Cover-Bild Anna
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eisele Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 10.08.2018
  • ISBN: 9783961610099
Niccolò Ammaniti

Anna

Roman. Das Buch zur aktuellen TV-Serie
Luis Ruby (Übersetzer)

Der neue Roman vom Autor des Weltbestsellers Ich habe keine Angst

Von der BRIGITTE zu den 50 besten Büchern des Jahres gewählt!

In einem verwüsteten Sizilien macht sich ein mutiges dreizehnjähriges Mädchen auf, seinen entführten kleinen Bruder zu finden. Durch verbrannte Felder, geheimnisvolle Wälder und verlassene Städte, die sich die Natur langsam zurückerobert, bleibt Anna nichts als ein Handbuch, das ihre Mutter ihr hinterlassen hat. Darin deren Anweisungen, wie sie in dieser gefährlichen Welt überleben kann. Doch schnell lernt Anna, dass die alten Regeln nicht mehr gelten und sie neue erfinden muss, wenn sie sich und ihren kleinen Bruder retten will.

»Man versteht sofort, warum Ammaniti als „furchterregend guter Autor“ (The Independent) gefeiert wird […] düster und doch voller Licht und Hoffnung, weil es Annas selbstlose Liebe gibt.«  BRIGITTE 

»An solchen Stellen blitzt immer wieder das Interesse des Autors daran auf, wie sich die Kinder jenseits der Notwendigkeit des schieren Überlebens noch verhalten … Insgesamt steht ‚Anna‘ in einer literarischen Tradition, die mindestens bis Jules Vernes ‚Zwei Jahre Ferien‘ zurückreicht und so unterschiedliche Werke wie William Goldings ‚Herr der Fliegen‘ und John Christophers ‚Leere Welt‘ umfasst. ... Auch in ‚Anna‘ gilt das Interesse des Autors spürbar der besonderen Perspektive der Kinder … Ammaniti erzählt seine Geschichte spannend und deutlich visuell …«  Tilman Spreckelsen, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»‘Anna‘ bleibt bis zur letzten Seite hochspannend ... Auch umkurvt Ammaniti gekonnt die Klippe eines allzu platten Happy ends. Mehr noch: er verliert nie seinen Sinn für Humor ...«  Deutschlandfunk, „Büchermarkt“

»Ein grandioser, dystopischer Roman, in dem die Protagonistin Anna trotz aller Ausweglosigkeit niemals den Glauben an die Menschlichkeit und eine bessere Zukunft verliert. Eine Hymne an das Leben – auch und gerade in hoffnungslosen Zeiten.«  WAZ

»Der unbezwingbare Lebensmut von Niccolò Ammanitis Anna überstrahlt alles.«  Donna

»Niccolò Ammaniti erzählt mal drastisch, mal poetisch, mal fast heiter, aber vor allem hat er eine rührend taffe Heldin geschaffen, die weiß, dass die Zeit knapp wird – eine Parabel auf unsere Welt.«  emotion

»In den Schilderungen dieser verlorenen Welt entfaltet der Roman seine Qualitäten (…) Wozu das alles, mag man sich da fragen, denn es hat den ›Herrn der Fliegen‹
doch schon gegeben (...) sowie zahllose andere Werke der eher hoffnungslosen Art. Eben wegen dieser Angst, wäre auf die Frage zu antworten, weil in Niccolò Ammanitis präziser Redseligkeit eine existenzielle Not erkennbar wird, gegen die es keinen Schutz gibt und gegen die man sich nicht imprägnieren kann: die Not von Nomaden, die sich daran erinnern können, einmal ein Zuhause gehabt zu haben.«  Thomas Steinfeld, SZ

»Eines der herausragenden Erzähltalente Italiens.«  Times Literary Supplement

»Ammaniti setzt neue Maßstäbe in post-apokalyptischer Literatur.«  The Guardian

»Unübertroffenes Erzählen – eine bewegende Studie über Menschsein und Menschlichkeit.«  Financial Times

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2018

Fesselnd und verstörend

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Die dreizehnjährige Anna lebt mit ihrem kleinen Bruder in einem Haus im Wald, vier Jahre ist es her, dass ein Virus alle Erwachsenen tötete. Mittlerweile gibt es keine Elektrizität mehr, die Wasser- und ...

Die dreizehnjährige Anna lebt mit ihrem kleinen Bruder in einem Haus im Wald, vier Jahre ist es her, dass ein Virus alle Erwachsenen tötete. Mittlerweile gibt es keine Elektrizität mehr, die Wasser- und Lebensmittelvorräte gehen zu Neige und Anna läuft die Zeit davon, denn mit Beginn der Pubertät könnte das Virus auch bei ihr ausbrechen....

Anna erzählt die düstere und fesselnde Geschichte zweier Geschwister, die in einer trostlosen und gefahrvollen Welt auf sich alleine gestellt sind und einer ungewissen Zukunft entgegensehen. Eine spannende Dystopie mit einer starken Protagonistin, die nie den Lebensmut verliert. Das Endzeitszenario wirkt erschreckend realistisch, in einer Welt ohne Erwachsene kämpfen die Kinder ums Überleben, sind schutzlos, handeln instinktiv, verwahrlosen und verrohen zunehmen. Anna und ihr Bruder haben sich in ihrem Haus ein Stückchen Heimat bewahrt, angeleitet von den Notizen ihrer Mutter, doch die Angst sitzt ihnen im Nacken und angetrieben von der Hoffnung auf Heilung und dem Drang ihren Bruder zu beschützen, verlässt Anna den sicheren Ort und begibt sich auf eine ungewisse Reise.

Ein spannender und verstörender Roman mit durchaus hoffnungsvollen Momenten, die den Überlebenskampf erträglicher machen.

Veröffentlicht am 10.08.2018

Endzeit

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In regelmäßigen Abständen von meist einigen Jahren erscheinen Endzeitromane oder -Filme, die meist viel Action und damit Unterhaltung bieten. Anna, im Original 2015 erschienen, geht in diese Richtung. ...

In regelmäßigen Abständen von meist einigen Jahren erscheinen Endzeitromane oder -Filme, die meist viel Action und damit Unterhaltung bieten. Anna, im Original 2015 erschienen, geht in diese Richtung. Die Seuche hat alle Erwachsenen getötet, nur einige Kinder leben noch, die aber ebenfalls den Ausbruch des Virus zu erwarten haben, sobald sie erste Anzeichen zeigen, erwachsen zu werden. Und das führt unvermeidbar zum Tod. Im Mittelpunkt des Romans steht Anna, die um ihr Überleben kämpft, da gibt es z.B. Passagen mit viel Action beim Kampf gegen wildgewordene Hunde.
Ansonsten kümmert sich Anna in erster Linie um ihren kleinen Bruder. Zeitweiliger Begleiter ist dann noch Pietro, ein schon älterer Junge.
Die Beschreibungen der zusammengebrochenen Gesellschaft und Umgebung wird effektvoll beschrieben. Plünderungen, Verwüstungen und Brände. Niccolo Ammaniti kann schreiben, eine Melancholie begleitet seine Sprache.

Der zweite Teil des Buches konzentriert sich auf die Suche Annas nach ihrem verschwundenen Bruders Astor, den sie dann tatsächlich bei einer Gruppe Kindern findet. Interessant ist die Frage, ob sich in dieser kleinen Gruppe Kinder eine neue Gesellschaftsform bildet, die wenigstens ein paar Jahre Bestand haben kann.
Aber Anna misstraut dem, besteht auf ihre Unabhängigkeit. Das bedeutet aber auch, kämpfen zu müssen.

Der dritte Teil “Die Meeresenge” zeugt dann einen kurzen Moment der Ruhe. Es entsteht zwischen Anna, Astor und Pietro eine kleine Gemeinschaft, fast wie eine Familie.

Ich bewundere den Roman für seine bildreiche Sprache und Ausdruck, aber seine thematische Wichtigkeit bezweifle ich. Dennoch halte ich das Buch für lesenswert!

Veröffentlicht am 13.08.2018

Spannungsarmer, verstörender Endzeitroman, der mich insgesamt leider enttäuscht hat

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Spoilerfreie Rezension

Inhalt

In der Welt der 13-jährigen Anna und ihres Bruders Astor gibt es keine Erwachsenen. Eine aggressive Seuche hat vor vier Jahren alle Menschen ab der Pubertät ausgelöscht ...

Spoilerfreie Rezension

Inhalt

In der Welt der 13-jährigen Anna und ihres Bruders Astor gibt es keine Erwachsenen. Eine aggressive Seuche hat vor vier Jahren alle Menschen ab der Pubertät ausgelöscht – und sie wütet noch immer. Auf Sizilien herrscht Anarchie, die Kinder sind auf sich gestellt, Krankheit und Tod stehen an der Tagesordnung. Die Heldin tut alles in ihrer Macht Stehende, um ihren Bruder zu beschützen und auf die Zukunft vorzubereiten, denn Anna weiß, dass auch ihre Zeit bald gekommen ist. Oder stimmen etwa die Gerüchte, dass es irgendwo noch „Große“ gibt, die ein Heilmittel gefunden haben?

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Verlag: Eisele
Seitenzahl: 336
Erzählweise: Figuraler Erzähler, Präteritum
Perspektive: hauptsächlich aus weiblicher Perspektive, selten auch aus männlicher
Kapitellänge: mittel
Tiere im Buch: -! Dieses Buch ist für empathische Menschen und Tierliebhaber nur sehr schwer zu ertragen – mehr dazu im Abschnitt „Inhalt“.

Warum dieses Buch?

Für dystopische Geschichten bin ich immer zu haben, denn die Themen, die in Endzeitwerken typischerweise besprochen werden, finde ich sehr interessant. Zudem hat mich das enthusiastische Lob verlockt, das das Buch, welches in Italien monatelang auf der Bestsellerliste stand und von der Financial Times zu einem der besten Bücher des Jahres gewählt wurde, bereits erhalten hatte.

Meine Meinung

Einstieg (+/-)

Den Prolog fand ich sehr atmosphärisch beschrieben, er hat mich sofort neugierig gemacht. Die ersten Seiten des ersten Kapitels jedoch fand ich dann jedoch zäh, auch wegen der Gewalt gegen Tiere. Die Geschichte kommt nur sehr langsam in Schwung und ich habe lange gebraucht, bis ich wirklich in der Geschichte angekommen war.

„Sie kämpften, doch irgendwann kapierten ausnahmslos alle, dass es vorbei war, als hätte der Tod persönlich es ihnen ins Ohr geflüstert.“ E-Book, Position 759

Schreibstil (+/-)

Das lag zu einem großen Teil wohl auch am Schreibstil. Niccolò Ammaniti präsentiert den LeserInnen oft lange Rückblenden, erzählt die Vergangenheit seiner Figuren oft in einem detaillierten „ab ovo“-Stil. Man erfährt Dinge, die weit in der Vergangenheit liegen, wie das Kennenlernen der Eltern und die Herkunftsgeschichte des Hundes. Immer wieder haben mich diese Rückblenden aus dem Lesefluss gerissen, in den ich ohnehin das ganze Buch über nur schwer hineinfand. Das lag mit Sicherheit auch daran, dass das Buch nur sehr wenige Dialoge enthält und sich meist auf lange Alltags- und Umgebungsbeschreibungen und Annas einsame Wanderungen zur Essenbeschaffung konzentriert.

Dem Schreibstil an sich stehe ich sehr zwiegespalten gegenüber. Einerseits ist er in seinen glänzenden Momenten anschaulich, angenehm, flüssig, emotional und sogar poetisch zu lesen, andererseits zeichnet er sich auch immer wieder durch wenig Tempo und Emotion und eine irgendwie schwer zu beschreibende Sperrigkeit/Holprigkeit aus, die es mir schwer gemacht hat, mitzufiebern und schnell voranzukommen. Obwohl keine schwierigen Worte verwendet wurden und die Sprache an sich nicht wirklich anspruchsvoll ist (einmal davon abgesehen, dass meiner Meinung mehr italienische Begriffe übersetzt oder erklärt werden hätten müssen, da man damit als Nichtsprecherin der Sprache nur wenig anfangen kann und Google bemühen muss), musste ich häufig ganze Absätze erneut lesen, weil ich immer wieder gedanklich ausgestiegen bin und mich nicht konzentrieren konnte.

„So viel Zeit war vergangen, doch wenn Anna daran dachte, war ihre Sehnsucht so stark, dass es ihr vorkam, als fiele sie in ein Loch und käme nicht wieder hinaus.“ E-Book, Position 605

„Anna konnte die Gedanken schier sehen, die dem Pechvogel mit dem Mantel durch den Kopf gingen. Schnurgerade einer nach dem anderen, wie die Waggons eines langsamen, ratternden Zugs.“ E-Book, Position 1606

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+/-)

Dem Guardian kann ich leider nicht zustimmen, wenn er über dieses Buch schreibt: „Ammaniti setzt neue Maßstäbe in post-apokalyptischer Literatur.“ Im Gegenteil, ich hatte eher das Gefühl, dass es sich hier um eine Geschichte handelt, die wie ein Puzzle aus vielen (mir schon) bekannten Endzeitaspekten zusammengesetzt wurde. Innovativ fand ich den Plot also nicht, da typische Themen wie Essensbeschaffung, Einsamkeit, Überleben und moralische Aspekte im Mittelpunkt stehen. Jedoch bringt der Autor durchaus auch einige eigene, interessante Ideen ein, beschreibt eindrucksvoll den moralischen Verfall in einer Welt ohne Erwachsene und Regeln, in der der Stärkere siegt. Dennoch gibt es auch Hoffnungsschimmer am Horizont, wie etwa Momente der Lebensfreude, das Aufblitzen von Hoffnung, wenn etwas Schwieriges geschafft wurde, und Szenen voller Empathie, Liebe und Freundschaft. Das Ende fand ich, wenn auch etwas traurig (obwohl ich es schon erwartet hatte), sehr gelungen. Trotz der jungen Protagonistin handelt es sich hier für mich übrigens eindeutig um kein Jugendbuch.

In seinen Schilderungen beschönigt der Autor nichts, egal ob es um die Beschreibungen der Zustände in den Häusern oder der Leichen geht. In diesem in drei Teile geteilten Buch wird wie im echten Leben ohne pompöse Heldenmomente still und leise gestorben, und Ammaniti hält wie ein grausamer Kameramann immer ganz genau drauf, wenn es richtig hässlich wird. Aus diesem Grund ist das Buch eine schwer zu verdauende Lektüre. Mancher Moment brennt sich ins Gedächtnis und liegt einem noch Stunden oder Tage schwer im Magen, weil man immer noch damit hadert. Für diese Leistung ist der Autor ohne Frage zu loben, denn das schafft nicht jede/r. Besonders schwer zu ertragen fand ich die ausufernde Gewalt gegen Tiere, die Tierquälereien und das Töten. Oft handelt es sich um Verteidigungskämpfe gegen wilde Tiere oder es wird für Nahrung getötet. Dennoch waren diese Beschreibungen für mich unerträglich. Besonders wütend gemacht hat mich der leicht humorvolle Ton bei der Beschreibung davon, wie ein Kampfhund auf grausame Weise „ausgebildet“ wird. Dieses Thema ist meiner Meinung nach überhaupt nicht witzig, und am liebsten hätte ich alleine aufgrund des Tier(schutz)aspektes das Buch mehrmals abgebrochen. Der Autor hat es meiner Meinung nach einfach übertrieben mit seiner Darstellung vom tierischen Leid.

„Ihr Leben war dasselbe wie das einer Kakerlake, die nicht anders kann, als sich auf zwei Beinen weiterzuschleppen, wenn jemand auf sie tritt. Dasselbe, das eine Schlange dazu veranlasst, unter den Schlägen einer Hacke davonzukriechen, ihre Eingeweide hinter sich herziehend. […] Wir müssen weitermachen, ohne zurückzublicken, weil wir die Energie, die uns durchdringt, nicht beherrschen können, und selbst verzweifelt, verstümmelt und blind ernähren wir uns weiter, schlafen und schwimmen gegen den Strudel an, der uns nach unten zieht.“ E-Book, Position 1935

Figuren (+/-)

Vielleicht lag es auch am stellenweise nüchternen Schreibstil, der mir stellenweise zu wenig vom Gefühlsleben und der Gedankenwelt der Figuren preisgibt, aber es gelang mir über weite Teile des Buches nicht, wirklich eine Verbindung zu den Figuren aufzubauen. Sie blieben weit von mir entfernt, die Distanz zu ihnen konnte erst im letzten Fünftel ein wenig überbrückt werden. Prinzipiell mochte ich Anna aber, die sich stets bemüht, ihren Bruder zu beschützen, und die gleichzeitig mit typisch pubertären Stimmungsschwankungen und Gefühlsausbrüchen zu kämpfen hat. Mir hat gefallen, dass die Heldin des Buches, Anna, eine Figur mit Fehlern, Ecken und Kanten ist.

Wenn man so wenige Gefühle für die Figuren entwickelt, dass sie einem eigentlich egal sind, ist es natürlich schwer, ihrer Geschichte voller Interesse zu folgen und mitzufiebern. Obwohl es durchaus gute Ansätze und starke Momente gibt und obwohl der Autor sich bemüht, seinen Figuren eigene Persönlichkeiten zu geben, so hat die Figurenzeichnung bei mir nicht so funktioniert, wie sich das Niccolò Ammaniti wahrscheinlich gewünscht hätte. Meine Lieblingsfigur – und die einzige, für die ich wirklich durchgehend gehofft und gebangt habe – war interessanterweise Coccolone (wer das genau ist, möchte ich hier nicht verraten, um nicht zu spoilern). Bin ich da eigentlich die Einzige, oder ist es noch jemandem so ergangen?

„Sie war mit ihrem Bruder aufgewachsen, wie ein Baum um einen Stacheldraht wächst, die beiden waren miteinander verschmolzen und eins.“ E-Book, Position 2248

Spannung & Atmosphäre (-)

Es gab durchaus atmosphärische Momente, in denen Endzeitstimmung und eine sehr unheilvolle Stimmung aufkamen, jedoch zeichnete sich das Buch für mich hauptsächlich durch seinen ausgeprägten Spannungsmangel aus. Ich habe mich wirklich über weite Teile durch die Seiten gequält und überlegt, ob ich das Buch abbrechen soll. Bis etwa zum letzten Fünftel kam ich wirklich nur sehr langsam und zäh voran. Der dünne Plot ist mit Sicherheit auch daran schuld. Manchmal schien es mir eher, als wolle der Autor den Alltag von Anna und Astor beschreiben, anstatt eine richtige Geschichte mit Handlung, Anfang und Ende zu erzählen. Dennoch gibt es zwischendurch auch unerwartete Wendungen und sehr spannende, geradezu nervenzerreißende Momente, in denen man ängstlich weiterliest – vor allem weil man schnell merkt, dass der Autor keinerlei Hemmungen hat, auch liebevoll erschaffene Figuren gnadenlos zu töten. Im Nachhinein bereue ich es jedoch auch nicht, durchgehalten zu haben (es ist eines dieser Bücher, die einem im Nachhinein besser gefallen als während des Lesens).

Geschlechterrollen (+/-)

Anna ist eine sehr selbstbewusste junge Frau, die sich nichts gefallen lässt. Sie kämpft wie eine Löwin für Astors und ihr Leben, ist mutig und stark. Manche Szenen fand ich etwas unglaubwürdig und seltsam, besonders in Bezug darauf, dass die Geschichte von einem Mann geschrieben wurde. Da dachte ich mir dann: Das würde doch im echten Leben nicht passieren. Traurig fand ich auch den sexuellen Übergriff, auch wenn ich denke, dass dies in einer derart gefährlichen Welt durchaus passieren kann. Gestört hat mich, dass Anna, als eine andere Person zur Gruppe stößt, sofort das Saubermachen und Kochen übernimmt, vermutlich einfach, weil sie eine Frau ist. Hier hätte ich mir ein stärkeres Hinterfragen von stereotypen Rollenmustern gewünscht, vor allem, da diese in Annas Welt so ja eigentlich nicht mehr existieren. Auch in einzelnen Rückblenden sind Geschlechterstereotypen vorhanden, eine Verwendung des Wortes Schla*** gibt es auch. Insgesamt sind diese Dinge aber großteils zu verschmerzen, weil der Autor eine so starke weibliche Figur ins Zentrum seiner Geschichte gesetzt hat.

Mein Fazit

„Anna“ ist ein schwer zu verdauender Endzeitroman, von dem ich mir aufgrund des Lobes viel erwartet habe, der mich aber leider insgesamt enttäuscht hat. Die Geschichte behandelt die üblichen Themen wie Essenbeschaffung, Moral und Überleben und bietet nur wenig Neues. Auch wenn „Anna“ durchaus seine poetischen, emotionalen, tristen, nervenzerreißenden und spannenden Momente hat, wurde ich sowohl mit dem sperrigen Schreibstil, der nichts beschönigt und uns Annas Welt in ihrer ganzen Grausamkeit zeigt, als auch mit den Figuren leider nur schwer oder gar nicht warm. Sehr gestört haben mich zudem die ausufernde Gewalt gegen Tiere und der Mangel an Spannung, was beides dazu führte, dass ich mehrmals überlegt habe, das Buch abzubrechen. Im Nachhinein bereue ich jedoch nicht, durchgehalten zu haben, auch wenn mir so manche Szene noch länger schwer im Magen liegen wird. Dafür gibt es an dieser Stelle noch ein Lob, denn das schafft bei mir (einer schon relativ abgehärteten Walking-Dead-Liebhaberin) nicht jede/r Autor/in.

Ob ich noch etwas vom Autor lesen werde, ist noch nicht entschieden.

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 3 Sterne
Worldbuilding: 3,5 Sterne
Ausführung: 3 Sterne
Einstieg: 2 Sterne
Schreibstil: 3 Sterne
Protagonistin: 4 Sterne
Figuren: 3 Sterne
Atmosphäre: 3 Sterne
Spannung: 2 Sterne
Ende: 5 Sterne
Emotionale Involviertheit: 2,5 Sterne
Geschlechterrollen: +/-

Insgesamt:

❀❀❀

Dieses Buch bekommt von mir 3 insgesamt leider enttäuschte Lilien!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Was ist man bereit, für die Hoffnung auf Heilung zu tun?

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Vor vier Jahren sind alle Erwachsenen an einer unheilbaren Krankheit gestorben. Anna und ihr kleiner Bruder Astor leben in Sizilien und haben sich seither im Haus ihrer Mutter abgeschottet. Anna verlässt ...

Vor vier Jahren sind alle Erwachsenen an einer unheilbaren Krankheit gestorben. Anna und ihr kleiner Bruder Astor leben in Sizilien und haben sich seither im Haus ihrer Mutter abgeschottet. Anna verlässt das Haus nur, um Lebensmittel und Medikamente zu beschaffen; Astor aus Angst vor Monstern, die Anna heraufbeschworen hat, gar nicht. Doch die Nahrung wird zunehmend knapper, Anna kommt dem Erkrankungsalter immer näher und die Gerüchte über eine mögliche Heilung in der Ferne häufen sich. Als eine umherstreifende Bande Astor mitnimmt, verlässt Anna ihre Heimat, um ihren Bruder wiederzufinden.

Bücher über eine Welt, in der alle Erwachsenen gestorben sind, gibt es zuhauf. Ich war deshalb gespannt, wie Niccolò Ammaniti dieses Thema umsetzt und mit welchem Elementen er dem Thema seinen eigenen Stempel aufdrückt. Nach einem kurzen Prolog aus der Zeit kurz nach dem Ausbruch der Krankheit trifft der Leser erstmals auf Anna. Diese muss immer weitere Wege auf sich nehmen, um Lebensmittel zu beschaffen. Vor allem das Übernachten unterwegs ist gefährlich, und auch tagsüber wird sie immer wieder von wilden Hunden verfolgt. Diesmal kann sie einem besonders aggressiven Exemplar nur knapp entkommen.

Nach einem ersten Eindruck davon, was seit der tödlichen Pandemie aus der Welt geworden ist, lernt man Anna und ihren Bruder besser kennen und erfährt einiges über die Hintergründe ihrer aktuellen Situation. Ihr Vater gehörte zu den ersten Toten, doch ihre Mutter hielt lange genug durch, um ein Notizbuch mit vielen Anweisungen zu füllen, wie sich die Geschwister verhalten sollen. Das ist auch vier Jahre später noch die Grundlage für ihr Tun. Dabei hat Anna die Rolle der Beschützerin inne, die ihrem Bruder bewusst unheimliche Geschichten über Monster außerhalb ihres Grundstücks erzählt hat, damit er nicht wegläuft.

Bewegung kommt in die Geschichte, als in Annas Abwesenheit eine Bande ihr Haus plündert und Astor mitnimmt. Nun muss auch sie den sicheren Hafen in Richtung Berge verlassen. Dorthin gehen immer mehr Kinder, denn eine „Kleine Riesin“ soll die Krankheit heilen können, die in ihnen allen schlummert und im Teenageralter ausbricht. Anna begegnet anderen Kindern, die mit ihrem Schicksal auf ganz verschiedene Weise umgehen, erlebt abergläubische Rituale und muss sich entscheiden, wem sie ihr Vertrauen schenkt.

Die Geschichte kommt nur langsam in Schwung und ich vermisste eine länger andauernde Spannung. Anna gerät immer wieder in brenzlige Situationen, die sich schnell auflösen. Ich konnte mich gut in ihre Lage hineindenken und nachvollziehen, warum sie ihren kleinen Bruder übermäßig beschützt und den Gerüchten über mögliche Heilungen mit gemischten Gefühlen lauscht. Der Fokus der Geschichte liegt auf dem Überleben in einer dystopischen Welt und was Kinder in Hoffnung auf eine Heilung für die in ihnen allen schlummernde Krankheit tun. Für mich ist „Anna“ eine schnell gelesene, gute Dystopie, die jedoch nicht genügend überraschende und neuartige Elemente bietet, um aus der Masse von Geschichten mit der gleichen Thematik herauszustechen.