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Veröffentlicht am 28.06.2019

der packende Auftakt zu einer faszinierenden Tetralogie mit einer ungewöhnlichen Protagonistin

Die Spiegelreisende 1 - Die Verlobten des Winters
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Die Spiegelreisende – Die Verlobten des Winters ist der großartige Auftakt zu einer überaus faszinierenden Fantasy-Saga, der einen nach dem Lesen noch lange beschäftigt und einem nicht so schnell wieder ...

Die Spiegelreisende – Die Verlobten des Winters ist der großartige Auftakt zu einer überaus faszinierenden Fantasy-Saga, der einen nach dem Lesen noch lange beschäftigt und einem nicht so schnell wieder aus dem Kopf geht.
Christelle Dabos hat eine faszinierende, magische Welt erschaffen, über die man insgesamt allerdings noch zu wenig erfährt. Vor allem über den sogenannten Riss, durch den die schwebenden Archen überhaupt erst entstanden sind, hätte man gern noch mehr gewusst, doch vielleicht wollte die Autorin sich noch einige Informationen für die Fortsetzungen aufheben. Trotz des angeblich vorherrschenden Matriarchats erscheint einem die Welt zudem sehr rückständig. So soll Ophelia ihrem Verlobten zum Beispiel unbedingt gehorchen, um die Verbindung nicht zu gefährden und der Familie keine Schande zu machen, ohne im Vorfeld überhaupt nach ihrer Zustimmung gefragt worden zu sein.

Ophelia ist eine wirklich außergewöhnliche Protagonistin, die man trotz oder womöglich gerade wegen ihrer Eigenheiten sehr schnell ins Herz schließt. Sie ist intelligent, mutig und stark, aber auch tollpatschig und eher introvertiert. Von Leuten, die sie nicht besonders gut kennen, wird sie deshalb häufig unterschätzt. Dass Ophelia zurückhaltend ist und ihre eigene Meinung meistens für sich behält, heißt nämlich noch lange nicht, dass sie keine eigenen Ansichten hat oder sich alles widerstandslos gefallen lässt. Um nicht von Anima verbannt zu werden, muss sie sich zwar der Verlobung mit Thorn fügen und mit ihm zum Pol reisen, das hält sie jedoch nicht davon ab nach Antworten zu suchen. Sie ergibt sich also nicht einfach kampflos ihrem Schicksal.

Darüber hinaus verfügt sie über beeindruckende und zugleich beneidenswerte Fähigkeiten. Wie der Titel bereits andeutet, kann sie durch Spiegel reisen, wenngleich nur innerhalb einer begrenzten Reichweite. Außerdem ist sie eine sehr begabte Leserin, was in diesem Fall allerdings nichts mit der herkömmlichen Lektüre von Büchern zu tun hat. Vielmehr kann Ophelia die gesamte Vergangenheit eines Gegenstandes ergründen, indem sie ihn berührt, einschließlich der Gedanken oder Gefühle ehemaliger Besitzer in mit dem Objekt verbundenen Momenten.

Ihre alleinstehende Tante Roseline begleitet Ophelia zu der fremden Arche, sozusagen als Anstandsdame. Anfangs mag man sie nicht besonders, später ist man über ihre Anwesenheit dafür genauso froh wie ihre Nichte. Außer ihrer Tante, der Ophelias Wohl aufrichtig am Herzen liegt, kann sie nämlich niemandem auf der Himmelsburg bedingungslos vertrauen.

Thorn versichert seiner Verlobten mehrfach, dass seine Tante Berenilde absolut vertrauenswürdig sei, beide haben jedoch zu viele Geheimnisse vor Ophelia, um sich tatsächlich darauf verlassen zu können. Statt einer standesgemäßen Begrüßung wird ihre Identität geheim gehalten – angeblich zu ihrem Schutz – und mehr als einmal muss sie eine unangemessene Behandlung erdulden. Als seine Verlobte hat Ophelia beinahe ebenso viele Feinde wie Thorn, wird aber immerzu im Dunkeln über die familiären Differenzen sowie den eigentlichen Grund für die Verlobung gehalten als würde sie das alles nichts angehen, obwohl sie direkt betroffen ist.

Die verschiedenen Familien am Pol mit ihren vielseitigen Fähigkeiten und die facettenreichen Bewohner der Himmelsburg sind durchaus interessant. Ihre rauen Sitten sowie ihr Hang zum Meuchelmord sind hingegen Furcht erregend, sodass man für die meisten von ihnen nur Verachtung oder Unverständnis übrig hat. Ophelia und ihre Familie haben wenigstens moralische Werte und Prinzipien, weshalb erstere ihre Kräfte beispielsweise nur mit der Erlaubnis des jeweiligen Besitzers des Objektes anwendet. Doch anders als am Pol müssen diese zugegebenermaßen nicht täglich um das eigene Überleben kämpfen.

Am Pol bzw. auf der Himmelsburg möchte man als Leser also gewiss nicht leben, nicht nur wegen der kalten Temperaturen. Die zahlreichen Intrigen machen die Geschichte allerdings überaus fesselnd. Zusammen mit Ophelia sucht man nach Antworten, die man zur Freude des Lesers im Verlauf der Handlung zumindest teilweise bekommt, auch wenn es sich hierbei um den Auftakt zu einer Tetralogie handelt. Schließlich findet Ophelia sogar so etwas wie Freunde oder Verbündete. Es gibt somit selbst am Pol wenigstens ein paar liebenswerte Charaktere, die den Tod anderer nicht lediglich „unerfreulich“ finden.

Ophelias Verlobter Thorn bleibt einem dagegen bis zum Schluss ein Rätsel. Der unhöfliche und schweigsame Mann ist einem vom ersten Moment an eher unsympathisch, obschon man Mitleid mit ihm hat, weil er von allen am Pol für einen Umstand gehasst wird, den er selbst nicht zu verantworten hat. Das entschuldigt jedoch nicht, dass er Ophelia in seine Konflikte verstrickt und ihr seine wahren Absichten verheimlicht. Als er mit der Zeit etwas zugänglicher wird und freundlicher zu Ophelia ist, glaubt man ihm vertrauen zu können und dass er ernsthaft um Ophelia besorgt ist. Am Ende ist man sich aber leider nicht mehr sicher, ob dieses Verhalten nicht nur dazu diente sie zu manipulieren. War er aufrichtig zu ihr oder benutzt er sie nur für seine Zwecke?

Da Ophelia gegen ihren Willen verlobt wird, sollte man trotz der anstehenden Hochzeit nicht auf eine Liebesgeschichte hoffen. Vielleicht entwickeln Ophelia und Thorn im späteren Verlauf der Serie noch irgendwann Gefühle füreinander, vielleicht auch nicht. Im ersten Band empfindet sie jedenfalls noch keine Zuneigung für ihn, so viel steht fest.

Die Handlung ist von Beginn an mitreißend, da man die ganze Zeit über mit Ophelia mitfiebert. Spätestens im Mondscheinpalast, wo verschiedene Figuren rücksichtslos ihre eigenen Interessen verfolgen und dabei notfalls über Leichen gehen, wird es dann richtig spannend. Von da an kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Der erste Band endet zwar nicht mit einem richtigen Cliffhanger, doch immerhin an einer Stelle, an der man gern sofort weiterlesen würde und mit einigen offenen Fragen. Man möchte auf jeden Fall erfahren, wie die Geschichte um Ophelia weiter geht und dank des zeitnahen Erscheinungstermins muss man zum Glück nicht allzu lange auf die begehrte Fortsetzung warten.

Der Schreibstil von Christelle Dabos lässt sich sehr angenehm und flüssig lesen. Die gesamte Geschichte wird aus der Perspektive von Ophelia geschildert, der man sich trotz des personalen Erzählers sehr verbunden fühlt und deren Gedanken und Gefühle größtenteils nachvollziehbar beschrieben werden. Lediglich Ophelias Interpretationen von Thorns Verhalten oder Aussagen sind manchmal nicht ganz plausibel.

FAZIT

Mit Die Spiegelreisende – Die Verlobten des Winters hat Christelle Dabos einen packenden Auftakt zu einer faszinierenden Tetralogie mit einer ungewöhnlichen Protagonistin geschrieben, deren Abenteuer zum Glück noch lange nicht zu Ende ist. Die hoffentlich ebenso spannenden Fortsetzungen wird man sich daher keinesfalls entgehen lassen.

Veröffentlicht am 16.12.2018

das rundum gelungene Finale der wundervollen Reihe

Der letzte erste Song
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Grace und Mason sind im Grunde nicht viel mehr als flüchtige Bekannte und selbst das nur, weil sie gemeinsame Freunde haben. Doch eines verbindet die zwei Kommilitonen, die sonst unterschiedlicher kaum ...

Grace und Mason sind im Grunde nicht viel mehr als flüchtige Bekannte und selbst das nur, weil sie gemeinsame Freunde haben. Doch eines verbindet die zwei Kommilitonen, die sonst unterschiedlicher kaum sein könnten: Die Liebe zur Musik. Deshalb lässt Grace sich auch von ihrer besten Freundin Emery dazu überreden für Masons Band vorzusingen, obwohl sie sich eigentlich geschworen hatte nie wieder außerhalb ihres Studiums auf einer Bühne zu singen. Sie hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass die Band so von ihrer Stimme begeistert sein würde, dass sie ihr tatsächlich den Posten als ihre neue Sängerin anbieten. Nach einigem Zögern willigt Grace schließlich ein und während der Proben kommen sie und Mason sich langsam immer näher. Es gibt da nur ein Problem: Beide sind bereits in festen Händen …




Der letzte erste Song ist ein sehr gelungenes, Wehmut auslösendes Finale der Reihe um Emery, Dylan, Elle, Luke, Tate, Trevor, Grace und Mason, die man im Verlauf dieser wundervollen Serie alle unheimlich ins Herz geschlossen hat und deshalb auch überaus positiv in Erinnerung behalten wird. Bianca Iosivoni bringt darin nicht nur die Geschichte um das letzte, verbliebene Paar gekonnt zum Abschluss, sondern schreibt für die gesamte Clique ein würdiges Ende, insbesondere durch den Epilog, der auf alle Charaktere noch einmal Bezug nimmt und den Leser einen kurzen Blick auf die Zukunft der unterschiedlichen Figuren werfen lässt. Es ist ein Ende, mit dem man sehr gut leben kann, wenngleich man traurig über den unausweichlichen Abschied ist und diese einzigartigen Studenten sehr vermissen wird.

Selbst wenn man Grace zu Beginn des vierten Bandes (noch) nicht annähernd so sehr mochte wie ein paar der anderen Figuren, schließt man sie spätestens in Der letzte erste Song ebenso sehr ins Herz und das schon nach kurzer Zeit. Obwohl sie bereits in den Vorgängern eine Rolle spielte, stellt man erstaunt fest, dass man bisher im Ergebnis kaum etwas über sie wusste. Umso mehr freut man sich darüber, sie nun ebenfalls besser kennen zu lernen. Schnell wird klar, dass der erste Eindruck täuscht und Grace vor ihrem Studium kein allzu leichtes Leben hatte. Sie wird von vielen Ängsten, Selbstzweifeln und Unsicherheiten geplagt, die ihr immer wieder Probleme bereiten und ihr Glück verhindern.

Verantwortlich dafür ist vor allem ihre Mutter bzw. deren schreckliches Verhalten, damals wie heute, denn sie übt noch immer sehr viel Druck auf ihre Tochter aus. Grace kann ihr offenbar nichts recht machen und man kann sehr gut nachvollziehen, dass die fiesen Sprüche ihrer Mutter nicht einfach so an ihr abprallen und sie stattdessen permanent beeinflussen, wenn auch gegen ihren Willen. Diese Erziehung hat Spuren bei Grace hinterlassen und Verhaltensmuster ausgelöst, von denen sie sich nicht ohne Weiteres lösen kann, erst recht nicht von heute auf morgen, und obschon ihre Reaktionen mitunter sehr krass wirken, sind sie prinzipiell durchaus nachvollziehbar.

Maze mag man von Anfang an bzw. mochte man ihn bereits in den vorherigen Bänden und daran ändert sich nichts; außer, dass man ihn manchmal gern schütteln würde, um ihm endlich die Augen bezüglich seiner Freundin Jenny zu öffnen. Sie ist nie für ihn da, wenn er sie braucht, wohingegen er sich den Arsch für sie aufreißt, aber nichts dafür zurück bekommt. Ihr ambivalentes Verhalten ist schlicht unverständlich und macht sie total unsympathisch, weshalb man auch nicht wirklich nachvollziehen kann, was Mason an ihr findet oder warum er sich das alles schon so lange gefallen lässt. Bei Mason und Jenny wartet man daher geradezu sehnsüchtig darauf, dass ihre Beziehung ein für allemal endet.

Die Chemie zwischen Mason und Grace ist hingegen deutlich spürbar und es gibt zahlreiche tolle Szenen zwischen ihnen. Wer Musik genauso liebt wie die beiden, wird die vielen, sehr authentisch wirkenden Bandszenen lieben, insbesondere die, in denen sie zusammen Songs schreiben. Trotz aller Gegensätze passen sie sehr gut zusammen und man kann den Moment kaum erwarten, in dem die beiden sich endlich näher kommen. Dass es passiert, ist nämlich nur eine Frage der Zeit, schließlich denken die beiden irgendwann mehr an den jeweils anderen als an ihre Partner. Erfreulicherweise geben die beiden der gegenseitigen Anziehung zwischen ihnen, die sie ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr leugnen können, aufgrund der Tatsache, dass sie anfangs beide in einer Beziehung sind, jedoch erst nach, als das auf beiden Seiten unabhängig voneinander nicht mehr der Fall ist. Zum Glück kommt es dazu aber schneller als vielleicht gedacht.

Die Handlung ist durchgängig fesselnd und wird wieder abwechselnd aus den Perspektiven beider Protagonisten geschildert, wodurch man sich stets gut mit ihnen identifizieren kann. Gerade zu Beginn platziert Bianca Iosivoni zudem gezielt viele, kleine Andeutungen hinsichtlich Grace’ Vergangenheit, die den Leser natürlich neugierig machen. Das letzte Drittel ist dann noch einmal besonders emotional und hält ein paar Überraschungen bereit.

Etwas zwiespältig steht man allenfalls dem Umstand gegenüber, dass die Autorin es im Verlauf der Geschichte zwischen einem der früheren Paare gewaltig kriseln lässt. Allerdings nicht etwa, weil die beiden Charaktere dadurch so viel Raum einnehmen, sondern aus Angst, dass ihr einstiges Happy End nun ruiniert wird oder es offen bleibt, ob sie ihre Probleme lösen können. Diese Sorgen sind letztlich jedoch unbegründet.


FAZIT

Der letzte erste Song lässt den Leser mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück, denn das rundum gelungene Finale der Reihe kann nicht gänzlich darüber hinweg trösten, dass man sich von der wundervollen Clique, die man im Laufe der Zeit so lieb gewonnen hat, nun endgültig verabschieden muss.

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Veröffentlicht am 05.10.2018

Kopfkino garantiert

Das Mädchen aus Feuer und Sturm
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Mit Das Mädchen aus Feuer und Sturm ist Renée Ahdieh ein fesselnder Auftakt gelungen, der einen die Fortsetzung und zugleich das Finale dieser außergewöhnlichen Dilogie gespannt erwarten lässt.
Das Setting ...

Mit Das Mädchen aus Feuer und Sturm ist Renée Ahdieh ein fesselnder Auftakt gelungen, der einen die Fortsetzung und zugleich das Finale dieser außergewöhnlichen Dilogie gespannt erwarten lässt.
Das Setting ist offenkundig an das feudale Japan angelehnt, allerdings ohne Anspruch auf geschichtliche Genauigkeit, denn es handelt sich schließlich nicht um einen historischen Roman. Ein entscheidender Unterschied besteht zudem darin, dass in der Welt, die die Autorin erschaffen hat, Magie existiert, wobei dies nur hier und da am Rande angedeutet wird und zumindest im ersten Band noch keinen Schwerpunkt der Handlung darstellt. Allzu viele Erklärungen hinsichtlich der vorhandenen Magie sowie des Schauplatzes und der vorherrschenden Gesellschaft sollte man daher nicht erwarten.

Dafür überzeugt Renée Ahdieh mit ihrem beeindruckenden Schreibstil. Ganz ohne ausschweifende, übermäßig detaillierte Beschreibungen gelingt es der Autorin die verschiedenen Szenen und Charaktere vom Prolog an vor dem geistigen Auge des Lesers zum Leben zu erwecken, beinahe so als würde man einen Film sehen. Lediglich an die vielfach verwendeten japanischen Begriffe, die einem in der Regel nicht geläufig sind, muss man sich erst einmal gewöhnen. Sie passen jedoch sehr gut zum Setting und tragen zum asiatischen Flair der Geschichte bei.

Mariko ist eine clevere und mutige Heldin, die die Chance ergreift ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, als sich ihr die Gelegenheit dazu bietet. Sie möchte, verständlicherweise, ihren Wert beweisen und nicht nur als hübsches Accessoire gesehen werden, das man gewinnbringend verschachern kann. Sie handelt meist sehr überlegt, kann sich impulsive Antworten aber vor allem einer bestimmten Person gegenüber oftmals nicht verkneifen. Es fällt ihr also schwer ihre Zunge im Zaum zu halten, was sie sowohl menschlich als auch sympathisch macht, da es zeigt, dass sie nicht nur Stärken, sondern auch Schwächen hat.

Es gelingt Mariko sich als Junge verkleidet beim schwarzen Clan, den mutmaßlichen Attentätern, einzuschleusen und langsam das Vertrauen einzelner Mitglieder zu gewinnen. Doch je mehr sie über den Clan und seine Taten erfährt, desto mehr geraten ihr Entschluss Rache zu üben und ihre Gewissheit, dass er hinter dem Überfall steckt, ins Wanken. Einerseits, weil sie manche von ihnen sehr bald ins Herz schließt, andererseits, weil sie ernstliche Zweifel an deren Verantwortung hegt. Ein solcher Angriff passt schlicht nicht zum sonstigen Verhalten des Clans, deren Aktionen eher denen von Robin Hood als denen skrupelloser Meuchelmörder ähneln. Außerdem bietet der Clan Mariko einen Platz, an dem sie sie selbst sein kann und dafür geschätzt wird.

Als Leser findet man vor allem Okami besonders interessant und liebenswert, auch wenn er stets nur sehr wenig von sich preis gibt. Die Chemie zwischen ihm und Mariko ist von Anfang an deutlich spürbar. Das verwirrt Okami jedoch zutiefst, da er Mariko, genau wie alle anderen, für einen Jungen hält und seine widersprüchlichen Gefühle für sie demzufolge nicht richtig einzuordnen weiß. Dass sie sich ebenso stark zu ihm hingezogen fühlt, sorgt bei Mariko hingegen für Gewissensbisse, da diese Emotionen nicht mir ihrer selbst auferlegten Mission vereinbar sind.

Die Szenen der beiden, insbesondere ihre Streitgespräche, bringen einen regelmäßig zum Schmunzeln, weshalb man sich über jede einzelne von ihnen freut; sogar noch mehr, als Okami endlich ihr Geheimnis erfährt und sich eine zarte Liebesgeschichte zwischen ihnen entwickelt, die sich aber nicht zu sehr in den Vordergrund drängt.

Viele andere Charaktere kann man nur schwer einschätzen und kaum bis gar nicht durchschauen. Speziell die Mitglieder der kaiserlichen Familie, ihre Absichten und Beziehungen untereinander bleiben einem bis zum Ende bzw. noch darüber hinaus ein Rätsel, das in der Fortsetzung hoffentlich gelöst werden kann. Sie alle planen zweifellos Intrigen und spinnen ein Netz aus Lügen, doch man weiß noch nicht, wo das Ganze letztlich hinführen soll oder wen sie damit zu fangen beabsichtigen.

Marikos Bruder Kenshin steht man ebenfalls zwiespältig gegenüber, im Verlauf der Handlung verliert er eher noch an Sympathie. Er behauptet mehrfach, Ehre sei das wichtigste, handelt aber zunehmend unehrenhaft, um nicht zu sagen rücksichtslos, und nicht jede seiner Handlungen lässt sich auf äußere, möglicherweise magische Einflüsse zurückführen.

Trotz des Er-/Sie-Erzählers fühlt man sich mit einigen der Charaktere, allen voran natürlich Mariko und Okami, sehr verbunden und fiebert mit ihnen mit. Besonders positiv hervorzuheben sind dabei die wechselnden Perspektiven, die einen umfassenden Einblick in die Geschichte, zum Teil an verschiedenen Schauplätzen zu etwa der gleichen Zeit, sowie das Innenleben mehrerer Figuren ermöglichen, ohne zu viel vorweg zu nehmen. Dass es Abschnitte aus der Sicht einer bestimmten Person gibt, bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass man diese auch versteht, denn Renée Ahdieh ist sehr geschickt darin stets nur so viel zu verraten, dass die Neugier des Lesers aufrecht erhalten bleibt.

Die Handlung ist durchgängig mitreißend und die vielen Andeutungen hier und da animieren konsequent zum Weitelesen. Im Verlauf der Geschichte warten zahlreiche Überraschungen und unerwartete Wendungen auf den Leser, insbesondere im letzten Drittel des Buches. Die Autorin zögert nämlich zum Glück nicht alle Enthüllungen bis zum zweiten Band hinaus.

Der Auftakt endet gewissermaßen mit einem Cliffhanger, dieser ist aber nicht ganz so fies wie bei einigen anderen Romanen, was das Verlangen nach der Fortsetzung allerdings nicht schmälert. Es bleiben am Schluss unzählige Fragen offen, nach deren Antworten man sich sehnt. Zum einen, um zu erfahren, ob etwaige Spekulationen sich bestätigen, zum anderen, weil man absolut keine Ahnung hat, was diese oder jene Figur mit ihrem Verhalten bezweckt bzw. welche Motive tatsächlich dahinter stecken. Die letzten Entwicklungen kündigen auf jeden Fall ein vielversprechendes Finale an, welches man nun gespannt erwartet.


FAZIT

Das Mädchen aus Feuer und Sturm ist der Auftakt zu einer packenden, ereignisreichen Geschichte, die nie langweilig wird und bei der Kopfkino garantiert ist. Man bekommt beim Lesen definitiv Lust auf mehr – von dieser Geschichte und der Autorin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Thema
Veröffentlicht am 19.08.2018

nicht nur genauso gut wie seine Vorgänger, sondern sogar noch einen Tick besser

Vladimir Tod hängt todsicher ab
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Auch der dritte Band um den jungen Halbvampir Vladimir Tod kann überzeugen und der Autorin Heather Brewer ist es erneut gelungen den Leser an die Seiten zu fesseln. Die immer noch sehr gelungene Mischung ...

Auch der dritte Band um den jungen Halbvampir Vladimir Tod kann überzeugen und der Autorin Heather Brewer ist es erneut gelungen den Leser an die Seiten zu fesseln. Die immer noch sehr gelungene Mischung aus Humor, einer Prise Romantik und viel Spannung sorgt dafür, dass einem nie langweilig wird und man das Buch in einem Rutsch durch liest.
Genau wie schon seine Vorgänger zeichnet sich auch dieser Teil vor allem dadurch aus, dass Vlad sich nicht nur mit (halb)vampir-spezifischen Probleme auseinander setzen muss, sondern auch mit denen eines ganz normalen Teenagers. Obwohl er nun mit dem hübschesten Mädchen der Schule zusammen ist, ist er immer noch ein Außenseiter und fühlt sich sehr unwohl dabei, dass alle anderen Mitschüler sich fragen, was Meredith an ihm findet. Hinzu kommt Henrys merkwürdiges Verhalten. Vladimir fürchtet sich sehr davor seinen einzigen richtigen Freund zu verlieren, traut sich aber nicht, Henry direkt darauf anzusprechen und zu fragen, was eigentlich los ist. Als er dann auch noch von Vlad verlangt einen Weg zu finden die Lakaienschaft zu beenden, verletzt ihn das sehr und er fragt sich, ob ihn und Henry überhaupt eine richtige Freundschaft verbindet oder doch nur die als Kind versehentlich verursachte Lakaienschaft der Grund dafür ist, dass sie Freunde geworden sind. Dennoch ist er gewillt diesem Wunsch nachzukommen und beweist dadurch, wie viel sein bester Freund ihm bedeutet. Dadurch macht Vlad sein Verhalten aus dem letzten Band wieder gut, in dem er seine Fähigkeiten Henry zu manipulieren manchmal ziemlich ausgenutzt hat.

Heather Brewer schafft es mühelos die verschiedenen Beziehungen in diesem Teil ganz wunderbar darzustellen. Neben der Freundschaft zwischen Vlad und Henry und der wirklich süßen Beziehung zwischen Vladimir und Meredith, betrifft das vor allem die Beziehung des Halbvampirs zu seinem Onkel Otis und Nelly. Letztere betrachtet Vladimir als ihren Sohn und verhält sich auch dementsprechend, wofür man sie einfach ins Herz schließen muss. Auch Vladimir bemerkt im Verlauf des Buches, wie viel Nelly ihm eigentlich bedeutet und dass auch er Nelly in gewisser Weise als seine Mutter betrachtet, obwohl er sich an seine richtigen Eltern natürlich noch gut erinnern kann.
Zu Otis hat er ebenfalls eine sehr innige Beziehung, die insbesondere dadurch geprägt ist, dass Otis der einzige ist, mit dem Vladimir auch über seine vampirischen Probleme reden kann. Vladimirs Schmerz über die erneute Trennung und die Sorgen, die er sich macht, als er monatelang nichts mehr von Otis hört, kann man daher sehr gut nachempfinden.
Daneben bahnt sich außerdem auch eine Liebelei zwischen Otis und Nelly an, die wirklich ein süßes Paar abgeben und für einige Momente zum Schmunzeln sorgen.

Neben den zwischenmenschlichen/-(halb)vampirischen Beziehungen kommen aber auch die reinen Vampirsorgen nicht zu kurz. Eddie Poe lässt einfach nicht locker und verfolgt Vladimir auf Schritt und Tritt um ihn zu entlarven. Das ist die meiste Zeit zwar einfach nur nervig für Vlad, kann aber natürlich auch gefährlich werden, falls es ihm tatsächlich gelingen sollte Beweise zu finden.

Dass D’Ablo unbedingt in den Besitz des Tagesbuchs von Vladimirs Vater gelangen will ist ebenfalls sehr beunruhigend, denn so ganz glaubt Vlad ihm nicht, dass er es aus rein sentimentalen Gründen haben will und nicht doch irgendeinen finsteren Plan damit verfolgt.
Der Vampir, der Jagd auf Vladimir macht und aus dessen Sicht einige kurze Kapitel geschildert sind, lässt dem Leser kalte Schauer über den Rücken laufen. Er ist nicht nur darauf aus Vlad zu fangen, sondern hat vor ihn leiden zu lassen und empfindet ganz offensichtlich schon allein an dem Gedanken ihn zu foltern Vergnügen.

Noch Besorgnis erregender ist nur Vladimirs stetig wachsender Blutdurst, den er kaum noch unter Kontrolle hat und der ihn sogar zu einer Gefahr für Meredith macht. Und das beunruhigt nicht nur Nelly, sondern auch Vlad selbst, der sich große Gedanken um seine Zukunft macht. Es ist eigentlich nur noch eine Frage der Zeit bis er doch einen Menschen beißt und direkt von der Quelle trinkt, was bestimmt eines der zentralen Probleme im vierten Band sein wird.

Im letzten Drittel wird es dann wieder so richtig spannend und die Ereignisse überschlagen sich. Erneut kann die Autorin mit unerwarteten Enthüllungen sowohl überraschen als auch schockieren. Spätestens hier kann man nicht mehr aufhören zu lesen ehe man nicht weiß, ob es Vlad und seinen Mitstreitern auch dieses Mal gelingen wird sich wieder aus einer sehr gefährlichen Situation zu befreien.
Insgesamt ist auch der dritte Teil der Serie wieder in sich abgeschlossen. Trotzdem enthält das letzte Kapitel eine Art Cliffhanger, auf Grund dessen man den vierten Band am liebsten sofort im Anschluss verschlingen würde.


FAZIT

Vladimir Tod hängt todsicher ab ist nicht nur genauso gut wie seine Vorgänger, sondern sogar noch einen Tick besser. Im Leben des Halbvampirs geht es, zu seinem Leidwesen, einfach nie ruhig zu. Es tauchen immer wieder neue, interessante Probleme auf, bei deren Bewältigung man Vladimir einfach gerne begleitet. Der humorvolle Ton, die gefühlvollen Momente sowie die ordentliche Portion Spannung sorgen erneut dafür, dass man den nächsten Band kaum erwarten kann.

Veröffentlicht am 19.08.2018

eine großartige Fortsetzung, die ihre beiden Vorgänger sogar noch in den Schatten stellt

Sherlock 3
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Sherlock – Das große Spiel ist der dritte Band der weiterhin außerordentlich gut gelungenen Manga-Adaption der bekannten BBC-Serie und handelt, wie nicht anders zu erwarten, von der dritten und somit letzten ...

Sherlock – Das große Spiel ist der dritte Band der weiterhin außerordentlich gut gelungenen Manga-Adaption der bekannten BBC-Serie und handelt, wie nicht anders zu erwarten, von der dritten und somit letzten Episode der ersten Staffel der TV-Serie. Er ist anders als seine beiden Vorgänger, um nicht zu sagen besser, etwas länger und auf jeden Fall noch mitreißender.
Der dritte Teil beinhaltet, im Gegensatz zu den ersten beiden, nicht nur einen Fall, sondern mehrere, die alle gleichermaßen fesselnd sind. Auf irgendeine Art und Weise sind all diese unterschiedlichen Fälle miteinander verbunden und ihre jeweilige Auflösung ist ausgesprochen interessant. Außerdem endet dieser Band erstmals mit einem nervenaufreibenden Cliffhanger, weshalb man am liebsten sofort den nächsten Band zur Hand nehmen würde, der bislang aber leider noch nicht erschienen ist.

Sherlock und Watson sowie deren Beziehung zueinander haben sich inzwischen merklich weiterentwickelt. Trotz gelegentlicher Differenzen sind sie mittlerweile enge Freunde und verhalten sich manchmal sogar wie ein altes Ehepaar, was einen an vielen Stellen zum Schmunzeln bringt, darunter zum Beispiel Sherlocks schockierte Reaktion darauf, dass Johns Blog tatsächlich von vielen Leuten gelesen wird. Sherlock verfügt wie gehabt über keinerlei Taktgefühl, was ihn jedoch nicht zwangsläufig unsympathisch macht. Das ist eben Teil seiner nüchternen, distanzierten Art. Watson ist das ausgleichende Pendant dazu.

Überraschenderweise erfährt man in diesem Band, dass es Dinge gibt, die selbst Sherlock Holmes nicht weiß, obschon sie eigentlich allgemein bekannt sind, aber natürlich nur, weil sie seiner Meinung nach unwesentlich und es demnach nicht wert sind kostbaren Platz in seinem Gehirn einzunehmen. Faszinierend ist zudem immer wieder die einzigartige Beziehung zwischen Sherlock und seinem Bruder Mycroft, der sich nur selten in die Karten schauen lässt.

Doch das Beste an Sherlock – Das große Spiel ist vermutlich die Tatsache, dass der berüchtigte Erzfeind Moriarty nun endlich selbst in Erscheinung tritt. Er ist ohne jeden Zweifel ein überaus interessanter Charakter, der erschreckend viel mit dem Meisterdetektiv gemeinsam hat und die Geschichte um Sherlock und Watson um einiges spannender macht. Sherlock und Moriarty sind einander durchaus ebenbürtig, setzen ihre zahlreichen Talente allerdings für sehr unterschiedliche Zwecke ein.

Bedauerlicherweise ist Moriarty bzw. Andrew Scott, der Schauspieler, der ihn in der TV-Serie verkörpert, nicht ganz so gut getroffen wie beispielsweise Benedict Cumberbatch oder Martin Freeman, obwohl man ihn natürlich trotzdem sofort als Jim Moriarty identifizieren kann. Ansonsten ist der Zeichenstil von Mangaka Jay nach wie vor sehr detailliert und ansprechend, sodass man der Zeichnungen nicht überdrüssig wird.

Abschließend sei noch ein kleiner Kritikpunkt erwähnt, der nichts mit dem Inhalt zu tun hat: Die Seitenzahlen sind leider nicht durchgängig vorhanden und werden vor allem zum Ende hin so selten, dass man sie dann eigentlich gleich ganz weglassen könnte.


FAZIT

Sherlock – Das große Spiel ist eine großartige Fortsetzung, die ihre beiden Vorgänger sogar noch in den Schatten stellt und den Leser die weiteren Abenteuer von Sherlock Holmes, insbesondere seinen Kampf gegen Jim Moriarty, schon freudig erwarten lässt.