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KatharinaHohenfels

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Veröffentlicht am 03.09.2018

Ich bin zu sentimental

Ein Fiebelkorn
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„Ein Fiebelkorn" von Matthias Lanin ist eine außergewöhnliche fiktive Liebesgeschichte zwischen Johanna und Wilfried, die beide den 2. Weltkrieg noch miterlebt haben und nun alt sind.
Dabei beherbergt ...

„Ein Fiebelkorn" von Matthias Lanin ist eine außergewöhnliche fiktive Liebesgeschichte zwischen Johanna und Wilfried, die beide den 2. Weltkrieg noch miterlebt haben und nun alt sind.
Dabei beherbergt dieses Buch von Grund auf eine trübe Stimmung. Die aus der Sicht des alten Ehepaars erzählte Geschichte zeugt von einer Haltung, die mit dem Leben bereits abgeschlossen hat. Es scheint darauf hinauszulaufen, dass jetzt der Tod kommt. Dabei werden auch immer wieder die Schmerzen thematisiert, seelische wie physische.



Wer Action sucht, der ist mit diesem Werk nicht gut beraten, denn von krasser Spannung kann hier an keiner Stelle die Rede sein. Es ist viel mehr eine subtile.

Mir persönlich gefällt gerade diese subtile Spannung sehr gut. Bei diesem Buch hatte ich jedoch immer zu kämpfen. Anfangs war mir der Schreibstil etwas zu ungewöhnlich, die Sätze zu abgehackt. Während ich mich an die Schreibweise jedoch allmählich gewöhnt habe, wuchs meine Erwartung an die Handlung. Da in diesem Roman auf der Handlungsebene nicht großartig etwas passiert, blieb diese aus.

Womit er dann seine 266 Seiten füllt, fragst du dich? Nun ja, in der Fachsprache nennt sich das Stream of consciousness, was hier passiert. Assoziationen der Protagonisten. Und diese wechseln sich mit der Beschreibung der Umgebung und ein paar Dialogen ab.
Man kann sich das so vorstellen: Ein Stuhl wird beschrieben, sie sieht diesen und assoziiert ihn mit einem Brand in ihrer Vergangenheit. Dann verbindet sie das weiter mit dem gesamten Erlebnis an diesem Tag, was sie wiederum in die Gegenwart zu ihrem Ehemann Wilfried zurückholt, wo ihre Gedanken dann wieder zu sich selbst schweifen, was für Schmerzen sie doch hat und was sich doch alles geändert hat, seit sie alt ist und die Töchter aus dem Haus sind.

So ungefähr läuft dieses Buch ab. Für mich war es, wie man sicherlich raushören konnte, zu viel des Guten. Zu viele Assoziationen, zu wenig Handlung.

Und dann diese Stimmung. Ich gebe zu, ja, der Autor hat es gut drauf, Emotionen hochkommen zu lassen. Aber genau das hat sich hier negativ auf mich ausgewirkt, obwohl es eigentlich eine positive Eigenschaft ist.

Das Schlimmste an der ganzen Geschichte war für mich diese Distanz zum Leben. Ich musste bei diesem Buch so weinen, weil mir genau das so nahe ging. Ich habe mich gefragt: Warum nur seid ihr so drauf? Wie könnt ihr nur? Was muss passiert sein, dass ihr so sehr schon mit eurem Leben abgeschlossen habt? Diese Distanz ist tief in mein Herz gekrochen und hat sich dort festgesetzt. Lange habe ich das nicht ausgehalten.

Ich hatte eine schöne Liebesgeschichte erwartet. Ein wenig romantisch in die Vergangenheit zurückblickend. Stattdessen das.
Ich kann nur sagen, dieses Buch hat mich erschüttert und regelrecht fertig gemacht.
Ab der Hälfte des Buches habe ich die Seiten nur noch überfliegen können, mit Tränen in den Augen und einem Herzen, das so sehr vor Schmerz gebrannt hat, ich habe Stunden geheult!

Mein Fazit:
Wahrscheinlich bin ich zu sentimental für diesen Roman.
Mir ist er jedenfalls ziemlich an die Nerven gegangen. Viel zu nahe.
Objektiv gesehen kann ich dadurch schließen, dass dieses Buch nichts für schwache Nerven ist. Wer intensive, sich langsam aufbauende Gefühle jedoch geradezu genießt, der sollte sich dieses Buches annehmen.

Veröffentlicht am 11.10.2018

Spannung Fehlanzeige

Pfad der Lügen
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Sally lebt mit Matthew, ihrem Mann und ihren Kindern Chloe und Theo zusammen. Eine Familie wie im Bilderbuch, denkst du? - Da täuschst du dich. Da Theo sehr wenig schläft und gefühlt ewig zum Einschlafen ...

Sally lebt mit Matthew, ihrem Mann und ihren Kindern Chloe und Theo zusammen. Eine Familie wie im Bilderbuch, denkst du? - Da täuschst du dich. Da Theo sehr wenig schläft und gefühlt ewig zum Einschlafen benötigt, wird Sally immer angespannter. 4 Stunden Schlaf? – Für sie ein Traum. Da ist Matthew ihr auch keine Hilfe, ganz im Gegenteil: Nett gemeinte Gesten führen zu noch mehr Stress für Sally. Sie hat das Gefühl, bald unter der Last zusammenzubrechen. Und dann wacht sie eines Nachts in Cornwall am Rand von Klippen auf und alles deutet drauf hin, dass sie Selbstmord begehen hat wollen. Für sie selbst ist jedoch klar: Sie würde das ihren Kindern niemals antun. Wer also hat alles so eingerichtet, dass es wie ein Selbstmord aussah? Und die viel wichtigere Frage: Warum?


So spannend sich das alles vielleicht anhören mag, ich möchte gleich vorwegnehmen: Spannung hatte ich in diesem Buch wenig und auch die Handlung hat mir nicht gefallen.

Klar, irgendwie war sie ja schon außergewöhnlich und verworren und tragisch und…ja. Aber irgendwie konnte mich all das nicht mitreißen.

Vielleicht liegt das daran, dass ich mich mit keiner der Personen identifizieren konnte. Keine lieb gewinnen konnte. Im Gegenteil, eine Person unsympathischer als die andere. Immer dieses oberflächliche Gelaber von wegen „Wir kriegen das schon alle zusammen hin“, oder „Ich helfe dir“. Und die Gedanken von Sally sind auch nicht gerade besonders…interessant.

Auf den ersten 150 Seiten drehen sich diese permanent um Theo und wie sie es bloß mit ihm aushalten soll. Nun könnte man argumentieren, dass es wichtig war, darzustellen, wie schlecht es ihr ging – aber ehrlich, ich hätte das nicht in dem Ausmaß gebraucht. Für mich war da einfach zu wenig Bewegung in der Hautperson. Die meiste Zeit war sie einfach daheim und hat immerzu dasselbe gedacht, mit Personen um sich herum, die sich meistens übertrieben höflich verhielten (was mir als Leser mit der Zeit ziemlich auf die Nerven ging.)

Das Ende war das einzige, was mich noch ansatzweise irgendwie berührt hat. Aber dann habe ich das Buch zur Seite gelegt und mir gedacht: War ja irgendwie klar, so was in der Art.

Enttäuschung. Meine Vermutung: Das liegt einfach daran, dass die Autorin ihre Charaktere dem Leser so gestaltet hat, dass man gar kein Interesse daran hat, wie es mit ihnen weitergeht, denn sie sind einem weder sonderlich sympathisch noch übertrieben unsympathisch.

Auch wenn es da natürlich Kelly gibt. Aber selbst da wollte sich keine große Unsympathie bei mir breitmachen – vermutlich, weil da nicht genug Sympathie für Sally war.

Deshalb schließe ich mit dem Fazit:
An sich vielleicht keine schlechte Idee, aber gewiss ausbaufähig. Besonders, was Spannung angeht.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Idee gut, Umsetzung zu lieblos

Die Frauen vom Alexanderplatz
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Der historische Roman „Die Frauen vom Alexanderplatz„, verfasst von Elke Schneefuss, ist im Februar 2020 im Heyne Verlag erschienen. Er spielt in Berlin im Jahre 1918 zur Zeit der Novemberrevolution und ...

Der historische Roman „Die Frauen vom Alexanderplatz„, verfasst von Elke Schneefuss, ist im Februar 2020 im Heyne Verlag erschienen. Er spielt in Berlin im Jahre 1918 zur Zeit der Novemberrevolution und handelt von dem Leben drei unterschiedlicher Frauen, die alle das gleiche Ziel haben: Ihre Träume zu verwirklichen.

Ich habe mich entschieden, dieses Buch zu lesen, da mich das Verwirklichen von Träumen gereizt hat und die Frage, ob es gerade Frauen in solch einer schwierigen Zeit nach dem ersten Weltkrieg schaffen würden, sich durchzusetzen und ihren Träumen näher zu kommen.

Was mich dann beim Lesen erwartet hat waren drei verschiedene Handlungsstränge, die sich erst spät ineinander verwoben haben.

Jeder Handlungsstrang verfolgte eine der drei Protagonisten:

Vera, die dem Matrosen Benno Unterkunft gewährt und sich diesem annähert. Sie hat das Ziel, die Schneiderei ihres Vaters wieder aufzubauen, doch Benno glaubt nicht an sie. Er meint, es müsse auf Automobile gesetzt werden.

Fritzi, die Jugendliebe Bennos, die nichts davon weiß, dass ihr Mann noch lebt und sich auf die Suche nach ihm macht, da sie ein Kind von ihm hat, ohne dass er davon weiß.

Hanna, die Fabrikantentochter und Krankenschwester, die laut ihren Eltern verheiratet werden soll, jedoch selbst ganz andere Pläne hat.

Alle drei Frauen haben es schwierig, sich ihren Träumen zu nähern und das ist es, was sie verbindet.

Ich fand die Idee sehr gut, die Umsetzung hat mich jedoch enttäuscht. Ich konnte nicht mitfiebern, da ich schnell ungeduldig wurde. Wenn man sich immer erst durch zwei weitere Kapitel schlagen muss, um dann wieder die Person aus dem ersten Kapitel verfolgen zu können, kann das schnell frustrieren.

Außerdem war für mich nicht ganz ersichtlich, weshalb über alle drei Frauen berichtet wurde. Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass sie aufeinander treffen, etwas Spannendes passiert, vielleicht ein bisschen Drama. Ich habe vergeblich gewartet.

Dieses Buch hat leider an Tiefe verloren, indem es versucht hat, drei Geschichten gleichzeitig zu erzählen. Sehr schade!

Außerdem waren für mich die Liebesbeziehungen nicht nachvollziehbar. Die Protagonisten machen nichts wirklich zusammen durch, es entwickelt sich emotional nicht viel zwischen ihnen und dann sollen sie plötzlich absolut durch das Äußere des anderen ineinander verliebt sein?

Oder sich lieben, nur weil sie ein Mal unterstützt wurden?

Für mich hat hier leider auch die Spannung gefehlt.

Ebenfalls erschließt sich mir der Titel nicht ganz. Der Roman spielt in mehreren Winkeln in Berlin, wobei dem Alexanderplatz keine bedeunde Stellung eingeräumt wird. Wieso dann der Titel?

Einen Pluspunkt gebe ich gerne für den Schreibstil: Er war flüssig, anschaulich und trotz des Mangels an Spannung und Tiefe ließ sich das Buch daher sehr gut und schnell lesen.

Es gab viele Handlungsstränge – viele mögliche Probleme der Zeit auf wirtschaftlicher Ebene, Folgen des Krieges und auch allgemein das Problem von Frauen, sich durchzusetzen, wurden beleuchtet. Doch das leider zu Lasten der Tiefe und Spannung.

Des Weiteren führten einige Handlungen oder Ereignisse ins Leere. Was wird mit Georg, dem Bruder von Vera, der sich so feindschaftlich verhält, seit er vom Krieg zurück ist? Warum verhält er sich so? Fragen, die unbeantwortet bleiben.

Die Autorin verliert sich darin, potenzielle Konflikte aufzubauen, aber nicht zu Ende zu führen.

Alles in allem bin ich deshalb enttäuscht. Dies ist kein Buch, das unter die Haut geht. Die potenziellen Konflikte wurden leider nicht tief genug ausgearbeitet. Es erschien mir als schaute ich ich einem Schauspiel zu, ohne wirklich mitfühlen zu können.

Da hätte man mehr daraus machen können! Zum Beispiel, indem man ein Buch pro Frau geschrieben hätte und nicht auf Biegen und Brechen den Versuch gestartet, deren Geschichten ineinander zu verweben.

Deshalb für mich leider keine Empfehlung. Da gibt es sicherlich bessere historische Romane!

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Veröffentlicht am 16.04.2019

Für mich war es eine Enttäuschung

Stricken. Der Grundkurs
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„Stricken – Der Grundkurs“ von Eva Maria Heller richtet sich an „angehende Strickfans“. Für mich war es eine Enttäuschung. Ich hatte mir erhofft, dadurch einen breiten Einblick in die Welt des Strickens ...

„Stricken – Der Grundkurs“ von Eva Maria Heller richtet sich an „angehende Strickfans“. Für mich war es eine Enttäuschung. Ich hatte mir erhofft, dadurch einen breiten Einblick in die Welt des Strickens zu bekommen, was zu geringen Teilen nur der Fall war.

Außer die verschiedenen Maschenbilder am Anfang konnte ich nur mit wenig etwas anfangen, da ich z.B. Rundstricknadeln verwende, die Autorin jedoch nicht auf das Stricken mit Rundstricknadeln eingeht.

Da ich jedoch gerade das Stricken mit diesen leichter finde als mit mehreren Nadeln, so frage ich mich, wieso sich dieses Buch dann angeblich an „angehende Strickfans“ richtet. Auch die Abbildungen und die Erklärungen generell sind nicht einfach zu verstehen – ich jedenfalls bin daran gescheitert.

Was das Basiswissen zum Stricken angeht, ist dieses Buch also nicht meine erste Wahl und ich empfehle es auch keinen Anfängern weiter. Für Fortgeschrittene, die keine Probleme haben, Beschreibungen oder Abbildungen zu verstehen und sich auch mit den Abkürzungen auskennen, für die könnte dieses Buch vielleicht etwas sein.

[Danke an Randomhouse Bloggerportal und den Bassermann-Verlag für dieses Rezensionsexemplar.]