Cover-Bild Beim Morden bitte langsam vorgehen
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DVA
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Cosy Mystery
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 16.04.2018
  • ISBN: 9783421048028
Sara Paborn

Beim Morden bitte langsam vorgehen

Roman
Wibke Kuhn (Übersetzer)

Endlich Witwe - eine giftige Komödie!

Die Leute leben einfach zu lange. Und die wenigsten haben das verdient. Horst jedenfalls nicht. Nach 39 Ehejahren voller Sticheleien hat Irene endgültig genug von ihrem Mann. Als sie eines Tages in einer alten Schachtel Vorhang-Bleibänder findet, kommt ihr die beste Idee ihres Lebens: Aus der immer so netten Bibliothekarin wird eine gerissene Hobbychemikerin, die ihre bisher von Braten- und Kuchenduft erfüllte Küche in ein Labor verwandelt. Dort bereitet sie Bleizucker zu. Geduldig rührt sie ihrem Mann täglich ein Löffelchen in den Kaffee. Bei den wirklich wichtigen Dingen muss man langsam vorgehen ...

Mit Gift zum Glück – ein makabrer und doch so lebenskluger Roman über die Ehe mit tödlichen Folgen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2018

Beim Morden bitte langsam vorgehen

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Nach 39 Jahren Ehe, in denen Irene sich immer weiter von sich selbst entfernt hat, überkommt sie das übermächtige Verlangen endlich selbst über ihr Leben zu bestimmen und sie beschließt sich gegen die ...

Nach 39 Jahren Ehe, in denen Irene sich immer weiter von sich selbst entfernt hat, überkommt sie das übermächtige Verlangen endlich selbst über ihr Leben zu bestimmen und sie beschließt sich gegen die Dominanz ihres egoistischen Ehemanns Horst aufzulehnen. Als ihr der Zufall eine ganze Schachtel mit längst aus der Mode gekommenen Vorhang-Bleibändern in die Hände spielt, beginnt eine Idee in ihr zu reifen. Durch die Erfolge ihrer ersten Experimente ermutigt und mit einem neuen gestärkten Selbstbewusstsein, beginnt sie mit ungewohnter Energie ihren Plan in die Tat umzusetzen. Alles entwickelt sich besser als sie es sich in ihren kühnsten Träumen ausgemalt hat. Aber dann bekommt sie Mitleid mit ihrem leidenden Ehemann und sie wird von Zweifeln geplagt. Doch Horst bleibt sich selbst treu und so verspielt er auch seine letzte Chance.

Fazit
Eine bitterböse Geschichte und grandiose Abrechnung die nach langen Ehejahren, treffsicher den Finger in offene Wunden legt.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Famoser Humor!

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„Die Ehe ist ein Krieg. Ist es da nicht logisch, dass sie auch so endet wie alle Kriege? Einer stirbt!“
39 Jahre Ehe mit Horst – nun reicht es Irene. Als die Bibliothekarin auf die Vorhang-Bleibänder ihrer ...

„Die Ehe ist ein Krieg. Ist es da nicht logisch, dass sie auch so endet wie alle Kriege? Einer stirbt!“
39 Jahre Ehe mit Horst – nun reicht es Irene. Als die Bibliothekarin auf die Vorhang-Bleibänder ihrer Mutter stößt, kommt ihr eine geradezu revolutionäre Idee: Wie wäre es wohl, wenn sie endlich wieder die Kontrolle über die Fernbedienung erhielte, sich nicht mehr mit gefühlskalten Sticheleien rumschlagen oder mit ihren Büchern vor Horsts Musikleidenschaft in den Keller fliehen müsste? Als sie in einem alten Buch ein Rezept für giftigen Bleizucker entdeckt, ist ihr Interesse mehr als geweckt.
In einem Notizbuch ihrer Mutter dokumentiert sie akribisch ihre Experimente und erzählt von Erinnerungen aus der Zeit vor und während der Ehe. Von weniger aufmerksamen Geburtstagsgeschenken, den alltäglichen Sticheleien und was ihr in dieser Zeit des Umbruches noch ins Gedächtnis kommt.

Für mich absolut beeindruckend ist die unglaublich sympathische Protagonistin: Als Bibliothekarin liebt sie es, zu lesen, sie mag die Ruhe und pflanzt gerne eigenes Obst und Gemüse an. Sie träumt nicht nur von einem eigenen Gewächshaus sondern auch vom Leben auf dem Land.
Während der Lektüre ist mir Irene sehr ans Herz gewachsen und sie tat mir mit ihrem Ekelpaket von Mann wirklich leid. Sehr spannend war es auch, ihre Gedanken und vielen Fragen zu verfolgen: Wie werden ihre beiden erwachsenen Kinder damit umgehen, wenn der Vater verstorben sein sollte? Wird Irene auffliegen? Funktioniert ihre Methode überhaupt? Und wird sie ihren Plan durchsetzen oder fallen lassen?

Praktische Geburtstagsgeschenke (wie seniorengerechte Messer) oder Gefühlsausbrüche wie „Ich mag dich doch“ – wer kennt sie nicht? Horst scheint mit dem Fernsehsessel verwachsen zu sein, genauso wie mit der Fernbedienung. Von seinem früheren Aussehen ist auch nicht mehr viel geblieben, er ist geradezu konturenlos. Gefühlsduselei ist nichts für ihn, er hält sich eher an Fakten oder an das, was logisch ist. Außerdem verdrängt er Irene mitsamt ihren Büchern immer weiter aus dem gemeinsamen Haus (in den Keller). Mehr Wertschätzung geht ja kaum… Wer könnte mit Irene nicht mitfühlen oder keine Tränen lachen angesichts der köstlichen Beschreibungen?
Häufig sind letztere herrlich sarkastisch – Freunde des schwarzen Humors werden an diesem Werk ihre Freude haben. Die Kapitel werden durch Zitate eingeleitet – wie einer Definition der Ehe – welche beendet wird, wenn einer der Partner verstirbt; geradezu eine Aufforderung für Irene!

Für mich war dies ein Lesehighlight – innerhalb weniger Stunden hatte ich dieses bezaubernde Werk verschlungen und ins Herz geschlossen. Von mir gibt es daher eine ganz eindeutige Leseempfehlung – egal ob man selbst auch einen Horst Zuhause hat oder nicht! ?

Veröffentlicht am 24.07.2018

mörderisch guter und rabenschwarzer Lesespaß

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Nach 39 Jahren Ehe mit Horst, der ihr stetig das Schwarze unter den Fingernägeln nicht gönnte, niemals romantische Ansätze an den Tag legte, sondern sie konsequent lieb- und respektlos behandelte, mit ...

Nach 39 Jahren Ehe mit Horst, der ihr stetig das Schwarze unter den Fingernägeln nicht gönnte, niemals romantische Ansätze an den Tag legte, sondern sie konsequent lieb- und respektlos behandelte, mit ihren Büchern und Träumen in eine Ecke des Heizungskellers verdrängte, Statt Komplimenten hörte sie immer nur Belehrungen und mußte sich seinen Vorstellungen unterordnen. Nun endlich besinnt sich die feinfühlige Irene, dass sie doch eigentlich mehr vom Leben, Horst und ihrer Ehe erwartet hatte. Konsequent setzt sie die Einsicht um, dass man sein Glück selber in die Hand nehmen muss und vervollkommned Horsts Leben, indem sie ihm ein würdiges Ende schenkt... und dem Sessel und dem Platz darunter zu neuer Schönheit verhilft.


Der Roman ist wundervoll geschrieben; jedem Kapitel steht ein Zitat oder Buchauszug voran, der auf dieses Kapitel ganz bezaubernd einstimmt. Die Beschreibungen der Zustände einer Langzeitehe waren vorzüglich auf den Punkt gebracht; jeder Leser erkennt – bestenfalls - ältere Bekannte oder Verwandte in den vielen einzelnen Szenen oder zwischen den Zeilen wieder.
Die Frage, wie man es eigentlich mit jemandem aushält, welche Phantasien und Ausbruchsversuche unternommen oder eher unterlassen werden, da man der Mitwelt schließlich beweisen möchte, dass man es doch „zusammen schafft“, wurden wohl sehr realitätsnah dargestellt, punktgenau und mit einer Riesenportion schwarzem Humor.

Ganz klar gilt auch für dieses Buch, was Irene, die belesene Bibliothekarin auf S. 21 schwärmend über Bücher feststellt: „Diese Bücher legen Dinge bloß, die wir in unserem Alltag nach Möglichkeit verbergen wollen.“

Mich hat dieser Roman auf ganz besondere Weise unterhalten; er war unglaublich fesselnd, lehrreich, ein wenig inspirierend (ggg), dabei so bissig und hat mich bis zur letzten Seite immer wieder Situationen erkennen und Tränen lachen lassen; für mich war es ein Buchhighlight dieses Jahres.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Bös, böser, Sara Paborn

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Was für ein unglaublich intelligenter, lebenskluger und bitterböser Roman! Selten habe ich mich so gut unterhalten und gleichzeitig entlarvt gefühlt, habe die Fülle der eingestreuten Bonmots der Autorin ...


Was für ein unglaublich intelligenter, lebenskluger und bitterböser Roman! Selten habe ich mich so gut unterhalten und gleichzeitig entlarvt gefühlt, habe die Fülle der eingestreuten Bonmots der Autorin genossen und mir sehnlichst gewünscht, dass alle Heile-Welt-Täuscher anhand der Doppelbödigkeit dieses Romans zur Ehrlichkeit finden mögen.
Ein Ausschnitt aus dem Klappentext erzählt den vordergründigen Inhalt: Nach 39 Ehejahren voller Sticheleien hat Irene endgültig genug von ihrem Mann. Als sie eines Tages in einer alten Schachtel Vorhang-Bleibänder findet, kommt ihr die beste Idee ihres Lebens: Aus der immer so netten Bibliothekarin wird eine gerissene Hobbychemikerin, die ihre bisher von Braten- und Kuchenduft erfüllte Küche in ein Labor verwandelt. Dort bereitet sie Bleizucker zu. Geduldig rührt sie ihrem Mann täglich ein Löffelchen in den Kaffee…
Wer die Bücher von Ingrid Noll mag, wird das vorliegende Buch lieben! Sara Paborn schreibt allerdings noch böser, noch pointierter, noch humorvoller, noch brillanter. Und nein, das Buch ist kein Krimi. Es gibt keine Tätersuche. Allenfalls gibt es die Suche nach dem Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Und nein, das Buch ist kein Psychogramm verwirrter Seelen, die man mit Diagnosen versehen in Schubladen unterbringen kann. Allenfalls gibt es Erinnerungen an früher selbstverständliche Erziehung, als die Frau dem Mann noch untertan sein sollte. Das Buch ist eine geniale Parabel für die Unmöglichkeit gleichgewichtigen menschlichen Miteinanders. Nur vordergründig gesehen ist Horst das Ekel, das es zur Gewinnung der eigenen Freiheit zu vernichten gilt. Und nur vordergründig gesehen ist die langsam mordende und sich selbst damit befreiende Irene die Person, die unsere Sympathie erhält. Die maßlose Überzeichnung beider Personen fordert den Leser heraus, Stellung zu beziehen – böser Horst und gute Irene – und gar nicht zu merken, wie wir damit der Autorin auf den Leim gehen. Denn wir alle haben in langjährigen Beziehungen ein bisschen Horst und ein bisschen Irene in uns, wir alle erleiden Mikrotraumata und setzen selbst welche. Dieser Wahrheit ins Gesicht zu sehen, würde uns gut tun. Bevor wir Bleizucker anrühren…

Veröffentlicht am 25.01.2019

Pb(C2H3O2)2

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Kaum sind Irene und Horst Husvig verheiratet, entpuppt sich der Ehemann auch schon als grauenhaftes Scheusal. Noch vor der Hochzeitreise beginnen die ersten Demütigungen. Es wirkt, als hätte Horst nur ...

Kaum sind Irene und Horst Husvig verheiratet, entpuppt sich der Ehemann auch schon als grauenhaftes Scheusal. Noch vor der Hochzeitreise beginnen die ersten Demütigungen. Es wirkt, als hätte Horst nur geheiratet, um sich die Kosten für eine Haushälterin zu sparen. Wenn Irene sich um sein Wohlergehen bemüht, ist für Horst die Welt in Ordnung. Ihre Träume und Interessen tut er als Zeitverschwendung ab. Ihre Entscheidungen zweifelt er an. Zur Realisierung seiner eigenen Interessen breitet er sich immer weiter im Haus aus. Horst merkt gar nicht, dass er damit Irenes Lebensqualität erheblich einschränkt.

Nach vielen Jahren der Qual entsteht mehr oder weniger zufällig ein Plan, Horst „elegant“ loszuwerden, mit Bleizucker.

Die Geschichte ist als Rückblick geschrieben. Somit ist das Ende vorweggenommen. Sara Paborn schreibt aus der Ich-Perspektive so, wie die Gedanken von Irene fließen. So ist man ganz nah an der Geschichte dran, was ich sehr mag. Mir gefallen auch die eingestreuten Zitate. Sie verstärken den ohnehin schon sehr trockenen Humor, der in jeder Zeile mitschwingt.

Irene war mir zunächst sehr sympathisch, vielleicht hatte ich auch Mitleid. Es war dann eine ganze Weile schön zu sehen, wie sich Irene durch das langsame Vergiften von ihrem Ehemann eine neue Freiheit erkämpft und damit auch Stück für Stück ihre Lebensqualität zurück erobert. Mit jedem Plätzchen, das sie nach ihrem Geschmack gestaltet, macht sich mehr Zufriedenheit in ihr breit, ihr Selbstbewusstsein steigt an. Doch im Laufe der Geschichte ist sie mir etwas fremd geworden. Ich konnte nicht so ganz nachvollziehen, warum sie Bleizucker kochen musste, bis alles Blei im Haus verbraucht war. Sie hatte doch gefühlt schon so viel davon, dass sie Horst mehrfach hätte vergiften können. Die Nummer mit dem Gnadenstoß war für mich auch merkwürdig. Den Ehering aufzulösen ist eine Sache, eine Kapsel vergoldetes Zyankali zu basteln, na gut, aber stets und ständig das Ergebnis selbstzufrieden zu betrachten, das war mir etwas zu viel. Ich wusste nicht, ob sie bald Horst oder sich selbst den Garaus machen würde. Auch nach Horsts Tod und ihrem Umzug behält sie die Kapsel, als Trophäe? Sympathisch war mir Irene nur noch dann, wenn sie ihr neues Haus, ihr neues Leben und ihre Zukunftspläne beschreibt.

Insgesamt hat mir diese morbide Story gut gefallen. Die Ehemänner in meinem Umfeld müssen auf der Hut sein, da ich das Buch bestimmt an ihre Frauen verleihen werde. Das hat mir großen Spaß bereitet. Mit einem kleinen Augenzwinkern - niemand sollte seinen Partner wirklich um die Ecke bringen - kann ich die Lektüre „Beim Morden bitte langsam vorgehen“ empfehlen.