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Nadines_Buecher

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Veröffentlicht am 17.08.2019

Berührend und dennoch luftig-leicht

Im Freibad
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Rosemary und George, ein Nachkriegspaar, dessen Leben nahezu komplett mit dem Freibad des Londoner Stadtteils Brixton verwoben ist. Kate, eine junge Journalistin, deren Angststörung sie am Leben und der ...

Rosemary und George, ein Nachkriegspaar, dessen Leben nahezu komplett mit dem Freibad des Londoner Stadtteils Brixton verwoben ist. Kate, eine junge Journalistin, deren Angststörung sie am Leben und der Karriere hindert, in Brixton gestrandet. Die erste Begegnung der beiden Frauen zufällig, im Einkaufs-Gewühl des Stadtteils, die weiteren Begegnungen schicksalhaft und mit dem gemeinsamen Ziel, das Brixtoner Freibad zu retten. Rosemary ist längst Witwe, als Kate sie wegen ihrer noch unbeholfenen Kampagne zur Rettung ihres Freibads für das Stadtteilblatt interviewen soll. Kate freut sich, endlich einmal einen richtigen Artikel schreiben zu dürfen, doch ihre Ängste lassen sie linkisch und unbeholfen wirken. Rosemary verordnet der jungen Frau das Schwimmen, macht es zur Bedingung, um ihr das Interview zu geben. Kate muss sich überwinden, versteht aber von Mal zu Mal mehr, was der Älteren - und vielen anderen Brixtoner Bürgern, egal ob wir sie namentlich kennenlernen oder nicht, viel oder nur bruchstückhaft aus ihrem Leben erfahren - dieses Freibad bedeutet, und dass es sich lohnt, für ein gemeinsames Gut zu kämpfen. Auch in dieser Geschichte gibt es Aufs und Abs, Tragik und Komik je mehr wir über die Protagonistinnen und viele eng mit ihnen verbundene oder ihnen kurz begegnende Charaktere, aber besonders über ihre Lebensgeschichten erfahren. So wird George in Rosemarys Gedenkanwelt für uns lebendig und Kate lernt durch die Geschichte der beiden nicht nur das Schwimmen zu schätzen, sondern auch sich selbst.

Eine wunderbare Geschichte, wundervoll erzählt, leise und unaufdringlich, aber mit großem emotionalen Gehalt.

Das Buchcover ist eine einzige Freude - visuell und auch haptisch - und konnte für den Roman nicht besser gewählt werden.

Veröffentlicht am 20.07.2019

Tatsächlich sehr hilfreiche Übungen, um sich seiner selbst bewusst zu werden

Ikigai - Das 12-Wochen-Programm für Glück und Gesundheit
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Nicht nur der Titel, das japanische Ikigai, auch der stilisierte Koi-Teich, in den man blickt schaut man auf das orangerote Cover, mit Seerosen und gespiegelten Schatten, und dem nicht als Versprechen ...

Nicht nur der Titel, das japanische Ikigai, auch der stilisierte Koi-Teich, in den man blickt schaut man auf das orangerote Cover, mit Seerosen und gespiegelten Schatten, und dem nicht als Versprechen sondern als neutraler Hinweis formulierte Untertitel machen Lust auf die Lektüre. Schließlich aufgeschlagen setzt sich die Freude fort: Hübsche bunte Grafiken, die japanisch anmuten aber modern-flächig und deshalb nicht kitschig gestaltet sind, teils ganzseitig zur Einleitung oder Unterstützung eines Kapitels oder als Markierung wenn es um konkrete Übungen geht.
Die französische Autorin verrät relativ viel über sich selbst, ihren Weg zu ihrem Ikigai. Damit werden ihre Erläuterungen schön anschaulich und begreifbar, sogar anrührend. Bei aller Bescheidenheit und dem Willen, die Leserin und den Leser zum eigenen Ikigai zu führen, bleibt aber der Beigeschmack, dass die Dame (offenbar) "ganz oben" war, ein (vermeintlich) glamouröses Leben geführt hat bevor sie dessen überdrüssig wurde, bemerkte dass es ihr nicht guttut, und den Sinn ihres Lebens zu suchen begann. Nicht jeder bewegt sich auf dem roten Teppich oder hat die Möglichkeit zu einem Urlaub in den USA, um nachher Vergleiche ziehen zu können. Nun gut, das mag eine subjektive Empfindung sein und soll die Qualität des Ratgebers nicht schmälern, der doch eine ganze Reihe positiver Eigenschaften hat. Wir werden durch eine Lebenssituation, eine Anekdote oder einen japanischen Brauch an ein Thema herangeführt und bekommen dann in der Zeit zum Spielen die Möglichkeit, uns selbst zum eingeleiteten Thema auszuprobieren, unsere diesbezüglichen Geister zu verjagen.
Die Anleitungen sind präzise und genau, leicht nachvollziehbar und - tatsächlich - ebenso machbar. Ein großer Vorteil und damit ein großes Lob gegenüber hochgeschraubten und verkomplizierten Ratgebern! Ich kann mir sehr gut vorstellen, Schritt für Schritt der Anleitung der Autorin zu folgen und nach 12 Wochen eine vorsichtige Bilanz zu ziehen. Schließlich verweist sie darauf, dass nicht jede/r nach den 12 Wochen ihr bzw. sein Ikigai gefunden haben wird.
Kritik mag sein, dass das Buch keine neuen Erkenntnisse enthalte. Das ein oder andere mag man tatsächlich (bereits) wissen. Aber führt das dazu, tatsächlich etwas zu ändern? Im Großteil der Fälle eher nein. Dafür braucht es angeleitete Vorgehensweisen, eben solche wie die Beschriebenen. An einem Platz, zum jederzeit nachlesen, wie im vorliegenden Buch. Für mich hat es Wirkung. Ein Coaching der anderen, sehr angenehmen Art.

Veröffentlicht am 23.04.2019

Hedgefonds, Trump und Lebenskrisen

Willkommen in Lake Success
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Ein eindringlicher Roman, der seine Protagonisten sehr plastisch und dreidimensional mit ihren doch oftmals eingefahrenen, nur schwer ablegbaren Gewohnheiten, vermeintlichen Wünschen und echten Sehnsüchten, ...

Ein eindringlicher Roman, der seine Protagonisten sehr plastisch und dreidimensional mit ihren doch oftmals eingefahrenen, nur schwer ablegbaren Gewohnheiten, vermeintlichen Wünschen und echten Sehnsüchten, tiefliegenden und aufgesetzten Charaktereigenschaften zeigt. Angesetzt ist die Story im Goldfischteich-Milieu der New Yorker Hedgefonds-Millardäre, in dem sich eliteuniversitätsbeschulte Intellektuelle und Schwätzer tummeln, zu Zeiten der Präsidentschaftswahlen nach Obama. Barry, schwankend erfolgreicher Hedgefonds-Manager jüdischer Herkunft Mitte 40, ist mit Seema, indischer Migrationshintergrund und Jurastudium, noch keine 30, verheiratet. Womit weitere Klischees bedient werden. Doch ein mehr als verpatztes Geschäft und die Krankheit des gemeinsamen Sohnes Shiva belastet das Paar. Barry setzt sich in den Kopf, "sein" Amerika im Greyhound-Bus kennenlernen und zu seiner Uni-Liebe zurückkehren zu müssen. Auf seiner Reise, während der sich die zurückgelassene Seema ebenfalls neu ausrichtet, anders als Barrys gesammelte Luxusuhren, die er mit sich herumschleppt und um die er sich rührender kümmert als um sein Kind, die offensichtlich den Geist aufgeben werden, trifft Barry auf "authentische" Menschen, auf die er sich unbedingt einlassen will, und die sich tatsächlich auch, zumindest eine Weile, auf ihn einlassen. Doch lernt der Geschichtenerzähler, wie er selbst seinen Beruf beschreibt, wirklich aus seinen Erlebnissen, entwickelt er sich zum besseren Menschen, Ehemann und Familienvater? An der ein oder anderen Stelle scheint man auch herauslesen zu dürfen, wie es zur Wahl Trumps hat kommen können.
Grandios in Worte gekleidet, zum lachen, weinen und wütend werden.
Das Cover kann gar nicht anders als einen Greyhound-Bus zu zeigen. Die Sprechblase als Durchsage eines Busfahrers mit Autor und Titel dargestellt vor einem melancholischen Himmel mit Motel-Werbeschild fällt ins Auge und lässt zum Buch greifen, so dass nur noch der Klappentext überzeugen muss, was er definitiv tut.

Veröffentlicht am 09.03.2019

Von Schauspielern und Rollentäuschern

Mord braucht keine Bühne
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Die inzwischen professionelle Detektivin Kate Shackelton ermittelt in ihrem zweiten Fall in Sachen Mord im Umfeld einer Laienspielgruppe. Das Setting im Großbritannien der Nachkriegszeit ermöglicht nicht ...

Die inzwischen professionelle Detektivin Kate Shackelton ermittelt in ihrem zweiten Fall in Sachen Mord im Umfeld einer Laienspielgruppe. Das Setting im Großbritannien der Nachkriegszeit ermöglicht nicht nur rückblickende Handlungsstränge aus der Zeit der britischen Kolonien, sondern auch Einblicke in eine beginnende Emanzipation nicht nur gut gestellter Witwen wie es Kate eine ist, sondern auch ruheloser und ich-bezogener Künstlerinnen wie Regisseurin Meriel und Nachwuchs-Schauspielerin Lucie.
Geschickt wird die Story um einen ausgeraubten Juwelier, der Kate beauftragt, mit dem Mord an einem eher unangenehmen Zeitgenossen und Automobilhändler verwoben. Die Darsteller des Laientheaters, von denen jeder ganz eigene Ziele verfolgt und daher Motive hinter jeder Rolle - ob aus dem Drehbuch oder der im wahren Leben eingenommenen bzw. angenommenen - lauern. Es macht Freude, mitzuraten wer wen aus welchem vorherigen Leben kannte, wer bewusst und aus welchen Gründen täuscht und tarnt, und wie die Schicksale der einzelnen Protagonisten auf tragische Weise miteinander verwoben sind.
Humorige Randbemerkungen zu Auto fahrenden Frauen im Zusammenhang mit dem Fahranfänger Sykes, dem gewitzten und oftmals noch sehr formalen Detektiv-Assistenten, düften gerne häufiger im Roman auftreten. Die Rückblenden in die Lebensläufe der Protagonisten sind geschickt eingestreut, verraten gerade so viel, dass der Spannungsbogen des Krimis gehalten wird.
Das Cover zeigt uns Detektivin Kate in zeitgemäßer Kleidung, wieder von hinten, wieder in der Rolle der Beobachterin. So entsteht ein Wiedererkennungswert zum ersten Band der Serie.
Gerne mehr von Autorin und Detektiv-Duo!

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Veröffentlicht am 08.09.2018

Lahme Gäule - mit gekonnten Szenenwechseln

Slow Horses
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Lahme Gäule – Aufbewahrungsanstalt für Agentinnen und Agenten des MI5, die sich einen dienstlichen Lapsus erlaubt haben und solchen, die von ihren Chefs entsorgt wurden. Dort landet auch der eigentlich ...

Lahme Gäule – Aufbewahrungsanstalt für Agentinnen und Agenten des MI5, die sich einen dienstlichen Lapsus erlaubt haben und solchen, die von ihren Chefs entsorgt wurden. Dort landet auch der eigentlich vielversprechende Agent River Cartwright. Als ein weiterer Frustrierter unter frustrierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht er Routineaufgaben nach. Bis die Entführung eines pakistanischen Jugendlichen, der live im Internet enthauptet werden soll, angekündigt wird. Plötzlich beginnen ungeahnte Kräfte im Team von Jackson Lamb zu wirken, und interne Machenschaften des Secret Service kommen an die Oberfläche, die Tote fordern.

Was einen großen Teil der Spannung des Agenten-Thrillers um eine vermeintlich lahme Truppe an Aussortierten ausmacht, sind die Szenenwechsel innerhalb eines Kapitels. Der Kunstgriff besteht darin, die ersten Sätze eines neuen Abschnitts so zu formulieren, dass man sich vermeintlich noch in der vorangegangenen Szene befindet. Das ist sehr gut gelungen und macht die Story zum Pageturner.