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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2018

Atmosphärisch dicht

Die grüne Fee und das rote Blut
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Mittelaltermarkt in Xanten. Nicht der erste, und so kommen Leute zusammen, die sich schon von anderen Märkten und auch aus Xanten kennen. Dabei ist auch die Isa, Grüne Fee, eine Gauklerin und Musikerin, ...

Mittelaltermarkt in Xanten. Nicht der erste, und so kommen Leute zusammen, die sich schon von anderen Märkten und auch aus Xanten kennen. Dabei ist auch die Isa, Grüne Fee, eine Gauklerin und Musikerin, die mit Leib und Seele Mitglied der Mittelalterszene ist.
Ihrer Akademikerfamilie ist dieser Lebenswandel ein Dorn im Auge. Trotzdem ist Isa sehr verblüfft, als ihre Schwester auf dem Markt auftaucht und sie zurück nach Hause holen will, angeblich, weil der Vater im Sterben liegt. Isa weiß bald, dass das gelogen ist und fragt sich, nach den wahren Gründen.
Als sie schlaflos und unruhig über den nächtlichen Markt schlendert, findet sie einen Toten. Dom, der reitende Ritter, wurde geköpft und sein Kopf aufgespießt. Doch damit sind die geheimnisvollen Vorgänge noch nicht zu Ende. Auch Isa selbst gerät mehr als einmal in Gefahr.
Neben den kriminalistischen Ermittlungen gibt es jedoch immer wieder quasi die Krimihandlung unterbrechende Szenen, die das Lagerleben, die Befindlichkeiten der Figuren und viel Atmosphäre eines Mittelaltermarktes vermitteln.
Auch Isa wird immer „runder“, je länger der Roman andauert. Man lernt ihre Zweifel und Ängste, ihre Verletzungen und Fehler kennen. Das macht sie sympathisch und verlockt beim Lesen dazu, mit ihr mitzufiebern und sie bei ihren Nachforschungen (und ihrem Leben) zu begleiten.
Abgesehen von einer der letzten Szenen, in der die Autorin die Leserinnen und Leser „vorführt“, indem sie einen unechten Bewusstseinsstrom einer Figur verwendet, um mehr Spannung zu erzeugen, ist dieses Buch ausgesprochen spannend, wirkt authentisch und macht Lust auf mehr.

Veröffentlicht am 10.07.2018

Berührend

Anna Forster erinnert sich an die Liebe
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Anna Forster hat Demenz und zieht deswegen in ein Wohnheim. Dort begegnet sie Luke, der an der gleichen Krankheit leidet. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebe, begrenzt und eingeschränkt durch ...

Anna Forster hat Demenz und zieht deswegen in ein Wohnheim. Dort begegnet sie Luke, der an der gleichen Krankheit leidet. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebe, begrenzt und eingeschränkt durch die Umstände, die Verwandten, die Regeln. Gleichzeitig arbeitet Eve in dem Wohnheim. Sie hat schwer zu kämpfen, weil ihr Mann Fehler gemacht hat, die sie und ihre Tochter nun ausbaden müssen.
Beim Lesen versteht man die Probleme und Gefühle von Demenzkranken von Seite zu Seite besser. Alles wird nachvollziehbarer und berührend. Der Autorin gelingt es, in ihre Protagonisten zu schlüpfen und dieses schwierige Thema erlebbar zu machen. Dass die Liebe von der Erinnerung getrennt ist und doch von ihr gesteuert wird, ist ein interessanter Aspekt.
Stilistisch geht der Roman sehr subtil vor, lässt den Lesern Raum für eigene Gedanken und erzeugt doch gleichzeitig einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann.
Ein Buch, das kein Happy End haben kann, aber doch versöhnlich nachwirkt.

Veröffentlicht am 04.07.2018

spannende Abenteuer in einem Spiel

Minecraft - Die Insel
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Die Hauptfigur dieser Geschichte landet plötzlich und unerwartet in einem seltsamen Meer und kämpft sich an Land.

Dabei staunt die Person über ihr eigenes Aussehen genauso wie über die Welt um sie herum. ...

Die Hauptfigur dieser Geschichte landet plötzlich und unerwartet in einem seltsamen Meer und kämpft sich an Land.

Dabei staunt die Person über ihr eigenes Aussehen genauso wie über die Welt um sie herum. Ganz offensichtlich ist die Hauptfigur männlich. Man erfährt den Namen allerdings nicht. Scheinbar sah er früher anders aus, also nicht so würfelförmig wie heute. Auch die Welt um ihn herum sieht anders aus und funktioniert ganz offensichtlich nach anderen Maßstäben. Man kann ein Stück aus einem Baum oder einem Felsen herausschlagen, das herausgeschlagene Teil ist immer Würfelförmig, und der Rest der Welt bleibt unberührt. Bald findet unser Held auch heraus, dass er bestimmte Dinge einsammeln kann. Dafür dienen Flächen auf seinen auch würfelförmigen Händen.
Er stellt ebenso fest, dass er beinahe allein auf der Insel ist. Außer ihm leben dort noch ein paar Tiere, Kühe, Schafe und Hühner.
Als es dunkel wird, bemerkt er leider und überraschend, dass er sich gegen Angreifer wehren muss. Außerdem bekommt er Hunger, und wenn er hungrig ist, hat er nicht so viel Kraft.
Damit sind seine Aufgaben festgelegt. Er muss sich schützen bzw. wehren können und er braucht Nahrung. Feuer bzw. Licht wären auch nicht schlecht.
Wer das Spiel Minecraft kennt, weiß worum es geht. Wer das Spiel nicht kennt, erfährt es aus der Geschichte und kann daran mindestens genauso viel Freude haben wie eingefleischte Spielefans.
Da die Leserinnen und Leser eins zu eins hören bzw. eben lesen können, was die Hauptfigur tut, denkt und fühlt, sind sie ganz nah dran und können sich entweder über ihn amüsieren, weil er eben das Spielprinzip noch nicht verstanden hat oder mit ihm mitfiebern, weil sie auch nicht wissen wie es besser gehen würde.
Stilistisch ist das Buch eindeutig an die Zielgruppe, Jugendliche ab zwölf Jahren, angepasst. Es ist gleichzeitig humorvoll und spannend und lässt sich problemlos verstehen.
Der Autor spart dabei nicht mit philosophischen Überlegungen seiner Figur, die sich jedoch alle im Minecraft Universum abspielen und nur gelegentlich noch Reminiszenzen an die frühere Lebenswelt des Helden bergen. (Ist es richtig, Tiere zu töten?)
Der Umschlag ist in Schwarz gehalten und zeigt ganz eindeutig Abbildungen aus dem Spiel, sodass alle Leserinnen und Leser wohl wissen worauf sie sich einlassen, wenn sie das Buch aufschlagen.
Da die Stimme des Erzählers eine authentische zu sein scheint, macht es Vergnügen, der Hauptfigur durch die verschiedenen Abenteuer zu folgen.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Zeitreise in die Literatur

Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript
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Liam und Mary (Rachel) reisen aus einer nicht vollständig vorgestellten Zukunft ins Jahr 1815, mit dem Auftrag, Jane Austen kennenzulernen, ihre Briefe und ein verschollenes Manuskript mitzubringen.
Zeitreise, ...

Liam und Mary (Rachel) reisen aus einer nicht vollständig vorgestellten Zukunft ins Jahr 1815, mit dem Auftrag, Jane Austen kennenzulernen, ihre Briefe und ein verschollenes Manuskript mitzubringen.
Zeitreise, Jane Austen und ein verschollenes Manuskript? Das klingt spannend und verspricht einerseits ein Eintauchen in eine fremde Welt, andererseits Informationen über Jane Austen und eine spannende Spionagegeschichte.
So ungefähr verläuft das Buch dann auch. Abgesehen davon, dass die beiden Helden nach ihrer Ankunft auf einer Wiese nach London reisen und sich sehr viel Zeit nehmen, in Jane Austens Nähe zu gelangen. Die Lebensbedingungen zu der Zeit werden sehr detailliert beschrieben, auch erfahren die Leserinnen und Leser etwas mehr über die Vergangenheit der beiden Protagonisten, aber das alles verläuft sehr langsam und zäh, mit vielen Redundanzen. Vermutlich – nein, ganz sicher – war das Leben 1815 langsamer, insofern passt der Erzählstil. Vielleicht wäre ich auch nicht so überrascht gewesen, wenn der Untertitel nicht das Wort „Jagd“ verwendet hätte. Das ist irreführend.
Ich habe dem Buch dann eine zweite Chance gegeben und es mit Genuss und langsam zu Ende gelesen und bin mit einer faszinierenden Geschichte belohnt worden.
Gerne hätte ich am Ende ausführlicher über die Veränderungen gelesen, die das Zeitreiseexperiment verursacht hat. Über Jane Austen weiß ich jetzt ein wenig mehr, habe ein Gefühl für ihre Zeit bekommen.
Leserinnen und Leser, die sich keine Jagd erhoffen, finden hier ein fundiertes Buch, das einen Ausflug ins Jahr 1815 ermöglicht.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Spannende Erzählung

Schönbrunner Finale
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Oberinspektor Joseph Maria Nechyba arbeitet um 1815 in Wien, als ein Toter gefunden wird. Nicht nur aus professionellen Gründen ermittelt Nechyba besonders akribisch, auch seine Frau Aurelia sitzt ihm ...

Oberinspektor Joseph Maria Nechyba arbeitet um 1815 in Wien, als ein Toter gefunden wird. Nicht nur aus professionellen Gründen ermittelt Nechyba besonders akribisch, auch seine Frau Aurelia sitzt ihm im Nacken.
Doch dieser Kriminalfall ist eigentlich zweitrangig. Was den Roman dagegen bestimmt, ist die Atmosphäre in Wien und Umgebung im Ersten Weltkrieg. Der Autor zeigt in seinen Szenen welche Auswirkungen das Geschehen damals auf die einzelnen Leute hatte. Je nachdem, wo sie sich befanden, welcher Schicht sie angehörten etc.
Dabei entsteht ein beeindruckender Rundumblick auf die Gesellschaft dieser Zeit. Der Kriminalfall durchzieht die Handlung zwar wie ein roter Faden, doch Nechybas Wahrnehmungen, sein Hunger, seine Probleme, sein kritischer Blick auf die Welt, das alles schafft die notwendige Atmosphäre.