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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2018

Erschreckend, aber eindrucksvoll

Der Pflegefall
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Anna tritt eine neue Stelle als Pflegerin des alten Herrn Brunt an. Er ist körperlich sehr gebrechlich, aber geistig noch recht fit. Auf dem Grundstück lebt auch das Hausmeisterehepaar Nella und Markus. ...

Anna tritt eine neue Stelle als Pflegerin des alten Herrn Brunt an. Er ist körperlich sehr gebrechlich, aber geistig noch recht fit. Auf dem Grundstück lebt auch das Hausmeisterehepaar Nella und Markus. Diese warnen direkt vor dem schwierigen Charakter des Hausherren. Er sei aggressiv, beleidigend, jähzornig und habe mit seinem Verhalten schon einige Pflegerinnen vergrault. Außerdem erzählen sie haarsträubende Geschichten aus dessen Leben, nach denen Herr Brunt kein guter Mensch gewesen sein kann. Aus diesem Grund lassen Nella und Markus den alten Mann auch bei jeder Gelegenheit wissen, wie sehr sie ihn verachten und wie abhängig er von deren Hilfe ist.

Schnell bemerkt Anna, dass im Haus nicht alles mit rechten Dingen zu geht. Doch sie weiß einfach nicht wem sie vertrauen und wem sie glauben soll. Herr Brunt erzählt nämlích eine ganz andere Version der Vergangenheit und verhält sich ihr gegenüber auch nicht wie angekündigt. Was ist wirklich passiert? Sind die Ereignisse, die sich in der Villa abspielen tatsächlich zu rechtfertigen?

Als Leser spürt man deutlich Annas Zwiespalt. Dennoch kommt sie mir teilweise doch sehr naiv und manchmal auch ein wenig dümmlich vor. Das Verhalten der Charaktere wirkt insgesamt sehr authentisch, allerdings ist mir keiner von ihnen ans Herz gewachsen oder sympathisch gewesen.

Herr Brunt gegenüber war ich - ebenso wie Anna - lange hin und her gerissen. Er tat mir Leid, weil er so menschenunwürdig behandelt wird. Er konnte sehr freundlich und zuvorkommend sein, legte dann aber teilweise eine beleidigende und vulgäre Ausdrucksweise an den Tag und war einfach nur unausstehlich. Man wusste nicht, was ist echt, was vorgetäuscht?

Selbstjustiz spielt im Buch eine große Rolle. Hat Herr Brunt verdient, was ihm jetzt im Alter geschieht? Hat er die Dinge, die man ihm vorwirft überhaupt getan? Wenn alles der Wahrheit entspricht, bereut er womöglich seine Vergangenheit oder ist er lediglich ein berechnender alter Mann, der die Menschen gerne manipuliert?

Interessant war für mich auch das Thema Pflege, der Umgang mit alten Menschen, deren Bedürfnissen und das “Warten auf den Tod”. Das Buch zeigt einerseits was Pflegende täglich leisten. Auf der anderen Seite verdeutlicht es aber auch wie Pflege eben nicht ablaufen sollte. Nämlich, dass der Hilfsbedürftige als Last angesehen wird und die Pflegekraft ständig ihre Macht über diesen demonstriert.

“Der Pflegefall” ist ein spannender Kriminalroman, der einige unvorhersehbare Wendungen bereithält und in ein atemraubendes Finale gipfelt.

Veröffentlicht am 10.12.2017

Idee an sich spannend, leider nicht gut umgesetzt

Die Blutkönigin
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Daleina lebt in einer Welt, die von Geistern bedroht wird. Einzig der Befehl der Königin hindert sie daran die Menschheit auszulöschen. Nachdem ihr Dorf von Geistern zerstört wird und sie ihre Gabe entdeckt, ...

Daleina lebt in einer Welt, die von Geistern bedroht wird. Einzig der Befehl der Königin hindert sie daran die Menschheit auszulöschen. Nachdem ihr Dorf von Geistern zerstört wird und sie ihre Gabe entdeckt, Geister beeinflussen zu können, schwört Daleina ihre Familie und ihr Volk zu beschützen. Dafür muss sie an der Akademie Macht über die Geister erlangen, um Thronanwärterin und später Königin werden zu können.


Toll und innovativ war, dass das Leben größtenteils in den Bäumen stattfindet. Die Menschen wohnen dementsprechend in Baumhäusern.


Einige Frauen haben eine gewisse Affinität zu Geistern, so dass sie sich diese zu Diensten machen können. Mit ihrer Hilfe bauen sie zum Beispiel Häuser, beeinflussen die Ernte oder heilen. Allerdings machen sie sich die Geister durch diese Unterdrückung zu noch größeren Feinden.


Ohne Geister gäbe es kein Leben, da es ohne sie kein Feuer gäbe, kein Wetter, es würde nichts wachsen, kein Wasser fließen und es gäbe auch keine Nahrung für Mensch und Tier. Daher ist ein Kampf gegen sie aussichtslos und würde nur zur Vernichtung der Erde führen.


Ich hatte außerdem meine Probleme mit der Protagonistin Daleina. Sie ist in der Beherrschung der Geister im Vergleich zu den anderen Schülern nicht besonders begabt. Ständig habe ich mich gefragt wie ausgerechnet sie einmal Königin werden will. Anscheinend hat sie das auch selber erkannt, denn es plagen sie Selbstzweifel. Ständig redet sie davon, dass sie nicht gut genug ist, es nicht verdient hat Königin zu werden. Grade zum Ende hin wurde dieser Gedanke wirklich penetrant und etwas nervig.


Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Neben Daleina gibt es da beispielsweise noch die amtierende Königin Fara oder Meister Ven, der bei Fara in Ungnade gefallen ist und seit dem vom Hof verbannt lebt. Die beiden Charaktere sind wirklich spannend und zumindest Ven war sehr sympathisch.


Leider konnte ich mich nicht vollends in der Geschichte verlieren und ihre Charaktere lieb gewinnen, weil es immer wieder zu mehrjährigen Zeitsprüngen gekommen ist, die alles etwas kalt und distanziert wirken ließen.


Das Buch hat trotz der Zeitsprünge einige Längen, es passiert tatsächlich nicht besonders viel. Spannung wird nur punktuell aufgebaut, was wirklich sehr schade ist. Die Idee an sich fand ich spannend, leider war sie nicht gut umgesetzt.


Dieses Buch ist der Auftakt einer Trilogie. Dieser Teil ist in sich aber relativ abgeschlossen und es gibt keinen Cliffhanger, was positiv auffällt.

Veröffentlicht am 13.10.2017

Typisch Walter Moers

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
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Prinzessin Dylia leidet an Schlaflosigkeit. Tage, Wochen wandelt sie ruhelos im Schloss umher und hängt ihren Gedanken nach. Doch dann begegnet sie eines nachts dem alptraumfarbenen Nachtmahr Opal. Er ...


Prinzessin Dylia leidet an Schlaflosigkeit. Tage, Wochen wandelt sie ruhelos im Schloss umher und hängt ihren Gedanken nach. Doch dann begegnet sie eines nachts dem alptraumfarbenen Nachtmahr Opal. Er prophezeit ihr, dass er sie heimsuchen, in den Wahnsinn und letztendlich in den Tod führen wird. Vorher bietet er ihr allerdings an mit ihm nach Amygdala, der Stadt der Angst zu reisen. Die Prinzessin stimmt zu, denn sie glaubt zu träumen und für den unwahrscheinlichen Fall, dass dies kein Alptraum sein sollte, hängt schließlich ihr Leben von dieser Reise ab.

Die Aufmachung des Buches ist ein absoluter Traum und zwar kein Alptraum. Es befindet sich darin eine Vielzahl an Illustrationen aus Aquarellfarbe, welche die Stimmung gut hervorheben und die Geschichte an sich noch aufwerten. Die Künstlerin Lydia Rode leidet selber an einer Erkrankung, mit der auch Schlaflosigkeit einher geht und war so Inspirationsquelle zu “Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr”.

Teilweise war das Buch leider ein wenig langatmig. Vor allem das erste Drittel beschäftigt sich hauptsächlich mit Prinzessin Dylias Schlaflosigkeit und ihren Umgang damit. Sie lebt fast ausschließlich in ihrer Gedankenwelt, ist sehr intelligent und ihre Phantasie sehr ausgeprägt. Doch bis sie Opal trifft, passiert deshalb nicht besonders viel.

Auch als die Reise beginnt, schlägt der Spannungsbogen nicht oft extrem aus. Was mich hier beeindruckt hat, ist eher die Idee, dass die Suche nach Amygdala durch Dylias Gehirn geht. Dabei erforschen die beiden verschiedene Areale des Denkorgans und treffen auf furchteinflößende Kreaturen. Das war für mich wirklich innovativ und etwas neues.

Der Schreibstil und die Geschichte sind typisch für Walter Moers. Idee, Setting und Handlung sind phantastisch, skurril und verrückt. Seine Sprache ist einfach einzigartig und wunderschön. Beginnt man zu lesen, weiß man direkt “Ah, Walter Moers, ganz klar”. Der Text ist gespickt mit Wortspielen und Wortneuschöpfungen. Dies macht das Buch jedoch nicht so leicht zu lesen. Es ist definitiv keine Nacht-Lektüre. Man sollte schon alle Sinne beisammen haben. Doch diese Art und Weise zu schreiben ist eben typisch für den Autoren und wer es mag, wird es lieben.




Veröffentlicht am 24.07.2017

Leider Unglaubwürdige Liebesgeschichte

Sternenstaub
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Drei Göttinnen, die einer Königin ein Geschenk machen wollen und deshalb drei Glückssterne erschaffen. Die Göttin der Lügen, deren Ziel es ist, die Welt zu beherrschen und dafür die Macht der Sterne benötigt. ...

Drei Göttinnen, die einer Königin ein Geschenk machen wollen und deshalb drei Glückssterne erschaffen. Die Göttin der Lügen, deren Ziel es ist, die Welt zu beherrschen und dafür die Macht der Sterne benötigt. Sechs Auserwählte, welche die Sterne Jahrhunderte später finden und schützen sollen, um die Welt vor der Finsternis zu bewahren.

Im dritten und finalen Teil der Stern-Trilogie geht es hauptsächlich um Riley und Doyle, die beiden letzten im Bunde der Auserwählten, nach dem sich in den vorherigen Büchern alles um Bran und Sasha und dann später um Sawyer und Annie drehte. Die belesene Archäologin Riley steckt ihre Nase am liebsten in Bücher und alte Manuskripte und ist daher für die Recherche zuständig. Sie hat außerdem Kontakte in aller Welt und ist sehr extrovertiert. Im Gegensatz dazu steht Doyle, der eher stille Krieger, der so viel schreckliches erlebt und so viel gutes verloren hat, dass er seinem Herzen jegliche Gefühle untersagt hat. Doch obwohl Riley ihm mit ihrer ständigen Quasselei und Fragerei auf die Nerven geht, besteht doch eine gewisse Anziehungskraft zwischen dem ungleichen Paar. Leider empfand ich diese “Liebesgeschichte” als die schlechteste in dieser Trilogie. Für mich wirkte sie wenig authentisch, da mir die Emotionen fehlten beziehungsweise für mich nicht glaubwürdig waren. Der Funke ist einfach nicht übergesprungen.

Nachdem die Auserwählten zunächst auf Korfu und Capri nach den Glückssternen gesucht haben, verschlägt es sie jetzt nach Irland, ein Land zu dem einige von ihnen eine tiefe Verbindung haben. Es ist leider so, dass auf den ersten 150 bis 200 Seiten wenig spannendes passiert. Wie auch in den Vorgängern beschreiben einige Seiten lediglich die Vorbereitung des Essens, die Nahrungsaufnahme selbst und den Konsum von Bier oder Wein, was auf Dauer doch ein wenig stören kann. Auch sonst sind die Protagonisten im ersten Teil des Buches eher mit Recherchen oder dem Training beschäftigt, so dass die Spannung dort definitiv ihren Tiefpunkt erreicht.

Der Showdown ist dann aber doch sehr actiongeladen und spannend. Denn plötzlich geht es richtig los und es kommt zu Konfrontationen und Kämpfen mit der dunklen Seite. Obwohl das Ziel zum Greifen nah scheint, werden den Auserwählten immer wieder neue Herausforderungen offenbart. Es gilt nicht nur die Glückssterne, sondern auch die mysteriöse und magische Glasinsel zu finden. Diese ist die Heimat der drei Göttinnen und der einzige Ort, an dem die Sterne sicher sein werden.

Das Ende lässt keine Fragen offen, ist allerdings für meinen Geschmack schon ein bisschen zu rosarot. Aber hier zeigt sich eben, dass das Buch nicht nur im Genre Fantasy einzuordnen ist. Es ist viel mehr auch noch eine große Liebesgeschichte (beziehungsweise drei).

“Sternenstaub” ist bezüglich der Suche nach den Glückssternen und des Kampfes mit Nerezza ein würdiger dritter und finaler Teil. Die Liebesgeschichte hingegen konnte mich überhaupt nicht überzeugen, sie wirkte eher wie mit dem Holzhammer erzwungen.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Strudel aus Mythen, Intrigen, Macht und Verrat

The Cloisters
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Ann kommt mit einem frischen Abschluss in Kunstgeschichte nach New York, um dort im Museum The Cloisters ein Praktikum zu absolvieren. Gemeinsam mit der charismatischen Rachel bereitet sie eine Ausstellung ...

Ann kommt mit einem frischen Abschluss in Kunstgeschichte nach New York, um dort im Museum The Cloisters ein Praktikum zu absolvieren. Gemeinsam mit der charismatischen Rachel bereitet sie eine Ausstellung über Vorhersagung und Schicksal vor. Als sie auf ein mysteriöses Tarotkarten-Set aus dem 15. Jahrhundert stößt, gerät sie jedoch in einen Strudel aus Mythen, Intrigen, Macht und Verrat. Sie ist fasziniert von der Kunst des Tarot und die Karten ziehen sie immer mehr in ihren Bann. Doch kann sie sich auf deren Auslegung der Zukunft verlassen oder muss sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen?

Auf jeden Fall muss sie sich fragen: Wem kann sie überhaupt vertrauen? Wer sagt die Wahrheit, wer lügt? Wer wird von welchen Motiven angetrieben? Ehrgeiz und berufliche Anerkennung sind für einige Kolleg:innen und natürlich für sie selbst definitiv ein starker Antrieb. Aber auch Anziehungskraft, Verführung und geheime Affären spielen eine entscheidende Rolle. Einige dieser Beziehungen sind ganz schön merkwürdig und ziemlich toxisch.

Das Setting und die Atmosphäre ist eher düster und geheimnisvoll. Das Museum ist einem gotischen Kloster nachempfunden und beinhaltet auch einen botanischen Garten voller Giftpflanzen. Das alles löst irgendwie Dark Academia Vibes aus, obwohl von einer Schule, Universität oder einem Internat weit und breit nichts zu sehen ist.

Wir erhalten natürlich einige Infos über Tarot, dessen Geschichte, Herkunft und wie die Karten gelesen werden. Netter Zusatz: Im Anhang gibt es außerdem einen umfangreichem Tarot-Leitfaden.

Ich muss zugeben, dass ich den Großteil des Buches ziemlich langatmig, um nicht zu sagen fast langweilig fand. Das letzte Drittel/ Viertel hat spannungsmäßig jedoch noch gut angezogen, dort kam es zu einigen unerwarteten Enthüllungen und dem ein oder anderen Twist. Dennoch hab ich mir von dem Ganzen doch etwas mehr erhofft.

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