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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2018

Familienclans

Mexikoring
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Dass in Hamburg nächtens Autos brennen war nichts neues. Allerdings ist nun in einem Auto ein junger Mann verbrannt und so hat die Staatsanwältin Chastity Riley einen Fall. Der Tote ist Nouri Saroukhan, ...

Dass in Hamburg nächtens Autos brennen war nichts neues. Allerdings ist nun in einem Auto ein junger Mann verbrannt und so hat die Staatsanwältin Chastity Riley einen Fall. Der Tote ist Nouri Saroukhan, der Sohn eines Mhallamiye Clan-Chefs aus Bremen. Von dieser Problematik mit kurdisch-libanesischen Familienclans hatte ich bisher noch nichts gehört. Es scheint aber so, dass die Polizei neben Bremen auch in Essen und Berlin damit kaum fertig wird. Im Gegensatz zu den bisherigen Büchern spielt die Stadt Hamburg in diesem Band nicht die Hauptrolle. Die Ermittlungen sind zum großen Teil nach Bremen verlagert.
Da ich einige der Vorgängerbände kenne, bin ich mit den Menschen vertraut, die für Chastity wichtig sind. Ich glaube, das ist für das Reinkommen in Simone Buchholz‘ Erzählweise von Vorteil.
Mittlerweile habe ich Chastity Riley echt liebgewonnen. Ich mag ihre Sprache und besonders die witzigen oder sarkastischen Kommentare und Gedanken, die sie in den einzelnen Situationen abgibt. Diese klingen vordergründig ziemlich rauh und lakonisch, aber bei mir kommen sie meist warmherzig rüber. Obwohl die Geschichte insgesamt nicht sehr lang ist, hatte sie zwischenzeitlich einige Längen, weshalb sie bei mir einen Stern einbüßt. Trotzdem bleibe ich Chastity Riley treu und freue mich auf ein/zwei Bücher der Reihe, die ich noch nicht gelesen habe.

Veröffentlicht am 09.09.2018

Sex, Drugs & Rock'n Roll

Drei freundliche Tage und ein Todesfall
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Von Anfang an ist es der Journalist Holger Diekmann der die Vorkommnisse rund um ein Rockkonzert in Osterode sonderbar findet und den Ungereimtheiten nachgeht. Zuerst verschwindet die junge Carina, die ...

Von Anfang an ist es der Journalist Holger Diekmann der die Vorkommnisse rund um ein Rockkonzert in Osterode sonderbar findet und den Ungereimtheiten nachgeht. Zuerst verschwindet die junge Carina, die in dem Bassisten Torsten Dreyer ihren vermeintlichen Vater ausgemacht hat. Kurz darauf wird dieser Torsten Dreyer tot aufgefunden, es sieht nach Selbstmord aus.

Anders als man erwarten würde, scheint Diekmann aber nicht auf die große Story oder Schlagzeile aus zu sein. Im Gegenteil, es ist immer eher persönliches Interesse, das ihn auf die Fährte des Verbrechens bringt. Durch seine Fragen und Gespräche bringt er die Sache immer wieder voran, während sein Freund Kommissar Ingo Behrends sich lieber dahinter verstecken würde, nicht zuständig zu sein. Und so ergibt sich dem Leser öfter das Bild, dass Holger Diekmann fast der bessere Polizist bzw. Ermittler wäre.

Für mich fehlten dem eigentlichen Fall ein bißchen die überraschenden Wendungen. Aber insgesamt ist dieser Harz-Krimi flüssig und angenehm zu lesen. Man merkt, dass der Autor ein Herz für Rockmusik hat und gerne mal diese Geschichte rund um eine Band schreiben wollte.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Guter Krimi in politischem Umfeld

Die Tote im Wannsee
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Dieser Krimi ist angesiedelt in Westberlin in politisch unruhigen Zeit mit Studentenaufständen, alten Naziseilschaften, Stasieinflüssen und vieles mehr. Ich bin ein paar Jahre zu jung, als dass mir die ...

Dieser Krimi ist angesiedelt in Westberlin in politisch unruhigen Zeit mit Studentenaufständen, alten Naziseilschaften, Stasieinflüssen und vieles mehr. Ich bin ein paar Jahre zu jung, als dass mir die politischen Ereignisse in Berlin selbst in Erinnerung wären. Aber die vielen genannten Namen aus Zeitgeschehen und Kultur waren mir doch zum großen Teil vertraut. Dem Autoren-Trio ist es spannender, schlüssiger Krimi gelungen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Geschichte „sich weiter trägt“. Die Figur des Kommissars Heller ist gut aufgestellt, allerdings denke ich, dass man die historische Einbindung in Berlins Geschichte nicht oft wiederholen kann. Dafür sind hier in diesem Buch schon sehr viele Namen und Ereignisse „verbraucht“.

Einen Stern Abzug gibts von mir, weil es mich in Krimis inzwischen nervt, wenn in den Kommissariaten sonderbare Vorgehensweisen auftauchen: Chefs bremsen diejenigen aus, die vernünftig ermitteln, es werden Beweise manipuliert, „von oben“ werden Fälle geschlossen u.ä. Das kommt mir mittlerweile einfach zu häufig vor. Warum können die Zuständigen nicht einfach ihre Arbeit machen, nämlich ermitteln?

Veröffentlicht am 21.07.2018

Suchen und Finden

Helle Tage, helle Nächte
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Erzählt wird die Geschichte von Anna und Frederike. Anna ist die Tante von Frederike und hatte diese als Kind zu sich genommen, als deren Eltern jung starben. Nun ist Anna 72 Jahre alt und hat die erschütternde ...

Erzählt wird die Geschichte von Anna und Frederike. Anna ist die Tante von Frederike und hatte diese als Kind zu sich genommen, als deren Eltern jung starben. Nun ist Anna 72 Jahre alt und hat die erschütternde Prognose Lungenkrebs erhalten. Anna informiert ihre Nichte Frederike über ihren Gesundheitszustand und diese macht sich unverzüglich von einem Auslandsaufenthalt auf den Heimweg. Neben der Information über ihre Erkrankung bittet Anna Frederike inständig, für sie einen Brief nach Lappland zu bringen und diesen an einen Petter Svakko persönlich zu überbringen. Frederike hat wenig Interesse an dieser Aufgabe, zumal Anna sich keinerlei Informationen über Petter oder über die weiteren Zusammenhänge entlocken lässt. Doch geschockt durch die Krebsdiagnose kann sie Anna den Wunsch nicht abschlagen und macht sich mit ihrem VW Bus auf die lange Reise. Lappland ist die Heimat von Ibba, der Mutter von Anna und Marie, Frederikes verstorbener Mutter. Ibba kam durch eine Heirat nach Deutschland auf die Schwäbische Alb und hatte hier sehr unter Heimweh zu leiden. Auch sie ist jung verstorben.

In den von Anna erzählten Abschnitten ist viel von Schuld und großer Lebenslüge zu lesen. Es ist dem Leser schnell klar, dass Anna etwas Wichtiges aus der Vergangenheit aufklären will bzw. muss und dies wohl auch Frederike betrifft. Frederike selbst weiß bei diesem Auftrag nicht, dass sie auch für sich selbst einen Brief von Anna transportiert. Wer viele Bücher und Filme kennt, müsste eigentlich jedes vorstellbare Geheimnis erahnen können. Doch hier ist mir das nicht gelungen. Ich fand ich es sehr originell, eine Variante zu lesen, die mir bisher noch nie begegnet ist.

Man merkt deutlich, dass die Autorin sowohl mit der Schwäbischen Alb als auch mit Lappland sehr vertraut ist und den Lesern gerne diese Landschaften beschreibt. Insgesamt eine schön erzählte Geschichte.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Drah di ned um …

Der Falter
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Der Falter ist der zweite Band um Falco Brunner, vormals Polizist und jetzt Privatdetektiv. Er will mit dem Auto seine beiden Kinder fürs Wochenende bei seiner Exfrau abholen. Mit nur mäßiger Konzentration ...

Der Falter ist der zweite Band um Falco Brunner, vormals Polizist und jetzt Privatdetektiv. Er will mit dem Auto seine beiden Kinder fürs Wochenende bei seiner Exfrau abholen. Mit nur mäßiger Konzentration auf das Verkehrsgeschehen überfährt Falco plötzlich eine Frau auf der Straße, ohne sie wahrgenommen zu haben. Die Frau ist tot. Im Nachhinein wird er entlastet, weil sich herausstellt, dass die Frau schon tot auf der Straße gelegen hat. Dieser nun vorliegende Mordfall wird von Falcos ehemaliger Dienststelle bearbeitet und wegen seiner persönlichen Beteiligung ist er sehr an der Aufklärung interessiert. Dabei kommt Falco zugute, dass der Chef der Ermittlertruppe, Gruber, eine hohe Meinung von ihm hat. Gruber bestimmt sogar, dass Falco in die Ermittlungen offiziell eingebunden wird und lässt ihn Verhöre führen. Für seinen ehemaligen Kollegen Bruno wiederum ist dies als Polizist ebenso wie als neuer Partner von Falcos Ex-Frau Christina schwer auszuhalten.

Die Identität der Toten wird bald bekannt und es gibt noch eine weitere Frauenleiche, die man ebenso auf einer Fahrbahn abgelegt hatte. Die Frauen stehen in einem Zusammenhang zueinander und es kommen nach und nach einige Verdächtige ins Spiel. Aus verschiedenen Rückerinnerungen erfahren wir ein breites Spektrum an häuslicher Gewalt und Mißbrauch. Es war für den Leser nicht leicht, diese erschreckenden Geschehnisse in der Kindheit und auch im Erwachsenenalter zu lesen.

Für mich war dieser Krimi flüssig geschrieben, die Spannung hat das Lesen immer vorangetrieben. Mit Falco Brunner, seinem Ex-Chef Gruber und seiner Ex-Frau mit ihrem neuen Partner Bruno hat Michael Seitz ein interessantes Team zusammengestellt, mit denen er sicher noch weitere Fälle gestalten kann.