Hörrunde zu "Der Junge, der Träume schenkte" von Luca Di Fulvio

Eine fesselnde Auswanderer-Geschichte, gelesen von Timmo Niesner
Cover-Bild Der Junge, der Träume schenkte
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Luca Di Fulvio (Autor)

Der Junge, der Träume schenkte

. Jubiläumsausgabe.

Timmo Niesner (Sprecher), Petra Knoch (Übersetzer)

New York, 1909. Aus einem transatlantischen Frachter steigt eine junge Frau mit ihrem Sohn Natale. Sie kommen aus dem tiefsten Süden Italiens - mit dem Traum von einem besseren Leben in Amerika. Doch in der von Armut, Elend und Kriminalität gezeichneten Lower East Side gelten die gnadenlosen Gesetze der Gangs. Nur wer über ausreichend Robustheit und Durchsetzungskraft verfügt, kann sich hier behaupten. So wie der junge Natale, dem überdies ein besonderes Charisma zu eigen ist, mit dem er die Menschen zu verzaubern vermag.

Timing der Hörrunde

  1. Bewerben 15.06.2016 - 17.07.2016
  2. Hören 01.08.2016 - 21.08.2016
  3. Rezensieren 22.08.2016 - 04.09.2016

Bereits beendet

Teilnehmer

Diskussion und Eindrücke zur Hörrunde

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ich mag gekürzte Hörbücher nicht so gerne, aber dieses hat mich gepackt

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Dieses Hörbuch hat mich direkt mitgerissen und abtauchen lassen. Ich wurde sofort von der Geschichte gefangen genommen, anfangs besonders von dem Mut und dem Schicksal von Natales (alias Christmas) Mutter.
Erstaunt ...

Dieses Hörbuch hat mich direkt mitgerissen und abtauchen lassen. Ich wurde sofort von der Geschichte gefangen genommen, anfangs besonders von dem Mut und dem Schicksal von Natales (alias Christmas) Mutter.
Erstaunt hat mich nicht nur an dieser Stelle, die immer wieder aufflackernde Brutalität. Die Begebenheiten, die damit zu tun hatten, passten zugegebenermaßen gut in die Zeit und somit auch zur Geschichte, aber eine Nebenhandlung wurde fast gänzlich von ihr bestimmt. Ich fand das o.k., es ist aber bestimmt nicht jedermanns Sache.
In der Hauptsache jedoch verfolgt man Natales/Christmas´ Geschichte. Er ist ein Lebenskünstler, gaukelt dabei manchen Leuten auch gerne mal etwas vor und erfindet sich immer wieder neu. Er hat eine besondere Ausstrahlung und im Grunde ein gutes Herz. Letzteres verschenkt er an Ruth, doch die beiden trennen zunächst Welten, dann verlieren sie sich aus verschiedenen Gründen sogar ganz aus den Augen. Von da an sind es beide, Christmas und Ruth, deren Geschichte erzählt wird. Man trifft hier auf die schon erwähnte Brutalität, wie auch auf Traurigkeit, Orientierungslosigkeit, Hoffnung, Humor und anderes mehr. Die Bandbreite der Gefühle ist groß.
Wenn man den Titel zu Grunde legt, so mag man sich während des hörens fragen, welche Träume Christmas denn nun schenkt. Das ist allerdings gar nicht so leicht zu beantworten, und es liegt sicher im Auge des Betrachters, was als Traum gelten kann und was nicht. Fest steht für mich, dass es keine nächtlichen, sondern sehr reale Träume sind, und sie handeln von Erfolg, Freundschaft, Liebe etc.. Christmas lässt die Menschen an das Gute glauben, auch wenn sie teilweise einen Preis für diesen und andere Träume zahlen müssen.

Das einzige was ich zu bemängeln hätte ist, dass es sich bei der CD-Ausgabe um eine gekürzte Fassung handelt. Dadurch wirkten einige Szenen leider nicht ganz rund. Obwohl ich gekürzte Hörbücher nicht so sehr mag, empfand ich das hier allerdings als nicht ganz so tragisch, weil der Kern der Geschichte trotzdem gut herausgearbeitet war.
Zudem hat Timmo Niesner die Geschichte sprecherisch toll umgesetzt. So wird eine überwiegend gleichmäßig ruhige und unaufgeregte Stimmung geschaffen, aber ohne dabei langweilig zu wirken, weil er mit den nötigen Betonungen an den richtigen Stellen geradezu spielerisch umgeht.

Diese Hörreise nach Amerika hat mich verzaubert und in eine Welt entführt, die schön und grausam zugleich war. Trotz der Kürzungen ein empfehlenswertes Hörbuch.

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Großstadtmärchen

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Zum Inhalt:
Christmas, ein armer Einwanderersohn aus Italien, rettet die wohlhabende Jüdin Ruth nach einer Vergewaltigung. Trotz des Standesunterschiedes verlieben sie sich ineinander, werden jedoch durch ...

Zum Inhalt:
Christmas, ein armer Einwanderersohn aus Italien, rettet die wohlhabende Jüdin Ruth nach einer Vergewaltigung. Trotz des Standesunterschiedes verlieben sie sich ineinander, werden jedoch durch den Wegzug Ruths aus New York nach Kalifornien getrennt. Aber obwohl beiderlei Lebenswege sehr unterschiedlich verlaufen, können sie sich nicht vergessen.

Mein Eindruck:
Bei dieser gekürzten Fassung der Geschichte ist der Sprecher das größte Pfund. Timmo Niesner weiß den Figuren im Dialog so viel Leben einzuhauchen, dass man verschiedene Leute zu sehen meint. Dazu gelingen ihm die erzählerischen Passagen auf eine Weise, die einem insbesondere bei den brutalen Szenen (und davon gibt es einige) das Blut in den Adern gefrieren lassen.
Leider kann auch der hervorragende Sprecher nicht verhindern, dass das Hörbuch zum Schluss zu sehr beschnitten klingt. Nimmt es sich zu Beginn genügend Zeit, die Charaktere glaubhaft zu zeichnen, wirkt das Ende zu abrupt und lässt den Hörer leicht unbefriedigt zurück.
Diese Kritik ist damit ein Plädoyer für die ungekürzte Fassung oder das ganze Buch. Denn der Autor ist ein großer Könner, was das Einfühlungsvermögen in die unterschiedlichsten Personen mit den unterschiedlichsten Hintergründen an den unterschiedlichsten Schauplätzen anbelangt. Er vermag es genauso glaubhaft einen Kleinganoven zu betrachten, wie er sich in die Psyche einer vergewaltigten Frau findet oder das hektische Leben innerhalb der Medien schildert.
Luca di Fulvio bedient sich dabei eines ausschweifenden Erzählstils, ohne nervtötend zu werden. Von den mit einem feinen Humor und großer Seele ausgestatteten Teilen seiner Geschichte hätte ich gerne mehr gelesen, von den Gewaltszenen (egal wie glaubhaft) hätte es weniger sein dürfen.

Mein Fazit:
Viel Herz, welches leider durch eine zu große Schere teilamputiert wurde.

Mit Wohlwollen 4 Sterne

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Wunderbare Geschichte, leider gekürzt

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Zuerst muss ich sagen meine Rezension bezieht sich auf die Jubiläumsausgabe des Hörbuchs des Lübbe Audios Verlag. Das ist wichtig, da es sich hierbei um eine sehr gekürzte Version des Buches handelt.
Der ...

Zuerst muss ich sagen meine Rezension bezieht sich auf die Jubiläumsausgabe des Hörbuchs des Lübbe Audios Verlag. Das ist wichtig, da es sich hierbei um eine sehr gekürzte Version des Buches handelt.
Der Roman beginnt in Italien mit der dramatischen Zeugung von Natale. Seine Mutter wird vom reichen Gutsbesitzer vergewaltigt. Auch wenn viele meinen sie sollte das Kind nicht behalten, setzt sie sich durch und sucht ihre Zukunft in Amerika. Sie ist eine starke Frau, die alles tut, um ihren Sohn ein besseres Leben zu ermöglichen. Was als alleinerziehende Mutter zu Beginn des 20. Jh. nicht einfach ist. Dennoch kommt Natale, der in den USA Christmas genannt wird mit den Banden seines Stadtviertels in Kontakt. Sein Leben ändert sich als er Ruth trifft. Ihre Begegnung ist dramatisch, denn Ruth liegt schwer verletzt am Straßenrand, Christmas rettet sie und bringt sie ins Krankenhaus und damit beginnt ihre Geschichte.

Der Roman erzählt die Geschichte von Christmas, der in einem von Kriminalität geprägten Stadtviertel aufwächst. Als er Ruth begegnet öffnet sich ein weiterer Handlungsstrang und auch die Geschichte von Ruth wird erzählt. Und schließlich kommt noch ein dritter Handlungsstrang, der die Geschichte von Bill erzählt, Ruths Vergewaltiger. Der Wechsel zwischen den verschiedenen Handlungssträngen macht den Roman sehr abwechslungsreich, da ich immer in völlig verschiedene Welten abtauchen konnte. Wobei ich gegenüber Bill schon einige Mordgelüste entwickelte. Die Charaktere werden sehr gut beschrieben und sie gingen mir alles sehr nah. Gleichzeitig erschafft der Autor ein realitätsnahes Bild der damaligen Zeit. Mich hat das richtig gefesselt. Auch den Schreibstil fand ich sehr gut. Keine langatmigen Beschreibungen, klare Struktur, sie passt zum Buch, klar authentisch mit wenigen Schnörkeln.

Der Sprecher des Hörbuches tut sein Übriges. Die warme Stimme passt sehr gut, er übertreibt auch die Betonungen nicht, es passt einfach. Dazu gibt es immer eine Einstiegsmusik bei jeder CD, die die Spannung nochmals steigen lässt. Das Hörbuch ist sehr gut produziert.

Ein Kritikpunkt gibt es für diese Ausgabe. Ich hatte oft das Gefühl, dass manche Geschichten des Romans zu kurz kamen, so fehlten für mich die Beschreibungen des Charismas oder Besonderheit des Protagonisten. Oder auch die Entwicklung von Nebenpersonen kam nur am Rande. Ich glaube ein Hörbuch was ca. 1400 Minuten im Original hat, auf ein Viertel runter zu kürzen ist einfach zu viel. Aber dennoch würde ich das Buch sehr empfehlen, vor allem für Menschen, die eher kürzere Hörbücher mögen und dennoch eine komplexe Geschichte erzählt bekommen wollen.

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Großartig erzähltes Hörbuch

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Inhalt
New York in den 1920er Jahren: Christmas wandert mit seiner Mutter als Baby von Italien nach Amerika aus. Er träumt von einer eigenen Gang und zieht mit seinem Freund Santo durch die Straßen der ...

Inhalt
New York in den 1920er Jahren: Christmas wandert mit seiner Mutter als Baby von Italien nach Amerika aus. Er träumt von einer eigenen Gang und zieht mit seinem Freund Santo durch die Straßen der Lower East Side, die von Gewalt und Kriminalität beherrscht wird. Sein Leben verändert sich schlagartig als er der 13jährigen Ruth das Leben rettet …

Meinung
"Der Junge, der Träume schenkte" ist eine Geschichte in der es um Träume und um Hoffnung geht. Hoffnung auf ein besseres Leben und auch eine bessere Zukunft – trotz der Diskrepanzen zwischen Arm und Reich. Und auch um die Kunst des Geschichtenerzählens, denn keiner weiß sie besser zu erzählen als Natale oder besser gesagt: Christmas.

Doch Di Fulvio zeichnet ein anderes Bild, als man vielleicht vermuten würde. Es ist nicht das, was durch den Lebensweg eines Jungen verzaubert, sondern das des Amerika des frühen 20. Jahrhunderts, welches von Gewalt und Armut in New Yorks Lower East Side geprägt ist. In dieser wird geprügelt, gehasst aber auch geliebt. Es geht um Gangs und das Überleben in dieser rauen Gesellschaft.

Der Autor erschafft großartige Bilder, die der Sprecher Timmo Niesner mit Bravour umgesetzt hat. Er transportiert Emotionen gekonnt und fesselt an die Geschichte. Einzig das Übermaß an Gewalt und Brutalität und das etwas unrealistische Happy End hätte es für mich nicht gebraucht, weshalb ich einen Punkt abziehe.

Fazit
"Der Junge, der Träume schenkte" ist ein Hörbuch, welches mir spannende und unterhaltsame Stunden beschert hat. Gerne spreche ich eine Empfehlung aus. Insbesondere, da die Handlung durch Timmo Niesner großartig erzählt wird.

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Veröffentlicht am 15.09.2016

Der Geschichtenerzähler

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Cetta bringt einen kleinen Junge zur Welt. Er ist das Ergebnis einer Vergewaltigung durch einen Freund des Gutsherren. Dann aber flieht sie vor diesem Leben nach Amerika. Doch schon auf der Überfahrt wird ...

Cetta bringt einen kleinen Junge zur Welt. Er ist das Ergebnis einer Vergewaltigung durch einen Freund des Gutsherren. Dann aber flieht sie vor diesem Leben nach Amerika. Doch schon auf der Überfahrt wird ihr klar, dass sich ihre Träume wohl nicht erfüllen werden. Um ihren geliebten Natale durchzubringen, muss sie sich prosituieren. Wegen Verständigungsproblemen bei der Einwanderungsbehörde wird aus Natale Christmas. Cetta und Christmas leben in einem rauen Viertel New Yorks, in denen die Gangs das Sagen haben. So lernt der Junge schon früh das Gesetz der Straße kennen. Aber er ist intelligent und hat Phantasie und so tut er so, als gehöre er mit seinem Freund Santos zu den „Diamond Dogs“. Dann rettet Christmas das Mädchen Ruth, welches etwas erleben wollte und dabei an den falschen geraten ist. Christmas verliebt sich sofort, aber Ruth stammt aus einem wohlhabendem Elternhaus. Als Ruth dann auch noch mit ihren Eltern wegzieht, ist Christmas ganzes Bestreben Ruth wiederzufinden.
Der Sprecher des Hörbuchs gibt die Geschichte gut und lebendig wieder. Es ist eine Geschichte, die vom Traum auf ein besseres Leben und von den harten Realitäten erzählt. Es ist oft sehr bedrückend zu hören, wie Cettas Mutter ihre Tochter vor der Vergewaltigung durch den Gutsherrn bewahren will, wie brutal Ruths Peiniger vorgeht und wie rücksichtslos ein Filmproduzent mit Menschen umgeht des Profits willen. Daneben wirken die Gangster fast schon nett.
Cetta ist Realistin und tut, was getan werden muss, um Christmas ein besseres Leben zu ermöglichen. Christmas ist ein sympathischer Junge, der nicht kriminell werden möchte und den die schwierigen Bedingungen fast dazu bringen. Aber er kann Geschichten erzählen und Menschen damit in Bann ziehen. Er trifft Leute, die ihm Möglichkeiten eröffnen und er nutzt sie.
Alle Personen sind ihrer Rolle entsprechend sehr gut dargestellt. Man kann mit ihnen fühlen oder sie von Herzen verabscheuen.
Es ist ein eindringliche und oft brutale Geschichte.

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