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Veröffentlicht am 23.12.2019

Ein wirrer (schlecht schmeckender) Potpourri an Handlungssträngen

Klammroth
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Hier haben wir einen weiteren Horrorthriller, den in im Oktober gelesen habe. Im Sommer dieses Jahres hat sich offenbart, dass sicher hinter dem Pseudonym Isa Grimm der erfolgreiche Autor Kai Meyer verbarg ...

Hier haben wir einen weiteren Horrorthriller, den in im Oktober gelesen habe. Im Sommer dieses Jahres hat sich offenbart, dass sicher hinter dem Pseudonym Isa Grimm der erfolgreiche Autor Kai Meyer verbarg und das hat mich ehrlich gesagt überrascht, denn trotz der Hassliebe, die ich mit dem deutschen Autor verbinde, solch einen literarischen Fauxpas hätte ich ihm nicht zugetraut und anders lässt sich Klammroth leider nicht beschreiben.

Alles, blos nicht gruselig
Dabei fängt es ganz vielversprechend an. Ein tragisches Unglück in der Vergangenheit, ein grusliger Tunnel und die Fragen: Was ist damals passiert und was geschieht jetzt in der Gegenwart? Doch nach einem gut gelungenen Prolog kam die Ernüchterung schnell. Als erster wäre da Anais, ich sage es euch gleich: Die gesamte Handlung wird ausschließlich von ihr getragen, leider leibt sie dennoch blass. Ich kam mit ihr überhaupt nicht klar, sie blieb für mich völlig unnahbar. Es war nicht so, dass ich sie unsympathisch fand, vielmehr, hat sie mich null interessiert. Sie blieb so verschlossen, dass ich mich nicht mal ansatzweise in sie hineinversetzten konnte.

Dadurch hatte ich schon mal eine ordentlichen Dämpfer, doch mit einer spannenden, gruseligen Handlung, hätte ich damit noch leben können. Leider ist dieses Buch vieles, aber bestimmt nicht gruselig. Der Autor versucht sichtlich eine gruselige Atmosphäre zu schaffen, mit Formulierungen, die offenbar bewusst "schaurig" sein sollen, zumeist aber nur gekünstelt wirken. Letztendlich verliert sich der Grusel auch in der wirren Handlung, in denen Schockmomente kein Raum gegeben wird, sich zu entfalten.

Nichts Halbes und nichts Ganzes
Dass die Handlung verworren, aber nicht spannend war, lag vor allem daran, dass man das Gefühl hatte, das Buch könne sich nicht entscheiden, was es denn nun genau erzählen will: Das Portrait einer traumatisierten Frau? Eine übernatürliche Horrorstory? Einen Krimi? Das Buch beschäftigt sich mit dem Mysterium des Tunnels, Anais komplizierte Beziehung zu ihrem Vater und der eigene Tochter, ihre Traumatisierung durch den Unfall, der Aufklärung eines Todesfalls, der vielleicht ein Mord war, das Aufdecken der Machenschaften einer seltsamen Klinik, eine geheimnisvolle alte Villa und dazwischen schwirren dann auch nach ein paar Geisterkinder und ein alter Nazi rum. Insgesamt ergibt das einen wirren (schlecht schmeckenden) Potpourri an Handlungssträngen, von denen keiner wirklich in die Tiefe geht und die Verbindungen sehr arrangiert wirken. Die letztendliche übernatürliche Erklärung fand ich dann obendrein noch absolut lächerlich und selbst für Fanatsy unglaubwürdig.

Fazit:


Klammroth möchte Vieles erzählen, verstrickt sich jedoch in den zahlreichen stark konstruierten Handlungssträngen, sodass sowohl Spannung, als auch Grusel komplett verloren gehen.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.01.2020

Billiges Erotikgetöns ohne nachvollziehbarer Handlung

DRACHE UND PHÖNIX - Band 1: Goldene Federn
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Auf der Suche nach einem passenden Buch für die Drachen Lesenest Challenge stieß ich auf Drache und Phönix. Besonders der Phönix als Fabeltier, was nicht so häufig vorkommt reizte mich und dann spielte ...

Auf der Suche nach einem passenden Buch für die Drachen Lesenest Challenge stieß ich auf Drache und Phönix. Besonders der Phönix als Fabeltier, was nicht so häufig vorkommt reizte mich und dann spielte es auch noch im historischen Venedig? Da kann doch gar nichts schief gehen, dachte ich mir. Tja weit gefehlt.

Meine Meinung:


Venedig im 18. Jahrhundert
Fangen wir mit dem (einzig) Guten an: dem Schauplatz. Die Autorin schildert Venedig detailliert und anschaulich und haucht der Lagunenstadt Leben ein. Man merkt schnell, dass sie offenbar schon dort war, denn die vielen Straßen und Plätze sind all namentlich genannt und genau beschrieben.

Zu dieser detailgetreuen Wiedergab des historischen Settings kommt eine der Zeit angepassten Sprache. Hier wäre ein Glossar mit historischen Begriffen sehr hilfreich gewesen, denn die Autorin macht sich nicht die Mühe Begriffe wie Messer (nicht das Besteck, sondern ein Anrede) innerhalb der Geschichte zu erklären. Zwar ergibt sich vieles aus dem Kontext, dennoch wäre ich für ein Glossar dankbar gewesen. Zudem wirkt es an manchen Stellen gestellt und gezwungen altertümlich. Umso lustiger oder lächerlicher, je nachdem, wird es, wenn dann zwischen den ganzen hochtrabenden Worten plötzlich in Pornosprache gewechselt wird und ständig die Rede von Jans Schwanz ist. Das ist nämlich, entgegen meiner Vermutung beim Lesen des Klapptextes, das Hauptthema.

Wozu eine Handlung wenn man die Seiten mit Sexszenen füllen kann?
Ich hatte mich auf eine romantische Liebesgeschichte eingestellt. Als es dann zum ersten Mal intimer wurde war ich dementsprechend überrascht. „Nun gut,“ dachte ich mir „dann wird’s halt prickelnder als erwartet.“. Wer diesen Blog verfolgt weiß, dass ich durchaus für erotische Romantasy zu haben bin, allerdings sollte es dennoch darüber hinaus eine Handlung geben. In Drache und Phönix ist die Handlung aber nur eine lästige Nebensache um Jans Bettgeschichten ins rechte Licht zu rücken. Und die betreffenden Szenen sind noch nicht mal gut gemacht, da prickelte null Komma gar nichts. Jan schläft sich durch Venedig, wenn er seine Lust nicht gerade durch das Verbrennen der eigenen Hände befriedigt und darüber hinaus passiert kaum etwas, bez. werden die wenigen spannenden Stellen schnell wieder abgebrochen um die nächste intime Szene einzuleiten.

Als wäre das nicht schon öde genug, sind viele Ereignisse ziemlich verworren und oft hatte ich das Gefühl, dass mir Infos fehlen. So scheint die Existenz verschiedener magischer Wesen offenbar allgemein bekannt zu sein, oder auch nicht, so ganz sicher bin ich mir nicht. Während der Schauplatz Venedig, wie bereits erwähnt überaus wortreich geschildert wird, bleibt alles andere, inklusive Charakteren und Hintergründe blass und detailarm.

Fazit:


Mehr ein billiger Erotikabklatsch, als ein interessantes Buch. Venedig wurde toll geschildert, alles andere blieb aber blass und langweilig. Ich habe das Buch nur dank der wenigen Seiten komplett durchgelesen.

Veröffentlicht am 29.12.2019

Nur weil es ein sensibles Thema verarbeitet, muss das Buch noch lange nicht gut sein

Es wird keine Helden geben
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Also erst mal möchte ich der Autorin meinen größten Respekt aussprechen, sich nicht nur mit 16 (in dem Alter hat sie das Buch geschrieben) daran zu wagen ein Buch zu schreiben, sondern sich auch mit solch ...

Also erst mal möchte ich der Autorin meinen größten Respekt aussprechen, sich nicht nur mit 16 (in dem Alter hat sie das Buch geschrieben) daran zu wagen ein Buch zu schreiben, sondern sich auch mit solch einem schwierigen Thema auseinander zu setzten. Zwar muss ich ehrlich bleiben mit meiner Bewertung, aber es ist dennoch bewundernswert.

Eine fragwürdige Protagonistin
In den Buch geht es um die Schülerin Miriam und wie sie den Amoklauf an ihrer Schule zu verarbeiten versucht. Der Amoklauf selbst wird bereits auf den ersten 10 Seiten sehr anschaulich geschildert. Die Angst, Panik und Hilflosigkeit bringt die Autorin sehr gut rüber. Hier dachte ich noch, das wird ein richtig gutes Buch werden. Leider konnte mich der Rest dann nicht mehr so überzeugen.
Das Buch behandelt vorrangig Miriams Verarbeitung des Amoklaufs. Verständlicherweise ist sie vom Geschehen traumatisiert und findet sich nur schwer in der Zeit danach zurecht. Die Art und Weise wie sie mit der Situation umgeht, ging mir jedoch gehörig auf die Nerven. Sicher, ich habe glücklicherweise keinen Erfahrung mit Amokläufen (das wird wohl auch kaum ein Leser bez. die Autorin haben) und jeder Mensch reagiert anders auf traumatische Erlebnisse, aber Miriams Egoismus und ihre pure Sturheit kratzen arg an meinen Nerven.
Die ganze Zeit schlägt sie um sich und jammert rum, dass ihre Familie sie nicht in Ruhe lässt. Prinzipiell ist es ja völlig in Ordnung allein sein zu wollen, Manche können so besser mit ihrem Schmerz umgehen, Miriam hat jedoch niemandem auch nur mit einem Wörtchen gesagt, dass sie lieber allein sein möchte. Ich meine, niemand ist Gedankenleser. Woher soll ihre Familie denn wissen, dass Miriam nicht reden will, wenn sie es ihnen nicht sagt? Es gibt ja schließlich auch Menschen die erst recht reden wollen, wenn sie Probleme haben. Miriam wirft rücksichtslos mit Anschuldigungen und Vorwürfen um sich und stößt die von sich, die nur helfen wollen.

Ein weiterer Punkt, mit dem ich meine Probleme hatte, war die Darstellung von Miriams Alter. Sie ist 15 und verhält sie größtenteils auch eben wie ein 15 jähriges pubertierendes Mädchen. Soweit, so gut. Doch dann schildert die Autrin plötzlich Sachen, bei denen ich nur den Kopf schütteln konnte. Miriam betrachtet in einer Szene Fotos aus den vergangen Jahren, u.a das von einer Party und sagt, dass das die Party war wo sich sie das erste mal abgeschossen hat, yeah. Auch mit ihrer Mutter trinkt sie fröhlich Wein (fragt aber erst nach Wodka) und niemand findet was dabei. Nebenbei war es auch toootaal problematisch mit 14 noch Jungfrau zu sein. Ich finde es äußerst bedenklich, fast schon schockierend, was hier für ein Selbstbild einer Heranwachsenden transportiert wird.

Es gibt keine Moral von der Geschichte
Ihr seht also schon, Miriam ist ein schwierig zu ertragener Charakter. Aber hey, immerhin müsst ihr eure Nerven nur mit ihr allein belasten, denn sämtliche Nebencharaktere sind im Grunde nur Pappfiguren, damit Miriam nicht nur mit sich selbst redet.
Als Leser hofft man, wenigstens über eine Pappfigur, nämlich den Täter Matias etwas mehr zu erfahren, aber Pustekuchen. Es gibt zwar immer wieder Rückblenden, in denen noch beschrieben wird wie Matias gemobbt wird, aber so wirklich erfährt man über den Hintergrund der Tat nichts. Keine Aufarbeitung, nur sehr dezente Hinweise wie man so eine Tat durch einen ordentlichen Umgang miteinander verhinder kann, keine Moral von der Geschichte, nichts. Man erfährt auch nichts darüber wie andere mit dem Amoklauf umgehen. Das Buch dreht sich nur um Miriam, Miriam und nochmals Miriam.

Dabei wirft die Gute einen auch noch etliche Lebensweisheiten an den Kopf, die sich teils selbst widersprechen. Kennt ihr diese Kalender, die jeden Tag so eine "Lebensweisheit" präsentieren, die alle suuper tiefgründig und suuper philosophisch sind? Ich kam mir beim Lesen vor, als hielte ich genau so ein Ding in der Hand. Auf fast jeder Seite gibt Miriam irgendeinen pseudophilosophischen Satz von sich. Mal davon abgesehen, dass sich keine 15 jährige anhört wie ein Automat für alberne Binsenwahrheiten, ging mir als Leser schon allein die schiere Masse solcher oft leeren Phrasen auf die Nerven. Ich kam nicht umhin das Gefühl zu haben, dass dies einfach nur die Seiten füllen sollte, da ja handlungstechnisch kaum etwas passiert.

Fazit


Das Buch beschäftigt sich mit einem wichtigen Thema, konnte dies aber überhaupt nicht gut umsetzen. Neben einem äußerst bedenklichen Bild einer Jugendlichen hat dieses Buch einfach keinen Mehrwehrt, keine Moral von der Geschichte. Anstatt für das Thema zu sensilibisieren wird es überdramatisiert und die Aufklärung an wichtigen Stellen unterlassen. Leider habe ich das Gefühl, dass dieses Buch allein weil es einen Amoklauf thematisiert, von Vielen automatisch gut bewertet wird.

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