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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.03.2020

Im Namen des Glaubens

Die brennenden Kammern
9

Südfrankreich zur Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Hugenotten, zehn Jahre vor der Bartholomäusnacht. Die junge Minou hilft in der Buchhandlung ihres Vaters aus. Sie gelangt eines Tages ...

Südfrankreich zur Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und Hugenotten, zehn Jahre vor der Bartholomäusnacht. Die junge Minou hilft in der Buchhandlung ihres Vaters aus. Sie gelangt eines Tages an einen geheimnisvollen Brief, der nur den Text „Sie weiß, dass Ihr lebt.“ enthält. Damit beginnt ein großes Abenteuer, dass Minou von Carcassonne über Toulouse bis nach Puivert führen wird. Umgeben von Freund und Feind muss sie sich behaupten und Geheimnisse lüften, die ihr bis dahin gar nicht bekannt waren. An ihrer Seite ist der Hugenotte Piet, der aber selbst viele Geheimnisse hütet und mit Verrat in den eigenen Reihen zu kämpfen hat. Die Zeit ist geprägt von Misstrauen und Gewalt zwischen Katholiken und Protestanten, die Ideen von Luther und Calvin haben Frankreich erreicht, doch die Katholiken haben größere Armeen, sind besser organisiert und ausgerüstet. Und natürlich wird auf beiden Seiten auch kräftig spioniert und denunziert, was nicht gerade zur Vertrauensbildung beiträgt. Konflikte sind vorprogrammiert, und dazwischen versucht Minou, ihre Menschlichkeit zu bewahren, die Familie zu beschützen und den Notleidenden zu helfen. Keine leichte Aufgabe, denn ein ehrgeiziger Kirchenfürst und eine herrschsüchtige Adlige versuchen, sie aus dem Weg zu räumen. Aber es ist die Geschichte einer starken jungen Frau, die ihren Weg gehen wird. Und auch die Liebe findet schließlich den Weg in ihr Herz.

Ein sehr spannender historischer Roman, der den Leser von der ersten Seite an mitnimmt und bis zum Ende nicht mehr loslässt. Kate Mosse schreibt eindrucksvoll und bildhaft; wunderbare, interessante und durchtriebene Charaktere bestimmen das Geschehen, das sich an den Gegebenheiten der damaligen Zeit orientiert und glaubhafte Szenarien vermittelt. Vorurteile, religiöser Fanatismus, Herrschaftsdenken und gewalttätige Auseinandersetzungen prägten das tägliche Leben. Der hugenottische Glaube stellte Offenheit und Toleranz dagegen, dass gefiel der katholischen Inquisition gar nicht.
Wie schon dreihundert Jahre zuvor die Katharer sind nun auch die Hugenotten den Katholiken ein Dorn im Auge. Im Roman bildet die reale historische Situation den Rahmen der fiktiven Handlung, die Einbindung der Fiktion in die damalige Realität ist der Autorin gut gelungen. Einige wenige kleinere Ungereimtheiten beeinträchtigen den Lesegenuss nicht.
Ein lesenswertes Buch, das ja erst den Auftakt zu einer Reihe über die Hugenottenkriege darstellt. Mir hat das sehr gut gefallen, und ich warte gespannt auf die Fortsetzung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 27.10.2018

Eine bemerkenswerte Persönlichkeit

Hemingway und ich
3

In einer kleinen Bar in Florida beginnt die Beziehung zwischen Ernest Hemingway und Martha Gellhorn. Er ist ihr Idol, doch bisher kannte sie ihn noch nicht persönlich. Das ändert sich jetzt. Hemingway ...

In einer kleinen Bar in Florida beginnt die Beziehung zwischen Ernest Hemingway und Martha Gellhorn. Er ist ihr Idol, doch bisher kannte sie ihn noch nicht persönlich. Das ändert sich jetzt. Hemingway ist schon ein bekannter Schriftsteller, Martha hat immerhin auch schon einen Roman veröffentlicht, der zweite soll bald folgen. Sie sieht gut aus, und sie gefällt dem bereits zum zweiten Mal verheirateten Mann. Nicht nur das Schreiben verbindet sie, sondern auch ihre Liebe zu Spanien. Dort kämpfen die Truppen von General Franco gegen die amtierende Regierung. Hemingway möchte helfen, Spanien vor der Eroberung zu bewahren, und Martha begeistert sich schnell für seine Idee. Sie wollen Geld sammeln für Krankenwagen, und sie beschließen mit einigen Freunden, nach Spanien zu reisen und von dort zu berichten.

Was auf den ersten Blick so aussieht, wie der Beginn einer großen Liebe, ist in Wahrheit der Beginn einer ziemlich problematischen Beziehung. Hemingway scheint Martha wirklich zu lieben, er möchte sie möglichst immer bei sich haben. Martha ist wie ihr Idol ein selbstständiger Geist, sie scheint ihn zwar auch zu lieben, aber sie möchte sich nicht einengen lassen. Sie möchte mit ihren eigenen Werken überzeugen und anerkannt werden, nicht als Frau an der Seite des großen Mannes. Beide wollen die öffentliche Anerkennung, beide wollen ihre Vorhaben durchziehen, ihre Reisen unternehmen, ihre Bücher schreiben. Vielleicht sind sie sich beide zu ähnlich gewesen, als dass daraus eine harmonische Beziehung hätte entstehen können. Sie haben es versucht, und sie sind am Ende gescheitert.

Da beide Figuren öffentliche Personen sind, dürfte ihre Geschichte vielen Lesern schon bekannt sein. Paula McLain beschreibt diese Beziehung aus ihrer Sicht. Sie hat sehr sorgfältig recherchiert, trotzdem darf man natürlich nicht vergessen, dass es sich hier um einen Roman handelt. Einen sehr guten Roman, wie ich finde, aber die Gefühle der Protagonisten sind eben nicht die wahren Gefühle der realen Personen. Fakten und Fiktion hat die Autorin dennoch sehr gut verbunden, sie weist auf die Problematik auch selbst in ihren Anmerkungen hin, was ich wichtig und gut finde.
In einer Zeit, als die Rolle der Frau noch hauptsächlich auf Haushalt und Kinder beschränkt war, war Martha Gellhorn eine Ausnahmeerscheinung. Sie wollte stets auf eigenen Füßen stehen, sie wusste, dass dies sehr schwer sein würde, doch sie war bereit, Risiken einzugehen. Große Risiken, die Mut erforderten und ihr viel abverlangten. Auf ihren Reisen und in den Kriegsgebieten dieser Welt war sie oft die einzige Frau unter Männern. Sie setzte sich durch und sie bewies, dass Frauen so viel mehr können, als nur am Herd zu stehen und Kinder zu hüten. Als Schriftstellerin kam sie nicht an das großartige Werk von Hemingway heran. Aber als Persönlichkeit war sie ihm mindestens ebenbürtig. Das Verdienst von Paula McLain ist es, an diese großartige Frau erinnert zu haben.

  • Einzelne Kategorien
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  • Geschichte
  • Erzähstil
  • Atmosphäre
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.07.2018

Ein Unfall mit Folgen

A Stranger in the House
0

Ein guter Krimi, der mit wenig handelnden Personen auskommt. Spannend bis zum Schluss, kurze Kapitel und ein überraschendes Ende – sehr gut lesbar.
Tom und Karen sind glücklich verheiratet und lieben einander. ...

Ein guter Krimi, der mit wenig handelnden Personen auskommt. Spannend bis zum Schluss, kurze Kapitel und ein überraschendes Ende – sehr gut lesbar.
Tom und Karen sind glücklich verheiratet und lieben einander. Eines Tages verlässt Karen überstürzt das Haus und fährt mit dem Auto in eine gefährliche Gegend, wo sie einen Unfall hat. Tom war noch nicht zu Hause, er erfährt erst durch die Polizei von dem Unfall seiner Frau. Er ist sehr besorgt, zumal Karen sich nicht mehr daran erinnern kann, wie es zu dem Unfall kam und was sie in jener Gegend der Stadt eigentlich wollte. Auch Karens beste Freundin Brigit besucht sie im Krankenhaus und macht sich Sorgen. Karen erholt sich langsam wieder von dem Unfall, doch ihre Erinnerungen kehren noch nicht zurück. Als Tage später in der Nähe des Unfallorts eine Leiche gefunden wird, klingeln bei der Polizei die Alarmglocken. Der Tote muss etwa zu der selben Zeit gestorben sein, als Karen ihren Unfall hatte. Gibt es da einen Zusammenhang? Detective Rasbach nimmt die Ermittlungen auf.
Es gibt einige interessante Wendungen in der Geschichte, die den Leser fesseln und zu eigenen Spekulationen inspirieren. Der Schreibstil ist anfangs vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, er tut der Spannung aber keinen Abbruch. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten von dieser Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Spannung
  • Psychologie
Veröffentlicht am 25.06.2018

Spannende Jagd nach alten Schriften

Die Bücherjäger
1

Eine fiktive Geschichte mit und um Personen, die tatsächlich gelebt haben. Allerdings nicht so, wie im Roman beschrieben. Gut, dafür ist es eben ein Roman. Die Abweichungen werden vom Autor im Nachwort ...

Eine fiktive Geschichte mit und um Personen, die tatsächlich gelebt haben. Allerdings nicht so, wie im Roman beschrieben. Gut, dafür ist es eben ein Roman. Die Abweichungen werden vom Autor im Nachwort und im Personenverzeichnis erklärt, die Klarstellungen sind wichtig und sind vorhanden.
Nun zur Geschichte selbst. Ein spannender Auftakt mit einem fliehenden Papst fesselt den Leser von Beginn an. Und es bleibt spannend auch im weiteren Verlauf, in dem sich eine ungleiche Gruppe von Bücherjägern auf die Suche nach geheimnisvollen Worten macht.
Poggio, der sympathische Italiener, immer auf der Suche nach alten Schriften, die er vor dem Verlust bewahren möchte. Der Barde Wolkenstein, der seinem König gefällig sein will, und sich davon Geld und Besitz erhofft. Die Witwe Agnes, die zunächst von ihren Rachegelüsten getrieben wird. Und schließlich Baldassare Cossa, der abgesetzte Papst, der immer noch hofft, dass man ihn wieder einsetzen könnte. Die Charaktere sind gut beschrieben, sie bringen einem die Protagonisten näher und lassen den Leser bei ihren Abenteuern mitfiebern. Die Schreibstil ist sehr eingängig, der Autor schreibt wortgewandt und ausdrucksstark.
Die Geschichte spielt vor dem Hintergrund des legendären Konstanzer Konzils, das dem großen abendländischen Schisma mit drei Päpsten schließlich ein Ende setzte. Und natürlich darf auch der deutsche König(und spätere Kaiser) Sigismund nicht fehlen, obwohl er in dieser Geschichte nur eine Nebenrolle spielt. Dass die historischen Daten nicht korrekt wiedergegeben sind, tut der Spannung beim Lesen keinen Abbruch. Die Story an sich ist in sich schlüssig, spannend und lesenswert. Es schadet ja auch nicht, wenn der geneigte Leser dazu angehalten wird, selbst ein wenig zu recherchieren und sich über das Konstanzer Konzil und die handelnden Personen eingehender zu informieren. Ich habe das getan, und ich empfand es als lehrreich und als weiteren positiven Effekt dieses Buches.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Originalität
Veröffentlicht am 20.02.2018

Es könnte so gewesen sein...

Frau Einstein
0

Als ich das so las, kam mir Einstein mitunter wie ein Scheusal vor. An mancher Stelle dachte ich, jetzt muss die Mileva doch endlich mal auf den Tisch hauen und ihm klar ihre Meinung sagen. Doch sie hielt ...

Als ich das so las, kam mir Einstein mitunter wie ein Scheusal vor. An mancher Stelle dachte ich, jetzt muss die Mileva doch endlich mal auf den Tisch hauen und ihm klar ihre Meinung sagen. Doch sie hielt sich immer wieder zurück und stellte ihr Licht unter seines. Das ist sicherlich der damaligen Zeit geschuldet, ich glaube nicht, dass eine Frau vom Format einer Mileva Maric sich so etwas heute noch gefallen ließe. Im ersten Teil des Buches war es sehr schön zu lesen, wie die beiden sich langsam näher gekommen sind. Da verhielt sich Albert auch noch sehr anständig. Das änderte sich, als Mileva schwanger wurde. Ein uneheliches Kind, das passte nicht in Einsteins Weltbild, dabei war er doch genau so daran beteiligt wie Mileva. Ich fand es schlimm, wie er sich danach verhalten hat.
Einfühlsam und eindrucksvoll beschreibt die Autorin die Empfindungen der körperlich behinderten Mileva. Die war ja schon als Kind sehr begabt, und ihr Vater förderte sie nach Kräften. Wieviel Mut gehörte wohl dazu, als einzige Frau unter Männern das Studium der Physik anzutreten? Von dem, was danach kam, ganz zu schweigen. Eine bemerkenswerte Frau.
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben. Und es ist ein Roman. Das darf man nicht vergessen, und die Autorin betont das ja auch ausdrücklich im Nachwort. Aber weil es sich um reale Personen handelt, fragt man sich schon, ob das alles wirklich so war. Wir wissen es nicht genau. Es könnte so gewesen sein, aber es könnte durchaus auch anders gewesen sein. Manches konnte Marie Benedict aus den Briefen ableiten, die Sache mit Lieserl ist ja immer noch nicht ganz klar. Ist sie wirklich gestorben oder wurde sie weggegeben? Auch der tatsächliche Anteil von Milevas Arbeit an der Relativitätstheorie ist umstritten. Mit Sicherheit hatte sie gehörigen Einfluss auf das Ergebnis, das glaube ich schon. Aber da gibt es halt viele Meinungen, und einig ist man sich bis heute nicht.

Das Buch lässt sich gut lesen, der Inhalt war für mich nicht ganz leicht verdaulich, ich hatte Albert Einstein, der sich stets für Frieden und Verständigung eingesetzt hat, nicht für so einen üblen Charakter im Privatleben gehalten, wie er hier geschildert wurde. Aber wie schon gesagt, es ist ein Roman, der nicht den Anspruch hat, die Realität korrekt wiederzugeben. Wir wissen es eben nicht genau. Das große Verdienst, welches ich der Autorin anrechne, ist die Tatsache, dass sie Mileva Maric ins rechte Licht gestellt hat. Das sie die Ereignisse aus ihrer Sicht beschreibt, und dass sie dazu beiträgt, den Namen dieser Frau nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das Buch war für mich ein Anstoß, mich näher mit Frau Einstein zu befassen. Dafür bin ich dankbar.