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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2018

Ungewöhnlich und berührend

Beim Ruf der Eule
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Als Vielleserin bin ich immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Geschichten. Eine solche habe ich in diesem Buch gefunden. Zunächst hat mich das wunderschöne, pastellfarbene, eulengeschmückte Cover angezogen. ...

Als Vielleserin bin ich immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Geschichten. Eine solche habe ich in diesem Buch gefunden. Zunächst hat mich das wunderschöne, pastellfarbene, eulengeschmückte Cover angezogen. Was war wohl beim "Ruf der Eule" geschehen? Dieses Geheimnis enthüllt sich erst gegen Ende des Buches.

Maeves ist um die 80 und führt immer noch mit viel Energie eine Pension für Menschen mit Behinderungen in einem kleinen Küstenstädtchen. Geheiratet hat sie nie. Ihre Wahlfamilie besteht aus ihrem Patenkind Steph und deren Freund Len. Die beiden wurden mit dem Down-Syndrom geboren, stehen Maeve aber bei der Arbeit in der Pension tatkräftig zur Seite.

Plötzlich erscheint Vincent Roper, Maeves bester Freund aus Jugendtagen, vor der Tür, doch Maeve weist ihn zunächst ab. Zu viele schmerzliche Erinnerungen werden wach, und auch eine alte Schuld scheint im Raum zu stehen.

Die Geschiche der Ich-Erzählerin Maeve zeichnet sich durch Zeitsprünge aus, die virtuos und fließend ineinander übergehen und beim Lesen Konzentration erfordern. Nach und nach erfahren wir, dass Maeve einst eine körperlich und geistig behinderte Zwillingsschwester namens Edith hatte, deren früher Tod sie noch immer belastet. Maeves ehemaliger Verlobter Frank heiratete eine andere, Wie kam es dazu und wie ist Vincent, den Maeve nun zögernd doch wieder in ihr Leben lässt, darin verwickelt?

Die Autorin wurde von ihrer eigenen behinderen Schwester zu der Geschichte inspiriert. Diese Authenzität spürt man in jeder Zeile, vor allem wenn Edith in der Vergangenheit selbst zu Wort kommt. Die Erzählung bleibt dabei immer anmutig und melancholisch, ohne die Grenze zur Nervigkeit oder des Kitsche zu überschreiten. Auch die Nebencharaktere, allen voran Steph und Len, sind liebevoll ausgearbeitet. Der Roman hat mich durchweg gefesselt. Einzig die Auflösung, was Maeve Vincent jahrzehntelang nachgetrage hat, überzeugte mich leider nicht. Eine Lektüre, die noch lange nachhallen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Umsetzung
Veröffentlicht am 10.06.2018

Wolf im Schafspelz

Das Finkenmädchen
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Das Cover kommt wunderschön verspielt und romantisch daher, aber der Inhalt des Buches hat es wirklich in sich.
Die Farm ist ein sehr moderates australisches Gefängnis, in dem weibliche Insassen auf die ...

Das Cover kommt wunderschön verspielt und romantisch daher, aber der Inhalt des Buches hat es wirklich in sich.
Die Farm ist ein sehr moderates australisches Gefängnis, in dem weibliche Insassen auf die Freiheit vorbereitet werden. Die junge Birdy ist geistig recht einfach gestrickt und wirkt zunächst eher harmlos, so dass man sich als Leser fragt, was sie überhaupt dorthin verschlagen hat. Doch als eine neue Insassin, die fünfzigjährige gutsituierte Rose, dort inhaftiert wird, scheint Rose plötzlich finstere Pläne zu schmieden. Die beiden so unterschiedlichen Frauen eint eine gemeinsame geheimnisvolle Vergangenheit, von der Rose zunächst nichts ahnt. Denn die einstige Nachbarstochter Felicity, jetzt unter dem Spitznamen Birdy bekannt, hat sich auch optisch sehr verändert. Was plant Birdy, und was haben Rose und Birdy verbrochen?
In hoch interessanten Rückblenden, bei denen Birdy und Rose jeweils als Ich-Erzählerinnen fungieren, werden diese Fragen auf erschütternde Weise beantwortet. Die Autorin gibt dabei ihren beiden Protagonistinnen unverwechselbare Stimmen. Während Felicity ihre Umwelt zum Teil rätselhaft bleibt, ist Rose die bekannte Frau eines einstigen Fernsehstars, der viele Jahre eine erfolgreiche Kindersendung moderierte. Doch dann kam er gewaltsam ums Leben und sein Tod wirft viele Fragen auf…
Geschickt manövriert die Autorin ihre Leserschaft durch die Rätsel der Vergangenheit, während man gleichzeitig von der Frage in Atem gehalten wird, ob Birdy Rose etwas antun wird. Die Erzählung blieb fesselnd bis zu einem Schluss, der für mich alle Fragen beantwortet hat. Ein ungewöhnliches Buch, in dem nicht einmal eine Voliere voller Finken so harmlos ist, wie sie erscheint.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Thema
Veröffentlicht am 14.04.2018

Vielschichtig und außergewöhnlich

Die letzte Reise der Meerjungfrau
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"Ein Verlust ist nicht Leere. Ein Verlust ist etwas Vorhandenes, ein Verlust beansprucht Raum, ein Verlust wird hervorgebracht wie jedes andere lebende Wesen."
Mit solchen Einsichten brilliert dieses hervorragende ...

"Ein Verlust ist nicht Leere. Ein Verlust ist etwas Vorhandenes, ein Verlust beansprucht Raum, ein Verlust wird hervorgebracht wie jedes andere lebende Wesen."
Mit solchen Einsichten brilliert dieses hervorragende Buch. Es entzieht sich jeglicher Klassifizierung und spielt raffiniert mit den Erwartungen seiner Leser.

Jonah Hancock ist ein kinderloser Witwer. Als er in den Besitz einer ausgestopften Meerjungfrau gelangt und diese ausstellt, wird er unerwartet reich und bekannt, obwohl diese Meerjungfrau traditionellen Darstellungen von Meerjungfrauen widerspricht. Schließlich wird die Meerjungfrau auch in einem Luxus-Bordell präsentiert und Hancock macht die Bekanntschaft der Kurtisane Angelica Neal, der zweiten Hauptprotagonistin des Romans. Jonah erkennt wie inhaltsleer und einsam sein bisheriges Leben bisher war, dominiert durch seine Schwester und mit seiner Nichte Sukie als einziger Gefährtin. Doch Angelicas Gunst kann er nur gewinnen, wenn er ihr eine lebende Meerjungfrau beschafft....

Der Roman punktet mit vielem: Da sind zum einen seine starken Frauenfiguren wie Angelica, die fast grotesk anmutende Bordellchefin Mrs. Chapell und die überaus sympathische, patente Sukie. Viele Protagonisten polaisieren, doch keiner dürfte den Leser kalt lassen. Hinzu tritt die absolute Unvorherdsehbarkeit der Story, die atmosphärische Dichte und die detaillverliebte, kunstvolle Sprache.Virtuos bedient sich die Autorin des Meerjungfreuen-Mythos und stellt ihn gleichzeitig auf den Kopf. Auch der Buchumschlag, der mich an Werke von William Morris erinnert, passt hervorragend zum Inhalt.

Wer "Die Schlange von Essex" gemocht hat, wird auch diesen Roman lieben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.01.2018

Wirkliches Kopfkino

Die maskierte Stadt
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„Die maskierte Stadt“ ist der zweite Teil aus der Reihe um die unsichtbare Bibliothek. Ich würde empfehlen, die Bände der Reihe nach zu lesen, sonst hat man einfach weniger von der Geschichte. Die Leser ...

„Die maskierte Stadt“ ist der zweite Teil aus der Reihe um die unsichtbare Bibliothek. Ich würde empfehlen, die Bände der Reihe nach zu lesen, sonst hat man einfach weniger von der Geschichte. Die Leser begegnen liebgewonnen Charakteren wieder, allen voran der Bibliotheks-Agentin Irene, dem Drachen in Menschengestalt Kai und dem genialen Detektiv Vale.

Fatalerweise wird Kai zu Beginn des Buches von den Elfen entführt und soll ihnen als Mittel zum Zweck dienen, einen intergalaktischen Krieg heraufzubeschwören. Irene muss sich nicht nur mit Kais erzürnter königlicher Drachen-Verwandtschaft auseinandersetzen, sondern auch mit den äußerst intriganten Elfen. Schließlich bleibt ihr nichts anderes übrig, als Kais Spur in eine Welt zu folgen, die dem mittelalterlichen Venedig gleicht. Allerdings einem wunderbar märchenhaft-übersteigerten Venedig, indem fortwährend Masken getragen werden. Das ist fabelhaft atmosphärisch beschrieben. Auch die Reise selbst beweist erneut den Einfallsreichtum der Autorin. Dabei jagen sich die Ereignisse nicht ganz so schnell wie im ersten Teil, was ich als wohltuend empfunden habe. Dennoch ist die Handlung nach wie vor actiongeladen und bietet herrliches Kopfkino durch Cogmans bildhafte Sprache. Z.B. erheben sich Möwen „kreischend von Dächern und Dachvorsprüngen und setzten sich explosionsartig in Bewegung; ein Gestöber bleicher Schwingen in der Dunkelheit.“

In diesem Band erfahren wir etwas mehr über Kais Abstammung und seine Kräfte. Durch seine Entführung tritt er leider seltener in Erscheinung, als ich mir gewünscht hätte. Ich möchte daher bald den dritten Teil in Angriff nehmen. Er ist ein wirklich faszinierender Protagonist.

Das Cover mit einer auf einem Bücherstapel thronenden Maske vor dem Hintergrund einer altertümlichen Stadtkarte passt wirklich hervorragend zum Inhalt und ist sehr ansehnlich gestaltet.

Die unsichtbare Bibliothek hat sich mit diesem zweiten Band einem Platz unter meinen Lieblingsserien verdient. Eine ungewöhnlich frische Grundidee wird hier hervorragend umgesetzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Fantasie
  • Geschichte
Veröffentlicht am 23.12.2017

Überraschungshit

Die perfekte Gefährtin
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Braucht die Buchwelt ein neues Ermittlerduo? Dieses sehr wohl. "Die perfekte Gefährtin" stellt den Auftakt einer neuen Thrillerreihe um Detective Luc Callanach und seine Kollegin Ava dar. Gleichzeitig ...

Braucht die Buchwelt ein neues Ermittlerduo? Dieses sehr wohl. "Die perfekte Gefährtin" stellt den Auftakt einer neuen Thrillerreihe um Detective Luc Callanach und seine Kollegin Ava dar. Gleichzeitig ist es der Debütroman der Autorin. Dieser ist so durchdacht, ja geradezu genial konstruiert, dass man das kaum glauben mag.

Luc ist halb Schotte, halb Franzose und arbeitete bisher bei Interpol. Diese Tätigkeit musste er aufgrund eines Vorfalls beendet, der zur Folge hatte, dass sich sogar seine Mutter von ihm abgewendet hat. Nun nimmt er den Polizeidienst in Edinburgh auf, von einigen Kollegen beargwöhnt. Edinburgh war für mich persönlich ein sehr interessantes und bisher kaum dagewesenes Setting.

Der Roman weist gleich drei Rätsel auf. Die Haupthandlung bildet Lucs Fall, in dem ein Wahnsinniger Frauen entführt und auf brutale Weise nach einer Zeit der Gefangenschaft ermordet. Doch tatsächlich wird uns der Täter schon zu Beginn präsentiert, was der Spannung jedoch keinerlei Abbruch tut. Denn man fiebert bei der Jagd nach ihm unglaublich mit, zumal er äußert raffinierte Finten legt.

Dann ist da der Fall von Lucs sympathischer Kollegin Ava, bei dem es um ausgesetzte Babys geht. Und schließlich das Geheimnis um Lucs Rauswurf bei Interpol. Gerade dieses Thema verknüpft die Autorin auf so raffinierte Art und Weise mit Lucs Fall, dass es einfach nur virtuos wirkt.

Die Charaktere sind äußerst plastisch gezeichnet, bis hin zu den Entführungsopfern. Was diese zu erleiden haben, ist allerdings nichts für schwache Nerven.

Luc selbst ist ein Protagonist, der zunächst fast arrogant wirkt, dem Leser dann aber umso nachhaltiger ans Herz wächst.

Auch das Titelbild ist mehr als passend gewählt, denn man kann es durchaus als einen Hinweis auf den Täter im Fall der Morde verstehen.

Fazit: Genial komponierter Thriller, der Lust auf die folgenden Bände macht!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Originalität