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Veröffentlicht am 23.12.2019

Interessantes Setting mit Luft nach oben

Die goldenen Wölfe
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In letzter Zeit bin ich sehr für historische Fantasy zu haben und konnte in diesem Jahr meiner Genre Übersicht in diesem Bereich auch so einige Bücher hinzufügen. Nun gesellt sich mit Die goldenen Wölfe ...

In letzter Zeit bin ich sehr für historische Fantasy zu haben und konnte in diesem Jahr meiner Genre Übersicht in diesem Bereich auch so einige Bücher hinzufügen. Nun gesellt sich mit Die goldenen Wölfe ein Weiteres hinzu. Dieses Mal verschlägt es mich nach Paris zur Weltausstellung 1889.

Seid bereit für den Coup des Jahrhunderts
Mit großen Namen wirft das Magazin Kirkus Revies ums ich, als es Die goldenen Wölfe beschreibt: Eine Mischung aus Das Lied der Krähen und Dan Brown soll es sein. Auf Lied der Krähen Vergleiche gebe ich nichts, da dank des Hypes, ermüdenerweise jedes zweite Buch damit verglichen wird, aber der Hinweis auf Dan Brown machte mich neugierig. Jetzt wo ich das Buch gelesen habe muss ich zugeben, dass inhaltlich diese Vergleiche durchaus gezogen werden können, leider jedoch nicht, was die Qualität angeht.

Der Vergleich mit Das Lied der Krähen lässt sich damit rechtfertigen, dass wir auch hier einen Haufen zusammengewürfelter Charaktere haben, die das Unmögliche schaffen sollen, einen aberwitzigen Coup, für den jedes Mitglied der Gruppe seien Fähigkeiten einbringen muss. Sehr gut gelungen ist es der Autorin, all ihren Charakteren etwas Individuelles zu geben, wobei mir Zofia am besten gefallen hat. darüber hinaus sind sie wunderbar divers, was Ethnie und Sexualität angeht.
Doch wo Leigh Bardugos Werk von der Gruppendynamik lebt, will sich diese bei die goldenen Wölfe nicht so recht entfalten. Die Autorin ist sichtlich bemüht, das Zusammenspiel ihrer Gruppe zu schildern, dennoch wirkt die Dynamik für meinen Geschmack zu konstruiert, Sprüche zu aufgesetzt und alle irgendwie etwas steif im Umgang miteinander. Bis zum Schluss, hat man trotz klasse Teamarbeit das Gefühl, das Severin und sein Trupp einander fremd sind und kein eingespieltes Team.

Kommen wir zu dem Dan Brown Vergleich. Auf den Spuren eins sagenumwobenen Artefaktes, werden unsere Helden mit allerhand Rätsel und Mythen konfrontiert. Prinzipiell haben mir diese sehr gut gefallen und sie zeigten auch, dass die Autorin gut recherchiert hat, allerdings kam mir die Lösung stets zu schnell. Nie bedurfte es mehr als ein paar Minuten nachdenken, bevor des Rätsels Lösung parat war, was das eigene Mitraten drastisch reduziert hat, wusste man noch, drei Zeilen später kommt die Antwort sowieso. Das ist schade, denn hier ging, meiner Ansicht nach viel Potenzial verloren.

Als dritten Kritikpunkt muss ich anbringen, dass das Worldbuilding leider auch zu wünschen übrig lässt. Roshani Chokshi gelingt es hervorragend das Paris der 188er Jahre zu schildern, die Atmosphäre und Stimmung der Stadt bringt sie eindrucksvoll zum Ausdruck, wenn's jedoch um die magischen Aspekte geht, bleibt sie wage. Die Hintergründe zu den Häusern und den Babelfragmenten werden nur angedeutet und auch wie das Schmieden genau funktioniert und wo die Grenzen sind, ist mir auch nach beenden des Buches nicht klar.

Fazit:


Die goldenen Wölfe hat wunderbare Ansätze und Ideen, kann in der Umsetzung aber nicht vollends überzeugen. Die Charaktere sind für sich gesehen toll gestaltet, funktionieren als Gruppe aber nicht ganz harmonisch. Auch geht vieles zu einfach, während andere Fragen offen bleiben. Es ist also noch Luft nach oben, dennoch denke ich, dass ich mir auch den zweiten Band mal anschauen werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.11.2019

Buch hui, Ende pfui

Die Gabe des Winters
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Dieses Buch hatte ich schon eine ganze Weile auf dem Schirm und freute mich daher sehr, als ich es endlich in den Händen hielt und loslesen konnte. Das Durchlesen ging auch ratzfatz, das Buch schloss ich ...

Dieses Buch hatte ich schon eine ganze Weile auf dem Schirm und freute mich daher sehr, als ich es endlich in den Händen hielt und loslesen konnte. Das Durchlesen ging auch ratzfatz, das Buch schloss ich dennoch mit gemischten Gefühlen ab. Warum, weshalb, wieso, verrate ich euch jetzt.

Die Schöne und das Biest trifft auf die Schneekönigin
Als ich mit dem Buch startete, erwartete ich, eine Adaption der Schneekönigin vorzufinden. Mara Erlbach entführt uns Leser in eine Welt voller Eis und Schnee. Sehr gut gelungen ist es ihr, wie ich finde, die Not der Bewohner Pagos darzustellen. Der Hunger, die Kälte und wie sich die Leute an jedes Strohhalm Hoffnung klammern, da sie die Verzweiflung sonst zu überwältigen drohen würde. So malerisch schneebedeckte Hügel und Eiswälder auch klingen, wenn's ums Überleben geht, sind Schnee und Eis bei weitem nicht mehr idyllisch.
Auch die Atmosphäre auf der Burg zu vermitteln, gelingt der Autorin. Besonders schön fand ich, wie sich die diese und die Bewohner Griseos stückweise, unter Nurias Anwesenheit verändern, erst nur in kleinen Details, später in größere. In Atmosphäre und Feeling, erinnert das Buch also schon an Andersens Schneekönigin.

Doch es ist ein anderes Märchen, dessen Einfluss hier noch viel deutlicher zu spüren ist udn das ist die Schöne und das Biest. Der Hype um dieses Märchen, sei es die Disney Adaptionen oder diverse Jugendbuch Adaptionen ist ungebrochen (mein lieblingsdisneyfilm war es übrigens nie). Das führt natürlich dazu, dass man bis zu einem gewissen Grad, die Handlung voraus ahnen kann, allerdings bringt die Autorin noch genügend eigene Ideen mit ein, dass es mich nicht störte. Das Geheimnis um die Gabe des Winters und was mit Lady Miriam geschehen ist bringen erfrischend individuelle Impulse in die Handlung.

Und der Award für das schlechteste Ende geht an ...
Bis zu den letzten 30 Seiten hätte ich dem Buch noch gut und gerne 5 Punkte, für eine zwar nicht spezielle, dafür aber sehr unterhaltsame Handlung gegeben, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon etwas skeptisch war, ob das nicht ein Reihenauftakt ist, denn an der Stelle waren noch etliche fragen offen. Tja, und dann kam das Ende. Also ein Reihenauftakt ist es schon mal nicht, das kann ich euch sagen und was ich euch noch sagen kann: Das Ende hat es so richtig verbockt. Ohne zu übertreiben muss ich feststellen: Ich habe selten ein so schlechtes und liebloses Ende gelesen, wie bei die Gabe des Winters. Alles löst sich auf magische Weise auf 30 Seiten auf, sämtliche Fragen werden dahingeschludert und übereilt beantwortet. Es ist als ob die Autorin nach 480 Seiten keine Lust mehr gehabt hat, sich für die letzten Seiten einen (unbegabte) Ghostwriter engagiert hat und sich dann sagte, "Joar passt schon". Nicht nur inhaltlich, auch stilistisch wird auf einmal alles nur noch schnell, schnell zu Ende gebracht. Und man fragt sich warum nur?Denn auf den ganzen vorherigen Seiten, hat die Autorin ja bewiesen, dass sie schreiben kann.

Fazit:


Die Gabe des Winters hätte ein richtig gutes Buch sein können. Atmosphäre war da, die Handlung verlief spannend, doch das Ende zerstört es völlig. Lieblos und unlogisch werden alle Konflikte in nullkomma nichts aufgelöst. Schade, denn davor hatte ich richtig Spaß mit dem Buch

Veröffentlicht am 17.10.2019

Bestenfalls Durchschnittlich

Die Rabenringe - Odinskind (Bd. 1)
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Hach Odinskind, lange habe ich diese Rezension vor mich her geschoben. Als das Buch erschien, hat es mich eigentlich gar nicht so sehr interessiert, dann kamen aber die ganzen begeisterten Stimmen und ...

Hach Odinskind, lange habe ich diese Rezension vor mich her geschoben. Als das Buch erschien, hat es mich eigentlich gar nicht so sehr interessiert, dann kamen aber die ganzen begeisterten Stimmen und Rezensionen, die das Buch in den höchsten Tönen loben, darunter auch einige von mir geschätzte Rezensenten, sodass ich es nun unbedingt haben wollte. Und ich wollte es so sehr lieben wie die anderen, ich habe es versucht, wirklich.

Von Ymlingen, dem Umarmen und Raben
Mit dem Ymsland hat Autorin Siri Pettersen eine äußerst detailreiche Welt mit ihrer eigenen Kultur, Vorstellungen und Bräuche entwickelt. Besonders interessant fand ich z.B, dass die höchste Person im Land... ein Rabe ist. Bis ich allerdings mitbekommen habe, dass mit dem Seher tatsächlich ein Tier gemeint ist und "Rabe" nicht nur ein Spitzname/Titel ist, war bestimmt schon die Hälfte des Buches rum und damit kommen wir auch schon zum ersten meiner Probleme mit dem Buch: Das Ymsland ist vielfältig, eigen und muss vom Leser vollkommen allein erschlossen werden.
Ich habe genug Erfahrung mit High Fantasy Bücher, dass ich mich normalerweise sehr leicht in fremde Welten zurecht finden, dies setzt jedoch voraus, das der/die Autor/in wenigstens grundlegend die Sitten und Bräuche, die sich von dem uns bekannten unterscheiden, erläutert. Von mir aus auch Stück für Stück, aber ein paar Brotkrumen muss man mir schon hinwerfen. Das tut die Autorin aber wenig bis gar nicht und die Hälfte des Buches hatte ich Fragezeichen im Kopf. So brauchte ich zum Beispiel auch ewig um eine Vorstellung davon zu bekommen, was das Umarmen genau ist, und das obwohl diese essentiell für die Handlung ist.

Allenfalls durchschnittlich
Das nahm mir schon etwas die Luft aus den Segeln, aber ich freute mich dennoch auf die viel gepriesene neuartige Handlung. Zu meiner Enttäuschung konnte ich auf über 600 Seiten nichts finden, was ich als wirklich neuartig einstufen würde. Das Buch ist nicht schlecht, aber in meinen Augen, sowohl was Sprache, als auch Handlung angeht, maximal durchschnittlich.
Die fehlende Innovation hätte ich ja noch verkraften können, wenn die Handlung nicht so zäh und auch an vielen Stellen unlogisch gewesen wäre. Manche Entscheidungen von Protagonistin Hirka konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, z.B. warum sie auf einmal doch am Ritual teilnehmen wollte. Ich hatte an vielen Stellen das Gefühl, dass Hirka nur deswegen eine Entscheidung trifft, weil die Autorin sie an einen anderen Ort braucht. Hirka muss in die Hauptstadt? Gut, dann will sie halt doch am Ritual teilnehmen. Begründung? Unnötig.

So dümpelt die Handlung vor sich hin und es fehlt ihr am roten Faden. Man hat nicht das Gefühl, dass das alles auf irgendwas hinausläuft, erst am Ende ergibt sich so was wie ein Ziel für die Protagonistin. Dort war es mit meiner Leselaune aber schon längst vorbei. Ich habe es ehrlich gesagt nur mit Müh und Not zum Ende geschafft

Über die Charaktere kann ich auch nicht so viel sagen. Hirka ist die Schwanzlose, darüber hinaus wird sie wenig charakterisiert. Andere Nebencharaktere bleiben bis auf Rimen blass oder entsprechen den gängigen Fantasy Schema. Überhaut habe ich das Gefühl, (auch wenn ich das niemandem unterstellen möchte), dass die ganzen Lobpreisungen zu dem Buch von jenen kommen, die bisher eher im YA Fantasy Bereich unterwegs waren, für solche Leser ist das Buch mit Sicherheit tatsächlich etwas Neues. Mir selbst würden aber auch etliche andere High Fantasy Bücher einfallen, die ähnliche Elemente aufweisen und zudem noch spannender sind.

Fazit:


Ich bedauere dies sagen zu müssen, doch Odinskind, hat für mich den Hype nicht verdient. Es ist ok, durchschnittliche High Fantasy mit ein paar Schwächen. Kann man lesen, muss man aber nicht.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Anspruchsvolles, modernes Schauermärchen

Melmoth
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Bei dieser Rezension wusste ich lange nicht, wie ich beginnen sollte. Melmoth ist ein Buch, das mich zwiegespalten zurückgelassen hat. Es hat mich begeistert und enttäuscht, verfolgt und verwirrt. Ich ...

Bei dieser Rezension wusste ich lange nicht, wie ich beginnen sollte. Melmoth ist ein Buch, das mich zwiegespalten zurückgelassen hat. Es hat mich begeistert und enttäuscht, verfolgt und verwirrt. Ich werde versuchen diesen konfusen Eindruck in Worte zu fassen und hoffe, dass das irgendwie verständlich ist lach.

Meine Meinung


Ein sprachliches Meisterwerk
Wer Sarah Perry kennt, für den wird, wie ich so gehört habe, meine folgende Aussage kaum verwunderlich sein: Sarah Perry ist eine Wortkünstlerin. Für mich war es das erste Buch der Autorin und der Erzählstil faszinierte mich sofort. Er ist einzigartig, fast schon poetisch und scheut sich nicht davor, den Leser direkt anzusprechen, was uns selbst zu Beobachtern der tragischen Ereignisse macht.

Zudem gelingt es der Autorin, eine intensive, vor Anspannung trotzende Atmosphäre zu erschaffen. Die Umgebung, die sie schafft, fühlt sich dicht, wie eine dunkle Regenwolke an, voller Tragik und den Fragen nach Sünde und Schuld. Die Kulisse Prag wirkt dabei weniger als malerische Goldene Stadt, sondern vielmehr wie ein verhängnisvoller Ort, verliert dabei aber nicht seinen Wiedererkennungswert.

Eine Erzählung auf vielen Ebenen*
Doch nicht nur sprachlich hebt sich Sarah Perry von der Masse ab. Auch Erzählerisch ist Melmoth recht eigen. Erwartet habe ich eine moderne Adaption des Schauerrmärchens, welches im England des 19. Jahrhunderts so populär war (und in Austens Northanger Abbey wundervoll parodiert wird) und zu denen auch das 1820 erschienene Melmoth der Wanderer von Charles Robert Maturin, welches unzweifelhaft als Inspiration für Perrys Roman diente, gehört. Ich erwartete, dass das Buch mit denselben typischen Elementen dieser Literaturgattung spielen würde und Melmoth und ihre Geheimnisse das Zentrum der Ereignisse sein würde.

Zunächst erschien diese Erwartung erfüllt zu werden. Helen erhält ein geheimnisvolles Manuskript und spürt im Verlauf der Handlung weitere schriftliche Überlieferungen von Melmoth auf. Diese Überlieferungen nehmen einen Großteil des Buches ein und haben mir besonders gut gefallen. Es berichten unterschiedliche Leute von ihren Begegnungen mit Melmoth und welche Schuld sie auf sich geladen haben, dass diese überhaupt erscheint.
Doch ab der Hälfte des Romans wird klar, dass diese Geschichten, trotz ihres großen Anteils, nicht das Zentrum der Geschichte sind,auch Melmoth ist, wenn auch bedeutsam, nicht der eigenhändige Fokus. Vielmehr ist es eine Erzählung über Schuld, Sünde und eine Aufzeichnung wie Menschen mit diesen Umgehen und das über die Zeit hinweg geschildert.

Prinzipiell hätte ich dagegen nichts einzuwenden gehabt, doch leider verpasste die Autorin für mich den Moment, mich für diese Thematik zu öffnen. Das lag zum einen daran, dass für mich die Verknüpfungen zwischen Manuskripte und Gegenwart, die über den gemeinsamen Nenner Melmoth hinausgehen zu rar und zu spät gesät wurden. Durch die Sprache bedarf es bei diesem Buch ohnehin mehr Konzentration, und durch die zunächst sprunghaft erscheinende Handlung, erschließen sich Zusammenhängen erst relativ spät. Dabei entsteht jedoch auch kein interessanter Spannungsbogen, sondern ich hatte eher das Gefühl, dass alles gewollt kryptisch sein sollte. In einer spannenden Erzählung werden mehr oder weniger offensichtliche Hinweise über die gesamte Handlung hinweg gestreut, um am Ende den Zusammenhang verstehen zu können. Bei Melmoth fühlte es sich eher so an, als hätte mir die Autorin sämtliche Hinweise vorenthalten, und präsentiert mit den Zusammenhang am Ende kommentarlos, sodass ich am Ende mehr Fragezeichen, als vorher im Kopf hatte.

Fazit:


Melmoth in anspruchsvolles, modernes Schauermärchen, voll sprachlicher Eleganz, dass sich zu meiner Enttäuschung jedoch mit Voranschreiten der Handlung immer weiter von der Schauerliteratur entfernt und stattdessen sehr verworren und gezwungen kryptisch ist. Das Buch wird seine Liebhaber finden, leider jedoch nicht in mir.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 12.08.2018

Auf jeden Fall ungewöhnlich

Tausend Nächte aus Sand und Feuer
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Wenn man sich meine bisherigen Rezensionen so anschaut fällt wohl auf, dass ich schon einige Orient/1001 Adaptionen gelesen habe. Ich steh einfach auf dieses Setting und daher konnte ich auch an „Tausend ...

Wenn man sich meine bisherigen Rezensionen so anschaut fällt wohl auf, dass ich schon einige Orient/1001 Adaptionen gelesen habe. Ich steh einfach auf dieses Setting und daher konnte ich auch an „Tausend Nächte aus Sand und Feuer“ nicht vorbei gehen.

Meine Meinung:


Die, die keinen Namen hat
Was an diesem Buch sofort auffällt ist der ausgereifte Sprachstil und die ungewöhnliche Erzählweise. Das Besondere ist, dass wir in diesem Roman kaum Namen bis auf Lo-Melkhinn und ein paar wenige andere Palastbewohner haben. Die Protagonistin aus deren Ich-Perspektive die Geschichte erzählt wird bleibt namenlos und auch alle ihre Verwandten sind stets Die Mutter meiner Schwester etc.
Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache, da dadurch eine undurchdringbare Distanz geschaffen wird, die aber doch irgendwie zur Märchenatmosphäre passte. Es ist gewöhnungsbedürftig aber auch faszinierend. Besonders wenn man darüber nachdenkt. Dass es nur Palastbewohenr sind die Namen haben. Die Protagonistin entstammt einfachen Verhältnissen. Sie ist eine von vielen, sie könnte jede in diesem Königreich sein.


Vorsicht: Spoiler
Das Böse hat einen Namen, ist genau tituliert doch letztendlich muss er sich einer „unbedeutenden“ namenlose Frau beugen. Der Name der Protagonistin spielt keine Rolle, denn sie steht für die Bevölkerung. Herrscher wissen selten die Namen ihrer Untertanen und doch kann die Masse der Namenlosen, die zahlreichen Söhne, Töchter, Mütter und Väter eines Landes einen Tyrannen zum Fall bringen. Ich denke, dass ist die Lehre dahinter.

Die Kunst eines Handwerkes
Was mir auch sehr gut gefallen hat ist die Art und Weise wie die Künste des Webens, Spinnens und Stickens in die Handlung eingebunden wurde. Es war toll wie die Kunstfertigkeit dieses Handwerkes beschrieben wurden und nebenbei habe zumindest ich auch noch ein bisschen was gelernt bez. ist es mir mehr bewusste geworden wie viel Arbeit und Mühe in einem Gewand steckten.

Trotz dieser positiven Punkte komme ich nicht umhin die Handlung selbst zu bemängeln. Denn leider passiert über die Hälfte lang ziemlich wenig (was aber aufgrund der interessanten Dialoge und Monologe nicht langweilig war) und der Abschluss ist dann ziemlich abrupt. Hier hätten dem Buch 100 Seiten mehr sicherlich gutgetan um die Eleganz und Einzigartigkeit die man im Stil bemerkt auch im Handlungsverlauf hätte wiederfinden können. So bleibt die Sprache außergewöhnlich, die Handlung allerdings fast schon banal. Das ist viel verschenktes Potenzial.

Fazit:


Wäre die Handlung ebenso einzigartig und faszinierend wie der Erzählstil gewesen hätte das Buch volle Punktzahl gehabt, doch leider war sie zu eindimensional und zu abrupt beendet. Dennoch lohnt es sich das Buch so lesen, wenn man Lust auf etwas Ungewöhnliches abseits des Mainstreams hat.