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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2018

erschreckend

Pharma-Crime
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Dass Medikamente, die man über das Internet kauft, nicht sicher sind, weiß man. Aber, dass sich auch in unseren Apotheken Medikamente ohne Wirkstoff oder mit falscher Dosierung oder mit schädlichen Substanzen ...

Dass Medikamente, die man über das Internet kauft, nicht sicher sind, weiß man. Aber, dass sich auch in unseren Apotheken Medikamente ohne Wirkstoff oder mit falscher Dosierung oder mit schädlichen Substanzen befinden, war mir neu.
Es ist wirklich erschreckend, wie überall aus Profitgier gefälscht und betrogen wird. Von unseriösen Internethändlern, etlichen Zwischenhändlern und Vertreibern von Medikamenten bis zu den großen Pharmafirmen selbst, die im Ausland produzieren lassen, ohne die Reinheit der Wirkstoffe oder die hygienischen Bedingungen der Herstellung zu überprüfen. Viele gepanschte Arzneimittel werden durch etliche Länder hin und her transportiert, sodass man für die Echtheit keine Garantie mehr hat, von einer korrekten Lagerung oder Einhaltung der Kühlkette ganz zu schweigen. Am schlimmsten sind wiedermal die Menschen in der 3. Welt betroffen, die sich die teuren Originalmedikamente nicht leisten können und auf günstige Generika zurückgreifen müssen. Und diese sind fast alle gefälscht, d.h. ohne Wirkung oder sogar mit schädlichen teils giftigen Inhaltsstoffen. Abgelaufene Produkte werden neu etikettiert und in den Handel gebracht und selbst unter den deutschen Apothekern gibt es schwarze Schafe, die gerade beim Anmischen von Zytostatika (Krebsmedikamente), diese verwässern und strecken, um sich zu bereichern. Eine direkte Todesfolge aufgrund unwirksamer Medikamente nachzuweisen, ist nahezu unmöglich. Manchmal sind auch nur einzelne Bestandteile der Originalmedikamente vergiftet, da die Pharmariesen keine Kontrolle darüber haben, woher ihre "Zutaten" genau stammen. Selbst ihnen wird ein Einblick oder ein Kontrollbesuch der indischen oder chinesischen Produktionsstätten verwehrt. Zoll, Interpol, Gesetzesänderungen, Whistleblower, können dem Skandal kaum Einhalt gebieten. Es gibt anscheinend unzählige Wege, wie gefälschte Medikamente in die legale Handelskette eingeschleust werden können. Und selbst, wenn man der illegalen Machenschaften Herr werden würde, blieben immer noch die aus fragwürdigen Quellen stammenden Wirkstoffe für die originalen Medikamente. Kontrollen erfolgen nur stichprobenartig und die Pharmafirmen übernehmen keine Verantwortung. Durch die übermächtige Pharmalobby, bleibt diese Verantwortung nun am einzelnen Apotheker hängen, der unmöglich alle Medikamente prüfen kann, zumal er ja kein dafür notwendiges Labor im Hinterstübchen hat.
Die betroffenen Medikamente sind nicht nur teure Zytostatika, Viagra oder Schlankheitsmittelchen, sondern auch ganz normale Medikamente, für die nicht mal ein Rezept gebraucht wird, wie z.B. Erkältungsmedikamente, Schmerzmittel o.ä. Die Palette geht von Blutdrucksenkern, Herzmitteln, Psychopharmaka, Insulinen und Lipidsenkern über Immunsuppressiva, HIV- Medikamente, Mittel gegen Hepatitis C, Asthmamittel und Kortison bis hin zu Augentropfen, Mittel gegen Schuppenflechte, Magendarnerkrankungen und Heparin. Die Liste ist unendlich und scheint eigentlich alle Medikamente zu betreffen.
Ein sehr erschreckendes Buch, für das jahrelang recherchiert wurde. Die Autoren sind rund um den Globus gereist und haben hinter die Kulissen geguckt, soweit dies möglich war und mit vielen Insidern gesprochen. Es lässt sich gut lesen, allerdings hat mein Interesse im Indienkapitel gegen Ende etwas nachgelassen, da sich alles zu wiederholen scheint. Natürlich müssen viele Beispiele gebracht werden, um zu verdeutlichen, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt und natürlich muß es auch Quellenangaben geben, bzw. aufgeführt werden, mit wem man alles gesprochen hat und welche Firmen und welche Medikamente betroffen sind, aber es wurde dadurch Ende letzten Drittels doch etwas zäh zu lesen. Die Gegenmaßnahmen am Schluß des Buches sind wieder interessant, machen aber nicht wirklich Hoffnung auf baldige Besserung.
Jeder sollte dies Buch lesen oder sich dessen zumindest bewußt sein. Vielleicht lässt sich so etwas Druck auf die Pharmafirmen erzeugen. Aber auch das wird nicht den illegalen Handel mit gefälschten Medikamenten unterbinden.

Veröffentlicht am 22.08.2018

ruhiger, spannender Krimi

Ewiges Eis
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Winter, Kanada, Kälte, Mord, Entführung, ein Zuhälter, eine Arktisexpedition, eine Politikergattin. Aus diesen Zutaten und einigen mehr, doch ich will nicht spoilern, mixt Giles Blunt wiedermal einen spannenden ...

Winter, Kanada, Kälte, Mord, Entführung, ein Zuhälter, eine Arktisexpedition, eine Politikergattin. Aus diesen Zutaten und einigen mehr, doch ich will nicht spoilern, mixt Giles Blunt wiedermal einen spannenden Krimi, der mich diesmal aber nicht ganz so begeistert hat. Ich fand die Aufzeichnungen aus dem Notizbuch der Arktisexpedition ziemlich langweilig (erst auf S. 260 wurde es auch da spannend). Den Teil mit dem Zuhälter fand ich eher unrealistisch und die Polizistin wurde mir irgendwie unsympathisch. Aber ansonsten hat mir das Buch gut gefallen. Es gibt mehrere Fälle aufzuklären, die teilweise auch in Zusammenhang stehen, teilweise aber völlig unabhängige Taten sind. Die letzten 150 Seiten habe ich verschlungen und konnte das Buch nicht mehr weglegen. Der Tathintergrund ist echt der Hammer und man blieb lange im Dunkeln, wie alles zusammenhängt.
Ich lese gerne Giles Blunt Krimis und mir hat auch dieser - trotz einigen leichten Schwächen - gut gefallen, vor allem die Auflösung.

Veröffentlicht am 24.05.2018

herrlich

Schnall dich an, sonst stirbt ein Einhorn!
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Na, das ist doch mal ein echt cooler Ratgeber für Eltern. Lauter ungewöhnliche und darum meist effektive Einfälle, wie man Kindern das ein oder anderen an- bzw. abgewöhnt oder ihr Verhalten ändert.
Am ...

Na, das ist doch mal ein echt cooler Ratgeber für Eltern. Lauter ungewöhnliche und darum meist effektive Einfälle, wie man Kindern das ein oder anderen an- bzw. abgewöhnt oder ihr Verhalten ändert.
Am besten fand ich, wie die Mutter, nach erfolglosen Versuchen, ihre Kinder im Bus davon abzuhalten die anderen Fahrgäste mit Gebrüll, Beleidigen und Rumtoben zu belästigen, die Süßigkeiten der Kinder nahm und sie den Fahrgästen als Entschuldigung anbot. Die verblüften Kinder versuchten daraufhin sich zusammen zu nehmen, denn die Mutter erklärte, das sie ab jetzt bei jedem Fehlverhalten, sich mit Süßigkeiten bei den anderen entschuldigen müsse und wenn sie noch etwas abhaben wollten, sollte am Besten noch was übrig sein, wenn sie zuhause ankämen. Manches ist dagegen etwas krass, z.B. die Müllmänner bitten, das Zimmer des Kindes zu stürmen und zu brüllen :"Wo ist mein Müll !", wenn das Kind wiedermal vergessen hat, diesen rauszustellen. Anderes lässt sich nur schwer durchführen. Aber das meiste ist sehr simpel und gut machbar. Schön auch die Sache mit den Möhern und dem Kübelheben (ohne Möhren - schwerer Kübel, diesen dann gegen einen Leichten austauschen, wenn das Kind das Gemüse gegessen hat. Und siehe da, Gemüse macht so stark, dass man sogar den Kübel jetzt heben kann).
Allerdings gibt es auch Stellen, wo ich mich frage, ob das ernst gemeint ist, wie z.B. die Kritik an der Raupe Nimmersatt, diesem wunderschönen Kinderbuch, dem die Schuld an dicken Kindern gegeben wird, weil sie dort angeblich lernen würden, dass man alles in sich reinstopfen kann und trotzdem gut aussieht. Entweder ist das Ironie oder diese Eltern sind etwas eßgestört. Die Geschichten und Berichte über die ausgefallenen Einfälle wurden von vielen Eltern gesammelt und hier veröffentlicht.
Gefallen hat mir auch der Trick, um die Süßigkeiten an der Supermarktkasse zu verleiden (Verpackung eines Riegels aufheben, und mit Möhren/Kartoffelmatsch füllen und an der Kasse schnell austauschen. Dann empört tun "Hier schmecken die Süßigkeiten ja gar nicht, hier kaufen wir nie wieder Süßes!")
Alles in allem ein sehr schönes und vor allem witziges Buch. Für mich persönlich gab es leider keine Tipps, weil bei einigen Sachen, mein Kind schon zu groß war oder es einfach andere Probleme gab, für die das Buch keine Lösung parat hielt. Aber es zeigt, wie man mit Einfallsreichtum (und Betrügereien) manchmal in der Erziehung weiterkommt.
Ein witziger Elternratgeber, der etwas anderen Art.

Veröffentlicht am 02.01.2018

besser als erwartet

Mordsgifte
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Habe mir das Buch mal vom Wühltisch geholt, weil ich mich etwas für Forensik interessiere. Womit ich nicht gerechnet habe, ist, dass es ganz toll über diverse Drogen informiert. Heroin, Kokain, Amphetamine, ...

Habe mir das Buch mal vom Wühltisch geholt, weil ich mich etwas für Forensik interessiere. Womit ich nicht gerechnet habe, ist, dass es ganz toll über diverse Drogen informiert. Heroin, Kokain, Amphetamine, KO Tropfen usw. Über Legal Highs habe ich aus diesem Buch mehr gelernt als auf einer Fortbildung neulich über dieses Thema.

Der Anfang ist etwas zäh und langatmig, da über historische Giftmorde 18hundertund berichtet wird. Dann aber werden die Todesfälle interssanter und immer aktueller, bis hin zu bekannten heutigen politischen Giftmorden. Es gibt auch ein längeres Kapitel über Patiententötungen durch Pflegepersonal. Bei einigen der Fälle ist der Autor selbst der untersuchende Toxikologe gewesen. Insgesamt ein sehr interssantes, wissenschaftlich und geschichtlich fundiertes Buch, das ich nur weiterempfehlen kann. Werde es im Gegensatz zu den meisten Büchern behalten, denn es ist auch zum Nachschlagen geeignet. Dennoch sind die Geschichten gut geschrieben und es läßt sich leicht lesen.

Veröffentlicht am 23.12.2017

Überleben in Polen zur Nazizeit

Lügen in Zeiten des Krieges
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Ein schönes Buch, bei dem ich erst Bedenken hatte, nicht schon wieder Greueltaten, Folter, Demütigungen und Sadismus, aber von einem kleinen Abschnitt zu Beginn des Buches abgesehen, blieb man davon verschont. ...

Ein schönes Buch, bei dem ich erst Bedenken hatte, nicht schon wieder Greueltaten, Folter, Demütigungen und Sadismus, aber von einem kleinen Abschnitt zu Beginn des Buches abgesehen, blieb man davon verschont. Es ist auch so gut geschrieben, dass es sich wie von selbst liest.

Ein Junge und seine Tante versuchen als Juden in Polen zu überleben. Mit falschen Ausweisen, wechselnden Unterkünften, Klugheit und Glück, entgehen sie den Progromen und Ghettos. Aber sie leben eine Lüge und müssen sich als Christen ausgeben, was zumindest beim Jungen zu Gewissenskonflikten führt. Schaffen sie es, bis zum Ende des Krieges am Leben und zusammen zu bleiben ? Es bleibt bis zum Schluß spannend, ist aber in schlichter Sprache aus Sicht des Jungen geschrieben, sodaß es nichts Reißerischens an sich hat.

Zwischendurch (ich glaube 3x) werden philosphische Gedanken über Dante geäußert, die kursiv gedruckt sind. Ob es Gedanken des Vaters oder des Autors sind, weiß ich nicht, denn da ich diesen Gedanken nicht folgen konnte und nicht verstanden habe, worum es ging, habe ich diese Abschnitte nur überflogen, was dem Buch aber keinen Abbruch tat.

Ein interessanter Einblick in einen Teil unserer Geschichte, der sich sehr schnell liest, da er so gut geschrieben ist. Sehr empfehlenswert.