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Veröffentlicht am 18.11.2018

kurzweiliger Krimi mit viel norddeutschem Lokalkolorit

Elbspiel
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Bei Philip Goldbergs drittem Fall mit dem Titel „Elbspiel“ vereint die Autorin Nicole Wollschläger ihre Leidenschaften für Bücher und für Schauspiel in einem spannenden Kriminalroman.
In Kophusen, einer ...

Bei Philip Goldbergs drittem Fall mit dem Titel „Elbspiel“ vereint die Autorin Nicole Wollschläger ihre Leidenschaften für Bücher und für Schauspiel in einem spannenden Kriminalroman.
In Kophusen, einer fiktiven Kleinstadt, in die es den Berliner Ermittler Goldberg vor einiger Zeit aus persönlichen Gründen verschlagen hat, plant der frühere Starschauspieler Arno Menzinger ein Comeback mit der Inszenierung des „Jedermann“. Als besonderer Clou sollen die Rollen ausschließlich mit Laiendarstellern aus der Region besetzt werden. Die Aufregungen um die Besetzungen, die bis in die Kophusener Polizeidienststelle reichen, werden bald durch mysteriöse Zwischenfälle und einen ungewöhnlichen Leichenfund getrübt.
Für mich war dieser dritte Band der Einstieg in die Reihe, mich haben auf Anhieb die spritzige Erzählung und die zum Teil kauzigen Charaktere in den Bann gezogen. Ein paar Anspielungen auf die ersten beiden Bände machen neugierig und werfen ein paar Fragen zur Vorgeschichte auf, da dieser Fall in sich abgeschlossen ist, hatte ich nicht den Eindruck, dass mir elementare Vorkenntnisse fehlen.
Der Krimi enthält neben einer spannenden Geschichte mit einigen verzwickten Wendungen sehr viel Lokalkolorit. Ich lebe in der Gegend, in der die Geschichte spielt, so dass mir viele der erwähnten Schauplätze bekannt und vertraut sind, das schafft beim Lesen klare Bilder von den Szenarien.
Insbesondere die Hauptfiguren der Reihe sind toll getroffen, entsprechen herrlich typischen norddeutschen Charakteren ohne dabei platt zu wirken. In diesem Band gibt es noch dazu einen tiefen Einblick hinter die Kulissen einer Theaterinszenierung, die harte Arbeit die damit verbunden ist aber auch die Schattenseiten dieser oft nur scheinbar glänzenden Welt.
Die rund 280 Seiten dieses Bandes bieten meiner Meinung nach kurzweilige Unterhaltung und ausreichend Originalität, um aus der Masse der Krimis hervorzustechen

Veröffentlicht am 16.11.2018

"Jeder braucht eine gute Geschichte..."

Die wundersame Mission des Harry Crane
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Harry Crane führt ein ruhiges wenn auch nicht immer ausgefülltes Leben als Analyst einer Forstbehörde in Pennsylvania. Als seine geliebte Frau Beth bei einem schrecklichen Unfall getötet wird, gerät Harrys ...

Harry Crane führt ein ruhiges wenn auch nicht immer ausgefülltes Leben als Analyst einer Forstbehörde in Pennsylvania. Als seine geliebte Frau Beth bei einem schrecklichen Unfall getötet wird, gerät Harrys Leben aus den Fugen, er verliert den Halt und wird von Schuldgefühlen geplagt. Eine absurd hohe Schadensersatzzahlung veranlasst ihn, seinen Job zu kündigen und in die abgelegenen Wälder der Endless Mountains zu seinen geliebten Bäumen zu fliehen mit der Absicht sich dort selbst zu verlieren. Stattdessen findet er sich jedoch unversehens als Untermieter eines wundersamen Baumhauses wieder. Diese Obhut verdankt er der Begegnung mit der 10-jährigen Oriana und ihrer Mutter Amanda, die ebenfalls auf ganz unterschiedliche Weise mit dem unerwarteten Tod ihres Vaters beziehungsweise Ehemanns zu kämpfen haben. Die resolute Oriana zieht Harry mit sich in die Märchenwelt, die sie um ihre Trauer errichtet hat, denn sie ist zu dem Schluss gekommen ist, in Harry einen Schlüssel für die Lösung ihrer beider Probleme gefunden zu haben.
Harry lässt sich erst nur zögernd auf Orianas Vorschläge ein, je mehr im Wald sein Selbstvertrauen wächst, umso überzeugter steigt er in seine Mission ein, die Geschichte des alten Grum lebendig werden zu lassen.
Das Buch erzählt eine bewegende Geschichte über Verlust, Trauer und die Kraft von Freundschaft. In weiten Teilen verläuft die Erzählung eher ruhig, es gibt viele nachdenklich stimmende Momente, andere Stellen verleiten zum Schmunzeln mit ihrer Situationskomik, Spannung kommt in erster Linie gegen Ende auf.
Eine Besonderheit des Buchs ist sein märchenhafter Charme, es enthält nicht nur ein eigenes Märchen in Form der Geschichte des alten Grum, sondern es tauchen immer wieder Bezüge zu bekannten Märchen auf. Da ist zum Beispiel Oriana, die mit ihrem roten Mantel wie Rotkäppchen durch den Wald streift, der böse Wolf, Harrys und Orianas Mission bedroht, oder auch Anspielungen auf das Märchen von Goldmarie und Pechmarie. Dieses Thema zieht sich konsequent durch das Buch, trotz einem realistischen Grundsatz gibt es Elemente, denen etwas Magisches anhaftet. Sehr gut gefallen hat mir Harrys Charakter, der sehr glaubhaft angelegt ist und mit seiner sensiblen Art überzeugend. Ich habe beim Lesen Anteil genommen an seinem persönlichen Schicksal und seiner Entwicklung, seine Verbundenheit mit den Bäumen hat etwas symbiotisches, der Autor geht sehr einfühlsam mit diesem Thema um. Kleine tragikomische Szenen sorgen dafür, dass das Buch nicht ins Kitschige abrutscht.
Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen, auch wenn es an einigen Stellen zu sehr detailverliebt wirkt und in Nebenhandlungen verliert, hier hätten ein paar Kürzungen gutgetan.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Witzig!

Die Känguru-Apokryphen (Die Känguru-Werke 4)
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Als mein Sohn mir vor einigen Wochen von der Ankündigung zu den Känguru-Apokryphen erzählt hat, war ich zunächst skeptisch. Die Känguru-Trilogie hat Kultstatus, einige Aussprüche und Zitate sind in meiner ...

Als mein Sohn mir vor einigen Wochen von der Ankündigung zu den Känguru-Apokryphen erzählt hat, war ich zunächst skeptisch. Die Känguru-Trilogie hat Kultstatus, einige Aussprüche und Zitate sind in meiner Familie quasi Insider, die Spiele „Halt mal kurz“ oder auch „Game of Quotes“ haben schon des öfteren für Kurzweil gesorgt. Und nun ein paar zusätzlich Anekdoten aus der Schublade? Kann das funktionieren? Mir persönlich hatte schon der dritte Band der Känguru-Reihe nicht mehr allzu gut gefallen, er wirkte sehr hergeholt, die Lacher bemüht, es fehlte an Originalität. QualityLand hat dann einen ganz anderen Ansatz gefunden, aber neben der neuen und ebenso spitzfindigen Geschichte einen schönen Bogen geschlagen zum Charakter des Kängurus.
Die Känguru-Apokryphen erwecken schon den Eindruck eines kleinen Schmankerls für Fans, es greift bewährte Motive auf, wie die skurrilen Geschäftsideen des Kängurus, die kleinen Sticheleien und natürlich auch einige spitzfindige Kritik am politischen aber auch gesellschaftlichen System. Wie schon bei den übrigen Büchern gab es einiges, das mich zum Schmunzeln gebracht hat, aber auch Kapitel, die mich in schallendes Gelächter haben ausbrechen lassen. Man muss diese Art des Humors mögen, dann findet man auch mit den Apokryphen gute Unterhaltung. Für Neueinsteiger würde ich das Buch nicht empfehlen, einige der Gags funktionieren nur oder besser, wenn man mit dem Humor und den Geschichten der Känguru-Trilogie vertraut ist.
Mir wurde das ebook als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, die Geschichten lesen sich gut, ihren kompletten Charme entfalten sie aber erst in dem Hörbuch mit den Live-Lesungen des Autors. Marc-Uwe Kling versteht es nicht nur, unterhaltsame und gesellschaftskritische Anekdoten zu schreiben, erst seine pointierten Lesungen und die Stimme, die er dem Känguru gibt, machen den Genuss rund.

Veröffentlicht am 24.10.2018

märchenhafte Erzählung zum Thema Sprache, aber nicht ganz überzeugend

Der Wortschatz
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Elias Vorpahls Debütroman „Der Wortschatz“ bietet einen interessanten Ansatz. Im Mittelpunkt seiner Geschichte steht keine reale Figur sondern ein Wort, dem der Leser in insgesamt elf Kapiteln auf der ...

Elias Vorpahls Debütroman „Der Wortschatz“ bietet einen interessanten Ansatz. Im Mittelpunkt seiner Geschichte steht keine reale Figur sondern ein Wort, dem der Leser in insgesamt elf Kapiteln auf der Suche nach seiner Bedeutung und Bestimmung folgt. Dabei erlebt das Wort einige Abenteuer in der Welt der Worte und gelangt nach und nach zu der Erkenntnis, wie eng die Existenz und Bedeutung der Worte von den Menschen abhängt, die diese schaffen und benutzen. Abgerundet wird der Band durch liebevolle Illustrationen, die bei der Visualisierung helfen.
Das Buch spielt mit der Sprache und der Wandelbarkeit von Worten, man findet wundervolle Wortkombinationen wie „… sagte das Kamel mit sandiger Stimme“. Es erzählt fantastische Geschichten und bedient sich dabei bekannten Motiven aus Klassikern wie Alice im Wunderland und oder auch der unendlichen Geschichte.
Mich hat das Buch zwiegespalten zurückgelassen. Die Idee hinter dem Buch hat mir gut gefallen. Sprache ist aus unserer Welt nicht weg zu denken, Sprache und Kommunikation sind wichtig, Sprache wandelt sich, das Buch weckt das Bewusstsein, Sprache nicht zu verschwenden, nicht zu verunglimpfen, sondern sensibel damit umzugehen. So ist es für die Worte gefährlich, wenn sie von den Menschen hinausgeschrien oder quasi ausgespien werden, während Gesang für sie eine Wohltat ist. Dem Leser wird neben viel Fantasie aber auch großes Abstraktionsvermögen abverlangt. Während mich einige Szenen verzaubert haben wie Wortspiele oder auch der Freund des Wortes mit dem Namen „Zeig“ oder das Paar „Dichter und Denker“, habe ich mich mit anderen Bildern und Figuren schwergetan. Wieso sieht „die alte Weil“ aus wie eine Schildkröte oder „Wortgewandt“ wie eine Echse?
Auch das zehnte Kapitel um Babel habe ich in seiner Darstellung eher befremdlich empfunden, trotz der anrührenden Auflösung zum Ende des Buchs.
Insgesamt zeigt sich, wie schwer es ist, einem Wort menschliche Eigenschaften zu geben und sein Dasein mit menschlichen Maßstäben zu beschreiben und zu erklären. In einigen Passagen zeigt der Autor beeindruckende Fantasie, umso weniger habe ich verstanden, dass er an einigen Stellen bekannte Vorlagen bedient. Ich persönlich habe „Alice im Wunderland“ nie besonders gemocht, so dass mir auch in diesem Band einige Szenen eher verleidet wurden. Nachdem das Buch vielfach hoch gelobt wurde, hatte ich mir mehr versprochen.

Veröffentlicht am 12.09.2018

Eine Fortsetzung, die es in sich hat

Die Bibliothek der flüsternden Schatten - Bücherkönig
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„Bücherkönig“, der zweite Band aus Akram El-Bahays Reihe um die Bibliothek der flüsternden Schatten, entführt den Leser erneut in die fantastischen Welten von Mythia und die in den Tiefen von Paramythia ...

„Bücherkönig“, der zweite Band aus Akram El-Bahays Reihe um die Bibliothek der flüsternden Schatten, entführt den Leser erneut in die fantastischen Welten von Mythia und die in den Tiefen von Paramythia verborgenen Geheimnisse. Die Handlung knüpft nahtlos an die Ereignisse des ersten Bandes an, den man zum Verständnis der Geschichte kennen sollte, um die Ereignisse und Entwicklungen zu verstehen. Während der Band „Bücherstadt“ in großen Teilen eine Einführung in die Besonderheiten der Stadt und ihrer riesigen unterirdischen Bibliothek darstellt, werden in der Fortsetzung einige der Geheimnisse enthüllt und die Charaktere in zum Teil gefährliche Abenteuer verwickelt.
Dieser Band beginnt nach einem kurzen Prolog gleich mit einer spannenden Szene, dennoch kam beim Lesen bei mir schnell die Erinnerung an die Hauptfiguren Samir und Kani zurück wie an einige der fantastischen Wesen, die sie aus Paramythia befreit hatten. Schnell entstanden wieder leuchtende Bilder vor meinem inneren Auge und ich war erneut von der Geschichte in den Bann gezogen. Auch hier begeistert mich wieder Akram El-Bahays Erzählstil, der sich der Szenerie und den unterschiedlichen Charakteren anpasst.
Die Rolle Kanis gewinnt zunehmend an Bedeutung, einige Szenen werden aus ihrer Sichtweise geschildert, die wechselnden Erzählperspektiven generieren zusätzliche Tiefe. Auch die Rollen anderer Figuren wurden ausgebaut und sorgen bei aller Dramatik für Situationen zum Schmunzeln. Insgesamt gefällt es mir an dem Buch gut, dass nach Momenten mit viel Action die Spannung mit ruhigeren Situationen und nachdenklich stimmenden Dialogen etwas heruntergeschraubt wird, auch der Humor kommt nicht zu kurz.
Gegen Ende dieses Bandes entwickelt sich die Geschichte jedoch in eine sehr von Kampfszenen dominierte Richtung, die ich persönlich nicht mag. Die Entscheidungen und Aktionen mögen zwar wichtig sein für den Verlauf der Trilogie, mir als Leser erschienen sie zu überstürzt und nicht passend zu den Charakteren Kanis und Samirs, die eher von Besonnenheit und Rücksichtnahme auf das Leben anderer geprägt war, zumindest nach meinem Eindruck. Samir wirkte im Laufe der Zeit reifer, verantwortungsbewusster, gegen Ende scheinen die Leben einzelner zunehmend bedeutungsloser zu werden, gleichzeitig mit der wachsenden Brutalität verliert die Geschichte ihren märchenhaften Charme. Ich werde mir genau ansehen, was der Klappentext des dritten Bandes verheißt, wenn dieser so weiter geht, wie der zweite Band endet, dann ist das kein Buch mehr für mich. Inzwischen hat mein 16-jähriger Sohn begonnen die Reihe zu lesen, vielleicht ist das eher nach seinem Geschmack.

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