Profilbild von danielamariaursula

danielamariaursula

Lesejury Star
offline

danielamariaursula ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit danielamariaursula über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.08.2018

Schade, daß die Reihe endet

Das wilde Uff, Band 4: Das wilde Uff braucht einen Freund
0

Das wilde Uff ist ein blaues, langhaariges Urzeitwesen mit Krallenfüßen ähnlich eines Huhns. Es ist 66 Millionen-Jahre alt und ganz schön verfressen und schwingt gerne und springt. Die letzten Jahrmillionen ...

Das wilde Uff ist ein blaues, langhaariges Urzeitwesen mit Krallenfüßen ähnlich eines Huhns. Es ist 66 Millionen-Jahre alt und ganz schön verfressen und schwingt gerne und springt. Die letzten Jahrmillionen hat er schlafend in einem Steinbruch verbracht, bis der rothaarige Lio ihn zufällig im Steinbruch auf der Suche nach einer abgestürzten Drohne fand. Dort war Prof. Othenio Snaida auf Forschungsexpedition nach genau solch einem Wesen, um es zu erforschen und auszustellen. Mit allerhand List und Tücke, gelingt es Lio und seiner Familie Uff geheim zu halten und Prof. Snaida von der Erforderlichkeit der Geheimhaltung zu überzeugen. Vor allem gelingt das Tante Ulrike, in die der Professor sich unsterblich verliebt, so sehr, daß nun sogar die Hochzeit ansteht. Während nun alles so schön sein könnte, jetzt das das Uff sich langsam auch an die Verhaltensregeln in Menschenhäusern gewöhnt, droht neuer Ärger. Uff ist langweilig, weil er das Haus nur versteckt in Lios Rucksack verlassen darf und ihm Artgenossen als Gesellschaft fehlen. Erstaunlicherweise empfängt er gerade jetzt per Quassel (einer urzeitlichen Uff-Verständigungsform mittels Funkwellen, die über die Ohren gesendet und empfangen werden) Signale. Ist er doch nicht allein? Uff möchte sofort los, nach Artgenossen suchen, aber Lio bremst ihn, da nun der amerikanische Forscher Prof. McDenver dem Uff auf der Spur ist und nicht unterschätzt werden darf.

Dies ist der 4. und letzte Band der Reihe rund um das wilde Uff, die für meine Töchter mittlerweile zum Sommerurlaub dazugehört. Das blaue zottelige Uff ist nicht nur witzig und unberechenbar, es hat auch ein großes Herz, so daß man es trotz all seiner Pannen und Katastrophen einfach gern haben muss. Dieser Abschiedsband ist emotionaler und etwas melancholischer als die übrigen Bände, die vor allem von Chaos und Kuddelmuddel geprägt sind. Klar, das Uff, wäre nicht das Uff, wenn es nicht wieder eine Spur der Verwüstung hinter sich herziehen würde, aber mittlerweile isst es nicht mehr unkontrolliert das Geschirr der Familie Peppel oder reißt sämtliche Lampen herunter. Vater Peppel ist ein lausiger Handwerker, dem Uffs Spuren sehr zu schaffen machten, gerade weil das Familienbudget sehr angespannt ist. Dies ist nun alles einfacher, ebenso wie das angespannte Verhältnis zum fiesen Vermieter Herr Winz, der mit ihnen im Haus legt. Wir fanden es toll, daß er trotz allem wieder mitspielte, wenn auch in einer kleineren Rolle, dafür tritt diesmal Lios Schulfreundin Lotta verstärkt auf den Plan, um das Uff-Schlamassel mit ihren vielen Einfällen zu entwirren. Immerhin gilt es die geheimnisvollen Quassel-Signale zu deuten und eventuell ein zweites Uff zu finden, ehe dem skrupellosen Prof. McDenver dies gelingen kann. Gerade das Wiederauftauchen bestimmter Personen aus den vorherigen Teilen, hat zu echt lustigen Momenten geführt, auch wenn es dieses Mal mehr spannend als lustig war. Da dies der letzte Band der Serie ist, empfiehlt es sich auch deshalb nicht mit diesem hier anzufangen. Wir selbst sind beim zweiten Band eingestiegen und das ging sehr gut, aber mit dem 4. und letzten Band wäre schade, da nimmt man sich doch einiges an Vergnügen, da die Bände auf einander aufbauen.
Die Schrift ist noch angenehm groß mit recht großem Zeilenabstand, so daß das Lesen nicht anstrengt, selbst Kinder ohne Leseroutine nicht. Dafür gibt es noch verstreut zahlreiche witzige, plakative Illustrationen von Benedikt Beck, der schon als Kind davon träumte Comiczeichner zu werden. Sollten die kleinen Leser dann die Geschichte beendet haben, könne Sie Punkte bei Antolin abräumen, wo dieses Buch gelistet ist.

Michael Petrowitz Jahrgang 1972 studierte an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Neben Kinderbüchern schreibt er Drehbücher und arbeitet als Dozent für Drehbuch schreiben und Dramaturgie. Inspirationen liefern ihm seine 5 Kinder, 4 Schildkröten und seine Frau. Platz für ein Uff hätten sich auch noch.

Ein schönes Ende einer tollen Reihe, von der wir traurig Abschied nehmen. 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Tolle Sprecherin, in einem ungewöhnlichen Fall

Zu nah
0

Chief Detective Frankie Sheehan ist bei ihren letzten Fall schwer verletzt worden. Seelisch und körperlich machen ihr die Verletzungen noch schwer zu schaffen. Sie ist gerade wieder im Dienst des Dubliner ...

Chief Detective Frankie Sheehan ist bei ihren letzten Fall schwer verletzt worden. Seelisch und körperlich machen ihr die Verletzungen noch schwer zu schaffen. Sie ist gerade wieder im Dienst des Dubliner Police Department, als ein neuer Fall herein kommt. Die angesehene Wissenschaftlerin Eleanor Costello wurde erhängt in ihrem Schlafzimmer aufgefunden. Auf den ersten Blick eindeutig Selbstmord, doch die Pathologie findet Hinweise auf Fremdverschulden. Während Frankie und ihr Kollege Baz noch Eleanors Umfeld erkunden, um heraus zu finden, wer sadistische Lust an brutalen Praktiken empfindet, rückt der verschwundene Ehemann in den Focus. Doch der Fund einer zweiten Leiche, macht das Rätsel noch verwirrender. Die junge Amy, die Frankie noch persönlich aus ihrer Jugend kennt, wurde gefoltert und auf den Halloween Scheiterhaufen geworfen. An ihrem Leichnam finden sich die gleichen Auffälligkeiten wie bei Eleanor und das ist nicht ihre einzige Gemeinsamkeit, denn Amy war Eleanors Studentin. Während Frankie und Baz versuchen Licht in das Dunkel zu bringen, ehe weitere Leichen gefunden werden, steht auch noch Frankies Aussage vor Gericht in dem Mordfall an, in welchem sie so schwer verletzt wurde.
Die Stimme von Sabina Godec ist so wunderbar wandelbar, daß ich richtig froh bin, mich für das Hörbuch entschieden zu haben. Mal rau und unnahbar, mal brüchig, dann wieder warm oder verzagt. Das ganze Gefühlspektrum liegt in ihrer Stimme, je nach Handlungsverlauf und handelnder Person und von denen gibt es viele. Das ist gut, denn so tappt man als Hörer im Dunkeln, da es so die Möglichkeit für eine Vielzahl von Verdächtigen gibt und Ermittlerteams sind ja auch heute auf Forensik und Pathologie angewiesen. Ein Personenverzeichnis hätte ich aber gerade wegen der Personenzahl und der irischen Namen empfehlenswert gefunden. So habe ich ständig beim Hören über den eigenartigen Namen des Kollegen gegrübelt, weil ich auf Baz, wie Baz Luhman beim besten Willen nicht gekommen bin und mich diese Namensgrübelei unnötig ablenkte. Die irische Atmosphäre hat mir hingegen gut gefallen und ist für mich auch nicht alltäglich.
Während mich Frankies ständiges Qualmen und der Griff zur Flasche bisweilen beim Hören den Zeigefinger heben ließen, mochte ich aber ihren Versuch zur Wiederfindung ihres Seelenfriedens eine Bonsai zu pflegen und überhaupt durchzubringen. Das fand ich ein wirklich schönes persönliches Gimmick, das auch Frankies menschliche Seite durchschimmern ließ. Sprachlich entspricht der Stil Frankies Charakter: klar und schnörkelos. Dieser Verzicht auf romantische Nebenschauplätze lässt den Hörer sich ganz auf den Fall konzentrieren, es ist auf den Punkt genau.
Interessant fand ich an dem Fall nicht so sehr die Täter und Opfer die aus dem Milieu „alternativer Sexualpraktiken“ (welch Verharmlosung!) entstammen, sondern die Verknüpfung von Giften, Gegengiften und Kunst. Ich werde wohl künftig im Malkasten kein Preussischblau mehr anrühren können, oder Werke von Chagall betrachten können, ohne an Frankie Sheehan zu denken. Auch wenn Frankie mir persönlich mäßig sympathisch ist, ist es dennoch ein wirklich interessanter Fall, den ich wirklich schnell hintereinander gehört habe, um zu wissen, wie es weitergeht. Auf ein Hören der CD Nr. 6 bei Nacht habe ich dann aber doch verzichtet, da ich ahnte, daß es nicht ganz unblutig enden würde. Toll fand ich, daß der Täter mir erst ganz zu Schluss dämmerte, als es für Frankie schon richtig brenzlig wurde. Wirklich ein spannendes Finale, mit einem kniffeligen Fall, der etwas Konzentration bedarf. Sollte die Reihe fortgesetzt werden, würde ich gerne weiter folgen und hoffen, daß ich mich an einige der Namen erinnern kann. Aufgrund der Komplexität der Personalstruktur, Tatverdächtigen, Opfer und Angehörigen, wäre der Hörgenuss noch besser, wenn das mehrteilige Klappcover ein Personenverzeichnis aufgeführt hätte, neben den Informationen zu der großartigen Sprecherin und der vielversprechenden Autorin.
Ein herausragend gelesener, guter Thriller, dem ich daher 4,5 Sterne gebe und ihn gerne weiterempfehle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Stimme
  • Spannung
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 19.04.2018

Schöner Reihenauftakt

Die Feenschule 1. Zauber im Purpurwald
0

Da wir bereits eine Kinderbuchreihe von Barbara Rose kennen, „Die frechen Krabben“, waren wir auf die Feenschule-Reihe von ihr sehr gespannt, vor allem, weil auch das Cover so ansprechend ist, daß meine ...

Da wir bereits eine Kinderbuchreihe von Barbara Rose kennen, „Die frechen Krabben“, waren wir auf die Feenschule-Reihe von ihr sehr gespannt, vor allem, weil auch das Cover so ansprechend ist, daß meine Jüngste es sich sofort schnappte!

Endlich ist der 7. Geburtstag von der kleinen Fee Rosalie und nun darf sie sogar auf das Internat Blütenwald gehen, wo alle kleinen Feen alles Wichtige lernen. Sie ist ja sooo aufgeregt! Ihr Vater ein Troll bringt ihr ein tolles Geschenk und ihre Mutter hat ihr die wunderschönsten Kleider für die Schule genäht. Ihr bester Freund, der Trolljunge Jokkel schenkt ihr sogar eine Trollpfeife. Sobald sie Hilfe braucht, soll sie darauf pfeifen und er kommt angeeilt! Frohen Mutes betritt sie die neue Schule, doch ihre alte Kindheitsfreundin die Fee Melissa will nichts mehr mit ihr zu tun haben, weil sie noch so klein sei und sie schon zu den Größeren zählt. Nun muß sie sich ihr Zimmer mit der unscheinbaren Nebelfee Nikki teilen, wo sie doch von einem gemeinsamen Zimmer mit Melissa geträumt hat! Doch den älteren Feen will sie es zeigen, daß sie keine Babyfee ist und heimlich begibt sie sich in den finsteren Purpurwald, um nach dem Feenbriefkasten zu suchen. Doch der Wald ist viel gefährlicher, als sie es gedacht hat und so steckt sie schon ganz schnell im größten Schlamassel!

Wir haben uns mit Rosalie sehr über Melissas Reaktion geärgert, fanden Rosalie aber auch sehr vorlaut und naiv! Immer mußte sie hereinquatschen und sich in den Vordergrund spielen! Die kleine Nebelfee Nikki haben wir sofort in unser Herz geschlossen und fanden es sehr traurig, daß Rosalie sich nicht mit ihr ein Zimmer teilen wollte! Als ich persönlich Rosalie schon abgeschrieben hatte, tat sie aber etwas, was wir echt toll fanden, sie bot Nikki, die offensichtlich aus ärmlichen Verhältnissen stammt, an, sich eines ihrer Kleider auszusuchen und zu behalten, da sie mehr als genug habe.

Sehr gut ist es der Autorin gelungen, trotz der Kürze dieses Buches für junge Leser, die Welt der Feen zu beschreiben und auch Nebendarsteller bildhaft zu beschreiben. Uns waren z.B. Firne als Begriff für männliche Feen kein Begriff, die Welt der Kobolde war sehr spannend und lebhaft und auch die übrigen Mitschüler oder das Schulpersonal war sehr schön beschrieben. Lustig fanden wir, welche unterschiedliche Feenarten wir in dieser Schule alles kennenlernen durften, wobei wir uns besonders über die Feen der Tiefe = Meerjungfrauen amüsierten. Was für ein schöner Gedanke, daß Meerjungfrauen, nur eine andere Form von Feen sind, die des Wassers nämlich! Mir gefällt neben dem schönen klaren Schrifttypus sehr gut, daß die Geschichte im Präteritum verfasst ist und die jungen Leser somit auch wunderbar ihre Grammatikkenntnisse vertiefen. Aber keine Sorge, der Stil ist altersentsprechend, leicht verständlich und gut selbst lesbar, aber doch nicht seicht. Wenn Eltern mitlesen, werden sie sich sprachlich nicht langweilen.

Trotz des niedlichen Covers wurde die Geschichte dann noch richtig spannend, denn Rosalie hat sich wirklich in sehr große Gefahr gebracht! So ohne Hilfe kommt sie aus dieser auch nicht heraus. Da ist es gut, wenn man Freunde hat, richtige Freunde. Das war der Kritikpunkt meiner Tochter, sie hatte kein Verständnis dafür, wie Rosalie aus gekränkter Eitelkeit sich und ihre Freunde in so große Gefahr bringen konnte. Nun ja, wenn man sich immer brav verhalten würde, wären die meisten Geschichten wohl ziemlich langweilig, denn es gäbe wohl keine Abenteuer! Mich nervte hingegen die vorlaute Art von Rosalie, doch gefiel mir sehr gut, daß Rosalie dazu lernte und mit der Gefahr auch dankbarer und demütiger wurde und endlich den Wert dessen erkannte, was sie hatte, statt dem nachzuweinen, was sie nicht hatte. Hierbei schlägt die Geschichte dann einen Bogen zum Anfang, der sich dann wie ein Kreis schließt, denn nicht nur Rosalie hat viel dazu gelernt, sondern auch Melissa und sie haben eine Lektion für die Beantwortung eines Herzenswunsches eines Kindes gelernt.

Ach ja, die Illustrationen von Naeko Ishida sind wirklich wunderschöne farbige Hingucker, das leicht glitzernde Cover weckt keine Erwartungen, die nicht erfüllt werden.

Eine wunderbare Lektion über den Wert der Freundschaft, mit kleineren Schwächen, weshalb meine Tochter eine 2 + = 4,5 Sterne vergibt!

Veröffentlicht am 07.04.2018

Wer Kinder hat, hat hier gut lachen!

Und ewig schläft das Pubertier
0

Nachdem mein Gewinn von „Nicks Sammelsurium“ so ein Familienhit wurde, der bei uns ständig lief und zitiert wurde, brauchten wir dringend Nachschub. Mit 2 CD's klang „Und ewig schläft das Pubertier“ nach ...

Nachdem mein Gewinn von „Nicks Sammelsurium“ so ein Familienhit wurde, der bei uns ständig lief und zitiert wurde, brauchten wir dringend Nachschub. Mit 2 CD's klang „Und ewig schläft das Pubertier“ nach prima Stoff für unsere Fahrt in den Osterurlaub.

Da es sich anders als bei „Nicks Sammelsurium“ um einen Live-Mitschnitt von Jan Weilers Familienanekdotenhandelte, beginnt die CD erst mit einer Ansage und Begrüßung ehe es losgeht, mit Nicks (inzwischen 15 Jahre alt) vorgeschobenen Krankheiten aus dem Land der Phantasie, damit er nicht zur Schule muß. Das das der totale Quatsch ist, konnten sie super verstehen. Bei Karlas (inzwischen 18 Jahre alt, aber noch immer nicht weise) Verkehrserziehung auf dem Verkehrsübungsplatz zur Vorbereitung auf den Führerschein, haben alle, auch die Jüngste (8) vor Freunde gequietscht und gejohlt. Dies ist ein realer Kosmos, den wir alle kennen, lieben und fürchten. Ebenso die Geschichten vom gemobbten Autorenvater, der im Keller versteckt wird und der anscheinend nicht mit den Anzugträger-Wirtschaftsväter mithalten kann, ist wirklich familienkompatibel. Es folgen die Probleme von Smartphones im Familienalltag, die Schnelllebigkeit der heutigen Jugend mit ihrer interessanten Beziehungsanbahnung über What's app, für uns totales Neuland, aber herrlich trocken und urkomisch erzählt, Auch an Karlas Versuchen einen angebeteten Jungen mit ihren Kochkünsten zu verführen, ohne sich ein Kochbuch genauer durchzulesen oder sich mit dem Thema ernsthaft zu befassen (nein, auch kein You-Tube-Tutorial! Ja wo lebt sie denn!) bereitet uns bei zwei Töchtern auf einiges vor (ich hoffe aber, daß sie kochtechnisch bis dahin mehr auf dem Kasten haben). Als Jan Weiler dann im Würgegriff von Ulrich Dattelmann hing, mußte gerade die Eltern grinsen. Die Mutter, weil sie selbst seit der Kindergartenzeit an so unzähligen Elternabenden mit diversen Versionen von Ulrich Dattelmann teilnahm und der Vater ist als Lehrer ebenfalls leid geprüft. Das besondere Plus für uns: es ging um die Planung von Nicks Klassenfahrt, die natürlich von München nach Berlin gehen sollte (wo wir gerade hinfuhren), jedoch von Vater Weiler scherzeshalber mit dem Vorschlag Manderscheid boykottiert wurde. Manderscheid liegt bei uns in der Nähe, in der Vulkaneifel und die katholische Jugend des Ortes fährt dort alljährlich ins Zeltlager hin. Die Rezensentin hat es tatsächlich geschafft, sich dort im Wald bei einem Waldspiel zu verlaufen, gefährliches Pflaster! Auch war sie in Nicks Alter in Gerolstein in der Vulkaneifel auf Klassenfahrt, die Genugtuung war in mein Gesicht gepflastert! All jene, die schon in jungen Jahren in die Metropolen der Welt auf Klassenfahrt gelangen, werden nur genüsslich vor sich hingrinsen können, werden die übrigen mit Nick mitleiden. Meine Kinder (10 und 8 Jahre)haben den ironischen Humor von Jan Weilers Familieneinblicken mit Ausnahme der 1.000-Schuss-Theorie zur Vermeidung des Ornanierens sehr gut verstanden. Das hat mich wirklich erstaunt, bei dieser CD dachte ich wirklich, daß es nicht so gut ankäme, wie Nicks Erlebnisse, der ja damals im Alter meiner Kinder war und deren Erlebnishorizont teilte. Mein Mann findet die neuen Weilerschen Erlebnisse nicht minder witzig, als „Nicks Sammelsurium“ und auch die Kinder mögen es, besonders die erste CD mit Karlas Fahrversuchen, Nicks Flirtversuchen und Karlas Kochkünsten.
Auch wenn es ein Live-Mitschnitt ist, kann man bis auf eine kleine Stelle wirklich die Späße verstehen. Jan Weiler amüsiert durch seine elaborierte Sprache, seine Ausdrucksweise und seine Verzweiflung an der Welt des Pubertiers, statt durch Mimik und Gestik. Das lachende Publikum ist auch verhältnismäßig leise zu hören, so daß man sich nicht wie in einer amerikanischen Sitcom fühlt, wenn einem eingespielte Lacher den richtigen Zeitpunkt zum Lachen vorgeben. Die Aufnahmequalität ist sehr gut, man kann jedes Wort verstehen und es gibt keinerlei akustische Probleme. Durch die regelmäßig gesetzten Tracks, zum Ende einer jeden Anekdote ist ein Wiedereinstieg nach einer kurzen Unterbrechung stets gewährleistet.

Nun will meine Familie unbedingt zu einer Jan Weiler Live-Lesung und als Held der Gegenwartsliteratur wagt er sich sogar in die Vulkaneifel zurück zu einem Eifel-Lesefestival, zu einem für uns unpassenden Datum und in Bonn liest er aus seinen Kühne-Krimis, schon ganz bald am 12.4.18. Ich fürchte, wir werden dann doch weiter nach Hörbüchern von ihm forschen.

Ach ja, wer noch nicht weiß, wer Jan Weiler ist: Er ist eigentlich Journalist und war Chefreadakteur des SZ-Magazins als ich noch Zeitungsleserin war. Seit dem mit Christian Ulmen verfilmten „Maria, ihm schmeckt's nicht!“ in dem er die Erlebnisse mit der italienischen Familie seiner Frau verarbeitet, ist er ein erfolgreicher Autor, der inzwischen sogar seinen zweiten Krimi veröffentlicht hat. In diesem Live-Mitschnitt kommt aber auch Sarahs italienische Schwester mit ihrem sehr speziellen Göttergatten beim Track „Eva's Busen“ wieder zu Wort. Keine Sorge, diese Anekdote ist ganz anders als erwartet, unseren Kindern mußten wir lediglich den Begriff „Esotherik“ erklären.

Für Kinder nicht ganz so gut geeignet, wie „Nicks Sammelsurium“, aber dennoch absolut familientaugliche Familienunterhaltung und einige Brüller sind garantiert! Es hilft absolut mindestens vorpubertierende Kinder zu haben, um die Komik zu verstehen. Wer noch nie mit nackten Füßen auf einen Legostein trat, kann diese Leiden eines Vaters sicher nicht immer nachvollziehen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Der Hörverlag, für diese lustige Unterhaltung im österlichen Autobahnstau!

Veröffentlicht am 15.03.2018

Junge Helden mit Ecken und Kanten

Wie die Sonne in der Nacht
0

Die junge Marie-Johanna ist ein vorbildliches Mädchen, daß interessiert ist und sich engagieren möchte. Doch dann kommt Nils in ihre Klasse, er brennt für seine Ideale, will die Welt verbessern und sieht ...

Die junge Marie-Johanna ist ein vorbildliches Mädchen, daß interessiert ist und sich engagieren möchte. Doch dann kommt Nils in ihre Klasse, er brennt für seine Ideale, will die Welt verbessern und sieht in ihr, was noch nie jemand in ihr sah. So kommt es, daß sie ihr wahres Ich sucht, sich fortan Mara nennt, ihn bei seinen Umweltaktionen begleitet, auch wenn diese nicht ganz so legal sind, läßt sich einen kleinen indianischen Fuchs auf die Brust tätowieren und geht für ein Jahr nach New Mexiko, USA. Gegen Ende ihres Aufenthaltes in der Familie eines Professors für indigene Völker, wird sie von Nils versetzt und macht sich alleine auf, die Gegend zu erkunden. Dabei fällt ihr ein geheimnisvoller, gutaussehender Junge quasi vor die Füße. Er wurde angeschossen und hat seinen Namen und seine Sprache vergessen. Da ihre Reise mit Nils nun ausfällt, beschließt sie ihm zu helfen und fährt mit ihm in die Indianerreservate, dorthin, wo „Weiße“ keinen Zutritt haben. Ihr eröffnet sich eine völlig neue Welt der Mythen und Riten. Während sie versucht herauszufinden, wer der Junge ist und wer ihn angeschossen hat, lernt sie auch eine Menge über sich selbst.
Ganz zu Beginn war mir die Heldin noch sehr sympathisch. Vernünftig, engagiert, kritisch, doch dann kam der strahlende Nils, der Rebell und sie legt sogar ihren eigenen Namen ab. Für mich eine Verabschiedung von der eigenen Identität. So etwas finde ich eigentlich immer sehr traurig und bedenklich. Es wunderte mich daher nicht wirklich, als sich Nils letztendlich als gar nicht so toll entpuppte, selbst für Mara nicht, ich fand ihn ja nie toll. Diese Erkenntnis und diese Ratlosigkeit von ihr, was nun? Das war doch alles gar nicht so geplant! Ihr Treibenlassen, das zu weiteren für sie unliebsamen Folgen führte, fand ich sehr interessant und sehr bezeichnend für dieses Alter. Eine prima Warnung für die jungen Hörerinnen. Mara war mir also nur sehr mäßig sympathisch, aber gerade interessant, weil sie so ganz anders handelt, als ich es getan hätte. Der Junge, ohne Namen, der ihr quasi vors Auto fällt, hatte aber sofort die Faszination des Fremden, der völlig anderen Kultur. Er ist in den Bergen fernab der Weißen aufgewachsen, alleine mit seiner Gehörlosen Mutter und seinem sehr traditionsverhafteten Großvater, einem ehemaligem Anführer seines Volkes. Von ihm wird er ganz traditionell zum Regenpriester erzogen, ohne Entertainment, eins mit der Natur. Dadurch wirkt er bisweilen recht unbedarft und gleichzeitig sehr weise und reif. Maras typisches Verhalten für die westliche Zivilisation, das Fragen, statt Beobachten irritiert ihn. Es sind diese feinen Unterschiede, im Aufeinandertreffen der Kulturen, die sehr besonders sind. Diese werden noch ergänzt durch eine Liebesgeschichte, die die Altersempfehlung frühestens ab 14 Jahren rechtfertigt, d.h. es bleibt nicht beim Anhimmeln und Händchenhalten.
Doch ist die Frage noch ungeklärt, wieso er überhaupt angeschossen war? Das bleibt lange Zeit ein Rätsel, daß sich erst nach und nach den Hörern erschließt, wie auch Kayemos Familiengeschichte. Hier kann man sich noch auf einige spannende Momente mit Gänsehaut gefasst machen.
Jodie Ahlborn gefällt mir wieder sehr gut. Ich mag ihre Stimmlage, ihr Sprechtempo und ihre deutliche und bewegte Sprechweise. Auch vom Alter her erscheint ihre Stimme für die junge Mara passend.
Aleksandar Radenkovic war mir bislang kein Begriff. Seine Stimme ist ebenfalls sehr angenehm, wohl moduliert und bringt die Emotionen gut rüber. Allerdings klingt für mich seine Stimme zu alt, also so ca. 27 Jahre, nicht alt, aber zu alt für Kayemo. Sobald er aber die Älteren Pueblo-Indianer spricht, wird es für mich richtig passend, auch Passagen, die er für Mara übernimmt gefallen mir. Es sind nämlich zwei verschiedene Sprecher, die jedoch nicht ausschließlich die männlichen oder weiblichen Parts sprechen. Dennoch kommt man nicht durcheinander, es ist immer offensichtlich wer handelt oder spricht. Das ist insofern sehr gut umgesetzt worden.
Die Hauptfiguren sind noch sehr jung und müssen sich selbst finden, sie durchlaufen noch einen Reifungsprozess. So hatte ich schon meine Befürchtungen, dass es letztendlich ein Happy End im Sinne, und wenn sie nicht gestorben sind, geben würde. Aber Antje Babendererde hat es geschafft ein wirklich passendes Ende ohne Kitsch und Pathos, sondern sehr viel Freiraum für ihre jungen Helden zu schaffen. Es ist irgendwie abgerundet und dennoch offen, das hat mir wirklich sehr gut gefallen. Es passt auch zu Mara, der ich auch durchaus wünsche, ihre eigene Identität noch weiter zu verfestigen.
Sehr gut gefällt mir die Gestaltung der Tonträger, passend zu den leuchtenden Farben der immer wieder erwähnten Slotcanyons mit ihren indianischen Wandzeichnungen. Jeder einzelne Tonträger ist anders gestaltet.
Alles in allem sehr abwechslungsreich und voller interessanter Einblicke in eine fremde Welt, die ernsthaft bedroht ist. Mir war die Geschichte zu schade, um sie als Gute-Nacht-Geschichte zu hören, da man sonst zu leicht wichtige Informationen verpasst.
Für mich mal eine sehr ungewöhnlich Geschichte, der ich sehr gerne gefolgt bin.
4,5 von 5 Sternen