Ein wirrer (schlecht schmeckender) Potpourri an Handlungssträngen
KlammrothHier haben wir einen weiteren Horrorthriller, den in im Oktober gelesen habe. Im Sommer dieses Jahres hat sich offenbart, dass sicher hinter dem Pseudonym Isa Grimm der erfolgreiche Autor Kai Meyer verbarg ...
Hier haben wir einen weiteren Horrorthriller, den in im Oktober gelesen habe. Im Sommer dieses Jahres hat sich offenbart, dass sicher hinter dem Pseudonym Isa Grimm der erfolgreiche Autor Kai Meyer verbarg und das hat mich ehrlich gesagt überrascht, denn trotz der Hassliebe, die ich mit dem deutschen Autor verbinde, solch einen literarischen Fauxpas hätte ich ihm nicht zugetraut und anders lässt sich Klammroth leider nicht beschreiben.
Alles, blos nicht gruselig
Dabei fängt es ganz vielversprechend an. Ein tragisches Unglück in der Vergangenheit, ein grusliger Tunnel und die Fragen: Was ist damals passiert und was geschieht jetzt in der Gegenwart? Doch nach einem gut gelungenen Prolog kam die Ernüchterung schnell. Als erster wäre da Anais, ich sage es euch gleich: Die gesamte Handlung wird ausschließlich von ihr getragen, leider leibt sie dennoch blass. Ich kam mit ihr überhaupt nicht klar, sie blieb für mich völlig unnahbar. Es war nicht so, dass ich sie unsympathisch fand, vielmehr, hat sie mich null interessiert. Sie blieb so verschlossen, dass ich mich nicht mal ansatzweise in sie hineinversetzten konnte.
Dadurch hatte ich schon mal eine ordentlichen Dämpfer, doch mit einer spannenden, gruseligen Handlung, hätte ich damit noch leben können. Leider ist dieses Buch vieles, aber bestimmt nicht gruselig. Der Autor versucht sichtlich eine gruselige Atmosphäre zu schaffen, mit Formulierungen, die offenbar bewusst "schaurig" sein sollen, zumeist aber nur gekünstelt wirken. Letztendlich verliert sich der Grusel auch in der wirren Handlung, in denen Schockmomente kein Raum gegeben wird, sich zu entfalten.
Nichts Halbes und nichts Ganzes
Dass die Handlung verworren, aber nicht spannend war, lag vor allem daran, dass man das Gefühl hatte, das Buch könne sich nicht entscheiden, was es denn nun genau erzählen will: Das Portrait einer traumatisierten Frau? Eine übernatürliche Horrorstory? Einen Krimi? Das Buch beschäftigt sich mit dem Mysterium des Tunnels, Anais komplizierte Beziehung zu ihrem Vater und der eigene Tochter, ihre Traumatisierung durch den Unfall, der Aufklärung eines Todesfalls, der vielleicht ein Mord war, das Aufdecken der Machenschaften einer seltsamen Klinik, eine geheimnisvolle alte Villa und dazwischen schwirren dann auch nach ein paar Geisterkinder und ein alter Nazi rum. Insgesamt ergibt das einen wirren (schlecht schmeckenden) Potpourri an Handlungssträngen, von denen keiner wirklich in die Tiefe geht und die Verbindungen sehr arrangiert wirken. Die letztendliche übernatürliche Erklärung fand ich dann obendrein noch absolut lächerlich und selbst für Fanatsy unglaubwürdig.
Fazit:
Klammroth möchte Vieles erzählen, verstrickt sich jedoch in den zahlreichen stark konstruierten Handlungssträngen, sodass sowohl Spannung, als auch Grusel komplett verloren gehen.