Leserunde zu "Die Schlingen der Schuld" von Dave Warner

Der Gewinner des australischen Krimipreises 2016
Cover-Bild Die Schlingen der Schuld
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Dave Warner (Autor)

Die Schlingen der Schuld

Kriminalroman

Dr. Holger Hanowell (Übersetzer)

Eigentlich wollte Detective Daniel Clement nie nach Broome zurückkehren. Dank seiner Exfrau ist er aber nun doch wieder hier, im australischen Nirgendwo, 2.000 Kilometer entfernt von der nächsten Großstadt. Viel Zeit zum Eingewöhnen bleibt dem Detective nicht, denn in einem nahe gelegenen Wasserloch wird eine Leiche entdeckt. Der zu Lebzeiten unauffällige Mann wurde brutal umgebracht - übertötet , wie man in Polizeikreisen sagt. So etwas gab es in dieser abgelegenen Gegend noch nie. Als ein zweiter Mord geschieht, scheinbar ohne jede Verbindung zum ersten, ahnt Clement, dass ihm der schwierigste Fall seiner Karriere bevorsteht.

Timing der Leserunde

  1. Bewerben 11.04.2018 - 01.05.2018
  2. Lesen 16.05.2018 - 12.06.2018
  3. Rezensieren 13.06.2018 - 26.06.2018

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Leserunde

Veröffentlicht am 14.06.2018

Deutsche Mordfälle in Australien

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Detective Daniel Clement bekommt es mit einem Mörder zu tun, der den Detective nach Verbindungen zwischen seinen Opfern suchen läßt.
Die Spuren führen ins Jahr 1979 nach Deutschland.
Clement und seine ...

Detective Daniel Clement bekommt es mit einem Mörder zu tun, der den Detective nach Verbindungen zwischen seinen Opfern suchen läßt.
Die Spuren führen ins Jahr 1979 nach Deutschland.
Clement und seine Crew stoßen bei ihren Ermittlungen auf einen Undercover-Einsatz deutscher Polizisten im Drogen- und Prostitutionsmilieu in Hamburg.

"Die Schlingen der Schuld" ist der erste ins deutsche übersetzte Kriminalfall des Autors Dave Warner und ich bin gespannt auf weitere Fälle im fernen Australien.

Dave Warner beschreibt in seinem Krimi nicht nur eindrucksvoll und sehr pittoresk die australische Landschaft, ihre Bewohner und die klimatischen Verhältnisse, sondern erzählt neben der scheinbar aussichtslosen Ermittlerarbeit von Clement auch zum Teil recht ausschweifend viel über dessen Privatleben. Insbesondere über sein Verhältnis zu seiner Ex-Frau, zu seinen Eltern und zu seiner Tochter Phoebe.

Die Zeitsprünge von der australischen Gegenwart und der Vergangenheit im Jahre 1979 in Deutschland bringen sowohl zahlreiche Klärungen zu den Mordfällen, verursachen aber auch andererseits Verwirrung beim Leser, der sich dann kurzfristig erst wieder neu orientieren muss.
Durch diese Zeitsprünge ist man als Leser ständig mit Clement zusammen auf der Jagd nach dem Mörder und versucht gleichfalls die Zusammenhänge der Morde zu begreifen.
Die Spannung bleibt so vom zunächst skuril erscheinenden Prolog bis zum Schluß erhalten.
Die Einsamkeit und Weite Australiens spieglet sich im Detective Clement häufig wider, der unter der Trennung seiner Frau und Tochter sehr leidet und durch seine Hartnäckigkeit und Akribie bei der Arbeit und Sorge um seine Tochter die Sympathie der Leser auf seine Seite zieht.

Mein Fazit:
Als Krimifan war ich von der Verbindung zwischen den Fällen in Australien und Deutschland sehr begeistert. Dave Warner wartet im Verlauf der Handlung mit einigen Überraschungen auf, die den Leser zum Weiterlesen geradezu zwingen. Die "Erholungspausen" bei den Beschreibungen des Privatlebens sind mir stellenweise ein wenig zu lang geraten, aber das Lokalkolorit Australiens und ein rasanter Endspurt im Finale des Krimis übertreffen letztendlich alles.
Ich warte gespannt auf neue Fälle von Daniel Clement!!

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Veröffentlicht am 14.06.2018

Morde in Australien - und die Spuren führen nach Deutschland

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Daniel Clement ist Detective und hat lange in Perth in Westaustralien gelebt und gearbeitet. Und er wollte nie in seine Heimatstadt Broome zurück. Als sich jedoch seine Frau von ihm trennte und mit der ...

Daniel Clement ist Detective und hat lange in Perth in Westaustralien gelebt und gearbeitet. Und er wollte nie in seine Heimatstadt Broome zurück. Als sich jedoch seine Frau von ihm trennte und mit der gemeinsamen Tochter nach Broome zurückzog, hat sich auch Clement zum Umzug entschlossen. Denn er möchte seiner Tochter so nah wie möglich sein - und gleichzeitig hängt er noch an seiner Ex-Frau.


Broome selbst liegt sehr idyllisch am Ozean und ist ein beliebter Urlaubsort - aber beruflich scheint sich Clement weitab vom Schuss zu befinden, ist die nächste Großstadt doch mehr als 2.000 Kilometer entfernt.
Aber dann passiert ein rätselhafter Mord an einem Deutschen, der schon lange in der Gegend lebt. Und schon ist Clement wieder eingespannt in eine Mordermittlung, die sich als sehr schwierig erweist. Zunächst laufen alle Ermittlungen ins Leere - aber irgendwann scheint sich doch ein Muster zu ergeben.
Und zwischendurch kämpft Clement mit privaten Problemen. Und mit den riesigen Entfernungen in Australien, die die Ermittlungsarbeit nicht gerade erleichtern.

Es gibt in diesem Buch viel Sonne, viel Hitze, viele idyllische Strände mit gar nicht so idyllischen Vorkomnissen, viel Outback und viele Wasserstellen mit vielen Krokodilen. Und am Schluss kumuliert alles zu einem mächtigen Showdown inmitten eines Zyklons.

Dieser Krimi ist sehr spannend geschrieben, gut komponiert und bietet neben ganz viel Lokalkolorit auch einen Nebenschauplatz in Deutschland. Und einen Blick hinter die Kulissen des nur auf den ersten Blick entspannten Lebens in Australien. Und es gibt durchaus Tragik und Sozialkritik.

Ich persönlich mag diese Kombination sehr - ich lese aus diesem Grunde auch skandinavische Krimis sehr gerne. Und Australien ist sowieso ein Traumland von mir.

Daher war ich begeistert - und freue mich schon auf weitere Fortsetzungen der Reihe. Wenn auch die Australien-Krimis von Gerry Disher immer noch ein klein wenig besser sind...

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Veröffentlicht am 13.06.2018

Ein gelungener Gegenentwurf zu Krimiunterhaltung aus Skandinavien

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Kleine Längen und Schwächen in der Geschichte kompensiert Dave Warner in diesem Krimi mit dem toll aufgearbeiteten Setting in Australien.
Umgebungsbeschreibungen, Wettereinflüsse und die Charakterisierung ...

Kleine Längen und Schwächen in der Geschichte kompensiert Dave Warner in diesem Krimi mit dem toll aufgearbeiteten Setting in Australien.
Umgebungsbeschreibungen, Wettereinflüsse und die Charakterisierung der Protagonisten wie auch der weniger prominenten Personen bereiten dem Leser hier besonderes Vergnügen. Damit steht das Buch auch im - nicht nur temperaturmäßigen - Kontrast zu den sehr beliebten Krimis und Thrillern aus Skandinavien oder Island.

Dan Clement, Ermittler, der freiwillig aus einer größeren Stadt in die Provinz wechselt, seine Heimatstadt, ist als Person nicht komplett frei von oft genutzten Beschreibungen, aber in Summe dennoch glaubwürdig und ein interessanter Charakter.

Er hat mit seinem kleinen Team an einem eigenartigen Fall zu knabbern: In einem Creek wird eine Leiche gefunden. Bei genaueren Untersuchungen kommen einige Ungereimtheiten ans Licht, die sowohl das deutsche Opfer als auch den Ablauf der Tat betreffen. Auch wenn der Leser teilweise etwas mehr weiß als Clement, bleiben hier viele Dinge im Verborgenen und Miträtseln ist durchwegs möglich.

Wie alles zusammenhängt wird am Ende auf jeden Fall aufgeklärt, es bleiben nicht allzu viele Fragen offen. Auch wenn nicht alles zu 100 Prozent schlüssig ist, kann man sich in Summe dennoch damit anfreunden und sich von “Die Schlingen der Schuld” gut unterhalten lassen.

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Veröffentlicht am 13.06.2018

Die Vergangenheit kann man nicht zurücklassen

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Daniel Clement war der Star der Mordkommission in Perth. Doch als seine Frau die Scheidung einreicht und mit der gemeinsamen Tochter Phoebe nach Broome zieht, hängt Clement seinen vielversprechenden Job ...

Daniel Clement war der Star der Mordkommission in Perth. Doch als seine Frau die Scheidung einreicht und mit der gemeinsamen Tochter Phoebe nach Broome zieht, hängt Clement seinen vielversprechenden Job an den Nagel und lässt sich ins australische Outback versetzen, um in Phoebes Nähe zu bleiben. Und ausgerechnet dort, mitten im Nirgendwo, muss er den schwierigsten Fall seiner bisherigen Laufbahn lösen: Dieter Schäfer, ein deutscher Aussteiger und selbst ehemaliger Polizeibeamter, wird brutal ermordet. Und er bleibt nicht das einzige Opfer.

Ich war sehr gespannt auf "Die Schlingen der Schuld", nachdem ich vor einiger Zeit die Bücher von Candice Fox entdeckt habe, reizte mich vor allem das Setting im australischen Outback. Es gelingt Dave Warner auch exzellent, davon einen Eindruck zu vermitteln, allem voran von den für einen Europäer schon allein schier unglaublichen Entfernungen und deren Einfluss auf die Polizeiarbeit.

Dan Clement sticht leider nicht so sehr aus der Masse der angeschlagenen Ermittler heraus, wie ich es mir gewünscht hätte. Er beschäftigt sich gedanklich häufig mit seiner gescheiterten Ehe, und den daraus resultierenden Auswirkungen auf das Verhältnis zu seiner Tochter. Auch seine betagten Eltern spielen eine recht große Rolle - insgesamt ging es mir etwas zu sehr um Clements Privatleben, das natürlich in der Regel keinen Bezug zu den Ermittlungen hatte.
Die teilweise sehr ausschweifenden Passagen sorgten dafür, dass die Spannung einige Male wieder deutlich abflachte, und nahmen meiner Meinung nach auch einfach zu viel Raum ein - hier hätte ein wenig Straffung der Handlung durchaus gut getan. Dieser Fokus auf Clements Privatleben sorgte auch dafür, dass seine Kollegen allesamt recht blass blieben - ich musste selbst gegen Ende immer noch überlegen, wer wer ist. Das fand ich schade, denn deren Background wäre für mich wesentlich interessanter gewesen als der der Ex-Frau oder der Eltern.

Da es sich hier um einen Reihenauftakt handelt, wollte der Autor wohl einfach das Hauptaugenmerk des Lesers auf die Hauptfigur lenken, und Dan Clements Charakter deutlicher zeichnen als nur auf der professionellen Ebene. Das ist auch geglückt, als Leser konnte man sich ein sehr detailreiches Bild machen, was für ein Mensch Clement ist, wie er tickt und was ihm wichtig ist. Dennoch würde ich mir für die Fortsetzungen wünschen, dass ich mir auch von den Nebenfiguren ein besseres Bild machen kann.

Der Fall selbst war sehr spannend, die Wurzeln reichten bis tief in Schäfers Vergangenheit und selbst nach drei Vierteln des Buches tappte ich noch weitgehend im Dunkeln, wie sich das ganze zum Ende hin aufdröseln wird. Mir hat gut gefallen, dass es durch Schäfers Herkunft sogar einen Bezug zu Deutschland gab - dadurch wurde das exotische Setting mit Bekanntem vermengt, was richtig gut gelungen ist.

Trotz kleiner Längen hat mir "Die Schlingen der Schuld" insgesamt so gut gefallen, dass ich mir auch Detective Clements nächsten Fall bestimmt nicht entgehen lassen werde.

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Veröffentlicht am 13.06.2018

Spektakuläre Morde in der atemberaubenden Kulisse Nordwest-Australiens

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„Die Männer bemalt wie Geisterwesen, das Dröhnen des Didgeridoos, das Stampfen und Klatschen auf bloße Haut, so vertraut wie eine Erlösungs-Theologie, der Geist war sowohl Gott als auch Mensch.“ (S. 148)

Meine ...

„Die Männer bemalt wie Geisterwesen, das Dröhnen des Didgeridoos, das Stampfen und Klatschen auf bloße Haut, so vertraut wie eine Erlösungs-Theologie, der Geist war sowohl Gott als auch Mensch.“ (S. 148)

Meine Meinung:

Nordwest-Australien – für viele wohl ein absolutes Sehnsuchtsziel. Doch auch dieses weit entfernte Urlaubsparadies scheint mitunter seine unbequemen Seiten zu haben. Hier scheinen die Uhren anders zu gehen, die Welt sich langsamer zu drehen. Endlose Weite, sengende Sonne, staubige Buckelpisten, tobende Stürme und krokodilverseuchte Gewässer. So kommt es zumindest dem von Albträumen verfolgten Detective Inspector Daniel Clement (41) vor, der sich von Perth hierher in seine alte Heimat hat versetzen lassen, um näher an seiner neunjährigen Tochter zu sein, die zusammen mit seiner Ex-Frau Marilyn (der Clement noch immer hinterhertrauert) bei den reichen Schwiegereltern lebt. Hier liegen die kleine Schwäche und der große Vorteil dieses Krimis auch schon dicht beieinander. Auf der einen Seite ist da die unglaublich dichte, faszinierende Australien-Atmosphäre, die Autor Dave Warner so gekonnt kreiert. Auf der anderen Seite ist das zerrüttete Familienleben Clements, das in dieser Geschichte immer wieder breiten Raum einnimmt und mir in Summe ein bisschen „too much“ gewesen ist. Natürlich macht dies die Figur des Daniel Clement plastischer, greifbarer und auch menschlicher, aber stellenweise halt zu lasten von Spannung und Tempo. So hat es auch eine ganze Weile gedauert, bis ich mit diesem Protagonisten „warm werden“ konnte. Grundsätzlich bietet die Geschichte durch stetige Perspektiv- und Handlungsstrangwechsel aber durchaus viel Abwechslung.

Der Fall an sich, ein klassischer Krimi, hat mir sehr gut gefallen. Ausgehend von dem Mord an dem Exil-Deutschen Dieter Schäfer entspinnt sich ein rätselhafter Fall, der das Ermittlerteam um Clement zu 101% fordert, in die Zeit zurück um um den Erdball herum führt und den Leser über lange Strecken vor viele Fragezeichen stellt. Der Plot bietet wunderbaren Raum für eigene Vermutungen und Spekulationen, von denen (meinen) sich am Ende ein paar als richtig, andere wiederum als falsch herausgestellt haben. Zum Schluss knüpft der Autor gekonnt alle losen Enden zusammen und es ergibt sich eine durchaus komplexe, aber in Summe nachvollziehbare Auflösung, mit einem Schuss Dramatik und Tragik. Der Showdown selbst ist schon fast apokalyptisch, dank eines tobenden Zyklons, der das öffentliche Leben nahezu zum Stillstand kommen und die Ermittler einen Kampf gegen die rohen Naturgewalten austragen lässt. Gerade die letzten Kapitel waren absolut packend zu lesen!

FAZIT:
Ein rätselhafter Fall, ganz viel Australien-Atmosphäre und ein Ermittler, über dessen familiäre Probleme viel zu lesen ist. Ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Reihe!

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