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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2020

Es wird seinen Eindruck hinterlassen.

Miracle Creek
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Bevor ich das Buch angefangen habe, habe ich in einer Rezension gelesen, dass man dieses Buch mögen oder hassen kann, aber es wird seinen Eindruck beim Leser hinterlassen – und genau dem kann ich nur zustimmen. ...

Bevor ich das Buch angefangen habe, habe ich in einer Rezension gelesen, dass man dieses Buch mögen oder hassen kann, aber es wird seinen Eindruck beim Leser hinterlassen – und genau dem kann ich nur zustimmen.

Und doch habe ich ein wenig Probleme, eine eigene Rezension zu verfassen. Und zwar nicht, weil ich keine Gedanken zu dem Werk habe, sondern weil es für mich wenig zu kritisieren gibt (was ja bekanntlich super Stoff für eine Rezension ist). Trotzdem werde ich versuchen, alle Punkte abzudecken, wahrscheinlich weniger im Fließtext als ich es mir wünschen würde und eher wie eine Liste, die ich abhake.

Die Handlung an sich ist meiner Meinung nach perfekt. Das Buch wurde mir von verschiedenen Seiten als Thriller / Krimi, aber auch als Roman vorgestellt – Im Endeffekt ist es eine Mischung aus beidem. Der Plot, den man eher einem Thriller zuordnen kann, also der Tod der Patienten in der Kapsel, ist so gut konstruiert, dass er nicht nur völlig glaubwürdig ist, sondern den Leser wirklich mit jedem Kapitel in eine neue Richtung lockt und ihn auf einen neuen Verdächtigen einschiessen lässt. Dabei ist es jedoch kein Sprint, bei dem man nur auf drei Seiten brisante Neuigkeiten erhält, sondern eher ein Marathon, der immer wieder mit neuen Geheimnissen aufwartet, die bisher ungelüftet blieben. Das Ganze ist so dicht und wird nur noch durch die Aspekte bereichert, die ich einem Roman zuordnen würde. Nämlich die verschiedenen Sichtweisen, die wir an den aufeinanderfolgenden Prozesstage erleben. Sie geben Einblick in die unterschiedlichen Charaktere und Lebensgeschichten, die uns oft verborgen bleiben, ohne dabei zu überdramatisch oder unglaubwürdig zu wirken.

Und genauso zwiespältig wie vielleicht das Genre ist, ist auch der Schreibstil. Er ist nicht gestelzt literarisch, aber auch nicht blutig und effekthaschend. Wie das ganze Buch fühlt er sich echt und passend an, ohne dabei langweilig oder simpel zu wirken. Angie Kim schreibt gefühlvoll und vor allem mit Respekt für ihre Figuren und deren Taten, ohne dabei den Leser, seine Spannung und einen hochwertigen Schreibstil zu vergessen.

Ich war mir nach dem Lesen etwas unschlüssig, ob das Thema des Autismus in diesem Buch angemessen behandelt wurde, habe aber aus Rezensionen anderer geschlossen, das dem wohl besonders durch seinen objektiven Standpunkt so wäre. Ein weiteres interessantes und unbekanntes Thema, dass angesprochen wird, ist das Leben koreanischer Familien in den USA: für mich eine Neuentdeckung, über die ich jedoch noch viel mehr erfahren will.
Als einziges hat bei mir somit ein wenig die Affäre zwischen Matt und Mary angestoßen, aber auch dies habe ich als Teil des Plots akzeptiert und je näher man dem Ende kommt, desto deutlicher wird, dass auch dies wichtig ist für die Handlungsweisen der Figuren, die vielleicht auf den ersten Blick unverständlich erscheinen.

Das Buch endet nicht mit einem Knall und hat zwar kein offenes Ende, zeigt aber, dass so wie man schon während des Lesens feststellen musste, es immer weitergeht. Für mich war es ein hervorragendes Buch, dass ich zwar nicht ohne Bedenken jedem empfehlen kann, aber für mich definitiv ein Highlight ist und mich voller Erwartung auf das nächste Buch der Autorin warten lässt – 5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.02.2019

Das Erbe

Die Farben des Feuers
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Erzählt wird die Geschichte der jungen Frau Madleines Péricourt, deren Vater 1927 verstirbt und somit das schwere Erbe der Familienbank in ihre Hände gibt. Zuerst überfordert, meistert sie sich schnell ...

Erzählt wird die Geschichte der jungen Frau Madleines Péricourt, deren Vater 1927 verstirbt und somit das schwere Erbe der Familienbank in ihre Hände gibt. Zuerst überfordert, meistert sie sich schnell und behauptet sich zwischen den Wirren des beginnenden Zweiten Weltkriegs, einiger Börsenskandale und von Habgier trotzenden Menschen.

Die Leseprobe hatte ja schon viel versprochen: interessante Geschichte, tolles Setting und ein richtig guter Schreibstil. Das Buch verfügte über nicht weniger! Elegant und entspannt erleben wir das neue Leben der Alleinerbin, dass erst langsam beginnt und dann richtig Fahrt aufnimmt. Dabei geht der Autor nach einiger Einführungszeit in die Story und die Figuren irgendwann so zielstrebig vor wie Madeleine im Kampf um die Bank, um sie für ihren Sohn zu retten.

Schreiben kann Lemaitre auf jeden Fall. Dabei geht er sehr gründlich, feinfühlig und elegant vor. Zwischendurch eine Priese Bosheit, dann wieder ein kleiner Witz lockern das ganze, perfekt geschliffene Konstrukt auf.

Der Leser muss zwar einige Aufmerksamkeit mitbringen, um zwischen den Intrigen, Namen und Ereignissen durchblicken zu können, aber genauso wie es fordert, gibt das Buch dem Leser eine spannende und gleichzeitig gut geschriebene Geschichte zurück!

(Gleichzeitig habe ich im Lemaitre-Rausch auch das Hörbuch zu „Drei Tage und ein Leben“ gehört. Es fühlte sich zwar vom Schreibstil und der Geschichte ganz anders an, (was wohl an der Eintönigkeit liegt) wird aber auch in dieser französischen Entspanntheit erzählt, die gemächlich durch das Hörbuch leitet und den Leser wundert lässt, dass es doch so schnell vorüber ist.)

Veröffentlicht am 09.10.2018

Ein Mord macht noch kein Weihnachten...

Das Geheimnis der Grays
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Und wieder einmal ein Weihnachts-Krimi aus dem Hause Klett-Cotta: Auf knapp dreihundert Seiten erzählt Anne Meredith in "Das Geheimnis der Grays" genau über dies - das Geheimnis einer Familie. Dabei erinnert ...

Und wieder einmal ein Weihnachts-Krimi aus dem Hause Klett-Cotta: Auf knapp dreihundert Seiten erzählt Anne Meredith in "Das Geheimnis der Grays" genau über dies - das Geheimnis einer Familie. Dabei erinnert ihr Schreib- und Geschichtsstil an die von Rex Stout oder natürlich Agatha Christie - der Großmeisterin des englischen Krimis.

Und obwohl Meredith mich wie diese Autoren begeistern konnte, ist es doch ganz anders! Denn anders als erwartet, erfährt man als Leser schnell von dem Mörder und begleitet vielmehr die Familie auf ihrem Weg, die gleichen Erkenntnisse zu erhalten: zwischen problematischen Familienverhältnissen und der Kälte des Winters für den Mörder manchmal ein leichtes, manchmal anstrengendes Spiel, seine Schuld zu verstecken, während man sich als Leser fragt: Kann er damit davonkommen?

Loben muss man die Autorin wohl auch für ihre Charaktere: Die Protagonisten führen interessant durch die Geschichte und geben dem ganzen Plot eine Atmosphäre, wie man sie nur in solchen Büchern erhält: Die vermeintliche Oberschicht versucht ihre Probleme zu überspielen, während hinter jeder Person eine neue Anekdote steckt.

Auf jeden Fall ein Tipp für Fans, die auch mal ein wenig abseits des klassichen Krimis lesen wollen!

Veröffentlicht am 09.10.2018

Blutrausch - Blut geleckt?

Blutrausch - Er muss töten (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 9)
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Für mich war es der erste Chris Carter. Zuvor hatte ich natürlich schon einiges – besonders gutes – über ihn gehört, aber irgendwie hatte es mich nie wirklich gereizt. Der Klappentext und die Leseprobe ...

Für mich war es der erste Chris Carter. Zuvor hatte ich natürlich schon einiges – besonders gutes – über ihn gehört, aber irgendwie hatte es mich nie wirklich gereizt. Der Klappentext und die Leseprobe von „Blutrausch“ konnte mich dann aber überzeugen!

Und auch der Rest des Buches reihte sich hier ein. Wie schon in der Leseprobe, konnte mich der Plot sofort packen. Ohne aufhören zu können, fliegt man durch die Seiten und schafft ein Kapitel nach dem anderen. Von der ersten bis zur letzten Seite erlebt man hier Hochspannung, immer wieder durchsetzt von blutigen Brutalitäten. Als Leser reist man durch die Gedanken von Opfer, Täter und Ermittler. Hunter und Garcia sind mir als Ermittler sofort ans Herz gewachsen und ich möchte noch mehr Fälle mit ihnen auflösen!



Für mich war dieses Buch das erste der Reihe – für andere bereits das neunte. Gut, dass ich noch 8 weitere Titel vor mir habe! ;)

Veröffentlicht am 09.10.2018

Eine Wucht!

Das weibliche Prinzip
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„Das weibliche Prinzip“ - ein Titel, der schon sofort Gedanken an Feminismus und Sexismus weckt. Irgendwie wirkt er wie ein Wahlspruch einer emanzipierten Politikerin, aber auch wie ein Spruch, den ihre ...

„Das weibliche Prinzip“ - ein Titel, der schon sofort Gedanken an Feminismus und Sexismus weckt. Irgendwie wirkt er wie ein Wahlspruch einer emanzipierten Politikerin, aber auch wie ein Spruch, den ihre männlichen Widersacher herablassend über sie publizieren. Von Wolitzer habe ich bis jetzt nur am Seitenrand etwas mitbekommen und noch kein Buch gelesen und doch kündigt ihr amerikanischer Verlag ihr neues Werk als “this era’s Great American Novel” an.

Das Cover hat bei mir als Erstes die Aufmerksamkeit geweckt – das Bunte stach einfach sofort heraus! Natürlich war mir auch schon der Name geläufig, wenn eben auch nur vom Hören-Sagen.
Angesprochen hat mich dann aber auch sofort der Klappentext: Eine weitere Geschichte an einer Universität (in diesem Fall dem Ryland College) mit hoffentlich starken Charakteren in einem spannenden Setting, dass nur so von politischen Aussagen trieft.

Der Leser begleitet verschiedene Lebenswege über Jahrzehnte hinweg – natürlich aus verschiedenen Sichten. Es wird mal wieder spannend, welchen Blick unterschiedliche Figuren auf die Welt haben. Das Buch lässt sich toll lesen – es ist mal ein anderer Schreibstil (besonders haben mir die Wiederholungen im Satzbau gefallen), auch wenn es seine Zeit braucht, um sich mit Allem vertraut zu machen. Beigetragen hat da wohl auch die hervorragende Übersetzung von Henning Ahrens, der weiß, den amerikanischen Stil der Autorin einzufangen.

Die Protagonisten sind – wie ich gehofft habe – interessante und eigensinnige Figuren, die mit ihren Ecken und Kanten wirklich real wirken. Wir nehmen teil an den Fragen des Lebens, nach der Sinnsuche – und natürlich an einem Diorama einer Gesellschaft, die sich gerade erneuert, wie noch nie zuvor.

Für mich ist „Das weibliche Prinzip“ wirklich ein Buch, an das ich noch öfter denken werde. Es reiht sich ein in eine herausragende Reihe amerikanischer Romane der letzten Jahre, zusammen mit „Ein wenig Leben“ und „Geister von Nathan Hill. Unbedingt lesen!