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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2018

Eines dieser ganz besonderen Bücher: Verschieben wir...

Verschieben wir es auf morgen
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Mit ihrem autobiographischen Sachbuch "Verschieben wir es auf morgen - Wie ich dem Tod ein Schnippchen schlug" präsentiert Miriam Maertens der Leserschaft eines dieser ganz besonderen Bücher, ein "Gänsehautbuch". ...

Mit ihrem autobiographischen Sachbuch "Verschieben wir es auf morgen - Wie ich dem Tod ein Schnippchen schlug" präsentiert Miriam Maertens der Leserschaft eines dieser ganz besonderen Bücher, ein "Gänsehautbuch". Nein, es wird hier nicht auf die Tränendrüse gedrückt, dazu passt der angenehm lesbare Schreibstil auch gar nicht. Weitgehendst sachlich berichtet die Autorin von ihrer schweren Lungenerkrankung "Mukoviszidose", die ihr, als sie in ihrer Kindheit diagnostiziert wurde, nur noch eine Lebensprognose von wenigen Jahren bescherte.
Miriam wollte nicht als "Kranke" leben, sondern ein weitgehend normales Leben führen, wollte, dass fremde Menschen möglichst wenig oder gar überhaupt nichts mitbekommen. Mit zunehmendem Alter redete sie mit Ärzten auf Augenhöhe. Nicht alle ihre Handlungen konnte ich problemlos nachvollziehen, aber vermutlich kann man das ohne eigenes Erleben auch gar nicht. Außerdem gibt ihr der Erfolg recht - überlebte sie doch das in Aussicht gestellte Höchstlebensalter doch bereits um ein Vielfaches.
Das für mich persönlich Beeindruckendste an diesem Buch war für mich jedoch der wirklich spektakuläre familiäre Zusammenhalt, die einzigartige mentale Unterstützung durch ihre Eltern und ihre beiden älteren Brüder. Dass Miriam Maertens zu einer Schauspielerdynastie gehörte, wusste ich nicht. Es gab also in verschiedener Hinsicht Interessantes zu lesen.

DICKE LESEEMPFEHLUNG!!!

Veröffentlicht am 27.09.2018

Unbedingte Leseempfehlung: Deutsches Haus

Deutsches Haus
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"Deutsches Haus" ist der Name einer Gastwirtschaft in Frankfurt/Main im Jahr 1963, mit großem Engagement, aber nicht übermäßig erfolgreich geführt vom Ehepaar Bruhns. Zum Haushalt gehören noch zwei ledige ...

"Deutsches Haus" ist der Name einer Gastwirtschaft in Frankfurt/Main im Jahr 1963, mit großem Engagement, aber nicht übermäßig erfolgreich geführt vom Ehepaar Bruhns. Zum Haushalt gehören noch zwei ledige Töchter. Eva, die jüngere, ist eine gelernte Dolmetscherin und "fast verlobt", als man ihr anträgt, im ersten "Auschwitz-Prozess" ihre Kenntnisse der polnischen Sprache bei der Übersetzung von Zeugenaussagen und Schriftstücken sowie später auch einem Lokaltermin zur Verfügung zu stellen. Gegen den ausdrücklichen Willen von Eltern und "Fast-Verlobtem" sagt Eva zu. Sie erfährt während ihrer Tätigkeit überraschende Fakten aus der jüngsten deutschen, aber auch ihrer ganz persönlichen Familiengeschichte.
Iris Berben bezeichnet diesen Roman der Erfinderin von "Weissensee", "Ku'damm 56" und "Ku'damm 59" als "genau zur richtigen Zeit" kommend. Das ist leider nur allzu wahr. Lager wie in Auschwitz konnten nur in einer Atmosphäre von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entstehen. Beides gab es wieder während der Handlungszeit dieser Geschichte, wie aus den Reaktionen auf den Prozess ebenso deutlich wird wie aus jenen auf die steigende Anzahl hauptsächlich italienischer Gastarbeiter. Auf die Reaktion vieler heutiger Zeitgenossen auf Kriegsflüchtlinge braucht vermutlich nicht näher eingegangen zu werden.
Das Coverbild (so könnte "Eva" ausgesehen haben) und der Buchtitel (s. o.) passen. Der Stil sprach mich an. Bestimmt wird mir das erzählte Geschehen noch lange in Erinnerung bleiben.

Veröffentlicht am 27.09.2018

Blutiger Rachewinter

Rachewinter
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Mit dem Thriller "Rachewinter" legt Andreas Gruber nach "Rachesommer" und "Racheherbst" den dritten Band seiner Walter Pulaski-Reihe vor, welcher jedoch in sich abgeschlossen und auch ohne Kenntnis der ...

Mit dem Thriller "Rachewinter" legt Andreas Gruber nach "Rachesommer" und "Racheherbst" den dritten Band seiner Walter Pulaski-Reihe vor, welcher jedoch in sich abgeschlossen und auch ohne Kenntnis der früheren Teile der Serie verständlich ist. Da in verschiedenen Städten Deutschlands und Österreichs an wohlhabenden Herren im besten Alter Tötungsdelikte verübt wurden, welche mit einer geheimnisvollen jungen Dame zusammen zu hängen scheinen, arbeitet der Leipziger Kommissar Pulaski wieder einmal mit der sympathischen Wiener Rechtsanwältin Evelyn Meyers zusammen. Der Roman war leicht lesbar, wenn auch manche blutigen Vorkommnisse recht detailliert beschrieben wurden. Der Fall wurde spannend erzählt, logisch aufgebaut und nachvollziehbar gelöst. Sowohl der Buchtitel als auch das Coverbild passen zum erzählten Geschehen.

Veröffentlicht am 16.09.2018

Anders, aber mindestens ebenso gut wie Hape: Jakobsweg

Trauer ist eine lange Reise
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Etliche Jahre zuvor habe ich bereits mit Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg" ein mich überaus berührendes Buch über eine Absolvierung des Jakobsweges gelesen, aber dieses Buch hier beeindruckt mich ...

Etliche Jahre zuvor habe ich bereits mit Hape Kerkelings "Ich bin dann mal weg" ein mich überaus berührendes Buch über eine Absolvierung des Jakobsweges gelesen, aber dieses Buch hier beeindruckt mich beinahe noch etwas mehr.
Hauptunterschiede: Um den Krebstod seiner Frau besser bewältigen zu können, machte sich der Autor mit dem Fahrrad auf den ganzen Weg (Hape flog ja eine weite Strecke und wanderte dann den Rest).
Natürlich geht es viel um das Thema "Sterben", aber ab und an bricht sich Koenigers Beruf (Kabarettist) durch, beispielsweise, als er die Schöpfungsgeschichte erzählt:
Gott war ziemlich im Stress und konnte manche seiner Visionen nicht verwirklichen, wie zB die äußere Erscheinung der Pinguine, die mit langen Reiherbeinen geplant waren. Wegen Lieferschwierigkeiten bei eben diesen Reiherbeinen klebten die Helfer eigenmächtig die Füße gleich an den Pinguinkörper, was Gott zu der Anordnung brachte, diese wenig ansehnlichen Tiere an den von nur wenigen Betrachtern frequentierten Südpol zu verbannen und ihnen die Flügel zu stutzen, "damit sie nicht abhauen können"...
Aufgelockert durch solche Anekdötchen bringt einen das Buch nicht dazu, selbst in Tieftrauer zu versinken, zumal es dem Leser möglich gemacht wird, langsam und glaubhaft - nicht durch "Wunder" - ein Heilen der Seele und ein langsames Zurückkehren ins Leben Georg Koenigers mitzuerleben.

Veröffentlicht am 16.09.2018

Spannende Fährtensuche-Schwenke steht May in Nichts nach!

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
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Was für eine Geschichte! Philipp Schwenke, der Verfasser dieses ebenso an Informationen wie an Unterhaltung reichen Romans, steht seinem bekannten Protagonisten, dem sächsischen Volksschriftsteller und ...

Was für eine Geschichte! Philipp Schwenke, der Verfasser dieses ebenso an Informationen wie an Unterhaltung reichen Romans, steht seinem bekannten Protagonisten, dem sächsischen Volksschriftsteller und Erfolgsautor Karl May, ganz offensichtlich sowohl an Phantasie als auch an Erzähltalent in Nichts nach! Das Buch ist gleichermaßen für Leser mit Vorkenntnissen und Leser ohne Vorkenntnisse das reale Leben des geistigen Vaters von "Winnetou" und "Old Shatterhand" betreffend geeignet. Hier geht es allerdings weniger um diese beiden, sondern mehr um "Kara ben Nemsi", Karl Mays für den Orient zuständigen Helden. Mit tatkräftiger Hilfe Mays glaubten doch damals die Mehrheit der Leser, May und "Karl, Sohn der Deutschen" seien identisch, May habe alle Abenteuer selbst erlebt. Als langsam aufkam, dass dem wohl doch nicht so war, fuhr May, höchstwahrscheinlich erstmalig, um die vorvergangene Jahrhundertwende in Karas Gefilde, erwies sich dort jedoch nahezu durchwegs als kompletter Versager, der statt verfeindete Stämme besiegen zu können, selbst alltäglichen Problemen kaum gewachsen war. Der Leser schwankt zwischen Mitgefühl und Schadenfreude, wenn er zusammen mit Karl May dessen gewahr wird. Ein sehr menschliches und sehr empfehlenswertes Buch!