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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2018

Liebenswerte Krimi-Unterhaltung

Mörderische Teatime
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Mae Pennywether, eine kauzige nicht gerade typische irische Oma, schäumt vor Wut und Ärger. Ausgerechnet von ihrer Erzfeinding Anne Cleary, Moderatorin einer beliebten Talkshow, soll sie Interviewt werden ...

Mae Pennywether, eine kauzige nicht gerade typische irische Oma, schäumt vor Wut und Ärger. Ausgerechnet von ihrer Erzfeinding Anne Cleary, Moderatorin einer beliebten Talkshow, soll sie Interviewt werden und in einem Filmbeitrag, der in ihrem Heimat-und Wohnort gedreht wird, vorgestellt werden. Das Aufeinandertreffen eskaliert. Am nächsten Morgen ist Anne tot, vergiftet. Als erste Verdächtige wird Mae befragt. Empört beschließt die resolute Dame, sich selber auf der Suche nach dem Mörder zu machen. Den neuen Detective des ländlichen Bezirks nimmt sie gleich unter ihre Fittiche und eine amüsante Mördersuche nimmt ihren Lauf.

Der Titel und auch das Cover vermitteln gleich den richtigen Eindruck von diesem Buch.
Ländlich, idyllisch gelegene kleine Cottages, teetrinkende, die letzten Neuigkeiten austauschende ältere Herrschaften tauschen unweigerlich vor dem geistigen Auge auf, wenn man dieses Buch zur Hand nimmt.
Der Irland-Krimi entpuppt sich als amüsante und unterhaltsame Detektivgeschichte. Die irische Oma, die jahrzehntelang als Ethnologin die halbe Welt bereist hat, fühlt sich berufen in ihrem Heimatort auf Verbrecherjagd zu gehen. Der Autorin gelingt es, Mae Pennywether authentisch darzustellen, so dass man sich diese „Miss Marple“ ähnliche Figur sehr gut vorstellen kann. Sehr charmant empfand ich die auf den Tee bezogenen Sinnsprüche und Zitate zu Beginn jedes Kapitels. Das Ende des Buches wird deutlich, dass noch weitere Fälle beziehungsweise Bücher mit ihr geplant sind.

Veröffentlicht am 06.06.2018

Spannend, aber manchmal undurchschaubar

Der einsame Bote
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April 2005
Tommy Bergmann, ein nahezu genialer Ermittler der Osloer Polizei, kassiert neben eindringlichen Ermahnungen nun auch eine schriftliche Abmahnung, in der ihm untersagt wird, weiter in dem Fall ...

April 2005
Tommy Bergmann, ein nahezu genialer Ermittler der Osloer Polizei, kassiert neben eindringlichen Ermahnungen nun auch eine schriftliche Abmahnung, in der ihm untersagt wird, weiter in dem Fall der entführten Amanda Viskveen aus Kolbotn zu ermitteln. Amandas Entführer und Mörder Jon-Olav Farberg soll ebenfalls tot sein und der Fall damit erledigt. Aber Bergmann gibt nicht auf, lässt sich arbeitsunfähig schreiben und ermittelt auf eigene Faust. Er ist ein Polizist mit vielen Ecken, Kanten und Brüchen in seiner Vergangenheit. Er fälscht Legitimationen und reist Richtung Litauen, weil er dort den Mörder Farberg vermutet.

Dieser Kriminalroman ist nicht schlecht, aber er hat mich un zufrieden und gefrustet durch die Seiten gejagt, auf der Suche nach Hintergrundinformation. Was ich am Anfang nicht wusste ist, das dies bereits der dritte Fall von Tommy Bergmann ist. Nicht nur die Hintergrundgeschichte um Tommy Bergmann und das Ermittlerteam zieht sich durch diese drei Bücher, auch der Kriminalfall ist zum Teil in den vorherigen Büchern gelöst, beziehungsweise der falsche Täter ermittelt und verurteilt worden. Der wahrscheinliche Täter ist schon im Vorgängerbuch getötet worden.
Als Leser, der die anderen Bücher nicht gelesen hat, fühle ich mich ziemlich verloren und verlassen. Die Pressmitteilung zu Anfang des Buches setzt mich zwar in groben Zügen ins Bild, aber jede Menge Andeutungen, rückblickende Gedankengänge und für mich aus dem Zusammenhang gerissene Bemerkungen im Umfeld Bergmanns verwirren und verunsichern mich. Zum Beispiel wird auf der ersten Seite der Name Hege im Zusammenhang mit einer Drohung erwähnt. Ungefähr fünfzig Seiten weiter erfahre ich, dass Hege Tommys Frau war und nochmal hundertfünfzig Seiten weiter erfahre ich, dass er sie geprügelt hat und ein Problem mit Frauen hat. Ähnlich verhält es sich mit Puzzleteilchen aus dem Fall.
Ich unterstelle jetzt einfach, dass dem Leser, der die beiden Vorgängerbücher gelesen hat, viele Puzzleteile, die ich nach und nach, manchmal unzusammenhängend geliefert bekomme, bereits zusammenhängend bekannt sind. Ich denke, dass diesem Leser dann vieles logisch und folgerichtig vorkommt. Er vielleicht ein bisschen miträtseln und kombinieren kann und ihm somit ein richtig spannender Krimi geboten wird.
Mir wurde zu vieles nur nebenbei angedeutet, als dass ich mich in diese Geschichten fallen lassen konnte um mich mitreißen zu lassen.
Ich kann nur jedem Leser empfehlen, die Krimis in der richtigen Reihenfolge zu lesen.
Das sollte auch bei der Vorankündigung zu diesem Krimi angegeben werden.
Für mich leider zu spät.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Geschmacksache!

Das Zedernhaus
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Simla, Indien, April 1908

In Simla, das vom Frühjahr bis zum Herbst der politische und gesellschaftliche Mittelpunkt von Britisch-Indien ist, ereignet sich während eines Gartenfestes ein Attentat auf ...

Simla, Indien, April 1908

In Simla, das vom Frühjahr bis zum Herbst der politische und gesellschaftliche Mittelpunkt von Britisch-Indien ist, ereignet sich während eines Gartenfestes ein Attentat auf den Vize-König. Der Vize-König bleibt unverletzt, aber der Attentäter wird erschossen.
Etwa zur gleichen Zeit bereitet sich in London Victoria Bredon auf ihre Hochzeit mit Jeremy Ryder vor. Während Victoria noch um eine recht einfache Hochzeit kämpft, bekommt ihr Verlobter vom britischen Geheimdienst den Auftrag in Simla Nachforschungen über das Attentat anzustellen. Die Hochzeit muss verschoben werden.
Ein Drama für Victoria, von dem sie sich nur langsam erholt, aber dann wird Jeremy in Simla vermisst........

Ein farbenprächtiger Roman, der von den Sinneseindrücken und Beschreibungen eines kleinen indischen Jungen lebt. Ich hatte einen spannenden historischen Roman über die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse Anfang des 20. Jahrhunderts in Britisch-Indien erwartet. Das erste Drittel des Romans hat meine Erwartungen auch voll erfüllt. Der britische Snobismus in der adeligen Gesellschaft wurde bei Victorias Hochzeitsplanungen deutlich beschrieben. In Simla wird die ignorante Herrschaft der Briten über die Inder aufgezeigt. Die Szenenwechsel zwischen London und Simla machen den großen Unterschied zwischen den beiden Kulturen deutlich. Die Beschreibung der jeweiligen Umgebung und besonders die Sinneswahrnehmungen (Geräusche und Gerüche) von Mahi, eines stummen indischen Jungen, lassen den Leser mittendrin sein und über eine Reise nach Indien sinnieren. Elend und Schönheit kommen in Mahis Beschreibungen gleichermaßen zur Geltung.
Als es aber darum ging, den spannenden Fall, das Attentat auf den Vize-Kanzler und das Verschwinden von Jeremy, zu lösen bzw. nachzuspüren, verflacht die Geschichte zusehends. Victoria stürzt sich unüberlegt in haarsträubende Abenteuer, aber immer wird alles gut. Jeder vermeintliche Feind entpuppt sich als Freund. Niemand kommt zu schaden, außer den Bösen. Der Roman entwickelte sich zur leichten und allzu seichten Strandlektüre.

Schade das Thema hätte mehr verdient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Geschichte
  • Authentizität
  • Athmosphäre
Veröffentlicht am 19.10.2017

Spannend aber auch irritierend

Schmidt ist tot
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Schmidt Patrick, wie er sich gerne vorstellt, erhält am frühen Morgen ein verwirrendes Telefongespräch von einem Herrn Müller von der Wiener Kriminalpolizei. Ihm wird in wenigen dünnen Worten mitgeteilt, ...

Schmidt Patrick, wie er sich gerne vorstellt, erhält am frühen Morgen ein verwirrendes Telefongespräch von einem Herrn Müller von der Wiener Kriminalpolizei. Ihm wird in wenigen dünnen Worten mitgeteilt, dass sein Bruder René Schmidt verstorben sei. Patrick möge nach Wien kommen. Nach mehreren Rückfragen erfährt Patrick, dass sein Bruder als Terrorist verdächtigt, verhaftet wurde und in der Haft Selbstmord begangen hat. Obwohl Patrick die ganze Affäre immer noch für einen Scherz seines Bruders hält, begibt er sich nach Wien um der Sache auf den Grund zu gehen. In Wien geschehen seltsame Dinge und Patrick fühlt sich verfolgt.
Wer ist die Frau auf der Beerdigung? Ist René jemand, der Selbstmord begeht? Fragen, die es zu beantworten gilt.

Ich habe mich etwas schwer getan mit diesem Roman. Die besondere Art der Erzählweise und der Dialoge war mir bereits in der Leseprobe aufgefallen. Die Denk- und Handlungsweise von Patrick sorgt nicht gerade für ein furioses Tempo, hat aber auch einen besonderen Charme. Trotzdem verspürte ich immer wieder Ungeduld aufwallen und hatte das Gefühl von Patricks Gedankengänge eingelullt zu werden.
Die Handlung geht in winzigen Schritten, die auch stets von Rückblendungen zu gemeinsamen Erlebnissen der Brüder unterbrochen wird, voran. Trotzdem gelingt es dem Autor die Situation um Patrick immer geheimnisvoller und bedrohlicher werden zu lassen. Im letzten Drittel überschlagen sich die Ereignisse und der Roman entwickelt sich zu einem richtigen Krimi. Mir erschien das Ende allerdings etwas übertrieben.
Versöhnt hat mich dann etwas der Prolog am Ende des Romans sowie der Epilog, der in eine positive Richtung blicken ließ.

Veröffentlicht am 30.07.2017

Netter Urlaubsroman

Sommer unseres Lebens
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Miriam, Hanne und Claude, drei 25-jährige Frauen, lernen sich auf einer Reise nach Portugal kennen. Sie. verbringen eine wilde und leidenschaftliche Zeit am Atlantik-Strand. Am letzten Abend schwören sie ...

Miriam, Hanne und Claude, drei 25-jährige Frauen, lernen sich auf einer Reise nach Portugal kennen. Sie. verbringen eine wilde und leidenschaftliche Zeit am Atlantik-Strand. Am letzten Abend schwören sie sich nach 25 Jahren zu ihrem gemeinsamen 50. Geburtstag wieder an diesen Stand zu treffen. Obwohl sie sich mit den Jahren aus den Augen verloren haben, kontaktieren sie sich frühzeitig um ihre Reise zu planen und die eine oder andere von der Notwendigkeit der Reise zu überzeugen. Während der Fahrt in Claudes klapprigen Auto kristallisieren sie recht unterschiedliche Beweggründe zu dieser Reise heraus.

Von der Idee des Romans war ich sofort begeistert. Die Leseprobe hat mir auch sehr gut gefallen. Er hat auch stark begonnen, aber im Laufe der Geschichte ließ er stark nach. Mich hat nicht überrascht, dass die Frauen, die in den 25 Jahren unterschiedliche Leben gelebt haben, anfänglich etwas reserviert und verschwiegen waren. Aber jede zog förmlich ihr eigenes Ding durch und Hanne hinterging ihre Freundinnen massiv und wollte sich auch nach der Entdeckung nicht öffnen. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass keine Freundin wirklich an den Problemen der anderen interessiert war. Es wurde meist nicht zusammengesessen und geredet. Dass gegen Ende dann doch alle Probleme gelöst wurden, ist auch recht oberflächlich erzählt worden. Irgendwie machte das immer jede mit sich selbst aus. Also warum dann diese Revivalfahrt?
Der Schreibstil war locker und leicht zu lesen. Die drei Hauptfiguren sind gut beschrieben und ihre unterschiedlichen Charaktere herausgearbeitet worden. Und trotzdem fehlte mir immer etwas. Es wurde nie nachgehakt, nachgefragt, einzelnen Verhaltensweisen hinterfragt. Ich fand die Idee, drei Freundinnen sich nach 25 Jahren wieder an dem Ort treffen zu lassen, an dem sie den Sommer ihres Lebens verbracht haben, richtig gut, aber die Umsetzung hat mir nicht so gut gefallen. Schade