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Veröffentlicht am 18.06.2018

Asterix goes Ruhrgebiet again - wieder genial umgesetzt von Hennes Bender

Asterix Mundart Ruhrdeutsch IV
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In der Reihe Asterix Mundart liegt nunmehr der vierte Band auf Ruhrdeutsch vor, der diesmal wieder vom Bochumer Comedian Hennes Bender detailgetreu und absolut liebevoll umgesetzt wurde.

Ihm gelingt hier ...

In der Reihe Asterix Mundart liegt nunmehr der vierte Band auf Ruhrdeutsch vor, der diesmal wieder vom Bochumer Comedian Hennes Bender detailgetreu und absolut liebevoll umgesetzt wurde.

Ihm gelingt hier zum zweiten Mal auf vortreffliche Art und Weise, der Geschichte den typischen Ruhrpottcharme zu verpassen, ohne die Grundidee der Ursprungsgeschichte zu verändern oder gar zu verraten.

Durch das ausführliche Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe aus dem Ruhrdeutschen erklärt werden, kann auch der Nichtruhri der Geschichte folgen und wird eine Menge Spaß dabei haben, auch wenn er vielleicht nicht jede der kleinen Anspielungen auf reale Personen und Geschehnisse verstehen wird, die Hennes Bender in die Texte einfließen lässt.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Beeindruckendes und zutiefst bewegendes Zeitdokument, das zur Pflichtlektüre werden sollte

Wofür es lohnte, das Leben zu wagen
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Der Augenarzt Helmut Machemer aus dem münsterländischen Stadtlohn heiratet im Jahr 1932 seine große Liebe, die Halbjüdin Erna und führt mit ihr eine äußerst harmonische Ehe, aus der insgesamt drei Kinder ...

Der Augenarzt Helmut Machemer aus dem münsterländischen Stadtlohn heiratet im Jahr 1932 seine große Liebe, die Halbjüdin Erna und führt mit ihr eine äußerst harmonische Ehe, aus der insgesamt drei Kinder hervorgehen.
Als die Familie nach der Machtergreifung durch die NSDAP immer mehr unter Druck gerät und zum Opfer der Rassenideologie und der später daraus resultuierenden Rassengesetze von 1935 zu werden droht, sieht Helmut nur noch einen Ausweg: Er meldet sich im Alter von 36 Jahren freiwillig zum Dienst in der Wehrmacht, um über Auszeichnungen und Beförderungen eine "Bescheinigung der Deutschblütigkeit" für seine Familie auf dem Gnadenweg zu erhalten.
Und so nimmt er als Truppenarzt einer Panzer-Aufklärungs-Einheit auch an dem im Juni 1941 beginnenden Deutsch-Sowjetischen-Krieg teil.
Um diese Zeit zu dokumentieren, pfegt er über die gesamten Jahre in der Wehrmacht einen ausführlichen Schriftverkehr mit seiner Frau und den Kindern. Dort beschreibt er in einer fast schon schonungslosen Offenheit und weitestgehend fernab der sonst so üblichen Kriegspropaganda den Alltag an der Front.

Helmut Machemers Sohn Hans hat nun nach über 75 Jahren zusammen mit dem Historiker Christian Hardinghaus den umfangreichen Briefwechel und die zahlreichen Bilder, Filme und Dokumente gesichtet und die Briefe und Fotos aus dem Zeitraum zwischen Oktober 1941 und Mai 1942 zu einem einzigartigen und beeindruckenden Zeitdokument zusammengestellt, das mich beim Lesen zutiefst bewegt hat.

Wir erleben hier einen Mann, der auf der einen Seite ständig bemüht ist, sich seine Menschlichkeit in all dem Grauen um ihn herum zu bewahren, und auf der anderen Seite aber auch immer wieder eine ziemliche Entschlossenheit an den Tag legt, sein selbst gestecktes Ziel mit (fast) allen Mitteln zu erreichen.
Der Wandel, den Helmut Machemer in den Jahren an der Front durchläuft, lässt sich dabei auch ziemlich gut an den Änderungen in seinem Schreibstil und seiner Ausdrucksweise ablesen.

Ein wichtiges und sehr bewegendes Buch, das gerade in der heutigen Zeit eigentlich zur Pflichtlektüre werden sollte.


Die Geschichte von Helmut Machemer liefert auch die Vorlage für den Roman "Ein Held dunkler Zeit" von Christian Hardinghaus, der eine wunderbare Ergänzung zu diesem Sachbuch darstellt und den ich ebenfalls wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Tiefgründiger und verstörender Psychothriller um eine Frau auf einem gnadenlosen Rachefeldzug

Gleis der Vergeltung
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Auch mit ihrem neuesten Buch ist der Autorin Astrid Korten wieder ein tiefgründiger und verstörender Psychothriller gelungen, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Das die Geschichte zudem noch ...

Auch mit ihrem neuesten Buch ist der Autorin Astrid Korten wieder ein tiefgründiger und verstörender Psychothriller gelungen, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Das die Geschichte zudem noch auf einer wahren Begebenheit beruht, steigert den Schrecken, der eh schon hinter dieser Geschichte lauert, noch um ein Vielfaches.

Auch nach 7 Jahren hat Lynn von Raaben den Verlust ihres Verlobten Benedikt, der auf dem Weg zu ihrer Hochzeit tödlich verunglückt ist, noch nicht überwunden. Sie lebt nun ziemlich zurückgezogen, der einzige Halt im Leben ist ihr an Demenz erkrankter Vater. Als sich eine geheimnisvolle Frau bei ihr meldet und mit einer verspäteten Zeugenaussage den Tod von Benedikt plötzlich in einem ganz anderen Licht dastehen lässt, begibt sich Lynn auf einen gnadenlosen Rachefeldzug. Dieser Weg und seine Folgen reißen aber auch eine alte, lange verdrängte Wunde aus ihrer eigenen Vergangenheit wieder auf ...

Die Autorin erzählt ihre gut aufgebaute Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Lynn und denen der jeweiligen Ziele ihres perfiden Racheplanes. Mit geschickt eingestreuten Rückblenden und einigen überraschenden Wendungen setzt sich das Gesamtbild erst nach und nach zusammen, bis es am Ende dann seinen gesamten Schrecken enthüllt.
Der packende Schreibstil, ein perfekt funktionierender Spannungsbogen und die äußerst vielschichtig charakterisierten Protagonisten tragen auch einen gehörigen Teil dazu bei, das man das Buch beim Lesen gar nicht mehr aus der Hand legen will.

Ein überzeugendes Buch, das es schon alleine wegen seines wichtigen Themas verdient hat, eine große Leserschaft zu finden.
Ich kann dieses Werk jedem Liebhaber von spannenden und abgründigen Psychothrillern auf jeden Fall nur wärmstens empfehlen.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Harter und überzeugender Polizei-Thriller aus Frankfurt

Geister
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Jo Lasker leitet das Einsatz- und Fahndungskommando (EFKO) der Frankfurter Polizei, das zwar eine hohe Erfolgsquote aufweist, aber auch im Verdacht steht, sich nicht immer punktgenau an die Vorschriften ...

Jo Lasker leitet das Einsatz- und Fahndungskommando (EFKO) der Frankfurter Polizei, das zwar eine hohe Erfolgsquote aufweist, aber auch im Verdacht steht, sich nicht immer punktgenau an die Vorschriften zu halten. So geraten Jo und sein Team ins Visier der Polizeiführung, denen das EFKO und seine Methoden ein Dorn im Auge ist.
Tigran Bedrossian, ein Armenier, der vor einem Jahr über die Türkei und Bulgarien den Weg nach Deutschland gefunden hat und dabei einen festen Plan verfolgt, sucht in Frankfurt Kontakt zur Arkadas, der türkisch-armenischen Mafia.
Als Lasker den Fahndungsauftrag für einen Drogenabhängigen erhält, der im Verdacht steht, seine Eltern bestialisch ermordet zu haben, und Tigran zeitgleich von der Arkadas mit dem Mord an eben diesem Mann beauftragt wird, setzt sich eine Spirale in Gang, bei der es schon bald nicht mehr um Gut und Böse, sondern nur noch ums Überleben geht ...

Jens Bühler, im wahren Leben selbst als Kriminalhauptkommissar tätig, zieht seine Leser von der ersten Seite in seinen Bann und von Seite zu Seite immer tiefer in die Geschichte hinein. Die überzeugend konstruierte Story, die immer wieder mit überraschenden Wendungen aufwartet, entfacht eine wahre Sogwirkung und steuert schnurstracks auf einen fulminanten Show-Down zu, der die Spannung noch einmal in die Höhe treibt, um sich dann fulminant zu entladen.
Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen dabei immer mehr und es wird klar, das niemand diese Geschichte unbeschadet überstehen kann und wird.
Hart, realistisch, gut, so muss ein Thriller sein.

Wen die Bücher von Horst Eckert begeistern, wird auch diesen Thriller förmlich verschlingen.

Veröffentlicht am 08.06.2018

Düster, spannend und kompromisslos - ein Polizei-Thriller der Extraklasse

Mit allen Mitteln
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Der Frankfurt-Thriller "Geister" von Jens Bühler gehörte zu meinen absoluten Lesehighlights im Jahr 2016 und konnte mich auf ganzer Linie begeistern. Und so bin ich mit einer ziemlich hohen Erwartungshaltung ...

Der Frankfurt-Thriller "Geister" von Jens Bühler gehörte zu meinen absoluten Lesehighlights im Jahr 2016 und konnte mich auf ganzer Linie begeistern. Und so bin ich mit einer ziemlich hohen Erwartungshaltung an dieses Buch, in dem die Vorgeschichte von Jo Lasker und seinem Team erzählt wird, herangegangen.
Meistens wird man in solchen Fällen ja eher enttäuscht, dieses Buch ist aber eine der wenigen Ausnahmen und wird dieser Erwartungshaltung voll und ganz gerecht.

Und so begleiten wir Jo Lasker wieder durch die düsteren Ecken der Mainmetropole, wo er auf direkte Anweisung seines Vorgesetzten Weidner mit seinem neu zusammengestellten Team dem Mörder der Serbin Romina Radulovic auf die Spur kommen soll. Das die Teammitglieder dabei eine Menge an eigenen Sorgen und Problemen mitschleppen, macht die Ermittlungen nicht wirklich einfacher.

Wie schon im ersten Buch hat mich der Autor von der ersten Seite an mit einem packenden Schreibstil in seinen Bann gezogen. Atemlos folgt man der gut konstruierten Geschichte und fiebert mit den hervorragend gezeichneten Charakteren mit, die trotz oder gerade wegen all der persönlichen Schwächen, mit denen sie ausgestattet sind, eine ungeheure Faszination ausüben.
Jens Bühler, im wahren Leben selber als Kriminalkommissar tätig, weiß worüber er schreibt, und das merkt man seinen Büchern auch jederzeit an.
Seine Figuren haben nicht viel mit den typischen Buch- oder Fernsehermittlern zu tun, sondern strahlen eine wilde Lebendigkeit aus und verfügen über reichlich Ecken und Kanten. Man muss sie nicht lieben, aber kaltlassen werden sie auch kaum jemanden.

Wer Gefallen an harten und kompromisslosen Thrillern findet, kommt an Jens Bühler einfach nicht vorbei.