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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2018

spannendes und beunruhigendes Gedankenexperiment

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Die Romane von Andreas Eschbach basieren oft auf spannenden Gedankenexperimenten. Da geht es etwa um Maschinen aus Nanopartikeln, die alles aus der Umwelt aufbauen könnten oder den Fund eines Videos, das ...

Die Romane von Andreas Eschbach basieren oft auf spannenden Gedankenexperimenten. Da geht es etwa um Maschinen aus Nanopartikeln, die alles aus der Umwelt aufbauen könnten oder den Fund eines Videos, das Jesus zeigt.
Auch sein neues Buch "NSA Nationales Sicherheitsamt" basiert auf einer solchen Idee.
Der Grundgedanke ist, dass Internet und Computer einige Jahrzehnte früher erfunden wurden und somit auch den Nationalsozialisten zur Verfügung standen. Hauptfiguren des Romans sind zwei Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsamts, die Programmiererin Helene Bodenkamp und Eugen Lettke. Während Helene eine intelligente, aber politisch unbedarfte junge Frau ist, die erst später merkt zu welchen Zwecken ihre Programmierungen von den Nationalsozialisten genutzt werden, hat Lettke früh entdeckt, seine Möglichkeiten der Informationsbeschaffung für seinen persönlichen Rachefeldzug zu nutzen. Eine Demütigung, die er als Jugendlicher von ein paar anderen Jugendlichen erfuhr, hat ihn so tief getroffen, dass er Jahrzehnte später die betroffenen Personen aufspürt, um an ihnen Rache zu üben.
Es entwickelt sich eine spannende Geschichte, die eine gute Mischung aus tatsächlich passierter Geschichte und einer alternativen Version darstellt. Dem Autor gelingt es meisterhaft, eine bedrückende Entwicklung der immer totaleren Überwachung am Beispiel verschiedener Figuren darzustellen. In das Gefühl, dass es gut war, dass die Nazis solche Möglichkeiten der Überwachung damals nicht hatten, schleicht sich beim Lesen immer wieder ein Unbehagen ein, denn diese Überwachungsmöglichkeiten sind ja heute sehr real und ihre Nutzung zu politischen Zwecken auch nicht abwegig.
Das Buch ist also neben einer spannenden Unterhaltung ein wirklich fesselndes Gedankenexperiment, das mich nachdenklich werden lässt über die Gefahren unserer modernen Technologie und noch lange nachklingen wird.

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  • Geschichte
  • Charaktere
  • Spannung
Veröffentlicht am 04.07.2018

rasante Bücherjagd

Die Bücherjäger
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"Die Bücherjäger" ist ein historischer Roman von Dirk Husemann, der in Konstanz 1417 spielt. Dort tagt das Konzil von Konstanz, bei dem es darum geht, die missliche Situation mit mehreren gewählten Päpsten ...

"Die Bücherjäger" ist ein historischer Roman von Dirk Husemann, der in Konstanz 1417 spielt. Dort tagt das Konzil von Konstanz, bei dem es darum geht, die missliche Situation mit mehreren gewählten Päpsten aufzulösen. Einer dieser Päpste ist Baldassare Cossa, nun Papst Johannes XXIII. Er muss zu Beginn des Buches fliehen und seine raffinierte und clevere Art tritt offen zutage. Baldassare macht sich zusammen mit dem Bücherjäger Poggio Bracciolini auf den Weg, wertvolle Schriften antiker Autoren in alten Klosterbüchereien zu finden. In einer dieser Büchereien entdecken sie ein wertvolles Buch und treffen auf ihre zukünftige Wegbegleiterin Agnes von Mähren, die Frau des ermordeten Königs, die auch hinter den Büchern her ist, um ihren Mann zu rehabilitieren. Ihnen gegenüber gibt es Oswald von Wolkenstein, der ebenfalls hinter den Büchern her ist. Es entwickelt sich eine rasante und unterhaltsame Jagd nach wertvollen alten Büchern, man erfährt sehr viel über die damalige Zeit und immer wieder gibt es neben humorvollen Szenen auch Nachdenkenswertes. Ich hatte bisher kein Buch des Autors gelesen, werde aber sicherlich nach weiteren Werken Ausschau halten, denn dieses Buch hat mich sehr gut unterhalten. Es hat die richtige Mischung aus historischer Hintergrund Geschichte, lebendig gestalteten Charakteren und einer spannenden und abwechslungsreichen Handlung.

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  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Originalität
Veröffentlicht am 03.05.2017

lebendig erzählte deutsche Geschichte

Die fremde Königin
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Seit vielen Jahren sind die historischen Roman von Rebecca Gablé immer wieder Lesehighlights, denn ihr gelingt es, Figuren voller Leben zu erschaffen, die im Dialog mit tatsächlichen historischen Persönlichkeiten ...

Seit vielen Jahren sind die historischen Roman von Rebecca Gablé immer wieder Lesehighlights, denn ihr gelingt es, Figuren voller Leben zu erschaffen, die im Dialog mit tatsächlichen historischen Persönlichkeiten stehen und durch sie wird Geschichte lebendig. Mit "Das Haupt der Welt" begann die Autorin eine Reihe über die deutsche Geschichte um 1000 mit dem Schwerpunkt auf den Ottonen. "Die fremde Königin" ist der zweite Band um Otto den Großen und seine Frau Adelheid. Die ist italienische Königin, aber Fürst Berengar hat ihren Mann getötet und will sie zur Heirat mit seinem Sohn zwingen. Doch Otto lässt Adelheid von einem seiner Panzerreiter befreien. Dieser junge Mann, Gaidemar, steht im Mittelpunkt der Geschichte. Er hat es nicht leicht, denn seine uneheliche adlige Herkunft führt dazu, dass er sich seine Stellung im Leben hart erarbeiten muss. Gaidemar ist ein ritterlicher Mann, der treu zu seinen Freunden und seinem König steht und die Königin verehrt, auch wenn sie für ihn unerreichbar ist. Zusammen mit Gaidemar erlebt man beim Lesen die Machtkämpfe und Intrigen, die Otto und seine Verwandten und Verbündeten miteinander ausfechten. Es geht um Bündnisse und Schlachten, die Gefahr durch Ungarn und Slawen und Konflikte mit Italien. Wie immer bei Rebecca Gablé sind die Geschehnisse historisch korrekt dargestellt und wunderbar lebendig und spannend erzählt. Ein Nachwort erklärt, auf welchen Quellen und Informationen sie ihren Roman aufbaute. Neben der großen Politik kommen allgemeinmenschliche Themen wie Liebe und Hass, Rivalität und Freundschaft vor. Auch die unterschiedlichen Gebräuche der Volksgruppen werden durch die Personen und ihr Handeln lebendig. Besonders gut gefällt mir die Darstellung der Personen bis in kleine Nebenrollen hinein. Nach über 750 Seiten fiel mir der Abschied von den Charakteren schwer und ich hoffe auf eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 24.01.2017

fesselnder historischer Roman mit sympathischer Hauptfigur

Die Tochter des Fechtmeisters
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"Die Tochter des Fechtmeisters" von Sabine Weiß ist ein historischer Roman, der im 16. Jahrhundert spielt. Es geht um zwei Brüder, die ihre Mutter durch ein unfaires Gerichtsurteil verlieren und sich danach ...

"Die Tochter des Fechtmeisters" von Sabine Weiß ist ein historischer Roman, der im 16. Jahrhundert spielt. Es geht um zwei Brüder, die ihre Mutter durch ein unfaires Gerichtsurteil verlieren und sich danach alleine durchschlagen müssen und um Kaiser Rudolf, der sich mehr für technische Spielereien und alchemistische Versuche interessiert als um sein Reich, was dazu führt, dass seine Absetzung geplant wird. Vor allem aber geht es ums Fechten und eine Familie, die sich dieser Kunst verschrieben hat. Fechtmeister Fritjoff lebt in Rostock und unterrichtet dort Schüler. Auch seine achtzehnjährige Tochter Clarissa gehört dazu und darf trotz der Bedenken der Mutter mit nach Frankfurt reisen, wo ein großes Schaufechten statt findet, bei dem einige der Schüler zu Fechtmeistern gekürt werden sollen. Man merkt, dass die Autorin viel recherchiert hat, denn die Fechtszenen sind gekonnt und mit der passenden Begrifflichkeit dargestellt.
Die Handlung ist spannend und abwechslungsreich, die Szenen bildhaft dargestellt und die Personen lebendig gezeichnet. Gut gefallen hat mir, dass der Charakter einer Person nicht nach ein paar Sätzen klar wird, sondern sich auch Entwicklungen und Wandlungen ergeben. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, ist aber nicht das dominierende Thema. Nebenbei erfährt man viel über die gesellschaftliche Situation und die religiösen und politischen Konflikte kurz vor Beginn des 30jährigen Krieges.
Mein Fazit: fesselnder historischer Roman mit sympathischer Hauptfigur und Fechten als ungewöhnlicher Thematik

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Mit lebendigen Figuren Geschichte erleben

Gold und Ehre
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„Gold und Ehre“ ist ein spannender historischer Roman von Sabine Weiß. Die Geschichte spielt in der zweiten Hälfte des 17 Jahrhunderts, in der ist in Europa bewegt zugeht. Während in England und Frankreich ...

„Gold und Ehre“ ist ein spannender historischer Roman von Sabine Weiß. Die Geschichte spielt in der zweiten Hälfte des 17 Jahrhunderts, in der ist in Europa bewegt zugeht. Während in England und Frankreich verschiedene Herrscherdynastien sich bekriegen und ihre Sprösslinge auf den Thron bringen wollen, versuchen die Bürger in den Städten die Macht des Adels abzuschwächen und politisch die Macht zu übernehmen, die sie wirtschaftlich bereits haben. Die Autorin lässt die Geschichte des Buches in einem Land beginnen, dessen Geschichte für mich bisher nicht im Blick war, in den Niederlanden. Hier zieht Prinz Wilhelm von Oranien mit seinen Truppen und Verbündeten gegen die Stadt Amsterdam, die sich das nicht gefallen lassen will. Die Hauptfiguren des Romans, die Baumeisterfamilie Aard mit dem jungen Benjamin ist mittendrin und sein Cousin Theo, der gerne Arzt werden möchte. Nicht nur aufgrund der politischen Entwicklungen verlaufen die Pläne der beiden jungen Männer nicht ganz wie sie wünschen. Benjamin wird nach Hamburg geschickt um dort als Baumeister zu arbeiten und Theo einem Schiffsarzt unterstellt, obwohl er nie zur See fahren wollte. Über mehrere hundert Seiten und einige Jahrzehnte entwickelt sich die Geschichte, sowohl die historische als auch die der fiktiven Figuren. Die LeserInnen erfahren von wechselnden Bündnissen, Kindern mit Thronanrecht, Piratenangriffen und dem Streit um die neue Kolonie, die später New York wird, aber auch von einer jungen Frau, die zur Betrügerin wird, um ihre Familie durchzubringen, Freundschaft die sich in Todesgefahr bewährt, dem Wunsch, ein neues Baumaterial zu entwickeln oder durch Heirat einer adligen Frau ganz oben mit dazu zu gehören.
Mir hat das Buch wieder sehr gut gefallen, vor allem der fiktive Teil rund um die Hauptfiguren. In ihnen hat Sabine Weiß nämlich lebendige Charaktere entwickelt, mit denen man mitfiebern kann und sie durch ihr Leben begleiten.

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