teil ...

„Es gab schlechtere Orte zum Sterben. Aber nur wenige entsetzlichere Arten.“

„Die perfekte Unschuld“ ist Helen Fields 2. Krimi und handelt erneut von DI Luke Callanach und Ava Turner von Police Scottland.
Teil 2 lässt sich sehr gut unabhängig vom 1. Roman und ohne Vorkenntnisse zu den Charakteren lesen.

Inhalt:


Edinburgh wird von einer Reihe Morde erschüttert, die an Grausamkeit kaum zu überbieten sind. Erst wird bei einem Festival ein junger Mann hinterrücks erstochen, wenige Stunden später wird eine Frau grausam erdrückt gefunden. Für beide Morde fehlen die Motive, beide Menschen waren karitativ tätig. Besteht ein Zusammenhang?
Zugleich wird auch Callanachs Privatleben erschüttert. Ava scheint sich ohne jeden Grund seltsam zu verhalten und sozial zu isolieren. Auch taucht eine Gestalt aus ihrer Vergangenheit im Dezernat auf. Was hat es hiermit auf sich?

Meine Meinung:


„Die perfekte Unschuld“ wird von zwei Haupterzählsträngen dominiert. Zum einen geht es natürlich um die Mordermittlungen, zum anderen aber steht auch das Privatleben der Protagonisten im Vordergrund. Ob einem dies gefällt, darüber kann man sich streiten. Ich für meinen Teil mochte die privaten Krisen und Einblicke, die durch ihre Brisanz über das teilweise langsame Fortschreiten der Ermittlungen hinwegtrösteten. Helen

Inhaltlich geht es von Beginn an voll zur Sache. Die Fallidee ist innovativ (sofern man Verbrechen als innovativ bezeichnen darf, unvertraut ist wahrscheinlich der bessere Ausdruck). Als Leser sollte man jedoch keine Scheu vor sehr brutalen und blutigen Szenarien haben. Zu viel Vorstellungskraft und ein schwacher Magen sind in Kombination hier unter Umständen keine Freunde. Dennoch, was man Fields zugutehalten muss: Die Brutalität, die Teil der Handlung ist, wird nicht zu sehr aufgebauscht. Es wirkt in keinem Zeitpunkt reißerisch oder gar gewaltglorifizierend.

Schreibstil: Fields schafft es hier wieder einmal, trotz langsamem Fortschritt der Handlung die Spannung nicht abflauen zu lassen. Auch wenn der Erzählstil anders ist als in Teil 1 der Serie, hat mich die Geschichte doch irgendwie in ihren Bann gezogen. Alles wirkt für sich sehr unaufgeregt, dennoch ist es das keinesfalls.
Man merkt, dass Fields zugleich als Drehbuchautorin tätig ist, so wie sie die verschiedenen Themengebiete verwebt und die Handlungsstränge entwickelt. Für Fernsehserienliebhaber hat dies seinen ganz eigenen Reiz.

Charaktere: Es werden neue Charaktere eingeführt, die einem teilweise sympathisch, teilweise weniger sympathisch sind. Teilweise haben sie dennoch das Potenzial, in Folgeteilen zu Protagonisten zu lancieren. Die altbekannten Charaktere haben sich authentisch fortentwickelt. Teilweise sind Wendungen unvorhergesehen, im Nachhinein doch zumindest entfernt nachvollziehbar. Schade fand ich, dass manche offenen Fragen aus Teil 1 nicht wieder aufgegriffen wurden, was jedoch für Neueinsteiger in die Serie gut ist.

Cover: Kritik habe ich lediglich in größerem Umfang zum Cover zu äußern. Ich finde es schön, dass es zum 1. Buch der Reihe passt, doch wie schon bei diesem ist mir der Zusammenhang zum Inhalt der Geschichte schleierhaft.

Fazit:


„Die perfekte Unschuld“ ist ein spannender Thriller, der vor allem durch seine Erzählstränge „Kriminalfall“/ „Privatleben“ dominiert wird. Man merkt, dass Helen Fields auch als Drehbuchautorin arbeitet, denn die Handlungsverläufe und Dramen könnten durchaus auch einer Krimiserie stammen.
Alles in allem hat mich „die perfekte Unschuld“ durch die Idee hinter dem Kriminalfall und die unerwarteten Verwebungen augenscheinlich unzusammenhängender Themengebiete einmal mehr fesseln und von Helen Fields als Autorin überzeugen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Idee
  • Handlung
Veröffentlicht am 18.05.2018

Eleanor kann anstrengend sein, ist aber doch etwas Besonderes!

Ich, Eleanor Oliphant
0

"Ich, Eleanor Oliphant" von Gail Honeyman
Sprecherin: Laura Maire
Gekürzte Hörfassung, 434 min

Hätte mich jemand nach der ersten Stunde nach meiner Meinung zu Eleanor Oliphant, der Protagonistin und ich-Erzählerin ...

"Ich, Eleanor Oliphant" von Gail Honeyman
Sprecherin: Laura Maire
Gekürzte Hörfassung, 434 min



Hätte mich jemand nach der ersten Stunde nach meiner Meinung zu Eleanor Oliphant, der Protagonistin und ich-Erzählerin des gleichnamigen Romans gefragt, wäre sie so ausgefallen: "Ein verstockter, arroganter, sozial völlig inkompetenter Geizhals."

In der Tat, Eleanor ist definitiv alles andere als normal. Sie hat schreckliche Schrullen, die ganze Zeit vergleicht sie Essen im Restaurant preislich mit Tesco (Englische Supermarktkette) und beschwert sich, dass die Leute insgesamt doch so verschwenderisch sind. Alle anderen sind ungebildet und wie kann ein alter Mann, den sie im Krankenhaus extra besucht, auch noch die Frechheit haben, Verwandtschaft zu besitzen, die sich um ihn kümmert, sodass Eleanor ihn eben nicht alleine gesund pflegen kann.

Kurz, man merkt es schon: Eleanor ist sehr speziell und ich habe lange gebraucht, mit ihrer Art klarzukommen.

Inhalt (Klappentext):



Eleanor Oliphant ist anders als andere Menschen. Eine Pizza bestellen, mit Freunden einen schönen Tag verbringen, einfach so in den Pub gehen? Für Eleanor undenkbar! Und das macht ihr Leben auf Dauer unerträglich einsam. Erst als sie sich verliebt, wagt sie sich zaghaft aus ihrem Schneckenhaus - und lernt dabei nicht nur die Welt, sondern auch sich selbst noch einmal neu kennen.

Meine Meinung:



Wie schon angemerkt, ich konnte Eleanor lange wirklich nicht ausstehen. Ihre ganze Art, ihr Geiz, ihre Taktlosigkeit und Direktheit- das war mir einfach zu viel. Die ersten 2 Stunden des Hörbuchs habe ich wirklich wortwörtlich jedes Mal, wenn Eleanor zum Sprechen angesetzt hat, die Luft angehalten und gebetet, sie möge doch den Mund wieder schließen, ohne etwas zu sagen- häufig leider vergebens.
Doch im Laufe des Werkes änderte sich meine Einstellung zu Eleanor. Wenn man sich einmal an sie gewöhnt hatte und auch das Leid, wenn sie den Mund öffnet, dann kann man beginnen, hinter die Fassade zu blicken und lernt mehr und mehr, warum sie so ist, wie sie ist. Auch wenn man sich über ihr fehlendes Taktgefühl aufregen kann, kann man doch an manchen Stellen Mitleid für sie empfinden und mit ihr leiden oder herzlich über ihre gutmütige Unbedarftheit lachen (z.B. als sie im Kaufhaus mit Smokey Eyes gestylt wird, gefragt wird, wie sie es findet und darauf antwortet: (Gedankenprotokoll) " Ich sehe aus wie eine südamerikanische Primatenart oder wie ein nordamerikanischer Waschbär. Einfach herrlich.")

Trotz aller Anstrengung zu Beginn, mit Eleanor klarzukommen, schließt man sie doch irgendwann einfach ins Herz. Man freut sich mit und für sie, wenn sie es schafft, über ihren Schatten zu springen, und übersieht dabei auch geflissentlich die verbliebenen Marotten.

Eleanor ist anders- aber das ist auch gut so. Sie eröffnet eine ganz andere Perspektive auf die, für manche normale, Welt und ein gewisses Verständnis für Menschen, die nicht dem Durchschnitt entsprechen. Natürlich- nicht jeder Mensch ist gleich, aber dennoch enttarnt Eleanor mit ihrer Geschichte die Oberflächlichkeit, die man manchmal durch den ersten Eindruck von einer Person gewinnt.

Auch wenn ich lange gebraucht habe, mit Eleanors Art klar zu kommen, zeichnet genau diese doch dieses Werk aus und macht es und seine Geschichte zu etwas Besonderem.

Die Geschichte an sich, sowie der beobachtende Erzählstil aus Eleanors Sicht erhalten von mir 4 Sterne.


Die Hörfassung:



Laura Maire ist einfach nur eine geniale Sprecherin. Dies ist mein erstes Hörbuch mit ihr und ich kann wirklich überhaupt keinen noch so kleinen Kritikpunkt finden.
Sie hat eine sehr angenehme Stimme, liest in angemessener Geschwindigkeit und mit einer Lebhaftigkeit, die wirklich schwer zu toppen ist. Jeder Charakter erhält seine ganz persönlich, auf deren Charakter abgestimmte Stimme. Ob das nun Eleanors etwas roboterhafte Aussprache ist, oder ein alter Mann mit eher gemessenem Sprachtempo und leicht rauher Stimme.... Die Charaktere werden lebendig und man vergisst beinahe, dass dies nur ein Hörbuch und nicht ein Hörspiel ist.

Einfach nur brilliant und ich hoffe, noch einige Hörbücher mit ihr zu hören!! 5 Sterne.

Fazit:



Ich habe lange gebraucht, um mich mit Eleanor anzufreunden, doch wenn man sie kennengelernt hat, ist das Werk wirklich einzigartig und wertvoll auf seine Art. Der Einstieg ist mir persönlich schwer gefallen, aber die Geschichte an sich ist warmherzig und berührend zugleich.
Durch die absolut geniale Hörfassung mit Laura Maire wird die Geschichte lebendig und zu etwas wahrhaft Besonderem.

Von mir gibt es insgesamt 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 28.04.2018

Spannender Thriller für Jason-Bourne-Fans

Oxen. Der dunkle Mann
0

Spannender Skandinavischer Thriller alla Jason Bourne

Werk: Jens Henrik Jensen- Oxen, der dunkle Mann

Verlag: Der Audioverlag
Sprecher: Dietmar Wunder

Hörspieldauer: 15 h 6 min, ungekürzte Lesung

Inhalt:
Der ...

Spannender Skandinavischer Thriller alla Jason Bourne

Werk: Jens Henrik Jensen- Oxen, der dunkle Mann

Verlag: Der Audioverlag
Sprecher: Dietmar Wunder

Hörspieldauer: 15 h 6 min, ungekürzte Lesung

Inhalt:
Der Dunkle Mann ist der zweite Teil einer Trilogie um den ehemaligen Elitesoldaten Niels Oxen. Oxen hat sich nach seiner ungerechtfertigten Verfolgung durch die Polizei in Teil 1 inzwischen auf eine kleine Fischfarm in Jütland zurückgezogen, als seine Vergangenheit ihn einholt. Der Danehof, eine der, wenn nicht die mächtigste Geheimorganisation in Dänemark hat beschlossen, ihn endgültlig aus dem Verkehr zu ziehen, verfolgen Niels und rücken ihn erneut ins Zentrum polizeilicher Mordermittlungen. Niels gelingt die Flucht, er wird jedoch von Danehof und der Polizei durch ganz Dänemark verfolgt. Der Geheimdienstmitarbeiterin Margarethe Frank gelingt es schließlich, Oxen aufzuspüren und setzt damit unbewusst eine neue Kette fataler Ereignisse in Gang.

Zum Werk:
Ich hab das Werk ohne Vorkenntnisse zu Teil 1 gehört. Die Geschichte ist von Anfang bis Ende spannend, überraschend und Oxen als Protagonist mit seinen Traumata etc. ein toller, vielschichtiger Charakter. Die Jagd nach ihm ist spannungsreich und erinnert mich sehr an die Jason-Bourne-Filme. Wer die also mag, sollte bei dieser Trilogie auf jeden Fall zuschlagen.
Auch der Danehof als Gegenspieler ist faszinierend und hat den üblichen Charme mysteriöser Geheimorganisationen.
Die Geschichte lässt sich ohne weiteres auch ohne Vorkenntnisse zu Teil 1 verfolgen, da durch Rückblenden die Vorgeschichte Oxens wunderbar knapp zusammengefasst wird.
Kurz: Ein spannender Actionthriller.

Zur Hörfassung:
Ich hatte am Anfang so meine Probleme mit der Hörfassung des Werkes. Ohne Vorkenntnisse sind die ganzen Namen, Personen und ungewohnten Orte erst einmal überfordernd und man muss sich sehr konzentrieren, um dem Geschehen folgen zu können. Das Hörbuch ist definitiv nicht dazu gedacht, es einfach so nebenher plätschern zu lassen, man muss schon etwas Konzentration aufwenden, um den Wendungen und vielen parallelen Geschehensabläufen folgen zu können.

Abgesehen davon aber ist die Hörfassung wirklich sehr gelungen. Dietmar Wunder ist ein toller Sprecher, der in angemessenem Tempo spricht und mit seiner Stimme den einzelnen Charakteren Leben einhaucht. Er versucht, jedem Charakter seine eigene Stimme zu geben und schafft es, durch seine Stimme die jeweilige Atmosphäre des einzelnen Handlungsstrangs spürbar zu machen. Auch wenn ihm die Differenzierung der Frauenstimmen nicht vollends gelingt und manche Stimmen einfach nicht zu meiner Vorstellung von den Charakteren passen, ist es dennoch ein Vergnügen, ihm zuzuhören.

Fazit:
Alles in allem war das Werk ein spannender Hörgenuss. Dietmar Wunder hat eine tolle, variationsreiche Stimme und auch wenn man sich bei den verschiedenen Handlungssträngen am Anfang etwas konzentrieren muss, um den roten Faden nicht zu verlieren (vor allem, wenn man den ersten Teil nicht kennt, hat es, nachdem ich einmal den Einstieg gefunden hatte, sehr viel Freude gemacht, das Hörbuch zu hören.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Lebe nicht um zu arbeiten, arbeite um zu überleben!

Last Haven – Tödliche Geheimnisse
0

"Last Haven-Tödliche Geheimnisse" von Lisbeth Jarosch ist ein dystopischer Jugendroman, dem ich im Vorhinein skeptisch gegenüber stand (schließlich gibt es heutzutage viele Dystopien), der mich jedoch ...

"Last Haven-Tödliche Geheimnisse" von Lisbeth Jarosch ist ein dystopischer Jugendroman, dem ich im Vorhinein skeptisch gegenüber stand (schließlich gibt es heutzutage viele Dystopien), der mich jedoch letzten Endes voll überzeugt hat.

Inhalt:
Aida lebt im Amerika der Zukunft: Das Land Last Haven, dem es als einzigem in der überbevölkerten Welt noch "gut" geht. Der Preis dafür ist eine strenge Limitierung der Bevölkerungszahlen und ein steter Beitrag aller Bürger zum Wohl der Gesellschaft durch Arbeit. Doch was passiert, wenn man einmal nicht mehr, etwa aufgrund eines Unfalls, in der Lage ist, seine zugedachten Tätigkeiten auszuüben?

Meine Meinung:
Heutzutage sind dystopische Romane sehr populär, es gibt viele Autoren, die auf dieses Steckenpferd setzen und nicht besonders viele, die nicht einfach Geschichten verwenden, die dem Leser aus anderen Büchern irgendwie bekannt kommen.

Daher war es für mich eine sehr positive Überraschung, mit "Last Haven" tatsächlich mal eine neue Idee zu lesen. Sicher finden sich in dem Werk einige Ideen, die bereits in anderen Romanen wie etwa "Brave New World" oder "Die Bestimmung" aufgegriffen wurden, jedoch schafft das Werk durch seine Gesamtkomposition eine komplett neue Welt, eine komplett neue Idee einer Geschichte, die trotz gewisser Ideenparallelen anders ist.

Ob ich die Welt von "Last Haven" mag? Das lassen wir mal dahinstehen. Jedoch ist sie als solche interessant und auch wenn es zu Beginn des Werkes schwer fällt, ein Leben in Last Haven nachzuvollziehen, erscheint es nach Ende des Buches doch nicht wirklich unrealistisch, dass die Gesellschaft sich möglicherweise in diese Richtung entwickelt. Last Haven lädt zur Auseinandersetzung über den Wert eines Menschen und andere ethische Streitigkeiten förmlich ein.

Durch seinen spannenden Schreibstil und die toll dargestellten Charaktere vermittelt das Werk die Gefühle Aidas in verschiedenen Situationen sehr plastisch und überträgt ihre (teilweise auch sehr depressive) Stimmung auf den Leser.

Fazit:

Auch wenn "Last Haven" teilweise mit "wie Tribute von Panem" beworben wird- die Geschichte ist trotz Parallelen zu "Brave New world" und "Panem" doch eine andere. Sie ist spannend geschrieben und vermittelt plastisch, wie eine Welt der Zukunft aussehen könnte.

Alles in allem, ein spannender Roman, der für Jugendliche ab 14 und junge Erwachsene sehr zu empfehlen ist.