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Veröffentlicht am 09.10.2018

Funkelndes Debüt mit Schwächen im Ende

Nebenan funkeln die Sterne
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Lilly Adams lässt mit ihrem Debütroman "Nebenan funkeln die Sterne" nicht nur den Bücherhimmel, sondern auch die Gesichter ihrer Leser aufleuchten.

Inhalt
In einem selbstauferlegten Isolationshaft lebend, ...

Lilly Adams lässt mit ihrem Debütroman "Nebenan funkeln die Sterne" nicht nur den Bücherhimmel, sondern auch die Gesichter ihrer Leser aufleuchten.

Inhalt


In einem selbstauferlegten Isolationshaft lebend, verbringt Emma mehr Zeit auf Instagram mit Online-Freunden wie Brittany als in der wirklichen Welt. Viel lieber bleibt die gebürtige Deutsche in ihrem kleinen Londoner Apartment mit Dachterrasse, als dass sie die Vielfältigkeit der Stadt erforscht. Denn setzt sie auch nur einen Zeh vor die Haustür, steigt ihr Puls rasant an und Panik droht sie zu überwältigen. Als aber der charmante Nathan auftaucht, wird ihr Leben ordentlich aufgewirbelt.

Handlung und Spannungsbogen


Die Handlung ist für mich allen voran in der Mitte des Buches wirklich gelungen. Zu Anfang geht es hauptsächlich um die Einführung in Emmas Leben und an einer Stelle ziehen sich die Alltagsbeschreibungen minimal. Als dann aber Nathan immer mehr vorkommt, wird der Handlung mehr Schwung verliehen und auch Emmas Freundin Brittany zusammen mit ihrer Tochter peppen das Ganze auf. Leider ist Nathan insgesamt über die ganze Handlung hinweg nicht allzu präsent, was es einem zu Beginn schwer macht, Emmas sofort sehr starken Gefühle ihm gegenüber komplett nachzuvollziehen. Zum Ende hin wirkt die Handlung leider ein wenig gehetzt, zu unrealistisch und perfekt aber nichtsdestotrotz ist der Schluss herzerwärmend süß.
Die Spannung wurde durch das ganze Buch hinweg aufrechterhalten, bis auf die wenigen Stellen, bei denen Emmas Alltag zu lang und ausführlich beschrieben wird. Man fiebert die ganze Zeit darauf hin, dass Emma aus ihrem Kokon kriecht, man will erfahren, warum sie sich so isoliert und das Happy Ending hängt auch kurzzeitig in der Schwebe.

Figuren


Bei den Figuren hat es Lilly Adams geschafft, lebendige Charaktere, die man schnell ins Herz schließt, zu kreieren. Man merkt sofort, dass mehr hinter Emmas frei gewählter Isolation steckt und auch Nathan lässt durchblitzen, dass da mehr ist. Man will Emma wachrütteln und ihr einen Tritt in den Hintern verleihen, wenn sie es mal wieder nicht schafft der griesgrämigen Mrs. Frampton die Stirn zu bieten. Ihre Panik gegenüber der Außenwelt ist greifbar, ohne dass sie aufgesetzt wirkt und man findet sich als Leser in vielen Aspekten von Emma wieder. Zum Beispiel wenn beschrieben wird, wie es Emma zu Anfang beim Yoga ging... ("Achso, das Atmen hatte sie dabei völlig vergessen."). Ein Beispiel dafür, wie Adams es geschafft hat, ihre Figuren plastisch darzustellen ist, wenn Nathan Emma ohne zu Fragen das Geld für Stifte, die sie unbedingt haben wollte aber wegen dem vergessenen Geldbeutel nicht kaufen konnte, auslegt. Das zeigt, dass er hilfsbereit ist, anstatt dass man schreibt "Nathan war sehr hilfsbereit" und lässt ihn echt wirken.

Aufbau des Buches


Eine raffinierte Idee waren in diesem Buch die Hashtags, die unter jeder Kapitelzahl standen - passend zu dem Thema "Instagram" - und schon ein wenig angedeutet haben, um was es in dem nachfolgenden Kapitel gehen würde. Auch war unter den Hashtags immer eine Bildunterschrift von Emmas Instagramaccount zu finden, sowie ein paar Antworten ihrer Follower, sehr detailreich und wie ich denke auch äußerst geschickt gemacht. Letztlich waren die sporadisch eingefügten Instagram-Chatverläufe zwischen Emma und Brittany auch ein willkommenes auflockerndes Element.

Schreibstil


Der Schreibstil war mit einer der besten Dinge an dem gesamten Buch. Großes Kompliment an Lilly Adams dafür, dass sie gleichzeitig erfrischend humorvoll und nachdenklich poetisch schreiben kann. Noch dazu treffen ihre Beschreibungen den Nagel auf den Kopf, wenn sie Instagram als "Jahrmarkt der Eitelkeiten" beschreibt oder eine Melancholie, die "über ihren [Emmas] Rücken, den Nacken bis tief ins Stammhirn" kriecht. Der Schreibstil macht es einem nicht schwer, viel am Stück zu lesen und es einfach nur zu genießen.

Cover


Das Gold in der oberen linken Ecke spiegelt perfekt das "Funkeln" des Titels wider und zusammen mit den angenehmen Blautönen und dem Titel, der sich an die Lichterkette schmiegt, kann man das Cover nur als gelungen bezeichnen.

Fazit


Insgesamt ist „Nebenan funkeln die Sterne“ ein lesenswerter Roman mit ein paar Macken, vor allem am Schluss, aber wer oder was hat denn in unserer Welt keine davon?

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Gefühl
  • Handlung
Veröffentlicht am 29.08.2018

Bunter Wind mischt die Bücherwelt auf

Leinsee
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Mit ‚Leinsee‘ hat Anne Reinecke einen Debütroman geschrieben, der so schnell nicht im Sumpf gelesener und vergessener Bücher versinken wird. Er erzählt die Geschichte von Karl.
Karl, der noch nicht mal ...

Mit ‚Leinsee‘ hat Anne Reinecke einen Debütroman geschrieben, der so schnell nicht im Sumpf gelesener und vergessener Bücher versinken wird. Er erzählt die Geschichte von Karl.
Karl, der noch nicht mal dreißigjährige erfolgreiche Künstler aus Berlin.
Karl, dessen Vater gestorben und dessen Mutter schwer krank ist.
Karl, dessen Leben aus den Fugen gerät.
Als er nach dem Tod seines Vaters in seinen Heimatort Leinsee zurückkehrt, bleibt er dort hängen. Er kümmert sich um seine Mutter und residiert über diese Zeit hinweg in dem Haus seiner Eltern, das direkt am Leinsee liegt. Gott weiß wann taucht Tanja auf, ein achtjähriges Mädchen voller Energie, das Karl wieder zurück ins Leben schubst. In dem Buch begibt sich Karl auf einen Weg durch dunkle Trauer und helles Glück. Helles Glück, das ihm eine große Liebe bringt.

Ein Roman, den ich jedem empfehlen kann, der auf der Suche nach etwas Anderem, etwas Neuem ist. Denn eins ist ‚Leinsee‘ definitiv: Frischfleisch in der Büchertheke. Das Buch behandelt zwar bereits von anderen Büchern bekannte Themen, wie Verlust von Eltern und Liebe aber ist in der Idee und Umsetzung originell.

So positiv wie ich diese Neuartigkeit auch finde, einen Kritikpunkt bezüglich des Spannungsbogens habe ich.
Und zwar ist mir ein „Hängebauch“ in der Spannung aufgefallen. Damit meine ich, dass sich das Buch mittig spannungsweise gezogen hat. Die Spannung hatte eben einen Durchhänger. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen, liegt das wahrscheinlich daran, dass es einen Großteil des Buches dauert bis die Flamme der auf dem Buchrücken angepriesenen großen Liebe so richtig entfacht.
Die Handlung ist erfolgreich zusammenhängend geschrieben worden. Die oft vorkommenden Verweise auf frühere Stellen im Buch, haben in mir immer ein Gefühl von „Wow, ist das gut durchdacht! Das spielt doch darauf an!“ geweckt. Ein Beispiel hierfür ist wie Tanja einmal nach dem Marmelade Kochen mit Karl beim Aufräumen des Geschirrs die Geschirrschublade auf und zu gezogen hatte und dabei einen bestimmten Rhythmus erzeugt hatte. Später im Buch hat Karl bei einem Streit mit seiner Freundin Mara aus Berlin auch die Geschirrschublade auf und zu gezogen und das hat eben an Tanja erinnert. Solche Kleinigkeiten ziehen sich durchs gesamte Buch und waren für mich erfreuliche Easter Eggs!
Zuletzt ist die Handlung für mich in zwei Teile geteilt. Zuerst steht der Tod von Karls Vater und das sich Kümmern um seine Mutter im Vordergrund und danach erst die große Liebe, was ich ein wenig seltsam fand aber bei genauerem Überlegen ist mir keine andere Möglichkeit eingefallen, wie ich es nicht seltsam gefunden hätte, deswegen gehört sich das wohl einfach so.

Für mich das aller Beste an dem gesamten Buch, war der Schreibstil. Dieser war auf seine eigene Art und Weise witzig und angenehm distanziert. Diese Distanz führte nicht zu einem Hineinfühlen in die Hauptfigur, was ich hier aber sehr gut fand, weil es für mich die Distanz darstellte, die Menschen aufbauen, wenn sie niedergeschlagen sind. Was ich an dem Schreibstil witzig fand, waren unter anderem die vermeintlich harmlosen Beleidigungen der Hauptfigur im inneren Monolog, die im Kontext dennoch richtig saßen. So kam es dazu, dass sich die Hauptfigur als sie einmal mit einer Figur im Gespräch war, die sie rein gar nicht leiden konnte, fragte, warum sie noch immer mit diesem „Polohemd“ redete. Ich denke wir alle kennen diese eine Person, die man augenrollend als 'Polohemd' bezeichnen können...

Jetzt möchte ich noch auf die Figuren eingehen. Zuallererst natürlich Karl, eine, wie ich finde, dramatische, eigenwillige Figur. Dramatisch deswegen, weil er ein ganzes Hausboot baute, um sich bei Tanja zu entschuldigen und das Hab und Gut seiner Eltern verbrannte, um neu anfangen zu können. Das Eigenwillige zeigt sich darin, dass er als Kunst alle möglichen Gegenstände, sogar tote Lebewesen, vakuumiert und ausstellt, in einer Höhle aus Kleidung und Decken auf dem Boden schläft und sich nicht von Mara dazu zwingen lässt, zurück nach Berlin und in die Künstlerszene zu kommen. Tanja ist furchtlos und voll positiver Energie. Sie klettert auf den Kirschbaum in Karls Garten, schreckt nicht zurück als er mit einem Gewehr dasteht und geht offen auf ihn zu. Allein durch ihre Anwesenheit fühlt sich Karl in seiner schrecklichen Situation getröstet. Beide Figuren ergeben zusammen ein faszinierendes Ensemble, das noch von weiteren Figuren ausgebaut wird, die ich hier aber der Kürze wegen nicht alle charakterisieren werde. Und außerdem will ich euch auch nicht alles verraten

Bevor ich zu dem letzten Punkt, dem Cover, übergehe, möchte ich noch kurz auf den besonderen Aufbau des Buches aufmerksam machen. Jedes Kapitel ist nämlich mit einer besonderen Farbe wie Salamirot, Gottweiß, Taubenblau etc. betitelt und jede dieser Farben lässt sich dann auch im entsprechenden Kapitel wiederfinden. Das hat mit super gut gefallen. Generell wurden in dem Buch Farben immer sehr treffend und originell beschrieben, ein weiterer Pluspunkt!

Das Cover ist in dem typischen Diogenes-Stil gehalten und mit einem kleinen Gemälde von ein paar Bäumen versehen, was ich ansprechend finde auch wenn es nichts wirklich Bahnbrechendes ist.

Insgesamt eine interessante Lektüre, die mir mal etwas ganz Neues gezeigt hat!

Veröffentlicht am 26.08.2018

Für jede Leseflaute ein perfektes Buch

Für jede Lösung ein Problem
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Gerda Thaler. Dreißig, hat eine schreckliche Familie und steht kurz vor dem Selbstmord.
In ‚Für jede Lösung ein Problem‘ geschrieben von Kerstin Gier begleitet der Leser eine Frau, die sich in einer Familie ...

Gerda Thaler. Dreißig, hat eine schreckliche Familie und steht kurz vor dem Selbstmord.
In ‚Für jede Lösung ein Problem‘ geschrieben von Kerstin Gier begleitet der Leser eine Frau, die sich in einer Familie mit vier älteren Schwestern und einer ihre Töchter ewig vergleichenden Mutter unsichtbar fühlt, auf dem Weg zu ihrem gescheiterten Selbstmordversuch und durch das Chaos, das dieser anschließend mit sich bringt. Denn obwohl Gerda, Gerri genannt, ansonsten alles Schritt für Schritt durchplant, hat sie das Scheitern des Versuchs nicht miteinberechnet und ihre Abschiedsbriefe deswegen alle per Post versandt. Leider hat sie in diesen ihren Verwandten, Bekannten und Freunden ordentlich die Meinung gegeigt und da man Gesagtes bekanntlich nicht zurücknehmen kann, muss man mit Konsequenzen leben können…

Als positiv zu bewerten, ist in diesem Buch der klar vorhandene rote Faden. Der Leser wird durch die Umstände geführt, die zu dem Selbstmord führen und anschließend scheint jedes Ereignis natürlicherweise an die richtige Stelle zu fallen. Spannungstechnisch gibt es nicht viel zu bemängeln. Auch wenn man aufgrund des Klappentextes schon von dem zum Scheitern verurteilten Selbstmord weiß, bleibt immer noch Spannung erhalten. Man weiß ja beispielsweise nicht, wieso er scheitert und was genau in den Abschiedsbriefen steht. (Was ich natürlich der Spoiler wegen hier nicht verraten werde ) Trotzdem ist der Roman etwas vorhersehbar, was bei einem klassischen Frauenliteraturroman natürlich häufig vorkommt und hier nicht viel stört, da man meiner Meinung nach solche Bücher allen voran zur Unterhaltung liest und nicht wirklich Tiefsinniges oder dramatische Plot-Twists erwartet.

Vorhersehbarkeit hin oder her, jeder weiß, dass Kerstin Gier es gut versteht, mit ihrem Schreibstil den Leser Seite für Seite umblättern zu lassen. Schon bei der Edelsteintrilogie (Rubinrot, Saphirblau, Smaragdgrün), eine meiner Lieblingsreihen, war ich endlos begeistert. Speziell in ‚Für jede Lösung ein Problem‘ ist mir die Leichtigkeit des Schreibstils, die ein flüssiges Lesen ohne Anstrengung ermöglicht, aufgefallen und bis auf ein paar ‚Igitts‘ und ‚Wähs‘ im inneren Monolog der Hauptfigur und ein paar direkte Anreden an den Leser, was mir persönlich nicht zusagt, kann ich dem Schreibstil nur zwei Däumchen hoch geben. Besonders gefallen haben mir das ein oder andere raffinierte Wortspiel, welche Gier gekonnt einbaut und wie auf humorvolle Art und Weise das Genre der Liebesromane ein wenig auf den Arm genommen wird.

Was die Figuren angeht, trifft man in diesem Buch auf eine bunte Mischung von Charakteren. Gut umgesetzt wurde, dass alle Figuren konsequent ihre Charaktereigenschaften erfüllen. Das nimmt ihnen das Schemenhafte, was Figuren manchmal haben können. So kauft man der Hauptfigur, Gerda, ihre Strukturiertheit und das Verlangen nach Ordnung und Planung ab, da sie sowohl bei ihrem Job als auch bei der Vorbereitung auf den Selbstmord einem strikten Programm folgt. Die Mutter hat über das gesamte Buch hinweg ein Problem ihre Töchter beim Namen zu nennen. Anstatt Gerda bzw. Gerri, Tine, Lulu oder Rika zu sagen, kommt immer ein Salat aus den Anfangssilben eines jeden Namens heraus. Lu-ti-ri, Ge-ri-lu, Ti-lu-ri usw. Noch dazu kommen Aussagen wie ‚Stell dich nicht dümmer als du bist‘ durch das ganze Buch hinweg vor und verleihen den Figuren das gewisse 3D-Feeling.

Nachdem der Inhalt des Buches betrachtet wurde, hier noch kurz eine Anmerkung zum Äußeren bevor es auch schon zur Endzusammenfassung geht. Das Pinkensemble zusammen mit einem sanften hellblau gefällt mir. Was ich erst nach ein paarmal hinsehen meine verstanden zu haben, ist, dass die Frau auf dem Cover einen Briefumschlag hält, was wohl auf die Abschiedsbriefe anspielen soll, durchaus passend wie ich finde. Genauso wie der Titel, der wahrscheinlich auf die vermeintliche "Lösung", die der Selbstmord bringen soll, der jedoch Probleme mit sich bringt, anspielt.

Alles in Allem hat mir ‚Für jede Lösung ein Problem‘ als Lektüre für zwischendurch gut gefallen. Ich denke man kann es gut lesen, wenn man z.B. gerade eine sehr intensive Fantasy-Reihe hinter sich hat und nicht sofort wieder die Nächste anfangen möchte oder einfach kurz etwas lesen will, wo man nicht viel ‚denken‘ muss. Es ist nichts Bahnbrechendes aber für eine Leseflaute trotzdem ein solider Lesespaß.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Solider Fantasyroman mit Luft nach oben

Coldworth City
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Sonst eher bekannt von Liebesromanen mit Herzklopfcharakter wie „Begin Again“, tischt Mona Kasten mit „Coldworth City“ nach der Schattentraum-Trilogie einen neuen Fantasyroman auf und beweist, dass man ...

Sonst eher bekannt von Liebesromanen mit Herzklopfcharakter wie „Begin Again“, tischt Mona Kasten mit „Coldworth City“ nach der Schattentraum-Trilogie einen neuen Fantasyroman auf und beweist, dass man sich als Autor nicht nur in einem Genre bewegen muss.

Inhalt


Ständig auf der Hut vor der AID, aus der sie drei Jahre zuvor ausgebrochen war, lebt Raven zusammen mit ihrem Bruder Knox in einer Schuhschachtel von Wohnung und hält sich und ihn mit einem Job in einem Nachtclub gerade so über Wasser. Sie ist eine Mutantin, was heißt, dass sie über spezielle Fähigkeiten verfügt. Diese nutzt sie, um in nächtlichen Ausflügen für Gerechtigkeit zu sorgen. Ihre Tätigkeiten machen den Untergrund auf sie aufmerksam, der ihr dabei helfen will, ihre Kräfte besser unter Kontrolle zu bekommen. Plötzlich findet sich Raven in einem Kampf gegen das Ende der Mutanten wieder.

Handlung


Wie in jedem Punkt zu diesem Buch, bin ich bei der Handlung zwiegespalten, was deren Qualität angeht. Fünf Sterne wert ist die Tatsache, dass das Buch nicht mit Spannung auf sich warten lässt, sofort spannend beginnt und fortan in kleinen Abständen mit spannungsgeladenen Szenen raushaut. Störend war für mich, dass ein massiver Plot Point vorhersehbar war, den ich aus Spoilergründen nicht genauer beschreiben möchte. Gesagt sei nur, dass das Buch es nicht vollends geschafft hat überraschend zu bleiben.

ACHTUNG: Folgendes kommt einem Spoiler gleich also bitte bis zum nächsten Absatz überspringen, falls du es nicht wissen möchtest

Genauso war es bei dem allergrößten Plottwist der Handlung, zu dem ich mir vorher noch gedacht hatte, dass ich es gut finde, dass in diesem Buch die böse Seite mal nicht nach dem lechzt, wie es sonst der Fall ist, bis sich herausstellt, dass das Gegenteil der Fall ist.


Ein kleinerer Kritikpunkt an der Handlung ist noch, dass ich gerne herausgefunden hätte, was mit Ravens Vater passiert ist, aber so schlimm war es auch nicht, es nicht zu wissen.

Figuren


An den Figuren habe ich rein gar nichts auszusetzen. Wie ich finde waren sie allesamt komplett ausgefleischt und nicht nur irgendwelche Papierfigürchen und auch alle unheimlich witzig. Hier mal nur kurz einer meiner Lieblingssätze von einer Figur, die Raven davon erzählt, wie er seine Wasserkräfte entdeckt hat:

„Vor drei Jahren, mit fünfzehn. Hab an dich gedacht, als ich zum ersten Mal Wasser gekotzt habe.“ (S. 114, Z. 15f.)

Raven hat einen starken Gerechtigkeitssinn, was man daran erkennt, dass sie ihre Gabe für Gutes nutzt. Außerdem ist sie wundervoll schlagfertig und hat immer eine Antwort parat. Ihr Verantwortungsbewusstsein, ihre Fürsorglichkeit und ihren starken Beschützerinstinkt sieht man daran, wie sie sich um ihren Bruder kümmert. Dieser ist tapfer und treu, wie sich zeigt, als er ihr nicht von der Seite weicht als sie schwer verletzt ist. Generell finde ich, dass man in diesem Buch eine ganz besondere Geschwisterliebe erlebt, die durch Dinge wie ein Pancakeritual süß und innig wirkt. Eine Gemeinsamkeit, die sich bei Wade und Raven finden lässt, ist, dass sie es gewohnt sind, alleine zu sein und sich Menschen nicht so schnell öffnen können aber während er immer ruhig und gelassen ist, ist sie stets überladen und stürmisch.

Schreibstil


Der Schreibstil ist unkompliziert echt. Er hat mir wieder und wieder ein Schmunzeln auf die Lippen gezaubert. Mona Kasten versteht es einfach gut zwischenmenschliche Beziehungen zu beschreiben und zum Leben zu erwecken ohne dabei klischeehaft oder hölzern zu wirken. Hier und da wiederholen sich mal ein paar Wörter und es scheint, dass ihre Charaktere ständig ein Funkeln in den Augen haben, aber darüber lässt sich hinwegsehen.
Einzig die mehreren Perspektiven in dem Buch haben mich in ihrem Daseinszweck nicht gänzlich überzeugt. Kapitel sowohl aus Ravens als auch aus Knox‘ Sicht finde ich ja noch gut aber als dann auch noch sporadisch Wade dazu kam, wurde es irgendwie zu viel. Natürlich weiß ich um den Reiz, den es bringt, die Geschichte aus mehreren Perspektiven zu erfahren und ich befürworte das durchaus, nur hier hat es mir nicht gepasst. Dazu war das Gleichgewicht zwischen den Kapiteln aus den verschiedenen Perspektiven nicht ausgewogen genug. Raven hat eindeutig dominiert und so hat es gewirkt als hätte die Autorin Wades Kapitel immer noch dazu getan, um auf einen leichten Weg Informationen über diese Figur an den Leser zu vermitteln und Seiten zu füllen. Der Wechsel kam auch oft so unerwartet, dass ich erst einmal verwirrt war, wer da gerade spricht. Insbesondere bei der einen Figur, die nur ein Kapitel aus ihrer Sicht bekommen hat, konnte ich nicht anders als zu denken, dass das ein simpler Weg war, den Leser Information zu füttern. Ich habe alle anderen Perspektiven noch akzeptieren können, nur diese nicht.

Cover


Das Cover ist sehr gut durchdacht und eine tolle Errungenschaft für das Bücherregal. Man sieht sehr schön eine Skyline, die Coldworth City darstellt und die vielen kleinen Raben spielen auf den Namen der Hauptperson an. Das im Halbdunkel liegende Gesicht gibt außerdem den perfekten mysteriösen Touch und macht es zu einem gelungenen Cover.

Fazit


Sehr viele gemischte Gefühle aber dennoch mochte ich das Buch. Es wäre durchaus noch ausbaufähig gewesen aber gut ist es trotzdem. Wer Mona Kasten mal ganz anders erleben will und Lust auf ein kleines Fantasyabenteuer hat, dem kann ich das Buch nur empfehlen!

Veröffentlicht am 12.09.2018

An der „Grandioses Finale“-Spur vorbei

Save Us
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Nach „Save Me“ und „Save You” legt Mona Kasten mit „Save Us“ den von Vielen heiß ersehnten Abschluss der Maxton-Hall Trilogie nach und lässt Herzen schmerzen über die Tatsache, dass damit die gemeinsame ...

Nach „Save Me“ und „Save You” legt Mona Kasten mit „Save Us“ den von Vielen heiß ersehnten Abschluss der Maxton-Hall Trilogie nach und lässt Herzen schmerzen über die Tatsache, dass damit die gemeinsame Reise des Lesers und der Figuren zu Ende geht. Geschafft, die großen Erwartungen damit zu erfüllen, hat sie meines Erachtens nach nicht.

Inhalt


Nachdem Ruby angeblich wegen James von Maxton-Hall suspendiert wird, setzt dieser alles daran die Sache zu klären und zurecht zu biegen. Während ihr Platz an dem College mühsam zurück erkämpft wird, krieselt es außerdem gewaltig in der Familie Beaufort. James hat nämlich für seine Zukunft ganz andere Pläne als sein Vater ihm vorgibt und so muss er sich Hände und Füße ringend darum kümmern, seine eigenen Ziele verfolgen zu können. Und dann ist da ja auch noch Lydias Schwangerschaft und auch Ember verhält sich seltsam, es passiert also reichlich viel im Maxton-Hall-Universum.

Handlung


Vorne weg ist ein dicker Pluspunkt, dass die ganze Foto-Geschichte schnell aufgelöst wird und nicht ähnlich dem zweiten Buch einen langwierigen Prozess der Trauer und des Misstrauens auf Seiten Rubys mit sich bringt. Sie hört sich seine Erklärungen an, so wie es sich so manch ein Leser verzweifelt in solchen Situationen von den Figuren wünscht. Leider fühlt sich das Ende etwas gehetzt an beziehungsweise meint man schon, dass alles gut wird und dann kommt auf den letzten Seiten nochmal ein gravierender Plotpoint, der relativ schnell abgehandelt wird. Dafür ist das letzte Kapitel dann aber eine süße Abrundung, die dafür gesorgt hat, dass ich das Buch mit einem warmen Gefühl weggelegt habe, nicht zuletzt, weil es auch perfekt das erste Kapitel des ersten Buches aufgreift. Spannungsmäßig fehlt dem Buch das für die anderen Bücher typische Fesselungsvermögen, das mich bis tief in die Nacht hat lesen lassen. Nicht zu vergessen ist die teilweise leider vorhandene Vorhersehbarkeit und mir kam das Buch sehr realitätsfern vor. Das liegt daran, dass mit jedem Buch, die Handlung und die Charaktere immer dramatischer und theatralischer wurden, was mich zu meinem nächsten Punkt bringt:

Figuren


Ein fettes Minus ist bei mir, wie überladen dramatisch und theatralisch der dritte Band auf einmal wurde und das nicht nur handlungstechnisch. Ruby verliert im Laufe der Reihe ihre toughe Art ein wenig, die ich zu anfangs so vergöttert habe. Die dramatischen und schwülstigen Liebesbekundungen fand ich auch teilweise zu dick aufgetragen. Es ist schon verdächtig, wie alle Figuren scheinbar unsterblich verliebt sind, aber das ist durchaus auch Geschmackssache. So manch einer mag das ja. Trotzdem sind alle Figuren herrlich schlagfertig, was mich das ein oder andere Mal sehr zum Schmunzeln gebracht hat.

Aufbau des Buches


Hier noch kurz meine Kritik an den vielen Perspektiven. Dadurch, dass anfangs nur Ruby und James Kapitel aus ihrer Sicht bekommen haben und es ja auch vorrangig um die beiden gehen sollte, hatte ich das Gefühl, dass die nachträglich hinzugefügten Perspektiven eine zufällige Idee waren, die Seiten füllen kann und in diesem Falle aber dadurch von der Haupthandlung abgelenkt hat. Trotzdem war es schön auch etwas aus der Sicht anderer interessanter Figuren zu lesen, nur hätte ich das nicht zwingend benötigt.

Schreibstil


Bis auf ein paar wiederholte Worte, wie zum Beispiel zwei „abgesehen“ in zwei Zeilen und die sehr vielen funkelnden, flackernden, aufblitzenden und glitzernden Augen, die dem Glanz des Schreibstils ein paar Dellen verleihen, ist der Schreibstil angenehm zu lesen und führt einen gut durch die Handlung.

Cover


Eins A. Mehr gibt es nicht zu sagen. Die schönen Goldtöne in meinem Regal stehen zu sehen, wird mich jedes Mal wieder glücklich machen. Und die Tatsache, dass das „Save“ eingestanzt und das „Us“ hervorsteht wenn man mit den Fingern übers Cover streicht, ist eine super tolle Idee gewesen und verleiht dem Ganzen eine gewisse Raffinesse.

Fazit


Immer noch lesenswert und mit dem letzten Kapitel eine schöne Vollendung des Maxton-Hall-Liebessturms, aber bei weitem nicht so vom Hocker hauend wie das erste Buch.