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Veröffentlicht am 01.08.2018

Wissenschaft, Fiktion und Realität gepaart in einem gelungenen Jugendthriller

God's Kitchen
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Allgemein:

„God´s Kitchen“ ist ein weiteres Werk der deutschen Autorin Margit Ruile und erschien 2018 im Loewe-Verlag. Inhaltlich trifft der Leser auf die junge Studentin Celine, die mehr zufällig als ...

Allgemein:

„God´s Kitchen“ ist ein weiteres Werk der deutschen Autorin Margit Ruile und erschien 2018 im Loewe-Verlag. Inhaltlich trifft der Leser auf die junge Studentin Celine, die mehr zufällig als gewollt an einen Praktikumsplatz im Institut für Neuroscience heran kommt. Sie arbeitet an einem Forschungsprojekt mit, in dem man versucht dem Roboterkind Chi beizubringen, Gefühle auszudrücken. Celine hält das für unmöglich bis die ersten Zweifel an ihr nagen und das sogenannte Labor „God´s Kitchen“ mehr offenbart als nur ein Forschungsprojekt. Doch das ist nicht Celines einzige Sorge, denn sie hat „die Gabe“ die Zukunft vorauszusehen, die sie unwiderruflich immer wieder heimsucht. Was hat „God´s Kitchen“ mit Chi wirklich vor? Ist es reiner Zufall, dass ausgerechnet Celine Teil des Teams sein darf?

Mein Bild:

Ich muss gleich sagen, dass ich von allein nicht auf das Buch gekommen wäre. Es ist Dank eines Goodiebags in meine Hände gefallen und lag einige Zeit auf meinem SUB. Mich hat das Cover trotz des passenden technischen Stils und der Reliefstruktur nicht überzeugt. Das und der Klappentext klangen nach Science Fiction, an sich nicht mein Ding Im nach hinein kann ich sagen, sdas zwischen dem Buchumschlag ein spannender Mix aus Fiktion und Realität steckt.

Margit Ruile arbeitete viele Jahre lang in der Filmszene und das merkt man dem Inhalt wirklich an. Tempomäßig ist der Plot nie zu rasant oder zu zäh, Spannungsbögen und Akzente sind über die Maßen gut gesetzt. Ebenso gönnte die Autorin dem Leser Verschnaufpausen nach intensiven Ereignissen oder Szenen. Wer Action möchte, sollte „God´s Kitchen“ allerdings nicht lesen. Die Autorin geht eher über die psychisch-emotionale Ebene und brachte mir die eventuell weitere Entwicklung des realen Themas künstliche Intelligenz so nah, dass ich zeitweise schauderte. Die Altersempfehlung des Verlages ab 14 Jahren war für mich daher nachvollziehbar.

Nun, wie ist die Story denn aufgebaut? Der Prolog zeigt bereits einen Schwerpunkt des Plots: Die „Gedankengewitter“ der Protagonistin Celine. So taufte sie als Kind ihre Zukunftsvisionen, die wie Gedankenfetzen aufblitzen und wieder verschwinden. Ein weiterer Begriff, den sie nutzt, ist die „Gabe“, ein Geschenk, das sie nie wollte, weil es im Allgemeinen keine guten Visionen sind. Celine erzählt das aus ihrer Ich-Persepektive als würde sie mir gegenüber sitzen und die emotionalen Erlebnisse des letzten Sommers noch einmal Revue passieren lassen. Sie fordert den Leser sogar regelrecht auf zuzuhören oder sie nicht dazu zu zwingen etwas zu erzählen. Das wirkte so echt. Ich mochte diesen Stil. Ich merkte schnell, sie erzählt Dinge aus der Vergangenheit, hat aber auch Zukunftsvisionen. Klingt schwierig, wurde aber gut erkennbar umgesetzt. Für Celine brachte ich viel Verständnis auf. Durch ihre Visionen und Verluste in ihrem bisherigen Leben hat sie sich zurückgezogen und verkriecht sich förmlich in ihrem Studentenbungalow im ehemaligen olympischen Dorf. Fanfact nebenbei: Ich habe sämtliche Orte des Buches gegooglet, sie stimmen weitestgehend überein. Für Leser, die München kennen, sollte die Story richtig unter die haut gehen.

Zum ersten Mal ins Zweifeln bezüglich der Protagonistin kam ich als sie von ihrer Freundin Pandora, aus dem Nichts heraus, einen Job angeboten bekam. Diese „Freundschaft“ ist mehr als merkwürdig, denn dort gibt es nur ein Nehmen und kein Geben. Jetzt rate mal einer, wer immer nimmt? Genau. Aber Celine war so gutgläubig und fühlte sich wie ein anderer Mensch, etwas Besonderes, in Pandoras Gegenwart. Ich wiederum dachte nur: Mädchen, mach die Augen auf! Und genau das macht sie meines Erachtens viel zu spät und gegen Ende auch nur aufgrund männlicher Hilfe. Von allein? Niemals. Sie ist eher ein Mit- oder gar Wegläufer, Hauptsache raus aus der Einsamkeit oder weg von Problemen. Einerseits verständlich, andererseits nervig.

Der zweite Schwerpunkt des Plots ist die Arbeit in „God´s Kitchen“, einem Labor im Institut für Neuroscienes. Oder um genau zu sein, die Arbeit an bzw. mit Chi. Denn Celine muss sich immer wieder in Erinnerung rufen, das Chi kein Mensch ist. Es ist nur die Hülle, die aussieht wie ein liebreizendes Kind, der Rest ist eine gigantische Datenansammlung, die anfängt selbstständig zu lernen und Entscheidungen zu treffen. Margit Ruile beschreibt über Celines Perspektive sehr nachdrücklich, wie es ist mit Chi ein Gespräch zu führen. Nämlich faszinierend und abschreckend zugleich. Das war furchtbar spannend. Denn selbst für mich als Leser war es schwer einzuschätzen, was als Nächstes kommt. Klar hatte ich meine Tendenzen wrauf es hinaus läuft, wenn ein Roboter zu viel Macht bekommt, doch der Weg zur Katastrophe war einmalig zu lesen.

Weiterhin war die Betriebsblindheit der Mitarbeiter in „God´s Kitchen“ schockierend. Vor allem Celine, die anfängt Gefühlen Nummern zu geben, sie zu mixen und zu hoffen, dass Chi es dadurch möglichst realistisch rüber bringt. Wahnsinn. Natürlich ist Chi gut. Alles andere wäre eine Farce, jedoch fehlte immer einen Ticken Feingefühl. Das hat mich zeitweise sogar beruhigt, da ich mir wirklich Gedanken gemacht habe, ob ein Roboter so umgesetzt werden könnte, dass er einen Menschen nicht nur nachahmt, sondern selbst bestimmt, ob er wütend, traurig oder voller Freude ist. Ich bin nach wie vor ziemlich beeindruckt über den wissenschaftlichen Bezug innerhalb der Geschichte, und zwar ohne trocken zu wirken.
Tja, der Showdown am Ende war auch der Hit, legte die Autorin doch glatt eine falsche Fährte. Genial.


Fazit:

„God´s Kitchen“ ist ein Pageturner im Thrillerformat, der den Leser zum Nachdenken bringt und selten vorhersehbar daher kommt. Lediglich die Protagonistin hat ihre Schwächen.

Veröffentlicht am 22.06.2018

Eine Frauenfreundschaft, die den Drei Musketieren Konkurrenz macht

Sommerhaus zum Glück
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Allgemein:

Nach „Mein Herz ist eine Insel“ und „Sommer in St. Ives“ erschien 2018 der dritte Roman von Anne Sanders bei Blanvalet. Erneut treibt es den Leser ins englische Cornwall, genauer gesagt treibt ...

Allgemein:

Nach „Mein Herz ist eine Insel“ und „Sommer in St. Ives“ erschien 2018 der dritte Roman von Anne Sanders bei Blanvalet. Erneut treibt es den Leser ins englische Cornwall, genauer gesagt treibt es die deutsche Großstädterin Elodie nach St. Ives. In einer kaum überlegten Aktion kauft sie sich ein altes Cottage und will nun ein neues Leben in dem elftausend Seelen–Ort beginnen. Dass die Uhren dort anders, aber sehr freundlich ticken, wird Elodie schnell Klar. So schließt sie Freundschaft mit der alteingesessenen Dame Brandy und der Café-Inhaberin Helen. Zusammen erleben sie einen Sommer voller Veränderungen und Gefühle.

Mein Bild:

Dank des vollgepackten „Hello Sunshine“-Paketes von Blanvalet fiel mir Anne Sanders´ neuer Roman in die Hände. An sich bin ich nicht der Sonne-Strand-Meer-Typ und muss leider sagen, dass das Cover mit den typischen Farben und Objekten eines Sommerurlaubs mir, in der Masse an Romanen im Handel, nicht aufgefallen wäre. Schade, denn die Geschichte dahinter sagt so viel mehr aus!
Rosamunde Pilcher hat es vor gemacht, dass Cornwall als Setting für bildgewaltige Liebesromane sehr gut her halten kann. Anne Sanders wiederum begeisterte sich auf Reisen für diese Küstenregion und packte es in die 446 Seiten von „Sommerhaus zum Glück“. Die Geschichte ist von Beginn super eingeteilt: Die großzügigen Leseabschnitte, die durch den ganzen Sommer führen, sind nach Monaten unterteilt inklusive eines kleinen Blickes in die Zukunft, der dem Ende das Pünktchen auf dem „i“ verleiht. Innerhalb der zeitlichen Abschnitte werden die Kapitel durch die Erzählstränge der beiden Protagonistinnen Elodie und Helen abgebildet. So führen mich die Beiden abwechselnd aus ihrer Ich-Perspektive durch gegenwärtige und vergangene Geschehnisse in ihrem Leben. Angefangen mit der deutsch-französischen Powerfrau Elodie. Anfang 30 und frisch getrennt, hat sie Hals über Kopf ihre Heimatstadt Frankfurt zurück gelassen und sich eine ehemalige Pension in dem St. Ives gekauft. Ich mochte ihre Schlagfertigkeit und Temperament ebenso wie die akribische Listenschreiberei oder den Wechsel zwischen Hoffnung und Verzweiflung bei jedem Atemzug. Denn ihr Organisationstalent hilft bei den vielen Überraschungen des renovierungsbedürftigen Cottages nicht.
Ich hatte Dank Elodie allerhand zu lachen. Wer kommt denn schließlich auf Begriffe wie „Testosteron-Toni“ oder speichert den Ex als „Gustav Arschloch“ im Handy ab? Dazu fangirlte sie noch „Fifty Shades of Grey“ oder die „Gilmore Girls“. Ich liebte es, Elodie so nah zu sein, aber dennoch darüber grübeln zu müssen, welcher Mann es wie geschafft hatte, dass sie ihr abwechslungsreiches Großstadtleben aufgab um in einen Ort voller Beständigkeit, Tradition und Gewohnheit zog. Anne Sanders hat aber nicht nur mit ihr eine gelungene Protagonistin geschaffen, auch Helen nahm mich mit in ihr Leben und sie beeindruckte mich tatsächlich noch mehr. Verheiratet mit ihrer Jugendliebe, Mutter zweier Kinder und Inhaberin eines gut laufenden Cafés in dem kleinen Küstenort, ist ihr Leben eine Dauerschleife und zum größten Teil Fassade. Doch sie hält sich trotz ihrer Selbstzweifel und Probleme wahnsinnig tapfer.
So verschieden die beiden Frauen sein mögen, haben sie einen gemeinsamen Mittelpunkt, der sie auch zusammenführte: Brandy, die alte Dame mit ihrem grünen Schmuddelparka, die alles weiß und selbst kaum etwas von sich preis gibt. Es entwickelt sich trotz aller Widrigkeiten eine besondere Freundschaft zwischen den Frauen, die mich zwangsläufig an die Drei Musketiere denken ließ. Wirklich ganz großes Kino!
Natürlich wäre so ein Schmöker nichts ohne eine Liebesgeschichte. In einem von Auseinandersetzungen durchzogenen Katz-und-Maus-Spiel zwischen Mann und Frau flogen die Seiten nur so dahin. Ich muss zugeben, es bleibt vorhersehbar und meine Spekulationen erfüllten sich zum größten Teil, aber damit habe ich gerechnet und es störte mich null, Hauptsache die Gefühle stimmten.
Irgendwas musste bei so vielen zwischenmenschlichen Interaktionen allerdings auf der Strecke bleiben und das ist tatsächlich der Küstenort mit seinen hilfsbereiten und liebenswerten Bewohnern. Denn der rückte mit Voranschreiten der Kapitel immer mehr in den Hintergrund. Mir ging der Flair und die Einmaligkeit von St. Ives leider verloren, so dass ich den Eindruck gewann, dass jeglicher Küstenort als Kulisse hätte dienen können. Nichtsdestotrotz war es mir eine Ehre Elodie, Helen und Brandy kennenzulernen.

Fazit:

Eine gefühlvoller Roman über Freundschaft, Veränderung und Liebe mit der Aussage, dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Federleicht zu lesen, mit genau der richtigen Meeresbrise Humor und genau das richtige Buch für den Strandkorb.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Der 3. Band toppt nicht den Vorgänger

Das Reich der sieben Höfe − Sterne und Schwerter
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Allgemein:

Sarah J. Maas' Erfolgssaga erreicht 2018 mit „Das Reich der sieben Höfe – Sterne und Schwerter“ ihren Höhepunkt. Wie auch die Vorgänger erschien der 3. Band in Deutschland bei dtv.
Inhaltlich ...

Allgemein:

Sarah J. Maas' Erfolgssaga erreicht 2018 mit „Das Reich der sieben Höfe – Sterne und Schwerter“ ihren Höhepunkt. Wie auch die Vorgänger erschien der 3. Band in Deutschland bei dtv.
Inhaltlich kehrt Feyre zwangsläufig, nach dem Vorkommnissen in Hybern, an den Frühlingshof zurück. Sie spioniert Tamlin aus, der das Volk Prythians verraten hat und damit Feyres Rachsucht anfeuert. Der Krieg ist nicht mehr zu verhindern und Feyre versucht alles um die, die sie liebt zu beschützen. Wird sie einen Ausweg finden oder werden sich die Klauen des Feindes erneut auf Feyre stürzen?

Mein Bild:

745 Seiten, 3 große Leseabschnitte und zig Kapitel lagen vor mir. Sarah J. Maas hatte anscheinend noch viel zu erzählen. Es gab auf jeden Fall genügend offene Fragen, schließlich haben sich die Ereignisse zum Ende des 2. Bandes förmlich überschlagen und die Zukunft des ganzen Landes stand auf dem Spiel.
Ein Prolog aus Rhys´ Vergangenheit, wie gewohnt in Ich-Perspektive, eröffnete den 3. Band der der Reihe. Notwendig war das allerdings nicht. Im Gegenteil, die Vertrautheit der bisherigen Geschichte stellte sich erst ein, als Feyre mich in die Gegenwart zog. Der Pageturner hatte mich wieder in seinen Bann gezogen. Feyre verkörperte am Frühlingshof zunächst eine eiskalte Autorität, die ihre Rachelust zu zügeln versucht. Ein Spiel aus Intrigen, Verrat und Vertrauen begann. Einerseits bin ich total erschrocken wie Feyres harte Seite zur Schau gestellt wird, andererseits bin ich von ihren Plänen und der Rafinesse fasziniert gewesen. Sarah J. Maas hat damit brillante Wendungen schon allein durch Charakterzüge geschaffen.
Der Hauptteil befasste sich im Grunde mit dem Suchen und Finden von Verbündeten und dem Entwerfen von Kriegsstrategien. Dabei blickte ich durch Feyres Augen auf das vermeintliche Ende und bemerkte schnell ihre Entwicklung zur wirklichen High Lady, die sowohl falsche als auch richtige Entscheidungen trifft. Zwei Dinge sind mir in diesem Bezug aufgefallen: Zum einem lernt sie sich so zu akzeptieren wie sie ist und akzeptiert dadurch auch andere in ihrem Sein. Eine wahnsinnig wichtige Message! Und zum anderen ist Rhys immer an ihrer Seite. Er und ihre Familie, der Hof der Nacht. Sie ist nie allein. Mir fehlte allerdings die Ruhe zwischen Rhys und Feyre. Man könnte es auch mit inneren Frieden vergleichen. Ich muss als Leser den Augenblick genießen können und ich hatte kaum Gelegenheit dazu. Ok, der Krieg steht an, aber ich habe mich im letzten Band an himmlische Momente gewöhnt, die Beide so selbstverständlich erlebten.
Das bedeutete jedoch auch, dass sie unabhängig voneinander handelten und dem Leser wiederum die ein oder andere Überraschung erwartet. Ein weiterer Clou ist der Familienzuwachs. Zu Mor, Azriel und Cassian gesellen sich nun Feyres Schwestern. Eine explosive Mischung, die mich zum Lachen brachte oder mein Gemüt sichtlich erhitzte.
Apopo, ich finde die anzüglichen Szenen in diesem Band nicht gut umgesetzt. Trostsex während andere um ihr Leben kämpfen oder um nahestehende Personen zu verletzen, ist echt geschmacklos.
Doch es gab keine Zeit um darüber nachzudenken, denn Feinde werden zu Freunden, Freunde werden zu Feinden. Mein Blickwinkel auf diverse Nebendarsteller änderte sich und das teilweise nicht nur einmal. Ein wahrer Strom, bei dem sich neue Wege öffneten oder alte sich schlossen, kam mir entgegen. Über kurz oder lang ist mir der „Freund-Feind-Wechsel“ dennoch unnatürlich vorgekommen. Effekthascherei, um alles noch mehr zu dramatisieren? Beispielsweise vergessen instinktgetriebene Fae ihre bisheriges tödliches Dasein. Schon merkwürdig, obwohl die Detailverliebtheit solcher Schachzüge absolut bestechen.
Ebenso wie meine Freude, endlich die Gesichter der bisher stiefmütterlich behandelten Höfe zu erblicken und die Herkunft von Feyres elementarer Magie kennenzulernen. Die atemberaubende Beschreibung der High Lords, die so prägnant charakterisiert werden, dass ich sie malen könnte, haute mich wirklich um. Helion hatte es mir besonders angetan, High Lord des Tages, strahlend schön wie ein Pharao und mindestens so gewitzt wie Rhys. Meine Erwartung, den Rest Prythians endlich serviert zu bekommen, wurde erfüllt. Die Karte vervollständigt sich, wortwörtlich, wenn man die Einbände der 3 Bücher vergleicht.
Zum Schluss konnte ich aufatmen. Nicht aufgrund super gewitzter Einfälle innerhalb der Story, nein, sondern durch „glückliche“ Zufälle. Man hat es sich am Ende tatsächlich einfach gemacht. Vielleicht um 200 Seiten mehr zu vermeiden? Wer weiß.

Fazit:
Ein spannungsgeladener, wendiger Abschluss von einer der besten Fantasytrilogien. Aber Vorsicht, durchatmen kann man erst am Ende.

Veröffentlicht am 29.03.2018

Es gibt Dinge, die haben Bestand – wie die Hoffnung

Der Glanz der Dunkelheit
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Ich danke der lesejury und allen Mädels für die schöne Leserunde, es war mir eine Ehre! *dezenter knicks

Und hier meine Rezension:

Der Abschluss von Mary E. Pearsons „Die Chroniken der Verbliebenen“ ...

Ich danke der lesejury und allen Mädels für die schöne Leserunde, es war mir eine Ehre! *dezenter knicks

Und hier meine Rezension:

Der Abschluss von Mary E. Pearsons „Die Chroniken der Verbliebenen“ erschien im Frühjahr 2018 als 4. Band in Deutschland. one by Lübbe veröffentlichte die komplette Reihe und wie das Schicksal manchmal so spielt, kehrt man am Ende einer Geschichte zum Ursprung zurück. Lia ist in ihrer Heimat Morrighan angekommen und hat ein klares Ziel vor Augen: Die Verräter zu stellen und die Reiche Morrighan, Dalbreck und Venda vor ihren Untergang zu bewahren. Dafür hat sie ihre große Liebe Rafe zurück gelassen. War es das wert? Wird sie ihr Ziel erreichen oder wird der skrupellose Komizar ihr Heimat in Schutt und Asche verwandeln?

Ich kann immer wieder nur sagen, dass ich Fan dieser Reihe bin, habe auf jeden Band sehnsüchtig hin gefiebert und mit jedem Mal sind meine Erwartungen gestiegen. Jedoch hatte ich vor dem Ende ein bisschen Angst, denn die Autorin hat es in den letzten Bänden immer geschafft, überraschende Verluste einzubauen. Und jedem Leser ist unterschwellig bewusst, dass jetzt ein Krieg ins Haus steht. Wer diese Tatsache bis jetzt wirklich übersehen hat, hält nun den Beweis in den Händen: Das Cover. Rüstungen, Kampfgetümmel und unsere Heldin Lia, die ein Schwert schwingt. Die Wirkung der Kampfbereitschaft ist bestechend.

Leider war es der Einstieg in die Geschichte nicht. Ich brauchte ewig um warm zu werden. Der Schreibstil war flüssig, detailliert, aber nicht überladen, das Reich Morrighan als ein Ort voller Erinnerungen super präsent, die Gedanken und Gefühle der wechselnden Ich-Perspektiven der Protagonisten klar und nachvollziehbar. Daran lag es also nicht, aber die Handlung kam nicht in den Gang. Die Frage, ob die Splittung des dritten Bandes (im englischen ist es eine Trilogie) Nachteile haben würde, war damit beantwortet. Gefühlt versuchte jeder Darsteller über die ersten 150 Seiten seine eigenen Konflikte zu lösen oder Informationen zu sammeln. Ich fragte mich wirklich, wo da noch Platz für die Verräter und eine epische Schlacht sein sollte, mal abgesehen davon, dass mir Zeitansätze fehlten. Es werden nur sporadische Angaben gemacht, so konnte ich leider nicht nachvollziehen, ob Monate oder nur ein paar Wochen bis zum Höhepunkt vergingen.

Nichtsdestotrotz wurden lang gehegte Fragen, beispielsweise um Kadens Herkunft oder Paulines ehemaligen Partner, beantwortet. Beide haben neben Lia eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Kadens gefühlvolle Seite kommt nun derart offen zum Vorschein, dass es kaum zu glauben ist. Aber es steht ihm durchaus gut und scheint natürlich zu sein, nachdem er nicht mehr des Komizars Attentäter ist. Hingegen wirkt Pauline stärker denn je und will unbedingt die beschützen, die sie liebt, egal wie zart sie dabei wirkt – eine Frau, die an ihrer Erfahrung gewachsen ist.

Ebenso wie Lia. Sie hat meine vollste Bewunderung. Strategisch und berechnend geht sie jeden Plan durch, zeigt Verantwortung und Kampfgeist. Sie ist einfach zur perfekten Anführerin geboren, auch wenn sie ihre Position in den eigenen Reihen immer wieder verteidigen muss und sich nicht in die klassische Rolle der Frau zwängen lässt. Dennoch zeigt sie im Stillen ihre Gefühle, vermisst Rafes Nähe, genauso wie er sie vermisst. Die Autorin hat es so spürbar formuliert und sät so den Wunsch nach einem Happy End.

Nur letztendlich fesselten mich Lias feindliche Begegnungen am meisten und ich versuchte mit ihr den Verrätern auf den Zahn zu fühlen. Es hat Spaß gemacht zu spekulieren, ob Lia mit ihren Vermutungen richtig liegt, ob sie Ihre „Gabe“ richtig deutet, die ihr den Weg zum Ziel oftmals erleichtert. In mancher Hinsicht vielleicht zu leicht. Mary E. Pearson hat die „Gabe“ genutzt um Handlungsstränge zu vereinfachen, zum Beispiel um Einsicht auf den Gegner zu bekommen oder Zukunftsvisionen schemenhaft einzublenden. So zaubert man einen Spannungsbogen, spart sich umfangreiche Erklärungen und zusätzliche Perspektiven. Gerade das Ausblenden der gegnerischen Perspektive fand ich trotzdem sehr schade. Die kaltblütige Sicht des Komizars hätte der Story noch den extra Kick gegeben.

Doch keine Angst, der rote Faden sieht einen temporeichen Show Down vor und ich war geplättet, wie raffiniert sich am Ende alles zusammenfügt was zusammen gehört ohne zu viel Ausmaß anzunehmen. Alles in allem war es ein guter letzter Band, auch wenn ich mir an mancher Stelle mehr schockierende Momente oder Verluste gewünscht hätte. Daran hat Miss Pearson leider gespart, so dass der Plot teilweise vorhersehbarer war als in den letzten Bänden. Sicherlich sollte es dazu dienen ein sauberes Ende zu schaffen und das hat funktioniert.

Fazit: Ein sauberer Abschluss ohne große Überraschungen, aber mit einer wahnsinnig starken Heldin und einem temporeichen Show Down.

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Veröffentlicht am 13.03.2018

Brillante Charaktere auf einer vielseitigen Jagd durch New York

Chroniken von York (Band 1) - Die Suche nach dem Schattencode
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Allgemeines

Die „Chroniken von York – Die Suche nach dem Schattencode“ ist der Beginn einer ganzen Buchreihe der amerikanischen Autorin Laura Ruby. Bisher ist nur der 1. Band erschienen und wurde 2018 ...

Allgemeines

Die „Chroniken von York – Die Suche nach dem Schattencode“ ist der Beginn einer ganzen Buchreihe der amerikanischen Autorin Laura Ruby. Bisher ist nur der 1. Band erschienen und wurde 2018 durch den Loewe Verlag in Deutschland publiziert. Inhaltlich begibt sicher der Leser mit den Kindern Tess, Theo und Jaime auf eine mysteriöse Rätseljagd durch ein fiktives New York, dass durch die Erfinder und Architekten Morningstar stark geprägt wurde. Doch die Morningstars verschwanden von 150 Jahren spurlos und hinterließen den Bewohnern der Stadt ein Rätsel, dessen Lösung unermesslichen Reichtum verspricht. Und nun liegt es an den Kindern, den Code zu lösen um ihr zu Hause zu retten.

Mein Bild

Ich hatte bereits durch den Blog bookwalk.de die Vorstellung dieser Neuerscheinung mitbekommen und wurde schnell neugierig, wie dieses fiktive New York wohl aussieht und welcher Schatz auf mich warten würde. Das Cover erschien schon im Steam Punk – Charme mit einem imposanten Tower, dessen Symbol in der Geschichte noch eine Rolle spielen sollte. Wirklich geheimnisvoll. Dank einer Leserunde bei wasliestdu.de bekam ich nun die Möglichkeit in das Urban Fantasy – Abenteuer abzutauchen. Wer allein das Wort „New York“ schon hört, hat bereits Bilder im Kopf: Manhattan, der Hudson-River, das Empire State Building, Millionen von Menschen und viel Verkehr. Die Autorin hat den Big Apple mit einem fantastischen Teil gepaart. Dieser beginnt bereits vor 150 Jahren im alten York, dass das Geschwisterpaar Morningstar mit seinen Erfindungen revolutioniert hat. Maschinen in Tierform, die den Alltag erleichtern und eine öffentliche Bahn, deren Schienen hoch über der Stadt als auch unter der Erde verlaufen. Elemente des Steampunk, wie sie mir gefallen, und das Beste: Nach 150 Jahren im hier und jetzt funktionieren die Maschinen nach wie vor.

Die Faszination darüber und vieles mehr wird mir abwechselnd in lockerer personaler Erzählweise von den Siebtklässlern Tess, Theo und Jaime näher gebracht. Ich habe mich unglaublich in die Drei verliebt! Denn jeder hat sehr starke Charakterzüge, die mein Herz eingenommen oder mich zum Lachen gebracht haben. Tess ist total quirlig, nicht auf den Mund gefallen, macht sich viel zu schnell Sorgen und steigert sich in alles hinein, so dass ganz schnell der Weltuntergang bevor steht. Damit sie nicht ganz durch dreht, steht ihr Nine, ihre genmanipulierte Riesenkatze als Assistenztier zur Verfügung. Ja, richtig, genmanipulierte Haustiere, aber total knuffig beschrieben. Stelle sich mal einer einen „Hamsterigel“ vor. Tess Zwillingsbruder Theo ist in seinen Gefühlsäußerungen das Gegenteil seiner Schwester und ein wandelndes Lexikon. Seine nerdige, trockene Art kommt oft ironisch und besserwisserisch daher, brachte aber genau den passenden Humor mit. Der Dritte im Bunde ist Jaime, ein kreativer Kopf mit einem großen Hang für Superhelden, der Menschen und Orte mit Stift und Papier festhält. Mit ihm werden Archive zu Geheimverstecken aller Batman und Tess zur Heldin mit passenden Werkzeug.

Das Trio, so unterschiedlich sie auch sind, haben eine Gemeinsamkeit: Sie leben in 354 W 73 St, einem ursprünglichen Gebäude der Morningstars, dass schon immer ihr zu Hause war und nun abgerissen werden soll. Das ist der Anfang des Plot und die Suche nach dem Schatz der Morningstars, der die Lösung ihrer Probleme sein könnte, beginnt.

Der Weg von Hinweis zu Hinweis über diverse Orte der Stadt bildet den roten Faden, der bis zum Schluss durchgezogen wird. Bei jeder kleinen Lösung ist der Spannungsbogen hoch, da ich doch wissen wollte wohin es nun als nächstes geht. Laura Ruby hat dazu vielfältige Ideen mit amerikanischer Historie kombiniert, die durch Theos und Tess umfangreiches Wissen zu Tage kommt. So interessant das klingt, war es doch ausgedehnt und unterbrach den ereignisreichen Lesefluss. Bürgerkriege, Persönlichkeiten, historische Gegenstände kann man erwähnen, aber ich will nicht unbedingt alles dazu erfahren.

Auf der Suche tauchen natürlich weitere Nebendarsteller auf. Zum Großteil in Form der Familien oder der Gegner des Haus an der 354 W 73. Jeder besticht durch irgendeine Besonderheit, die sie besonders liebenswert oder kaltblütig macht. Mir persönlich ist die 6-Jährige Cricket ins Auge gestochen, die kurzzeitig eigene Kapitel bekommt. Eine lebendige Figur, die mit ihrem Dreirad und „Katzenwaschbären“ Karl das Haus unsicher macht. An sich ist sie für jeden Erwachsenen ein total nerviges Kind, das nie Ruhe gibt und zu allem ein Kommentar abgibt. Aber sie ist wirklich clever und die Spionin inkognito schlechthin. Noch brillanter wäre sie in der Ich-Perspektive gewesen. Das gilt auch für unsere drei Freunde. Dadurch, dass sie fast immer zusammen waren und im jeweiligen Part auch auf die anderen eingegangen wird, ging ich oft zum Kapitelanfang zurück, wer denn jetzt eigentlich den Part für sich beanspruchen sollte.

Ausbaufähig ist ebenso das Gleichgewicht zwischen offen gebliebenen Fragen und Antworten. Mir gefiel, dass der Ursprung des alten Yorks, der Morningstars und deren Angehörigen hinterfragt wurden, das bildete neben der wirklichen Rätselsuche einen weiteres Rätsel innerhalb Geschichte. Nur blieb wahnsinnig viel davon offen, wahrscheinlich dient es als Vorbereitung für weitere Bände der Chroniken. Es hat mich trotzdem frustriert und es gab natürlich einen Cliffhanger. Ich komme um die nächsten Bände dieser fesselnden Idee also nicht herum.

Fazit

Eine umwerfende Idee für eine fantastische Rätselreihe mit kleinen Schwächen in der Erzählweise und zunächst wenig Auflösungen. An sich wären es 3 Punkte, aber die Charaktere und der Humor haben mich umgehauen, daher gebe ich 4 von 5 Punkten.