Cover-Bild Der Neue
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaus
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 200
  • Ersterscheinung: 16.04.2018
  • ISBN: 9783813506716
Tracy Chevalier

Der Neue

Roman
Sabine Schwenk (Übersetzer)

Was es bedeutet, Außenseiter zu sein – ein atmosphärischer Roman, der in das Amerika der 1970er Jahre führt

Osei will an seiner neuen Schule vor allem eines: nicht auffallen. Für den afrikanischen Diplomatensohn ist es der vierte Wechsel innerhalb von sechs Jahren, und aus Erfahrung weiß er, dass er gleich am ersten Tag Freundschaften schließen muss. Doch bereits seine Anwesenheit scheint einige seiner weißen Mitschüler und Lehrer zu provozieren. Im Amerika der 1970er Jahre sind gemischte Klassen immer noch selten. Als sich ausgerechnet die beliebte Dee mit Osei anfreundet, sieht Ian, der Tyrann auf dem Pausenhof, rot.

Tracy Chevalier lässt Shakespeares Othello, jenes klassische Stück über Eifersucht und Diskriminierung, in einer Schule spielen, wo das Wort Mobbing kein Fremdwort ist.



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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.07.2018

gelungende Neuinterpretation

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Osei Kokote, oder auch O genannt, Sohn eines Diplomaten muss wieder einmal die Schule wechseln. Er ist der einzig dunkelhäutige auf dem Schulhof. Das ist nichts Neues für ihn, Osei ist die neugierigen ...

Osei Kokote, oder auch O genannt, Sohn eines Diplomaten muss wieder einmal die Schule wechseln. Er ist der einzig dunkelhäutige auf dem Schulhof. Das ist nichts Neues für ihn, Osei ist die neugierigen Blicke und Vorurteile inzwischen gewohnt, weiß, wie er sich dagegen zur Wehr setzen kann. Sein Blick fängt den von der beliebten Dee auf und die beiden vergucken sich augenblicklich ineinander. Doch Ian, der meist gefürchtetste Junge auf dem Platz hat es auf den Neuen abgesehen und versucht durch Intrigen und Drohungen die frisch Verliebten auseinander zu bringen.
„Der Neue“ ist Teil der Hoghart-Shakespeare Collection. Bekannte Autoren interpretieren Shakespeares Stücke ganz neu. In diesem Fall ist es Tracy Chevalier, die ihr schriftstellerisches Können einmal mehr unter Beweis stellt. Sie schickt „Othello, de(n) Mohr von Venedig“ auf einen schnöden amerikanischen Schulhof der 70 Jahre. Und wie Othello muss sich auch Osei mit Anfeindungen, Vorurteilen und Rassismus auseinandersetzen. Selbst die Lehrer lassen den Jungen ihre Abneigung deutlich spüren, Mobben ihn geradezu. Das Stück – eigentlich in 5 Akten – spielt nun in den 5 Schulpausen eines Tages. So ist der Zeitraum sehr komprimiert und dafür entwickelt sich die Handlung nun umso schneller. Erzählt wird aus den jeweiligen Perspektiven der Protagonisten, sodass der Leser immer einen kleinen Schritt voraus ist und die Intrigen von Ian, oder die Missverständnisse zwischen O und Dee genau durchschaut und sie in die richtige Richtung stupsen möchte, um ihnen Unheil zu ersparen. Tracy Chevalier beschreibt mit ganz feinen Beobachtungen, wie sich die Persönlichkeiten weiterentwickeln, welche Dynamik auf dem Schulhof herrscht und wie Beziehungen wachsen. Diese Feinheit und ihre ganz besondere Art zu schreiben, haben das Buch zu einem ganz besonderen Lesegenuss für mich gemacht. „Othello“ ist eine Tragödie und auch dieses Buch lässt die Gefühle bestimmt nicht kalt. Es hat mich mitgenommen, wütend und traurig gemacht, aber doch auch gleichzeitig verzaubert.
Weitere Titel aus der Kollektion sind:

Jeanette Winterson: "Das Wintermärchen"- der weite Raum der Zeit
Howard Jacobson: "Der Kaufmann von Venedig" - Shylock
Margaret Atwood: "Der Sturm"- Hexensaat
Tracy Chevalier "Othello" – der Neue
Gillian Flynn "Hamlet"
Jo Nesbø: "Macbeth"
Edward St Aubyn: "König Lear" - Dunbar und seine Töchter
Anne Tyler: "Der Widerspenstigen Zähmung" die störrische Braut

Veröffentlicht am 05.06.2018

Geniale Modernisierung von Othello

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Es sind die 70er Jahre und Osei, genannt O, ist nicht nur der Neue auf dem Schulhof in Washington, er ist der einzige Schwarze in der gesamten Schule. Nicht nur die Mitschüler reagieren skeptisch, auch ...

Es sind die 70er Jahre und Osei, genannt O, ist nicht nur der Neue auf dem Schulhof in Washington, er ist der einzige Schwarze in der gesamten Schule. Nicht nur die Mitschüler reagieren skeptisch, auch die Lehrer schwanken zwischen Toleranz und Vorurteilen. Nur das beliebteste Mädchen der Klasse, Dee, freundet sich sofort mit ihm an. Doch das sorgt in ihrem Umfeld für Misstrauen und Ränkespiele, von denen sie nichts ahnt und die von Intrigant Ian initiiert werden. Innerhalb kürzester Zeit wird die Rollenverteilung auf dem Schulhof auf den Kopf gestellt.
Tracey Chevalier hat Shakespeares „Othello“ für das Hogarth Shakespeare Projekt neu überarbeitet und mit „Der Neue“ einen unglaublich spannenden und atmosphärischen Roman über Amerika in den 70er Jahren geschrieben. Geschickt verdichtet sie die Handlung auf einen Schultag, an dem sich zwischen den Unterrichtsstunden das ganze Drama anbahnt, bis es unweigerlich in eine Katastrophe führt. Mit großer Spannung verfolgt man als Leser jede Entwicklung, betont wird dies noch durch Perspektivwechsel, die teilweise die gleichen Begebenheiten von unterschiedlichen Personen erzählen lassen und für den Leser so die gesamte Struktur ausgiebig entwickeln. Schon früh ahnt man, wohin alles führen wird und ist dennoch gefesselt und entsetzt zu gleich, während sich beim Lesen das Netz immer enger im Osei zuzieht und er sich am Ende genauso verhält, wie es alle erwartet haben – allerdings hervorgerufen durch den Druck von außen.
„Der Neue“ ist auch ohne Shakespeare-Bezug ein großartiger und psychologisch dichter Roman, der einen als Leser packt und aufzeigt, wie Gesellschaften Menschen in vorgefertigte Rollen pressen und sie manipulieren, bis sie eben diesem Rollenklischee entsprechen. Dies auf den kleinen Bezugsort eines Schulhofes zu reduzieren ist eine großartige Idee und bringt einem den Stoff so nah wie nur möglich. Ein wirklich herausragendes Buch, das perfekt aufzeigt, wie aktuell Shakespeares Stoffe noch immer sind.

Veröffentlicht am 11.05.2018

Othello-Adaption

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Osei ist wieder der Neue an der Schule. Sein Vater ist Diplomat und so sind wiederholte Schulwechsel nichts Neues. Problematisch ist dabei, dass Osei aus Ghana kommt und gemischte Schulklassen sind im ...

Osei ist wieder der Neue an der Schule. Sein Vater ist Diplomat und so sind wiederholte Schulwechsel nichts Neues. Problematisch ist dabei, dass Osei aus Ghana kommt und gemischte Schulklassen sind im Amerika der 70'er Jahre nicht alltäglich und auch nicht bei jedem gerne gesehen. Aber an dieser Schule gibt es etwas Besonderes, nämlich Dee eine Mitschülerin von Osei.

Tracy Chevalier verlegt den Schauplatz von Othello in das Washington der siebziger Jahre.

Innerhalb von nicht einmal zwei Tagen wird aus einer unschuldigen Freundschaft zwischen zwei ca. 12-jährigen Kindern eine Geschichte von Missgunst, Hass und Gewalt.

Aus Othello und Desdemona werden hier Osei und Dee. Osei versucht normalerweise in jeder neuen Schule unauffällig zu bleiben, dies misslingt, als Dee ihm offen ihre Zuneigung zeigt. Mitschüler und Lehrer sind grösstenteils entsetzt und Osei wird zum Ziel ihrer Anfeindungen. Durch ein Federmäppchen, das Dee durch Unachtsamkeit verliert, nimmt das Drama seinen Lauf.

Tracy Chevalier schafft es, dass man das Buch auf keinen Fall aus der Hand legen möchte. Eine geschliffene Sprache, ein rasanter Handlungsablauf und passgenau beschriebene Figuren machen diese Othello-Adaption zu etwas ganz Besonderem. Kennt man das Werk von Shakespeare, weiss man, auf was die Geschichte hinsteuert, trotzdem war ich am Ende fassungslos, was aus nicht gesagten Worten und Unsicherheit entstehen kann und vor allem, wieviel Bösartigkeit in Ian steckt.

Lediglich ein Aspekt der Schlusssequenz hat mir nicht gefallen. Dieser Punkt hat mich allerdings so sehr gestört, dass ich dem ansonsten perfekten Buch einen kleinen Abzug in der Gesamtwertung gebe.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Nur den eigenen Vorteil im Blick

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„Ian sah jeden, der neu war in seinem Revier. Denn der Schulhof gehörte ihm. Seit Monaten gefiel er sich schon in dieser Machtposition. Da stellte jeder Neue natürlich eine gewisse Herausforderung dar.“


Inhalt


Osei ...

„Ian sah jeden, der neu war in seinem Revier. Denn der Schulhof gehörte ihm. Seit Monaten gefiel er sich schon in dieser Machtposition. Da stellte jeder Neue natürlich eine gewisse Herausforderung dar.“


Inhalt


Osei Kokote stammt aus Ghana, doch als Sohn eines Diplomaten muss er alle Jahre an eine neue Schule wechseln, weil die Familie mal wieder umzieht. In gewisser Weise kennt er sich also aus mit dem „neu sein“ in einer fremden Umgebung. Dennoch belastet ihn dieses ständige taxieren, einordnen und auf jeden Fall nichts Falsches zu sagen ungemein. Zu gern wäre er einfach nur er selbst, mit stabilen Freundschaften und mehreren Konstanten in seinem Leben. Auch an der Washingtoner Schule, die er nun besucht, gilt er als Außenseiter. Nicht nur weil er neu ist, sondern darüber hinaus auch noch eine andere Hautfarbe hat, als seine Mitschüler. Seltsamerweise freundet er sich gleich am ersten Tag mit einem der beliebtesten Mädchen an und wird wider Erwarten zwar angestarrt aber nicht wirklich gemieden. Für Osei ist das eine ganz hoffnungsvolle Erfahrung, die er so nicht vermutet hat, doch seine Freude währt nur kurz, denn Ian ist bereits der König des Schulhofs und er wird es gewiss nicht hinnehmen, dass ein hergelaufener Fremder sein Revier besetzt. Subtil spinnt er eine Intrige, die gleich mehrere Mitschüler einschließt und sein Ziel ist ganz klar: Osei hat an dieser Schule nicht mehr lange etwas zu lachen …


Meinung


Die in Washington aufgewachsene Autorin Tracy Chevalier widmet sich in diesem Roman einer Art Neuauflage von Shakespeares Othello – ein Außenseiter, der den Makel einer anderen Hautfarbe hat, wird Opfer von Diskriminierung und Vorurteilen. Ihr Drama legt sie auf den Schulhof einer Washingtoner High-School mit ganz klaren Rollenbildern, die alle bereits gut situiert sind und ihren Platz im Schulgefüge gefunden haben. Und zugegeben, diese ausführliche, individuelle Gestaltung der einzelnen Charaktere macht für mich den Wert des Buches aus, vielmehr als das beabsichtigte Drama, welches für meinen Geschmack auch viel zu kurz kommt, weil es erst auf den letzten zehn Seiten relevant wird.


Mit viel Einfühlungsvermögen beschreibt sie nicht nur Osei, der sich einfügen muss, sondern auch die sympathische Dee, die sofort Freundschaft mit ihm schließt, den Widersacher Ian, der auch vor Gewalt und Intrigen nicht zurückschreckt, seinen meinungslosen Mitläufer Rod und das Traumpaar der Schule, welches als Zielobjekt einer infamen Lüge herhalten muss. Diese vielen Verkettungen zwischen den Schülern, ihr Selbstbild aber auch ihre Außenwirkung im Schulgefüge machen für mich den Großteil der Geschichte aus. Sie sind spannend, vielschichtig, abwechslungsreich und genau im richtigen Maß ausgearbeitet. Der Alltag zwischen den Kindern wird greifbar, ebenso wie die Verteilung der Sympathien, die auch die Lehrer der Schule einbezieht. Auch der Sprachstil, den die Autorin wählt, passt ausgesprochen gut zum Text, denn ein übergeordneter Erzähler lässt die Geschichte lebendig werden und zwar aus allen Perspektiven, nicht nur aus Sicht eines Einzelnen.


Kleine Abstriche muss ich allerdings bei der tatsächlichen Ausarbeitung des Dramas machen. Gerade der Moment, in dem es zum finalen Treffen kommt, bei dem alle Wendungen sichtbar werden, bei dem Schuld und Gewissensfragen offenbart werden sollten, der verpufft auf den letzten Seiten fast gänzlich. Eine kurze, schicksalhafte Abfolge mehrerer Momentaufnahmen fast willkürlich aneinandergereiht und einfach so, fast schon stümperhaft in den Raum gestellt. So plötzlich wie der große Knall kommt, so abrupt endet auch die Geschichte, da haben mir noch viele Seiten zum Leseglück gefehlt, dennoch erschließt sich mir der Text weniger auf Grund seines Abschlusses als vielmehr durch die intensive Auseinandersetzung im Gesamtkontext des Buches.


Fazit


Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesem klassischen Roman in Anlehnung an ein Werk der Weltliteratur. Eine individuelle, gut kontrastierte Darstellung verschiedener Rollenbilder in einem abgegrenzten Raum. Keiner kann so recht aus seiner Haut, alle müssen sich neu finden und der Neue mischt die Zusammensetzung diesmal auf. Eine tiefgreifende Debatte bezüglich des Außenseitertums und der Diskriminierung darf man nicht erwarten, weil es eine sehr erzählerische Umsetzung ist, die das romanhafte beibehält, doch als ein kleines Kammerspiel mit bekannten Größen und stimmigen Charakterzeichnungen darf sich dieses Büchlein dennoch schmücken. Mir hat es sehr gut gefallen, mit nur wenigen Abstrichen.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Ein sehr interessantes Buch

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Cover: Passt natürlich sehr gut zu der Geschichte. Ein schwarzer Junge alleinstehend.


Schreibstil: War sehr schlicht und einfach gehalten. Es werden gleiche Sachverhalte aus immer wieder anderen Perspektiven ...

Cover: Passt natürlich sehr gut zu der Geschichte. Ein schwarzer Junge alleinstehend.


Schreibstil: War sehr schlicht und einfach gehalten. Es werden gleiche Sachverhalte aus immer wieder anderen Perspektiven gezeigt, was wirklich interessant war.


Meinung: Ich bin wirklich positive begeistert. Die originelle Umsetzung von Shakespeares Stück „Othello“ wurde mit einem politisch immer noch sehr vordergründigen Thema sehr gut umgesetzt.
Die verschiedenen Sichtwinkel zu der ganzen Geschichte, das abhandeln aller Akte innerhalb eines Schultages und die Zurschaustellung aller aufkommenden Gefühle und Intrigen hat mich wirklich positiv überrascht.
Dadurch dass das Buch „nur“ an die 190 Seiten aufweist ist es auch schnell durchgelesen und zieht sich nicht zu sehr in die Länge.


Fazit: Es war mal etwas anderes, doch es hat mir sehr gut gefallen.