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Veröffentlicht am 17.07.2018

Vom Journey-Man zur Journey-Family

Mit anderen Augen
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Fabian Sixtus Körner - Mit anderen Augen

Der Journeyman erzählt von seinem bisher größtem Abenteuer.
Eigentlich begann es vor vielen Jahren unter einer alten Eiche in einem kleinen verschlafenen Nest ...

Fabian Sixtus Körner - Mit anderen Augen

Der Journeyman erzählt von seinem bisher größtem Abenteuer.
Eigentlich begann es vor vielen Jahren unter einer alten Eiche in einem kleinen verschlafenen Nest im Taunus. Mit seiner kessen Schulfreundin Nico, berät er sich über zukünftige Exkursionen. Frei nach dem Motto "Die Welt ist unser Spielplatz, der Himmel die Grenze".

Auf seinem Trip über dem Erdball trifft er Nico wieder. Nach den dramatischen Entwicklungen auf Kuba und seinem Reisekonto, gewährt sie ihm Zuflucht und Frieden in ihrem Haus in der Karibik. Die Unozeit auf der Dominikanischen Republik läuft aus und Nico wird von den vereinten Nationen für Simbabwe gebucht. Anhand der Umstände ist ein Wiedersehen zunächst ungewiss, doch die beiden bleiben in Kontakt..

4 Jahre später kommt Yanti, ihre gemeinsame Tochter auf die Welt.
Die lange schmwerzhafte Geburt zerknirscht Fabian, Yanti hat das Downsyndrom. Es wird die einsamste Nacht und auch die nächsten Tage und Wochen quälen Fabian mit düsteren Gefühlen und Fragen, die keiner beantworten kann. Schwindelerregend, die Welt auf dem Kopf gestellt, zu schnell, zu langsam..bis zum Stillstand - der erreicht ist, wenn alles unnötige Denken den Kopf mit Leere füllt.

Fabians Zorn richtet sich auch gegen eine normsüchtige Gesellschaft, die weder Raum noch Zeit für besondere Geschöpfe bereithalten kann. Ganz ehrlich und berührend erzählt Fabian von seinen geheimsten Gedanken, es ist ein steiniger Weg sie zu verarbeiten. Yanti schwächelt noch ein bisschen, aber gibt nicht auf, ihre frischgebackenen Eltern mit ihrem Charme zu bezaubern. Pläne kann man konfigurieren, die der Zukunft auch, und Yanti ist ein quirliges Mädchen, das ihren Eltern Mut macht, ihre Freude neu definiert. So wagen die Körners dem kalten deutschen Winter zu entfliehen und nehmen sich mit Yanti eine Auszeit auf der Dominikanischen Republik. Wieder einmal surfen, romantische Sonnenuntergänge und der warme Sand zwischen Yantis Zehen, es tut gut auf Menschen zu treffen, die ihre Herzen nicht verschließen. So unbeschwert und entschleunigt, ist es leichter nach Deutschland zurückzukehren. Dies wird bestimmt nicht der letzte Trip der "Journey-Family" und mit großem Interesse und Spannung, erwarte ich weitere Reisebücher von Fabian, Nico und Yanti.

Eine "ehemalige Zukunft" verabschiedet sich, wirft Wurzeln für neue Abenteuer. Was ist möglich, wenn nichts mehr möglich scheint?
Alles - wie bei jedem neuen Anfang, nur aus einem anderen Blickwinkel.

Man liest es einfach mit anderen Augen, ein guter und treffender Titel für das Buch! Auch das Cover, passt wie kein anderes dazu, es lädt dazu ein, in die Ferne zu schauen und eine Wegstrecke miteinander zu gehen.
Spannend, dramatisch, ehrlich und flüssig geschrieben. Durch seine ganz spezielle Art, die Dinge zu schildern, fühlt man sich mit dem Autor und seiner kleinen Familie aufs Innigste verbunden. Ein Buch, das gibt, bitte mehr davon!

Eine 5 Sterne-Empfehlung für Fabian Sixtus Körner!

Veröffentlicht am 11.06.2018

Starke Heldinnen

Die Oleanderfrauen
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Teresa Simon - Die Oleanderfrauen

Hamburg, 2016
Julia hat wirklich Pech, das von ihr in liebevoller Kleinarbeit aufgebaute Strandcafe, rückt immer mehr in Richtung Cafe der unerfüllten Wünsche. Eigentlich ...

Teresa Simon - Die Oleanderfrauen

Hamburg, 2016
Julia hat wirklich Pech, das von ihr in liebevoller Kleinarbeit aufgebaute Strandcafe, rückt immer mehr in Richtung Cafe der unerfüllten Wünsche. Eigentlich ist die junge Backfee ganz gut zurechtgekommen, mit ihren duftigen Kreationen und guter Laune hat sie sich längst in die Herzen ihrer kleinen Stammkundschaft geschlichen, doch eine Mieterhöhung um 650 Euro bringt Julia in arge Bedrängnis.
Wenn sie die Preise nicht erhöht, wird sie ihren Traum begraben und aus der Weite zuwinken müssen.
Nicht alles schafft man mit Mühe und Fleiß, manchmal stellt einem das Schicksal ein Bein und man kommt nicht mehr hoch, wenn man nicht kämpft.
Den Laden dicht zu machen kommt nicht infrage, aber ohne eine zweite Einnahmequelle wird sie es nicht schaffen.

Wenn Menschen von uns gehen, hinterlassen sie oftmals auch Unordnung und Verwirrung. Julia hilft den Hinterbliebenen, in dem sie private Papiere sortiert und macht teilweise sehr dramatische Enthüllungen. Damit begründet sich die Idee von "Ich schreib dein Leben". Julia ist fasziniert von den Verbindungen in die Vergangenheit und brennt lichterloh, als sie ein altes Tagebuch findet..

Hamburg, 1936
Sophie, Tochter des Kaffeebarons von Hamburg, wächst in einem kleinen Paradies auf. Die Familie Terhoven wohnt in einer schönen Villa mit Garten an der Elbe. Der Sohn der Köchin ist Sophies bester Freund. Früher haben sie stundenlang im Gewächshaus gespielt, jetzt küssen sie sich dort heimlich und unter der Obhut blühender Oleanderpflanzen entsteht eine unmögliche Liebe.

Es ist eine Zeit des Umbruchs, mit derben Stiefeln und strammen Uniformen, stanzt ein Heer brauner Huldigung einen tiefen Trampelpfad durch Deutschland.
Auch Sophies Bruder ist vom "Nazi-Virus" infiziert und ist hoch motiviert vom "Heimatstolz". Der unnütze junge Mann schwegt in ideologischen Pathos.
Ihre Freunde haben den "rauen Wind" längst wahrgenommen, aber Sophie hat immer nur ihren Hannes im Kopf. Doch dann holt auch sie der Kampf ums Schicksal ein.
Aus einer leichtfüßigen Kaffeeprinzessin wird eine bodenständige junge Heldin..

Teresa Simon ist mit ihrem warmherzigen und dramatischen Roman mit einem leichten Fuß im Heute und dem anderen, stampfend in der Vergangenheit.
Die Autorin hat gut recherchiert und verknüpft die Fäden der Zeit geschickt,
sie schreibt mit Herz und Engagement, dynamisch und mitreißend.
Die zwei verschiedenen Zeitebenen sind spannend in Szene gesetzt.

Wenn ich Teresa Simon lese, decke ich das Geheimnis mit ihr gemeinsam auf, werde zur Verschwörerin. Tief atme ich die Bedeutung der Worte ein, nichts wird beschönigt. Die Autorin hat die seltene Gabe, die Wahrheit ohne den berühmten Zeigefinger zu sagen, ich spüre, dass sie mir die Entscheidung lässt, mich für einen mündigen Leser hält. Ich bin dankbar für diese Empathie und diesen großartigen Roman.

Eine unbedingte Empfehlung, gibt es für alle starken Heldinnen der Teresa Simon:

Die Frauen der Rosenvilla
Die Holunderschwestern
Die Oleanderfrauen

Veröffentlicht am 05.06.2018

Vogelfrei.2

Der freie Vogel fliegt, Band 2
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Jidi & Ageng - Der freie Vogel fliegt.2

Der Schulalltag bleibt bestehen, die Ferien kommen und Lin Xiaolus Entwicklung macht einen Sprung nach vorn. Der kleine Spätzünder dreht auf.
Lin hält die Verbindung ...

Jidi & Ageng - Der freie Vogel fliegt.2

Der Schulalltag bleibt bestehen, die Ferien kommen und Lin Xiaolus Entwicklung macht einen Sprung nach vorn. Der kleine Spätzünder dreht auf.
Lin hält die Verbindung zum Comicshop aufrecht und das längst nicht mehr nur wegen Han Che. Die introvertierte Lin und der spontan-chaotische Inhaber sind gute Freunde geworden. Lin wertschätzt das Vertrauen, welches Hu in sie legt, wenn er ihr mal wieder die Aufsicht seines Ladens überläßt. Lin genießt das Sonderrecht, in Hus persönlichen Bücherschätzen zu schmökern. Das sie Han Che deswegen verpasst, bedauert sie zwar sehr, doch die Bücherwelt entschädigt sie um ein Vielfaches.

Durch einen "Bauchweh-Trick" verschafft Lin den beiden coolsten Mädchen der Klasse, eine Stunde weniger Unterricht. Seit dem glucken die drei immer zusammen.
Lin Xiaolu hat Freundinnen!
Su und Xie können Lin alles an "Blödsinn" beibringen, was diese sich nie zuzutrauen wagte. Als ihre "Gang" sie zu einem Konzert der Rock´n Roll Aliens schleppt, fühlt sie sich abgehoben und wie auf einen anderen Stern. Also einfach großartig.

Die verzickten Liebeleien ihrer Freundinnen verfolgt Lin aus sicherer Entfernung.
Bitte, Liebe nicht um jeden Preis, denkt sich Lin und bittet im Tempel den Baumgeist für Gefühlsentwirrung.

Lin Xiaolu fühlt sich für ihre Freunde verantwortlich. Hatte sie doch so lange die Einsamkeit schon fast akzeptiert, so möchte sie jetzt unbedingt alles richtig machen.

Jidi schrieb mehrere Jahre an ihrem semi-biografischem Comic. Ageng illustriert Jidis Erlebnisse meisterhaft und fanatsievoll. Durchgehend coloriert wird jeder Kummer und jede Sternstunde von Lin und ihren Freunden in Szene gesetzt. Spannend und abenteuerlicher Erzählfluss. Man freut sich über jeden Schritt von Lins Weiterentwicklung, ihre Lebendigkeit gewinnt an Atmosphäre.

Ein "Manhua" der doppelt begeistert, ein Zwillingscomic auf Deutsch und auf Chinesischich, 300 Seiten geballte Asia-Power.
Ich bin begeistert von dieser Lebendigkeit und gespannt auf Teil 3!

Veröffentlicht am 06.05.2018

Vogelfrei

Der freie Vogel fliegt, Band 1
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Jidi & Ageng - Der freie Vogel fliegt

Der Schulalltag in China ist hart, die Anforderungen an die Schüler an die Schüler sehr hoch und die kleine Lin liegt weit unter dem Durchschnitt.
Sie liebt es zu ...

Jidi & Ageng - Der freie Vogel fliegt

Der Schulalltag in China ist hart, die Anforderungen an die Schüler an die Schüler sehr hoch und die kleine Lin liegt weit unter dem Durchschnitt.
Sie liebt es zu malen, aber auch auf einer Kunstschule, muss man sich durch mathematische Formeln boxen. Erschwerend hinzu kommt, dass Lin ein Scheidungskind ist. Da sie kein Mitleid will, läßt sie die "Coole" heraushängen und ihre Mitschüler stempeln sie als Freak ab. Keiner will etwas mit einem Mädchen zu tun haben, dem die Trennung seiner Eltern nichts ausmacht. Mit Schweigen wird sie gemobbt.

Die Lehrerin setzt Lin und ihren Vater, wegen des schlechten Klassendurchschnitts unter Druck. Lins Vater ist maßlos enttäuscht und wütend, welches eine ganz normale Reaktion chinesischer Eltern ist. Sie erwarten von ihren Kindern höchstes Engagement für Bestnoten. Lin hat beides nicht und da sie keinerlei Ansprache hat, schafft ihre Fantasie ihr imaginäre Freunde.

Pokémonartige Comic-Helden leisten ihr von nun an Gesellschaft.
Auf dem Nachhauseweg verliebt sich Lin in einen jungen Oberstufenschüler der eine Hauswand bemalt. Lin ist fasziniert von dem jungen Künstler und sieht in ihn eine verwandte Seele. Während sie ihn stalkt, kommt sie immer wieder an einem Comic-Shop vorbei, der ihr eine neue Welt eröffnet.

Lin ist etwas Besonderes und hat deswegen nicht viele Freunde, was aber dazu führt, dass sie neue Freunde gewinnt.

Jidi schrieb mehrere Jahre an ihrem semi-biografischem Comic. Ageng illustriert Jidis Erlebnisse meisterhaft und fanatsievoll. Durchgehend coloriert wird jeder Kummer und jede Sternstunde von Lin und ihren Freunden in Szene gesetzt. Spannend und abenteuerlicher Erzählfluss. Man wird zum stillen Besucher von Jidis Tränen, Einsamkeit, Trotz, Rebellion und Weiterentwicklung.

Ein "Manhua" der doppelt begeistert, ein Zwillingscomic auf Deutsch und auf Chinesischich, 300 Seiten geballte Asia-Power.
Ich bin gespannt auf Teil 2!

Veröffentlicht am 24.04.2018

CIA, CERN und Tomás Noronha

Der Schlüssel des Salomon
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J.R. Santos - Der Schlüssel des Salomon

Genf/Lissabon
Der gewiefte CIA-Mann Frank Bellamy befindet sich auf geheimer Mission. Mit einem Besucherausweis verschafft er sich Zutritt zum weltbekannten Forschungssation ...

J.R. Santos - Der Schlüssel des Salomon

Genf/Lissabon
Der gewiefte CIA-Mann Frank Bellamy befindet sich auf geheimer Mission. Mit einem Besucherausweis verschafft er sich Zutritt zum weltbekannten Forschungssation CERN, bei Genf in der Schweiz.
Bei der Sicherheitsprozedur wird sein Revolver beschlagnahmt, er hat es nur seinem CIA-Ausweis zu verdanken, dass er seinen Erkundungsbesuch fortsetzen darf.
Intuitiv begreift Bellamy, dass er verfolgt wird, auf sein Bauchgefühl konnte sich der unbequem gewordene Geheimdienstler schon immer verlassen - nicht umsonst bekleidet er das Amt des CIA-Wissenschaftsdirektors.
Trotz "Working Process" und "Access Denied" bricht Bellamy in den Raum des Hadronenspeicherrings ein.

Es ist so weit, das Jahrhundert-Experiment zur Entstehung des Universums findet statt. Die Physiker fiebern mit jedem Mega und Gigaelektronenvolt mit und starren gebannt auf die Monitore, doch in der letzten Phase schrillt der Alarm und es muss abgebrochen werden. Zwei Wachmänner bergen eine Leiche, es ist Frank Bellamy.
Der tote CIA-Mann hält einen Zettel in der Hand, es kann eine Botschaft oder ein Hinweis auf den Mörder sein.

The Key: Tomás Noronha

Der Kryptologe und Geschichtsprofessor Tomás Noronha war tatsächlich zur gleichen Zeit in Genf, die Einkäufe für das Museum präsentiert er gerade stolz seiner Sekretärin Albertina. Ein uraltes Pergament, das nahezu ungewöhnlich leicht zu erwerben war. Ein geheimnisvoller Brief mit einem mystischen Gegenstand birgt neue Rätsel.

Der CIA ist Tomás Noronha als "ausgebuffter Geschichtsprofessor" noch in reger Erinnerung. Damals trickste er den iranischen Geheimdienst aus, der ihn ins Gefängnis steckte und ebenfalls den CIA, der ihn als Doppelagenten benutzen wollte.
Der Verdacht, dass Noronha der letzte war, der Frank Bellamy lebend gesehen hat, ist logisch, aber auch bequem. Tomás gerät in das Machtgefüge zweier CIA-Größen, die Frank Bellamys Posten bei der Agency beerben wollen.
Sein Leben ist in Gefahr und Noronha ist mal wieder "On the Run"..

FAZIT:
Dadurch, das Tomás Noronha immer etwas beweisen will, um es zu widerlegen, begibt er sich auf eine Reise durch die "Seele" des Universums. Als Akademiker ist das Ehrensache für ihn, als Flüchtenden, die reine Notwendigkeit. Es ist faszinierend seinem Wissensdrang zu folgen und seine Erkenntnisse zu teilen.

Man könnte meinen, Autor und Protagonist sind eins geworden, als sei Noronha J.R. Santos spirituelles Sprachrohr. "Tomás Noronha" lässt einen immer wieder innehalten und über das Geschriebene nachzudenken.
Der Autor "erklärt" vieles durch Buddhismus und Taoismus, beleuchtet Religion und Weltanschauung.
Tomás Noronha ist wie eine "Lese-Malaria", nach dem "Einstein Enigma", bricht durch den "Schlüssel des Salomons", das Fieber erneut aus.
J.R. Santos gehört nun auch in die Liste meiner Lieblingsautoren, ich werde die Reihe um den portugiesischen Kryptologen weiterverfolgen und freue mich schon auf den nächsten Teil.

Die thematische Fortsetzung von "Das Einstein Enigma" ist ein spannender Wissenschafts-Thriller mit einer guten Portion "007" und einem Hauch Esoterik.
Ab der ersten Seite an, ein Pageturner mit grenzüberschreitenden Erfahrungen.
Klare Empfehlung und sehr gute Unterhaltung für den wissbegierigen Leser.

Erwähnenswert:
Tomas Noronha hat - wenn man so will - auch eine romantische Ader, zur Unterstützung seiner riskanten Fälle und hat das große Glück, eine kluge Powerfrau an seiner Seite zu haben. Auf Augenhöhe enträtseln sie den Mythos.

Der portugiesische Dan Brown!