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Veröffentlicht am 10.10.2018

Einfach, aber spannend

VERAX - Das Experiment (Survival-Spielbuch)
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In diesem spannenden Sci-Fi Spielbuch strandet eine Crew mit ihrem defekten Raumschiff auf einer Raumstation. Bei dem Absturz kommen fast alle Mitglieder zu Tode. Als Spieler dürfen wir entscheiden, wer ...


In diesem spannenden Sci-Fi Spielbuch strandet eine Crew mit ihrem defekten Raumschiff auf einer Raumstation. Bei dem Absturz kommen fast alle Mitglieder zu Tode. Als Spieler dürfen wir entscheiden, wer überlebt: der Ingenieur oder der Soldat. Ich bin in die Rolle des Ingenieurs geschlüpft und durfte den Fortgang der Geschichte ab diesem Zeitpunkt selbst bestimmen.

Der Ingenieur ist so konstruiert, dass er in der Story eher Rätsel lösen muss, statt zu kämpfen. Beides ist auf der Station sehr gefragt, denn hier stimmt so einiges nicht: Ein Experiment ist furchtbar schief gegangen und nun verwandelt sich die Besatzung in mordende Horden. Die Aufgabe des Spielers ist klar: Herauszufinden, was genau passiert ist und die Station so schnell wie möglich wieder verlassen.

Dieses Szenario ist vielleicht nicht das allerneuste, aber es hat mir richtig viel Spaß gemacht. Das lag zunächst einmal an dem einfachen Einstieg in die Geschichte. Ein spannender Prolog zieht einen gleich mitten rein ins Geschehen. Die Regeln sind übersichtlich und nicht zu kompliziert, so dass nicht viel beachtet werden muss. Man kann gleich losquesten und wird im Text immer darauf hingewiesen, wenn man einen Gegenstand behalten darf oder sich etwas anderes auf dem Aktionsblatt notieren muss. Besonders schön fand ich die Möglichkeit, mein Leben über Speicherpunkte abzusichern. Im Falle des Todes muss man also nicht wieder komplett von vorne anfangen, sondern kann zum letzten Speicherpunkt zurückspringen, so wie man es von Computerspielen gewohnt ist. Ab diesem Punkt kann man dann einfach einen anderen Weg wählen, der weniger gefährlich ist.

Auch das Kampfsystem ist simpel, so dass es sich schnell und komfortabel spielt. Als Ingenieur hatte ich zwar oft keine Chance gegen die Gegner, vor allem, weil ich meistens ohne Waffen unterwegs war. Trotzdem haben diese Begegnungen Spannung in die Geschichte gebracht - und es gibt ja diese Speicherpunkte und meistens kann ich selber entscheiden, ob ich in einen Kampf gehe oder nicht, denn die Kämpfe sind über die Nummern eindeutig identifizierbar. Die ein oder andere Überrschung gibt es allerdings trotzdem noch und das ist auch gut so.

Richtig großartig finde ich die Sammlung verschiedener Ereignisse. Während des Spielens notiert man sich immer wieder über Nummern, welche Ereignisse man miterlebt hat. Am Ende der Geschichte erhält man dann eine Übersicht, was man alles verpasst hat. Das bietet einen großen Wiederspielwert, denn ich möchte natürlich die Liste einmal komplett abhaken können. Manche Personen hatte ich in meinem Verlauf gar nicht kennengelernt oder manche Decks der Station noch gar nicht besucht. Das liegt auch daran, dass der Ingenieur und der Soldat jeweils nicht in alle Bereiche hinein können. Das bedeutet, dass bestimmte Ereignisse nur mit dem Soldaten und andere nur mit dem Ingenieur erlebt werden können.

Insgesamt hätte ich mir zwar noch ein paar Rätsel und Sammelgegenstände mehr gewünscht, aber mir hat dieses Spielbuch auch so richtig gut gefallen. Es hat nicht die Komplexität eines Fabled Lands, hat aber eine spannende Geschichte, die immer wieder anders enden kann und mich reizt, das Buch mehrmals in die Hand zu nehmen und neu zu erleben. Durch die einfachen Regeln ist es ein perfektes Einsteigerbuch ins Genre und für Anfänger unbedingt zu empfehlen.

Veröffentlicht am 12.09.2018

Interessante Idee

Thalamus
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Nach einem schlimmen Motorradunfall wird Timo in einer abgelegenen Reha untergebracht. Dort soll er wieder neu Sprechen lernen und seine Motorikfähigkeiten schulen. Sehr schnell merkt er, dass in der Klinik ...

Nach einem schlimmen Motorradunfall wird Timo in einer abgelegenen Reha untergebracht. Dort soll er wieder neu Sprechen lernen und seine Motorikfähigkeiten schulen. Sehr schnell merkt er, dass in der Klinik merkwürdige Dinge passieren. Aber da Timo nicht mehr sprechen kann, kann er sich weder Ärzten noch anderen Patienten mitteilen…

Auf Thalamus habe ich mich wirklich sehr gefreut. Zum einen mag ich die Schriftstellerin Ursula Poznanski sehr. Zum anderen hat mir das Thema rund um die Gehirnforschung gefallen. Das Cover ist auch richtig toll geworden, obwohl ich anfangs gedacht habe, dass da eine Qualle abgebildet ist. Aber dann würde der Titel ja nicht mehr dazu passen.

Das Thema ist auf jeden Fall genau meins, und ich finde die Vorstellung echt gruselig, in einem Krankenhaus zu liegen und nicht zu wissen, was da genau mit mir und den anderen Patienten passiert. Mit dieser Angst spielt auch die Autorin, die ja selber vor ihrer Schriftstellerkarriere Medizinjournalistin war. Die Story ist gut durchdacht und man hat schon beim Lesen das Gefühl, dass es so etwas bald schon geben könnte. Mit einem Hinweis auf einen tatsächlichen Artikel am Ende des Buches bestätigt sich das dann auch zumindest teilweise.

Aber natürlich ist in diesem Buch auch viel Fiction dabei. Besonders eine Fähigkeit von Timo, mit der ich euch jetzt aber nicht spoilern möchte, war mir etwas zu weit her geholt. Es hat auch zu Beginn etwas gedauert, bis es wirklich interessant wurde, nämlich bis man wusste, was da vor sich geht. Man hätte da vielleicht noch ein bißchen mehr aus der Idee rausholen können, um es noch spannender und unheimlicher zu machen.
Zwischendurch hat es mich ab und zu genervt, dass wieder und wieder erwähnt wurde, dass Timo doch gerne vernünftig laufen und sprechen können will. Die Beziehung zu seiner Freundin habe ich, ehrlich gesagt, auch nicht verstanden. Da scheint Timo sich ja komplett was vorgemacht zu haben. Irgendwie merkwürdig und man hätte eigentlich auch ganz auf diesen Aspekt verzichten können, da er nichts zu der Geschichte beiträgt.

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte hat mir das Buch insgesamt gut gefallen und ich habe es gerne gelesen. Besonders die Stellen im Computerraum haben mir gut gefallen sowie die Momente, in denen das Licht ausgefallen ist. Das waren spannende Situationen, in denen ich auch gerne mit Timo und seinen Freunden mitgefiebert habe.

Ich finde nicht, dass es das stärkste Buch der Autorin ist, aber sie bleibt auch hier ihrem Stil treu und Fans sollten unbedingt zugreifen.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Stellas zweites Abenteuer

Stella Montgomery und der schaurige See von Wormwood Mire
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Von ihren Tanten wird Stella nach den Ereignissen aus Band 1 ins spukige Wormwood Mire geschickt. Hier leben Verwandte von ihr, so dass sich für Stella die Chance ergibt, mehr über sich und ihre Familie ...

Von ihren Tanten wird Stella nach den Ereignissen aus Band 1 ins spukige Wormwood Mire geschickt. Hier leben Verwandte von ihr, so dass sich für Stella die Chance ergibt, mehr über sich und ihre Familie zu erfahren.


Stella wird in diesem Teil des viktorianischen Abenteuers erneut mit kuriosen Charakteren konfrontiert. Hier ist keiner einfach nur "normal". Ob es die schrullige alte Hexe mit dem Süßwarenladen ist oder der zahnziehende Schausteller auf dem Jahrmarkt - die Figuren scheinen allesamt einem Zauberreich zu entstammen. Wie eine Traumwandlerin bewegt sich die zarte Stella durch die Geschichte und lässt sich - genauso wie ich - von den Ereignissen mitreißen.

Mit wenigen Worten schafft Judith Rossell es, eine zauberhafte Atmosphäre zu schaffen: Ob im Wald die Äste der Bäume geheimnisvoll "knarzen" oder Theodor uns durch die verschiedenen Salons des verwunschenen Hauses führt, das hat mir wieder wahnsinnig gut gefallen. Wie gerne wäre ich dort gewesen, um diesen Ort mit seinen geheimnisvollen Räumen und Gängen zu entdecken!

Es gibt so viele, schöne Details, von denen ich jetzt gerne erzählen würde (wie z. B. Theodors großartige Schwester), aber ich möchte niemandem die Überraschung verderben. Für mich ist dieser zweite Teil in jedem Fall ebenso gut gewesen wie der erste und besitzt vielleicht sogar noch etwas mehr Spannung. Band 2 baut dabei auf den Ereignissen von Band 1 auf und bringt einige offen gebliebene Fragen zur Aufklärung. Man kann aber meiner Meinung nach auch Band 2 verstehen, ohne Band 1 zu kennen, da alles Wichtige zu Beginn kurz aufgegriffen und erklärt wird.

Ich war wieder total begeistert und zähle diese Reihe unbedingt zu meinen Lieblingsbüchern. Dabei fasziniert mich nicht nur der Schreibstil der Autorin, sondern natürlich auch das von Nina Dullek wundervoll illustrierte Cover. Ein echter Schatz im Regal für Kinder, die gerne verträumte Geschichten mit sensiblen Charakteren lesen.

Veröffentlicht am 17.08.2018

Lustige Tiergeister

Tiergeister AG – Achtung, gruselig! (Tiergeister AG 1)
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Die Sankt-Ethelburg-Schule ist eine Schule, in der es von Geistern nur so wimmelt. Diese Geister jedoch sind keine verstorbenen Menschen, sondern Tiere! Bisher lebten die Tiergeister und die ...

Die Sankt-Ethelburg-Schule ist eine Schule, in der es von Geistern nur so wimmelt. Diese Geister jedoch sind keine verstorbenen Menschen, sondern Tiere! Bisher lebten die Tiergeister und die Schulkinder in friedlicher Koexistenz, aber eines Tages wird der Platz in Sankt-Ethelburg knapp und die Geister sollen weichen. 

Das können sie sich natürlich nicht gefallen lassen, denn die Schule ist auch ihr zuhause. Also beschließen sie zum ersten Mal, ihre Geisterfähigkeiten einzusetzen und zu Spuken. Nur der kleine Geisterdackel Arik und seine Freunde haben eine viel bessere Idee: Statt den Kindern Angst zu machen, um sie zu verjagen, könnte man sich doch gegenseitig helfen. Und so startet eine geheime Rettungsaktion. 

Dieses kleine Geisterbuch hat mir viel Spaß gemacht. Die vielen Tiere als Geister sind eine witzige Idee und die Geschichte hat dementsprechend auch einen sehr humorvollen Ton. Aber es gibt auch nachdenkliche Momente, z. B. als Arik zum ersten Mal erkennt, dass er tot ist. Trotzdem wird dieses schwere Thema in dem Buch leicht und locker verpackt. So geht es den Tieren auch nach ihrem Tod in ihrem Geisterleben noch gut und sie haben viel Spaß mit den anderen Tieren und Kindern zusammen. 

Die Tiergeister in Sankt-Ethelburg sind auch eigentlich gar nicht gruselig. Sie erschrecken die Kinder nur ausnahmsweise, weil sie ihren Lebensraum bedroht sehen. Eigentlich wollen sie nur in Frieden in der Schule wohnen und verstecken sich sogar tagsüber. Nachts, wenn die Schule leer steht, können sie herumspuken und am Tag gehört die Schule wieder den Kindern. 

Dies ist ein unterhaltsamer erster Teil der Reihe, der ein in sich abgeschlossenes Ende hat und trotzdem Lust auf die Fortsetzung macht. Die vielen süßen Zeichnungen im Buch fand ich besonders toll, denn so hatte ich gleich ein Bild vor Augen, wenn vom Chamäleon oder von der Krake die Rede war. Sie unterstützen den Text sehr schön und bereichern die gruselige Atmosphäre. Für alle Geisterfans und Tiernarren genau das richtige, kurzweilige Lesevergnügen! Ich freue mich auf jeden Fall schon auf den zweiten Teil.

Veröffentlicht am 30.06.2018

Gefährliche Schwindeleien

Ehrlicher Schwindler
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Im dritten Teil der christlichen Familiensaga befinden wir uns in Breslau. Hier versucht Albert Grünings Sohn Ferdinand sein Leben zu meistern, bevor er eines Tages als Förster in die Fußstapfen seines ...

Im dritten Teil der christlichen Familiensaga befinden wir uns in Breslau. Hier versucht Albert Grünings Sohn Ferdinand sein Leben zu meistern, bevor er eines Tages als Förster in die Fußstapfen seines Vaters treten soll.

Ferdinand ist ein sehr interessanter, aber auch anstrengender Charakter geworden. Ich finde, er hat sehr viel von seinem Vater, der sich ebenfalls ungern etwas sagen lässt und einen ziemlichen Dickkopf hat. Aber Ferdi hat auch einen eigenen Charakter entwickelt und ist längst nicht so in sich gekehrt wie sein Vater - ganz im Gegenteil.

Ferdi ist aufgeschlossen und witzig, nimmt es aber auch mit der Wahrheit nicht so genau. Anstatt für sein Studium zu lernen, hat er nur gesellschaftliche Veranstaltungen und Mädchen im Kopf. Man merkt während der Geschichte, wie er hin- und hergerissen ist dazwischen zu tun, was er will und dem, wovon er eigentlich weiß, dass es das Richtige ist.

Michael Meinert hat diesen Kampf wunderbar heraus gearbeitet. Ich habe so mitgefühlt, als sich das Blatt für Ferdi zum Schlechteren wendet. Die dramatische Entwicklung hat eine tolle Spannung erzeugt, vor allem bei den familiären Auseinandersetzungen als auch später vor Gericht. Ich mochte diesen Part, in dem die Gerichtsverhandlung stattfindet, besonders gern, denn hier war Ferdi komplett auf die Hilfe anderer angewiesen und konnte sich nicht mehr selber aus dem Schlamassel ziehen.

Natürlich spielt auch der Glaube in diesem christlichen Roman eine große Rolle. Ferdi ist ja eigentlich Christ, glaubt aber, seinen eigenen Weg gehen zu können. Er ist noch jung und fragt nicht viel nach Gott, obwohl es ihm in seinem Elternhaus anders beigebracht wurde. Sogar seine Schwester Lisa dringt nicht mehr so richtig zu ihm durch. Bis zum Schluß fragt man sich, ob Gott noch eingreift und alles zum Guten wendet.

Der Autor hat das große Talent, wirklich authentisch über christliche Gedanken und das Leben mit Gott zu schreiben, so dass es nie aufgesetzt und bevormundend klingt. Ich nehme immer viele Anregungen aus seinen Büchern mit, denn die Situationen, in die seine Charaktere geraten, sind einem auch aus dem eigenen Leben nicht alle fremd.

In diesem dritten Part der Hochwald-Saga liegt der Schwerpunkt meiner Meinung nach weniger auf dem historischen Setting als auf der Liebesgeschichte. Wer also gerade jetzt im Sommer etwas fürs Herz sucht, ist hier bestens versorgt und sollte sich auch nicht von dem altmodischen Cover abschrecken lassen. Mir persönlich gefällt dieser Stil leider nicht, denn er erinnert mich zu sehr an einen Groschenroman, was auf diese Bücher nun so gar nicht zutrifft!

Der Band lässt sich zwar auch als Einzelgeschichte gut lesen, aber ich empfehle, die Reihe von vorne zu beginnen. Dadurch versteht man viel eher, warum Ferdi sich so verhält, wie er es tut. Mir haben Band 1 und 2 sogar noch besser gefallen als dieser Teil, es lohnt sich also auf jeden Fall, die ganze Reihe zu lesen!!

Mir fällt es schwer, mich jetzt wieder von der Familie Grüning zu trennen und auf den fünften Band warten zu müssen. Ich hoffe, diese Reihe geht noch ganz lange weiter!


Reihenübersicht
- Band 1: Gescheiterte Flucht
- Band 2: Der zerrissene Graf
- Band 3: Ehrlicher Schwindler
- Band 4: Im Aufstand