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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2018

Besonders, aber nicht episch

Wie man die Zeit anhält
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Tom Hazard sieht aus wie 40, doch fühlen tut er sich wie 440, denn das ist sein wahres Alter. Tom hat einen Gendefekt und altert viel langsamer als die anderen Menschen. Das macht sein Leben ziemlich einsam, ...

Tom Hazard sieht aus wie 40, doch fühlen tut er sich wie 440, denn das ist sein wahres Alter. Tom hat einen Gendefekt und altert viel langsamer als die anderen Menschen. Das macht sein Leben ziemlich einsam, denn mit dem Verlieben geht auch die ständige Angst einher für immer zu verlieren. Als Tom seine Lehrerkollegin Camille kennenlernt, schwankt sein Entschluss für immer allein mit seinem Geheimnis zu leben...

Ich hatte bisher noch kein Buch von Matt Haig gelesen. Da ich allerdings wahnsinnig gerne Romane lese, in denen mit der Zeit gespielt wird, musste ich es auf einen Versuch ankommen lassen. Denn die Geschichte klang einfach nach allem, was ich liebe. Ich freute mich darauf zu erfahren, was hinter Toms Alter steckt, welche Ereignisse er in seinem langen Leben schon erlebt haben muss und ich wünschte mir eine epische Liebesgeschichte herbei.

Schon auf den ersten Seiten ist mir aufgefallen, was für einen schönen, leicht philosophischen Schreibstil Matt Haig hat. Jede Pointe saß und so entstanden ein paar große und wichtige Aussagen.

Tom ist ein Protagonist, dessen Besonderheit gleichzeitig wie ein Fluch ist, denn er kann nie lange Zeit mit Menschen zusammenleben, schon gar nicht sich öffnen. Aufgewachsen zur Zeit der Hexenverfolgung, wurde diese Toms Mutter zum Verhängnis. Getrieben von der Angst wieder für den Tod eines geliebten Menschen verantwortlich zu sein, zieht Tom umher. Bis er seiner ersten großen Liebe Rose begegnet.

400 Jahre später denkt Tom oft an diese Zeit zurück und das erleben wir mit. Die Perspektiven springen von der Londoner Gegenwart zu den unterschiedlichen Zeiten umher. Mir fiel es schwer, mich da ganz auf die Geschichte einzulassen, denn kaum waren wir erzählerisch in einer Zeit angekommen, sprangen wir auch schon wieder zurück in eine andere.

Hauptsächlich halten wir uns in Toms ersten Jahren auf, wo er auch Shakespeare kennenlernte. Das fand ich ziemlich cool, auch wenn ich erwartet hatte, dass viel häufiger Anekdoten von Ereignissen und Persönlichkeiten einfließen würden. Doch den Wunsch erfüllte mir der Autor leider nicht.
Dafür erfand er eine Gesellschaft, die aus anderen Menschen besteht, die wie Tom sind und einander aufspüren. Damit hatte ich nicht gerechnet, da ich nach dem Klappentext davon ausging, dass Tom ein Einzelfall sei.

So nahm der Handlungsstrang um die Gesellschaft einen sehr großen Anteil, was leider auf Kosten der Liebesgeschichte ging. Hier hatte ich mehr erwartet, Camilles Stellenwert für die Geschichte ist verschwindend gering und ihre Liebesgeschichte kaum existent gewesen. Der Klappentext hat bei mir die falschen Erwartungen diesbezüglich geweckt. Eigentlich ist Tom im Laufe des Buches auf der Suche nach einer anderen Art von Liebe aus seiner Vergangenheit. Doch an der Stelle möchte ich nicht mehr verraten, weil es eine der wenigen Überraschungen des Buches war, welche aber auch recht früh in der Handlung enthüllt wird.

Die Idee hinter "Wie man die Zeit anhält" und Matt Haigs Schreibstil machen das Buch zu etwas besonderem. Allerdings war es leider nicht so überzeugend und episch, wie ich das von ihm erwartet hatte.

Veröffentlicht am 02.05.2018

This is not a lovestory!

Alles Begehren
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Kate ist 22 als sie den 17 Jahre älteren Callum kennenlernt und verführt. Callum ist Lehrer, zweifacher Vater und mit seiner schwangeren Frau sehr glücklich. Dennoch betrügt er sie, nicht nur einmal. Als ...

Kate ist 22 als sie den 17 Jahre älteren Callum kennenlernt und verführt. Callum ist Lehrer, zweifacher Vater und mit seiner schwangeren Frau sehr glücklich. Dennoch betrügt er sie, nicht nur einmal. Als ihnen ihr aller Leben um die Ohren fliegt, scheint alles verloren, doch die Wogen glätten sich. Bis Kate und Callum sich nach 17 Jahren wiedersehen...

Ich wusste nicht, ob "Alles Begehren" aufgrund seiner Thematik ein Buch für mich sein könnte. Nachdem ich die Leseprobe mir ansah, wollte ich der Geschichte aber gerne eine Chance geben. Warum ist ganz leicht erklärt.

Ruth Jones hat das Talent dich sofort in ihr erschaffenes Umfeld zu ziehen. Ich konnte mir alles sehr gut vorstellen. Die Geschichte zu lesen, war wie einen kurzweiligen, dramatischen Sonntagabend-Film zu sehen. Die Seiten flogen nur so dahin und ich befand mich in einem Sog, dank dem ich den Charakteren gerne dabei zusah, wie sie in ihr Unglück rannten.

Dies ist keine Liebesgeschichte! Es ist eher die Geschichte von zerstörten Beziehungen. Dabei sollte man meinen, das Kate und Callum mit dem was sie haben sehr glücklich sind. Dennoch lassen sie sich aufeinander ein, was wir als Leserschaft, nicht nachvollziehen müssen/können.

Das Buch spielt hauptsächlich auf zwei Zeitebenen. Im Jahr 1985 erleben wir mit, wie Callum und Kate sich erstmalig begegnen und ihre Affäre beginnen. Sie fliegen auf, was Kate zerrüttet, während Callum zurück zu seiner Frau geht.
2002 begegnen sie sich schließlich zufällig wieder und der Rausch von damals beginnt erneut.

Mittlerweile ist Callum Mitte 50 und immernoch glücklich verheiratet. Kate ist eine erfolgreiche Schauspielerin in ihren 30ern, verheiratet samt kleiner Tochter. Sie wissen, dass ihr Betrug falsch ist, dennoch tun sie es aus selbstsüchtigen und narzistischen Gründen.
Ich fand ihre Liebesgeschichte keinesfalls romantisch, das soll sie auch gar nicht sein. Ihre Verbindung hat etwas düsteres und dramatisches, da wir ganz genau die Familien der beiden kennen und alles mit einem wertenden Blick verfolgen.

Für mich sind die Nebenfiguren die wahren Helden dieser Geschichte, da es sie nicht zerstören konnte, was ihre Partner ihnen antaten. Belinda ist eine tolle Frau, die mehrfach den Betrug ihres Mannes übersteht. Die mit Größe daraus hervorgeht. Auch Matt mit seinen Freunden und seiner Tochter erkennen die neuen Chancen.

Wer eine romantische Liebesgeschichte sucht, nimmt "Alles Begehren" von Ruth Jones lieber gar nicht erst in die Hand. Wer wie ich, gerne mal Voyeurin ist und das Drama anderer verfolgt, der kann sich gerne in diesem etwas anderen Roman verlieren.

Veröffentlicht am 28.03.2018

Von Gänsehaut bis Vorhersehbarkeiten

Wenn Martha tanzt
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Martha ist jung als sie in den Zwanziger Jahren als eine der ersten StudentInnen am Bauhaus in Weimar zu studieren beginnt. Eine aufregende Zeit voller Künste und beginnenden Gräuel steht ihr bevor.
2001 ...

Martha ist jung als sie in den Zwanziger Jahren als eine der ersten StudentInnen am Bauhaus in Weimar zu studieren beginnt. Eine aufregende Zeit voller Künste und beginnenden Gräuel steht ihr bevor.
2001 fliegt ihr Urenkel nach New York um Marthas Tagebuch voller Zeichnungen von Kandinsky, Klee und Feininger versteigern zu lassen. Es ist Millionen wert, doch birgt es nicht das Geheimnis, warum sich Marthas Spur auf der Flucht vor den Nazis verlor...

Das ungekürzte Hörbuch fasst 7h und wurde von Barnaby Metschurat und Anne Ratte-Polle eingelesen. Mir persönlich gefällt es immer sehr gut, wenn mehrere SprecherInnen am Werk sind. Beide haben eine sehr angenehme Stimme, welche unaufdringlich und atmosphärisch die Geschichte erzählte.

Das Buch umfasst zwei Handlungsstränge. Der Erste spielt 2001 in New York als Thomas das Tagebuch seiner Urgroßmutter versteigern lässt. Es wechselt anonym für 45 Millionen Dollar den Besitzer. Am Abend soll er schließlich die Meistbietende kennenlernen.

Den größten Part macht allerdings Marthas Lebensgeschichte aus. Sie wurde 1900 in Pommern geboren. Als Tochter von Musikern hat sie allerdings eine andere Begabung geerbt. Diese findet sie in ihrer aufregenden Zeit am Bauhaus in Weimar. Doch mit dem Aufschwung der Nationalsozialisten nimmt Marthas Leben eine neue Wende.

Meine Schwester studierte am Bauhaus in Weimar, daher kenne ich die Stadt ein wenig. Außerdem interessiere ich mich sehr für Kunst und die Lebensgeschichte von Künstlern. Daher war ich sofort Feuer und Flamme für diese Geschichte.
Der Beginn des Buches mit Marthas Kindheit in Pommern war ein wenig müßig. Dafür liebte ich umso mehr den Abschnitt in Weimar. Was mir daran besonders gut gefiel war, dass Tom Saller historische Persönlichkeiten, die mit dem Bauhaus verbunden sind, natürlich auch in seine Geschichte übertrug. Das war so spannend und clever erzählt, dass es mich sehr faszinierte. Dafür liebe ich diesen Roman. Ich fand es auch sehr gut, dass er zwischen den Kapiteln historische Fakten der Handlungszeit aufführte.

Mit den Figuren wurde ich nicht immer warm, aber das muss ich bei solch einem Roman auch nicht. Ich beobachte einfach, was sie tun. Wie sich die Figuren der Vergangenheit schließlich mit den Geschehnissen 2001 verwoben, fand ich gut. Auch wenn die Konstellationen der Charaktere für mich sehr vorhersehbar war. Das Buch konnte mich jedoch einmal sehr überraschen.

"Wenn Martha tanzt" von Tom Saller ist ein außergewöhnliches und interessantes Debüt, welches von einer unglaublichen Lebensgeschichte erzählt. Das Hörbuch bereitete mir eine Gänsehaut, daher kann ich es nur weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 10.03.2018

Ungewöhnliche junge Fantasy!

Die drei Opale 1: Über das tiefe Meer
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Maus liebt die Abenteuer auf dem Segelschiff ihrer Großmutter. Eines Tages wird sie die Kapitänin der Jägerin sein. Doch dann kommt ein neuer Steuermann auf das Schiff, ihr Vater verschwindet, ihrem Bruder ...

Maus liebt die Abenteuer auf dem Segelschiff ihrer Großmutter. Eines Tages wird sie die Kapitänin der Jägerin sein. Doch dann kommt ein neuer Steuermann auf das Schiff, ihr Vater verschwindet, ihrem Bruder geht es immer schlechter und das Leben auf der Jägerin nimmt eine drastische Wende.

Ab dem ersten gesprochenen Wort ist das Hörbuch ein Genuss. Laura Maire hat so eine einzigartige und angenehme Stimme. Einigen wird sie als Synchronstimme der Alice Cullen aus Twilight bekannt sein.
In "die drei Opale" konnte sie ihre Stimme die unterschiedlichsten Facetten geben.Ob unserer 13-jährigen Protagonisten, einem kleinen Jungen, einer alten Dame einem zwielichten Kerl oder Tierwesen - es war einfach immer stimmig. Für mich macht Laura Maire das Hörerlebnis erst aus.

Die Geschichte ist kein Kinderbuch! Teilweise wird sie darin gelistet, aber mir ist sie dafür definitiv zu grausam und brutal. Ich würde sie als junge Fantasy ab 13 Jahren einordnen. Mir gefiel Sarah Drivers fantastischer Weltenentwurf. Alles ist so einzigartig und toll durchdacht. Ich mochte das Setting auf dem Schiff und die putzigen Tierwesen.
Die Wahl der Namen ist gewöhnungsbedürftig, bzw. die Übersetzung nicht immer günstig gewählt. So irritierte mich "Oma Schneekönig" schon im Klappentext.

Wichtig zu wissen, ist, dass das Hörbuch mit knapp vier Stunden eine gekürzte Lesung ist! Das merkt man leider auch. So gab es inhaltliche Sprünge, die schon stark auffielen.

"Die drei Opale. Über das tiefe Meer" von Sarah Driver ist eine fantasievolle Geschichte für jüngere Leserinnen. Das wahre Highlight war jedoch ganz klar, die Stimme von Laura Maire, die die Geschichte perfekt vertont.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Gefühlvoll - Gewaltvoll - Gehaltvoll

Close to you
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Neue Stadt - neuer Start! Nach dieser Devise zieht Violet einmal quer durch die USA und landet in Maine. Dort beginnt sie mit dem College, um den Geistern ihrer Vergangenheit zu entfliehen. Ihre Wohnsituation ...

Neue Stadt - neuer Start! Nach dieser Devise zieht Violet einmal quer durch die USA und landet in Maine. Dort beginnt sie mit dem College, um den Geistern ihrer Vergangenheit zu entfliehen. Ihre Wohnsituation endet schnell in einer Katastrophe und so muss sie ausgerechnet zu dem Griesgram ziehen, der sie neulich im Zug blöd angemacht hat. Ein optimaler Start sieht da anders aus...

Vor wenigen Monaten hatte ich mit "The chosen one" erst ein Buch der Autorin gelesen und war sehr angetan von ihrem Schreibstil. Daher wollte ich ganz bald etwas neues aus ihrer Feder lesen.
In "Close to you" konnte sie mir wieder perfekt beweisen, was für ein glückliches Händchen sie für einzigartige und schöne Momente hat. Isabell May erschafft mit ihren Worten eine tolle Atmosphäre, die mir die Umgebung der Charaktere sehr gut vor Augen führen konnte. Das schaffen nicht alle AutorInnen.

Die Geschichte wird aus Violets Sicht erzählt. Sie ist eine klassische New Adult Protagonistin. Gut im Herzen mit einer problematischen Vergangenheit und deren Nachwehen, die sie noch heute beeinträchtigen. Ich mochte Violet wirklich gerne. Auch wenn in ihr viel Gutgläubigkeit steckt, was sie alles wegsteckte, war schon ein wenig abnormal.
Denn Aiden, unser Protagonist, kann ein mächtiges Arschloch sein. Unangenehm, aufbrausend, beleidigend - Violet bekommt all dies zu spüren. Natürlich hat auch Aiden eine schwere Vergangenheit, die ihn zu dem machte, der er heute ist. Für mich war das aber nicht immer eine Entschuldigung für sein Verhalten.

Dennoch stimmte zwischen beiden die Chemie. Ohne Frage knisterte es und wir erleben im Buch viele wunderschöne Herzklopfmomente. Das hat mir richtig gut gefallen.

Leider konnte mich die Handlung nicht komplett abholen. Das Buch hat ein paar Längen, was ich noch verschmerzen konnte. Der Handlungsstrang um Violets "Geheimnis" bzw. dessen Ursache, empfand ich als nicht sehr ausgereift. Die Aufklärung dazu war vorhersehbar und dessen Auflösung an den Haaren herbeigezogen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Problematik immer nur dann hervorgeholt wurde, wenn das andere Drama sich ein wenig legte. Mir fehlte hier ein eindeutiger roter Faden!

Gefühlstechnisch konnte mich "Close to you" von Isabell May total überzeugen. Ihr Stil ließ mich die Geschichte genießen. Leider konnte die Handlung nicht so stark auftrumpfen.

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