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Veröffentlicht am 21.06.2018

Wenn Gedanken mehr werden

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
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Zum Inhalt: Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken ist von John Green, anders als der Titel den Anschein erweckt, ein Buch, das sehr schön zu lesen ist.

Es handelt von Aza, genannt Holmesy, die unter einer ...

Zum Inhalt: Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken ist von John Green, anders als der Titel den Anschein erweckt, ein Buch, das sehr schön zu lesen ist.

Es handelt von Aza, genannt Holmesy, die unter einer Angststörung leidet und dazu noch die "normalen" Probleme eines Teenagers durchstehen muss. So verliebt sie sich in den Milliardärssohn Davis, dessen Vater vermisst wird und nun ganz allein mit seinem Bruder in der Ungewissenheit lebt.

Außerdem gibt es da Aza's beste Freundin Daisy, die Aza auf einigen Ebenen nicht richtig versteht, aber trotzdem keine bessere Freundin für sie sein könnte. So zieht sie Aza immer wieder in die Realität zurück und zeigt ihr auch die unangenehmen Seiten des Lebens.

 
 
Zum Buch: Lesen kann man das Buch sehr gut. Es ist trotz des ernsten Thema's in einem sehr leichten Stil geschrieben und gerade die Gedanken Aza's, die mir, einem Menschen ohne Angststörung, eigentlich unverständlich erscheinen werden sehr gut dargestellt. Man fühlt mit und vor allem versteht man. Es ist traurig das zu lesen, aber gleichzeitig öffnet es einem die Augen wie schrecklich es sein kann Angst vor etwas zu haben, von dem Andere sich keine Vorstellungen machen können.

 
 
Die Geschichte ist gut aufgebaut. Immer wieder geschehen Ereignisse, die Aza weiter in ihre Angst hineintreiben und dann auch solche, die sie weiterbringen. Auch das Unverständnis seitens ihrer Freude wird gut dargestellt. Allerdings fehlt der Geschichte noch ein besonderer Kick. Es bleibt teilweise etwas flach, bzw. einige Handlungsstränge scheinen nicht richtig ausgereift. Manchmal scheint es einfach, als wäre alles seichter gestaltet, um Aza nicht zu überfordern.

Trotzdem finde ich die Geschichte sehr gelungen. Besonders das einigermaßen offene Ende hat mir sehr gut gefallen, denn dadurch wurde einfach deutlich, dass Aza's Krankheit nicht so einfach zu überwinden ist. Es können nicht alle Probleme einfach verschwinden und so endet auch die Liebesgeschichte nicht in einem Happy End. Ich denke, dass sie vielleicht irgendwann wieder zueinander finden werden, aber in dem Zustand, iin dem Aza sich am Ende des Buches befindet, wäre ein richtiges Happy End unrealistisch gewesen. So wurde deutlich, dass sie auf dem richtigen Weg ist.

 
 
Fazit: Ich kann das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, denn es berührt einen wirklich, aber man sollte keine zu aufwendig gestaltete Geschichte erwarten.

 
 
Ich wünsche Aza auf jeden Fall, dass ihre fiesen Gedanken bald für immer schlafen werden.

Veröffentlicht am 18.06.2018

Ganz anderer Schreibstil

Solange wir lügen
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Dieses Buch hat mir nach dem Lesen ziemliches Kopfzerbrechen beschert. Ich würde mal sagen es sticht aus den üblichen Büchern, die ich lese, hervor.

Zum Inhalt:

Johnny, Mirren, Gat und Cadence. Das sind ...

Dieses Buch hat mir nach dem Lesen ziemliches Kopfzerbrechen beschert. Ich würde mal sagen es sticht aus den üblichen Büchern, die ich lese, hervor.

Zum Inhalt:

Johnny, Mirren, Gat und Cadence. Das sind die Sinclair-Kinder. Naja fast. Gat ist da irgendwie mit reingerutscht. Seit sie klein sind verbringen sie ihre Sommer auf der Insel ihres Großvaters. Auf ihr stehen vier Häuser. Für jede der drei Töchter von Harris Sinclair eines plus dem, in dem er wohnt.

Gat und Cadence verbindet noch mehr als die Erinnerungen und Abenteuer, die sie mit den anderen teilen. Gat liebt Cadence und Cadence liebt Gat. Eine Sinclair zu sein ist jedoch nicht einfach. Überall wird gelogen, betrogen, ausgespielt. Im Sommer fünfzehn geschieht etwas, dass die Familie verändert. Etwas über das keiner reden will. Cadence jedoch erinnert sich nicht. Ihre Kopfschmerzen sind alles, was ihr geblieben sind. Was ist in dem Sommer passiert? Und warum erzählt es ihr keiner?



Zum Buch:

An den Schreibstil von E. Lockhart in diesem Buch musste ich mich erst gewöhnen. Die Autorin nutzt viele Metaphern, Hauptsätze und Wiederholungen und verleiht der Geschichte somit einen ganz eigenen Charakter. Cadence wirkt an vielen Stellen für mich als unzuverlässige Erzählerin, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart springt. Es ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, passt aber wirklich gut zu der Geschichte. Durch den Stil schafft die Autorin es alles besonders undurchsichtig erscheinen zu lassen. Ich habe wirklich bis zuletzt nichts geahnt.

Dadurch, dass man immer wieder in Frage stellt, was Cadence oder die anderen erzählen, entstand für mich unheimlich viel Spannung.



„Aasfressende Vögel picken an meinem herausquellenden Hirn herum, das aus meinem zerdrückten Schädel tropft.“ (S. 129)



Die Sinclairs sind eine Familie in sich und man kann durchaus nachempfinden, warum die Kinder die Stimmung auf der Insel zwischen den Tanten und dem Großvater als so bedrückend empfinden.

Man lernt Johnny, Mirren, Gat und Cadence von Kindesbeinen an kennen. Einiges erscheint manchmal etwas verquer, anderes passt so gut zu den vieren, dass man sich als Leser wünscht man könnte in ihre Welt mit eintauchen. Sie werden die Lügner genannt und ich denke jeder Leser kann sich schlussendlich seine eigene Meinung bilden, was genau damit gemeint ist. Ganz einfach gesagt sind sie natürlich Lügner, weil sie so tun, als sei alles wie jeden Sommer, obwohl sie schon längst nicht mehr auf der Insel sind. Andererseits sind sie auch Lügner, weil sie dazu gezwungen werden und die Art wie Cadence es „ausspricht“ und die Situationen beschreibt, klingen sehr ähnlich: Sie verabscheut es, dass ihre Mütter und ihr Großvater sie dazu bringen andere Sachen zu sagen, als sie meine. Sie verabscheut es, dass alle immer nur auf ihr eigenes Wohl bedacht sind, aber so gar nichts dafür tun. Und sie verabscheut es, dass von den Kindern so viel erwartet wird, obwohl es doch an ihnen ist ihr Leben zu bestimmen. Johnny will Marathonläufer werden, Mirren heiraten und in den Kongo reisen und Gat die 100 berühmtesten Bücher lesen und auf das College gehen.

Cadence selbst bezieht sich dabei wenig in die Geschichte ein. Sie löscht sich nach und nach aus und betont immer wieder die besonderen Seiten ihrer drei Lügner. Darum fällt es ihr vermutlich nach dem schrecklichen Ereignis auch schwer wieder zurück ins Leben zu finden. Was bleibt letztlich? Wo liegt der Wert des Lebens?

Das einzige was ihr wirklich genommen wurde ist die Liebe zu Gat. In wieweit man von richtiger Liebe sprechen kann, kann nicht nur ich als Leser anzweifeln, sondern sie tut es auch. Die Beiden teilen allerdings so viele schöne Momente und Erinnerungen. Ich glaube die Beiden haben sich schon von Anfang an auf einer anderen Ebene getroffen, als ein „normales“ Paar. Sie haben ihren Weg gefunden, ihre Perfektheit zu erreichen.



„Es ist gut, wenn man geliebt wurde, selbst wenn es nicht von Dauer war. Es ist gut zu wissen, dass es Gat und mich gab, vor langer, langer Zeit.“ (S. 208)



„Ich spreche nicht von Schicksal. Ich glaube nicht an Vorsehung oder Seelenverwandtschaft oder Übersinnliches. Ich will bloß sagen, dass wir einander verstanden. Ganz und gar.“ (S. 13)



Fazit:

Bei diesem Buch ist es mir echt nicht leicht gefallen eine konkrete Bewertung zu geben, denn es ist so ganz anders als gewohnt. Der Schreibstil hat mich zunächst verwirrt, ist aber total schön und perfekt für Cadence´ Geschichte.

Veröffentlicht am 12.06.2018

SO schön ohne viel Drama

Bedtime Trouble: Codewort Liebe
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Auf dieses Buch bin ich ganz zufällig gestoßen, als ich nach neuer Lektüre für zwischendurch gesucht habe. Das Cover sah für mich ziemlich klischeemäßig aus und erregte deshalb bei mir den Verdacht, es ...

Auf dieses Buch bin ich ganz zufällig gestoßen, als ich nach neuer Lektüre für zwischendurch gesucht habe. Das Cover sah für mich ziemlich klischeemäßig aus und erregte deshalb bei mir den Verdacht, es sei eine eher minderwertige Geschichte. Der Titel versprach eine unkomplizierte Liebesgeschichte. Ich muss aber sagen, dass ich doch auf vielerlei Ebenen überrascht und zwar im positiven Sinne überrascht wurde.

Zum Inhalt:

Novalie ist mit Julien zusammen und denkt sich zunächst nichts dabei, dass er sich immer mehr einem anderen Mädchen zuwendet. Schließlich läuft doch alles gut in ihrer Beziehung oder?
Ganz so einfach ist es dann aber nicht und so findet Julien zu Audrey und Novalie zu Kolja. Kolja ihrer beider Mitbewohner, der ein Mädchen nach dem anderen abschleppt. Was wahrscheinlich seinem guten Aussehen und seiner unwiderstehlichen Art zuzuschreiben ist. Die Frage ist aber: Kann man mit Kolja mehr als Spaß haben? und ist es nicht noch möglich die Beziehung zu Julien wieder zu kitten?

Zum Buch:

Der Schreibstil ist flüssig und keineswegs minderwertig.
Die Charaktere habe ich sofort ins Herz geschlossen. Die Geschichte wird in vielerlei Hinsicht völlig unkompliziert erzählt, denn die Novalie und Kolja reden tatsächlich miteinander und verstehen sich oft besser als sie denken. Das war für mich als Leser unheimlich angenehm, weil doch so viele Liebesgeschichten durch Kommunikationsprobleme und umständliches Denken unnötig verkompliziert werden. Natürlich haben die beiden trotzdem manchmal die ein oder ander Uneinigkeit. Ganz normal eben und dadurch wird es auch nicht unauthentisch.
Durch die Unkompliziertheit gestaltet sich diese Liebesgeschichte auch ein bisschen anders in ihrem Handlungsverlauf. Es gibt nicht so viel Zögern, nicht so viel Herzschmerz, nicht so viele Missverständnisse. Für mich somit also als Buch für zwischendurch ideal.
Trotz der Leichtigikeit hat es die Autorin zudem noch dazu geschafft eine ernste Hintergrundgeschichte mit einzubauen, die die Erzählung nicht leer wirken lässt. Auf den wenigen Seiten - es sind glaube ich nur knapp 280 Seiten - hat sie das richtige Maß für diese gefunden. Somit wirkt es nicht vollgestopft und damit unrealistisch oder gar aufdringlich.
Besonders gut hat es mir gefallen, dass schöne Details eingeflossen sind. So z.B. die Katze Dutch, die auch immer wieder aufgegriffen wird. Es gibt da leider ganz andere Bücher, in denen viel gewollt ist und dann tauchen sie nur einmal auf.

Fazit:
Für mich ein durchaus gelungenes Buch, das ich gerne gelesen habe und weiterempfehlen werde. Novalie und Kolja sind super Charaktere. Eine geeignete Geschichte für ein wenig Liebe und Herzschmerz zwischendurch, wobei letzteres hier nicht überwiegt.

Veröffentlicht am 05.05.2018

Irgendwann Zukunft?

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
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Dieses Buch wurde mir von meiner Mutter empfohlen, die davon hell auf begeistert war. Natürlich Grund genug mir selbst ein Bild zu davon zu machen:

Zum Buchinhalt:
Der Strom fällt aus. Nicht in einem ...

Dieses Buch wurde mir von meiner Mutter empfohlen, die davon hell auf begeistert war. Natürlich Grund genug mir selbst ein Bild zu davon zu machen:

Zum Buchinhalt:
Der Strom fällt aus. Nicht in einem Haus, einer Stadt, sondern in ganz Europa. Panisch arbeiten die Behörden an einer Lösung, versuchen es aufzuhalten, verstehen nicht, wie es überhaupt möglich sein kann.
Die Menschen erfahren auf einmal am eigenen Leibe, was passiert, wenn der Strom fehlt und das ist nahezu nichts.
Piero Manzano macht bald seine eigenen Entdeckungen und könnte den Behörden helfen. Aber wer hört einem kleinen Italiener zu, der noch dazu verdächtigt wird etwas mit dem Stromausfall zu tun zu haben? Und ist es überhaupt möglich?

Zum Buch:
Der Schreibstil ist sehr mitreißend und ausdrucksvoll. Er bewahrt eine gewisse Distanz, die den Schwerpunkt des Buches mehr auf die Lösungssuche lenkt, als auf den Großteil der Bevölkerung. Diese Distanz geschieht vor allem durch die Benutzung von Nachnamen. Für mich war das anfangs sehr verwirrend, weil ich persönlich zu Nachnamen nicht so eine Beziehung, wenn man es denn so nennen kann, verspüre, wie zu Vornamen. Deshalb war es zunächst für mich schwierig die Namen den richtigen, agierenden Personen zuzuordnen. Das nimmt aber im Buchverlauf ab und am Ende sind es auch nicht mehr so viele Namen.
Durch die Distanz blieb man sehr bei der Funktion der Person und nicht so sehr bei ihren Gefühlen und ihrer Geschichte. Das war zunächst etwas ungewohnt, aber meiner Meinung nach in diesem Buch ganz richtig. Für die Handlung des Buches wäre es nicht wichtig gewesen und hätte wahrscheinlich verwirrt.

Gut fand ich auf jeden Fall, dass hier viele Perspektiven geboten werden, aus deren Sicht man dann die Geschichte betrachtet. So hatte man natürlich Manzano und Bollard als leitenden Europolmann, aber auch den Leiter einer Spezialeinheit, die Eltern Bollards und seiner Frau und Menschen in den betroffenen Kraftwerken oder Stromunternehmen und natürlich viele mehr. Dadurch lernt man noch viel mehr Situationen kennen, die durch einen Stromausfall entstehen und die man durch die relativ behüteten Zustände Bollards so nicht mit bekommt.
So deckte das Buch für mich immer wieder Fakten auf, über die ich vorher gar nicht nachgedacht habe. Gerade die Verantwortliche für Krisenschutz (?) Michelsen aus Berlin erläutert immer wieder Umstände, die alle betreffen und die man trotzdem nicht überdenkt, wie z.B. dass Kühe ohne Melkmaschinen heute in ihrer Anzahl nicht mehr alle von Hand gemolken werden können und deshalb jämmerlich verenden, wenn man es nicht tut.
Dazu kommen natürlich noch diverse Szenen aus anderen Perspektiven, die dann auch tatsächlich erlebt werden und die Geschichte sehr real, mitreißend und ja, auch ein bisschen beängstigend machen.

Trotz der vielen, für Menschen wie mich ohne IT-Kenntnisse, relativ komplizierten Verknüpfungen im IT-Bereich, war doch alles sehr gut nachvollziehbar. Der Autor hat hier wirklich genau den richtigen Grad an Vereinfachung gefunden, um mich bei seinen Ausführungen mitzunehmen.
Was mir die meiste Zeit ziemlich unklar war, waren die Motive, die die Angreifer hatten. Zwar wurde manchmal aus ihrer Perspektive erzählt, aber mir wurde dadurch eigentlich nicht klar, warum sie nun meinen ganz Europa und dann ja auch den USA den Strom wegnehmen zu müssen. Das erklärte sich mir erst ziemlich am Ende der Geschichte. Meinem persönlichen Geschmack nach, wäre es schön gewesen vorher schon ein paar Informationen mehr zu haben, um mehr in diesen Zwist zu kommen: Die Menschen leiden, aber wie sehr leiden sie sonst unter unserer Gesellschaftsordnung? Ich könnte mir zumindest vorstellen, dass man da irgendwo mal auf einen ähnlichen Gedanken trifft oder sich Gedanken macht, inwieweit unsere Gesellschaftsordnung es vielleicht rechtfertigt, dass man sie so dermaßen ins Ungleichgewicht bringt.
Damit möchte ich aber nicht sagen, dass ich es gut finde würde den Strom abzustellen, sondern ziele eigentlich hauptsächlich auf die Spannung des Buches. Ich hoffe ihr versteht was ich meine:)

Fazit: Dieses Buch macht einem sehr bewusst, wie wertvoll und unabdinglich Strom für unser Leben ist und was passiert, wenn er uns für längere Zeit genommen wird. Das Buch reißt einen mit und ist sehr authentisch geschrieben, sodass Spannung aufkommt. Trotzdem ist es dann zwischendurch manchmal etwas lang und es fehlen mir noch ein paar Informationen früher im Buch.

Ich würde es jedoch jedem empfehlen, der Interesse an dem Genre hat und auch jedem, der sich fragt, was ohne Strom mit unserem Leben geschieht. Es ist auf jeden Fall nicht langweilig, sondern vielseitig und authentisch.

Liebe Grüße

Veröffentlicht am 18.02.2024

Mir fehlte Spannung und Tiefe

Oracle
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Schreibstil:
Den Schreibstil der Autorin fand ich schon immer super, besonders in Bezug auf Jugendromane. Sie hält sich an eine eher einfache Sprache, nutzt aber an bestimmten Stellen auch verworrenere, ...

Schreibstil:
Den Schreibstil der Autorin fand ich schon immer super, besonders in Bezug auf Jugendromane. Sie hält sich an eine eher einfache Sprache, nutzt aber an bestimmten Stellen auch verworrenere, metaphorisch angehauchte Sätze, die der Geschichte dann meist noch den letzten Schliff verleihen. Auch hier war es wieder so, dass man allem super gut folgen konnte und keine höheren Denkprozesse anstoßen musste, um der doch recht komplexen Thematik folgen zu können. Das erste Mal aber ist mir auch in Bezug auf den Schreibstil hier vermehrt aufgefallen, dass die Tiefe der Geschichte so wenig Platz zur Entfaltung bekommt. Da muss man also bei diesem Buch Abstriche machen.



Zur Geschichte allgemein:
Mit Julian präsentiert uns die Autorin eine Hauptfigur, die psychisch nicht ganz zuverlässig wirkt. Zumindest anfangs. Als Psychose-Patient kommen wir Leser:innen in den Zwiespalt: Ist es real oder nur Einbildung? Diese Problematik wird aber relativ schnell aufgelöst, denn Julian selbst stellt sich diese Frage und wird durch seine Bedenken und sein logisches Vorgehen für uns immer zuverlässiger. Es ist also schnell klar: Es passieren unerklärliche Dinge in einer ansonsten real wirkenden Welt. Was bei mir dann immer gleich im Kopf auftaucht ist: Wie sind die Grenzen dieser Welt definiert? Ist es ein einmaliges Phänomen? Lässt die Welt dieses Phänomen zu oder nicht? Als Leser:in braucht man immer einen ungefähren Rahmen, finde ich, in dem man Sachen hinnimmt oder nicht. Ist es in dieser Welt nun wirklich möglich, in die Zukunft zu sehen oder müsste ich an Übernatürliches glauben, um dem zu folgen, wie ich es auch in der Realität tue? Denn das ist meine Vorstellung der Realität: Übernatürliches gibt es nicht. Aber müssten sich Julians Kräfte dann nicht anders erklären lassen, wenn die Welt, in der die Geschichte spielt und uns als unsere Realität erklärt wird?
Tatsächlich konnte ich darüber während des Handlungsverlaufes ganz gut hinwegsehen, zum Ende hin hätte ich mir aber leider noch irgendeine Art von Erklärung gewünscht, weil das in meinem Kopf einfach so nicht zusammenpassen wollte. Auch, wenn in Büchern natürlich theoretisch alles möglich ist.

Die Thematik an sich war aber super spannend. Julian sieht Marker. Doch was bedeuten sie? Wann tauchen sie auf? Wann gehen sie weg? Inwieweit ist die Zukunft beeinflussbar? Julian versucht all das herauszufinden und muss dabei immer wieder in Bezug auf sich selbst zurückstecken, denn er ist bestätigt psychisch krank und erzählt jetzt etwas von Vorzeichen? Er stößt auf Ablehnung, Unglaube und auch einige böse Zungen. Dennoch bleibt er stark. Das hat für mich gut zusammengepasst, weil Julian erst im Laufe der Handlung zu jemandem wird, dem soziale Kontakte wichtig sind. Zu Anfang ist er ein Einsiedler, der in dem Sinne gar nicht so viel zu verlieren hat und dann einfach selbstlos agiert.
Interessant war, wie die anderen Figuren auf ihn reagiert haben. Tatsächlich passiert das positiver, als ich es erwartet hätte. Vielleicht manchmal positiver als es vermutlich real gewesen wäre. Allerdings löst die Autorin dies, indem sie einen weiteren Handlungsstrang einflicht: die kriminellen Machenschaften eines Mannes, der Julians Kräfte nur allzu ernst nimmt. Dadurch bekommt die Geschichte zwischendurch immer mal wieder eine ganz andere Dynamik, denn es geht raus aus Julians Gefühlswelt und die Dinge, die ihn direkt betreffen zu einer weiteren Ebene, an der Julian nur indirekt beteiligt ist.
Manchmal wirkte es durch diese explizite Aufteilung auf zwei Ebenen aber auch etwas fernab der Handlung und hat mich verwirrt zurückgelassen. Denn beide Ebenen bekommen nur wenig Tiefe und haben kein so richtiges Ende, aber auch keinen richtigen Anfang. Man fühlt sich, als werde man ein Stück auf Julians Lebenspfad mitgenommen und erlebe nur eine Momentaufnahme. Das wird dann noch dadurch bestärkt, dass das Ende einem keine wirkliche Erklärung für alles liefert. Zwar werden die Handlungsfäden alle verknüpft und in der Geschichte auch aufgeklärt, aber das Übernatürliche dieser Geschichte bleibt unerklärt und damit eher unzufriedenstellend für mich als Leserin.



Wirklich positiv empfand ich das Buch, wenn man es als reines Jugendbuch ohne Thrillerelement betrachtet. Julian ist am Anfang unsicher, was Gleichaltrige angeht, hat keine Freunde, traut sich nicht so richtig rein in die Welt und traut sich selbst auch nichts zu. Nach und nach ändert sich das und zwar ganz zart und von ihm auch gar nicht groß zur Kenntnis genommen. Das war für mich die Kunst. Dass alles so natürlich und kleinschrittig passiert, dass es einfach nur authentisch wirkte. Am Ende ist Julian ein ganz anderer und wenn ich auf Metaebenen denken würde, dann würde ich sagen, der ganze übernatürliche Teil dieser Geschichte hat einzig dazu gedient, Julian einen Anstoß zur Veränderung und zum Mutigwerden zu geben. Dahingehend macht die Geschichte und das Ende aber keine expliziten Andeutungen, sodass man es sich schon selbst hineindeuten muss.

Weiter positiv war zudem die ganze Idee der Marker und Zeichen. Die Autorin hat es super gut verbildlicht und eine wirklich ausgeklüngelte Logik präsentiert. Das war auf jeden Fall spannend.

Fazit:
Die Geschichte dieses Buches konnte mich nicht so ganz überzeugen. Zwar kommt man in einen guten Lesefluss, aber die Tiefe und auch die thrillermäßige Spannung fehlt. Es wirkt wie eine Momentaufnahme, nicht wie eine ganze Geschichte. Die Entwicklung des Protagonisten fand ich super und auch, wie mit der Thematik umgegangen wurde, aber irgendwo hat es nicht gereicht, mich zu richtig zu flashen.

3 von 5 Sterne von mir.

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